81. Jahrgang.

Erscheint täglich mit Ausnahme der Gönn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier l *6, mit Träger-- lohn 1.20 ^,im BezirkS- und 10 Lw-Berkehr 1.23 im übrige» Württemberg 1.88 -6. MonatSabonnementS nach Berhältnis.

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Auflage 2800 .

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Mit dem Plauderstübchr» und

Bchwäb. Landwirt.

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betr. Biehmarkt i« Nagold.

Anläßlich des Biehmarktes in Nagold am 24. Angnst LS07 wird folgendes angeordnet:

1) Auf den Markt werden nur solche Wiederkäuer und Schweine zugelassen, welche auf Grund der am Ein­gang zum Marktplatz stattfindenden tierärztlichen Unter­suchung für seuchenfrei erfunden werden;

2) mit der Bahn kommende Viehtransporte müssen auf dem Bahnhof tierärztlich untersucht werden und dürfen nur bei Seuchenfreiheit zu Markt getrieben werden;

3) aus den verseuchten württembergischen und badischen Bezirken, zur Zeit die Oberämter Calw, Maulbronn und Wangen, sowie Bezirksamt Heidelberg werden Viehtransporte nicht zugelafsen.

4) Transporte aus den unverseuchten Gegenden von Baden und Elsaß-Lothringen bedürfen des in der Bekanntmachung des K. Ministerums des Innern vom 6. Juli 1907 veröffentlicht im Gesellschafter Nr. 61 verlangten Zeugnisses.

Die Herren Ortsvorsteher werden ersucht, Vorstehendes in ortsüblicher Weise bekannt zu geben.

Nagold, den 16. Aug. 1907. K. Oberamt:

Mayer, Reg.-Afs.

Die Ortspolizeibehörden,

welche ihren Bedarf an Formularen zu Radfahrkarte« und Verzeichnissen noch nicht angemeldrt haben, werden beauftragt, dies alsbald zu tun.

Vgl. Erl. v. 3. v. Mts., Ges. Nr. 181.

Nagold, 16. Aug. 1907.

K. Oberamt.

Mayer, Reg.-Ass.

Die Ortsbehörden

derjenigen Gemeinden, welche der Schwarzwald-Wafferver- sorgung augehörcn, werden beauftragt, darüber zu wachen, daß weder Mißbrauch noch Vergeudung des Wassers stattfindet; von Zeit zu Zeit sollte der Gemeindebrunnen- wärter bezw. eine andere zuverlässige Persönlichkeit eine Visitation in den Häusern darüber vornehmen, ob die diesbezüglichen bezirkspolizeilichen Vorschriften vom 30. März 1904 Gesellsch. Nr. 68 eingehalten, insbeson­dere die Wasserhahnen nicht undicht geworden sind und Lin Wasser zum Wässern, sowie zur Güllenbereitung oder zum Verschwellen von Kübelgeschirr verwendet wird. Nagold, den 15. Aug. 1907.

K. Oberamt.

_ Mayer, Reg.-Ass. A. V.

Die Trinksprüche in Wilhelmshöhe.

Berlin, 15. Aug. Als eine erfreuliche, den Frieden förderliche Kundgebung werden die beiden Trinksprüche von den Blättern verschiedener politischen Richtung, soweit sie sich überhaupt heute schon damit beschäftigen, aufgefaßt. Sogar das Organ des Bundes der Landwirte, das aus wirtschaftlichen und handelspolitischen Gründen von jeher unsere Beziehungen zu England recht kühl behandelt, ist mit diesen Trinksprüchen einverstanden und freut sich haupt­sächlich, daß dabei jede Uebertreibung vermieden worden sei. DieGermania" (Ztg.) trifft wohl das richtige, wenn sie schreibt:

