Die Schätzung derselben ist in der Regel von der Schätzungskommisfion und zwar so zeitig in Angriff zu nehmen, daß solche bei der Ankunft des Bauinspektors beendigt und deren Ergebnis in das Schätzungsprotokoll eingetragen ist.
Wenn es aus besonderen Gründen wünschenswert ist, daß auch die Schätzung der Hochbauten unter Leitung des Bauinspektors vorgenommen wird, so ist dies rechtzeitig anzuzeigen.
3) Bei der dem Gemeinderat obliegenden Durchsicht der Feuerverstcherungsbücher ist besonders auch darauf zu achten, daß Doppelversicherungen, wie sie z. B. in Fabriken bezüglich der Maschinen und sonstigen Zubehörden mitunter noch Vorkommen sowie Versicherungen von solchen Gegenstände«, welche dem Zwang der Landesanstalt unterliege«, bei Privatgesellschaften vermiede« werden.
In dieser Beziehung werden die Gemeindebehörden, wie auch die Schätzungskommisstonen auf den Erlaß vom 18. Oktober 1892, betreffend die Versicherung der Fabrikzubehörden bei der Landesanstalt (Amtsblatt S. 478) noch besonders hingewiesen.
Die Vorlage der Verzeichnisse, bezw. Fehlberichte, hat bis
spätestens 1v. September ds. Js.
zu erfolgen. Später einkommende Anmeldungen können als außerordentliche, auf Rechnung der Fabrikbesitzer vorzunehmende Schätzungen hehandelt werden.
II. DieJahresschätzunghinfichtlichderjenigen Gebäude, welche nicht zn den Fabriken oder sonstigen größeren gewerblichen Anlage» gehören, ist z« Anfang August einznleite«.
Zu diesem Zweck sind die Gebäudeeigentümer zur Anmeldung der bei ihnen im Laufe des Jahres vorgekommenen Aenderungen bei der Ortsbehörde aufzufordern, worauf die Durchsicht des Feuerverstcherungsbuchs vorzunehmen und von den hienach sich ergebenden Aenderungsanträgen
spätestens bis 80. September ds. Js.
hieher Anzeige zu erstatten ist.
Bei der Durchsicht des Feuerversicherungsbuchs haben die Gemeinderäte, insbesondere bezüglich neuer oder neu eingeschätzter Gebäude, eine Vergleichung der Brandverstcher- ungsanschläge mit den neuen Gebäudesteueranschlägen vorzunehmen und in denjenigen Fällen, wo ein auffallendes Mißverhältnis zwischen beiderlei Anschlägen zu Tage tritt, das geeignete wahrzunehmen. Bei vorkommenden Anständen ist hieher Vorlage zu machen.
Im übrigen haben die Gemeinderäte die Versicherungsanschläge insbesondere in der Richtung genau zu prüfen, ob nicht die Gebäude und ihre Zubehörden eine Wertsver- mindcrung erlitten haben und deshalb in dem Verficherungs- anschlag zu ändern seien, oder ob nicht eine Aenderung in der Klassifikation einzutreten habe. Es find hiebei namentlich die Vorschriften in Abs. 2 und 4 des Art. 19 des Gesetzes vom 14. März 1863 über das allmähliche Altern und andere außergewöhnliche Entwertungsursachen sorgfältig zu beachten.
Zu der Prüfung der Vcrficherungsanschläge durch den Gemeinderat find die Ortsfeuerschauer mit beratender Stimme beizuziehen und es ist in den hieher zu erstattenden Berichten von dem Gemeinderat zu beurkunden, daß dies geschehen ist.
Nagold, den 1. Aug. 1907.
K. Oberamt. Ritter.
Au die Schultheißenämter.
Auflauf von Zuchtfarre« in der Schweiz.
Da der beabsichtigte Farrenaufkauf in der Schweiz Ende d. Mts. stattftndet, werden die Gemeinden und Farren- halter, welche Farren wünschen und nicht bereits bestellt haben, aufgefordert, Bestellungen unverzüglich spätestens bis 1«. d. Mts. anher einzusenden.
Nagold, den 1. August 1907.
K. Oberamt. Ritter.
UoMische Hleöerftcht.
In der Audienz des ungarischen Ministerpräsidenten beim Kaiser Franz Josef ist auch die Frage der ungarischen Verfafsungsgarantien und die Frage des ungarisch-kroatischen Konflikts zur Sprache gekommen. Besonders die Maßnahmen der ungarischen Regierung zur Beseitigung des troatischen Widerstands sind dabei nach einer Meldung des „Budapests Hirlap" auf den entschiedenen Widerstand der Krone gestoßen.
