r. Stuttgart, 6. Mai. Der König hat heute fiüh 6 Uhr 44 Minuten in Begleitung des Generaladjutanten Freiherrn von Bilfingen und des Flügeladjatanten Oberst­leutnant Hsfacker seine Reise nach Wien zur Beglückwünsch­ung des Kaisers Franz Joseph zu seinem 60jährigen Re- gterungsjubiläum angetreten! Als der König den eben ciagelanfenen Orient-Expreßzug entlang schritt, trat er auf den auf dem Perron befindlichen Generaladjutanten des Großherzogs von Baden, Generalmajor Dürr zu, der sofort den mit dem gleichen Zuge reisenden Großherzog von der Anwesenheit des Königs in Kenntnis setzte. Großherzog Friedrich eilte schnell aus dem Wagen, worauf eine sehr herzliche Begrüßung zwischen den beiden süddeutschen Fürsten stattfand. Der Großherzog sieht sehr gut aus und nur die dunklen Augmkläser lasse-- die Nachwirkungen des vor Jahren überstandeuen schweren Augenleidens noch in Er­scheinung treten. Nach kurzer Unterhaltung verabschiedeten sich die Fürsten uud der König bezog seinen Salonwagen. Die Ankunft iu Wien erfolgt heute abeud gegen 6 Uhr, woselbst König Wilhelm im Aufträge des Kaisers Franz Joses von dem österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand ernpfangen und in die Hofburg gelestet wird. Am morgigen Tage beteiligt sich der König an der Be­glückwünschung der deutschen Bundesfmsterr iu Schönbruun, an dem sich daran anschließenden Frühstück und abends an der großen Galatafel. Die Anwesenheit bei der Festlichkeit in der deutschen Botschaft ist noch unsicher. Die Abfahrt erfolgt morgen adend.

r. Tübingen, 6. Mai. In Dußlingen entledigte sich eine Fabrikarbeiterin von Pfullingen aus einfache Weise des unehelichen Kindes. Sie brachte es der Großmutter väterlicherseits und da diese von dem Kinde nichts wissen wollte, setzte die Mutter das Kind iu den Hof und über­ließ es seinem Schicksal. Der Vater ist zur Zeit noch beim Militär.

Unterjesingen, 5. Mat. Die Beerdigung des am vergangenen Sonntag nach etnem langen Leiden verstorbenen Herrn Schullehrer Waller fand heute unter zahlreicher Beteiligung von nah uud fern statt.

Ehlingen, 5. Mai. Die Maikäfer treten stark aus und schwärmen in den Abendstunden mafieuhaft durch die Bäume, sodaß ihr Zerstörungswerk bald sichtbar sein wird. Die Vegetation har sich, da°l der zahlreichen warmen Ge­witterregen, üppig entwickelt, was von den Feldern ebenso sehr gilt wie von dm Obstgärten.

Neuffen, 5. Mai. Der Schmuck unserer Täler, die herrlichen Kirscheublüte hat sich tu ihrer ganzen Pracht entfaltet; allüberall erblickt das Auge dev Btütmschuee der Kirschbäume. Ein Besuch unserer Gegend ist zur Z it lohnend.

r. Göppiugeu, 5. Mai. Der unter dem Verdachte, die Brände m Erslingen gestiftet zu haben, verhaftete Karl Lipp ist aus dem Gefängnis in Göppingen an den Ort seiner Tar vorgeführt worden und wurde zugleich auf den einzelnen Brandstätten vernommen. Er leugnete zwar, doch soll das Belastungsmaterial gegen ihn bedeutend angewachseu sein und auch daraus hindeuten, daß er den Brand iu Süssen gelegt hat. L'pp ist nunmehr ins Untersuchungsgefängnis nach Ulm eingeltefert wo: den.

r. Heideuhrim, 6. Mat. Gestern mittag hat der Blitz an einem Wagen 'auf der Lorenzbrücke in Herbrecht- rngen zwei Kühe erschlagen, die dem Bauern Hof gehörten.

