vom Reuterschen Bureau dementiert. — Die französischen Kreuzer „Gloire", „Jeanne d'Arc", „Gondä" und „Guey- don" haben am Dienstag in Mers et Kebir eine Artillerieabteilung, ein Bataillon der Fremdenlegion sowie das Bataillon Schützen aus Mostaganem eingeschifft und dann von hier aus die Fahrt nach Marokko angetreten.
Nach amtliche» perfische» Meldungen arrs Teheran haben türkische Truppen mit Artillerie persisches Gebiet in der Nähe von Urmia betreten, das Dorf Mavaneh zerstört und 18 Männer und 60 Frauen und Kinder, meist Christen, getötet. Sie nahmen darauf Besitz von dem persischen Lager, welches die geringe Besatzung zu räumen gezwungen war.
Die Haager Friedenskonferenz.
Haag, 7. Aug. In der heutigen Nachmittagssitzung der Unterkommisston der 2. Kommission wurde der belgische Vorschlag beraten, der auf die Erneuerung der Konvention vom Jahre 1899 hinzielt. Nach dieser ist es untersagt, Geschosse aus Luftschiffen herabzuwersen. Es wurde ein Vermittlungsvorschlag Italiens beraten, in dem gefordert wird: 1. daß verboten werden soll, von Luftschiffen aus Städte und Dörfer, die nicht verteidigt werden, zu beschießen, und 2. daß Ballons, die zu kriegerischen Unternehmungen verwendet werden sollen, lenkbar sein müssen und durch eine aus Militärpersonen bestehende Besatzung gelenkt werden. Für Artikel 1 stimmten 21 Delegierte, dagegen 8, während 6 sich der Stimmabgabe enthielten; 8 waren nicht erschienen. Für Artikel 2 stimmten 30 Delegierte, dagegen 2, währeno 3 sich der Stimmabgabe enthielten; 9 waren nicht erschienen.
Berlin, 8. August. Nach der Voss. Ztg. wird die Deutsche Regierung ihren Vertreter auf der Haager Konferenz an der Sitzung teilnehmen lassen, in der England die Abrüstungsfrage zur Sprache bringen wird, wenn dieses in einer Form geschehen kann, die eine Debatte nicht notwendig macht. (Mpst.)
Parlamentarische Nachrichten.
WSrttem-ergifcher Landtag.
r. Stuttgart, 7. August. Die Zweite Kammer
hat in ihrer heutigen Sitzung zunächst den Gesetzentwurf betr. die Vertretung der Ortsvortzeher und Ratsschreiber des Grundbuchwesens und der freiwilligen Gerichtsbarkeit nach einem Referat des Abg. Walter gemäß den Beschlüssen der Ersten Kammer mit sämtlichen 67 abgegebenen Stimmen angenommen und hieraus, wie schon mitgeteilt, den Gesetzentwurf betr. Erhöhung des Ruhegehalts des Staatsministers v. Breitling von 9000 auf 12 000 ^ beraten. Die Parteien beschränkten sich darauf kurze Erklärungen abgeben zu lassen und zwar sprachen sich die Abgg. Schnaidt (Vp.), Kraut (B.K.) und Hieber (D. P.) namens ihrer Parteien für dm Entwurf aus, während die Abgg. Rembold- Gmünd (Ztr.) und Hilden brand (Soz.) die Ablehnung des Entwurfs als eines Ausnahmegesetzes erklärten. Ministerpräsident v. Weizsäcker wies darauf hin, daß ein Generalmajor 9387 ein Divisionär 13 917 ^ Pension bezieht und ersuchte, dem verdienten Staatsmann zu bewilligen, was er beanspruchen könne. Hierauf wurde der Entwurf mit 39 gegen 32 Stimmen des Zentrums und der Sozialdemokratie bei einer Enthaltung (v. Kiene) an- genommen. Es folgte nunmehr die Beratung eines Nachtrags zum Finanzgesetz, in dem 824000 gefordert werden zur Beschaffung weiterer Diensträume der Oberämter. Diese Forderung ist teils durch geradezu unwürdige Verhältnisse in den Oberämtern, teils durch das Bedürfnis nach Beschaffung neuer Räume für die Beratung des künftigen Bezirksrats entstanden. Die Kommission nahm an dieser Forderung eine starke Streichung von 312 000 vor und beantragte nur die Genehmigung von 512 000 nämlich: für ein neues Oberamtsgebäude in Aalen 95000 Mark, in Besigheim 112 000 in Weinsberg 85 000
er das Restaurattonslokal mit der zerstreuten Miene eines Menschen, der in tiefes Nachdenken versunken ist, und ließ sich an demselben Tisch nieder, an dem Herr Mannering schon speiste. In gleichgültigem Tone machte er seine Bestellung und entfaltete dann, ohne von seiner Umgebung Notiz zu nehmen, das ihm vom Kellner neben den Teller gelegte Abendblatt. Seine Gedanken waren jedoch nicht bei der Lektüre, sondern bei dem, der ihm jetzt gegenüber saß, dem Manne, dessen Fährte zu folgen ihm gelungen war, obwohl dieser von Ort zu Ort Namen und Verkleidung gewechselt hatte.
