berg" auf heute Sonntag den 30. JuniJedermann von hier und auswärts" eingeladen und dazu den Arbeitersekretär Fischer von Reutlingen alsFestredner" berufen und angekündigt. Schon vor 3 Jahren hatte der­selbe Verein ein solch,s Waldfest gefeiert und sich damals auch zahlreichen Besuchs von Leuten aus den übrigen Stän­den, auch von Mitgliedern der bürgerlichen Kollegien Wild­bergs, zu erfreuen. Der damalige Festredner soll aber seinen sozialdemokratischen Standpunkt mit solch starken Ausfällen gegen die übrigen Stände gewürzt haben, daß dadurch der Verein selbst anch den Schein sozialdemokratischer Tendenz auf sich lud. Teils diesem Umstand, teils wohl auch der zweifelhaften Witterung dürste also wohl die auf­fallend schwache Beteiligung von Leuten aus anderen Stän­den, insbesondere von Arbeitgebern zuzuschreiben sein. Es ist dies aber umso bedauerlicher, als der heutige Festredner Fischer, bekanntlich Sekretär allerevangelischer Arbeiter- Vereine" Württembergs (was in der Einladung extra hätte bemerkt sein sollen), es wohl verdient hätte, daß nicht bloß Arbeitnehmer sondern auch Arbeitgeber sowie geistliche und weltliche Beamte seine, auf dauernden Frieden zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern auf dem Boden echt christ­licher Gesinnung?- und Handlungsweise gerichtete, Rede mitangehört hätten. Wird sich doch die soziale Frage sicher nach den Erfahrungen in der alten und neuen Völkergeschichte friedlich nur dadurch lösen lassen, daß alle Berufsstände von dem unsre Völker seit Jahrzehnten beherrschenden Zeitgeist widerchristlicher Selbstsucht zu christ­licher Gerechtigkeit und christlicher Nächstenliebe zurück­kehren. Wir wollen nun abwarten, aber es vonHerzen wünschen, daß es dem Komitee dieses Arbeitervereins in Bälde gelingen möge, den zusammengeschmolzenen Rest seiner Mitglieder in einen neuen evangelischen Arbeiterverein umzuwandeln. Es wird dies wesentlich davon abhängen, ob jetzt die übrigen Kreise der Einwohnerschaft Wildbergs diesen Verein in seinen neuen lobenswerten Bestrebungen unterstützen. Die­selbe Mahnung gilt auch der Einwohnerschaft der Nachbar­städte. Denn alle übrigen Stände haben die christliche und patriotische Pflicht, daß sie den christlichgesinnten Arbeitervereinen Lei ihrem Bestreben einer friedlichen Aus­gleichung der beiderseitigen Existenzbedingungen von Arbeit­gebern und Arbeitnehmern aufrichtig die Bruderhand reichen. Nur nach diesem christlich-sittlichen und volkswirtschaftlich richtigen Rezept des ehemaligen Hof- und späteren Volks- Predigers Stöcker wird es gelingen, überhaupt noch den sozialen Frieden zu erhalten, der immer noch möglichen Uebermacht der Sozialdemokratie und einem, alle von christ­licher Kultur abgefallenen Völker bedrohenden, Bürger­kriege vorzubeugen. Dazu aber, daß das heutige Arbeiterfest einen durchaus gelungenen Verlauf nahm, haben die ernste und eindringliche Ansprache Fischers, die Mitwirkung des erst kürzlich für seine Leistungen prämierten Wildberger Liederkranzes und der Untertalheimer Musikkapelle, die Vor­träge humoristischer Gedichte in schwäbischer Mundart, und der zur Weckung und Aeußerung schwäbischer Gemütlichkeit unerläßliche, in den Schranken der Mäßigkeit gebliebene, Genuß eines guten Biers zusammengewirkt. Immerhin lieferten die Wildberger Arbeiterfamilien heute den Beweis, daß sie ebenso anständig wie die Angehörigen anderer Stände Feste zu feiern wissen. Dies sei hiermit zu ihrer Ehre öffentlich konstatiert.

