vorhandenen Arbeitskräfte noch durch diese Trägerarbeit absorbiert. Der Staatssekretär stellte sich vollkommen auf diesen Standpunkt und bezeichnete es auch seinerseits als das zunächst zu erstrebende Ziel: die planmäßige Ausge­staltung eines zweckmäßigen Eisenbahnnetzes.

Auch gegen dieKöln. Ztg." hatte Dr. Karl Peters wegen eines beleidigenden Artikels Klage erhoben. Jetzt teilt dieKöln. Ztg." mit, daß ihr Berliner Vertreter, Gouverneur a. D. Rudolf von Bennigsen, angesichts der Erörterungen, die sich an den Münchener Peters-Prozeß angeschlossen haben, und da sein Name in Verbindung mit den Vorgängen mehrfach genannt worden sei, darum ge­lten habe, ihn als Verfasser des Aufsatzes in Nr. 297 der nöln. Ztg.", dessentwegen Dr. Peters die Beleidigungs­klage gegen dieKöln. Ztg." angestrengt hat, dem Kölner Schöffengericht bekannt zu geben. Die Konsequenz wird die sein, daß an Stelle derKöln. Ztg." Herr von Bennigsen als Angeklagter in dem Prozeß fungieren wird, der somit ein Prozeß Peters kontra Bennigsen werden wird.

Die türkische Regierung trifft finanzielle Vorbe­reitungen zur Bestellung einer großen Anzahl Kavallerie- uud Artilleriepferde. Auf die letzte Kollektivnote der Botschafter erklärte, die Pforte, daß Waren, die vor der Zustimmung Frankreichs zur dreiprozentigen Zollerhöhung in den Bestimmungshäfen eingetroffen sind, dem früheren Tarif unterworfen werden würden.

Parlamentarische Nachrichten.

Württerrr-ergischer Larrdtag.

r. Stuttgart, 10. Juli Die Zweite Kammer hat

beme die Beratung des Elars bei den Kapiteln betr. den Ertrag der Domänen fortgesetzt, wobei manche Klagen über den geringen Ertrag der Staatsmeiereicn (3233 ^ pro da) laut wurden und die Frage, ob es sich empfehle, solche Meiereien zu veräußern, teils verneint, teils bejaht wurde, letzteres namentlich für die Gegenden, wo Land­hunger besteht. Ein Antrag des Abg. Graf (Ztr.) auf Wegfall der Erhebung des Wasserzinses von den Inhabern staatlicher Dienstwohnungen wurde abgelehm. Der Holz­ertrag von den Forsten wurde auf 17 536000 ^ für 1907 und auf 17 230500 ^ für 1908 (je 400 000 ^ mehr als im Etat) festgesetzt. Der Finanzminister machte Mitteilungen über eine zum Zweck der Holzabfuhr im Eyachtal zu errich- rende Waldbahn, deren Bau aber erst in Angriff genommen werden könne, wenn die Frage der Wasserversorgung Stuttgarts aus der Eyach geregelt sei. Von dem Abge­ordneten Dambacher (Ztr.) wurde eine größere Be­rücksichtigung des Publikums am Platze bei Holzverkäufen gewünscht, v. Gauß (Vp.) trat für die Erhaltung unserer heimischen Natur, namentlich auf der Alb ein. Direkror v. Graner gab zu, daß die Umwandlung von Oaubholzwäldern in Nadelwald den Charakter unserer Alb erwas geändert habe und teilte mit, daß diese Umwand­lungen bereits Einschränkungen erfahren haben und daß den Forstleuten die Erhaltung der landschaftlichen Denkmäler anempfohlen worden sei. Der Abg. Locher (Ztr.) klagte über eine Schädigung der Käufer von Draufholz durch ein neues Maßverfahrcn, daß nicht koulant sei und über einen vielfach unhöflichen Ton der Oberförster bei Holzverkäufen. Dr. Mülberger (D.P.) wünschte die Unterstützung der Ge­meinden bei der Erstellung von Holzabfuhrwegen. Hauß- mann (Vp.) regre die Anlegung größerer Kulturen für den Bedarf der Staatsforstverwaltung an. Direktor v. Graner äußerte sich gegenüber diesen Wünschen entgegenkommend. Dr. v. Kiene (Ztr.) trat für größere Bewegungsfreiheit u. Selbständigkeit der Forstamtmännerund eine umfangreichere Anstellung von unständigen Beamten ein. Ein Antrag Beißweng er, die Forstverwaltung zu ermächtigen, im Hinblick auf die Notlage vieler Weinbau treibenden Gemein­den denselben Laubstreue aus den Staatswaldungen um einen billigen Anschlag zu überlassen, wurde angenommen. Die Beratung ging heute wieder recht langsam von statten; es wurde nur erledigt Kap. 111, Ertrag der Domänen und

Das Testament des Bankiers.

