Anwesenheit des Zeugen besonders Wert gelegt wird, so muß dieser zum Termin erscheinen.
r. Eßlingen, 18. Juli. Die hiesige Maschinenfabrik bezahlte gestern ihren sämtlichen Arbeitern, die 25 und mehr Jahre in ihren Diensten stehen, einen Barbetrag von 25 ^ aus. Die gleiche Berücksichtigung fanden die betreffenden Arbeiter der Filiale Cannstatt. Es ist das erstemal, daß die Arbeiter der Fabrik ein solches Geschenk erhalten. In Betracht kommen 213 Arbeiter.
r. Geislingen a. St., 18. Juli. In der Nacht vom Montag auf Dienstag ist in der Bahnhofrestauration von Georg Köpf in Altenstadt der Geldbetrag in dem dort aufgestellten Cigarrenautomaten gestohlen worden. Verdächtig ist ein Mechaniker, welcher seit einiger Zeit dort logiert hatte und in der betreffenden Nacht plötzlich abgereist ist, ohne Hinterlassung seiner Adresse. Cirka 100 bis 150 fielen dem Dieb in die Hände. Da diese Summe ausschließlich nur aus Fünfpfennigstücken bestand, dürfte vielleicht die Verausgabung oder Einwechselung dieser Geldmünzen die Polizei auf seine Spur lenken.
r. Geislingen a. St., 18. Juli. Am nächsten Sonntag findet in Ulm das Gaufest der dem Hohenstaufenstädtegau ungehörigen Turnvereine statt. Die hiesige Turngemeinde wird bei diesem Fest eine Musterriege in der Stärke von 200 Mann stellen und mit dieser Leistung jedenfalls im Gau unerreicht dastehen. Die Turnerschaft hat sich zur Ausführung dieses Planes ohne Unterschied des Alters freudig zur Verfügung gestellt.
r. Altenstadt OA. Geislingen, 18. Juli. Hier wurde am Montag die Verhaftung eines etwa 20jährigen Zementarbeiters vorgenommen. Er hatte ein ebenso altes Spinnereimädchen aus Eifersucht mit dem Revolver bedroht und auf offener Straße zweimal auf das Mädchen geschossen ohne zu treffen, sodann war er in die Wohnung des Mädchens eingedrungen und hatte ihr den Revolver auf die Brust gesetzt; doch versagte die Waffe. Das Mädchen hat im Schrecken über diesen Vorfall die Gegend verlassen und ist schleunigst abgereist.
r. Ulm, 18. Juli. Die beteiligten Gemeinden planen eine Automobilverbindung von der Bahnstation Westerstetten über Holzkirch, Neenstetten, Weidenstetten nach Altheim hiesigen Oberamts. Die Kosten sind auf 45—50000 Mark geschätzt. Ein Fachmann soll, wie in einer Versammlung beschlossen wurde, die Strecke besichtigen und ein Projekt ausarbeiten.
r. Ulm, 17. Juli. Eine Pilzeverwechslung auf dem heutigen Markte ist noch gut abgelaufen. Der ganze Vorrat ging auf einen Käufer über, der noch rechtzeitig erfuhr, daß er statt Champignons giftige Blätterpilze gekauft hatte.
r. Friedrichshafen, 18. Juli. Mit der Erbauung ver schwimmenden Ballonhülle durch den Grafen Zeppelin geht es ziemlich langsam vorwärts. Doch wird auf der Werft emsig gearbeitet um in etwa 6 Wochen neue Ballonaufstiege zu unternehmen. Auf die Fertigstellung der neuen Halle wird nicht gewartet. Die Nachrichten, daß Graf Zeppelin beabsichtige mit feinem Luftschiff eine Fahrt von Friedrichshafen nach Wilhelmshaven zu unternehmen, beruhen auf reinen Mutmaßungen. In unterrichteten Kreisen weiß man hievon nichts. Wohl aber dürfte es von besonderem Interesse sein zu hören, daß Graf Zeppelin seit einigen Wochen schon an einem weiteren neuen Luftschiff a rbeitet, das bis zum Herbst d. I. vollendet sein soll und
Prolog verfaßt von Schullehrer G. H. Kläger, gesprochen von Frl. Paula Benz
Schon oft schlich auf den weichen Sohlen,
In nächt'gen Mantel eingehüllt,
Durch unsre Stadt mit glüh'nden Augen .. Ein Dämon — neid- und haßerfüllt.
