abends im hiesigen Museum einen Bortrag halten über das Thema:Die Bedeutung der RechtSkenntutS und die Ein­richtung von Rechtsschutzstelleu für Frauen.

Kirchentellinsfurt, 10. Febr. Ein Unglück kommt fetten allein! Dies mußte leider ein Kusterdinger Bürger heute vormittag erfahren. Vor kurzer Zeit kam derselbe um ein wertvolles Pferd und heme verunglückte ihm auf hiesigem Bahnhof ebenfalls ein solches. Dasselbe scheute plötzlich und rannte mit dem Wagen davon. Der Eigen­tümer wurde zu Boden geworfen, brach einen Finger ab und erlitt außerdem noch schwere Kopfwunden. Das Pferd selbst aber verletzte sich au einem Gegenstände, der ihm in die Brust eindrang, sodaß es wohl zu Grunde gehen wird.

r. Reutlingen, 10. Febr. In einer gestern nach­mittag im Löwensaale abgehallenen gutbesuchteu öffentlichen Bolksversammlung, die von den Vereinigten Gewerkschaften und der sozialdemokratischen Partei eiuberufen war, referierte der Zentralvorsitzende des deutschen Metallarbeiterverbands, Alexander Schlicke-Stuttgart überDie Aufhebung unserer freiheitlichen Rechte durch das geplante Reichsvereinsgesetz". Seine 1'/. ständigen Ausführungen fanden lebhaften Beifall. Eine Resolutton, in der gegen das geplante Vereinsgesetz protestiert wird, fand einstimmige Annahme.

r. Reutlingen, 11. Febr. Der durch den Brand der vergangenen Woche verursachte Schaden im Tapeten­lager von Launers Nachfolger beträgt nach nunmehriger Schätzung ungefähr 41500 davon kommen auf den

Materialschaden ca. 30 000 aus den Gebäudeschaden

11500

r. Conweiler, 11. Jan. Am Sonntag wurde vor dem Gasthaus z. Waldhorn der 21 Jahre alte Säger Wilhelm Schöntaler von dem Sohn des Bürgermeisters Hehl in Auerbach in den Magen gestochen und sehr schwer verletzt.

r. Spatchinge», 10. Febr. In der Bezirksgemeinde Aixheim beabsichtigt die Aktiengesellschaft für Feinmechanik in Tuttlingen eine weitere Filiale za errichten.

r. Göppingen, 10. Febr. Um die Erweiterung der Station Ebersbach durchführen zu können, muß auf der Gemeindemarkung gegen acht Besitzer von Grundstücken das Zwangsenteiguungsversahren eingeleitrt werden.

Tntllinge», 10.Febr. Ein schreckliches Unglück ereignete sich gestern Sonntag abend auf der Bahnstation Neuron. Der ledige Kaufmann Emil Groß von hier, welcher mit dem kurz vor 6 Uhr in Beuron abf, hrenden Zug wieder nach Tuttlingen fahren wollte, kam beim Ein- steigeu in den bereits im Gang befindlichen Zug zu Fall und wurde von demselben überfahren; das Rad ging über die Brust, so daß Groß förmlich durchschnitten und schrecklich vwstümmelt wurde und der Tod augenblicklich eintreten mußte. De: Verunglückte ist 44 Jahre alt und seit ca. 20 Jahren bet der Aktiengesellschaft für Feinmechanik hier an­gestellt. Die Gerichtsbehörde in Sigmaringm wurde behufs Untersuchung des Falles sofort in Kenntnis gesetzt.

r. Biberach, 10. Feb. Gestern ist hier der vor einiger Zeit, von seinem Amt als Vorstand der hiesigen Gewerbe­dank aus Gesundheitsrücksichten zurückgetreteue Kaufmann Karl Held gestorben. Der Verstorbene hatte die Vorstand- fchaft mehrere Jahrzehnte inue und dm Grundstein zu dem heute so blühenden Stand des Instituts legen helfm.

Bvlksbibliotheke» i« Württemberg. Die Ge­sellschaft für Verbreitung von Volksbildung hat inWürttemberg in dm letzten fünf Jahren 797 Volks- bibltsthekeu mit 16805 Bänden begründet und unterstützt. SS erhielten Bücherznwmdungm in den Jahren

1903

1904

1905

1906

1907

In fünf Jahren Gesellschaft gibt bei einem Jahresbeittage von 615 Bücher, Wanderbibliotheken und ständige Biblio­theken im Wette von 75200 ab. Die Wander-

88 Bibliotheken 109 191 187 222

797 Bibliotheken

2845 Bände 2605

3095 ,

3993

4267

16805 Bände. Die

btbliotheken können alljährlich bei völlig freier Wahl neuer Kollektionen aus dem Katalog der Gesellschaft um­getauscht werden. Anträge find zu richten au die Gesellschaft für Verbreitung von Volksbildung, Berlin 21, Lü­becker Str. 6.

