Sozialpolitik fortzuführen. Geschehe dies nicht, dann sei dies der sichere Weg, um die Sozialdemokratie wieder hoch zu bringen.
Bass ermann (N.) fordert die Aufstellung eines Arbeits-Programms für die Sozialpolitik von Seiten des Reichsamts des Innern, um das Vorgehen planmäßig zu gestalten. Er bespricht eingehend die Frage des Vereinsund Versammlungsrechtes, die Fordemng der Errichtung einer gewerbetechnischen Reichsbehörde, dle Frage der Konkurrenzklausel, die Verhältnisse der Privatbeamten und die Heimarbeiterfrage. Die Tarifverträge seien von hoher Bedeutung. Im Einklänge mit dem Vorredner möchte daher auch er die Aufmerksamkeit der Verbündeten Regierungen auf diese Angelegenheit richten. Zur gesetzgeberischen Regelung reif sei ferner die Frage des unlauteren Wettbewerbes, im Ausverkaufswesen. Die dazu vorliegende Resolution werde seine Fraktion daher auch annehmen. Auf eine Reihe weiterer Anträge will Redner heute nicht mehr eingehen. Dagegen müsse er dem von ihm selbst eingebrachten Antrag (Resolution) gemäß der Regierung namentlich noch die Regelung der Sonntagsruhe für die in der Binnenschiffahrt beschäftigten Personen dringend ans Herz legen; ebenso die möglichst baldige Errichtung eines Reichsarbeitsamtes besonders als Zentrale für Sozialpolitik, vom Reichsamt des Innern ressortierend.
Werner (Antis.) wendet sich gegen den Erlaß des preußischen Ministers des Innern, der den Beamten verbiete, sich mit einzelnen Abgeordneten in Verbindung zu setzen. Ein Krebsschaden zum Nachteil des Mittelstandes, des Detail- Handels, seien die Konsumvereine. Schwere Schäden ferner bestehen im Schank-Konzessionswesen.
Lehemeier (Z.) bemerkt, ein Krebsschaden für die Gewerbetreibenden sei der Hausierhandel; dieser müsse eingeschränkt oder beseitigt werden. Noch schlimmer sei das
Detailreisen; da werde man auch noch angeschmiert.
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Berlin, 10. April. Die Budgetkommission des Reichstages setzte heute die Beratung des Heeresetats fort und bewilligte die Kapitel Geldverpflegung, Naturalverpflegung, Bekleidung und Ausrüstung der Truppen. Im Laufe der Beratung erklärte Schatzsekretär Frhr. v. Stengel, daß er die Resolution des Reichstags betr. die Bewilligung von Teuerungszulagen für die Reichsbeamten auch bezüglich der Beamten der Heeresverwaltung als bindend angesehen habe. Wegen der Unteroffiziere habe sich die Regierung mit der Frage noch nicht beschäftigt, erkenne aber die Notlage der verheirateten Unteroffiziere an.
Dem Reichstag ist der dritte Teil der Denkschrift über das Kartellwesen zugegangen, der sich mit den Kartellen der Kohleninduftrie befaßt. Das 420 Seiten starke Heft bietet ungemein wertvolles Material.
Wnrttembergischer Landtag.
Stuttgart, 10. April. Die Fiuaazkommisstou der Zweite« Hammer beendigte heute zuuSchst dir Beratung des ForstrtatS. Bei dem Titel über HolzhauerlShne stellte der Berichterstatter Lr Hi »der den Antrag: Die Regierung um angemessene Erhöhung der Arbeitslöhne für die von der Forstverwaltung beschäftigten Arbeiter zu ersuchen. Die Abgeordneten Rembold-Aalen, Rembold Gmünd, Dr. Späth und Dr. v. Mene stellten den Antrag: Tine der Arbeitsleistung, den Befahren und der allgemeinen PrriSsteige- rung entsprechende und zugleich eine angemessene Ausgleichung der großen Verschiedenheit in den einzelnen Forstbezirken ins Auge fassende Erhöhung der Löhne der staatlichen Waldarbeiter einzulriten Letzterer Antrag wurde mit 4 gegen 11 Stimmen abgclehnt, worauf der Antrag Hirber einstimmig angenommen wurde. Nachdem noch der Jagdetat, wobei verschiedene Anfragen, vom Regirrungsvertreter (v. Brauer) beantwortet wurden, erledigt war, wurde in die Beratung des KultusetatS ringetreten, der bis Kap. 49 behandelt wurde. Beim Ministerium wurde hier eine weitere Asfistentenstelle genehmigt. Vom Etat abweichende Beschlüße wurden nicht gefaßt.
