8!. Jahrgang.

Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1 mit Träger­lohn 1.20 im Bezirks­und 10 Km-Berkehr 1.25 im übrigen Württemberg 1.38 Monatsabonnements nach Verhältnis.

Der GrsklWstn.

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Ikerrrsprecher Hlr. LS.

Isevrrsprecher Hlr. LS.

Auflage 2600.

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Mit dem Plauderstübchen und

Echwäb. Landwirt.

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Magokd, Dienstag den 2. Anti

1-07

Amtliches.

Bekanntmachung -es Ministeriums -es Inner», betreffend Matzregeln gegen die.Maul- und Klauenseuche.

Mt Rücksicht auf den gegenwärtigen Stand der Maul­und Klauenseuche werden mit Wirkung vom/1. Juli d. Js. an Stelle der bisherigen Maßnahmen folgende Anordnungen getroffen:

1) Der Handel im Umherziehen mit Wiederkäuern und Schweinen wird bis 31. Juli d. Js. einschließlich auf Grund des 8 56b Abs. 3 Gew.-Ordg. (Reichs-Gesetzbl. 1900 S. 871) sowie unter Hinweisung auf § 148 Ziff. 7n dieses Gesetzes und 8 328 St.G.B. in einem Umkreis von 12 Kw um jeden Seuchenort, gemessen in der Luftlinie, untersagt. Die in Betracht kommenden Gebiete sind von den beteiligten Oberämtern im Bezirksamtsblatt bekannt zu geben und den Nachbaroberämtern mitzuteilen. Unter das Verbot fällt auch das Aufsuchen !von Bestellungen seitens der Händler ohne Mitführung von Tieren außerhalb ihres Ntcderlas- sungsorts.

2) Die Abhaltung von Rindvieh- und Schweinemärkten ist, soweit nicht örtliche Verhältnisse weitergehende Verbote angczeigt erscheinen lassen, in den unter die Ziff. 1 fallenden Gebieten mit Ausnahme des Schlachtviehmarkts im Schlacht­haus zu Stuttgart von den Oberämtern auch fernerhin zu verbieten.

3) Unter polizeiliche Beobachtung auf die Dauer von vierzehn Tagen sind von den Oberämtern alle von Händlern Md von Landwirten aus den verseuchten württembergischen und badischen Bezirken, ans Elsaß-Lothringen sowie' aus dem bayrischen Kreis Schwaben und dem bayrischen Bezirk Eichstätt eingeführten Transporte von Wiederkäuern und Schweinen zu stellen. Am 1. Juli haben in Württemberg als verseucht noch das Oberamt Leutkirch und der Stadt­direktionsbezirk Stuttgart zu gelten.

Die Oberämter haben im Benehmen mit den Eisen­bahnbehörden die erforderlichen Maßnahmen zu treffen, daß solches Vieh nicht feilgeboten, insbesondere nicht auf Märkte aufgetrieben werden kann, ohne zuvor der polizeilichen Be­obachtung unterstellt worden zu sein. Bezüglich der Schlacht­viehtransporte wird auf Len letzten Absatz im Abschnitt I Ziff. 2 -es Erlasses vom 16. Juli 1906 (Amtsbl. S. 211) hingewiesen.

Die von den Oberämtern der verseuchten Bezirke ge­troffenen besonderen Maßnahmen werden durch vorstehende Anordnungen nicht berührt. Bei der Bildung der Beob­achtungsgebiete (8 59 rr der Bundesratsinstruktion zum Reichsviehseuchengesetz vom 27. Juni 4895, Reichs-Gesetzbl. S. 368) sind, wenn der Seuchenort in der Nähe der Grenze eines nichtverseuchten Oberamtsbezirks liegt, ohne Rücksicht auf die Oberamtsgrenze alle nach dem seuchefreien Gebiet hin gelegenen Ortschaften, welche mit dem Seuchenort in näheren Verkehrsbeziehungen stehen, mindestens aber die Nachbarorte einzubeziehen. Hinsichtlich der Erteilung der Ausfuhrerlaubnis, welche die Oberämter in allen Fällen sich selbst vorzubehalten haben, wird auf die Vorschriften in

8 59 » Absatz 3 in Verbindung mit 8 59 Abs. 7 der Bundes­

ratsinstruktion verwiesen.