Absichtslos einen Blick nach dem Gegenstand seiner Gedanken werfend, sah Rosenbaum, daß dieser ihn durch die dunklen^ Brillengläser so aufmerksam beobachtete, daß er unwillkürlich eine nichtige Redensart an ihn richtete.
Dieser Anstoß schien dem andern ganz gelegen zu sein, um eine Unterhaltung anzuknüpfen, denn als in demselben Augenblick Herr Rosenbaum sein Esten erhielt, sagte er:
„Die Küche im Hotel Clifton scheint Ihnen nicht zu behagen."
„O, warum denn nicht? Ich liebe nur die Abwechslung. Aber woher wissen Sie, daß ich im Clifton wohne? Ich erinnere mich nicht, schon das Vergnügen gehabt zu haben, Sie zu sehen."
„Und doch saßen wir uns gestern abend dort recht nahe."
„Wirklich?" Na, dann entschuldigen Sie, ich achte immer so wenig auf meine Umgebung und besitze gar kein Phyfiognomiegedächtnis."
„Da bin ich gerade das Gegenteil von Ihnen," lächelte
für den Ankauf nebst Einbau eines an das Oberamtsgebäude in Hall anstoßenden Gebäudes 7000 für Anbauten in Laupheim, Biberach und Stuttgart 75 000 ^ und für sonstige ähnliche Erweiterungen von Oberamtsgebäuden 75 000 Gerade die letztere Summe bUdete den Gegenstand längerer, zum Teil sehr lebhafter, Erörterungen, in die auch Minister v. Pischek wiederholt eingriff, indem er sich gegen die gerade bei dieser Summe vorgenommene Streichung wandte und sie als völlig ungenügend bezeichnte. Die Abgg. Speth, Häffner, Feiger, Schund und Staudenmeyer kamen dem Minister zu Hilfe durch Stellung eines Antrags auf Genehmigung von 612 000 In der Debatte spielte namentlich die Frage eine Rolle, welchen Umfang die Aufgaben des Bezirksrats annehmen werden. Die Meinungen waren geteilt; auf die Seite des Ministers traten namentlich die Abgg. Mülberger, Staudenmeyer und Häffner unter Hinweis auf die Notwendigkeit, den Bezirksrat von Anfang an lebensfähig zu gestalten und für sein Ansehen zu sorgen, während die Abgg. Kraut (als Berichterstatter), Dr. v. Kiene, Käß und Keil den Standpunkt der Kommission vertraten, welche davon ausging, daß man zunächst die Erfahrungen mit dem Bezirksrat abwarten müsse und als einen Ausweg noch eine Resolution beantragte, worin die Regierung ersucht wird, im Wege weiterer Verhandlungen mit den in Betracht kommenden staatlichen Behörden, Amtskörperschaften und Gemeinden die für die Sitzungen des Bezirksrats erforderlichen Räume tunlichst kostenlos zu beschaffen und hiebei insbesondere darauf bedacht zu sein, daß für die öffentlichen Sitzungen des Bezirksrats möglichst die Sitzungssäle der Gerichte des Amtsorts zur Verfügung gestellt werden. — Während die beiden ersten Punkte der Tagesordnung nun rasche Erledigung gefunden hatten, mußte die sich allmählich verflachende Debatte über diesen Gegenstand durch einen Schlußantrag beendet werden. Es wurde dann schließlich der erwähnte Antrag Speth mit 37 gegen 26 Stimmen abgelehnt und der Kommisstonsantrag angenommen. Ein Antrag Förstner auf Streichung der Forderung für Hall und auf Einsetzung einer Forderung für einen Neubau, der 180 000 erfordern würde, im nächsten Finanzgesetz war als aussichtslos zurückgezogen worden. Morgen Diätengesetz und Bauordnung.
Hages-Wenigkeiten.
Aus Etüd! MÜ Laud.
Rohrdorf, 8. Aug. Jagdpächter Kämmerer von Ebhausen hatte gestern das Glück im hiesigen Revier in Zeit von 2 Stunden 3 Rehböcke zu erlegen.
