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81 . Jahrgang.

Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich htör 1 mit Träger, lohn 120 >k»tm Bezirks» und 10 Kw-Berkehr IL8 ^8, im übrigen Württemberg 1.3S MonatSabonnementS »ach BerhältniS.

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Auflage 2600 .

Anzeigen-Sebühr f. d. Ispalt. Zeile aus gewöhnl. Schrift oder deren Raum bet lmal. Einrückung 10 4 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübche» und

«chwäb. Landwirt.

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Magold, Samstag !»m 81 . August

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Dur geff. Weachtung!

Nächste Woche beginnen wir im Feuilleton mit dem Abdruck der vomDeutschen Soldatenhort" in Berlin mit dem 1. Preis gekrönten MilPärhumoreske

Gin Geschwisterkind

von Maximilian Schmidt,

welch letzterer am 25. Febr. d. I. unter allgemeiner freudiger Teilnahme seinen 75. Geburtstag feierte.

Seine Königliche Majestät haben am 26. August d. IS. dem Oberamtsarzt Dr. Fr ick er in Nagold den Titel eine» GanitätSrats,

dem Oberamtmann tit. RegienmgSrat Ritter in Nagold, dem Obsramtmann Dr. Mi ch el im Ministerium de» Innern, dem evangelischen Dekan Römer in Nagold, dem OberamtSpfleger Rapp in Nagold, de« vr. W6ä. Schott in Eutingen, Oberamtsbezirk» Horb, je die Karl-Olga-Medaille in Silber allergnädigst zu ver­leihen geruht.

WoMische Webersicht.

Der Katholikentag in Würzburg hat einen Antrag betreffend die Organisation der ländlichen Dienstboten, sowie einen Antrag betreffend die Unterstützung des Handwerks durch Förderung von Genossenschaften und Zuwendung öffentlicher Arbeiten anHandwerkerkorporationen angenommen. Am Donnerstag ist der Katholikentag geschlossen worden.

Die Bürgerschaft von Bremen hat einstimmig ohne Debatte die Forderung der acht Millionen zur Fort­führung der Hafcnbauten in Bremerhaven genehmigt.

Die französischen Minister sind schon am Mittwoch zu einer Beratung über Marokko zusammengetreten. Der Ministerpräsident Clemenceau weigerte sich nachher ausdrück­lich, irgendeine Angabe über die Erwägungen dieses Kabi- uettsrats zu machen. In Beantwortung zahlreicher Fragen von Journalisten am Schluß der Sitzung beschränkte sich Clemenceau auf folgende Ausführungen: Wir haben die marokkanische Frage als Ganzes und in allen ihren Einzel­heiten geprüft. Was wissenswert wäre, ist die Tatsache, daß ein volles Einvernehmen erzielt wurde, und dieses Re­sultat ist ohne die geringste Schwierigkeit erreicht worden. Die Zcitungsberichterstatter fragten darauf, ob dem Gene­ral Drude Verstärkungen geschickt werden sollen. Clemenceau antwortete, daß man dem General mehr gegeben habe, als er verlangte; so habe ec, der Ministerpräsident, während seines Aufenthalts in Karlsbad, ohne darum angegangen zu sein, aus eigener Initiative dem Kriegsminister geraten, eine Batterie nach Casablanca abgehen zu lasten. Aber, fugte Clemenceau hinzu, der General Drude wird alle Truppen erhalten, die er für die Ausführung feines Auf­trags benötigen wird. Ferner teilte Clemenceau mit, daß die Regierung dem General verschiedene Fragen gestellt habe. Wir erwarten jeden Moment seine Antwort," fügte er hinzu,und es ist möglich, daß wir sie noch im Lauf des heutigen Tags erhalten."

Im Berschwörerprozetz z« Petersburg haben die sieben Verteidiger ausgeführt, daß die gegen die Ange­klagten erhobenen Beschuldigungen unbegründet seien und durch das Ergebnis der gerichtlichen Untersuchung nicht be­stätigt würden.

