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auf dem andern der Hausbesitzer einen Hydrantenschlauch zum Spritzen, so daß es gelang, diese zunächst in Gefahr stehenden Gebäude zu retten. Das Vieh und die Fahrnis konnte größtenteils geborgen werden, auch ist der Hausbesitzer versichert.
Vom Ries, 6. Febr. Der nasse Vorsommer kommt jetzt in seinen Flüchten nach verschiedenen Seiten. So faulen die Kartoffeln, sie sind ganz süß, desgleichen fault auch das Obst. Auch der Most wird mitunter zäh und sauer. Viele haben große Quantitäten eingelegt, weil es seinerzeit sehr billig war. Eine Hauptsache der Nichthaltbarkeit ist darin zu suchen, daß die Leute unreifes Obst mosteten. Sodann sahen sie nicht recht auf die Fässer, kauften sehr billige und schlechte, so daß sie jetzt den Schaden haben. — Vorgestern fiel etwas Schnee, gestern schien die Sommersonne und heute schneit und stürmt es den ganzen Tag.
Brüssel, 8. Febr. Die Regierung ermäßigte die Kohlentrans- porttarife nach Elsaß-Lothringen, Baden und Württemberg.
Wevrnifchtes.
— Ein Freund der Deutschen Zeitung, der über Triest von einer egyptischen Reise nach Wien zurückkehrte, schildert die eigentümliche Art, in welcher er und eine zahlreiche Reisegesellschaft zur Kenntnis vom Tode des Kronprinzen Rudolf gelangte. Er schreibt: „Der Lloyddampfer, auf welchem ich die Adria mit der Richtung nach Norden durchschiffte, passierte die Dalmatinische Küste, als plötzlich von dem Leuchtturm bei der Punta Porrer, an der Südspitze Istriens, her eine optisch-telegraphische Mitteilung durch Aufstecken von Signalen erfolgte. Der Kapitän unseres Schiffes schrieb die Buchstaben nieder und es ergab sich das düstere, unglückkündende, aber in seiner wahren Bedeutung nicht begriffene Wort: „Morto" (tot). Die Gemüter der zahlreichen Schiffsgesellschaft gerieten in die größte Erregung. Die Spannung war eine ungeheure. Es mußte ein sehr wichtiger, hochbedeutsamer Todesfall zu verzeichnen sein, und es fehlte jede Andeutung darüber, welche hervorragende Persönlichkeit vom Tode ereilt sein mochte. Nervös wurde hin- und hergeraten, auf die Person des Kronprinzen jedoch verfiel thatsächlich nicht ein einziger von allen, die sich bemühten, des Rätsels Lösung zu finden. Mittlerweile hatte der umsichtige Kapitän mittelst der Schiffslisten und der ihm wohlbekannten Fahrzeiten und Geschwirr- digkeitsmafse ermittelt, daß um die nächste Stunde unserem Schiffe ein eben von Triest abgegangener Dampfer begegnen müsse. Das Schiff wurde gesehen und wir fuhren an dasselbe so nahe heran, daß eine Verständigung mittelst Sprachrohr möglich war. „Obi s morto?" (Wer ist gestorben?") wurde hinübergerufen. „>I principe oreäitsrio koäoiko" kl-Ng es in mächtigdumpfer Schallwelle herüber zu uns und die Schiffe glitten an einander vorüber. Es ist unmöglich, den Eindruck, den diese Worte auf uns aus- übten, zu schildern. Die Bestürzung war eine maßlose.
