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8f. Jahrgang.
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.
Preis vierteljährlich hier 1 mit Lräger- !ohn 1.20 im Bezirksund 10 Lw-Berkehr l.25 im übrigen Württemberg 1.88 Monatsabonnements nach Verhältnis.
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Auflage 2600.
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Mit dem Plauderstübchen und
Schwäb. Landwirt.
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Leine Königliche Majestät haben am 30. Juni l. I. allergnädtgst geruht, dem Stadtpfarrer Ino. 0r. Faut in Nagold die Haupt- lehrstelle für den evangelischen Religionsunterricht an der mittleren Abteilung der Friedrich-Eugens »Realschule in Stuttgart zu übertragen. _
Komische Hleöerficht.
Eine ausführliche Denkschrift über die Ostmarken bereitet die preuß. Staatsregierung vor. Darin soll unter andern über die wirtschaftliche und politische Organisation in den Anfiedlungen der Provinzen Westpreußen und Posen und die Tätigkeit der Ansiedlungskommission Bericht erstattet werden. Die Veröffentlichung soll im Herbst erfolgen.
Im ungarische» Parlament setzen die Kroaten die technische Obstruktion gegen die Eisenbahnvorlagen fort. Die Regierung ist vorläufig ganz ohnmächtig, der Redeflut ein Halt zu gebieten. Man will angeblich bis 16. Juli warten und dann energische Maßregeln ergreifen. — In Agram fand am Sonntag ein Meeting statt, wobei es wiederholt zu großen Lärmszenen kam. Die Polizei mußte mehrmals intervenieren. Die Versammlung nahm schließlich eine Resolution an, in welcher den derzeitigen kroatischen Abgeordneten für ihre Haltung im ungarischen Parlament volles Vertrauen votiert wurde. — Auf dem Parteitag der deutschen Sozialdemokraten Ungarns hielt der österreichische Abgeordnete Pernerstorfer eine Rede, worin er sagte, die Ungarn möchten sich an den österreichischen Genossen ein Muster nehmen, wenn man diese auch „k. k. Sozialdemokraten" nenne. Er fuhr fort: „Ja, wir gehen mit dem Kaiser, wenn er das will, was wir wollen. Wir bleiben zwar Republikaner, stellen es aber nicht in Abrede, daß es ein großes historisches Verdienst des alten Kaisers ist, was er jetzt getpn hat. Sollte der ungarische König so handeln wie der österreichische Kaiser, so halten Sie es nur mit Ihrem König."
In Beziers haben die auf Sonntag zur Vornahme der Munizipalwahlen zusammenberufenen Wähler der Aufforderung keine Folge geleistet. Die Wahllokale mußten geschlossen werden; der erste Wahlgang ist ungültig. Es bedarf einer neuen die Wähler zusammenberufenden Verordnung. — Die französische Deputiertenkammer hat in der Sitzung am Freitag eine Tagesordnung angenommen, in welcher das Vertrauen zu der Regierung ausgesprochen wird, daß sie dem Gesetz Achtung verschaffen wird. Die Annahme erfolgte mit einer Mehrheit von 90 Stimmen.
Wie schnell in England der Kriegsschiffs«« gefördert wird und wie weit darin England allen anderen Seemächten voraus ist, geht aus der Mitteilung hervor, die der „Allgemeinen Marine-Korrespondenz" über den Bau-
Kagokd, Donnerstag den 4. Zutt
fortschritt der neuesten Linienschiffe aus London gemacht werden. Die beiden Linienschiffe „Bellerophon" und „Te- meraire" des Dreadnought-Typs von etwa 19 000 Tonnen Deplazement, die auf den Werften Portsmouth und Da- vonport im Dezember v. I. und im Januar d. I. begonnen wurden, sollen bereits im Juli bezw. im August, also nach einer Bauzeit von acht Monaten von Stapel laufen. Besonders bemerkenswert ist die kurze Bauzeit insofern, als die englische Admiralität Ueberstundenarbeit bei diesen Neubauten direkt verboten hat. Bei dem Bau des Typschiffes „Dreadnought", das schon nach einer Bauzeit von 4'/» Monaten vom Stapel lief, war seinerzeit Ueberstundenarbeit im weitesten Umfang, zeitweise in Tag- und Nachtschichten, gestattet worden. Was in England möglich ist, sollte doch den deutschen Wersten nicht unmöglich sein.