GerichtrsM

Tübingen, 11. Febr. Wegen erschwerter Unterschlag­ung im Amte wurde gestern der 53jähr. verheiratete Bauer und vormalige Gemeindepfleger Johann Weipert iu Ergen- zingen unter Zulassung mildernder Umstände zu 8 Monat Gefängnis verurteilt. Weipert wurde im Frühjahr 1896 zum Gemeindepfleger gewählt, er begleitete dieses Amt bis zum 1. Oft. 1907 und legte es daun infolge eines bei ihm Ende September vorgmommmen unvermuteten Kassensturzes mit einem Abmangel von 10609.06 nieder. Der An­geklagte behauptete nun, er sei in seinem Geschäft zurück­gekommen und hauptsächlich im Jahre 1906 vielfach eiu- geklagt worden und habe nötige Bauten vornehmen müfsm. Diese Umstände haben ihn verleitet, die Gemeint egelder au- zugreifen, er habe aber stets mit dem Vorsatz gehandelt, wieder Ersatz zu leisten. Anfänglich habe er eingenommene Gelder, die er zur Bezahlung von Schulden verwendet habe, nicht am Zahltage in seine Bücher eingetragen, istch viel­mehr nur eine Privatuotiz gemacht und später, wen« er wieder in der Lage gewesen sei, die verwendeten Beträge, sei es auS eigenen Mitteln, sei rS auf Grund neuer amt­licher Einnahmen zu decken, die Zahlung als unter dem späteren Datum gemacht, eingetragen, um hiedurch die Ver­wendung amtlicher Gelder zu verheimlichen. Diese Mani­pulationen, diese Schiebungen, datieren mindestens bis zum Jahre 1904 zurück. Damit aber nicht zufrieden, wählte der Angeklagte iu den Rechnungsjahren 1906/07 und 1907/08 eine andere Form der Unterschlagung, er trug nunmehr in der ersten Periode Einnahmen im Betrage von über 5200 ^ und in der zweiten Periode von 513 über­haupt nicht mehr i« seine Bücher ein und verbrauchte die Gelder in seinem Nutzen. Abgesehen von diesen 5713 ^ hatte sich bet dem unvermuteten Kaffensturz nach den Büchereinträgen der erwähnte Abmaugel von 10609.06 ^ ergeben. Auch bezüglich dieses Abmangels vermochte der Angeklagte keine andere Erklärung zu geben, als die, daß er eben diese Gelder für sich verbraucht haben werde. Bei seinen, je auf den Ersten der Monate März, April, Mai und Juni 1907 beurkundeten Kassenstürzen waren angeblich je 100 Hundertmarkscheine in der Kaffe, ein Betrag, dessen Höhe vorweg unglaublich erscheint und auch tatsächlich nicht vorhanden war, denn sonst hätte der Angeklagte sicherlich eine Leistung an das Kameralamt iu Höhe von mehreren 1000 ^ nicht bis zum 8. Juni 1907 zurückbe­halten, trotzdem er von der Behörde öfters darum ange­gangen wurde. Für die Veruntreuungen ist die Gemeinde jetzt durchweg schadlos gehalten. Die Geschworene« sprachen den Angeklagten der erschwerten Unterschlagung im Amte schuldig und billigten mildernde Umstände zu. Die Staats­behörde war durch Staatsanwalt Klöpfer vertreten, die Verteidigung führte Rechtsanwalt Dr. Hatzum, während die Geschworenen den Fabrikanten Bauer von Metzingen zu ihrem Obmann gewählt hatten.

r. Stuttgart, 10. Febr. Strafkammer. Der schon öfters vorbestrafte, ledige Müller Wilhelm Schwarz von Dußlingen verübte in Ludwigsburg mehrere Diebstähle. Aus einer nuverschlofsenen Kammer stahl er Stiefel und Kleidungsstücke, in einem Metzgerladen einen Kübel Unschlitt, außerdem aus einem Hof dort aufgehängte Wäschestücke. Einen ähnlichen Diebstahl beging er iu Gableuberg. Wegen schweren und einfachen Diebstahls in 6 Fällen wurde er zu 2 Jahren 3 Monaten Zuchthaus Md 5 Jahren Ehrverlust verurteilt. Der Schuhmacher Karl Schwarz von Heil­bronn, der in Wirtschaften zwei Ueberzieher stahl, wurde als rückfälliger Dieb mit einem Jahr Gefängnis bestraft. Der wegen Betrugs vorbestrafte ledige Taglöhuer Ernst Ziegler von hier, der zwei kleinere Geldbeträge erschwindelte, erhielt 5 Monate Gefängnis.

Deutsches Reich.

