Gerichtssaal.
Mordprozeß Ha«.
Karlsruhe, 18. Juli. Nachmittagssitzung. Die Stieftante des Angeklagten, Müller, sagte in der Nachmittagssitzung aus, daß Hau, während er bei ihr weilte, sehr religiös war, erst nachdem er aus Amerika zurückkehrte, bemerkte sie eine Aenderuug seiner Anschauungen. Der Zeuge Friseur Pechner aus Frankfurt a. M. hat für den Angeklagten den falschen Bart gemacht. Als ihm der Bart angelegt wurde, sei er selbst nicht im Geschäft gewesen; als er gerade zurückkam, wurde gerade die letzte Hand an den Bart gelegt. Der Angeklagte sagte, er wollte seine Verwandten überraschen, die er seit 5 Jahren nicht gesehen habe. Verschiedene Zeugen bekunden, es sei ein Kaiser Friedrichs- Bart gewesen. Der Zeuge Pechner erklärte, davon sei keine Rede, es war ein langer, spitzer Bart. Der Zeuge Re nscher, Portier des Hotels Englischer Hof in Frankfurt a. M., wo der Angeklagte vom 3. bis 6. Novbr. wohnte, erinnert sich, daß er für den Angeklagten eine englische Depesche nach der Post trug. Bei der Vernehmung des Zeugen Rittergutsbesitzer Scheitter — ein alter Freund der Familie Hau — stellt der Vorsitzende die Frage: Ist der Vater des Angeklagten etwa Alkoholiker, so daß mit einer erblichen Belastung zu rechnen wäre? Der Zeuge bekundet: Ganz im Gegenteil. Der Vater ist einsehr solider Mann. Auf dem speziellen Gebiete, auf dem sich Hau betätigte, war er eine ganz hervorragende Kapazität. Als er von dem Verbrechen hörte, habe er sich sofort gesagt: Da ist wieder einmal Genie und Wahnsinn zusammengetroffen. Die Zeugin Frl. Metzner ist Direktrice in einem Baden-Badener Modewarengeschäft. Sie hat am Nachmittag des 6. Novbr. einen Mann gesehen, der bleich und verstört aussah und einen falschen Bart trug. Der Mann habe unheimlich ausgesehen, deshalb sei sie stehen geblieben und habe den Mann betrachtet. Sie vermutete, daß er sich etwas antun werde oder jemand berauben wolle. Ersetzte sich auf eine Bank und da dachte die Zeugin, daß er jemand auflauern werde. Sie habe nur einen Augenblick das Gesicht dieses Mannes gesehen, dann habe er schnell wegge- fehen. Ueberhaupt war das ganze Gebaren des Mannes unheimlich. Als sie am Abend von dem Mord hörte, war ihr erster Gedanke, daß nur dieser eigentümliche Mann den Mord verübt haben konnte. Der Verteidiger Dr. Di etz machte die Zeugin darauf aufmerksam, daß sie früher ausgesagt hat, daß der Angeklagte auf sie den Eindruck eines Irrsinnigen gemacht habe. Die Zeugin bestätigt dies. Der Zeuge Gefängnisinspektor Sack bekundet, daß der Angeklagte in der Untersuchungshaft bis zum 15. Juni ein ruhiges Benehmen zur Schau trug. Von da ab ging er körperlich zurück, er aß fast nichts mehr, sondern ging aufgeregt und angekleidet in seiner Zelle auf und ab. Der Zeuge hatte den Angeklagten gefragt, warum er nichts mehr esse, Hau erwiderte, daß er keinen Appetit habe. Er werde nur noch 4 Wochen leben, länger werde die Sache nicht mehr gehen. Dann werde er im Gefängnis seinen Tod finden. Der Zeuge versuchte, dem Angeklagten diese schlimmen Befürchtungen auszureden und ihn aufzufordern, doch die Spaziergänge der Gefangenen mitzumachen. Hau habe aber dies abgelehnt. Nach dem Verlust seiner Frau sei Hau fassungslos gewesen.