Durch eine Order des Sultans find die Schwierigkeiten bezüglich des dreiprozentigen Zollzuschlags vorläufig beseitigt, bis sich das französische Parlament darüber entschieden hat. Inzwischen hat bereits die französische Depu- tiertenkammer die Gesetzentwürfe, durch die das am 25. Nov. in Konstantinopel Unterzeichnete Protokoll, betreffend die Erhöhung der türkischen Zölle, gebilligt wird, in ihrer Sitzung am 1. Juli angenommen.
Die gemeinsame» Vorstellungen der Großmächte bei der Pforte, um die Zurückziehung der Bestimmung betr. die Erhebung eines erhöhten Zolles herbeizuführen, find ergebnislos verlaufen. Jetzt herrscht auf den Zollämtern und in Handelskreisen große Verwirrung, da die Zollbehörde die Auslieferung der Waren selbst gegen Zahlung eines elfprozentigen Zolles verweigert.
Wie jetzt aus Lissabon offiziös gemeldet wird,
sollen die Berichte über die Unruhen gröblichst übertrieben worden sein. In Lissabon soll es überhaupt nicht zu ernsten Ausschreitungen gekommen sein. Nur bei der Ankunft des Ministerpräsidenten Franco aus Porto hätten die Mitglieder politischer Klubs am Bahnhof eine Kundgebung veranstaltet, die ein Einschreiten der Polizei zur Folge hatte. Weiter wird offiziös erklärt, daß Franco den Führern der konservativen und der progresststischen Partei weder irgendwelche Vorschläge gemacht habe, noch auch habe machen lassen, und daß er den König nicht nach dem Badeort Pedras Salgadas begleiten werde.
Sieben japanische Handelskammern haben an die bedeutendsten Handelskammern in den Vereinigten Staaten eine Adresse gesandt, in der sie dieselben aufsordern, ihr Bestes zu tun, um die gegenwärtig bestehenden Ursachen der Mißstimmung zwischen Japan und Amerika baldigst zu beseitigen und das Gedeihen beider Länder zu sichern. Die Handelskammern sandten ferner eine Adresse an den Präsidenten Roosevelt, in der sie seine Unterstützung erbitten und erklären, wenn man dulde, daß derartige Mißstände weiter
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beständen, so könne die Entwicklung des Handels, der auf freundlichen Beziehungen zwischen den beiden Nationen beruhe, schließlich aufgehalten werden.__
Parlamentarische Nachrichten.
Württembergischer Landtag.
r. Stuttgart, 2. Juli. Die Erste Kammer führte in ihrer heutigen siebten Sitzung die Beratung über den Justizetat zu Ende und nahm folgenden Antrag an: Die Erste Kammer wolle der K. Staatsregierung gegenüber den Wunsch ausfprechen, daß dieselbe im Bundesrat 1) für eine Beschleunigung der Revision des Strafverfahrens und hiebei insbesondere für die Einführung der Berufung gegen die Urteile der Strafkammern, für die Zuziehung von Schöffen zu den Strafkammern und für Verminderung der Falle notwendiger Eidesabnahme, weiterhin für Gewährung von Taggeldern neben der Reisekostenentschädigung der Geschworenen und Schöffen eintrete, 2) einer zu weit gehenden Ausdehnung der Zuständigkeit der Amtsgerichte in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten entgegentrete, 3) dafür eintrete, daß die Haftung des Automobilunternehmers für den bei dem Betrieb von Automobilen entstehenden Personen- und Sachschaden durch besondere über die Haftungsgrundsätze des Bürgerlichen Gesetzbuch hinausgehende Vorschriften geregelt werde. Sodann wurde in die Beratung des Etats des Ministeriums des Innern eingetreten. Während der Debatte erklärte Minister v. Pischek, daß er für die Wiedereinführung von Gesundheitszeugnissen für das Händlervieh bereits Anordnungen getroffen habe. Bei Kap. 26. wurde ein Antrag angenommen, die Regierung zu ersuchen, in den an der Landesgrenze gelegenen Oberämtern Stationen für berittene Landjäger zu schaffen und ein Beschluß gefaßt, die Vereinigung der in Löhnung, Dienstalters- und Präsenzzulagen bestehenden Dienstbezüge der Landjägermannschaft zu einheitlichen, in verschiedenen Stufen nach dem Dienstaltersvorrückungssystem mit dreijährigen Vorrückungsfristen zu bemessenden Gehalten der K. Regierung zu empfehlen. Kap. 20—29 wurden größtenteils in Uebereinstimmung mit den Beschlüssen der zweiten Kammer genehmigt. Nächste Sitzung Morgen Mittwoch 3. Juli, vorm. 10 Uhr mit der T.-O.: Fortsetzung der heutigen Beratung.