Stuttgart, den 26. Juni 1907.

Pischek.

An die Ortsbehörde».

Sobald die Ortsbehörde von Einfuhr von Wieder­käuern Md Schweinen Ms den vorstehend Ziffer 3 genannten Gebieten Kenntnis bekommt, wolle auf kürzestem Wege das Oberamt verständigt werden. Auch find vorläufig die in Ziff I, 2 Le des Min.-Erlasfes v. 16. Juli 1906, A.Bl S. 211 ff, angegebenen Maßnahmen anzuordnen.

Die Ortsangehörigen sind in ortsüblicher Weise zur Anzeige von Vieheinfuhr aus den fraglichen Gebieten auf­zufordern. Den in der Gemeinde etwa vorhandenen Händlern ist außerdem besondere Eröffnung zu machen.

Nagold, den 28. Juni 1907. K. Oberamt.

Mayer, Reg.-Aff.

KoMische Hleversicht.

Der Kaiser hat die kürzlich erwähnte Einladung des Königs von England, im November nach London zu kom­men, einer offiziellen englischen Meldung zufolge angenommen. Einige englische Zeitungen widmen dieser Mitteilung bereits freundliche Kommentare. So sagt die ministerielleTribüne": England erwidere die freundschaftlichen Gefühle, die Deutsch­land ihm in letzter Zeit bewiesen habe, herzlich und werde dem Kaiser einen herzlichen Empfang bereiten. Das Blatt schließt: Die Deutschen hoffen, König Eduard werde es möglich finden, Berlin dieses Jahr zu besuchen. Keine könig­liche Tour würde erfreulicher sein als diese im Interesse der internationalen Eintracht. Der radikaleMorning Leader" bemerkt, es sei kaum übertrieben, zu sagen, daß kein Gast der Nation willkommener sein könnte. Seit längerer Zeit habe die große Majorität des englischen Volks mit Unzu­friedenheit und Ungeduld auf die unvollkommenen Bezieh­ungen zu Deutschland geblickt. Der Besuch beweise die Grundlosigkeit der Gefühle, die die Hetzer zu erregen suchten.

Der Bnndesrat hat, wie derReichsanzeiger" mit­teilt, den Ausschußanträgen zu dem Entwurf eines Gesetzes zur Abänderung des Gesetzes betreffend die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen, und zu der Vorlage betreffend die Aenderung der Vorschriften über den Verkehr mit Ge­heimmitteln usw., die Zustimmung erteilt. Der Vorlage betreffend die Aufhebung des Verbots der Ausfuhr von Waffen nach Abessinien wnrde beigetreten, lieber die Vor­lage betreffend die Aenderung der Bekanntmachung über die Einrichtung und den Betrieb der Buchdruckereien und Schrift­gießereien, und über die Vorlage betreffend die Außerkraft­setzung der Vorschriften über die Einziehung der für die Jnvaliditäts- und Altersversicherung der Seeleute zu ent­richtenden Beiträge, faßte die Versammlung Beschluß. Die Vorlage betreffend die vorläufige Regelung der Reichsauf- ficht über die Reichserbschaftssteuer wurde angenommen.

Reichskanzler Fürst Bülow quittierte Wer eine

Mitteilung von der Begründung eines Hamburgffchen Ver­bands zur Bekämpfung der Sozialdemokratie mit einem Brief, der wie folgt schließt:Ich stehe allen Bestrebungen sympathisch gegenüber, die darauf Hinzielen, m der demschen Bevölkerung das Gefühl der Liebe zu Kaffer und Reich zu erhalten, ihr Verständnis für die wirtschaftlichen Grund­lagen unseres Erwerbslebens zu fördern, den Frieden zwi­schen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu wahren und antt-

gez. Bülow."