Karlsruhe, 19. Juli. In der Fortsetzung der Beweisaufnahme werden die Aussagen einer Reihe Pariser Hotelangestellter verlesen. Aus diesen geht hervor, daß das Ehepaar Hau in Gesellschaft des Frl. Olga Molitor eine Automobilfahrt nach Versailles vorgenommen hatte. Wie ein Kellner bekundet, hat sich nun am Abend zwischen den Eheleuten ein heftiger Streit abgespielt. Auf Befragen des Vorsitzenden gibt der Angeklagte zu, daß es sich damals um eine Eifersuchtsszene seiner Frau gegen Olga gehandelt habe und daß er infolgedessen, wie er bereits zugegeben habe, die fragliche Depesche nach Baden- Baden abgeschickt habe, weil er in ihr das einzige und beste Mittel sah, um den Aufenthalt der Olga abzukürzen. Er konnte keinen andern Weg beschreiten nach den Beziehungen, hie zwischen ihm und Olga bestanden. Vorsitzender: Nachdem Sie zugegeben haben, die Depesche geschrieben zu haben, wollen Sie vielleicht auch angeben, in welcher Weise sie befördert wurde. Der Angeklagte erklärt: Ich gab sie einem Mann, der vermutlich ein Hotelangestellter war, der die Depesche nach dem Postamt beförderte. Vorsitzender: Sie depeschierten an Ihre Schwiegermutter zu dem Zweck, daß Frl. Olga Paris verlassen sollte. Nun kommt die Schwiegermutter und sie sprechen nicht darüber. Angeklagter: Ich dachte, das erkläre sich von selbst. Uebrigens ist ja meine Schwägerin abgereist. Vorsitzender: Aber erst an dem Tage, an dem sie sowieso hätte abreisen sollen. Staatsanwalt: Die Zeugin Frau Dr. Müller hatte gestern erklärt, daß sie eventuell bereit gewesen wäre, dem Angeklagten mit 50 000 Mark miter die Arme zu greifen. Ich habe deshalb telegraphisch ein Zeugnis über die Vermögensverhältnisse der Frau Dr. Müller eingeholt. Der Verteidiger Di etz erklärt: rch finde es etwas merkwürdig, daß der Herr Staatsanwalt hinter meinem Rücken - Vorsitzender einfallend: Was der Herr Staatsanwalt tut, ist seine Sache, es gibt keinen Rucken des Verteidigers, hinter dem der Staatsanwalt etwas tut. Verteidiger: Da wir hier eine öffentliche Verhandlung haben, hätte der Herr Staatsanwalt bei der Vernehmung der Frau Dr. Müller sagen können, was er noch nicht für aufgeklärt halte und dies beantragen können. So erachte ich die Tätigkeit des Herrn Staatsanwalt als hinter meinem Rücken geschehen. Hierauf wird der Gefängnisgeistliche Kurat Link darauf aufmerksam gemacht, daß er seine Aussagen über das, was er im Beichtgeheimnis erfahren habe, verweigern könne. Der Zeuge sagt aus: Es
war an einem Dienstag abend, als sich Frau Müller bei mir melden ließ und um Auskunft über den Angeklagten bat. Da stellte sic die Frage nach der Beichte, ich schlug es rundweg ab, darüber Auskunft zu geben, da ich es mit meiner Pflicht nicht vereinbaren konnte. Ich sagte ihr aber daß sie sich mit dem Angeklagten selbst in Verbindung setzen könne. Frau Müller ist dann zu dem Angeklagten gegangen und hat mir über den Besuch berichtet. Ich ging dann am andern Tage zu dem Angeklagten und fragte ihn, ob er mir über den Besuch etwas mitzuteilen habe. Er sagte, er habe keinen Anlaß, mir darüber etwas zu berichten. Er gab mir jedoch die Erlaubnis, über die BeichteAuskunft zu geben, es sei kein Grund zum Verschweigen da.
