Hohenlohe-Langenburg wurde die Petition jedoch der K. Regierung zur Berücksichtigung empfohlen. Dem Beschluß der Zweiten Kammer betr. die Torfmoore trat das hohe Haus bei, nachdem Rektor Mörike längere technische Ausführungen zum Meliorationsplan gegeben hatte. Präsident Graf von Rechberg warnte vor übermäßigen Hoffnungen und übergroßen Erwartungen. Er habe in Westfalen schöne Torfkulturen gesehen, aber auch beobachtet, wie sich der Kleinbetrieb besser als der Großbetrieb rentiere. Fürst von Waldburg-Zeil wies darauf hin, daß große Flächen Oberschwabens durch Meliorationen der Kultur dienstbar gemacht werden könnten. Ein solch bedeutendes Werk bedürfe aber Jahrzehnte zur Ausführung, eines festen Zusammenschlusses der Interessenten und die Unterstützung des Staates. Die Kap. 30—34 wurden sämtlich genehmigt. Die nächste Sitzung findet morgen vormittag 10 Uhr statt. T.-O.: Fortsetzung der heutigen Beratung.
Tages-'Aleuigkeiten.
Aus Gtadt «rd Land.
r. Calw, 3. Juli, lieber die Familientragödie von Aichelberg wird bekannt, daß der Holzhauer Adam Seitz ein gewalttätiger, ja roher Ehemann und Vater war und seinem Sohn Gottlieb in der Scheuer aufgelauert und ihn meuchlings niedergeschoffen hat. Der Tod trat nach kurzer Zeit ein. Das ganze Gesicht war durch die Rehposten zerrissen. Der Mörder ist, wie bekannt, verhaftet Md ins Gefängnis gebracht worden.
Stuttgart, 4. Juli. Der Reichsanzeiger teilt mit, daß dem Musikdirektor des Stuttgarter Liederkranzes, Professor Wilhelm Förstler, der Rote Adlerorden 4. Klaffe verliehen worden ist.
Stuttgart, 1. Juli. Eine hervorragende Kraft hat das Stuttgarter Hostheater in Hofkapellmeister Pohlig verloren, der unter ehrenvollen und glänzenden Bedingungen zur Leitung des Symphonie-Orchesters in Philadelphia berufen und zunächst Ms 3 Jahre verpflichtet worden ist. Pohlig wird seine neue Stelle schon im kommenden Herbst an- treten; er erhält in Philadelphia 60000 im Jahr bei sechsmonatlichen Ferien. Das Symphonie-Orchester in Philadelphia ist 75 Mann stark und gibt fast ausschließlich klassische Konzerte, nicht nur in Philadelphia sondern auch in andern amerikanischen Städten, so in Baltimore und Washington.
r. Tübinger», 3. Juli. Heute vormittag find die Königlichen Majestäten mitSonderwagennach Friedrichshafen abgereist.
r. Ludwigsburg, 3. Juli. Vorgestern abend hat hier eine Gedenkfeier für Friedrich Theodor Bischer, einen Sohn unserer Stadt, stattgefunden. Es waren die sämtlichen Verwandten BischerS u. a. anwesend. Oberbürgermeister Dr. Hartenstein eröffnete den Festabend mit einer Begrüßungsansprache. Professor Krokenberger trug sodann einen mit behaglichem Humor getränkten Prolog im Schartenmaierion vor. Die Festrede hielt Oberpräzeptor L. Belschner. Er entwarf in knappen Zügen ein ergreifendes Bild von der Persönlichkeit und des Lebenswerks Wischers. Den gediegenen Ausführungen folgte lebhafter Beifall. Das übrige Programm brachte prächtige, durch Innigkeit und Tiefe ausgezeichnete Liedervorträge nach Vischer'schen Texten von Frau Professor Lorle Meißner, wirkungsvolle Deklamationen Vischer'schrr Gedichte durch Frau Maja von Kralik aus Wien, ferner eine Anzahl Männer- und gemischter Chöre. Den Dank der Familie Bischer für die ihrem berühmten Vorfahren erwiesene Ehrung verlieh Prof. Dr. Robert Bischer in einer kurzen Rede wärmsten Ausdruck.
