81. Jahrgang.

Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1 mit Träger­lohn 1.20 im Bezirks­und 10 Lm-Berkehr 1.23 X, im übrigen Württemberg 1.38 Monatsabonnements nach Verhältnis.

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Auflage 2b00.

Anzeigen-Gebühr f. d. Ispalt. Zeile aus gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei Imal. Einrückung 10 A bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mit dem Plauderstübchen und

Schwab. Landwirt.

160

Kagokd, Donnerstag den 11. Anti

1-07

Amtliches.

Bekanutmachrmg

betr. die Maul- und Klauenseuche.

Bei einem am 2. Juli 1907 auf dem Viehmarkt in Ehingen a. D. gekauften Stier ist in Binswangen, bayr. Bezirksamts Wertingen, Kreis Schwaben, die Manl- «nd Klauenseuche festgestellt worden.

Sofern in den Gemeinden des Bezirks sich Tiere be­finden, welche auf dem genannten Markt in Ehingen auf­getrieben waren, ist dem Oberamt alsbald telefonisch Mitteilung zu machen, auch vorsorglich über die betreffenden Stallungen die polizeiliche Beobachtung zu verhängen.

Nagold, den 11. Juli 1907.

K. Oberamt.

Mayer, Reg.-Asf.

Wchon, Gamöon, Menne und wir.

Nun hat Herr Pichon über das Verhältnis von Deutsch­land und Frankreich gesprochen und man wird vergeblich in den parlamentarischen Annalen der ssrauäs uatiou blättern können, um auf so freundliche, fast herzliche Worte zu stoßen. Kühl bis ans Herz hinan war alles, was bisher von amt­licher Seite in Frankreich gesagt wurde und man war froh, wenn unsere Beziehungenkorrekt" genannt werden konnten. Herr Denys Cochin war es, der Herrn Pichon interpellierte, der loyale, ziemlich harmlose Konservative, der keine über­mäßige Schärfe in seine Frage legte, was es denn eigentlich mit der Fahrt des Herrn Etienne nach Kiel und Berlin auf sich habe. Zuerst hieß es, Jules Delafosfe solle die Interpellation einbringen. Herr Pichon war guten Muts. Er hatte schon vorher einem Vertreter desEcho de Paris" verraten, was er so ungefähr sagen werde und man wußte, daß es allzuviel und allzu Genaues nicht sein werde. . Gleich­viel, s'sst 1s ton, gut kalt In mnsigns, und der Ton fiel auf. Fiel auf vor allem nach der etwas scharfen und krampfhaften Art, mit der man unmittelbar vorher im Matiu" die große Dementierspritze auf uns arme Deutsche losgelasfen hatte. Kaum hatte man zu Paris vernommen, daß Fürst Bülow es alsinteressant und nützlich" bezeichnet habe, daß so bedeutsame Männer wie Herr Etienne mit den leitenden Persönlichkeiten Deutschlands sich unterhielten, da sagte man es uns gründlich, wie gehörig wir auf dem Holzweg wären. Nützliche Verhandlungen könnten nur ge­führt werden zwischen Botschaften und Regierungen und nicht durch Privatleute ohne Auftrag und ohne Verantwortung. Da hatten wir es, und wir hatten es uns schon so schön gedacht. Nun hat ja Herr Pichon allerdings die Haupt­

richtlinien jenes Dementis auch in der Kammer aufrecht erhalten, hat gesagt, daß von einem Auftrag oder einer geheimen Mission" des Herrn Etienne nicht die Rede sein könne, aber er hat einerseits gegenüber Deutschland so courtoistevolle Töne gefunden, wie noch nie ein französi­scher Minister vor ihm, und hat andererseits doch auch Herrn Etienne keineswegs etwa zu Ehren des Herrn Cambon desavouiert oder von sich abgeschüttelt.