Der Angeklagte erklärt dazu, daß er den Geistlichen zuerst gebeten habe, niemand etwas davon zu sagen, daß er gebeichtet und kommuniziert habe. Erst als er erfuhr, daß sein Vater schwer erkrankt sei, habe er seiner Tante, damit vor allen Dingen sein Vater beruhigt werde, gesagt daß er gebeichtet und kommuniziert habe. Er habe deshalb auch den Geistlichen von seiner Schweigepflicht entbunden und ihn gebeten, wenn Leute kämen, ihnen darüber Mitteilung zu machen. — Der Zeuge Müller ist der Cousin des Angeklagten. Er schildert ihn als einen geistig hervorragenden Menschen, der viel gelernt hatte und von seinen Lehrern bevorzugt wurde. Später fiel ihm sein gedrücktes Wesen auf, er führte dies auf Ueberanstrengung im Berufe zurück. Es kam ihm vor, als ob er die Heirat nicht freiwillig machte, sondern sie gezwungen einging. Er wäre in der Lage gewesen, ihm bis zu 30000 ^ unter die Arme zu greifen.
Unter ganz besonderer Spannung des Publikums wird die zweite Schwägerin des Hau, Fräulein Fanny Molitor, als Zeugin ausgerufen. Sie erscheint in tiefer Trauer und ist 30 Jahre alt. Vorsitzender: Bemerkten Sie, daß Hau, nachdem er von der Eifersucht seiner Frau erfahren hatte, sich besonders für Olga interessierte? Die Zeugin weiß nichts davon. Als sie von Baden-Baden abreiste, hat ihr ein Diener, Paul Wieland, das Gepäck zum Bahnhof getragen. Dieser Dimer ist seit dieser Zeit nicht mehr aufzufinden. Sie hörte von der Katastrophe, als sie in Freiburg ankam, und reiste daraufhin sofort zurück. Sie habe sofort ihren Schwager Hau als Täter gehalten, weil sie von Anfang an seinem Charakter mißtraute. Sie konnte sich die Tat nicht anders erklären. Sie hielt Hau für den Täter, weil sie niemand unter ihren Verwandten und Bekannten sonst dazu fähig gehalten habe, einen Mord zu begehen. Louise Molitor, auch eine Tochter der ermordeten Frau Molitor, lebt jetzt in München als Malerin. Nach ihrer Ankunst in Baden-Baden nach dem Mord äußerte diese ihrer Schwester Fanny gegenüber sofort ihren Verdacht auf Han. Lina, Haus Frau, habe zuerst den Verdacht gegen ihn nicht aufkommen lassen wollen. ES sei richtig, daß Frau Hau der Zeugin nach ihrem letzten Besuch bei Hau im Untersuchungsgefängnis erklärt habe, der Verteidiger halte die Sache für gänzlich aussichtslos und habe sich dahin geäußert, daß er die Verteidigung gar nicht angenommen hätte, wenn er gewußt hätte, wie schlecht die Sache steht.
Nächster Zeuge ist Oberleutnant Molitor, Schwager des Angeklagten und Sohn der erschossenen Frau Molitor. Er ist am 6. Nov. telegraphisch nach Baden-Baden gerufen worden. Auch er hat sofort Hau im Verdacht der Täterschaft gehabt. Er war mit seiner Mutter immer einer Meinung gewesen, hat sich aber auch heftig dagegen gewandt, daß feine Mutter Hau die gesamte Mitgift von 65 000 ohne jede Gegenleistung und ohne jeden notariellen Vertrag nach Amerika übersandt habe. Haus Renommiere- reien habe er nie für ernst genommen. „Meine Schwester glaubte, daß ihr Mann in seiner hervorragenden Stellung viele Feinde hatte, die ein geschäftliches Interesse daran haben konnten, seine Reisen und seine Adresse zu erfahren, und daß er sie deshalb um Diskretion über seinen Aufenthalt in Frankfurt gebeten habe." Es wird ein Brief der Frau Lina Hau vorgelesen, der bei der Reise aufgefunden wurde:
„Die Gründe der Tat sind nicht schwer zu erraten: meine Mutter wurde ermordet, mein Mann, den ich über alles liebe, ist angeklagt. Ich sterbe. Ich kann den Unglücklichen nicht verfluchen, wie man von mir verlangte. Der Konflikt ist ein furchtbarer. Jeder, der sich ein menschliches Gefühl bewahrt hat, wird den grenzenlosen Jammer meiner Seele achten. Meine Tat ist die einzig denkbare Erlösung aus diesem unsagbar bitteren Leid."
