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Hlcrges-Werrigksiterr.

Calw. Besitzwechsel. Die Wollspinnerei von Hrn. Fr. Wöhrle hier ging zu 56,000 in den Besitz des Hrn. H. F. Baumann, Kratzen­fabrikant hier, über.

8 Neubulach, 22. März. Heute wurde das hiesige Wasser­werk, welches in Folge eines kleinen Unfalls nicht bälder in Betrieb ge­setzt werden konnte, durch Herrn Civilingenieur Kr über von Stuttgart provisorisch eröffnet. Nach genauer Untersuchung der Maschinen wurden die Brunnen geöffnet und nachmittags eine Feuerwehrprobe mit den Hydranten vorgenommen. Dieselbe fiel über alles Erwarten gut aus. Im oberen Teil des Städtchens trieb der Strahl zwar nicht bis zum First der Gebäude, doch konnten von einem Hydranten 2 Feuerspritzen ganz gut mit Wasser ge­speist werden. Im untern Teil dagegen reichte der Druck über sämtliche Gebäude hinaus, so daß im Falle eines Brandes eine Feuerspritze gar nicht mehr nötig sein wird.

(Jubiläums.Regatta.) Seine Majestät derKönig haben durch Allerhöchstes Kabinetschreiben dem Verein RuderklubNeckar" auf die ergangene Einladung gnädigst mitteilen lassen, daß Seine Majestät Sich gerne bei dem Feste einfinden werden, sofern cS HöchstJhre Gesundheit und Geschäfte gestatten werden. Gleichzeitig ist dem Klub die Mitteilung ge­macht worden, daß Seine Majestät in Betätigung des Interesses, welches Höchstdieselben für. die Bestrebung des Ruderklubs hegen, für die Fest-Regatta einen Ehrenpreis zu bestimmen geruht haben.

Wegen Entziehung von der Wehrpflicht sind in Nr. 67 des Staats-Anzeigers nicht weniger als 226 Burschen aus verschiedenen Oberämtern ausgeschrieben. Auf das Oberamt Ellwangen kommen davon allein 112.

Wildbad, 22. März. Ein bedauernswerter Unfall ereignete sich heute Nacht auf der zur hiesigen Gemeinde gehörigen Sprollensägmühle. Ein junger Säger arbeitete an der Zirkelsäge, wurde von derselben am linken Arme erfaßt und ihm die linke Hand oberhalb des Handgelenks voll- ständig weggeschnitten. Derselbe wurde sofort im hies. Krankenhause unter­gebracht.

Von der Solitude, 22. März. Wie schon seit mehreren Jahren, hatte auch Heuer wieder Herr Hosjäger Schmid das Glück, in unserer Umgegend die ersten zwei Schnepfen zu schießen. Die erste hievon wurde gestern abend, die andere heute früh im K. Rotwildpark von H. Schmid geschossen.

Mundelsheim, 21. März. Bei der gestrigen Schultheißenwahl in hiesiger Gemeinde wurde gegenüber von 8 Kandidaten der Verwaltungs­assistent Maulik aus Jlsseld, gebürtig aus Lausten am Neckar, mit 111 Stimmen gewählt. Die übrigen Stimmen zersplitterten sich auf die anderen bevorzugteren Kandidaten.

Heilbronn, 23. März. Wie aus Berlin gemeldet wird, war bei dem jüngsten Diner beim Grafen Waldersee, bei welchem das Kaiserpaar erschien, auch der Reichstagabgeordnete für Heilbronn, Freiherr v. Ellrichs. Hausen unter den Geladenen. S. Maj. der Kaiser richtete huldvolle Worte an den letzteren und sagte ihm, er habe sehr bedauert, bis jetzt außer Stande gewesen zu sein, der Stadt Heilbronn einen Besuch abzustatten. Se. Maj. gedenke aber diesen Plan in Bälde auszuführen. Gleichzeitig erwähnte S. Maj., er werde zu den Jubiläumsfeierlichkeiten Sr. Maj. des Königs nach Stuttgart kommen und man giebt sich hier der Hoffnung hin, daß bei dieser Gelegenheit der kaiserliche Besuch in Heilbronn erfolgen werde.

Oberndorf, 21. März. Im Kreise unseres Amtsversammlungs- ausschusses wurde unter dem Vorsitze des O.Reg.R. Hölldampf aus Reut­lingen gestern über ein Bezirksstatut zur Krankenpflegeversicherung land- und forstwirtschaftlicher Arbeiter beraten, wobei jals mittlerer Jahreslohn eines männlichen Arbeiters 350 ^ ermittelt und dementsprechend der monatliche

Beiirag für eine Person auf 55 ^ sestgesitzt wurde. Auch die bereits im Besitze einer Ortskravkenversicherung btfindlichen Gemeinden ließen in der Versammlung durch ihre Vertreter ihren Anschluß an die Bezirkskrankenkaffe erklären.