Die türkische Regierung hat am Dienstag abend der persischen Botschaft in Konstantinopel im Anschluß an das vorher erlassene Jrade eine Note überreicht. Diese ist kurz und kündigt nur die Ernennung der türkischen Mit­glieder für die gemischte Untersuchungskommisston in der türkisch-persischen Grenzangelegenheit an. Außer dem Mali von Brtlis und dem Mutefsarif von Kerkuk gehören der Kommission der Rat am Kassationshof Emin Bey, ein Bri­gadegeneral und ein Oberst an. Der persische Botschafter fand die türkische Note nicht befriedigend, namentlich weil sie nicht eine Erklärung über die Zurückziehung der türki­schen Truppen enthält, und unternahm am Mittwoch neue Schritte beim Minister des Aeußern und beim Jildiz.

Die letzte» Nachrichte» aus Perfieu besage»,

daß die türkischen Truppen sich in den Gegenden, welche sie besetzten, eingerichtet haben und von den durchgeführten Gütern Zoll erheben. Die Stämme würden im Zaum ge­halten, die Unruhen in der Umgegend von Urmia hörten auf. Der türkische Kommandeur habe den russischen Vize­konsul in Urmia davon in Kenntnis gesetzt, daß die in das

Konsulat Geflüchteten ungefährdet in ihre Dörfer zuruckkehren

dürften, wenn sie die türkische Herrschaft anerkennen würden. Die gleichfalls benachrichtigten persischen Ortsbehörden hätten noch keinen Befehl erhalten, ihre Posten zu verlassen. Tat­sächlich kämen immer mehr Truppen an. Zehi Pascha werde in Urmia zur Untersuchung erwartet. Die Ministerkrifis sei vorbei, doch habe das Kabinett große Schwierigkeiten, die durch den türkischen Einmarsch hervorgerufene Erregung des Volks zu beruhigen. Die durch die Wahlen verursachten Unruhen in Rescht dauerten an.

Aus Casablauca hat der Admiral Philibert nach Paris gemeldet, daß das TransportschiffShamrock" am 27. August vormittags dort angekommen sei und voraus­sichtlich am 31. August bereit sein würde, wieder nach Oran in See zu gehen. Die politische Situation sei unverändert; die Eingeborenen fingen an zurückzukehren. In Mazagan sei die Ausrufung Muley Hafids zum Sultan beifällig aus­genommen worden. Eine Abteilung Kavallerie fei bis auf acht Kilometer von Casablanca vorgerückt, ohne jedoch au den Feind zu stoßen. Nach Zeitungsmeldungen aus Casa­blanca ist die französische Polizei jetzt vollständig organisiert; zwölf Scharfschützen dienen als Polizisten, und zwölf marok­kanische Soldaten werden ihnen beigegeben werden. Eine strenge Untersuchung über die Ereignisse vom 30. Juli ist eingeleitet worden. Bis jetzt sind 53 Individuen wegen Mordes, Plünderung, Notzucht und Verbindung mit den aufrührerischen Stämmen verhaftet worden. Aus Fez wird berichtet, der Sultan sei außerstand, die beabsichtigte Reife nach Rabat anzutreten, da cie unbotmäßigen Stämme auf der nach Rabat führenden Straße vereinbart hätten, ihm den Weg zu sperren. Der Sultan beorderte 2000 Reiter nach der sechs Stunden von Fez entfernten Stadt Sfru, die von zwei vereinigten Berberstämmen umlagert wird. Bei dem Versuch, auf dem Gebiet des Stammes Zrana Steuern einzuziehen, erlitten die scherifischen Truppen einen Verlust von 20 Mann.

Ueber Katholizismus «ud wirtschaftliches Lebe»