Deutsches Reich.

Kaiser und Papst. Von euer Abficht des Kaisers, den Papst in Rem zu besuchen, von der iu der Presse die Rede war, ist, wie dieM. N. N.* aus Berlin erfahren, au unterrichteten Stellen nichts bekannt. Auch dürste die Zei für einen solchen Besuch kaum arsreichen.

Hechinge», 5. Mai. Eme Hochzeit mit Hindernissen fand heute hier patt. Die Hochzeitsgüste waren vollzählig beim Morgenschmans versammelt und noch fehlte die Braut. Nach langem Warten wurde die Gesellschaft mit der Nach­richt überrascht, daß der Storch einen erwas vorzeitigen Besuch bet der Braut abgestattet habe.

Bom bad. Gchwarzwald 4. Mai. Eine größere Versammlung in Schluchsee Leschöftigte sich mit dem Bahn- j-auprcjekt der Regierung: Titisee-St. Blasien über Schluch­

see-Seebrugg. Diese Linie wurde gutgeheißen gegenüber dem anderen Projekt: Tttisec-Aha-Menzenschwaud-St. Blasien. Die Versammlung empfahl aber die Berücksichtig­ung der Kurinteressen St. Blasiens bei dem Bahnbau. Ein neuer Plan zur Ausnützung der reichen Wasserkräfte des Schwarzwalds ist aufgetaucht. Es betrifft das schöne Simonswäldertal. Die Talbewohner haben bereits die ersten Schritte zur Verwirklichung des Gedankens getan.

r. Aus Bade», 6. Mat. Die Ankunft des Katser- p aares in Douaueschingen wird diesen Freitag nachmittags 3 Uhr erwartet. Am Montag abeud um 6.20 Uhr treffen der Kaiser und die Kaiserin in Karlsruhe ein und gedenken bis Mittwoch den 13. d. Mts. dort Aufenthalt zu nehmen.

Heidelberg, 5. Mat. Der Seismograph des astro- phystkalischm Instituts auf dem Königstuhl registrierte heute morgen zwischen '/»8 und '/-9 Uhr ein mittelstarkes fernes Erdbeben.

r. B«« Bodeusee, 5. Mai. In den Bergen lagert noch ungeheuer viel Schnee. Selbst die Vorberge haben sich ihrer Schneekappm noch nicht entledigt. Auf dem Säntis liegt er noch über 3 m tief. Am Seegestade ist dir Kirschblüte nun emwickelt. Während am Rorschacher- berg die Ktrschbäumr schon vor einigen Tagen in voller Blüte stavden, haben stch die Kirschblüten auf dem bcyttschen, württembergischen und badischen Ufer erst in den letzten Tagen entfaltet. Sie blühen überaus reich. Es werden kommenden Sonntag Tausende von Fremden an den See kommen um die BlüLenpracht in den Gärten und Kulturen zu bewundern. _

Zirm Besuch der deutsche» BuudeSsürsteu i» Wien.

Pola, 6. Mai. Das Kaiserpaar in Pola. Während des hiesigen 8stündigen Aufenthalts verblieb die kaiserliche Familie an Bord derHohenzolleni". Der Kaiser erwiderte auf der österreichisch-ungarischen Jacht Lakroma" den Besuch des Martnekommandanten uud des Statthalters. Um 1 Uhr fand an Bord derHoherizollcrn" ein Frühstück statt.

Wteu, 6. Mai. Um 1 Uhr stattete der Kaiser dem Prtnzregenten Luitpold von Bayern im Palais Modena einen viertelstündigen Besuch ob. Der Kaiser, der sehr wohl aussah, wurde auf der Hin- und Herfahrt von Schönbruun vom Publikum lebhaft begrüßt.

