mit dem blanken Seitengewehr über den Kopf, so daß er blutüberströmt in das Lazaret gebracht werden mußte und 14 Tage schwer krank darnieder­lag. Dieser Unthat angeklagt stand der Kanonier Senft von Neu-Ulm am Montag vor dem Bezirksgericht in München und wurde trotz seines Leugnens zu 4 Monat 15 Tagen Gefängnis verurteilt.

Karlsruhe, 24. Jan. In einem benachbarten Jagdbezirke, in der Hardt, wurden gestern einem Waldhüter aus Blankenloch von einem Wil­derer zwei Finger der linken Hand abgeschossen. Der Wilderer hatte auf den Aufseher selbst angelegt, doch konnte dieser mit einem raschen Griff das Gewehr noch von sich ablenken, wobei ihm das genannte Unglück widerfuhr.

Konstanz, 20. Jan. In einem hiesigen Gasthause machte Sams­tag nachts ein Reisender beim Betreten seines Zimmers die Entdeckung, daß ein ganz in schwarzen Tricot gekleidetes Individuum unter seinem Bette kauerte. Der Mensch wurde mit Hilfe des Hoteliers aus seinem Versteck hervorgezogen und der Polizei übergeben. Der Verhaftete, der unter dem Namen Tanner aus Remscheid, schon einige Tage in dem Hotel logiert, aber keinen Pfennig bei sich hatte, will ein Kaufmann aus Düffeldorf sein. Man fand bei ihm eine ganze Ausrüstung von Einbruchswerkzeugen, auch Hatte er die Thüren der Zimmer, in denen er einzubrechen gedachte, zuvor frisch geölt, um unhörbar eintreten zu können.

Augsburg, 25. Jan. Heute Nacht ist im hiesigen Bahnhof eine Feuersbrunst ausgebrochen, welche den Königsalon, die Geschäftszimmer des Bahnamtes sowie die nach dem Bahnhof führenden Telegraphenleit­ungen zerstörte.

Wevrnifchtes.

Ueber das Alltagsleben der kaiserlichen Familie schreibt dieNat.-Ztg.": Der Kaiser pflegt sich schon um 5 Uhr zu erheben, die Prinzen stehen um

6 Uhr auf. Ein Bad eröffnet den Tag; dann folgt das Frühstück und um

7 Uhr beginnt für die älteren Prinzen bereits die Arbeit. Der Kaiser be­

gibt sich gleich nach dem Frühstück in sein Arbeitszimmer, in welchem er bis zur Ausfahrt nach dem Tiergarten verweilt. Nach der Rückkehr von dort beginnen die Konferenzen und Empfänge. Die Anstrengungen dieser Lebens­weise werden einigermaßen dadurch ausgeglichen, daß der Kaiser gut und stark ißt. Aber selbst, wenn er sich zur Ruhe begeben hat, sind Bleistift und Papier zur Festhaltung von Gedanken zur Hand. Der Kronprinz hat seine eigene Wohnung und einen vollständigen Hofstaat, welcher aus dem von König Friedrich Wilhelm II. gestifteten Kronprinzenfonds bestritten wird. Er hat seinen Gouverneur, einen Generalstabsoffizier, seinen Erzieher und seine Lehrer; zu letzteren gehört auch bereits ein Klavierlehrer. Jeden Tag exer­ziert er vormittags und nachmittags mit seinen Brüdern unter dem Kommando eines Feldwebels. Das Exerzierzimmer ist das letzte der Zimmerflucht, welche die Prinzen bewohnen; zu ihm führt die Treppe aus der Wohnung der Eltern hinauf. Der Kronprinz hat einen selbstständigen Charakter. Mit seinen jüngeren Brüdern fährt er nicht gern mehr zusammen und ebenso will er nicht mehr Zivilkleidung tragen; die sei für dieKinder". Die Er­ziehung der älteren Prinzen ist eine sehr strenge; ihre ganze freie Zeit beträgt täglich etwa 1>/2 Stunden. In Bezug auf Spielzeug werden sie knapp ge­halten. Durch ihre ganze Erziehung geht ein sehr ernstes Prinzip."

Fortschritte der Lebensversicherung in Deutschland.

Nach dem neuesten Jahresbericht über den Geschäfts- und Vermögensstand der 37 Lebensversicherungs-Gesellschaften im Deutschen Reiche stieg in den letzten 10 Jahren 1878 bis 1887 die Gesamt-Verficherungssumme dieser Gesellschaften um 1453 Mil­lionen auf 3407 Millionen Mark und das Gesamtvermögen um 488 Mil­lionen auf 1047 Millionen Mark. In demselben Zeitraum wurden aus de» vereinnahmten Prämien und Zinsen gezahlt: an die Hinterbliebenen von 115,869 Ver­storbenen 355 Millionen Mark, für fällige Aussteuern und Renten 49 Millionen Mark, und 152 Millionen Mark wurden auf die gezahlten Prämien als Dividende vergütet. Von diesen Auszahlungen der letzten 10 Jahre fallen auf die größte Lebens­versicherungs-Gesellschaft in Preußen, auf dieGermania" zu Stettin, die Ende 1887 nach 30jährigem Bestehen 353 Millionen Mark Versicherungssumme und 96,« Millionen Mark Vermögen besaß, 62 Millionen Mark, einschließlich 12 Mil­lionen Mark an ihre Versicherten verteilte Dividenden.

Lievelsberg.

Eiegen^l^tg-Veekau^.