Immerhin hatte man doch zu Paris die Privatunter­haltungen, die Herr Etienne in Kiel und Berlin mit Kaiser und Kanzler hatte, für wichtig genug gehalten, daß Herr Cambon von Berlin zum Ouai d'Ortay dampfte, um den Fall" mit Pichon und Clsmenceau zu besprechen. Diese Fahrt Cambons konnte den Zweck haben, die Bemühungen des Herrn Etienne zu stützen, oder und das ist das Wahrscheinlichere ihnen bis zu einem gewissen Grad entgegenzutreten. Herr Cambon konnte der Meinung sein, man pfusche ihm unberufen in sein Ressort, man treibe da Dinge, die ohne amtliche Aeußerung nicht gut zu regeln seien. Und nun hat gewiß Herr Pichon in der Kammer dem Berliner Botschafter der Republik das denkbar beste Zeugnis ausgestellt (vielleicht wünschte er ihm damit in Berlin noch mehr Türen zu öffnen), aber er hat anderer­seits doch auch Etienne auf ein Podium gesetzt, mit dem wir zufrieden sein dürfen. In der Tat ist Etienne, der Vizepräsident der Deputiertenkammer, der frühere Kriegs­minister und jetzige Abgeordnete von Oran, der Vorsitzende des bekannten französischen Marokko-Komitees und als solcher der Sturmbock des gallischen wirtschaftlichen Vor­stoßes in Nordafrika, kein x-beliebiger Jemand. Im In­teresse der Pariser Omnibusgesellschaft, deren Aufstchtsrats- vorsttzender er ist, kam er sicher nicht nach Berlin, als Segeljachtkenner allein ließ er sich kaum durch den Fürsten von Monaco beim deutschen Kaiser in Kiel einführen. Der gewiegteste und interessierteste französische Marokko-Geschäfts­mann, dessen Vorfahren einst Stern hießen, war es, der so plötzlich bei uns auftauchte, der ein sehr lebhaftes persön­liches Interesse daran hat, daß die wirtschaftliche Erschließ­ung Marokkos etwas Tempo bekommt. Aber er war nicht nur persönlicher Geschäftsmann, weite wirtschaftliche und politisch maßgebende Kreise Frankreichs stehen hinter ihm und deshalb nannte ihn auch Herr Pichon vor der Kammer trotz der Reise Cambons nicht nur einen Mann von hohem Rang, sondern auch von großem politischen Einfluß, und wenn er diese Gelegenheit benutzte, um festzustellen, daß die deutsch-französischen Beziehungen diedenkbar besten" seien, wenn er sie an anderer Stellevortrefflich" nannte, wenn er von demcourtoistevollen und freundlichen Empfang" sprach, den französische Parlamentarier in Deutschland ge­sunden hätten, wenn der Minister sich selbst zu diesen guten

Beziehungenfreudig beglückwünschte", so können wir das

nur erfreut zur Kenntnis nehmen, ohne unsererseits über­triebene Hoffnungen darauf zu setzen. Gewiß, vor zehn Jahren wären solche Worte aus französischem Mund un­möglich gewesen, und wir sind zufrieden, daß das jetzt anders ist. Wir haben aber doch mit der französischen Nationalpsyche zu viele Erfahrungen gemacht, als daß wir nun solche Aeußerungen oder ein zufälliges Handinhand­gehen Deutschlands und Frankreichs im schönen Haag als feste Grundlage einerEntente" ansehen sollten.Man kann das Reifen der Früchte nicht dadurch beschleunigen, daß man die Lampe darunter hält", sagte Fürst Bismarck.

UoMische Hleberficht.