Knmmalroman von A. M. Barboxr.

L»tortfi«r1, N«chdruck »rrdoten.

Fortsrtzuns.)

Inzwischen saß in einem anderen Teile der Stadt Frau La Grange allein in ihrem Zimmer und erwartete Hobson. Die für sein Kommen festgesetzte Zeit war längst vorüber, und die Abenddämmerung schon eingetreten, doch war es noch hell genug, die Veränderungen zu erkennen, die die letzte Zeit in dem Gesichte der Frau hervorgebracht hatte. Ihre Züge sahen verkniffen und verzogen aus, und das sonst so prächtige Kolorit ihrer brünetten Haut hatte eine wachs- sarbene Blässe angenommen; die dunklen Augen aber funkelten wie immer wild und kalt. Sie schauderte, als- sie jetzt von ihrem Fenster aus sah, wie Hobson sich dem Hause näherte.

Gleich darauf Hörle sie seinen schleichenden, katzenartigen Tritt auf dem Korridor, dem ein leises, eigentümliches Klopfen folgte, und Hobson trat ein.

Seinen Gruß kalt erwidernd, ging ne ihm langsam entgegen, und auf einen Stuhl deutend, setzte sie sich ihm io gegenüber, daß ihr Gesicht sich im Schatten befand.

Sie kommen spar," sagte sie.

Ja, verehrte Frau,"'elte er in 'einem gewöhn­lichen salbungsvollen Ton,aber ick wüwchte natürlich so­viel als möglich über diesen vlötzlichen Zwischenfall m er-

ein Teil von Kap. 112, Ertrag aus den Forsten. Morgen wird die Etatsberatung fortgesetzt.

Gages-Neuigkeiten.

Aus Stadt und Land.

Naqs'ch V1. Jrli

* Pom Rathaus. Gemeinsame Sitzung der bürger­lichen Kollegien. Verlesen wird eine Einladung zur Be­teiligung am 50jährigen Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr, wobei der Vorsitzende, Stadtschultheiß Brodbeck, auf die Bedeutung des Festtages hinweist und der Feuerwehrfache warme Worte der Anerkennung widmet. Gemäß dem Erlaß im Amtsblatt Nr. 153 betr. den Schutz der Vögel wird das vom Bund für Vogelschutz herausgegebene Flug­blatt zur Verteilung gebracht. Verlesen wird ein Dank­schreiben der städtischen Unterbeamten für die bewilligte Teuerungszulage. Gemeiuderat allein. Das Kol­legium nimmt Kenntnis von der Genehmigung des Bau­gesuchs für Werkmeister H. Benz durch K. Oberamt. Vergeben wird die Herstellung von Tribünen, Bänken und Tischen auf dem Stadtacker an Zimmermann Speer zum Preis von 93 an denselben die Zimmerarbeiten am Brückenbau beim Schiff mit 3°/° Abgebot; die Maurer- und Betonierarbeiten hiezu sollen, da 20°/» Aufgebot verlangt werden, falls nicht durch Umfrage bei den hiesigen Geschäfts­leuten ein billigeres Offert erreicht wird, zur Bewerbung im Gesellschafter und Schwarzwälderboten ausgeschrieben werden. Das Kollegium nimmt Kenntnis von dem Er­laß des K. Gewerdeschulrats, nach welchem der Staat auch bei der Neuorganisation der gewerblichen Fortbildungsschule den bisherigen Beitrag reichen wird. Verlesen wird der Kassenbericht der SLadtpflege pro Monat Juni. - Damit ist die öffentliche Sitzung geschlossen.

* Au die Ausflügler sei die dringende Mahnung gerichtet, unsere schönen Wälder nicht mit fortgeworfenen Papierstücken, Flaschen und dergleichen zu verunzieren. Vor allen Dingen aber zerschlage man die leeren Flaschen nicht. Hier, wo die Kinder vielfach barfüßig Wald nnd Feld durch­streifen, können schwere Unglücksfälle durch solche im Gras und Gebüsch versteckt liegenden Scherben herbeigeführt wer­den. Und um Schutz unserer Pflanzenwelt soll schließlich gebeten werden. Wer sich an einer schönen Blume erfreut, der gönne die Freude auch anderen und lasse die Pflanze stehen. Rupft er sie ab, so bringt er sie meistens doch nur halbwelk nach Hause. Vor allen Dingen steuere man dem unbedachten Zerstörungstrieb der Kinder, die ganze Hände voll Blumen abpflücken und nachher wenn sie in der heißen Hand rasch verwelkt sind, achtlos fortwerfen.

r. Ergenziugeu, OA. Rottenburg, 10. Juli. Die Hopfenaussichten sind nicht gut, der Hagelschlag hat in letzter Woche viel geschadet. Der Hagelschaden ist besonders Rotten­burg zu und erstreckt sich bis Bondorf.