Ein Bild von dem Elend der Großstadt bietet sich alltäglich in den Vormittagsstunden vor dem ehemaligen Cadettengebäude in
Berlin, dem jetzigen Landgerichte in der neuen Friedrichsstraße. Dort versammeln sich in großen Schaaren die Armen der Riesenstadt, um au» de« Händen von Magistratsbeamten die vielgenannten „Suppenmarken" in Hunderten von Exemplaren zu erhalten. Jede solche Marke berechtigt zu einer Mahlzeit in der Volksküche. Unter den zahlreichen Bafsermann'schen Gestalten, die dort einen förmlichen Sturmlauf auf die verteilenden Beamten unternehmen, finden sich die verschiedenartigsten Elemente der Berliner Gesellschaft, — freilich in ganz verkommenem Zustande. Wie viele sind darunter, die einst bessere Tage gesehen, ja oftmals gar in glänzenden Verhältnissen gelebt haben. Großkaufleute von Namen, ehemalige Offiziere, Grafen, Repräsentanten der Gelehrtenwelt, — das Spiel und der Alkohol haben die häufig vielversprechenden Existenzen in den meisten Fällen untergraben. Schutzleute in Civil sind hier und dort postiert, um diese „Parias" der modernen Gesellschaft zu überwachen, event. auch gesuchte Verbrecher in der Masse zu ermitteln und dingfest zu machen, falls der Hunger solche in diese Falle getrieben haben sollte.
Ein Negersmaskenball. Am verg. Sonntag Abend hat in Berlin ein Negermarkenball stattgefunden; e» waren etwa 60 in der Reichshauptstadt lebende Afrikaner, welche die Festlichkeit begingen. Nur wenigen Weißen war es gestattet, dem Ball beizuwohnen. Gegen neun Uhr abends begann da» Fest, bei welchem auch die Musik recht originell war. Nach dem Klange zweier mandolinensörmiger Instrumente, einer Flöte und unter Castagnettenbegleitung wurden die Tänze ausgesührt; zumeist waren es zwei oder ein Neger, welche den Tanz aussührten, während die übrigen sangen und den Tanz mit Stampfen der Füße begleiteten. Gegen 12 Uhr nachts hielt ein herkulisch gebauter Neger einen religiösen Vortrag. Nachher fand Tafel statt. Mehrere verheiratete Neger hatten ihre Frauen, zumeist Berlinerinnen, und ihre Kinder mitgebracht, und die kleinen Mulatten sprangen vergnügt zwischen ihren Vätern umher.
Reklamemittel der Heilsarmee. Aus Edinburg wird der „Köln. Ztg." geschrieben: Die schon ziemlich bekannte Reklamesucht, welche in diesem Lande oft auf die wunderbarsten Einfälle gerät, hat kürzlich wieder eine neue Probe ihrer unerschöpflichen Erfindungsgabe abgelegt. In Arbroath, nicht weit von Dundee, hielt die Heilsarmee eine öffentliche Versammlung, als ihre frommen Vorgänge plötzlich durch die Erscheinung eines Polizisten, der den Vortragenden „Kapitän" der Bande verhaftete, auf jähe Weise unterbrochen wurden. Der unglückliche Führer wurde augenscheinlich ins Gefängnis abgeführt und die ihn begleitende Menge neugieriger Zuschauer vermehrte sich mit jedem Schritt. Zur großen Verwunderung aller ging der Wächter des Gesetzes am Gefängnis vorbei und marschierte mit seinem Opfer auf das Versammlungslokal der Heilsarmee los, woselbst sie dann einkehrten, gefolgt von der nachströmenden Menge, die bald den Saal bis zum letzten "Platze füllte. Hier stellte es sich dann heraus, daß das Ganze eine listige Komödie war. Der vermeintliche Polizeidiener war selbst ein Mitglied der Heilsarmee, der sich nur dieses frommen Betruges bedient hatte, um das Publikum anzuziehen. Dieser Zweck war jedenfalls erreicht, aber wie viel Seelen gerettet wurden, ist nicht festgestellt.
Amtliche Kkklttmtmachungkn.
Calw.
Gerichtstag
wird vom K. Amtsgericht Calw am Montag, den 18. ds. Mts., Von Vormittags 10—12 Uhr auf dem Rathaus zu Neuweiler abge- halten werden.
Den 9. Februar 1889.
Amtsgerichtsschreiber Nagel.
Revier Hirsau.
Verkauf
von Weißtannenen Hlokkem (Uapierholz)
im Weg des schriftlichen Aufstreichs.
Waldort.