Wegen der Vorgänge in Südfrankreich wurde in der französischen Deputiertenkammer ein neuer Vorstoß gegen Clömenceau unternommen. In einer längeren Inter­pellation warf ein Mitglied der unifizierten Sozialisten der Regierung vor, sie habe die Unterdrückung der Bewegung, die eine rein wirtschaftliche sei, in dem Augenblick angeord­net, da die Bevölkerung bereits anfing, sich zu beruhigen. Der Redner warf weiter dem Ministerpräsidenten das ver­gossene Blut vor und verlangte schließlich, daß an der Spitze der Regierung ein Mann stehen müsse, auf den alle Republikaner rechnen könnten. Ein anderer Redner forderte die Aufhebung der vorgenommenen Verhaftungen, lieber den Ausgang der Kampagne liegen Nachrichten noch nicht vor, vielleicht gelingt es Clümenceau aber, auch diesen An­sturm abzuweisen, zumal sich die Lage im Süden tatsächlich erheblich gebessert hat. Bei einem Festmahl des Ver­bands der Kleinkaufleute in Paris hielt der Vorsitzende eine Ansprache, in der er den Parlamentariern den Vor­wurf machte, daß sie in ihrer Tätigkeit sich abschlösfen Md die Fühlung mit dem Volk verlören. Sie betrachteten sich als die Besitzer der Souveränität. Redner entwarf em trübes Bild von der gegenwärtigen Lage und forderte die Republikaner auf, auf die Stärkung der Regierungsautorttät hinzuarbeiten durch Aenderung der Sitten und Methoden in der Politik, auf dem sozialen Gebiet, bei der Regierung, im Parlament, bei den Wahlen, beim Richterstand und vor allem in der Armee.

Die Resolution der englischen Regierung be­treffend die Reform des Oberhauses ist im englischen Unter­haus am Mittwoch mit großem Eifer debattiert worden. Einige besondere interessante Momente aus der Debatte seien hier wiedergegeben: Ein Mitglied der Arbeiterpartei brachte einen Antrag auf vollständige Abschaffung des Ober­hauses ein. Churchill (lib.) griff das Oberhaus in heftigen Worten an und erklärte, dieses sei keine nationale Ein­richtung. Die Lords gebrauchten ihr Veto zu den schmutzigsten und niedrigsten politischen Unredlichkeiten. (Beifall.)

Gages-Weuigkeiten.

Aus Ctadt und Land.

Nagold. 2. J«lt.

x. Ein Arbeiterfest in WU-berg. (Mitgeteilt.) Zu einemWaldfest" in dem Wildberger Gemeindewald Lindhalde hatte das Komitee desArbeiter-Vereins Wild-

Wode und Gymsrnus.

(Fortsetzung.)

Wir sind unversehens zum Mann herübergekommen und gedenken, unsere Sünden gegen das schöne Geschlecht durch unsere Unparteilichkeit gegen das starke gut zu machen.

Vor etwa 3 Jahren sahen wir einen langen Jüngling auf der Königsstraße uns entgegenwallen, dem etwas wie eine Glocke oder Waschschüssel um die Knötchen schlampte. Wird wohl ein Mexikaner sein, dachten wir, denn die Spanier drüben in Amerika tragen ja längst dies non xluo uktrs, der Tulpenhose. Bald aber sah man einen Zweiten, Dritten, Vierten und die absurde Mißform war Mode. Das spezifisch Schöne am Bein, die feine Reduktion seines Umfangs am Fußgelenk: gerade an diese Stelle eine plötz- liche Ausweitung des Beinkleides verlegen - sollte man eS für möglich haltend Wir haben längst, im Seufzer von 1859, zugegeben, daß phantastische Abweichungen von der organischen Form, die doch ein für allemal der Kleidung ihr Grundgesetz gibt, immerhin erträglich sind, wenn starke Farben, Verschnürung, Besetzung mit Metallknöpfchen Md dergleichen das Auge nach dem malerischen Gesichtspunkt ablenkt; das fällt ja aber ganz hinweg bei der jetzigen Herrschaft dunkeltrüber Farben. Schon bisher konnten wir die Frage nach dem Geschmacksgrade des Einzelnen nicht ganz von der Besprechung des Allgemeinen, der herrschen­den Mode, trennen, oder, um ehrlich zu sein, wir haben beide doch verschiedenen Fragen durcheinandergeworfen, wir