Calw, 9. Juli. Wie das C. W. vernimmt, wird die K. Generaldirektion infolge einer Eingabe des Ver­waltungsrats der hies. Feuerwehr am nächsten Sonntag, den 14. Juli, anläßlich der Jubiläumsfeier der Feuer­wehr in Nagold einen Vorzug in Calw 11,30 Vorm, ab­gehend, einschalten lassen, sowie abends einen Sonderzug von Nagold nach Calw, mit Wagen 4. Klasse und Halt auf allen Unterwegsstationen ausführen. Abgang in Nagold 7,30 abends, Ankunft in Calw 8,07.

r. Calw, 10. Juli. Die Imker halten hier reiche Ernte. Ein hiesiger Großimker hat von seinem Stand mit 75 Völkern bereits 25 Ztr. Honig gewonnen. Nach den letzten Fehljahren ist den Bienenzüchter ein so reicher Er­trag zu gönnen.

Calw, 10. Juli. Ein Schwindler ließ bei der Spar­und Vorschußbank einen Scheck von 300 ^ wechseln. Hernach ergab sich, daß der Scheck gestohlen war.

r. Horb, 10. Juli. Die staatliche Rindviehschau für den hiesigen Bezirk wird am 30. Juli auf dem Turnplatz hier abgehalten.

r. Altheim O.A. Horb, 10. Juli. Am Sonntag abend wurde in den Laden von H. Scherrmann eingestiegen nnd 80 ^ gestohlen. Der Täter, ein junger Bursche, wurde entdeckt und verhaftet.

r. Stuttgart, 9. Juli. Die diesjährigen Gerichts­ferien nehmen am 15. Juli ihren Anfang und dauern bis 15. September. Nur in dringenden Angelegenheiten werden während der Gerichtsferien in Zivilprozessen Termine abge­halten und Entscheidungen gefallt. Solche Angelegenheiten werden als Feriensachen bezeichnet und das Gerichtsver­fassungsgesetz rechnet zu diesen: Arrestsachen, Meß- und Marktsachen, Hausmietstreitigkeiten, Wechsel- und Bausachen, falls über die Fortsetzung eines angefangenen Baues ge­stritten wird. Das Gericht kann indessen auf Antrag auch andere Angelegenheiten, soweit sie besonderer Beschleunigung bedürfen, als Feriensachen bezeichnen. Auf das Mahn-, Zwangsvollftreckungs- und Konkursverfahren sind die Ge­richtsferien ohne Einfluß, ebenso auf das Strafverfahren.

r. Stuttgart, 9. Juli. Die Einnahmen aus dem Post- Telegraphen und Fernsprechbetrieb betrugen im Monat Mai des laufenden Jahres im ganzen 1,457,838.99 im gleichen Monat des Vorjahrs nur 1,450,176, 99 mithin 7662 ^ weniger. Die Einnahmen vom 1. April 1907 bis zum letzten Mai haben 4,124,307.81 ^ betragen gegenüber nur 3,900,220.85 also 224,086.96 ^ weniger im gleichen Zeitraum des Jahres 1906.

r. Stuttgart, 8. Juli. In einer Wohnung der Azen- bergstraße ist am Samstag in einem Badezimmer infolge falscher Hahnenstellung Gas ausgeströmt. Ein Badender zog sich eine Leuchtgasvergiftung zu, wurde bewußtlos an­getroffen, konnte aber, da ärztliche Hilfe sofort zur Stelle war, gerettet werden.

r. Tübingen, 8. Juli. (Vom Rathaus.) Ein Gesuch des Ausschusses der vereinigten Tübinger Korporationen um Verlängerung der Polizeistunde für Singerlaubnis auf Studentenhäusern bis 12 Uhr, Mittwochs und Samstags bis 1 Uhr nachts, vorgetragen von stuck, tllvol. Lempp (Normania), wurde vom Gemeinderat abschlägig beschieden, mit Rücksicht auf die rechtlichen und praktischen Schwierig­keiten. Die Gründung einer freien Glaser-, Schreiner­und Dreherinnung für den Oberamisbezirk Tübingen wurde unter Genehmigung des Satzungsentwurfs bestätigt.

