Herges-Wenigkeiten.

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begraben. Die Erdstöße waren so stark, daß die die Stadt umgebenden Hügel ihre Form veränderten.

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* Althengstet t. Letzten Sonntag, den 17. Febr., wurde bei Be» ginn der Gottesdienstes ein hiesiger Mann in der Kirche vom Schlage ge« troffen und war sofort tot. Der Tochter desselben träumte nicht lange vorher, man habe ihren Vater tot von der Kirche heimgebrachtl (memenlo moril)^

Cannstatt, 17. Febr. Gestern vormittag wurde bei Wirt uüd Bäcker Wagner in der Schmidenerstraße, solange sich derselbe in den Keller begab, von einem Gast namens Johs. Broß von Neunuifra OA. Freudenstadt die Ladenkusse neben dem Wirtschaftrlokal geleert. Der Dieb entsprang, wurde aber von Wagner in der Eberhardsstroße noch eingeholt und der Polizei übergeben. In der Nacht vom 10/11. d. Mts. wurde in dem Gasthaus von Boßler am Bahnhof in das Wirtschaftszimmer ein» gebrochen und aus einem Schranke daselbst Eßwaren entwendet. Der Dieb erbrach zuerst vom Garten aus eine Scheibe in den Gartensaal, löste die Fensterriegel und stieg nun zum Fenster ein, von wo er mit Leichtigkeit durch das Schankfenster in das Wirtschastszimmer gelangen konnte. Die Geld­schublade wurde erbrochen, dieselbe war aber leer.

Urach, 15. Febr. Gestern abend gerieten zwei junge Menschen, von der Arbeit heimkehrend, mit einander in Wortwechsel, der zuletzt derart in Thätlichkeiten überging, daß der eine von beiden seinem Gegner in den linken Oberarm und die linke Hüfte je 2 Stiche beibrachte, welch' schwere Verletzung sofortige ärztliche Hilfe erheischte. Ein junger Mensch von Dettingen, namens Gottlieb Rath, in der hiesigen Flachsspinnerei beschäftigt, kam gestern Nachmittag unglücklicherweise einer Maschine zu nahe, so daß ihm der rechte Arm vollständig ausgerissen wurde.

Langenau, 15. Febr. Als heute morgen um 9 Uhr der auf diese Zeit fällige Personenzug auf den hiesigen Bahnhof einsuhr, waren Ar­beiter auf einem Nebengeleise mit dem Verladen von Eichstämmen beschäftigt. Eben hatten sie mit dem Krahnen einen größeren Stamm aufgezogen, als dieser durch eimn Zufall so gedreht wurde, daß er das Hauptgeleise noch erreichte und die Lokomotive ves einfahrenden Zuges beschädigte. Durch den Stoß dehte sich der Stamm rasch und sein entgegengesetzte» Ende drückte am folgenden Gepäckwagen eine Seitenwand ein. Unterdessen war der Zug zum Stehen gebracht worden.

Nürnberg 10. Febr. Eine recht bemerkenswerte Verhandlung fand heute vor dem Schöffengericht statt, wenn schon derselben nur eine Gering­fügigkeit zugrunde lag. Ein Dienstmädchen, dem im übrigen von allen Seiten das beste Zeugnis ausgestellt wurde, war auf Anzeige ihres Dienst­herrn, eines Kaufmanns, des Diebstahls angeklagt worden, weil sie au« der Küche ein paar Scheite Brennholz einer in demselben Hause wohnenden Witwe geschenkt halte. Der Amtsanwalt beantragte 5 Tage Gefängnis, das Ge­richt jedoch nahm nur eine Uebertretung an, aber es kam zu keinem Urteils­spruche. da der Kläger im letzten Augenblicke noch den Strafantrag zurück­zog. So hatte das Mädchen nur die Kosten des Verfahrens zu tragen, die mit dem Holz beschenkte Witwe indessen erhielt wegen Hehlerei einen Tag Gefängnis. Wie viele Dienstboten nun schenken ihren Schneiderinnen, Wäscherinnen, Schustern rc. kleine Gegenstände, die Eigentum der Herrschaft sind, ohne sich dabei etwas zu denken wie viele stecken liebevollen Herzens ihrem vaterlandsverteidigenden Schatze dies und jenes aus der Küche ihrer Herrschaft zu l Die meisten Herrschaften drücken ja nun ein Auge zu, aber eine faßt doch einmal die Sache schief auf und Diebstahl und Hehlerei sind fertig.