Wir geben sehr wenig auf das endloseGe­seire", mit dem die Zeitungen alle Monarchenbegegnungen zu begleiten pflegen. Dagegen halten wir die in Wtlhelms- höhe gewechselten Trinksprüche für sehr bedeutsam. Sie lassen keinen Zweifel darüber, daß nicht allein das Ver­hältnis zwischen Onkel und Neffe, sondern auch die politi- ichen Beziehungen zwischen England und Deutschland sich AE'ch gebessert haben und die lange Spannung gewichen sll- Noch niemals hat König Eduard so herzlich gesprochen. Er blieb immer kühl zurückhaltend, wenn Kaiser Wilhelm mit dem gewohnten Schwung sprach. Diesmal Hort man aus seinen Worten heraus, daß das Eis gebrochen ist, und daß ein herzlicheres persönlicheres Einvernehmen zwischen Huf ""d ffinem Neffen besteht. Es ist sicher mehr als eine bloße Redensart, wenn er seinen Dank für den Empfang und seine Freude über den bevorstehenden Besuch des deutschen Kaiserpaares in England aussprach. Wir dürfen auch den Ausdruck des Wunsches, daß die Beziehungen zwischen den beiden Ländern die besten und angenehmsten sein möchten als aufrichtig gemeint und als Zeichen dafür betrachten' daß sie sich wirklich besser gestaltet haben, als sie eine zeit-

Magold, Samstag den 17. August

lang waren, und daß Vertrauen wieder Platz gegriffen hat. Die Versicherung, daß das ganze englische Volk das Kaiser­paar mit der größten Freude empfangen werde, dürften wir auch wenigstens als mit den Wünschen des Königs übereinstimmend betrachten. Kurz, der Besuch des Königs von England in Wilhelmshöhe ist als Zeichen für die günstigere Gestaltung der gesamten politischen Lage in Europa zu begrüßen. Pessimisten wird es ja leicht sein, der Wilhelmshöher Begegnung alle praktische Bedeutung abzusprechen, da nichts Bestimmtes abgemacht worden sei und England sich ja in aller Welt am Ziel seines Strebens sehe, allein wir wollen uns dadurch nicht irre machen lassen. Zu wünschen ist nur, daß von deutscher Seite nicht durch Uebereifer in der einen oder anderen Richtung wieder Schaden gestiftet werde.

Wilhelmshöhe, 15. Aug. Informationen über das politische Ergebnis der Begegnung von Wilhelmshöhe, die dem Vertreter derFrkf. Ztg." aus Kreisen des Aus­wärtigen Amtes aus der unmittelbaren diplomatischen Um­gebung des Reichskanzlers Fürst Bülow erteilt wurden, lauten folgendermaßen: Der Reichskanzler Fürst Bülow und der englische Unterstaatssekretär Charles Hardinge hatten gestern vor der Galatafel eine befriedigende Unter­redung. Auf beiden Seiten ist dabei der lebhafte Wunsch hervorgetreten, daß Ruhe und Frieden auf der Welt nicht gestört werden möchten. In bezug auf die Fragen der hohen Politik, die naturgemäß im Laufe der Unterred­ung gestreift wurden, zeigte sich im großen Ganzen eine erfreuliche Uebereinstimmung und zwar nicht nur im Bestreben, auf der Bahn des Ausbaues der englisch-deutschen Beziehungen fortzuschreiten, sondern auch die Fragen, die die Welt beschäftigen, möglichst gemeinsam zu behandeln.

London, 16. Aug. Die Daily News bespricht die ungewöhnliche Herzlichkeit der Trinksprüche in Wilhelms­höhe und sagt, ein Ereignis von so glücklicher.Vorbedeutung müßte praktischen politischen Einfluß haben; die gestrige Times mit ihrerMmühung, die Bedeutung der Monarchen­begegnung abzuschwächen, spreche zu spät. Tribüne schreibt, die Reden in Wilhelmshöhe seien nicht nur ein höflicher Meinungsaustausch, sondern dienten dazu, die­jenigen, welche Unfrieden stiften, schachmatt zu setzen. Die Begegnung habe somit unberechenbare Friedensdienste ge­leistet. Daily Graphic sagt, die Ansicht, daß die Monarchenbegegnung, wie sie im Geiste der Reden von Wilhelmshöhe sich abspielte, keine politische Bedeutung habe, und die Meinung, es sei unwahrscheinlich, daß sie das Re­sultat eines besonderen Einvernehmens sei, könne nur die Folge hypochondrischer Querköpfigkeit sein.