r. Alten steig, 1. Juli. Heute früh ist das Haus des Polizeidieners Großh ans zum größten Teil abgebrannt. Ein auf der Bühne schlafender Gipsergeselle hatte das Licht ohne Behälter auf dem Kasten brennen lassen und hätte seine Unvorsichtigkeit beinahe mit dem Leben bezahlen müssen.

d. Born obere« Steinachtal, 1. Juli. Heute nacht erhängte sich in Altheim der ungefähr 50 Jahre alte Bauer Becht. Das Motiv der Tat ist geistige Umnachtung, die schon lange an ihm beobachtet wurde. Der Bedauerns­werte hinterläßt eine ziemlich starke Familie, jedoch in ge­ordneten Verhältnissen.

Herrenberg, 29. Juni. (Korr.) Die Heuernte, mit der vorige Woche begonnen worden ist, kann nun als be­

setzen. Junge Franzosen, auch Italiener tun es gern, um der Stirue Kühlung zu gönnen, doch nur im Wirtshaus, denn sie find sich wohl bewußt, daß es ein halb blödes, halb liederliches, an versoffene Musikanten erinnerndes Aus­sehen gibt, daher es in Karikaturbildern oft vorkommt. Merkwürdig, daß so Mancher, dem es an Geschmack und Auffassung von Kunst- und Dichtungsschönheit nicht fehlt, durchaus keine Vorstellung hat, wie er selbst aussieht und wie er sich kleiden muß, um nicht lächerlich zu erscheinen. Aber auf regelrecht mathematische Form zurückzukommen: warum nicht lieber auch ein geometrisches Viereck? Etwa Schublade mit gutem Futter, damit sie ordentlich sitzt? Wäre sehr passend zum Komplimentenmachen, man dürfte sie nur an der Handhabe fassen! O, es kommt auch noch!

Zum Glück hat der glanzlose, mittelweiche, breitkrempige Filzhut sein Dasein noch zu fristen vermocht. Er läßt sich nach der Individualität sehr vielfach modifizieren: eine Tugend, die ihm freilich von der unendlichen Mehrzahl mit Undank belohnt wird. Gleich umlaufende, seitlich nicht auf­gebogenen Krempe z. B. ist nur bei einem schmalen, geist­reichen Gesicht und lockigem Haar zum Ansehen, Allen und Jeden, der dicke Schläfen und Backen, glattes Haar hat, macht es zu einem albernen Menschenbild, dagegen seitliches Aufbiegen bringt (wie schon erwähnt) Wurf, Zug, Lebm, Gegensatz, Unterschied, Wechsel. Ist Einer klein, untersetzt und trägt zu flacher, gerader, breiter Krempe noch niedrige Kopfform des Hutes, so sieht er aus, als hätte man ihn von oben mit einem Hammerschlag breit zusammengeplätscht, oder, in Froschperspektive gesehen, als läge das Haupt Jo-

endigt angesehen werden. Sie fiel nach Qualität sehr gut aus, nach Quantität auch befriedigender als man glaubte. Der Nachwuchs d?r abgemähtett Futterfelder verspricht wieder eine reiche Ernte. In Kayh, hiesigen Oberamts, ist ein mitten im Ort befindlicher Heuwagen auf bis jetzt »noch unerklärte Weise abgebrannt.

Herrenberg, 1. Juli. (Korr.) Auf die Schwüle des letzten Samstag vormittags ist gegen 5 Uhr nachmit­tags ein von Westen kommendes Unwetter über unseren Oberamtsbezirk hereingebrochen, das durch Hagel in den Feldern und Obstanlagen auf dem nordöstlichen Teil der Markung Bondorf großen Schaden anrichtete. Weitere Markungen des Bezirks wurden strichweise verhagelt und ist der Schaden dort kein bedeutender. Am andern Morgen konnte man an den Niederungen noch große Mengen tauben­eigroßer Hagelkörner finden. Der Militärverein Neusten beging gestern das Fest seiner Fahnenweihe. Die Fest­rede von Pfarrer Fistkbeiner klang in ein Hoch auf König und Kaiser aus.