Der König von Dänemark, der jetzt in Reykjavik, der Hauptstadt Islands, eingetroffen ist, hat eine Kommission zur Vorbereitung eines Gesetzentwurfs über die verfassungsmäßige Stellung Islands im dänischen Gesa«treich eingesetzt. Die Kommission besteht aus Mitgliedern des dänischen Reichstags und des isländischen Altings. Zum ersten Vorsitzenden wurde Ministerpräsident Christensen, zum zweiten Vorsitzenden der Minister für Island, Hafstein, ernannt.
England «nd Rußland. Nach dem „Daily Chronicle" steht die englische Regierung im Begriffe, mit Rußland ein Abkommen zur Beilegung gewisser Schwierigkeiten an der indischen Grenze und in Persien abzuschließen. Das Abkommen wird wie üblich dem Hause vorzelegt werden. Man befürchtet aber, daß es von Seiten der Arbeiterpartei einigen Widerstand erfahren werde, und es sei deshalb gut, darauf aufmerksam zu machen, daß das Abkommen absolut nichts mit den inneren Angelegenheiten Rußlands zu tun habe. Es beziehe sich lediglich auf die Feststellung der Grenzen. Dadurch werde es ein Friedensfaktor. Es beseitige jede Gefahr, die durch Mvalisieren an der Nordwestgrenze und in Persien etwa entstehen könnte. Dadurch werde England von dem Schreckgespenst eines Krieges an der Nordwestgrenze befreit, und der Regierung werde es möglich, ihre ganze Aufmerksamkeit anderen dringenden Fragen der auswärtigen Politik zuzuwenden. Sir William Nicholson, der englische Botschafter in Petersburg, befindet sich augenblicklich wegen des englisch-russischen Abkommens in London.
Das neue russisch-japanische Abkomme« besteht, wie der japanische Botschafter in Paris dem Redakteur des „Petit Parisien" mitgeteilt hat, aus fünf Abmachungen. Die erste regelt die Handelsbeziehungen, die zweite die Fischerei, die dritte die Eisenbahnverbindungen in der Mandschurei, die vierte die Abgrenzung einzelner Gebietsteile in der Mandschurei, die fünfte ist von rein diplomatischem Charakter; sie entspricht dem Wortlaut der jüngsten japanisch-französischen Konvention und bestätigt den „stutus quo".
Die Haager Friedenskonferenz.
Haag, 31. Juli. Die 4. Kommission der Friedenskonferenz nahm mit 25 gegen 5 Stimmen bei 4 Stimmenthaltungen den englischen Vorschlag betr. die Abschaffung der Konterbande an. Dagegen stimmten: Rußland, Deutschland, Amerika, Frankreich und Montenegro. Der Vorschlag wird mithin zur Erwägung gestellt und der Prüfungskommission überwiesen nebst allen anderen Vorschlägen, die sich auf diesen Gegenstand beziehen. Hierauf wurde die Abstimmung über die Frage einer FristbMimmung, die den Handelsschiffen die Vergünstigung gewähren soll, die feindlichen Häfen bei Beginn der Feindseligkeiten unbehindert zu verlassen; auf Antrag Krieges (Deutschland) bis nach der Kommissionsberatung zurückgestellt. Schließlich wurde die Frage der Blockade gleichfalls der Prüfungskommission überwiesen. Deutschland und Oesterreich erklärten, vorbehaltslos den italienischen Vorschlag anzunehmen, der die Festlegung des Prinzips erstrebt, nach dem die Blockade eine militärische Operation und nicht gegen die freie Ausübung des Handels gerichtet ist.
Haag, 31. Juli. Die Unterkommisfion für die Beratung der Gesetze und die Gewohnheiten des Landkrieges hat einstimmig beschlossen und infolgedessen an den Redaktionsausschuß verwiesen: 1) einen Vorschlag Deutschlands, nach welchem vertragliche und andere analoge Verpflichtungen in Feindesland von den Kriegführenden respektiert werden
sollen; 2) einen Vorschlag Deutschlands, nach welchem die Staaten für Verletzungen des Reglements betr. die Gesetze und Gewohnheiten des Landkriegs, die etwa von ihren militärischen Streitkräften begangen werden, verantwortlich sein sollen u. nach welchem die Staaten verpflichtet sind, für solche Verletzungen Entschädigungen zu zahlen. — Diegenannte Kom- misfionhat ferner mit 18 gegen 15 Stimmen angenommen und ebenfalls an den Redaktionsausschuß verwiesen: einen belgischen Vorschlag, nach welchem es verboten ist, Bewohner eines besetzten Gebiets zu zwingen, direkt oder indirekt gemeinsam oder individuell persönlich an militärischen Operationen gegen ihr Land teilzunehmen und von ihnen Auskünfte bezüglich solcher Operationen zu verlangen. (Mpst.)