Herrenberg. In Gärtringen ist am Sonntag nachmittag die Scheuer des Kronenwirts Stöffler und des Bauern Wohldold abgebrannt. Die gefährdeten Nachbarhäuser wurden gerettet. Das Feuer dürfte durch junge Lmte entstanden sein, welche bei der Scheuer aus einer Pistole
schossen. -
Zn« Fall Steindel
wird der Stuttgarter Morgenpost von ärztlicher Seite geschrieben: Ueber den „Musikdirektor" Steindel, der in geradezu unmenschlicher Weise seine eigenen Kinder mißhandelt hat und gegen den die Behörden einschreiten mußten, herrscht im Publikum nur eine Stimme des Abscheus und der Entrüstung. Man bemitleidet die armen, talentierten Kinder, die soviel haben erdulden müssen, und bedauert allgemein, daß es so lange Zeit gewährt hat, bis den unmenschlichen Vater und Erzieher sein Schicksal ereilte. In der ersten Erregung, in der bisher über den Fall berichtet und geurteilt wurde, ist jedoch die Frage beständig übersehen und außer acht gelaffen worden, ob der Grausamkeit des Mannes nicht ein pathologischer Zug zu Grunde liegt. Es ist noch nicht so lange her, seit ein bekannter Gerichtsarzt in Berlin die Bemerkung gemacht hat, daß mancher Täter dem Gefängnis überliefert wird, der eigentlich dem Jrrenhause zuzuweisen wäre; man übersieht bei manchem Vergehen nur zu gerne und zu leicht, daß es eigentlich nur die Aeußerung eines kran khaft veranlagten Gehirnes sein
Herr Mannering. „Ich erinnere mich fast jedes Gesichtes, das ich einmal gesehen habe, nnd auch Ihnen muß ich schon anderswo begegnet sein."
Herr Rosenbaum zog belustigt die Augenbrauen in die Höhe. „Ja, das ist allerdings möglich, lieber Herr, denn ich bin beständig unterwegs. Auf dem ganzen Erdball bin ich zu treffen. Reisen Sie auch in Geschäften?"
„Nein," antwortete der Gefragte langsam, aber augenscheinlich wie erleichtert. „Ich betreibe keinen eigentlichen Geschäftszweig, bin aber ziemlich stark hier an Bergwerken beteiligt und sehe augenblicklich nur einmal zum Rechten. Wie geht Ihr Geschäft? Ich hörte gestern abend, als Sie mit dem Wirt sprachen, daß Sie Diamantenhändler find."
„Ja, und ich kann Ihnen sagen, ein recht geplagter, denn so viele Diamaten es gibt, wirklich gute, seltene, auserlesene Steine, wie wir sie brauchen, find verdammt schwer aufzutreiben. Bis jetzt habe ich hier noch nichts entdeckt, was mir auch nur annähernd genügen könnte, und deshalb werde ich «ich auch nicht lange mehr hier aufhalten."
Nachdem Herr Rosenbaum so seinen Köder ausgeworfen, widmete er sich mit sichtlichem Appetit seiner Mahlzeit, während Herr Mannering mechanisch mit der Gabel auf dem Tischtuch Figuren zeichnete. Endlich sagte er bedächtig:
„Wissen Sie, ein oder zwei in der Tat bewundernswerte Diamanten könnte ich Ihnen vielleicht verschaffen, wenn Sie den Preis, der diesen außergewöhnlichen Exemplaren gebührt, dafür anlegen wollen."
kann. In dem speziellen Falle, der uns den Anlaß zu dieser Aeußerung gibt, sehen wir, daß ein Mann, der seine materielle Existenz auf die Kunstleistungen seiner Kinder aufgebaut hat, diese in einer Weise körperlich schädigt, die seine Existenz vernichten kann. Die Kinder wurden, wie erzählt wird, zum Teil so mißhandelt, daß nur zu wundem ist, daß keines einen dauernden Schaden an der Gesundheit davongetragen hat. Dies muß den Verdacht bestärken, daß der Mann bei der Ausführung der Mißhandlungen in einen ganz besonderen Erregungszustand versetzt wurde, der ihm die völlige Klarheit über die Situation geraubt hat und ihn zu zweckwidrigen Handlungen hingerissen hat. Nach dem Marquis de Sade, der in seinen Memoiren zuerst mit größter Offenheit über seine diesbezüglichen Erlebnisse berichtet hat, werden diese unglücklichen Menschen, denen der Schmerz ihrer Opfer Wollust bringt, Sadisten genannt. Die moderne Psychiatrie hat ihre Zugehörigkeit zu den Degenerierten nachgewiesen. Auch in dem Fall „Steindel", der lebhafte Errinnerungen an den bekannten Fall „Dippold" ins Gedächtnis ruft, wird der psychiatrische Sachverständige bei der Verhandlung ein gewichtiges Wort mitzureden haben. Wir wollen es unterlassen, auf die mannigfachen Spielarten des Sadismus bei dieser Gelegenheit einzugehen, so verlockend das Thema an sich auch ist, und uns begnügen, auf eine Seite der Angelegenheit hinzuweisen, die bisher bei der Diskussion übersehen worden ist.