New. Aork, 13. Febr. Das Erdbeben, welches am 29. Dez. die Stadt San Jose im Staate Costa Rica heimsuchte, hat einen Schaden angerichtet, welcher auf 2,000,000 Doll, geschätzt wird. Kein einziges Haus blieb unversehrt. Viele Leute wurden unter den Trümmern ihrer Wohnungen

WevrrrifcHtes.

- Versicherungssache. Bei der Lebensversicherungs- und Er­sparnisbank in Stuttgart wurden seit ihrem Bestände 98,762 Anträge mit

477,731,500. eingereicht und 75,028 Personen waren im Laufe der Zeit versichert mit 389,912,300. Im abgelaufenen Jahre sind 4898 Anträge mit 29,784,600. eingegangen und fanden davon 3867 Anträge mit ^ 22,844,000. Aufnahme. Im Laufe des I. 1888 waren ^ 297,346,000. in Versicherung; davon sind abgegangen: von den aus Todesfall Versicherten

durch Tod 662 Personen mit -M 3,589.600., ferner aus dem ganzen Versicherungsstande durch Ablauf der Versicherungen, Rückkauf und unter­lassene Prämienzahlung 4,066,600. oder prozentuell nur 1,37«/g der im Laufe de» Jahres versichert gewesenen Summe, und blieb somit per Ende 1888 ein Versicherungsstand von 289,689,800. Ende 1887 betrug der Versicherungsstand 274,502,000. und sind demgemäß als reiner Zu­gang de» Jahres 1888 2197 Policen mit ^ 15,187,800. zu verzeichnen. Gegen das Vorjahr blieb der Zugang etwas zurück, was dem Umstande zu­zuschreiben ist, daß die Bank bezüglich der Kriegsversicherungsfrage vom März bis November ohne Entscheidung blieb und infolgedessen Versicherungs­nehmer sich andern Instituten zuwendeten, welche zurzeit bereits in der Lage waren, feste Kriegsversicherungsbedingungen zu bieten. Nachdem nun aber kraft unanfechtbaren Beschlusses der Generalversammlung die Bank seit November v. I. berechtigt ist, für alle ihre wehrpflichtigen Versicherten, gleichviel in welchem Rang und in wel­cher Stellung sie im Kriegsfälle zu dienen haben, sowie für die Militärbeamten und für die als Aerzte am Kriege sich be­teiligenden Mitglieder die Kriegsgefahr (pünktliche Fortzahlung der gewöhnlichen Prämie vorausgesetzt) ohne irgend welche Forma­lität oder sonstige Extraleistung zu übernehmen, hat sich nun auch bereits wieder eine regere Beteiligung kundgegeben. Im Hmblick auf unser Wehrgesetz, das jeden gesunden Staatsbürger vom 17.45. Jahre kriegsdienstpflichtig macht, ist der Einschluß der Kriegsgefahr in die Ver­sicherung für jede Lebensversicherung zur Existenzfrage geworden; denn wel­chen Wert hätte eine Versicherung, wenn sie in der Zeit der größten Ge­fahr außer Kraft treten würde, und wer sollte zur Versicherung noch bleiben, wenn man den weitaus größten Teil der jüngeren Generation, sei es prinzipiell oder durch harte Bedingungen, von der VersicherungSnahme ausschließen wollte. Die Lebensversicherung«- und Ersparnisbank in Stuttgart hat diese Frage glücklich gelöst, indem sie die Versicherung ohne weitere For­malität auch für den Kriegsfall aufrecht erhält.

(Die meisten anderen Gesellschaften knüpfen hieran verschiedene Be­dingungen, die teils jetzt schon, teils vor dem Kriege bei Gefahr der A u ß e r k r a f tt r e t u n g der Versicherung zu vollziehen sind. Jeder wehrpflichtige Versicherte sollte nicht versäumen, sich mit den Kriegsversicher- ungs-Bedingungen seiner Gesellschaft genau bekannt zu machen, um sich vor Schaden zu bewahren)

Zur Deckung der voraussichtlich zu erwartenden Kriegsverluste hat die Lebensversicherungs- und E r s p a r n i S b a n k in Stutt­gart die erforderlichen Mittel bereits annähernd ge« sammelt, so daß ein Angriff des Dividendenfonds, derzeit 12>/z Millionen Mark betragend, kaum denkbar ist. Das Deckungskopital von derzeit ca. 54 Millionen Mark bleibt selbstverständlich in ollen Fällen unantastbar, lieber das Rechnungsergebnis der Bank, das wie gewöhnlich wieder durchaus befriedigend ausfallen wird, wird später nach geschehener Fertigstellung des Rechnungs­abschlusses Bericht erstattet werden.

in demütigem Tone.Diese Begegnung erspart mir eine Reise, denn ich wollte morgen nach Lynwood fahren, nur um Sie zu sehen."