r. Jebeuhause« O.A. Göppingen, 3. Juli. Wie nunmehr verlautet, hat sich der jugendliche Student, der
letztere aufs Land verbannt. Daß es Schwestern find, erkennt man an Erscheinungen, durch welche die Ehrwürdigkeit der älteren allerdings bedenklichen Abbruch erleidet. Tracht im guten ungebrochnen Sinne des Wortes ist z. B. die Juppe, ein sehr kleidsames Stück, dem aber alle Anläufe mißlingen werden, in den Modesalon einzudringen; sie wird dem Städter nur auf der Jagd, auf der GebirgSreise, auf dem Schießplatz, zur Not noch abends im Wirtshaus verziehen. Versuche, sie zu verfeinern, geraten nur in Widerspruch mit ihrer groben Ehrlichkeit. In ihrer Form ist sie allerdings nicht so urtümlich, als es scheinen möchte; es war städtische Beweglichkeit des Sinns, dem es im 14. Jahrhundert einfiel, den früher stets hemdartigen Rock vorn zu schlitzen; er hieß nun Schaube, Joppe, Juppe (das Wort ist nicht einmal deutsch, sondern romanisch, wohl ursprünglich arabisch) und war dann etwas sehr Modernes; aber das Landvolk der deutschen Gebirge machte sich diesen Rock nicht anders als auS grobem Lodentuch, die Form des taillenlosen Rocks ohne Halskummet (umgelegten Kragen) hat sich nun im Lauf der Zeit mit diesem Stoffe vermählt und dies Ganze ist so ein gut Stück Tracht geworden. So ist auch der tirolische und italienische Spitzhut eine Modeform de? 16. Jahrhunderts. Dagegen kann es auch geschehen, daß ein ganz unsinniges Stück aus der vertrakten, überbewußten und doch so dummen Modewelt auf unbegreifliche Weise am Volk hängen bleibt und hier Jahrhunderte lang sich erhält, also ganz Tracht wird; so ist in einigen Tälern der salzburgischen Alpen und in der Ebene von Dachau der widerliche Hüftwulst des Weiberrocks, verbunden mit unendlicher Faltenmaffe, hängen geblieben, eine echte Modelaune des 17. Jahrhunderts, eine geschwollene Drüse skrophulösen Städter- tums, damals „Speck" genannt und Ziel der derbsten saty- rilchen Geschosse, deren eines, von dem groben Schützen Doscherosch abgeschofsen, wir nur verschämt in griechischen
Sohn eines hiesigen Bäckermeisters, der zuletzt in Genf studierte, deshalb erschossen, well er bei einem amerikanischen Duell, das die Folge einer LiebeSaffaire war, die schwarze Kugel gezogen hatte.
r. Uhiuge» OA. Göppingen, 3. Juli. Der bereits gemeldete Brand beruht wahrscheinlich auf Brandstiftung. Gestern wurde wegen Verdachts der Brandstiftung der Besitzer des abgebrannten Hauses, Kaufmann Kömpf, verhaftet und ins Amtsgerichtsgefängnis Göppingen eingeliefert. Kaufmann Kömpf soll in der letzten Zeit häufig vom Gerichtsvollzieher besucht worden fein.
Talheim, I.Juli. Beim Kirschenpflücken stürzte der 30jähr. Landwirt Ernst Pstngstler so unglücklich vom Baume in einen aufgerichteten Weinbergpfahl, daß er, förmlich aufgespießt, von Nachbarn aus seiner üblen Lage befreit und in schwer verletzten Zustande in feine Wohnung verbracht werden mußte.