Berlin, 10. Febr. Protestkundgebung. Eine Versammlung von über 3000 Polen veranstaltete gestern eine Protestkundgebung gegen die Enteignungsvorlage, und die Bereinsgesetzgebung. Reichstagsabgeordneter v. Skar- zynski bezeichnete die Enteignungsvorlage als eine Schande für das deutsche Volk und als Hohn auf das Christentum. Redakteur Wileta, Lester des neugegründeten polnischen Preßbüros erklärte, die Regierung könne machen, was sie wolle, es werde ihr weder im Guten noch im Bösen ge­lingen. die Polen zu Deutschen zu machen. Nach Annahme einer Resolution ging die Versammlung unter Versicherung der Treue gegen das polnische Vaterland auseinander.

Berlin, 11. Fklr. Die Genickstarre. Nach einem Telegramm der Tägl. Rimdscho» aus Dresden ist bei der dortigen Müschinengewehrabteilung Genickstarre ausge­brochen. Ein Mann ist gestorben. Heute wurden zwei weitere Erkrankungen festgestellt. (Mpst.)

Berlin, 10. Febr. Bankier Friedberg verhaftet Nach einem Telegramm des Berliner Tagebl. aus Rotter­dam soll es gelungen sein, den flüchtigen Bankier Siegmund Friedberg in Holland zu verhaften. Die Berliner Kriminal­polizei hat aus einem Gruppenbild, das bei einem Auto- mobilausflug hergestellt worden war, die Photographie Friedbergs herausnehmen und vervielfältigen lassen. Das Konterfei des Flüchtigen wurde dann den Polizeibehörden Übersand. Auch der ehemalige Disponent Friedberg, der Direktor der Autsmsbilzentrale Bohn ist flüchtig geworden. Er sollte heute einer erneuten Revision in den Geschäfts- lokatm Friedbergs beiwohnen, erschien aber nicht. Er ist mit einem Automobil, das 40000 Mark wett ist und ihm als Direkter zur Verfügung stand, davongefahren.

St. Blafie«, 10. Febr. Zur Zeit sind auf dem Feldberg Offiziere, Unteroffiziere und Mannschaften der Jägerbataillone Nr. 4 und 8 kommandiert zum Schnee­schuhlaufen. Dieselben find in Menzenschwand im Quartier.

In Nürnberg werden in den nächsten Tagen Ver­treter aller bayrischen Handelskammern zusammenkommen, um zur Regelung der Fernsprechgebühren Stellung zu nehmen.

Stratzburg, 10. Febr. Mord aus Rache. Auf dem Franklinplatz wurde heute abend ein junger unbekannter Mann dem Anschein nach aus Rache ermordet. Der Mörder konnte noch nicht ausfindig gemacht werden.

Alteuburg, 11. Febr. Heute mittag fand die Trauer- feier für den verstorbenen Herzog Ernst statt. Kurz vor 12 Uhr betraten die allerhöchsten und höchsten Herr­schaften die Schloßkirche. Am Sarge hielten die beiden persönlichen Adjutamen, die Kommandeure des Jns.-Regi- ments Nr. 253 des 6. und 12. Jägerbaiaillons, des 1. Garde-Regiments zu Fuß und des 12. Husareuregiments die Ehrenwache. Nach dem ChsrgesangWelt, ich muß dich lassen", Requiem, Gebet des Hofpredigers und aber­maligem ChorgesangIch weiß, daß mein Erlöser lebt", vollzog der Generalsuperintendent die Einsegnung der Leiche. Mit der Liturgie und dem ChorgesangWenn ich einmal oll scheiden" schloß die Feier. Die Fürstlichkeiten kehlten rarauf ins Schloß zurück, wo Famtlirntafel stattfand.

Auslaut».

NenchLtel (Schweiz), 10. Febr. DaS Bankhaus NikolaS u. Cie. ist fällst geworden. Der Chef des Hauses Georg NikolaS wurde verhaftet. Die ihm zur Last liegen­den Depotuuterschlagungeu beziffern sich auf gegen eine Million Franke«.

Oriudeltvald, 10. Febr. Der Direktor-Stellvertreter Eugen Wolfs der österreichischen Anglobank in Wien, der u Begleitung mehrerer Herren und zweier Führer den Weg von der Löstenlucke nach Grindelwald auf Schneeschuhen machen wollte, ist beim Aufstieg zum oberen Mönchstock, die Skt tragend, durch Verlassen des gebahnten Weges in eine 70 Meter tiefe Gletscherspalte gestürzt und tot geblieben. EineBergungSrxpedition befindet sich auf dem Wege

Gleise sauste, taten sie mir dmfliegenden Holländer" nennen, weil ich doch ms Holland kam!"

Na, weshalb find Sie denn nvn wieder fort Ms der Rangier erstelle?"