^ Er neidet' uns den schönen Frieden,
Die Wohlfahrt und Behaglichkeit,
Worin das L-tädtchen sanft sich wiegte In wohliger Zufriedenheit.
Mit seines Schreckens Feuerzeichen Stieg er den höchsten First hinan Und weckte fürchterlich das Städtchen Aus seiner Träume süßem Wahn.
Wie Meeresfluten wogten dreimal Die Flammen hinter ihm so rasch,
Daß sie das halbe Städtchen legten In Trümmerschutt und Staub und Asck'.
Da war's die Feuerwehr, die tapfre,
Sie griff das wilde, feur'ge Tier,
In das der Dämon sich verwandelt',
Und zähmte feine wilde Gier,
Sie stieg hinauf die höchsten Giebel Und faßte ihn mit kalter Hand Und oft gelang ihr, daß sie zeitig Ihm noch die Beute jäh entwand.
Und wenn vom Tal ein andrer Dämon Wild rauschend zu dem Städtchen kam Und die Gesetze überschreitend Auf seinem Rücken mit sich nahm,
Was sich in seinen Weg ihm stellte:
Die Feuerwehr war's wiederum Die ihn gebändigt, ihm entrissen Das fremde nasse Eigentum.
Und als ein dritter Dämon jählings Ein stolzes Haus in Schutt vergrub,
Und als aus seinen Trümmern schrecklich Ein Schrei der Hilf' sich erhub,
Da harrt' die Feuerwehr nicht lange Auf ein besondres Aufgebot,
das seine Unterkunft in der neuen schwimmenden Ballonhülle finden dürste.
Oehringen, 17. Juli. Die Gründung einer Zwangsinnung der Schreinermeister wurde in einer stark besuchten Versammlung hier beschlossen. Das einleitende Referat hielt Handwerkskammersekretär Strobel; es sprachen sodann noch Schreinermeister Jnnungsvorstand Sinn-Heil- bronn und Schreinermeister Kranz-Stuttgart.
Deutsche- Reich.
Berlin, 18. Juli. Ein Telegramm aus Narvik von gestern abend meldet: Die Hohenzollern geht morgen Donnerstag früh 8 Uhr in See. An Bord ist alles wohl.
Berlin, 17. Juli. Zum Stuttgarter internationalen Kongreß der Sozialdemokratie nahmen die Berliner Sozialdemokraten in sechs Versammlungen Stellung gegen die Dumaauflösung und die Haager Konferenz.
München, 17. Juli. In Velten ist eine Typhusepidemie ausgebrochen. Drei Personen sind bereits gestorben.
St. Moritz, 17. Juli. Der Großherzog und die Großherzogin von Baden mit Gefolge find wieder zu längerem Aufenthalt im Kurhaus St. Moritz-Bad abgestiegen.
Chemnitz, 18. Juli. Während einer Uebung, welche die Berufsfeuerwehr heute früh auf dem Hof der Hauptfeuerwache hielt, brach, wie die „Chemnitzer Neuesten Nachr." melden, der oberste Teil der Drehleiter, auf welcher sich eine Anzahl Mannschaften befand, plötzlich ab und stürzte mit 3 Feuerwehrleuten in die Tiefe. Einer der Verunglückten war sofort tot, ein anderer erlitt einen Schädelbruch und wurde lebensgefährlich verletzt, der 3. scheint mit einer leichten Beinverletzung davongekommen zu sein.
Arnsberg, 17. Juli. Im Walde bei Dorlar im Sauerlande ist von einem Gutsbesitzer ein einer Menagerie entsprungener Tiger erlegt worden. Das Tier hatte in letzter Zeit aus den Herden der Umgegend 18 Schafe und 1 Rind geraubt.
Köln, 17. Juli. Die „Köln. Ztg." meldet aus Tanger vom 16. d. M., daß zwei Stämme sich Raisulis und Macleans bemächtigt hätten. Das Gerücht sei zwar unbestimmt, jedoch glaubhaft, weil der Sultan diese Stämme für das Leben Macleans verantwortlich gemacht habe.