denken Ms darin zu bestem, vorerst sei es drum und mag hier gleich erwähnt werden, wie oft man geschmacklose, widersinnige Narren sieht, die, von der Natur mit Schneider­beinen, d. h. einwärts gedrückten Knieen gesegnet, dazu ganz enge Hose mit dieser Terrine am untern Ende tragen, als ritte sie der Teufel, ihre Mißbildung noch recht über ihre Grenzen zu treiben. Warum, im Namen aller guten Geister der Wohlgestalt, warum kann das Mannsvolk nicht bei den einfach richtigen mäßig weiten Hosen verharren, die der Dürre noch etwas erweitern, der Elephantenfüßler noch et­was verengen kann?

Es ist vorhin etwas von einem Bienenkorb gesagt. Vor bald vier Jahren sah ich ein Ding an den Schau­fenstern der Hutmacher stehen, dem besagter Name zu geben ist: glanzloser Filzhut mit ganz schmaler Krempe, die Kopf­form oben gewölbt, zugleich von unten auf verjüngt. Da­neben neue Gestalt des Glanzhutes, sogenannten Schlossers: hoch, teils reiner Zylinder, teils ebenfalls etwas zugespitzt, Krempe auch sehr schmal und seitlich nicht aufgebogen, son­dern gleich flach umlaufend. Das ist also auf dem neuesten Hutmacherkongreß dekretiert, dachte ich, wird aber doch hoffentlich nicht akzeptiert. Törichte Hoffnung! Kurz da­rauf läuft mir ein Phänomen in den Weg, bei besten An­blick ich denken mußte: hat der Mensch feinen Kopf auf, umgekehrt, schwarz, ein kleines Komma (das Krempchen) zwischen Kopf u und Kopf K. Der Jüngling hatte doch wenigstens nur mittelbreites Gesicht, bald aber stieg ein Mann daher mit dickem, großem, katerhaft breitbacken­knochigem, rotem Kopf, auf dem die schwarze Eierschalen­

hälfte saß wie ein Lampenlöschhelmchen auf einer Feuers­brunst oder Kinderhäubchen auf Elephantenschädel. Warum der Kopf noch sechsmal dicker aussah, als er war, das ist im Obigen wissenschaftlich begründet und ich verweise hier auf jene Demonstration zurück. Ein dritter, ditto Dickkopf, trug den Glanzzylinder in geschilderter Form. Von diesem Gebilde, nämlich in solcher Fasson, haben wir schon vor neunzehnthalb Jahren behauptet, daß es kein Gesicht geben kann, das unter ihm nicht albern, infipid erscheint; denn es nähert sich streng geometrischer Form und die menschliche Gestalt als organisch lebendige, bewegte und beseelte duldet der Art nichts an sich, sie wird unter sich selbst herabge­stoßen, wenn es ihr aufgestülpt wird. Es war von einer andern Hutgattung die Rede, als wir im Obigen einfach zylindrische Kopfform für ganz tunlich hielten: vom weichen Hut mit breiter Krempe, deren seitliche Ausbiegung der trockenen Regel durch Fluß der Bewegung aufhilft. Ge­legentlich gesagt: aus genanntem Grunde meldet sich jeder als Philister dem ersten Blick schon an, der seinen Hut ganz gerad aufhat, während freilich stark schiefes Aufsetzen den Träger allerdings sogleich als Schwenkfelder, als Wind­beutel signalisiert. Man sieht auch in diesem Punkt Er­staunliches. Da geht einer mit einem Gurkenkopf, sein Gesicht bildet die innere Kurve dieser Frucht, da Oberstirn und Kinn hervorragen; drückt sich der Mensch noch den Hut vornüber Md macht so sein Menschenhaupt erst noch recht zur Kukumer! Schwer habe ich immer begriffen, wie es selbst bei würdigen Männern Vorkommen kann, daß sie sich angewöhnen, den Hut tief zurück auf den Hinterkopf zu