Mannheim, 1. Juli. Das hiesige Schwurgericht verurteilte heute den 1876 in Konstanz geborenen Haus­burschen August Ronellenfitsch, der am letzten Fastnachts­montag seine hochschwangere Ehefrau und seine beiden 3 und 2 Jahre alten Kinder durch Dolchstiche ermordete, zum Tode und zu 10 Jahren Zuchthaus.

Konstanz, 27. Juni. Wegen unlauteren Wettbe­werbs hatte sich heute der 25jährige Kaufmann Ignaz Hayden von Erlach bei Wiener Neustadt vor der hiesigen Strafkammer zu verantworten. Der Angeklagte hatte am 22. Mai d. I. in Singen einen Angestellten der dortigen Nährmittelfabriki von Maggi zu bewegen versucht, ihm die Fabrikgeheimnisse dieser Firma zu verraten, indem er sich als Direktor einer großen Oel-, Seifen- und, Fruchtsäfte- fabrik in Aussig a. d. Elbe ausgab, ihm eine gute Anstellung in seinem Geschäft in Aussicht stellte und ihn außerdem mit einem Hundertmarkschein beschenkte. Der Angestellte, Mat­hias Kißling, folgte am nächsten Tage einer Einladung des Angeklagten nach Schaffhausen, wo ihm dieser statt des in Aussicht gestellten Dienstvertrages eine lange Liste aufsetzte mit Fragen über den Bezug der Rohmaterialen, die Her­stellungsweise, die Verpackung, Absatz, Versand usw. Kiß­ling übergab diese Liste dem Direktor der Maggifabrik in Singen, der die sofortige Verhaftung des Angeklagten er­wirkte. Da dieser kapitalkräftige ausländische Firmen hinter sich stehen hatte, mit deren Einverständnis er seinen von langer Hand vorbereiteten Plan ausführte, so waren die Fabrikgeheimnisse der Gesellschaft Maggi nach der Ueber- zeugung des Gerichts ernstlich gefährdet. Der Angeklagte wurde denn auch zu einer Gefängnisstrafe von 3 Monate« abzüglich 1 Monats für Untersuchungshaft, sowie zur Trag­ung der Kosten verurteilt. Dabei trat das Gericht der An­sicht der Verteidigung bei, daß für die Aburteilung der Vor­gänge in Schaffhausen die örtliche Zuständigkeit des Ge­richts nicht vorhanden sei, daß diese daher lediglich für die Auslegung der Absichten des Angeklagten in Singen in Be­tracht kommen können.

Berlin, 1 . Juli. Das Schwurgericht verhandelte heute gegen den Arbeiter Busse, den angeblichen Führer des Komitees der Schwarzen Maske, wegen versuchter räuberischer Erpressung und versuchten Mords, begangen an dem Kaufmann Tiedemann. Der Staatsanwalt be­antragte 5 Jahre Zuchthaus wegen versuchten Totschlags und versuchter schwerer räuberischer Erpressung. Das Ge­richt erkannte auf 3i/s Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust.,

Deutsches Reich

Berlin, 1. Juli. Im nächsten Jahre soll an Stelle der Herkomerfahrt eine Prinz Heinrich-Tourenfahrt veran­staltet werden. Prinz Heinrich soll zu dieser Fahrt einen Preis zu stiften beabsichtigen.

Die Beleidigungsklage des Abgeordneten Erz­berger gegen den Vertreter v. Bennigsens, Rechtsanwalt Ahlemann ist vom Gericht abgelehnt worden. Erzberger hatte die Beleidigung in einem Schriftsatz des Anwalts gefunden. Die Ablehnung wurde mit § 193 des Straf­gesetzbuches und damit begründet, daß überhaupt keine Be­leidigung vorliege.

Berlin, 30. Juni. Die von einer hiesigen Korre­spondenz gebrachte Mitteilung, daß das Verfahren gegen den Fürsten Eulenburg eingestellt sei, ist verfrüht. Wie von berufener Seite mitgeteilt wird, ist das Ermittelungs­verfahren gegen den Fürsten Eulenburg zur Zeit bei der Prenzlauer Staatsanwaltschaft noch anhängig.

r. Pforzheim, 29. Juni. In Pforzheim ist der Be­sitzwechsel im letzten Jahre ein sehr bedeutender gewesen. Er war größer als in jeder anderen badischen Stadt. Selbst in dem dreimal größeren Mannheim ist ein so großer Be­sitzwechsel nicht gebucht worden. Es sind 1851 Eigentums­veränderungen festgestellt worden.

r. Pforzheim, 1. Juli. Heute abend um V-8 Uhr fuhr ein Schnellzug in hiesiger Station auf einen noch da­stehenden Güterzug auf. Der Lokomotivführer des Schnell- zuges entdeckte jedoch noch frühzeitig die Gefahr und gab

Kontredampf, sodaß der Zusammenstoß mr ein leichter war. Niemand von den Passagieren ist verletzt. Von dem Zug­personal erlitt nur der Heizer des Schnellzugs einige Ver­letzungen.