Altdamm, 17. Juli. Das Opfer eines eigenartigen Unfalles wurde den Morgenblättern zufolge der hiesige Eigentümer Ferdinand Dittmann. Beim Streumachen im Viehstall fiel eine an die Wand gelehnte Heugabel um, deren eine Zinke Dittmann durch das linke Auge tief in den Kopf drang. Der Schwerverletzte wurde in die Stettiner Klinik gebracht.
Helgoland, 18. Juli. Herzog Albrecht vonWürt- tzemberg traf mit Gefolge in Begleitung des Generaldirektors der „Hamburg-Amerika-Packetfahrt-Aktiengesell- schaft", Ballin, gestern mittag an Bord des neuerbauten Dampfers der „Hamburg-Amerikalinie", „König Wilhelm l t von Württemberg", hier ein, besichtigte die militärischen Befestigungen, sowie die Schutzbauten der Insel und besuchte das Aquarium und das Museum. Die Abfahrt erfolgte gestern abend nach 11 Uhr.
Hamburg, 18. Juli. Herzog Albrecht von Württemberg, der als Vertreter des Königs von Württemberg an der Probefahrt des auf der Werst des Stettiner „Vulkan" für die „Hamburg-Amerika-Linie" neu erbauten Dampfers „König Wilhelm I!." teilgenommen hatte, ist heute vormittag an Bord des Salondampfers „Wilhelm" im hiesigen Hafen
Sie grub hervor mit Heldenmute Die Opfer — lebend oder tot. —
Glich sie so nicht dem Kriegesheere, Das der Gefahr die Stirne beut?
Und trug sie nicht mit gleichen Ehren Der Fahne freudig wehend Kleid?
Und wenn sie heut nach fünfzig Jahren Ihr Ehrenzeichen stolz erneut Und der mit ihm errungnen Siege Sich heute ganz besonders freut,
So wünschen wir am heutgen Feste Der ganzen hiesigen Feuerwehr,
Daß diese Fahne sie geleite Zu neuem Siege, neuer Ehr'!"
Gedicht verfaßt von Schullehrer G. H. Kläger, gesprochen von Frl. Frieda Pfloinm bei der Uebergabe der Standarte.
Ein neues Feuerwehrpanier Hat hoch sich in die Luft gereckt,
Und ohne neuen Schmuck und Zier Darf der nicht sein, der es uns trägt.
Genäht, gestickt von zarter Hand,
Mit Lieb und Freud und seiger Lust:
So reich ich Dir das Fahnenband Und leg es Dir um Deine Brust.
Trag' lang es mit der schweren Last,
Die Dir erwächst aus dem Panier!
Trag treu, was Du bekommen hast,
Die Fahne, wie das Bandelier!
Und laß es eine Ehr' dir sein,
Wenn sich die Fahne Dir entrollt,
Ein Schmuck, so schön wie Edelstein Sei dir dies Band und wert wie Gold'.
Gedicht verfaßt und vorgetragen beim Bankett in der Traube am 13. Juli 1907 vom früher. Buttenträger Wilh. Botzenhardt in Böblingen.
Fünfzig Jahr! welch schöne Zeit Einem edlen Dienst geweiht,
eingetroffcn. Der Herzog befand sich in Begleitung der Direktoren Ballin, Grumme, Wolfs, Thomann und des Direktors des Stettiner „Vulkan.". Er wurde vom Senator O'Swald im Namen des Senats begrüßt. Die Schiffe im Hafen haben über die Toppen geflaggt; auch die Laudungsbrücke und alle öffentlichen Gebäuden zeigen festlichen Flaggenschmuck.
Ausland.
Bern, 17. Juli. Heute Vormittag ist die im Bau befindliche eiserne Brücke über den Doubs nahe bei Chaux- defonds ein gestürzt. Die Eisenmasse von 50000 Kilo stürzte 17 Meter hoch in den Fluß hinab. Das kantonale Baudepartement hatte den beinahe vollendeten Bau schon übernommen. Es ist niemand verletzt worden.
Ischl, 18. Juli. Der Minister des Auswärtigen, Frhr. v. Aehrental, ist gestern abend hier eingetroffen und heute vormittag vom Kaiser in längerer Audienz empfangen worden.