Ja, sehen Sie, ich «achte bei'- Ranschieren ein paar Wagm kaput, un da sagte der Ranschiermeister:Die be­zahlst du, fliegender Holländer." Das sagte auch der Vor­steher, und die beiden verstanden nichts vom Ranschierm. Da bin ich fottgemachi uff die Walze nach Frankfurt."

Da fliegen Sie doch besser wieder auf Ihren Schneider- tisch," erwiderte ich,wenn Sie im Ruhrgebtet die Wagm kaput rangiere«, wird das auch hier der Fall sein."

Der Schneider stand einen Augenblick unschlüssig da, daun entfernte er sich. Ob er wieder Röcke und Hosen pickt, oder Eiseubahnwageu rangiert Md alsfliegender Holländer" über die Gleise springt ich weiß e» nicht.

(Frkf. Ztg.)

Da» --Platzte Chamäleo«.

Gelegentlich eines Banketts, das in Newyok zu Ehrm Matt Twains im Klub der Newyorkm Bankiers gegeben wurde, erzählte, wie die Tägliche Rundschau mitteilt, der amerikanische Humorist zum Nachtisch folgendks Geschichtchm, das er selbst erlebt haben will:Ich besaß einmal ein schönes Chamäleon, ein wahres Prachtexemplar. Ich hatte eS selbst Ms einer meiner Reisen gefangen und hütete Md pflegte eS mit großer Sorgfalt. DaS Tier machte mir und meine« Freunden viel Spaß, und jedeSmal wenn

ich Besuch hatte, mußte eS sich mit seinen Eigenschaften

produzieren. Setzte man es auf ein gelbes Tuch, dann nahm eS eine gelbe Farbe an, setzte man es auf ein rotes Tuch, dann wurde es rot, und auf einer grünen Unterlage beliebte es grün zu schillern. Eines schönen Tages nvn kehrte ich erst spät abends von einem längeren Spaziergang zurück und fand beim Nachhausekommm meine Wirtschafterin in Tränen aufgelöst vor.

Was ist Ihnen, MS. Baxter?" fragte ich erschrocken und erstaunt.

Das Chamäleon, daS Chamäleon, Mr. Twaiul" ries sie händeringend und schluchzte zum Steinerweichen.

Nun, was ist mit dem Chamäleon?"

LS ist tot," lautete die Antwort und Ms. Baxter sank verzweifelt in ihrem Stuhl zusammm.

So," sagte ich ärgerlich, dmn ich hatte daS amüsante Tier wirklich in «ein Herz geschloffen,wie ist denn daS passiert?"

Und Ms. Baxter, immer unter Schluchz:Während Sie sott waren, Mr. Twain, besuchte mich eine Freundin, und als ich dieser von den Merkwürdigketten des Chamä­leons erzählte, ruhte sie nicht eher, als bis ich ihr daS liebe Tier vorführte. Wir setzten eS auf ein gelbes Tuch und es wurde gelb, wir setzten eS auf ein rotes Tach Md es wurde rot, auf der grünen Unterlage schillerte es grün, dann aber" etu neuer Tränenstromsetzte sie eS auf ein schottiches Tuch uud da ist eS geplatzt! Das hat daS Chamäleon nicht ausgehalteu!"

Kin ««bekanntes Gedicht von Wilhelm Avsch.

Die am Samstag erschienene Nummer der Berliner Illustrierten Zeitung enthält ein bisher unveröffent­lichtes Gedicht von Wilhelm Busch, daS der Meister des Humors demKroekelordeu" za Höhenhonnef am Rhein gesandt hatte. DerKroekelordeu", ein Verein, dessen Mit­glieder Namen aus LuschS Werken tragen, hatte Wilhelm Busch gebeten, das Protektorat anzunehmen. Der Alte willigte ein, bat aber in folgenden Versen, ihn von dm Zeremonien zu entbinden:

Lin alter Kau» im hohlen Baum «»tieft in feinen Lagettraum,

Doch aufgewacht durch lautrö Poche« «vn Meister vpecht und durch di, Lieder Der «Sgletn. ist hervorgekochen Und spricht also:

Ihr Wald,»drüber!

Di» Welt, da» läßt sich nicht bestrMen, Hat ihre angenehmen Setten;

Sie liefert Körner, Käfer, Mäuse Zu« Wohlgeschmack in jeder Weis»

Und g-ht anch wohl so bald nicht unter Ich grüß« euch; bleibt nur hübsch munter. Und macht euch möglichst viel Pläsier. Doch ich, der alt und kalt geworden,

Ich paff» nicht in euren Orden;

Mir ziemt die Ruh». Gönnt st« mir.

Und als der Kau» also gesprochen.

Ist er zurück in» Loch gekrochen.

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