Villingen, 29. Juni. Nach demmeuesten Situatwns- bericht über den Stand der Bewegung in der Schwarz­wälder Uhrenindustrie sind insgesamt ausgesperrt und am Streik beteiligt: 1306 Arbeiter und Arbeiterinnen unt 952 Kindern. ^

Konstanz, 30. Juni. Die schon einmal kurz nach Ostern und jetzt wieder durch die Blätter gegangene Mel­dung von einer Grenzverletzung bei Konstanz entbehrt jeder Begründung.

Straffburg i. E., 30. Juni. Einen Unmenschen verhaftete die Polizei in dem Ackerer Jakob Schüler in Weißenburg wegen Mißhandlung seiner Frau und Mord­versuchs an seinem drei Monake alten Kinde, das er in Abwesenheit der Mutter auf den heißen Herd gelegt hatte.

Gegen die Automobilwettfahrten macht jetzt auch der Verband deutscher Lohnfuhrunternehmer entschie­den Front. Sein Vorstand wendet sich in einer Denk­schrift an die Regierung, in der darauf Bezug genommen wird, daß die beiden letzten Automobilrennen, die Herkomer­fahrt, und das Kaiserpreisrennen im Taunus nichts als Ausschreitungen des sportmäßig betriebenen Automobilismus darstellten, die mit dem durchaus zu begünstigenden Betriebe des Automobilismus als Verkehrsmittel nichts zu tun haben. Die Forderungen der Lohnfuhrunternehmer werden zum Schluß in folgenden Punkten züsammengefaßt:1. Auto­mobilrennen sind auf öffentlichen Straßen unbedingt ver­boten. 2. Begrenzung der Fahrgeschwindigkeit innerhalb der Orte auf 12 Kilometer und auf freier Landstraße auf 30 Kilometer. 3. Anbringung eines Geschwindigkeitsmessers, der selbsttätig Signale gibt und eine Bremse auslöst. Um die Auswüchse des Automobilismus auszurotten, ist eine schleunige und durchgreifende Revision der Verkehrsordnung und die Einbringung des Haftpflichtgesetzes in erster Linie dringend notwendig."

Ausland

Petersburg, 29. Juni. Zur Verhinderung der Waffeneinfuhr an der russischen und finnländischen Küste sind acht Torpedoboote bestimmt worden, von denen sechs bei Riga, Reval und Helsingfors und zwei im Ladogasee kreuzen sollen. Außerdem liegen zwei Torpedoboote zum

Liier vergessen bat.

sein Postabonnement zu erneuern, werfe um­gehend eine an das Postamt adressierte Bestell­karte unfrankiert in den Briefkasten. Die Post läßt dann den Abonnementsbeitrag sofort einziehen.

Sicherheitsdienst für den Zaren vor Peterhof und zwei im Newadelta bei der Jelagin-Jnsel zum Sicherheitsdienst für Stolypin. Allen diesen SÄiffen steht die Aufsicht über jedes verdächtige, sich den Küsten nähernde Fahrzeug zu.

Nowonikolajewsk, 30. Juni. In der Nähe des Dorfes Kigry in der Proviuz Tomsk haben 7 Räuber die von Karnaul kommende Post ausgeplündert, nachdem sie die Pferde und einen Polizeiagenten getötet hatten. Die Räuber erbeuteten 25 000 Rubel und entkamen in einem Boot.

Batum, 30. Juni. Eine Bombe, welche sich in einem auf der Post aufgegebenen Paket befand, explodierte gestern. Sämtliche Möbel des Postbureaus wurden zertrümmert, ein Beamter verwundet. Der übrigen bemächtigte sich eine Panik.

Vermischtes.

Zur Berufswahl. Jungen Leuten, die vor der Be­rufswahl stehen, wird es sehr erwünscht sein, zu erfahren,

Das Testament des Bankiers.

Kriminalroman von A. M. Barbour.

Autorisiert. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.)

Am letzten Lebenstage von Hugh Mainwaring. Kaum zwei Stunden, nachdem er sein eigenes Testament unter­zeichnet hatte."

Welch wunderbares Zusammentreffen!"

Ja, es war sonderbar. Und diese Entdeckung wird Ihnen erklären, warum ich in der Nacht des Mordes so lange ruhelos in meinem Zimmer umherschritt."

»Haben Sie Hugh Mainwaring noch Ihre Entdeckung

Nein; ich fand keine Gelegenheit mehr dazu."