Parlamentarische Nachrichten.
WSrttewbergiscker Laudtast.
r. Stuttgart, 31. Juli. Die Zweite Kammer hat
in ihrer heutigen Sitzung sich mit einem Nachtrag zum Finanzgesetz beschäftigt, in dem eine Reihe von Bauforderungen aufgestellt sind, die insgesamt einen, wenn auch nicht sofort, aufzubringenden Bauaufwand von etwas über 5 Millionen erfordern. Zunächst befaßte sich das Haus mit einer Exigenz von 100 000 ^ als erste Rate zur Erbauung eines neuen Landgerichtsgebäudes in Rottweil, dessen Gesamtkosten von der Regierung auf 643 000 ^ veranschlagt sind. In der 2'/,stündigen Debatte, die sich hieran knüpfte wurde die Unzulänglichkeit des jetzigen Landgerichtsgebäudes und die Unwürdigkeit, ja der himmelschreiende Zustand der derzeitigen Verhältnisse allerseits anerkannt, weshalb auch die Kommission die Bewilligung dieser ersten Rate beantragte. Andererseits wurde aber an dem Plan eine zu reichliche Bemessung der Räumlichkeiten aus gesetzt und deshalb verlangt, daß der Gesamtaufwand die Summe von 600 000 Mark nicht übersteigen dürfe. Dieses Verlangen wurde vom Justizminifter, der sich im übrigen dagegen verwahrte, als ob das Raumprogramm zu leichtfertig oder zu üppig aufgestellt worden sei, als berechtigt anerkannt. Weitergehende Bedenken wurden nur von dem Abg. Storz erhoben, der die Forderung mit Rücksicht auf die kommende Reform der Zivilprozeßordnung für verfrüht erklärte und von den Abgg. Dr. Wolf und Schrempf, die den häufig zu tage tretenden Luxus bei solchen Bauten kritisierten und beantragten, daß der Gesamtaufwand die Summe von 575 000 ^ nicht übersteigen dürfe. Diesen Bedenken wurde vom Justizminister, aber auch von verschiedenen Seiten des Hauses, namentlich von dem Berichterstatter Kraut, sowie den Abgg. Gröber, Rembold-Aalen, Dr. v. Kiene und Dr. Hieber entgegen getreten unter besonderem Hinweis darauf, daß gerade der vorliegende Plan einen Luxus nicht aufweise. Schließlich wurde die geforderte erste Rate gegen die Stimmen der Abg. Betz und Storz angenommen und hierauf der Kommisstonsantrag (Gesamtaufwand 600000 mit 43 gegen 34 Stimmen des Bauernbunds, der Sozialdemokratie und einiger Mitglieder der Deutschen Partei und der Volkspartei angenommen. Die übrigen Bausorderungen erledigten sich ziemlich rasch; es wurden genehmigt 181000^ für ein neues Amtsgerichtsgebäude und Gefängnis in Oberndorf, 123000 ^ für ein neues Amtsgerichtsgebäude, in Waiblingen, 131000 ^ für eine Erweiterung der Frauenklinik Tübingen, 150000 als erste Rate für die Errichtung eines Neubaus der Universitätsbibliothek, welche insgesamt rund 1 Million erfordert, wobei der Wunsch ausgesprochen wurde, daß zur Erlangung des auszuführenden Plans ein allgemeiner oder beschränkter Wettbewerb veranstaltet werde, 125 000 ^ für eine Erweiterung des physikalischen Instituts der Universität, 200 000 ^ als erste Rate für einen Neubau des physikalischen Instituts an der Hochschule in Stuttgart, der insgesamt 447000 ^ erfordert und auf das Nillsche Anwesen zu stehen kommen wird und schließlich noch 95000 100000 ^ und 80000 ^ je
für die Erbauung eines Kameralamtsgebäudes in Biberach, Laupheiur und Riedlingen. Morgen wird die Beratung des Eisenbahnbaukreditgesetzes fortgesetzt.
Ho.ges-Neuigüeitsn.
Au» Stadt und Land.
Razow» S. August.