Wie«, 6. Mat. Um 5.30 Uhr traf der Sonderzug mit dem König von Württemberg und dem Großher­zog von Baden hier ein. Bei der Einfahrt des Zuges 'hielte die MusikkapelleHeil dir im Si'gerkranz". Nach herzlicher Begrüßung durch den Erzherzog uud dem Ab- "chreiten der Ehrenkompagnie wurden die beiderseitigen Ge- olge und der Ehrendienst vorgestellt, worauf die Gäste sich n Hofwageu in die Hosburg verfügten. Trotz des strömrn- >en Regens hatte stch auf dem Bahnhof ein zahlreiches Publikum eingefuuden, das die Gäste sympathisch begrüßte. In der Hofburg wurden sie von dem zweiten Oberhof­meister und dem Oberzeremonienmeister empfange».

Dre-deu, 6. Mai. König Friedrich August reist heute abeud 10 Uhr nach Wien ab. (Mpst.)

Gerichtssaal.

Berlin, 5. Mai. In der Strafsache gegen den Oberförster Lewandowsky erachteten die Geschworenen ! den Angeklagten des Totschlages für schuldig, billigten i ihm aber mildernde Umstände zu. Das Gericht verurteilte ! den Angeklagten gemäß dem Anträge des Staatsanwalts ' zu drei Jahren Gefängnis.

Ausland.

Wie«, 6. Mai. Der in Krems verstorbene Professor August Göttinger vermachte dem deutschen Schulverein 100000 Kronen.

Loudo«, 2. Mai. Englar d hat mit seinen lenkbaren Luftschiffen wmig Glück. Man wird sich entsinnen, daß der berühmteNullt Sccandus" nur mit dem Winde zu fahren vermochte und selbst dabei zugrunde ging. Das Luftschiff des Lustschiffers Spencer sollte am Freitag zeigen, was in der Luftschiffahrt zu leisten ist. Spencer, der von

Wandswsrth aufstieg, hatte bekauntgemacht, daß er um die Kuppel von St. Paul herumfahren werde. Aber der Plan gelangte nicht zur Durchführung. Das Luftschiff laugte statt in London in Croydon au. Sofort nachdem sich das Laftsch ff erhoben hatte, wurde es vom Winde in der nicht gewünschten Richtung getragen. Man hatte in nordöstlicher Richtung fahren wollen und wurde in südöstlicher Richtung fortgetrieben. In London hatten sich zahlreiche Zuschauer bei St. Pauls versammelt, die vergeblich nach einem Luft­schiffe auZschanten.

Au- de« englische» Sudan. Der neue Mahdi Abdel Kader ist nach Meldungen aus Kairo in der Nähe des Gefechtsfeldes von Dorfbewohnern gefangen ge­nommen und dm Regierungsbehörden ausgeliefert worden.

Jerusalem, 24. April. In der Nacht vom 22. zum 23. April brach in der Jaffastraße in einem Cifö in der Nähe des Jaffatorcs durch Umfallen einer Petroleumlampe ein Feuer aus, das ungefähr 6 Häuser zerstörte. Unter diesen befand stch auch die Crsdit Lyonnais Bar qm, die aber nur eine Einbuße ihres Archives erlitt, Geld und Wertpapiere wurden nicht vernichtet. Dagegen wurde das türkische Postgkbäude, in dem stch das Telcgrapheuamt befand, ganz zerstört. Da man hier fast immer Steine zum Bauen benützt, fühlt man stch vor Feuersgef.rhr be­wahrt und denkt nicht daran, stch zu versichern. Auch fehlt es au Feueriöschgeräten uud daß hier kein Ueberstuß an Wasser ist, weis man zur Genüge. Zwischen den Trümmern liegen Hansen halb verkohlter ausgefüllter und uuausge- fülltcr Depescheuformnlare, die von den Passarten aufge­hoben werden. Dabei verschwindet wohl noch verschiedenes andere, denn nichts ist abgesperrt und keiner ist da, um fremdes Eigentum zu wahren. Die Telegravherilettung ist natürlich ganz zerstört. Der Besitzer des CaföS ist mit seiner ganzen Familie verhaftet worden.