Kann er nicht irgendwie dahinter gekommen sein, d, Sie das Testament gefunden hatten?"

Das glaube ich nicht. Warum fragen Sie?"

»Nunesfiel mir nurso ein, ob er sich dann viellei. nicht doch selber das Leben genommen hat. um den Folg zu entgehen. Doch wie wunderbar, daß Sie der Sol zenes Mannes sind, den ich von allen Mainwarings imm für den edelsten gehalten habe, und daß Sie der rechtmäßi Erbe sind! Ich kann Ihnen nicht sagen, wie mich d. fteut, und auch Hugh wird sich freuen. Er wird ni. einen einzigen unfreundlichen Gedanken gegen Sie hege Freilich sein Vater! von ihm kann ich nicht da selbe sagen."

Ja, Hugh ist ein hochherziger Junge," sagte Harold mit Wärme.Er hat Freundschaft mit mir geschlossen, und ich glaube fest, daß er sie mir auch unter den verän­derten Umständen bewahren wird."

Harold sprach nun flüchtig von seinen Plänen und er­wähnte, er wolle nur so lange in London bleibeu, bis das englische Gericht das Testament geprüft Md bestätigt haben würde, dann wolle er nach Amerika zurück, um dort seine Ansprüche zu erheben.

Herr Mainwaring," sagte Fräulein Carleton nach einer kurzen Spanne beiderseitigen Schweigens,ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, das mich m die Lage versetzt, die erste zu sein, die Ihnen zu Ihrem Glücke gratulieren kann."

Er faßte die dargebotene Hand; aber als er in ihre glückstrahlenden Augen blickte, trat ein Schatten auf sein Gesicht, und er erwiderte sehr ernst:

Ich danke Ihnen von Herzen für Ihre freundlichen Gesinnungen, aber ich frage mich zuweilen, ob ich wirklich zu beglückwünschen bin, indem ich jenes Testament das letzte Glied in der Kette der Beweise gegen Hugh Main­waring gerade am Tage vor seinem Tode fand."

Wie meinen Sie das?" fragte sie erstaunt.

Liegt nicht die Annahme nahe, daß, wenn ich mit all meinen Beweisen auftrete, meine Feinde den Verdacht ! auf mich lenken werden, den Mord verübt zu.haben?"

Wem würde so etwas einfallen?" rief sie entrüstet.

Ralph Mainwaring sicherlich," lautete die bereite! Entgegnung. >

daß sich für die nächste Zeit eine günstige Aussicht auf An­nahme in den Marinedienst bietet. Bei der Kaiserlichen Werft Wilhelmshaven können sofort junge Männer als Werftverwaltungssekretariats-Applikanten eingestellt werden. Bewerber dürfen nicht älter als 28 Jahre sein. Sie müssen im Besitz des Reifezeugnisses für die Oberprima eines Gym­nasiums, eines Realgymnasiums oder einer gleichstehenden öffentlichen Schulanstalt sein, ihrer Militärpflicht im stehenden Heere oder in der Marine genügt haben und gesund und ohne Gebrechen sein. Der Vorbereitungsdienst einschließlich der Prüfung der Werftverwaltungssekretariats-Applikanten dauert in der Regel 3 Jahre. Nach bestandener Prüfung werden die Applikanten zu Bureaudiätaren oder, falls Etats­stellen frei sind, zu Werftverwaltungssekretären ernannt. Aus den Verwaltungssekretären ergänzen sich die Marine- Rendanten und Magazin-Direktoren bei den Werften. Auch haben die Werftverwaltungssekretäre bei besonders guten Leistungen Aussicht auf Berücksichtigung bei Besetzung von Stellen" in den Zentralbehörden der Marine. Gesuche um Annahme sind an das Verwaltungsressort der Kaiserlichen Werft Wilhelmshafen zu richten, woselbst auch die Beding­ungen zu erhalten sind.

Borr» Lande, 27. Juni. Im Bd. Ldsm. wird fol­gendes wahres Geschichtchen erzählt, das an einem der letzten Samstage an dem Schalter eines Bahnhofes passiert sein soll. In der Frühe kam ein Bäuerlein, das auf dem Markt ein Ferkel erstanden hatte, an den^Billetschalter und verlangte einBittet for mi und mei Sau" nach . . . . Der Beamte gab dem guten Mannn eine Fahrkarte für seine Person und bedeutete ihm, daß er sein Ferkel im Ge- päckbureau abfertigen lassen solle. Aber der Bauer ließ sich nichts vormachen", er bestand auf seiner Forderung und verlangte eigensinnigein Billet für meine Sau". Zu­fälligerweise hatte der Beamte einige den Eisenbahnfahrkarten ähnliche Koupons einer Wäschefirma am Schalter liegen, die er zu Stempelproben benützte. Er verabreichte eine solche dem Bauern, um ihn loszukriegen. Er dachte, der Bahnsteigjchaffner solle sich mit ihm herumschlagen, der werde schon mit dem Bauern fertig werden. Aber der Schalterbeamte hatte die Rechnung ohne die Intelligenz des Bahnsteigschaffners gemacht, denn dieser knipste ruhig den Wäschekoupon und ließ das Bäuerlein mit seiner Sau passieren! Also geschehen auf dem Hauptbahnhof zu P im Zeiialter der Bahnsteigsperre.