Eine wohlangebrachte Bitte. Menschen, wenn ihr ins Grüne geht, schonet die Fluren und die Tierwelt! Freuet euch der schönen Natur, aber beraubt sie nicht ihres Schmuckes, zerstört und quält nicht! Verletzt die Bäume nicht durch Abrcißen der Zweige und Aeste. Wer das Schöne wahrhaft liebt, wer es weiß, wie kunstvoll Blatt und Blume gebaut sind, wird sich nie solcher Verwüstung schuldig machen. Gönnt den Vögeln, Schmetterlingen, Käfern und anderen Tieren ihr kurzes Leben und die über alles geliebte Freiheit! Auch das unscheinbarste Wesen hat in der Natur einen Zweck zu erfüllen und möchte seines Daseins froh werden. Ein hilfloses Geschöpf zu ängstigen, zu quälen, ist eines Menschen unwürdig. Seid mitleidig und barmherzig, schützet die Schwachen vor der Roheit Unverständiger! — So lesen wir auf dem Flugblatt eines Lehrervereins für Tier- und Pflanzenschutz. Diese Mahnung sollte überall beherzigt werden.
Falsche Zehnmarkstücke sind neuerdings in Süddeutschland in Umlauf und auch schon angehalten worden. Sie tragen das Münzzeichen 8, die Jahreszahl 1874 und das Bildnis Wilhelms I. ^
d. Obertalheim, 1. Ang. Heute vormittag schwebte von Westen nach Osten fahrend ein stattlicher mit 2 Leuten bemannter Luftballon über untern Ort hin. Ta er nur in
immer das beste. Nun sag aber, 'was vertraute sie dir denn Geheimnisvolles an?"
Harold rückte mit seinem Stuhl dicht an die beiden heran. Er sprach im leisesten Flüsterton, und was er sagte, war nur kurz, aber als er geendet, sahen die beiden anderen sich starr vor Staunen an.
„Und Sie glauben, daß sie die Wahrheit sprach?" fragte Herr Barton erregt.
„Unzweifelhaft. In der Stimmung, in der sie sich befand, lügt man nicht."
„Ich denke auch, daß man ihr in diesem Falle trauen kann," äußerte der alte Skott gedankenvoll. „Was hätte sie veranlassen sollen, so etwas zu sagen, wenn es nicht wahr wäre?"
„Ganz recht," sagte der Anwalt. „Sobald Fixson nach HaiUe kommt, muß er sofort auf die Spur gesetzt werden. Zunächst wollen wir Sutherland verständigen. Ich werde ihm gleich selbst telephonieren."
Als Pflegevater und Sohn allein waren, sahen sie sich fast wehmütig in die Augen, und der erstere sprach in warmem Ton: „Harold, mein Junge, ich fühle mit dir, was dich beweg:, aber mag auch immerhin deine Zusammenkunft mit der Frau, die dir dos Leben gab, eine schmerzliche Erinnerung für dich bleiben, so ist das, was du dabei erfahren Haft, doch nicht hoch genug anzuschlagen."
Herr Barton trat wieder ein. „Sutherland wird auf der Stelle hier sein. Ich wünschte nur, daß Fixson uns nicht lange warten ließe!"
Gleich darauf erschien Sutherland.
„Ich Lin hierher geflogen," sagte er nach gegenseitiger
Begrüßung, „denn der Ton Ihrer Stimme im Telephon, Herr Kollege, ließ mich Wichtiges vermuten."
„Und da haben Sie sich nicht geirrt," antwortete Herr Barton. „Es ist uns ein Geheimnis enthüllt worden, das nicht allein unseren Fall tief berührt, sondern auch das Dunkel über dem Mord Hugh Mainwarings lichtet."
Barton erzählte-, und Sutherland rieb sich frohlockend die Hände. Lebhaft reichte er seinem jungen Klienten die Hand und sprach mit einer gewissen Weichheit:
„Herr Mainwaring, ich begreife vollkommen, was Sie empfinden müssen, trotzdem aber werden auch Sie mich verstehen, wenn ich sage, ich gratuliere Ihnen."
Harold nickte ernst, und der Anwalt fuhr zu seinem Kollegen gewandt fort: „Das erklärt alles! Jetzt haben wir gewonnenes Spiel! Ohne Verzug müssen wir alles in Bewegung setzen, um des Mannes habhaft zu werden. Um jeden Preis müssen wir ihn haben. Donnerwetter, stellen Sie sich vor, was für einen Zeugen er abgeben wird!"
„Ganz meine Meinung. Und F'xson ist der Mann, der ihn finden und bringen wird, sollte er ihn auch vom Monde herabholen müssen. Ich denke übrigens, er wird nun bald kommen. Inzwischen wollen wir beraten, wie wir die Sache angreifen, denn natürlich muß sie als tiefstes Geheimnis und mit äußerster Vorsicht behandelt werden."
Die Besprechung hatte ichon über eine Stunde gedauert, als endlich der mit Ungeduld erwartete, sogenannte Schreiber des englischen Advokaten zurückkchrte.
(Fortsetzung folgt.)