nicht für die Erhöhung stimmen, aber nicht, weil ich kein Bedürfnis anerkenne, sondern weil ich die Begründung als nicht ausreichend betrachten muß. In dieser Lage bin ich noch und ich werde mich daher der Abstimmung enthalten. § 1 der Vorlage wird hierauf angenommen. Dagegen stimmen die Abgeordneten Richter, Langerhans, Parisius, Dr. Otto Hermes, Schmieder, Munckel, Papendieck, Halberstadt und der Däne Johannsen. K 2 der Vorlage, welcher bestimmt, daß das Schloß zu Kiel der königlichen Familie zur ausschließlichen Benutzung überwiesen wird, wird einstimmig angenommen.
Berlin, 8. Febr. Den letzten Nachrichten zufolge steht es jetzt fast außer jedem Zweifel, daß K onprinz Rudolf und Baronesse Vetsera gemeinsam aus dem Leben geschieden sind. Die Leichen beider sollen Mittwoch früh in Mayerling bei einander gefunden worden sein. Die Wahrscheinlichkeit dieser Meldung wird noch bestätigt durch das letzte offiziöse Wiener Telegramm, in welchem zwar jegliches Verhältnis des Kronprinzen zu einer Dame aus der Familie Auersperg und Schwarzenberg geleugnet, indessen des Namens Vetsera, der doch in aller Munde schwebt, nicht Erwähnung gethan wird. Das Verhältnis des Kronprinzen zur Baronesse Vetsera soll bereits längere Zeit bestanden haben.
Hages-Werrigksiten.
Calw, 11. Febr. Vielfach herbeigewünscht, wenn auch nicht gar strenge, aber Loch bestimmt, hat sich der Winter nun in der gewohnten Gestalt eingestellt. Die Bahnschlitten waren schon 2 Tage in voller Thätigkeit und an vielen Orten hatten Schneewehen die Straßen derart verbarrikadiert, daß sie nur mittelst Schaufeln freigelegt werden konnten. Die vorzügliche Schlittenbahn wurde denn auch am gestrigen Sonntag nach allen Richtungen hin benützt. Die Temperatur scheint, nachdem der Wind nachgelassen, nun eine mildere zu werden und eine fröhliche Balgerei der Spatzen vor den Fenstern läßt uns davon absehen, unsere Leser um fernere energische Unterstützung der gefiederten Welt zu bitten.
^Amtliches) Unterm 6. Februar ist in den Ruhestand versetzt worden: Schullehrer Reinhardt in Neubulach.
* Gechingen,9. Febr. Gestern hatten wir wiederholt die Freude, einer Abendunterhaltung beiwohnen zu können, bei der wieder mehrere auswärtige musikalische Kräfte mitwirkten. Das Programm war ein überaus reichhaltiges. Männerchöre, Quartette und Soli wechselten mit instrumentalen Ausführungen. Zum Schlüsse hielt Hr. Schultheiß Ziegler noch einen interessanten Vortrag über die „Geschichte von Gechingen" und verdiente sich dadurch die dankbare Anerkennung der zahlreichen Zuhörer.
Stuttgart. Em hiesiger Unfalloersicherungsdirektor hatte in den letzten Tagen das Unglück, den einen seiner Finger halb zu verlieren. Der Betreffende wollte aus der Eisenbahn die Waggonthüre von innen zuziehen, in demselben Augenblicke aber wurde die Thüre vom Schaffner von außen zugemacht und so dem Inspektor der Finger eingeklemmt.
Eßlingen, 7. Febr. Gestern Nacht ist wohl die älteste Person unseres Oberamts aus dem Leben geschieden. Es ist die in dem Filial St. Bernhardt infolge eines Schlaganfalls nach hartem Kampfe gestorbene Katharine Windnagel, die am Ende ihres 97. Lebensjahres stand. Bis vor 2 Tagen war die Verstorbene im Stande, häusliche Arbeiten in verhältnismäßiger Rüstigkeit zu verrichten, und im Herbst arbeitete sie noch wacker im Feld und Weinberg. Von 7 Kindern leben nur noch zwei; dagegen würden, wenn sie nicht weit in den Landen zerstreut wären, 36 Enkel und 21 Urenkel dem alten Mütterchen das letzte Geleite geben können.
Sulzbach a. d. Murr, 6. Febr. In der vergangenen Nacht und heute den ganzen Vormittag haben wir auf unseren Bergen und im Thale ein solch starkes Schneetreiben, daß verschiedene beladene Fuhrwerke genötigt waren, auf der Straße ihre Pferde auszuspannen, ihre Wagen stehen zu
bekleidet waren; die Teppiche und Stühle, sowie die übrigen Einrichtungs-Gegenstände indes verrieten deutlich die eiugerissene Verarmung und den viel zu langen Gebrauch. In einer Ecke stand ein uralter, hoher Eichenschrank. Auf diesen trat Lionel zu, fand ihn aber verschlossen. Er versuchte mehrere Schlüssel, die er bei sich hatte; es paßte jedoch keiner.