Aus der Verlassenschaftsmafse des Ulrich Reutschler, Bauers dahier, kommt die in Nr. 7 und 9 ds. Blattes beschriebene Liegenschaft, bestehend in:

Einem zweistock. Wohnhaus mit Scheuer, Stallungen und gewölbtem Keller, sowie zwei besonders stehenden Scheuern und einem Waschhaus mit Holzschopf und Obstdörre,'

Brandvers.-Anschlag 12,460 ^ Anschlag 7150 62 s 52 qm Gras-, Baum- und Gemüsegärten,

Anschlag 1,530

10 bs 61 » 72 qm Aecker, Anschlag 15,250

5 kg 35 » 1 qm Wiesen, Anschlag 7,400

15 bs 76 » 50 qm Nadelwald, Anschlag 17,200

am Freitag, den 1. Februar 1889, nachmittags 1 Uhr, in hiesigem Rathaus zum zweitenmal im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf.

Auf die Gebäulichkeiten und den größeren Teil der übrigen Liegenschaft find bis jetzt keine Angebote erfolgt. Falls der zweite Aufstreichstermin ein befriedigendes Resultat ergeben sollte, wird der Zuschlag sofort ausgesprochen werden.

T e in ach, den 22. Januar 1889. K. Amtsuotariat.

Sch mid.

III S

Calw.

Liegenschafts-Verkauf.

Das Königliche Amtsgericht Calw hat am 10. Januar 1889 die Zwangsvollstreckung in das unbewegliche Vermögen des -f Wilhelm Batz, gewesenen Engelwirts in Calw, angeordnet und den Gemeinderat hier als Vollstrcckungsbehörde mit dem Vollzüge beauftragt.

Als Verwalter ist bestellt Gemeinderat Kraushaar. Mitglieder der Velkaufskommission sind Stadtschultheiß Haffner und Gemeinderat Wagner und in deren Behinderung Gemeinderat Hayd.

Demgemäß kommt die hienach beschriebene Liegenschaft am Montag, den 4. März 1889, vormittags 11 Uhr, auf dem hiesigen Rathaus zum erstenmale zur öffentlichen Versteigerung:

Gebäude:

Nr. 83. 52 qm Ein zweistockigtes Wohnhaus mit einem Speicher,

Winkel südlich bei Haus Nr. 82,

36 Hofraum nördlich zwischen Haus Nr. 84 und » und> mit _diesem gemeinschaftlich,

88 qm an der untern Marktstraße zwischen Kaufmann Oesterlen und sich selbst.

^ ^ Brandvers.-Anschlag 13,720 Str.-Anschlag 17,100

79 qm Ein zweistockigtes Wohnhaus mit ungewölbtem Kellerle und einer Malzdörre und Wirtschafts­gerechtigkeit zum Angel.

21 Hofraum nördlich, mit Haus Nr. 85 gemeinsch.

_desgl. zwischen 84 und » bei Haus Nr. 83

1 » qm an der untern Marktstraße, zwischen sich selbst und Bäcker Maier.

Brandvers.-Anschlag 6000 Str.-Anschlag 4300

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Nr. 84 s. 97 qm Ein zweistockigtes Wohnhaus mit Keller (gewölbt) und Stallung.

d. 66 Bierbrauereigebäude (zweistockigt) mit einge­richteter Wohnung an a angebaut.

10 Traufrecht um diesen Anbau.

1 » 73 qm an der untern Marktstraße, hinter der Wirtschaft z. Engel bis an den Allmandweg Nr. 42 an der Nagold hin­ziehend

Brandvers.- und Steueranschlag unter Nr. 83 und 84 begriffen. Gesamtanschlag sämtlicher Gebäude 18,000 2 Bierkeller mit Vorkeller unter Gebäude Nr. 420 an der Stuttgarter Straße, dem Gärtner Mayer gehörig,

Serv.-Buch I 116 d. Str.-Anschlag 1400 Anschlag 1000

Will!, geb. Baumacker:

PN. 1720/1. 1 a 62 qm an der langen Staig, beim Ziegelbach, neben sich

selbst, Str.-Cl. II. 2 19 L,.

Anschlag 50 ^

3^ ^ folgenden Parz.:

PN. 1720/2. 6 » 61 qm Baumacker an der langen Staige, neben Schleifer

Essig und Tuchscheerer Müller.

Str.-Cl. II. 8 92 H. Anschlag 250 ^

PN. 621. 47 s 64 qm Wiesen auf der Steinrinne, neben Oekonom Beck

und Stammheimer Einwohnern,

Serv.-Bch. II. 32 b. Str.-Cl. III. 42 88 H.

Anschlag 700

PN. 783. 58 » 22 qm Wiese an der Weidenstaig, neben Waldhornwirt

K uo m und Jungfernwirt Kempf. «Serv.-Bch. II. 41. Str.-Cl. III. 52 40 H.

Anschlag 900 ^

Unbekannte Kaufslustige haben vor der Versteigerung beglaubigte Ver­mögenszeugnisse vorzulegen.

Den 24. Januar 1889.

Hemeinderat als WollstreLungsöeHörde.

Namens desselben:

Stadtschultheiß Haffner.

Gechingen.

Die Gemeinde verkauft am ^nächsten Frei« t a g nachstehen- des Holz, wozu Liebhaber ge­laden werden. Zusammenkunft beim Rathaus um 9 Uhr.

64 Fm. eichen und buchen Lang­holz,

383 Rm. buchene Scheite'',

22 St. Wagnerstangen.

Gemeinderat. Vorstand: F. Ziegler.

Revier Hirsau.

Am Don­nerstag, den .,31. Jan., vor« ^mittags 9 Uhr, --74 wird aus dem Staatswald Weckenhardt, Abt. Luxenburgerweg, Muckmiß, Ob. Marderhalde und Neue Badstraße Nadelholzreisig in 18 Flächenlosen im Löwen zu Oberreichenbach verkauft.

Taglohnsliften

für Gemeindewaldungen sind vorrätig A. Oelschliigerffchen Buchdruckerei.

in der