Reutlingen, 9. Juli. Die hiesige Weingärtner- Genossenschaft beging heute die Feier des 850. Jahresfestes, mit Gottesdienst und Festzug. Nach der kirchlichen Feier bewegte sich der Festzug, in welchem von kostümierten Wiuzer- knaben das Rebenmännle getragen wurde, zur Stadtkelter, wo der übliche Umtrunk und dasFlaigen" der Zunftfahne in herkömmlicher Weise stattfanden. Nachmittags war gesellige Unterhaltung auf derSilberburg". An dem Gottesdienst und der Feier in der Stadtkelter nahm wie alljährlich ein zahlreiches Publikum teil.

r. Offingen, OA. Cannstatt, 10. Juli. Beim Gülle­führen auf den Acker geriet der Bauer Joseph Rothwein von hier infolge Scheuens des Spannoiehs unter den schweren Wagen. Er wurde von den Vorderrädern über den Brustkorb überfahren, während die Hinierräder auf ihn zu stehen kamen. Von herbeieilenden Landleuten konnte der Schwerverletzte aus seiner schlimmen Lage befreit und nach Hause transportiert werden.

r. Eßlingen, 10. Juli. In Sulzgries wurde bereits die erste Frucht (Wintergerste) geschnitten. Der Garbenwagen, wahrscheinlich der erste im Lande, ist gestern eingebracht worden.

Gerichtssaal.

Tübingen, 10. Juli. (Strafkammer.) Gerbergeselle Johann Georg Schwab in Metzingen ließ sich am 11. Juli in Trunkenheit zu Ausschreitungen im Geschäft Hinreißen, was dazu führte, daß er vor dem Schöffengericht Urach angeklagt wurde, er habe seine Nebenarbeiter Kurz und Grauer mit totschlagen bedroht, indem er mit einer eisernen Zuglatte auf sie losging. Der Gerbergeselle Jakob Trost sah den Vorgang mit an und wußte genau, daß Schwab im Unrecht war. Trotzdem benannte derselbe den Trost als Zeugen dafür, daß er, Schwab, die Zuglatte nicht in der

fahren. Was halten Sie von der neuen Wendung der Dinge,

meine Teuerste?"

Die ganze Geschichte ist einfach albern; die vollendetste Frechheit, die mir je vorgekommen ist."

Aber kühn angelegt und fein gesponnen, das muß ich sagen. Läßt stch's auch ein schönes Stück Geld kosten, ,der Erbe'," betonte er.Er hat sich die Bartons angenommen, and die alten Vögel lassen sich mit Spreu nicht fangen."

Was sagen Sie?" Die Bartons? Unglaublich! Dann ist der Prozeß von vornherein für Ralph Mainwaring verloren!"

Merkwürdig, wie sich da unsere Gedanken treffen! Nun besteht für uns die Frage: Wie maöverieren wir unter den eingetretenen Umständen? Ralph Mainwarings Lage ist hoffnungslos, wenn nicht"

Er sah seine Klientin bedeutsam an.

Vollenden Sie nur; ich verstehe nicht, was Sie meinen."

Nun, sollten Sie nicht wissen, daß niemand den Plan dieses Betrügers so schnell zu vernichten vermag wie Sie und ich? Es lebt kein menschliches Wesen außer mir, dem die tatsächliche Ausstellung des Testaments nnd sein Inhalt ist, und wer könnte ein so gewichtges, schlagendes Zeugnis über Harold Mainwarings Sohn ablegen als Sie?"

Das ist richtig. Und nun?"

Nu , wenn Ralph Mainwaring seine letzten Trümpfe verausgabt hac und sein Spiel gänzlich verloren lieht - was wird er dann, im letzten Augenblick, nicht für eine' vSilsp mii> mi? sip iüm bieten können?"

Ich kann nicht recht erkennen, was Sie sich davon

versprechen."

Eine recht anständige Remuneration, die natürlich zwischen Ihnen und mir geteilt wird. Ralph Mainwaring wird jeden Preis für Dienste, wie wir sie ihm leisten können, zahlen."

Sie sind ein Tor, wenn Sie sich einbilden, jemals von Ralph Mainwaring Geld erpressen zu können; gar wenn er hört, wer ich bin, würde er lieber die Hand ms Feuer legen, als mir einen Schilling von seinem Gelde

gönnen.'' , ^

Also beabsichtigen Sie das Spiel auMgeben?" fragte er.

Ausgeben? Ha! Niemals! Eher würde ich mein Leben aufgeden! Nein ich will meine Rache an den Mainwarings haben, an der ganzen Sippschaft will ich sie nehmen, doppelt und dreifach will ich den Schimpf und die Schmach zurückzahlen, die sie auf mich gehäuft haben."

Gut, aber wie wollen Sic das tun?" fragte Hobson.

Was ich tun will? Vor keinem Mittel zurück­schrecken, Ralph Mainwaring die Erbschaft zu entreißen! Wenn nötig, Zeugen stellen, oie beweisen, daß dieses Testa­ment echt ist! Opfert er seinen letzten Schilling, um so besser! Hat er den Prozeß gegen den falschen Erben dann verloren, so will ich diesen Herrn als Betrüger brandmarken und beweisen, daß ich dir rechtmäßige Erbin bin."

(Fortsetzung iolgt.)