Nach mehreren vergeblichen Versuchen begab er sich in das Studierzimmer seines Vaters. Mr. Egerton saß wie gewöhnlich rechnend über seinen Geschäftsbüchern und schaute etwas ärgerlich darüber auf, daß er gestört wurde.
„Was willst Du von mir?" fragte er, es für ausgemacht annehmend, daß sein Sohn in einer bestimmten Absicht gekommen sei.
Lionel beantwortete seine Frage mit einer anderen:
„Warum bist Du nicht zu uns zur Tafel gekommen?"
„Weil ich bereits gegessen hatte und hier beschäftigt war."
„Mit Deinen Büchern?"
Mr. Egerton strich sich mit einer etwas müden Geberde die Haare aus der
Stirn.
„Ja, mit meinen Büchern."
„Widmest Du nicht ihrem Studium etwas gar zu viel Zeit?" fragte Lionel in ehrerbietigem Tone, durch welcher ein gewisser Vorwurf hindurchklang. „Du hast doch wohl nicht alle die Zeit gebraucht, um Deine Einnahmen und den Wert der Güter zu berechnen?"
„Das verstehst Du nicht, — es ist nicht Das, was mich so beschäftigt," antwortete der Squire, dessen Augen eigentümlich zu leuchten begannen. „Ich berechne nicht meine gegenwärtigen Einnahmen, sondern die zukünftigen, und was die Güter wert sein werden, bis wieder alle Schulden getilgt sind —"
Er brach plötzlich ab und schien halb erschrocken zu sein, daß er so viel erraten hatte.
„Vater," rief der junge Mann ungestüm aus, „warum ziehst Du mich nicht in Dein Vertäuen und sagst mir, was Dich bedrückt? Vielleicht, ja, gewiß könnte ich Dir helfen!"
lassen und im nächsten Ort Schutz und Hilfe zu suchen. Es ist für Fußgänger sehr beschwerlich, durch den tiefen Schnee und gegen den heftigen Wind durchzudringen; die Leute kamen halb erstarrt hier an. Auch aus Heilbronn, Nagold, Heidenheim, Aalen laufen Berichte über Schneefall und Sturmwetter ein.
Heidenheim, 7. Febr. Der vermißte 17 Jahre alte Keppler von hier hat sich nicht entleibt, wie er seiner Mutter geschrieben, sondern hält sich in Stuttgart auf, sandte wenigstens von dorten heute früh an seine Mutter ein Päckchen. — Der Schnee liegt bei uns, nachdem es schon seit drei Tagen ohne Unterbrechung schneit, fußhoch. Die Bahnschlitten sind in Thätigkeit und die Post benützt die Postschlilten auf die Alb und das Härdtsfeld.
— Ein selten großer Tannenbaum ist kürzlich im Ell- wanger Revier geschlagen worden. Derselbe lieferte 12 Festmeter Langholz und 4 Raummeter Scheiterholz.
Ellwangen, 6. Febr. Wer im vergangenen Jahre Ellwangen besuchte, hatte gewiß, sofern ihm Naturfilm angeboren, seine Helle Freude an den prächtigen, schattenspendenden Pappelalleen in der Umgebung der Stadt. Sahen auch die Pyramidpappeln infolge des kalten Winters 1879/80 teilweise reduziert aus, ihre kanadischen Schwestern hatten unentwegt Sturm und Kälte getrotzt. Und nun mußten sie alle dem krassen Utilitarismus zum Opfer fallen! „Sie sollen die Streßen durch ihren Schatten geschädigt hab>.n und müssen den vorschriftsmäßigen Obstbäumen Platz machen I Obstbäume im kalten, feuchten Jagstthal! — Wie rdyllisch heimelte den Wanderer die dunkelgrüne Umgebung der Stadt an, wie gern versetzte er sich beim Anblick des Städtchens in seinem Baumkranze in das vorige Jahrhundert — das alles ist unwiderbringlich dahin, damit die Enkeln einmal vielleicht alle 50 Jahre etliche Silberlinge aus zweifelhaften Obstbäumen gewinnen! Wohl rebelliert die Jagstzeitung gegen solches Gebühren und appellierte wehmütig an den Ellwanger Verschönerungsverein: aber der muß Steinsarkophage als Ruhebänke für die Spitalistinnen und Kindsmägde sitzen lassen und kann sich für schöne Pappelbäume nicht interessieren. Und es sind doch so viele der Schriftgelehrten in Ellwangen, hätte sich denn gar kein Paragraph finden lassen, um die Zierde der Stadt zu retten? Was würde wohl Friedrich der Dicke gedonnert haben, wenn er heute wieder des Wegs fahren könnte!