Rottenburg, 19. März. Der Verstorbene Domdekan Dr. von Bendel hat in seiner letzten Wllensverordnung folgende Legate, welche der Stadt Rottenburg zu gute kommen, ausgesetzt: 500 ^ zur Verteilung unter die Armen; 2500 zu einem Stipendium für einen Handwerkslehr­ling und 1500 der Kirchenpflege zu St. Martin zur Abhaltung eines Jahrtags und zur Verteilung eines Teils der Zinsen unter die Armen.

Hon au, 21. März. Gestern nachm, versammelte sich unter dem Vorsitz des Postverwalters Glück in Klein-Engstingen im Gasthof zum Rößle hier eine größere Anzahl Gastwirte vom Thal und von der Alb, um über die Aufhebung des Gesetzes vom 9. Juni 1827 betr. des Umgeldes auf Wein und Obstmost zu beraten. Man beschloß einstimmig, sich dem gegenwärtig unter den Gastwirten umlaufenden Bittgesuch an die Kammer der Abgeordneten anzuschließen.

Heidenheim, 21. März. Ein hiesiger Gasthofbesitzer und Bier­brauer verletzte sich vor etwa 10 Tagen an einem Finger; er riß sich dort wund an einem Faßreife. Auf die ganz unbedeutende Verletzung gab er nicht acht und nun trat Blutvergiftung ein, daß sein Leben in größter Ge­fahr schwebt. Am Samstag spielten einige junge Männer im Wirtshaus das sogenannteFischen". (An einem Stecken ist eine Schnur, die eine Schlaufe hat, in die der Mitspielende die Finger stecken soll.) Durch unge­schickte Bewegungen drang die Spitze des Steckens einem Mitspielenden ins Auge und verletzte dieses so bedeutend, daß es der Arzt gestern heraus­nehmen mußte.

Buchau a. F., 21. März. DerO. A." berichtet: Eine aufregende Scene spielte sich gestern im Partiezimmer des hiesigen Rathauses ab. Der Landjäger hatte einen Stromer beim Betteln abgefaßt und eingeliefert, der sich ganz ruhig hatte transportieren lassen. Als man ihm aber seine Papiere abforderte, wollte er ein gewisses Schriftstück um keinen Preis hergeben. Er packte den ihn aussuchenden Polizeidiener und warf ihn samt dem Landjäger zu Boden. In dem nun folgenden Ringen wußte er dem Land­jäger sein Faschinenmesser zu entreißen. Der Landjäger griff nach der blanken Waffe und suchte sie ihm aus den Händen zu winden. Hiebei ver­wundete er sich so erheblich, daß ein Finger verloren sein dürfte. Erst als weitere Personen dazu kamen, gelang es, den Stromer zu bewältigen und zu fesseln. Heute wurde derselbe nach Riedlingen eingeliefert.

Saulgau, 22. März. Ein Hochwasser in unserer Stadt ge­hört wohl zu den seltensten Ereignissen. Gestern nachmittag gegen 4 Uhr trat dasselbe fast plötzlich ein. Infolge des in vorausgegangener Nacht eingetretenen, ziemlich heftigen Regens und gleichzeitigen Tauwetters schwoll der hiesige Stadtbach in kurzer Zeit zu einer seit vielen Jahren nicht gesehenen Höhe an. Hiezu kam noch das Schneewasser von den Höhen des Sießener Thaies, welche schon zu den sogen.Bomser Höhen" gehören, welche dem genannten Bache solche Wassermassen zusührten, daß derselbe über seine Ufer trat, die Wiesen überschwemmte und mehrere Gebäude der oberen Stadt südlich des Bahndammes mehr als 3 Fuß hoch unter Wasser setzte. Die Dohlen und Abzugskanäle durch den Bahndamm und unter den Straßen der Stadt vermochten das andrängende Wasser nicht mehr zu bewältigen und so ergoß sich dasselbe, auf mehrere Stunden den Verkehr hemmend, durch mehrere Straßen der Stadt. Aus den Stallungen der oberen Mühle in der Nähe des Bahnkörpers mußte das Vieh in Sicherheit gebracht werden, weil ein förmlicher Bach sich durch die ganze Scheuer hindurch auf die nahe Straße ergoß. In der Nähe des Kameralamts bahnte sich ein starker Bach einen Weg zur benachbarten Kiesgrube, welche als Holzlagerplatz benutzt wird, veranlaßte bedeutende Bodenrutschungen und stieg so hoch, daß die Holzbeugen mit Hunderten von Raummetern zum großen Gaudium der

Hat er Dein Leiden auch der Hitze zugeschrieben, wie Du es thatest?" fragte Adrienne voll aufrichtigster Besorgnis.