Die Polizei der Millionäre. Aus Newyork wird berichtet: Die Einbrüche und Räubereien auf LongfJsland, der Sommervillenkolonie der amerikanischen Millionäre, neh­men immer mehr zu und die Polizei erweist sich dem Trei­ben der Verbrecher gegenüber als völlig ohnmächtig. Fast täglich werden neue Missetaten gemeldet, aber es will nicht gelingen, der Gauner habhaft zu werden. Kürzlich wurde zwar eine Bande aufgehoben, aber auch nach deren Ver­haftung dauern die Einbrüche unvermindert fort. Nun ha­ben sich, auf Vorschlag von Ralph H. Peters, die Millionäre, unter ihnen Belmont, Vandcrbilt jr., Gould und Whitney zusammengetan, um eine eigene Polizei zu organisieren. Ein ganzes Korps, bestehend aus einem Hauptmann, vier Leut­nants und 80 Mann, wird geschaffen, die Mannschaften werden mit Winchesterbüchsen ausgerüstet und sollen teils mit Pferden, teils mit Motorrädern versehen werden. Ein elektrisches Meldesystem wird die Villen mit den Stationen dieser Schutztruppe verbinden und nächtliche Alarmierungen durch Rotfeuer und dergl. sind vorgesehen. Die Kosten die­ser Polizeitruppe, die auf jährlich eine halbe Million Mark geschätzt werden, sollen von den reichen Villenbesitzern der Kolonie aufgebracht werden.

Landwirtschaft, Handel und Verkehr.

Nagold» 1. Juli. Auf den heutigen Biehmarkt waren zuge­führt: 52 Paar Ochsen, 170 Kühe, 86 Kälber und 66 St. Schmal­vieh Verkauft wurden 16 Paar Ochsen mit einem Erlös von 18 896 60 60 Kühe mit 19 996 55 Kälber mit 6116 ««, 42

St Schmalvieh mit H8S1 ^ Auf den Schweinemarkt wurden 348 Gt. Läuserschweine und 216 St. Sougfchweine zugeführt, wovon 128 Läuferschweine mit 3874 ^ und 118 Saugschweine mit 1398 ^

Nein, das glaube ich nicht, denn er ist viel zu klug, einen absurden Gedanken zu fassen, aber wohl mag er fähig sein, den Verdacht andererer gegen Sie zu schüreu."

Nach kurzem Schweigen sprach Harold:

Dies war es auch, was mir durch den Kopf ging als ich Sie einst fragte, ob Ihr Vertrauen in mich stark genug sein würde, um, wenn nötig, eine schwere Probe zu bestehen."

Sie errötete bei der Erinnerung, und ein blitzartiges Verständnis flog über ihr Gesicht, als sie vor seinem forschen­den Blick einen Moment die Augen niederschlug. Als sie die Wimpern wieder hob, da versenkten sich ihre strahlenden Augen in die seinigen, und mit festem Ton antwortete sie leise:

Mein Glauben und mein Vertrauen in Sie wird schrankenlos sein, was immer auch geschehe."

Ich danke Ihnen mehr, als Worte es auszudrücken vermögen," antwortete er innig,denn glauben Sie mir, Fräulein Carleton, ich schätze Ihr Vertrauen und Ihre Freundschaft höher als die jedes andern Menschen."

Das Gespräch wurde hier durch das Herantreten von Leutnant Cohen unterbrochen, den Harold als einen alten Schulkameraden vorstellte. Bald darauf begaben sich alle drei in den Eßsaal. - (Fortsetzung folgt.)

Aus de» Meggeudorfer-Blätteru. BescheideneBitte. Redakteur:Anna, ich bin mit Ihren Leistungen sehr zufrieden!" Köchin:Ach, Herr Doktor, dann könnten Sie eigentlich 'mal mein Bild in Ihrer Zeitschrift bringen!" Die richtige Klatschbase.

Aber, Frau Nachbarin. daS weiß doch schon die halbe Stadt!"

So? Da muß ich'S aber gleich der anderen Hälfte erzählen!"