Nachmittagssitzung. Zeugin Zimmermädchen Marie Beche hat am 5. Nov. ein Telephongespräch mit angehört. Sie hörte eine Stimme wie diejenige des Hau. Die Stimme fragte, ob vielleicht Frau Medizinalrat Molitor zu sprechen sei. Sie habe darauf Frau Molitor gerufen, die ans Telephon gegangen sei. Später habe sie Frau Molitor gesagt, das; diese Telephonstimme die ihr bekannte Stimme des Herrn Hau sei. Vorsitzender zum Angeklagten: Siechören, daß die Zeugin Ihre Stimme am Telephon erkannte. Wollen Sie nun zugeben, daß Sie an Frau Molitor telephoniert haben? Der Angeklagte beruft sich auf das, was er am ersten Tage gesagt hat. Trotz wiederholter Vorhaltungen des Vorsitzenden, eine sachliche Antwort zu geben, erklärt der Angeklagte, er berufe sich auf seine früheren Angaben.
Die Zeugin Rubinstein, Inhaberin eines Korsetten- geschäftes in Baden-Baden, ist am 6. November auf den Bahnhof.gegangen. Sie war kurz nach 2 Uhr in der Lindenstraße. Vor dem Hotel Badischer Hof sah sie einen Mann ankommen mit schwarzem Bart und bleichem Gesicht. Bei näherem Hinsehen habe sie bemerkt, daß der Bart angeklebt war. Die Zeugin erkennt in dem Angeklagten diesen
Mann wieder. Auch der Zeuge Ernst Josef hat einen Mann gesehen mit falschem Bart, er erklärte: Der Angeklagte wurde mir bereits in der Voruntersuchung gegenübergestellt, an den großen Augen und dem auffallend glatten Teint erkenne ich ihn wieder. Die Zeugin Freifrau v. Bürkheim hat ebenfalls an dem Mordtage einen Mann in der Kaiser Wilhelmstraße mit falschem Bart gesehen. Sie weiß jedoch nicht mehr mit Bestimmtheit, ob es der Angeklagte ist. Freifrau v. Reitzenstein, die nächste Zeugin, ging am Abend des 6. Nov. von ihrer Villa in der Kaiser Wilhelmstraße nach dem Briefkasten. Auf dem Weg bemerkte sie einen schwarzgekleideten Herrn, der ihr sehr sonderbar vorkam. Sie habe ihn nicht ganz deutlich gesehen, ob er einen falschen Bart gehabt habe, kann sie sich nicht mehr genau entsinnen. Auf dem Rückwege vom Briefkasten traf sie dicht vor ihrer Villa die beiden Damen Molttor, hinter ihnen ging ein Herr. Vorsitzender: Ein anderer? Zeugin: Jawohl, dies war nicht derselbe. Vorsitzender: Wie sah denn der zweite aus? Zeugin: Es war ein älterer, unauffällig gekleideter Herr; er sah gar nicht unheimlich aus und ich habe ihn deswegen auch nicht zweiter beachtet. Der nächste Zeuge ist der Droschkenkutscher, der einen bartlosen Herrn am Abend des 6. Nov. zum Zug 6 Uhr 23 Min. nach dem Bahnhof gefahren hatte. Er erklärt, daß sein Fahrgast nur einen kleinen Schnurrbart getragen habe. Hierauf tritt eine Pause bis V>10 Uhr abends ein. Es sollen nach der Pause noch mehrere Zeugen vernommen werden, weil die Absicht bestehe, den Prozeß am Samstag zu Ende zu bringen.
Ausland.
In Palermo und in anderen Orten Siziliens haben sich die Unruhen wegen der Verhaftung Nasts erneuert und teilweise einen bedrohlichen Charakter angenommen. Die erregte Menge ließ sich sogar zu Protesten gegen die ganze bestehende Staatsform htnreißen.
Montpellier, 20. Juli. Die Bewohner der Gemeinde Nissan weigerten sich, das vor 3 Wochen bei ihnen eingerückte Bataillon des Jnf.-Regiments Nr. 55 noch länger zu beherbergen. Der Unterpräfekt veranlaßte infolgedessen, daß die Volksschulen unverzüglich geschloffen und die Soldaten daselbst einquartiert werden.