Ich habe Dir ja schon gesagt, daß er sich nicht dazu herbeiließ, eine bestimmte Erklärung abzugeben," versetzte der Baronet abwehrend.

Adrienne sagte Nichts weiter, aber sie fühlte sich wie von einer schweren Last erleichtert dadurch, daß Sir Ralph einen Arzt zu Rate gezogen hatte. Es war nun nicht mehr notwendig, daß sie sich heimlich seinethalben an einen solchen wenden mußte, wie es in ihrer Absicht gelegen hatte, und so war auch ein Teil ihrer Ver­antwortlichkeit von ihr genommen.

Ich beabsichtige, heute nachmittag nach Kings-Dene zu fahren, um Natalie Egerton das Hochzeitsgeschenk zu überbringen, das ich für sie gekauft habe," begann der Baronet nach einer Weile wieder,aber ich ifühle mich nicht wohl genug, es thun zu können; so könnet Ihr Beide, Du, Adrienne, und Otto, es ihr an meiner Statt mit meinen besten Grüßen überbringen und ihr sagen, daß ich alle meine Kräfte für morgen, ihren Hochzeitstag, aufspare, lum bei der Feier nicht fehlen zu müssen."

Wie wäre es," meinte Otto,wenn wir bis nach dem Speisen warteten und dann zu Fuß hinübergingen? Wäre es nicht besser, in der Abendkühle den Spazier­gang zu machen, als in der Nachmittagshitze zu fahren?" _

Ihr könnt thun, was Ihr wollt, wenn Natalie nur noch heute ihr Hals­band erhält."

Was sagen Sie dazu?" fragte Otto, sich an Adrienne wendend.

Ich halte Ihren Vorschlag für sehr gut; ich gehe viel lieber, als daß ich fahre."

So schlugen Beide nach sechs Uhr den Weg nach Kings-Dene durch den Wald ein; sie hatten den Auftrag hinterlassen, daß ein Wagen sie um neun Uhr von dort abholen solle.

Der Abend war wunderschön, nicht heiß, aber von jener unbeschreiblichen Milde und Klarheit, wie solche nur in den Spätsommertagen der ersten September­hälfte vorkommt. Der Wald begann sich bereits etwas zu lichten und bunt zu

färben; Brombeeren reiften auf allen Wegen und die hellroten Früchte des wilden Rosenstrauches leuchteten aus dem verbleichenden Laub hervor.

Sie sind sehr still," bemerke Otto, zu Adrienne gewandt, die, seit sie das Haus verlassen, noch kein Wort gesprochen hate,fühlen Sie sich nicht wohl?"

Ich danke Ihnen, ich fühle mich ganz wohl."

So sind Sie verstimmt?"

Ja, ich muß zugeben, daß ich das bin," erwiederte sie.Ich habe das Ge­fühl, als ob mir ein schreckliches Unglück bevorstände; ich hatte dieses Gefühl schon den ganzen Tag über und wie sehr ich mich auch bemühte, es abzuschütteln, dies Vorempfinden ist stärker als ich, denn ich fühle mich vollständig niedergedrückt davon."

Otto lächelte spöttisch.

Sie glauben offenbar nicht an Vorgefühle?" sagte sie, der das nicht entging.

Ich glaube an Nichts, was sich nicht durch den Verstand Nachweisen läßt."

Adrienne fühlte keine Lust, sich mit Otto in ein Wortgefecht über seine und ihre Anschauungen einzulassen; stillschweigend ging sie neben ihm her. Als sie in Kings-Dene eintrafen, antwortete der Diener, der ihnen öffnete, auf Adriennes Frage:Miß Egerton ist vor etwa zehn Minuten mit Mr. Farquhar ausgegangen, Mylady, sie wird gewiß bald zurückkommen, denn sie war ohne Hut und Shawl. Soll ich sie zu suchen trachten, Mylady, und ihr anzeigen. daß sie hier sind?"

Nein," antwortete Lady Lynwood,wir wollen gegen das Gehölz gehen und werden ihr dort vielleicht begegnen. Sollte das nicht der Fall sein, so komme ich zurück und erwarte sie hier." Darauf schritt sie mit Otto die Terrasse entlang und gelangte zu jenem Telle des Hauses, der einst als mächtiger Klosterbau im ganzen Lande berühmt gewesen war, der aber jetzt nur mehr eine malerische, allent­halben mit Epheu übersponnene Ruine bildete. Der interessanteste Teil derselben war eine alte Halle, die gewiß einstens als Refektorium gedient hatte und deren gothisches Dach noch ganz gut erhalten war, während die Verzierungen von dm hohm Fenstern meist abgebröckelt waren und dm Ranken der Schlinggewächse Platz gemacht hatten. Adrienne war noch nie zuvor daselbst gewesen, und sprach die Ab­sicht aus, durch die Halle hindurch zu gehen. (Forts, folgt.)