Dte Zusammenkunft von Ischl.

Ischl, 15. Aug. Unterstaatssekretär Hardinge hat sich über den Empfang beim Kaiser in begeisterten Worten ausgesprochen. Hardinge erhielt das Großkreuz des Leo­poldordens und Minister Aehrenthal vom König Eduard das Großkreuz des Viktoriaordens. Wie aus englischer Quelle verlautet, wurde in Wilhelmshöhe bezüglich Marokko ein vollständiges Einvernehmen mit Deutschland erzielt. An die Möglichkeit einer Intervention und Störung der französisch-spanischen Aktion in Marokko werde nicht gedacht. Das Mürzsteger Programm werde keiner allgemeinen Revision unterzogen, obwohl vielleichtjdie Notwendigkeit sich Herausstellen könnte, einige mangelhaft redigierte Punkte genauer zu fassen.

Ischl, 15. Aug. Gegen 7 Uhr erhob sich ein Sturm­wind, der sich aber bald verzog. Die Monarchen fuhren im geschloffenen Wagen zur Festvorstellung im Theater, wo ein elegantes Publikum versammelt war. Nach dem ersten Akt um 8 Uhr verließen die Monarchen und Mitglieder des Kaiserhauses das Theater. Um 8 Uhr fand in der Kaiser­villa das Hofdiner statt, bei dem Toaste nicht gehalten wurden. Die Stadt ist festlich beleuchtet.

Ischl, 15. Aug. Die Höhenbeleuchtung konnte erst, nachdem der Gewitterregen aufgehört hatte, um 9'/, Uhr beginnen. 300 Berge waren bengalisch beleuchtet. Besonders großartig wirkte der Jaizenberg. Die Monarchen unter­nahmen um 10 Uhr eine Rundfahrt.

Wie«, 15. Aug. DasWien. Corr.-Bur." meldet aus Ischl: In die Unterredung zwischen den Ministem Hardinge und Aehrenthal sind alle Fragen der aktu­ellen Politik einbezogen worden und konstatierten die beiden mit Befriedigung die Fortdauer der seit langem bestehenden traditionellen Freundschaft zwischen Oesterreich-Ungarn und England. Speziell das makedonische Problem anlangend, erkennen die beiden Staatsmänner an, daß die von den Entente-Mächten in den makedonischen Vilajets eingeleitete Reformaktion sich in voller Uebereinstimmung mit den jüngsten

1907

Erklärungen des englischen Kabinetts befinden. Eine Gleich­heit der Anschauungen trat ferner bei der Frage der der Pforte zu machenden Vorschläge, sowie in der Beurteilung des makedonischen Bandenunwesens hervor. Da die Haltung der übrigen Großmächte mit dem Resultat dieses Ideen­austausches überetnstimmt, dürfte man dem Erfolg der em- geleiteten Reformaktion wohl ein günstiges Horoskop stellen.

Ischl, 16. Aug. Heute vormittag verabschiedete sich König Eduard herzlich; um 10 Uhr 5 Min. verließ der englische Hofzug den Bahnhof.

Budapest, 16. August. Die Blätter besprechen die Entrevue in Ischl eingehend, indem sie erklären, man müsse ihr den Charakter einer eminent politischen Entre­vue zuerkennen. Sie gebe ein Zeugnis von den herzlichen persönlichen Beziehungen beider Herrscher, sowie von der Fortdauer der freundschaftlichen Gesinnung der Völker Groß­britanniens und Oesterreich-Ungarns. Die Konferenz des Ministers von Achrental mit Charles Hardinge lasse erwarten, daß der Anschluß Englands an die vom Wiener Kabinett hinsichtlich der Behandlung des mazedonischen Problems auf Beharrlichkeit in den befolgten Grundsätzen beim Besuche des englischen Königs eine Vertiefung und Bekräftigung erfahren habe. Schließlich könne auch eine innere Verbindung, die zwischen den Ereignissen von Wil­helmshöhe und Ischl bestehe, nicht verkannt werden.