Herreuberg, 30. Juni. Der vor einigen Wochen verhaftete Maschinenführer, der beschuldigt war, an einer Lokomotive beim Bahnbau die Ventile abgeschlagen zu haben, hat nun die Tat eingestanden. Er will dieselbe in der Trunkenheit begangen haben.

r. Calw, 1. Juli. Während eines heftigen Gewitters schlug der Blitz in Speßhart in die Scheuer des Bauern Lorcher, welcher gerade einen Wagen Heu ablud. Er ver­mochte sich und die Pferde zu retten.

r. Metzingen, 1. Juli. Durch den Ausführer des Güterbeförderers wurde ein 2jähriges Kind überfahren und getötet.

r. Oberndorf, 1. Juli. Seit einigen Tagen ist der württembergische Generalstab, nach seiner Reise von Singen über Tuttlingen und Rottweil kommend, hier einquartiert, im ganzen über 60 Personen, darunter 20 Offiziere. Morgen wird die Reise fortgesetzt. Vergangenen Freitag und Samstag tobten hier schreckliche Gewitter. Sie waren von heftigem Sturmwind begleitet. Mehrfach hat der Blitz ein- s geschlagen, doch ohne zu zünden und Schaden anzurichten. Bäume wurden zerschlitzt. Die Arbeiten der Heuernte wurden wiederholt unliebsam unterbrochen.

r. Gaildorf, 28. Juni. Heute vormittag ereignete sich hier ein Unglück, indem ein hiesiger Metzgermeister einen 13jährigen Knaben nach Großaltdorf bei Gaildorf schickte, um sein dort befindliches Pferd zu holen. Der Knabe wollte das Pferd reiten. Durch ein heranrasendes Auto­mobil scheute das Pferd und warf den Knaben herunter, wodurch derselbe so schwere Verletzungen erlitt, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird.

Reudern, OA. Nürtingen, 1. Juli. Eine schreck- ! liche Bluttat ereignete sich gestern abend 9^« Uhr in der Nähe des hiesigen Ortes. Der 19jährige Gottlieb Reinöhl und der 17jähr. Gipser Karl Ost kehrteryin Gesell- ' schaft eines Mädchens von Oberboihingen zurück. Unterwegs gerieten die beiden in Streit, wobei Reinöhl von Ost zwei Stiche in den Oberschenkel erhielt. Einer der Messerstiche durchschnitt die Hauptschlagader. Der Getroffene verblutete auf dem Wagen, der ihn nach Reudern brachte und starb, ehe ärztliche Hilfe kam. Der jugendliche Täter wurde noch in der Nacht festgenommen und nach Nürtingen transportiert.

r. Ulm, 1. Juli. Auf der Donau ging es gestern vormittag 11 Uhr unterhalb der Wilhelmshöhe lebhaft zu. Eine große Menschenmenge wohnte der Abfahrt eines eigens zu Studienzwecken gebauten Schiffes an, auf welchem der Geographe Dr. Hahn aus Berlin nebst seiner Schwester und der Naturforscher Dr. Kleb aus Wien eine auf etwa 3 Wochen Dauer berechnete Flußfahrt nach Wien unter­nahmen. Dr. Hahn wird hauptsächlich geographische, Dr. Kleb hydrographische Studien vornehmen. An der Verar­beitung des von letzterem gewonnenm biologischen Materials wird sich auch Oberstudienrat Dr. Lampert in Stuttgart beteiligen. Die Reisenden fuhren gestern nach Günzburg.

r. Neckarsulm, 1. Juli. Heute früh wurde auf dem Gleiskörper beim Bahnhof die verstümmelte Leiche eines

hannis des Täufers in einer Flachschüssel. Dort aber läuft Einer mit Luchsohren, will sagen mit spitz aufragenden und abstehenden Ohrmuscheln, der trägt nun die seitliche Krempe seines Hutes genau in derselben Form steil aufgeschlagen, wird also zum Luchs mit vier Ohren. Oesters kann man geradezu Grauenhaftes erleben: da begegnet dir ein Kopf mit stark aufgestülpter Nase, der hat sich die Krempe seines Breithutes vorn gerade ebensojin die Höhe gestülpt! Willst du dem harmlosen Begegnenden den Leib mit zwei Hörnern aufschlitzen, fürchterliches Doppel-Rhinozeros?