Wirklich?"

Ja, denn ich brauche Geld, mein Herr."

Ich befinde mich ganz in derselben Lage, mein lieber Freund."

Und ich bin entschlossen, es zu bekommen," fuhr Hyam fort.Ich habe Ihnen gegenüber genug, ja, nur zu viel Geduld bewiesen und Sie haben das aus­gebeutet. Sie haben mich nicht wie ein Gentleman behandelt, im Gegenteil, Sie haben mich verteufelt schlecht behandelt!"

Dann habe ich Ihnen nur dasselbe gethan, was Andere mir thaten," er­widerte Otto mit rücksichtslosem Lachen.

Das geht mich Nichts an," versetzte Hyam.Ich erkläre Ihnen vielmehr aus das Bündigste, daß ich mein Geld haben will und daß ich es haben muß!"

Können Sie einem Steine Blut auspressen?" fragte der junge Mann in einem Tone voll wilder Bitterkeit.Wenn Sie mir zehntausend Pfund dafür ver­sprechen würden, wäre ich im gegenwärtigen Augenblick nicht im Stande, zwanzig Goldstücke aufzutreiben."

Hyam's gelbes Gesicht wurde fast grün.

Ja, wie steht es denn mit Ihrer Heirat mit Miß Farquhar, der reichen Erbin?" fragte er bebenden Tones.

Damit ist es ganz aus."

Der Wucherer rang die Hände.Dann werde ich zu Sir Ralph gehen und ihm Alles sagen!" brach er verzweifelt aus.

Das wäre ein Narrenstreich," bemerkte Otto, wieder hart und bitter auf­lachend,mein Onkel würde Ihnen sagen, daß Jh nen ganz recht geschieht, das Geld zu verlieren, das Sie zu solch unverschämten Zinsen hergeliehen haben, und er ließe Sie einfach aus dem Hause weisen; dieses Vorgehen würde Ihnen also durchaus Nichts nützen. Nein, Mr. Phineas Hyam, wir sind beide auf einem Boote, und wenn dasselbe, wie ich fürchte, mit mir stockt, dann sinken wir eben Beide!"

Er war durch die Abweisung, welche ihm von Seiten Jsabella's wiederfahren, so außer sich, daß er gar nicht bedachte, was er sagte.

Vielleicht besaß der Wucherer genug Lebenserfahrung, um die gegenwärtige Stimmung seines Klienten zu verstehen und sicher zu fein, daß derselbe die Wahr­heit spräche. Damit aber auch konnte er sich der niederschmetternden Wahrheit nicht verschließen, wie die Dinge standen.

Der einzige Trost, den ich Ihnen geben kann," sagte Otto nach einer Pause, ist der, daß Sir Ralph's Ehe kinderlos bleibt, oder daß er und seine Frau sterbem"

Ja," wiederholte Hyam leise', dem Offizier verständnisvoll ins Gesicht schauend,sie können Beide sterben und dann wären Sie ein reicher Mann. Kom­men Sie mit mir nach meinem Hause, Hauptmann Lynwood. Sie und ich, ich denke, wir verstehen uns!"

23. Kapitel.

Bald lnachdem Otto Lynwood sich entfernt hatte, erschien ein anderer Besuch in de Vere Gardens, der sich unangemeldet in Miß Farquhar's Boudoir begab. Obgleich es sonderbar erscheinen konnte, daß Jsabella so viele Herrenbesuche empfing, so kümmerte sie sich doch keineswegs darum, denn es wäre nicht leicht eine andere Person zu finden gewesen, die so wenig aus konventionelle Formen hielt, als sie. Sie erklärte, daß die Etikette -nur für solche Leute da wäre, die sich ihres Lebens nicht freuen wollten, daß sie aber sich von derselben das ihrige keineswegs verbittern

lassen würde. . r,

Willkommen!" rief sie aus, Hugh entgcgengehend, denn er war der Gast.

Ich fürchtete schon, daß Sie nicht kommen würden."

Es wurde mir nicht leicht, von den Carlions wegzukommen," antwortete der junge Mann, über ihre freundliche Begrüßung lächelnd.Sie wissen, wie man dort immer zum Bleiben genötigt wird; aber endlich konnte ich mich doch losmachen."

(Fortsetzung folgt.)