Kupferzell, 7. Febr. Die Eisenbahnfrage, betreffend Erbauung einer Lokalbahn von Waldenburg über hier nach Künzelsau ist hier und besonders in unserer Nachbarstadt Künzelsau in sehr lebhafter Stimmung. Die Stadtgemeinde Künzelsau, an welche sich die hiesige Gemeinde angeschloffen hat, wird demnächst eine Eingabe an den Landtag abgehen lassen, um die Erbauung der Bahn von Waldenburg über hier nach Künzelsau zu bezwecken; dagegen haben die Gemeinden Neuenstein, Niedernhall und Jngel- fingen bereits eine Gegenschrift eingereicht, damit die zu erbauende Bahn diese letztere Richtung einschlage. Die Vorarbeiten der Vermessung, Absteckung re. sollen von Waldenburg über hier nach Künzelsau noch in diesem Monat vorgenommen werden.
Schrozberg, 7. Febr. Seit ca. 36 Stunden schneit und stöbert es unaufhörlich, so daß heute morgen in aller Frühe bedeutende Mannschaften aufgeboten werden mußten, um die Straßen wieder gangbar zu machen. Die Post nach Bartenstein konnte nicht abgehen und die Schulkinder der Filiale konnten gestern und heute die Schule nicht besuchen.
Kohlstetten, 6. Febr. Gestern nachmittag i/e5 Uhr wurde die hiesige Gemeinde durch einen größern Brandfall in Aufregung versitzt. Scheuer und Wohnhaus des Schmieds Vöhringer hier brannten bis auf die untern Räumlichkeiten nieder. Der neugeschoffenen Wasserleitung und dem plötzlichen Herbeieilen der wohlgeschulten Feuerwehr der Gemeinde Kleinengstingen war es neben den Anstrengungen der hiesigen Ortsbewohner zu danken, daß das Feuer auf seinen Herd beschränkt blieb. Auf dem einen der hart angedauten Scheuerngiebel handhabte tapfer der hiesige Schullehrer,
„Was mich bedrückt?" wiederholte sei Vater, die Stirn furchend. „Wer sagte Dir, daß ich in Bedrängnis sei?"
„Man brauchte mir es nicht zu sagen, Dein verändertes Aussehen und meine Beobachtungen verrieten es mir nur zu deutlich. Du bist durch Kümmernisse, die Du Dir nicht erleichterst, weil Du sie nicht mit mir teilen willst, vorzeitig alt und grau geworden. Ja, fürwahr," fuhr der junge Mann fort, „ich glaube, daß es sogar Deine Pflicht wäre, mich über Deine Lage aufzuklären."
„Du irrst, Lionel, ja, wirklich Du täuschest Dich!" rief sein Vater hastig aus, während sein bleiches Gesicht sich mit dunkler Röte bedeckte. „Mir liegt Dein Wohl so sehr am Herzen, daß es beständig meine Gedanken erfüllt. Einst, wenn ich Dir Alles werde erklären können, wirst Du es einsehen. Vorläufig kann ich Dir nur sagen, daß ich ein Mittel gefunden habe, die Güter von den darauf lastenden Schulden frei zu machen, und ich beschäftige mich -jetzt nur mit der Berechnung, die Einkünfte so anzuwenden, daß Du die Güter dereinst gänzlich unbelastet übernehmen kannst."
Lionel sah ein, daß es ihm Nichts nützen würde, weiter :n seinen Vater zu dringen, und er gab dem Gespräch daher eine andere Wendung, indem er nach dem Schlüssel zu dem Eichenschrank fragte.
Mr. Egerton schaute ihn über diese Bitte verwundert an.
„Wozu brauchst Du ihn?"
„Ich will einige alte Urkunden durchsehen, die, wie ich weiß, in dem Schranke aufbewahrt liegen!"
„Aber dieselben sind mehrere hundert Jahre alt und können kein Interesse für Dich haben."
„Weshalb nicht? Ich denke, sie beziehen sich doch auf das Haus und diese Besitzungen?"
„Ja, oder vielmehr wäre es besser gesagt, daß sie sich auf Kings-Dene beziehen, als dasselbe noch ein Kloster war und ehe die Abtei zur Ruine wurde. Du weißt jedenfalls, daß die Abtei zur Zeit der Reformationskriege der allgemeinen Zerstörung anheimfiel?"
(Fortsetzung folgt.)