Tuttlingen, 2. Juli. Die sell Anfang des vorigen Jahres hier grassierende ScharlachepiLemie ist jetzt zu Ende. Sie hat 70 Menschenleben gefordert, meist Kinder im Alter bis zu sieben Jahren.
r. Schloß Zeil, 2. Juli. Gestern abend hat hier die 12 Jahre alte Tochter des Maschinenmeisters Joh. Stark auf bedauerliche Weise ihr junges Leben verloren. Dieselbe hat sich, während zwei andere Mädchen mittelst eines über einen Sägbock gelegten Brettes schaukelten, auf die Mitte der Schaukel gestellt, um das Gewicht auszugleichen; hiebei verlor sie plötzlich das Gleichgewicht und stürzte mit dem Kopf so unglücklich gegen einen am Boden liegenden Holzblock, daß sie bewußtlos vom Platze getragen werden mußte und nach einigen Stunden starb.
Gerichtssaal.
r. Ttnttgart, 3. Juli. (Schwurgericht). Die Bluttat auf dem Staffelaufgang bei der Wiederholdstraße, beschäftigte heute das Schwurgericht und zwar richtete sich die Anklage gegen den verh. 30 Jahre alten Zementarbeiter Karl Eblen von Rohracker wegen versuchten Totschlags. Geladen waren 29 Zeugen, mehrere Sachverständige und ein Dolmetscher. Die Anklage vertrat Staatsanwalt Glögg- ler, die Verteidigung führte Rechtsanwalt Dr. Elsas. Die Anklage beschuldigte den Angeklagten, er habe am 9. Jan. nachmittags gegen 5 Uhr auf dem von der Wiederholdstraße in die Helfferichstraße führenden Staffelaufgang der 27 Jahre alten Gouvernante Pauline Baco mit einem Bajonett drei Stiche in die linke und rechte Brustseite und in den Bauch versetzt, in der Absicht sie zu töten, die Tat jedoch nicht mit Ueberlegung ausgeführt. Der Angeklagte erklärte, er könne mit dem besten Willen nicht sagen, warum er das Fräulein gestochen habe. Am fraglichen Tag sei er auf einer Baustelle in der Birkenwaldstrahe gewesen, und habe sodann in der Wirtschaft zum Birkenhof einige Glas Bier getrunken. Gegen 5 Uhr habe er die Wirtschaft verlassen und sei den Staffelaufgang abwärts gegangen. Etwa in der Mitte des Aufgangs sei ihm ein Fräulein begegnet, auf da- er mit den Worten: „Wollen Sie mich lieben" zugegange.i sei. Als das Fräulein um Hilfe gerufen, habe er das Bajonett aus der Tasche gezogen und habe damit zugestochen. Dem Angeklagten wird vorgehalten, daß er im Lauf der Voruntersuchung über den Vorfall eine genaue Schilderung gegeben habe. Er habe angegeben, daß er zu der Gouvernante geäußert habe: „Wenn Sie weinen, dann mache ich Sie hin", ferner, daß er sie durch die Stiche zum Schweigen bringen wollte, damit sie ihn nicht verraten könne. Fräulein Baco bezeugte, der Angeklagte habe sie mit den Worten: „Wollen Sie mich lieben" angepackt und sie sitzen heißen. Sie habe laut um Hilfe gerufen, worauf der Angeklagte geäußert habe: „Wenn Sie weinen, dann töte ich Sie", dabei habe er daS Bajonett drohend vorgezeigt und ihr zuerst einen Stich in
Lettern vorzuzeigen wagten, als wir in unsrer frühern Homilie von der Geschichte des Reifrocks handeln mußten. Das kann man nun freilich kein ungebrochnes gutes Stück Tracht nennen.
Die Mode also spielt und spielt und wirst manchmal ein zufällig gutes, manchmal ein höchst verkehrtes Teil ihrer raffiniert launischen Erfindungen über die Stadtmauer auf die Aecker, wo sie vom Landvolk aufgegriffen und nach und nach zum altersheiligen Erbstück, also ganz zur Tracht wird.