r. Stuttgart, 3. Juli. Die Erste Kammer setzte heute ihre Beratung des Hauptfinanzetats fort. Bei der Besprechung der Ergänzung des Weingesetzes brachte Freiherr von O w auch die Winzerbewegung in Frankreich zur Sprache, die die Einführung größerer Weinmengen zu außerordentlich billigen Preisen im Gefolge haben könnte. Bezüglich der Eingabe der Kaninchenzüchter-Vereine um einen Staatsbeitrag von 500 hatte die Finanzkommission, entgegen dem Beschluß des anderen Hauses, beantragt, der Eingabe nicht beizutreten. Auf Antrag des Erbprinzen vou
Mode und Kynismus.
(Schluß statt Fortsetzung)
Bei Tage geht's noch, das nüchterne, verständige Tageslicht bringt die Stimmung zum komischen Vergleich zwischen Natur und Ungeschmack; wiewohl mir meinesteils, ich gestehe es, immer ein Zorn dazwischenfährt, daß ich mich zusammennehmen muß, nicht wenigstens die schnödesten Karikaturen mit der Frage anzuschnauzen, ob sie denn die Natur und Menschenwürde aber auch ganz mit Füßen treten wollen. Doch man schluckt's hinab und lacht wieder. Aber abends, wenn Phantasie und Nerven auswachen, nachts in der Schattenwelt des Traumes, da kommt's anders. Da heben sie sich wie Geister aus den Grüften der Tageserinnerung und kommen über den stöhnenden, alpgedrückten Schläfer wie jene Schemen, die den heiligen Antonius auf den niederländischen Bildern umspuken, wie rasende Tra- bantenglöckel mit wilden Kämmen und flatternden Schwänzen, wie Ungeheuer der Urmeere und des Urschlamms mit paukenartigen Bäuchen, geflügelte Eidechsen mit Krokodilrachen, Rochen mit Zylindern auf dem Kopf, Polypen ohne Kopf mit scheußlichen Fangarmen, ganz dekolletierte Walfischmütter, Seeschlangen mit Chignon, Alligatoren mit Frackschwanz, riesige Urhaye in Bettkitteln, Dürrteufel ohne und Dickteufel mit hochgeschwollenem aufgebauschtem Hintern, eine wilde Jagd, Wodans wüthende Meute, ein Larvenzug, ein Hexenelement, alle Fratzen der Wolfsschlucht - und in Schweiß gebadet röchelt das halbtotgehetzte Opfer.