Ueber eine koloniale Konferenz, die im Reichs­kolonialamt stattgefunden hat, werden folgende Einzelheiten berichtet. In einer längeren Ansprache legte der Staats­sekretär unter allgemeiner Zustimmung dar, daß die wirt­schaftliche Hebung und die gedeihliche Entwicklung unserer Kolonien nur nach kaufmännischen Grundsätzen und ohne einengende Fiskalität möglich sei. Im Lauf der Debatte wurden nun von den verschiedenen Teilnehmern der Kon­ferenz der Reihe nach folgende Punkte erörtert: Export der Landesprodukte aus den Kolonien nach dem Mutterland und nach anderen Ländern, sowie die bessere Kultivierung dieser Produkte, insbesondere Baumwolle, Kakao, Kaffee, Kautschuk, Oele, Häute rc., der Import deutscher Waren nach den Kolonien, und der Wettbewerb hierin mit anderen Ländern. Als besonderes Kapitel wurde behandelt die Einführung von Bodenbearbeitungsmaschinen und Geräten, die den dortigen klimatischen Boden- und sonstigen Ver­hältnissen anzupassen wären, um einerseits an Arbeitskräften, die schwer erhältlich sind, zu sparen und andererseits dem Boden mit dem geringsten Kostenaufwand die möglichst größten Erträgnisse abzubringen. Herr Dernburg bezeichnete diesen Punkt für die Kolonien als besonders wichtig. Kommerzienrat Ventzki, der hierüber referierte, sagte zu, einen Ingenieur nach den Kolonien zu entsenden, der die Verhältnisse an Ort und Stelle studieren soll, um den Be­dürfnissen entsprechende Maschinen und Geräte konstruieren zu können. Ganz besonders wurde von den anwesenden Herren, die in Deutsch-Afrika Handelsniederlassungen unterhalten, betont, daß an eine wirtschaftlich wirklich ratio­nelle Entwicklung unserer Kolonien aber doch nicht früher zu denken sei, als bis die Länder durch Eisenbahnen weiter aufgeschlossen werden. Denn die Waren Hunderte von Kilometern durch Träger zu befördern, mache sozusagen jeden-Gewinn illusorisch; außerdem aber werden die wenigen

Zum 50jährigen Jubiläum

der Freiwilligen Feuerwehr Nagold.

n

L. L. Im Jahr 1857 versammelte sich die Wehr am Sonntag 12. Juli zu wichtigen Besprechungen auf dem Stadt­acker. Den ersten Brand bekämpfte die Wehr am 10. Jan. 1858 in Wildberg, wo die damalige Webanstalt brannte. Die Chronik verzeichnet im Jahr 1858, daß die Beteiligung an der Hebung leider so schwach sei, daß das Bestehen der so nützlichen Wehr in Frage komme. Es folgen in den Jahren 1858-1859 verschiedene Brände in Wildberg, Gündringen, Unterjettingen und Herrenberg, wobei die hiesige Wehr in Aktion trat. Ende 1859 wurde durch eine Bekanntmachung im Gesellschafter eine Reorganisation der Feuerwehr an­gezeigt. Am 1. Mai 1860 wurde diese auf dem Rathaus vorge­nommen, die Statuten festgesetzt und nach dem Rücktritt des Kommandanten Blum, Waldmeister Günther zum Komman­danten gewählt. Um dieseZeitwar es üblich, daß dieOberamts- städte Nachbarschastsübnngen abhielten: so war die hies. Wehr am 9. Sept. 1860 nach Horb geladen. Beim Brand der Sägmühle auf dem sog.Hammer" am 8. Dez. 1860 wurde festgestellt, daß noch bessere Löschgerätschaften anzuschaffen seien. Am 2. März 1861 wurde mit dem aus der Löschmaschinenfabrik Metz in Heidelberg bezogenen Hydrophor unter Leitung des Fa­brikanten eine Probe abgehalten, welche die große Leistungs­fähigkeit desselben erwies. Der Preis war 1600 fl. Fa­brikant Metz hielt einige Vorträge über den Stand des Löschwesens. Am 2. Juni 1861 erhielt das hesigc Korps den Besuch der Wehren von Horb, Rottenburg und Herren­berg; die Stadt hatte bekränzt und geflaggt. Der Festplatz war der Stadtacker. Es wurden Uebungen vom Nagolder und Horber Korps vorgeführt. Am 24. Sept. 1861 stattete das Korps mit sämtlichen Requisiten der eben gegründeten Feuer­wehr in Altensteig einen Besuch ab. Infolge verschiedener Mängel

derOrganisation desKorpswurdewiederholt eineNeubildung ge­plant. Am 12. Mai1863 erließ der Gemeinderat in seiner Eigen­schaft als Verwaltungsrat der Feuerwehr folgende Be­kanntmachung:

Die dreijährige Dienstzeit der Feuerwehr wird mit diesem Rechnungsjahre ablaufen. Solange nun nicht die Organisation des neuen Feuerlöschkorps vollzogen ist, hat die freiwillige Feuerwehr ihre übernommenen Dienste zu versehen, wobei übrigens bemerkt wird, daß bei ent­stehenden Brandfällen diese nicht allein Hilfe zu leisten hat, sondern jeder Einwohner hiezu nach der Feuerlösch­ordnung von 1808 allgemein verpflichtet ist. Betreffend nun die neue Bildung der Feuerwehr, so wurde heute vom Gemeinderat beschlossen, daß zum Eintritt in diese als dem Feuerlösch-Corps sämtliche Einwohner soweit sie hiezu gesetzlich verpflichtet sind, verbunden seien, und daß die Gemeinde berechtigt seie, dessen Dienste sowohl für das Löschen eines Brandes, als auch für die zu diesem Zwecke erforderlichen Vorübungen und Versammlungen in Anspruch zu nehmen, deren 4 im Jahre stattfinden werden, was später noch besonders öffentlich bekannt ge­macht werden wird und erhalten die Wegbleibenden Strafe. Nur die Steiger und Rettungsmannschaft wird aus Frei­willigen bestehen." Gemeinderat.

Die Sache schien aber nicht recht in Fluß kommen zu wollen, da am 18. Sept. 1863 folgende Anfrage imGe­sellschafter" erschien:

Anfrage:

Wie steht es wohl mit der Reorganisation der hiesigen Feuerwehr? Will man mit derselben etwa zuwarten, bis die Regierung mit Zwangsvorschriften einschreitet oder der rote Hahn links oder rechts in engen Gassen mit alten Baracken haust? Gedenkt man nicht mehr der Schreckensnächte, jdie vor Jahren auch unsere Stadt betroffen, und will man, wie gewöhnlich erst durch Schaden klug werden?

Eine Folge wurde nach dem Chronisten auch dem nicht gegeben. Im Jahre 1865 wurden wieder 4 Sammlungen bezw. Uebungen abgehalten und am 16. Mai kam die Er- genzinger Feuerwehr zu Besuch. Bei der zu Ehren dieses Besuchs abgehaltenen Uebung fiel ein zwölfjähriger Knabe beim Herablassen mit dem Rettungsschlauch ab und erlitt einen Beinbruch. Auch im folgenden Jahre 1865 wurde geübt und ist wieder ein Besuch benachbarter Feuerwehren zu ver­zeichnen: es kamen die Korps von Bondorf, Altensteig, Er- genzingen, Horb, Oeschelbronn und Rottenburg, im ganzen mit den hiesigen ca 350 Mann. Der Chronist erwähnt mit besonderer Bevorzugung die Deputation von Altensteig im Zug durch die Stadt, indem er verzeichnet, daß sie am Schluffe marschierte und alle anderenum eines Hauptes Länge überragte." Eine Neuerung von der man sich einen guten Einfluß auf die Hebung und Förderung des ganzen Korps versprach, trat 1866 in den Plan, die Jugend­feuerwehr. Unter dem Kommando von Werkmeister Chr. Schuster vereinigten sich jüngere Leute zu einer tüchtig auszubildenden Schlauchmannschaft. Eine Uebung bewies deren Leistungsfähigkeit. Die Jugendwehr durfte dann auch im gleichen Jahre noch am 6. Oktober 1866 nachmittags glänzende Probe im Ernstfälle ablegen. Ausgehend von der Scheuer des Rotgerber Schwarzkopf auf der Insel, äscherte ein- Brand 2 Wohnhäuser und 3 Scheuern ein, außerdem wurden zwei weitere Häuser durch Feuer und Wasser stark beschädigt. Nur der angestrengtesten Tätigkeit namentlich der wassertragenden Mädchen und Frauen und der unverdrossenen Ausdauer der Jugendfeuerwehr war die Rettung weiterer Häuser zu danken. Es waren hiebei 16 Familien geschädigt und 7 obdachlos geworden. Auswärtige Hilfe sei spät eingetroffen, doch erhielten nebm der Jugendfeuerwehr, die Löschmannschaften von Unter­jettingen und Wildberg öffentliche Belobungen für ausgezeichnete Dienste vom K. Ministerium des Innern.

(Fortsetzung folgt.)