Wir können aus der Mode, nachdem sie einmal die Stelle der Tracht eingenommen, nicht heraus; sie repräsentiert ja, wie wir uns soeben gesagt, durch und durch den scharf geweckten Geist der modernen Bildung, freilich mit allen seinen Unarten, aber sie repräsentiert ihn; das Gebiet der Tracht dagegen liegt im Elemente des gebundenen Geistes; die Tirolertracht ist malerisch, wo sie herrscht, herrscht auch die Reaktion, und wenn wir, romantisch, ästhetisch, Blut weinen möchten über ihren Untergang, sie muß und wird verschwinden, wenn erst mehr Licht in diese Alpen dringt. Der Türke geht bunt, reich, stattlich, aber sein krummer Säbel steht im Dienst einer Religion, die ihn unterweist, es sei ein gutes Werk, ein Giaur tot zu martern. Daß ein solcher Barbar die schönsten Länder Europas beherrscht, ist unerträglich. Daher haben wir den Russen gegen ihn Vorgehen lassen. Dies mag bedenklich sein, aber da den armen Opfern kein anderer hilft, so „muß denn doch die Hexe dran". Wenn je die Schläge diesen Barbaren bessern, so muß er auch Turban und Kaftan mit Rock und Hut vertauschen. — Es ist ein schrecklich wahrer Satz: das Interesse der Kultur und das Interesse des Schönen, wenn man darunter das unmittelbar Schöne im Leben versteht, sie liegen im Krieg mit einander und jeder Fortschritt der Kultur ist ist ein tödlicher Tritt auf Blumen, die im Boden de? naiv Schönen erblüht sind.
den Bauch versetzt. Ob der Täter ihr die zwei wetteren Stiche noch stehend beigebracht habe, könne sie nicht mehr sagen. DeS weiteren bekundete die Zeugin, sie habe bis zum 1. Juni im Krankenhaus gelegen und sei heute noch nicht ganz hergestellt. Die Verletzte konnte sich noch in ein Haus in der Relenbergstraße schleppen, wo sie im Hausgang zusammenbrach. Medizinalrat Dr. Kohlhaas, der nach der Tat zufällig die Staffel hinaufgehen wollte und dem die Verletzte durch ihr bloßes Aussehen und durch ihre schwankende Haltung auffiel, folgte ihr in dar Haus und legte ihr dort einen Notverband an. Nach den Darlegungen der Sachverständigen schwebte die Verletzte längere Zeit in Lebensfahr. Die Aussagen einer Reihe Zeugen beziehen sich auf den Leumund des Angeklagten und auf Aeußerungen die er früher getan haben soll. Von seinen Arbeitgebern wurde er als fleißiger und tüchtiger Arbeiter geschildert. Die Aussagen einer Reihe von Zeugen beziehen sich auf den Leumund des Angeklagten. Mehrere Zeugen bezeichneten ihn als leicht erregbaren und brutalen Menschen. Anschließend an die Zeugenvernehmung wurden einige Briefe verlesen, die der Angeklagte an seine Angehörigen geschrieben hat und worin er um Verzeihung bittet. Sodann wurde Medizinalrat Dr. Köstlin der den Angeklagten längere Zeit im Untersuchungsgefängnis beobachtet hat, vernommen. Eblen entstamme einem dem Schnapstrunk in hohem Grad ergeben gewesenen Vater. Im Gefängnis habe er den Eindruck eines durchaus normalen Menschen gemacht. Der Angeklagte sei ein sexuell leicht erregbarer Mensch. Er, der Sachverständige sei der festen Ueberzeugung, daß Eblen die Tat nicht in einem unzurechnungsfähigen Zustand begangen habe. Die Geschworenen sprachen den Angeklagten nach kurzer Beratung des versuchten Totschlags schuldig, ohne Zubilligung mildernder Umstände. Das Urteil lautete sodann auf 7 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust. Bei der Strafbemessung zog das Gericht die Schwere der Tat straferhöhend in Bettacht.
Mannheim, 3. Juli. Das Schwurgericht verurteilte heute den politischen Redakteur der sozialdemokratischen Bolksstimme wegen Beleidigung der deutschen Schutztruppe von Südwestafrika zu 1 Monat Gefängnis. Bei der Strafbemessung kam zu Ungunsten des Angeklagten in Betracht, daß die von ihm begangene Beleidigung gegen die im Felde stehenden Truppen gerichtet und geeignet seien, die Ehre und den Beruf der Soldaten aufs schwerste zu verletzen.