Es wäre beim Hut auch von der Farbe zu reden. Wir haben schon bei der weiblichen Mode diese Seite gemieden, weil kein Ende zu finden wäre. Ein besonderer Dämon scheint in diesem Punkte die Menschen zu reizen und zu Hetzen, so daß zum Exempel ein Rothaariger rotbraunen Hut, Rock und Hosen wählt und sich so ganz in Leberwurst, Blutwurst oder Rhabarber verwandelt. Kurz, es ist gar nicht anzusangen. Daß jeden Blonden ein Heller Hut zum Kutscher oder Bäcker macht, ist schon im Klagelied von 1859 ausgestellt.

Noch ein Wort vom Barte! Daß die Freiheit, ihn nach Belieben zu tragen, schon darum ein Gewinn der neueren Zeit ist, weil sie ein Mittel gibt, unglückliche Kiefer­verhältnisse zu korrigieren, haben wir schon vorzeiten nicht vergessen anzuerkennen, und in einem jähen Vorgriff dies­mal wieder berührt. Wer vorstehenden Unterkiefer hat, kann der Gesichtslinie nachhelfen, indem er den Schnurbart wachsen läßt, das Kinn rasiert. Wer Rüssel- oder Mausprofil hat: vorragenden Oberkiefer und Oberlippe, der kann die Miß-

Mannes in mittleren Jahren aufgesunden. Es handelt sich um einen zur Zeit noch nicht erkannten Mann, der wahr­scheinlich von einem Nachtschnellzug überfahren wurde.

Die Haftpflicht eines Lehrers. Ein Volksschul­lehrer hatte vor etwa zwei Jahren bei einem Schulfeste die Knaben mit Blasrohren schießen lassen, die Rohre nach beendetem Schießen aber nicht genügend verwahrt, so daß ein Knabe sich eins holte und einem andern ein Auge aus­schoß. Die ersten Gerichte verurteilten den Lehrer. Der Kläger forderte als Rente für das 18. und 19. Lebensjahr je 312 vom 20. bis 27. Lebensjahre je 416 und vom 28. bis 60. Lebensjahre je 780 ^ jährlich, also nahe an 30000 °^. Nun hat das Reichsgericht die Revision des Lehrers verworfen. Es ist zwar in die Erörterung über die Höhe der Rente noch nicht eingetreten, sagt aber zu den Ausführungen der Verteidigung, daß die Aufsicht des Lehrers nicht den Zweck habe, Beschädigungen dritter zu verhüten, sondern nur die gute Wirkung des Schulunterrichts zu sichern, und daß durch kein Gesetz den Lehrern Auf­sichtspflicht auferlegt sei. Bemerkenswert ist die Erkenntnis durch folgenden Passus:Daß zwischen der eigentlichen Schulzeit und einem von der Schule wegen veranstalteten Schulausfluge kein Unterschied zu machen ist, versteht sich von selbst". Man wird keinem in Abrede stellen können, daß dieser Satz Härte enthält; denn in den oft recht schwie­rigen Verhältnissen bei einem Schulfeste hat das Gericht keinen Milderungsgrund erblickt; es läßt keinen Unterschied gelten zwischen Schulstunde und Festplatz! Daß daher immer weitere Kreise der Lehrerschaft die Veranlassung von Ausflügen und Schulfesten ablehnen, wird man angesichts dieses Urteils nun begreiflich finden.