»
Herr Bruno Steindel, der zurzeit mit dem Wiener Künstlerensemble im Kaisersaal in Schmalkalden auftritt, bittet die Redaktion des „Beobachters", die durch die ganze deutsche Presse gegangene Notiz, über angebliche Mißhandlungen, denen er und feine Brüder durch ihren Vater ausgesetzt waren, wie folgt zu berichtigen: Es ist nicht wahr, daß ich meinen Vater angezeigt habe wegen grausamer Mißhandlung meiner Brüder und weil ich die Prügel- und Hungerstrafe nicht mehr ertragen konnte. Wohl hat der Vater mich und meine Brüder gezüchtigt, die Strafen waren aber verdient und haben in keinem Fall die Grenze des Erlaubten überschritten. Tatsache ist allerdings, daß mein Vater verhaftet wurde, was auf Grund von belastenden Angaben meines jüngsten Bruders geschah, der von gewissen Personen dazu veranlaßt worden war. Diese Handlungsweise ist weiter nichts als eine Verleumdung meines Vaters, den man in seiner Existenz zu schädigen sucht. Die eingeleitete Untersuchung wird Klarheit in die Sache bringen. Ich erachte es als meine Pflicht, alles, was in meinen Kräften steht, zu tun, um meinen Vater von jedem unwürdigen Verdacht zu befreien. Nicht nur seine Ehre, sondern auch seine ganze Zukunft steht auf dem Spiel. Bruno Steindel.
(Die Redaktion des „Beobachters" bemerkt hiezu, daß es wohl schön und edel sei, wenn sich Bruno seines Vaters anzunehmen versuche; wie aber verlaute, würden die Quälereien auch von dritter, gänzlich unbeteiligter Seite bestätigt werden.)
r. Stuttgart, 7. Aug. Die Maul- und Klauenseuche ist in Enzberg, O.A. Maulbronn, und auf Hegenichs- hof, Gemeinde Kirchheim, bad. Bezirks Heidelberg, aus- gebrochen. — Der Seuchenausbruch in Enzberg steht im Zusammenhang mit der früheren Seuche daselbst. Eine Kuh aus einem bereits am 11. Mai ds. Js. durchseuchten Gehöft hat vsr vier Wochen den Besitzer gewechselt und nun in ihrem neuen Stall den Seuchenausbruch veranlaßt. — Bei dem bereits mitgeteilten Seuchenfall in Ottenbronn, O.A. Calw, wurde die Seuche in ähnlicher Weise verschleppt. Ein Stier, der am 10. April ds. Js. als durchseucht galt, hat, nachdem er bereits zwei Wochen in seinem neuen Standort in Ottenbronn gestanden ist, daselbst die Seuche veranlaßt. — Da in Württemberg in letzter Zeit noch weitere ähnliche Fälle beobachtet worden sind, legt sich die Frage nahe, ob man es nicht etwa bei der Maul- und Klauenseuche mit einer ähnlichen Erscheinung zu tun haben könnte, wie bei Typhus, Cholera und Diphterte mit den sogenannten Bazillenträgern, d. h.-ob es nicht Tiere gibt, welche auch noch nach überstandener Krankheit
„Dann dürften wir wohl handelseinig werden. Für gute Ware zahlen wir einen guten Preis."
„Soweit ich mich aus Diamanten verstehe, find es wertvolle Steine. Mein Freund der sie besitzt, ist selbst Kenner und würde sie nicht so hoch schätzen, wenn sie nicht etwas Hervorragendes wären."
„Und Ihr Freund wünscht sie zu verkaufen?"
„Ich glaube, wenn er sich darauf verlassen kann, daß nicht darüber gesprochen wird."
Das ist von jeher bei unserem Geschäft Grundsatz. Sollte Ihr Freund sich also zu einer Zusammenkunft bereit finden, so soll es mir angenehm sein."
Daß er selber kommen würde bezweifle ich, da er nicht "hier ist. Ich treffe ihn aber in den Minen und werde mit ihm sprechen. Ist er gesonnen, die Steine zu verkaufen, dann wird er mir sie vermutlich mitgeben und mir alles weitere überlaffen. Es fragt sich nur, ob Sie noch einige Tage warten wollen?"
„Wenn Sie mir das Geschäft in Aussicht stellen, ja."
Sie verabredeten darauf eine Zusammenkunft nach 3 Tagen an demselben Orte, um, falls dann die Steine zur Stelle sein sollten, das Geschäft zu besprechen; danach trennten sie sich.
(Fortsetzung folgt.)
«ns einer Petition. Die alle fünf Minuten durch unsere Straße sausenden Auto-Omnibusse haben mit ihrem Gestank fast alle Ladenmieter vertrieben, ja, heut« haben sich sogar die beiden Käshändler fortgemacht!"