Bochum, 2. Juli. Heute wurde vor der Zivilkammer des hiesigen Landgerichts das Urteil in den gegen die Wittener Roburitgesellschast sowie gegen die Westfälische Feuersozietät und die Leipziger Feuerversicherung angestrengten Klagen verkündigt. Gegen die Roburitgesellschast wurde die Verhandlung bis zur Erledigung des schwebenden Strafverfahrens ausgesetzt, die Klagen gegen die Versicherungsgesellschaften wurden kostenpflichtig abgewiesen.
Deutsches Reich.
Berlin, 2. Juli. Der Hausbesitzer Rad icke machte auf einer Chaussee in der Nähe Berlins eine Probefahrt mit einem Automobil und nahm dem Chauffeur die Führung ab. Er fuhr mit dem Automobil, in dem noch drei Personen saßen, in voller Fahrt gegen einen Baum. Alle Insassen stürzten kopfüber in den Chausseegraben. Radicke selbst war sofort tot. Der Chauffeur erlitt einen Schädelbruch und eine schwere Gehirnerschütterung. Die übrigen Insassen wurden ebenfalls schwer verletzt.
Karlsruhe, 2. Juli. Der neuernannte Direktor des Oberschulrats, Geh. Rat v. Sallwürk ist 1839 in Sigmaringen geboren, steht also jetzt im 69. Lebensjahre. Er trat 1873 in badische Dienste als Professor am Realgym, nasium in Baden, wurde 1874 zum Vorstande des Pforz^
Bom alte« Bischer erzählt man der „Täglichen Rundschau": Im Jahre 1885 war es meines Erinnernd. Bischer laS damals gerade über die schwäbischen Dichter. Und vor einem Publikum, wie man sichs gemischter kaum denken kann. Vornedran natürlich die Damen. Nicht gerade zum Ergötzen des alten Herrn, der bekanntlich nie sonderlich viel für das weibliche Geschlecht übrig hatte. Aber die Vischer-Vorlesungen waren Mode in der schwäbischen Residenz und er ihr Opfer. Also. — Na, seine Zuhörer von damals wissen, wie geflissentlich er diesen mehr oder wenigen reizenden Teil seines Auditoriums übersah. Nur einmal kam ihm die Geschichte doch zu bunt. Da war eine junge Dame — Engländerin oder Amerikanerin, das weiß ich nicht mehr genau. Aber jung war sie nnd unverfroren, wie eben nur eine Lady sein kann. Und ebenso pünktlich wie Bischer im Beginn seiner Vorlesungen, ebenso unpünktlich war die Miß im Kommen. Immer hatte schon Bischer 10 Minuten gesprochen, und regelmäßig öffnete sich dann erst die Tür, und unsere Lady schwebte nicht, nein sie schritt geräuschvoll wie nur möglich durch den Saal und setzte sich mit der ihr eigenen Gelassenheit so dicht wie möglich vor dem alten Herrn nieder. Etliche Male ließ er sich diese Liebenswürdigkeiten gefallen. Eines abends aber — er sprach gerade über Moerike — brach er ab, als sich die junge Dame die Tür öffnen ließ. Unter peinlicher Stille der Zuhörer wartete er, bis sie sich mit aller nur denkbaren Umständlichkeit ihren Platz vor ihm gesucht hatte, und dann tönten durch den lautlosen Saal seine Worte scharf und klar, wie ein sausender Hieb: „Ich muß dringend bitten, pünktlich zu kommen. Die Damen, die nun einmal meine Vorlesung besuchen, haben ja zu Hause nichts Vernünftiges zu tun." — Sprach's nnd fuhr in dem abgebrochenen Satze mit dem „tief schmerzlichen" Gedicht Moerikes: „Lebe wohl, du fühlst es nicht" — weiter. Die Lady kam nie mehr.