Gages-Hleuigkeiten.

Au« Gtadt und Land.

Ra,old, 17. »ngust.

* Zeituugsbesörderuug. Mit Befriedigung ist wahr­zunehmen, daß die erste Frühpost wieder regelmäßig mit Zug 6.59 hier einkommt. Wir konnten uns kürzlich davon überzeugen, daß der Zug 203 Horb 5.54 an zwar 14 Minuten Verspätung hatte, der Zug nach Eutingen-Nagold aber wartete und mit 16 Min. Verspätung in Horb abging; weiter bemerkten wir, daß letzterer die Post noch über­nahm, was wohl der Ueberwachung durch einen anwesenden Horber Postbeamten zu danken ist. Man darf den zustän­digen Behörden Dank wissen, daß sie trotz anscheinend schwieriger Verhältnisse, die Interessen der Geschäftswelt des Nagoldtals gewahrt haben. Bei dieser Sachlage werden die bestehenden Rechtsansprüche von Publikum an die Ver­kehrsanstalten gerne zurückgestellt.

v. Gündringen, 17. August. Als Pfarrverweser ist Pfarrverweser Adis ernannt worden.

Vom«, 13. Aug. Nachdem die Leitungsanlagen in der größeren Zahl der zur Gäuwasserversorgungs- gruppe gehörigen 22 Gemeinden Mitte vor. Mts vorläufig in Gebrauch gegeben worden waren, fand gestern ihre Be­sichtigung durch den Herrn Staatsminister des Innern Dr. v. Pischek statt. Derselbe begab sich in Begleitung deS Ministerialreferenten Oberamtmann Dr. Michel und des Staatstechnikers Bauinspektor Groß mit den Technikern des Bauwerks, den Oberamtsvorständen von Herrrenberg, Horb, Nagold und Rottenburg von Herrenderg aus zunächst zu dem auf der Meereshöhe von 607 m über d. M. gelegenen Hochreservoir bei Oberjettingen, wo sich die Vertreter der 22 beteiligten Gemeinden aufgestellt hatten. Nach einer Begrüßungsrede seitens des Gruppenvorstands, Schultheiß Schlayer von Bondorf, hielt der Herr Staatsministcr eine Ansprache, in welcher er allen denen dankte, welche sich um das Zustandekommen des Werks der Gäuwafserversorgung verdient gemacht, insbesondere auch dem früheren und jetzigen Staatstechniker und dem Inspektor Franz, dem Ministerial­referenten, den Oberamtsvorständen der 4 Bezirke und den Gemeindevertretungen. Ferner gedachte der Herr Minister der warmen Fürsorge und des großen Interesses, welches Seine Majestät bei allen Wohlfahrtseinrichtungen des Landes bekundet, und schloß mit einem begeistert aufgenommenen Hoch auf den König. Hierauf begann die Wagenfahrt, an der sich etwa ein Dutzend Gefährte beteiligten, über Ober- und Unterjettingen, wo ein Empfang stattfand, und Nagold, wo in derPost" das Mittagessen eingenommen wurde, nach Gündringen. Hier wurde die Pumpstation mit ihren maschi­nellen Einrichtungen besichtigt, wobei der Ausführung des Werkes allseitige Anerkennung zu teil wurde. In Gündringen, das sinnig geschmückt war, hatte sich die ganze Gemeinde inmitten des Orts versammelt, der Ortspfarrer sprach einen herzlichen Willkommgruß, worauf der Herr Minister dankte. Während die Feuerwehr eine Uebung machte und die Hy­dranten kräftige Wasserstrahlen in die Höhe sandten, setzte sich der Zug nach Schietingen in Bewegung, wo die Fassung der Quellen besichtigt wurde. Hier wie in Vollmaringen und Göttelfingen, wo sich die bürgerlichen Kollegien, Schul-