Landwirtschaft, Handel und Verkehr.

r. Horb, 6. Mai. Dem gestrigen Gchweinemckrlt wurde bei mäßiger Zufuhr fast alles bei steigenden Preisen entnommen.

r. Bom obere« Zabergä«. S. Mai »lischbäume u. Pflaumen stehen in voller Blüte. Die Znnischgenknospen sind am Aufspringen. Frühe Birnen blühen voll und reich. Luch dt« «pfrlbäume ver­heißen reichen Legen. Der Stranbergwald zi ht sein iichteS grünes Kleid an. DaS Wiesengras fleht saftig und üppig da. In den Weinbergen wird man bald Wolle sehen; der Rebstock steht über­haupt gut. Ein reiches Maikäferjahr ist in Aussicht. Di» Schul­kinder find bereit- am Gammeln, die Gemeinden zahlen für das Simri Maikäfer bis zu SO ^ Den Schädlingen im Wein- und Obstgarten wird Heuer mit vereinten Kräften planmäßig entgegen- gearbeitet. Die Gewitter gingen bis jetzt unter starken elektrischen Entladungen und strömendem Regen unschädlich nieder.

«u-wSrtig- Dobe-fälle.

Tübingen: Jakob Heinrich Brodbeck, 84 I.; Zuffenhaus,»' Luise Kirn geb. kunderger; Ludwigs bürg: Louis Fischer, Weinwirt und Semelnderat; Eßlingen: Bust. Bräuhäuser, Stiftungkver- w alter a. D.

Freudige Ueberraschung

herrscht überall im Hause, wenn gegen die gesammelten Belege von Flawmer's Seife und Flammer's Setfrnpulver der aus­gewählte Geschenkgegenfiand «»trifft Es find aber auch wirkt ch wertvolle, praktisch brauchbare Dinge, welche dt» Hausfrau sich' durch Verwendung von Flammer's Eeise und Flammer's Setfenpulver mühe- und kostenlos verschafft. DaS Gammeln lohnt sich wohl, denn so gediegen und wertvoll die Geschenke find, so unübertroffen gut ist auch die Qualität der genannten Fabrikate Die Hausfrau welche Flammer's ^etse und Flamme.'s Leifenpulver einmal richtig auSprobiert hat, wird sicherlich keine anderen Waschmittel mehr im Haushalt verwenden. Jeder Versuch überzeugt!

Die E-Ziehung zur Bescheidenheit ist d,i unserer Jugend mehr denn je am Platze, sie drei Haupldinge hierbei, di« die Eltern ihren Kindern lehren missen, sind: G.horsam, Selbstachtung und Höflichkeit Es ist rin schwierige« und doch übe- aus wichtiges Th:ma, und niemand, der ur.erwachsene Kinder hat, sollte verfehlen, den belehrendrn und sehr instruktwm Aussatz darüber in der neuesten Nummer der in ihrer Art einzig dastehtndeu MonatsschriftKiuder- garderobe", Verlag John Henry Schwerin. Berlin IV 87, zu lesen, die Beschäftigung und Unterhaltung der Kleinen sowie Bel-Hiung der 2>>üitrr bietet und Eelbstanfertigung von Kinderklcidern lehrt. Abonnements aut .Kindrrgard-robe' zu nur 60 pro Quartal bei der G. W. Zaiser'schen Buchhdlz. Probe-Numm-rn , ratiS.

WitteruugSvurhersase. Freitag des 8. Mai. Ziemlich wolkig, etwa? Niederschlag, mäßig kühl.

Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchdrucker« (Emil Zaiser) Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: K. Paur.

Fahrnis-Bersteigerimg.

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Samstag» Le« 9 M i 1908

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^ Waschtische, 3 Stühle, 5 Rohrsessel. 1 Fauteuil;

2 Füßchen (18 und l24 Ltr. haltend), 50 Ltr. Most. Kaufs lieb ha 5 er sind eingeladen.