sprach am Mittwoch auf dem 54. Katholikentag zu Würz­burg Reichtagsabg. Dr. Gröber-Heilbronn. Er führte aus: Als Motto meiner Rede soll der Satz des Augustinus gelten: Jede Gesellschaft kann glücklich sein, deren Königin die Wahrheit, deren Zweck die Liebe und deren Ziel die Ewigkeit ist. (Beifall.) Ich brauche nicht den katholischen Standpunkt zum Wirtschaftsleben hervorkehren, sondern kann allgemein von Christentum und Wirtschaftsleben sprechen. Das Christentum kennt eine ideale Gestaltung der wirtschaft­lichen Güter. Laßt Euch nicht von irdischen Gütern be­herrschen, sondern beherrscht sie. (Beifall.) Dient nicht demMummon, sondern macht ihn Euch dienstbar. (Beifall.) Das Christentum will die Bedeutung der menschlichen Güter nicht Herabdrücken. Nur darauf kommt es an, daß den Ge­fahren, die der Reichtum mit sich bringt, begegnet wird. Das Streben nach irdischen Gütern ist nicht nur erlaubt, sondern kann sogar Pflicht sein. (Beifall.) Man kann dem Christen doch nicht zumuten, müßig dazusitzen und zu warten, bis der himmlische Vater ihn versorgt. (Heiterkeit.) Nur die übertriebene Sorge um irdische Güter ist verboten. Jeder soll arbeiten und Güter erwerben. Die Kirche ist nicht weltfremd, sie bekämpft dre irdischen Güter nicht. Auch die Frömmigkeit läßt sich mit dem Beruf gut in Ein­klang bringen. Wer das nicht kann, der ist nicht wirklich fromm. (Beifall.) Die Frömmigkeit veredelt und verschönert den Beruf. Das Christentum ist kein Hindernis des wirt­schaftlichen Lebens. Auch wir stehen auf dem Boden der Solidarität. Auch der Christ steht nicht allein im Wirt­schaftsleben L ln Robinson. (Heiterkeit.) Wir haben wirt­schaftliche Pflichten, aber auch wirtschaftliche Rechte. (Beifall.) Immer aber wollen wir uns im wirtschaftlichen Kampfe als Christen fühlen und Gerechtigkeit und Liebe zeigen. (Beifall.) Nur eine Wirtschaftsordnung, die auf Gerechtig­keit und Liebe beruht, kann dauernden Bestand haben. Arbeitgeber und Arbeiter sollen nicht bis an die Zähne bewaffnet sich gegenüberstehen. Wenn man zur Gerechtigkeit und Liebe geneigt ist, dann ergibt sich gar bald der soziale Ausgleich, die Lösung der sozialen Frage. (Lebhafter Bei­fall.) Schon die Tarifverträge wirken segensreich. Es sind Friedeusdokumente ersten Grades. (Beifall.) In Bayern find die Tarifverträge in jletzter Zeit oft von den Arbeitern gebrochen worden. Das ist höchst bedauerlich. Die Arbeiter schaden sich damit selbst am meisten. (Zustimmung.) Pari­tätische Arbettskammern sind zu wünschen. Wir haben sie schon vor 43 Jahren auf dem Katholikentage gefordert. (Beifall.) Wenn sich auch die Stellung meiner Freunde zur Regierung geändert hat, die Arbeitskammern werden wir bewilligen. Wir können in Deutschland weder eine

ausschließliche Produzentenpolitik, noch eine ausschließliche

Konsumentenpolitik treiben. Mittelstand und Arbeiter müssen geschützt werden. Vor allem muß aber überall der christliche Geist unserer freien Kirche herrschen. (Beifall.) Die Schule muß kirchlich sein, damit wir eine gute Jugend heranziehen. Es ist eine trübe Verblendung, wenn man die Schule aus den Armen der Kirche reißen will. (Stürmischer Beifall.) Vor zehn Jahren stand in denMünchener Neuesten Nach­richten" eine Prophezeiung über die Entwicklung der wirt­schaftlichen Lage der Katholiken. Welches Recht gerade diese Zeitung zu der Prophezeiung hat, weiß ich nicht. Es hieß dort: die Katholiken werden trotz aller Deklamationen allmählich aus der bedeutenden und einflußreichen Stellung im Geistes- und Erwerbsleben verdrängt werden. Sie ver­armen und infolge dieser Verarmung werden sie immer weniger in der Lage sein, ihre Kinder in höhere Schulen zu schicken. (Pfuirufe.) Kein Mahnruf wird helfen, da die Mittel fehlen, ihm Folge zu leisten." So schrieb das Blatt. Nun bedeutet aber die Verarmung der Katholiken eine Abnahme des Einflusses der Religion, der Kirche auf wirtschaftlichem und geistigem Gebiete. Diese Prophezeiung hat sich nicht erfüllt. Aber was nützt es dem Christen, wenn er die ganze Welt gewinnt und doch Schaden nimmt an seiner Seele. (Beifall.) Die Erde und die Erdengüter find auch für dieZKatholiken da. Alles ist Euer! Ihr aber seid Christi! (Stür mischer anhaltender Beifalls

Uages-Meuigkeiten.