Aber wahnsinniger Mensch, wirst du nicht endlich zur Vernunft kommen? — höre ich einen bedächtigen Freund sagen, der teilnehmend an mein Lager getreten ist, mir den Puls fühlt, mir die Hand auf die feuchte Stirne legt. Ich weiß, was er unter Vernunft versteht. Ja, es ist hohe
Zeit, daß wir das niederschlagende Brausepulverjeinnehmen, bestehend einfach in der Besinnung auf ein Gesetz. Mag eine Erscheinung noch so wirr und toll aussehen, sie wird uns nicht aufregen, wenn wirerwägen, daß dies Chaos der Willkür doch nicht pure Willkür ist, sondern im Dienste einer Notwendigkeit steht. Diese ganze Mode-Narrenwelt meint nach Belieben nur ihrer geschmacklosen Eitelkeit zu sröhnen und gehorcht in Wahrheit unbewußt einem unsichtbaren Regenten, der sie nötigt, den innern Charakter einer Zeit, ihre Stimmung, Gesinnung, Auffassung, Sitte symbolisch im Aeußern, im Kleide darzustellen. Diesen Satz in seiner wohl-' bekannten Wahrheit haben wir nie geleugnet, schon in der mehrerwähnten Krinolinen-Threnodie pflichtschuldig anerkannt und wiederholen ihn nur, damit man nicht meine, wir haben ihn rein vergessen. Es ist ein Instinkt, ein ganz dunkler Trieb, an dem der geheime Regent die Menschen packt und durch den er sie nötigt, durch ihre Hülle zu enthüllen, wie ihnen zu Mut ist. Dieser Instinkt ist es, der nicht nur die Tracht, sondern auch die Mode schafft. Es ist in der Geschichte der Kulturformen längst aufgekommen, daß man diese beiden Begriffe wohl unterscheidet. Auf den ersten Blick scheint nur die Tracht vom Instinkte, die Mode von freier Willkür diktiert. Die Tracht ist konstant und konservativ, wiewohl natürlich nicht ewig, sonst könnte sie nicht charakteristisch sein, denn der Charakter der Zeiten und Völker wechselt; aber sie eilt nicht mit dem Wechsel, sie verändert nur unwesentlich im Kleinen, bis die Zeit reif ist, im Großen zu verändern. Das bleibt so bei den Völkern, bis auf einmal ein unruhiger, spiegelhafter, wuselicher Geist in die Welt fährt; so etwas war der Fall in Griechenland, als die alte Sitte zerfiel noch viel mehr im üppigen Rom der Kaiserzeit; eigentlich aber ist es eine Erscheinung der neueren Zeit, denn es setzt voraus, daß die Nationen aus der antiken Absonderung herausgetreten sind und neue Kulturformen
rasch an ganze Völkergruppen sich Mitteilen; was wir Mode nennen, kam, wie gesagt, zum erstenmal um die Mitte des 14. Jahrhunderts, nachdem die Kreuzzüge die europäischen Völker in lebhafte Wechselberührung gesetzt hatten; Tollheiten aus diesem ersten Karneval des neuen Dionysos, wie Schnabelschuhe, Glöckchen an Ellbogen und Knöcheln, haben wir seinerzeit schon erwähnt; es wäre zu erzählen von gezackten Hängeärmeln, Teilung des Rocks und der Hosen in verschiedene Farben des Tuchs („zerhouen Tuoch") und manchen anderen Späßen, von den Kleiderordnungen, durch die man der Tollheit und Ueppigkeit zu steuern suchte, und von deren begreiflicher Vergeblichkeit; doch wir schreiben hier keine Geschichte; der oder die Wißbegierige mag etwa nachschlagen: „Die deutsche Trachten- und Modenwelt. Ein Beitrag zur deutschen Kulturgeschichte von Jakob Falke," und von demselben: „Zur Kultur und Kunst. Studien" —.
Man kann sagen, daß die Mode, so bunt sie es auch in den folgenden Jahrhunderten trieb, doch ihr innerstes Wesen erst seit dem vorigen erreicht hat; denn der Grad von Selbstbespieglung, der ihre Physiognomie charakterisiert, ist modern, ist eine Frucht der scharfen Zuspitzung der Reflexion, zu welcher die Gedankenströmungen des 18. Jahrhunderts das Bewußtsein gewetzt und geschliffen haben. Trotzdem ist die Mode so gut instinktiv als die Tracht; die hellste Bewußtheit kann nicht über den Instinkt hinaus, auch die Mode drückt in dunklem Drange noch etwas anderes aus, als sie will, und die scheinbar höchst naturlose Unruhe ihres immer? rapideren Wechsels ist eben das unfreiwillige Geständnis, daß es die Geister sind, deren sich die Hast, die Unmuße bemächtigt hat. Die Mode ist nur die jüngere, ausgelassene, quecksilbrige, grenzenlos eitle, Stände und Nationen herrisch über einen Kamm schreiende und doch mit allen Hunden der Neuerungssucht gehetzte Schwester der Tracht. Dieser nachgeborene Kobold hat die Aeltere, Ge-