Die Explosion ans dem amerikanischen Panzer „Georgia", über die wir berichtet haben, hätte leicht für das ganze Schiff verhängnisvoll werden können und nur durch die Geistesgegenwart eines Matrosen ist ein namenloses Unglück verhütet worden. Ein Telegramm meldet dem Berl. Lok.-Anz.:
London, 17. Juli. Aus New Jork wird gemeldet: Einer der Matrasen im Turm war, als er den Funken im Pulver sah, mit einem Satz nach der Munitionsluke gesprungen und hatte sie geschlossen; er rettete dadurch das Schiff vor dem Jndieluftfliegen. Von den 22 Mann im Turm der „Georgia" entkam der Midshipman Kimball ohne ernste Verletzungen. Als dieser das furchtbare Zischen des brennenden Pulvers vernahm, zog er instinktiv seine Mütze übers Gesicht, warf sich mit dem Gesicht auf den Boden und hielt den Atem an. Er erzählte, die Flammen schienen eine Ewigkeit um ihn herumzuzüngeln und ihn zu versengen, doch habe es wohl nur wenige Sekunden gedauert. Er hörte die anderen schreien und nach Atem ringen. Als er sich aufrichtete, sah er sie in Haufen daliegen, viele ohne Augen und ganz unkenntlich. Draußen hatte man gespannt auf den Schuß gewartet und merkte erst, was vorgefallen war, als Leutnant Goodrich mit brennenden Kleidern und Haaren unter entsetzlichem Geschrei aus der Luke und vom Verdeck in die See sprang.
Lissabon, 20. Juli. Daily Expreß meldet von hier, daß ein Attentat auf die Königin von Portugal in der nächsten Nähe der Hauptstadt verübt wurde. Als die Königin vom Herzog von Besä und ihrem Gefolge begleitet, in der Umgebung von Lissabon eine Spazierfahrt mit ihrem Automobil unternahm, flogen plötzlich aus einer Menge, die den Kraftwagen bemerkt hatte, Steine gegen das Automobil. Ein schwerer Stein traf die Königin am Arm und verletzte sie. Der Täter konnte bisher nicht ermittelt werden. Die Menge zeigte Sympathie mit dem Täter.
Newyork, 19. Juli. Ein Telegramm meldet auS Guayaquil: Bei Tagesanbruch wurden vier Kasernen gleichzeitig von den „Independenten" genannten Revolutionären angegriffen. Die Independenten wurden zurückgeschlagen, einige von ihnen getötet. Auch der Wohnsitz des Präsidenten Alfaro wurde angegriffen. Ueber Guayaquil wurde infolgedessen der Belagerungszustand verhängt.
Die Abdankung des Kaisers von Korea
ist nunmehr amtlich bekanntgegeben worden. Die Bekanntgabe ist von: Kaiser und vom Minister des Auswärtigen unterzeichnet. — Aus Söul meldet der Telegraph ernste Unruhen, die dem Haß der Koreaner gegen die Japaner entspringen: Koreanische Soldaten meuterten heute, entwichen aus den Baracken und griffen eine Polizeistation an.
Der koreanische Prinz Tjung-Oui-M, der durch sein Auftreten als Führer der Delegation im Haag den unmittelbaren Anlaß zu den jüngsten Vorgängen gegeben hat, äußerte, wie man dem L.-A. telegraphiert, auf die Nachricht von dem Thronwechsel, der Kronprinz J-tschak, der jetzt den Thron besteigt, sei total unfähig, sich zu halten. Er sei ein energieloser, unfähiger Mann von etwa 34 Jahren, und sein Charakter sei dehnbar wie Gummi. Seine Erziehung sei keine moderne gewesen und nahezu wertlos. Er habe sein Leben bisher in strenger Abgeschlossenheit verbracht und werde eine Puppe in den Händen der Japaner sein. Auf das Volk von Korea werde er keinen Einfluß haben. „Ich komme in diesem Augenblick", fuhr der Prinz