Los.
Nr. im Register.
Rm.
Bemerkungen.
Löffelschmiede
I.
sämtl.
Nummern.
55
Beifuhikosten zur Station Hirsau: von Los I. 60 H,
Oelgrund
II.
1- 11
55
von Los II.—V. 1 ^
—
III.
12-21
51
Das Holz ist geschält, 2 m lang,
—
IV.
22-32
50
mißt mindestens 10 cm, ist aber durch-
V.
33-42
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gängig weit stärker und von bester Beschaffenheit.
Das Ausgebot
ist 7 ^ der !
staummeter.
Angebote, in vollen Prozenten des Ausgebols, sind bis spätestens Mittwoch, den 20. d. M., nachmittags 4 Uhr, versiegelt, mit der Bezeichnung: „Gebot auf Pupierholz" dem Forstamt Wildberg einzureichen, auf dessen Kanzlei um jene Zeit die Eröffnung stattfindet.
Jede weitere Auskunft sowie unentgeltliche Mitteilung von Auszügen und Bedingungen gibt das Revieramt.
Gemeinde Unterreichenbach.
Wegfperre «ud Warnung.
Wegen Holzfällung in den Staats- Waldungen Reichenberg und Mühlberg
des Reviers Langenbrand und der hiebei unvermeidlichen Gefährdung de» Verkehrs auf den betreffenden Strecken des Biziualwegs von hier nach Kapfenhardt, wird besagter Nachbarschaftsweg von heute ab für die auf hiesiger Markung belegene Strecke von
der Funk'schen Sägmühle bis zum Beginn des Staatswalds Reichenberg an der Markungsgrenze Unterreichenbach—Grunbach , für den gesamten Fuhrwerks- und Fußverkehr bis auf weiteres gesperrt und oberhalb der Funk'schen Sägmühle abgeschrankt.
Wegen Leitung des Verkehrs über den bei letzterer Sägmühle links ab- zweigenden Thalwcg durch den Staats- wald „Tann" Reviers Liebenzell über die untere Kapfenhardter Mühle wird besondere Bekanntmachung der Forstbehörde ergehen.
Besitzer von Aeckern und Wiesen auf der linken Thalseite unterhalb des Staatswalds Reichenberg, weroen auf die Gefährlichkeit des Aufenthalts auf diesen Feldern in der Zeit von morgens 9 Uhr bis abends 4 Uhr aufmerksam gemacht und angehalten, etwaige Feldarbeiten, Regulierung der Wässerungen rc. in die Zeit vor morgens 9 Uhr und nach abends 4 Uhr zu! verlegen.
Den 9. Februar 1889.
Schultheißenamt.
Scholl.
Aböitte.
Der Unterzeichnete hat über Ludwig Maier von hier in dessen Abwesenheit im Lamm unwahr^ Beschuldigungen ausgesprochen und nimmt dieselben hiemit zurück.
Christian Gerlach.
Z. B.:
Gechingen, den 8. Febr. 1889.
Schultheißenamt.
F. Ziegler.
Monakam.
Ookz-Verkauf.
Die Gemeinde verkauft am Freitag, den 15. Febr. 1889, mittags 1 Uhr,
_._ HufdemRathau»
38 Stück tannenes Lang- und Sägholz mit 36,14 Fm, und zwar: 5 St. II. Klasse mit 12,20 Fm., 10 „ III. „ „ 11,98 „
23 „ IV. „ „ 11.96 „
Abfuhr sehr günstig.
Gemeinderat.
privat-Anzeigen.
Danksagung.
Für die vielen Beweise -von Liebe und Teilnahme, ! welche uns während bedangen Krankenlagers und dem Tode unseres l. Vaters, Groß« und Schwiegervater«
Jakob Beitzer
zuteil wurden, ebenso für die zahlreiche Begleitung zu seiner letzten Ruhestätte sagen wir allen unfern herzlichen Dank. Die trauernd. Kiutervliebeue«.
Vkeobselforinulare
sind vorrätig in der Druckerei d. Bl.