Au« TtM uu« Land.

Nasold, S1. August.

Vom Rathaus. Aus der Etatsberatung der städt. Kollegien vom 28. d. Mts. ist folgendes mitzuteilen: Es belaufen sich für 1907/08

I. bei der Stadtpflege: die mutmaßlichen Einnahmen auf 90 726 07 , die Ausgaben auf 145 426 ^

07 -rZ, somit Defizit 54 700 Dieses wird ge­deckt durch Umlegung von 1°/« Gemeindekapitalsteuer mit etwa 2000 30°/» Gemetndeeinkommensteuer

mit etwa 7000 5°/, Ertragssteuer auf Grund­

eigentum, Gefälle, Gebäude und Gewerbe mit voraus­sichtlich ca 23 000 während der noch verbleibende Abmangel mit 27 700 ^ durch Ueberwälzung von 10 000 ^ (als Anteil an den zu 21500 Mark be­rechneten Brücken-Neubaukosten) aufs Etatsjahr 1908/09 und durch Angriff des Restvermögens bezw. durch Ersparnisse bei einzelnen Etatspositionen und mittelst der zu erhoffenden Mehrerlöse aus Holz aufgebracht werden soll. Hiedurch wird eine Erhöhung der vor­jährigen Umlagefätze vermieden.

II. Bei der Waldkasse: mutmaßliche Einnahmen 97 700 Mark einschl. 24 000 ^ Reservefondsentnahme infolge Wenigernutzung, Ausgaben 30 500 hienach Ueber- schuß 67 200 welche unter Ziff. I bei der Stadt­pflege in Einnahme gestellt sind.

III. Bei der Armenpflege: Einnahmen 3280 ^ 28 -H, Ausgaben 8180 ^ 28 also Defizit 4900 wovon 4500 ^ auf die Stadtpflege übernommen wurden und in deren Etat ausgenommen sind, während 400 ^ aus Restmitteln gedeckt werden.

IV. Bei der Wasserleitungskaffe: Einnahmen 6506 ^

23 , Ausgaben 4506 ^ 23 , ergibt Ueberschuß

2000 als Reservefondsmittel zu betrachten.

V. Bei der Feuerlöschkasse: Einnahmen 850 Aus­gaben 2250 °^, Defizit 1400 im Stadtpflege-Etat eingestellt.

Durch Erlaß des K. Oberamts wird neuerdings die Herstellung von Gehwegen in der Herrenberger- und Freuden­städterstraße angeregt. Mit Rücksicht darauf, daß die Etats 1908/09 und 1909/10 mit Brückenbauten belastet sind, Schuldaufnahme nicht angängig ist und zudem das Vorhanden­sein eines dringenden Bedürftnsfes nicht anerkannt zu werden vermag, wird in diesem Sinne berichtet werden. Gemäß dem Erlaß der K. Minist.-Abtlg. für höhere Schulen wird beschlossen die Wohnungsgelder der höheren Lehrer um je 70 ^ zu erhöhen und die Min.-Abtlg. um den üblichen Staatsbeitrag zu ersuchen. Die Errichtung der Schloß­bergfahne betr. wurde berichtet, daß anstatt der in Aussicht genommenen 300 ^ von den Unternehmern 400 ver­langt werden. Da zu erwarten ist, daß in einiger Zeit wenn die dringendsten Baucubeiten weg sind, billigere Offerte erfolgen, bezw. die Neuerstellung in eigene Regie in Frage kommen kann, wird beschlossen, die ursprünglich ins Auge gefaßten Termine zu verlängern und mit den Unternehmern in Unterhandlung zu treten.