An das furchtbare Unwetter vor 1« Jahre«,

das in der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1897 auf badischem Gebiet und im württembergischen Unter­land unermeßliche Not und großen Schaden schuf, mag in diesen Tagen 10 Jahre sind seitdem verflossen erinnert sein. In einer Reihe von württembergischen Gemeinden sowie im badischen Amtsbezirk Eppingen wurde der Ertrag der Felder und Gärten, der Bäume und Weingärten voll­ständig vernichtet. In einzelnen Gemeinden waren nur noch wenige Obstbäume lebensfähig, alle andern lagen ge­knickt oder entwurzelt am Boden oder ragten völlig entblättert und zerfetzt in die Lüfte. Die Fruchtfelder sahen aus, als wären Reitermassen darüber hingejagt und hätten alles bis aufs kleinste Hälmlein in den Boden gestampft. Auf der Wetterseite zeigten die Gebäude kaum mehr eine Fensterscheibe, die Dächer waren größtenteils abgedeckt. Das Hagel­gewitter hatte, wie wir derHeilb. Nckrztg." entnehmen, in Frankreich seinen Anfang genommen. Um 9 Uhr abends befand sich der Gewitterwirbel schon an der deutschen Grenze und betrat Lothringen. Nachts 11'/-- Uhr streifte das Un­wetter Karlsruhe und ergoß sich Mitternacht in einer Breite von 35 Kilometer über den badischen Amtsbezirk Eppingen. Bisher hatte das Gewitter eine nordöstliche Richtung ein­gehalten, nun aber trat eine Schwenkung nach Osten ein und so stürmte das Unwetter auf das württembergische Unterland; zugleich verbreitete es sich hier auf 7 bis 9 Ki­lometer. Zehn Jahre sind seitdem dahingegangen, viele Wunden sind wieder geheilt, die Schäden ausgebessert worden. Mit Dankbarkeit darf dessen gedacht werden, was in jenen Schreckenstagen der Staat und die private Wohltätigkett getan haben, um die Not zu lindern; zugleich muß aber auch der Wunsch im Herzen aufsteigen, Gott möge unser Land vor solchen Schadengewittern fernerhin bewahren.

Gerichtssaal.

r. Stuttgart, 1. Juli. Die Schwurgerichtsverhand­lung gegen den Brandstifter Julius Zwicker von Unter­türkheim, die heute fortgesetzt werden sollte, nahm einen unerwarteten Ausgang. Das Gericht beschloß, das Ver­fahren gegen den Zwicker vorläufig einzustellen, da er in Geisteskrankheit verfallen ist. Der gegen den Angeklagten erlassene Haftbefehl wird aufgehoben. Die Kosten über­nimmt die Staatskasse.

form mäßigen, indem er umgekehrt sich wohl hütet, den Schnurrbart stehen zu lassen, dagegen am Kinn Vollbart trägt. Das sieht zwar an sich widerwärtig aus, englische und amerikanische Geldgesichter tragen es gern, aber es ist in diesem Fall das kleinere Uebel. Im Allgemeinen steht ganzer Bart zwar keineswegs im Einklang mit unserem völlig draperielosen, rein kapselartigen Kleidersystem, denn er hat Stil und dies System ist stillos. Trotzdem ist mit ihm doch ein Stück Natur gewonnen.

Am Rock sind die Schöße geblieben wie vor 19 Jahren, sie gleichen immer noch der Fischfloße, wenn sie nicht in Bewegung ist, sondern anliegt. Weiß der Himmel, warum diese Unform so zäh festklebt, nachdem das Motiv der Reaktion gegen den männlichen Krinolinrock, der von der Taille aus in Falter undLocken" weibisch abstand, doch gegenstandslos geworden ist. Die Brust des Rockes, vol­lends wenn die Aermel wett sind, also auch an der Schulter schon weit ansetzen, läßt immer den Körperteil, den sie be­deckt, breiter erscheinen als er ist, und daS ist ja nur ganz recht, denn die Brust ist die Zierde des Mannes; da aber hier der natürliche Umfang vermehrt wird, so verlangt ja das Gesetz der Symmetrie, daß nach unten entsprechend zu­gegeben werde, d. h., daß die Schöße etwas abstehen, na­türlich sehr mit Maß, sonst ergibt sich ja eben die bekämpfte Wcibersorm.

(Fortsetzung folgt.)