Paris, 16. Juli. Ein Marseiller Blatt glaubt Mitteilen zu können, daß die Ursache des Demissionsgesuchs Dreyfus in seiner Unzufriedenheit liegt, nicht zum Oberstleutnant befördert worden zu sein. Die Demission ist vom Kriegsminister noch nicht angenommen worden.
Paris, 17. Juli. Dem „Mesfidor" zufolge beabsichtigt die Budgetkommission der Kammer, für das Kriegsbudget einen besonderen Kredit zur baldigen Erbauung von fünf lenkbaren Luftschiffen nach dem Modell „Patrie" zu beantragen.
Petersburg, 17. Juli. Ein kaiserlicher Ukas ordnet die Verlängerung des Zustandes des verstärkten Schutzes für Petersburg vom 21. Juli auf weitere 6 Monate an.
Teheran, 17. Juli. Die Lage spitzt sich hier immer mehr zu. Das Parlament fordert die Gegenwart des Schahs im Haus der Gerechtigkeit. Der Schah möchte aber lieber zur gewaltsamen Auflösung schreiten, wenn sicher anzunehmen wäre, daß die Truppen zuverlässig seien. Die Truppen drohen jedoch wegen rückständiger^ Soldes mit Plünderung.
Soeul, 17. Juli. Der koreanische Premierminister forderte den Kaiser auf, abzudanken wegen der Entsendung der Deputation nach dem Haag.
Konstantinopel, 18. Juli. Die Untersuchung über das Bombenattentat in Jeniköe wird jetzt im Mdiz geführt. Uebrigens verlautet, daß auch Serben in die Sache verwickelt sind und daß das Attentatt gegen den natürlichen Sohn des Königs Milan, Georg Christitsch, gerichtet war.
Vermischtes.
r. Michelbach a. L. OA. Gerabronn, 18. Juli. Ueber den eigenartigen Verlauf einer Wette, die wie so viele andere an dem Biertisch eingegangen wurde, sei folgendes hervorgehoben: Ein Lastwagen mit schweren Quadersteinen war vor einer hiesigen Wirtschaft vorgefahren. Der verheiratete Gütler W. äußerte im Laufe seiner Betrachtungen zum Lastwagenführer, diesen Wagen mit Steinen (etwa 50 Ztr.) fahre er mitseinen beiden Kühen die Leimbacher Steige hinauf; weiter wettete der unternehmungslustige Gütler 100 daß er einen mindestens 250 Pfund schweren Stein auf seinen Schultern vom Wirtshaus bis an seine etwa 200 w entfernte Wohnung trage. Ein mächtiger Quader wurde, nachdem er auf der Brückenwage 255 Pfund gewogen, dem modernen Samson aufgeladen, wobei er meinte, auch die Brückenwage könnte man noch dazu tun. — Doch schon nach Zurück-
Drum gebührt mit Recht fürwahr Dieses Fest dem Jubilar.
Bei der Feuerglocken Klang Tat er manchen schweren Gang.
Setzte selbst sein Leben ein,
Drum sei heut der Lorbeer sein.
Da erforderts kaltes Blut,
Wenn ringsum des Feuers Glut:
Kampf auf Leben und auf Tod Heißt's, wenn man so hart bedroht.
Auch bei jenem Unglücksfall,
Hirschkatastrophe 6. April 1906.
War er tätig überall,
Zeigte große Tapferkeit,
Das sei nicht vergessen heut.
Militärisch gehts zwar her Weil es sonst nicht möglich wär,
Daß man seinen Zweck erreicht Nur Gehorsam macht es leicht.
So hats nun der Jubilar Schon gehalten 50 Jahr Drum sieht er an diesem Fest Um sich so viel liebe Gast!
Tatkraft zeigt die Feuerwehr Greift sie ein ins Flammenmeer Eigenen und fremden Brand,
Löscht sie hurtig und gewandt.
Nun soll die Gemütlichkeit Auch zur Geltung kommen heut,
Griff man ein bei schweren! Leid,
Sei dies nun ein Tag der Freud.
Meinen Glückwunsch bring ich dar Heut dem 50ger Jubilar.
Und zum würd'gen Schluffe noch Ihm ein dreifach Lebe hoch!!!
Der Verfasser spricht im Namen der Feuerwehr Böblingen den innigsten Dank aus für die freundliche Aufnahme in Nagold, auch für die gute Bewirtung durch Hin. Knödel zum Rößle.