r. Stuttgart, 11. April. Die Finanzkommisston der Zweiten Kammer setzte heute die Beratung des Kultusetat» fort. Nach Zurückstellung der Kapitel der landwirtschaftlichen Lehranstalten wurden die Etats der technischen Lehranstalten (Technische Hochschule, Baugewerkschule) beraten, in dem Etat der ersteren eine Jngenieur- stell» für Mikrographik genehmigt, und ferner die Exigenzen für
manns Sache, in einem Interieur von Van de Velde, Behrens oder Pankok zu wohnen, und man ist darum nicht im geringsten kulturloser; aber es ist auch wieder sehr wohl denkbar, daß sich andere, deren Eigenarten mit denen der Künstler korrespondieren, in solchen Milieus sehr behaglich und geistig angeregt fühlen. Je mehr man sich mit Dingen der Kunst beschäftigt, desto weniger wird das subjektiv Künstlerische auch im Möbel stören, vorausgesetzt, daß es wirklich künstlerisch ist und sich nur aus der Uebersteigerung des Sachlichen und Vernünftigen ergibt; doch ist es auch wieder sehr verständlich, wenn Menschen mit eigenen Gedanken und Stimmungen sich von dem starken Individualismus der Künstlermöbel nicht beherrschen lassen mögen und eine mehr neutrale Formenwelt in ihren Zimmern verlangen. Und das Allgemeine kann in Dingen der Gewerbekunst nur das Maßgebende sein, nicht das persönlich Besondere. Hinzu kommt noch, daß die kostspieligen künstlerischen Versuche sich nur mit Handarbeit Herstellen lassen, was sie sehr verteuert und ihre Anwendbarkeit beschränkt. Das Maschinenmöbel allein aber kann den allgemeinen Bedarf decken. Trotz solcher Einwände muß jedoch immer wieder betont werden, daß die allgemeinen Werte, die uns heute schon zur Verfügung stehen, erst durch die ehrliche Arbeit der Künstler entstanden find und ohne diese undenkbar wären.
Die Möbel im modernen Zimmer spezialisieren sich nach der Bedeutung des Raums. Die Zeit ist noch gar nicht so fern, wo man selbst in besseren Häusern in denselben Räumen aß, wohnte und arbeitete und wo der einzige Raum, den man absonderte, die „gute Stube" war. Dadurch wurde die Mannigfaltigkeit der Möbel unnötig, es gab nur zwei Kategorien: Alltagsmöbel und Sonntagsmöbel. Ganz ist dieser philiströse Unterschied ja heute noch nicht geschwun-
außerordentltche Anschaffungen für da» geodätische, elektrotechnische und elektrochemisch» Institut. ES wurde dann di« Beratung de» Etat» der lateinischen Lehranstalten und Realschulen begonnen, wobet verschieden, allgemeine Fragen (Bestand der sogenannten Land- latetnschulen, Reformschulen, Verstaatlichung der Mittelschulen) er- örtert wurden. Hier gelangte »in Antrag Hieb er: Dir K. Staat»« rrgierung zu lersuchrn, über di« sBeteiligung de» Staat» und der einzelnen Gemeinden an den Kosten der gymnasialen, realgymnafialen und realistischen Lehranstalten genauere Ausstellungen vorzulegen, zur einstimmigen Annahme.
Tages-MerrrgkeiLen.
Aus Stadt und Land.
Nagold, 12. April
* Ehrung. Der Liederkranz brachte gestern abend seinem langjährigen Sangesbruder beim 1. Tenor, Herrn Christian Schweickle, Bäckermeister, Pächter des städtischen Backhauses anläßlich dessen silberner Hochzeit ein Ständchen vor seiner Wohnung. Die Sänger wurden hierauf vom Jubelpaar zu einem Bankett in die Brauerei „Gambrinus" eingeladen. Durch die Uebergabe eines ffchönen Geschenks, durch Ansprachen und Vorträge von Gedichten, in welchen die warmen Gefühle echter Freundschaft und Wertschätzung für den Jubilar zum Ausdruck kamen, wurde dieser geehrt und sichtlich erfreut. Es waren Stunden echt sangesbrüderlichen Zusammenseins.
r. Herrenberg, 11. April. Beim Abbrennen von dürrem Gras an einem Steinbruch bei Pfäffingen ist das Feuer durch den Wind auf eine junge Tannenkultur übertragen worden und eine mehrere Hektar große Waldfläche mit über 10000 Tannen verbrannt. Der Schaden ist einige tausend Mark.
Stuttgart, 11. April. Der verstorbene Obermedizinalrat Burkhardt hat mehrere Stiftungen gemacht und zwar zur Erbauung eines ärzlichen Klubhauses 40 000, der ärztlichen Unterstützungskasse 20 000 und dem Armen-Kran- ken-Ludwigsspital 10 000 Mark.
r. Tübingen, 11. April. In letztvergangener Zeit hat sich neben dem im Laufe des Winters gegründeten „Liberalen Verein", der mehr Naumann'scher Richtung huldigt, ein „Jungliberaler Verein" aufgetan, der in verjüngter Form einen Zweig der Deutschen Partei bilden soll. Gestern bildete sich in einer stark besuchten Versammlung der Ausschuß. In den Vorstand wurden gewählt: Prof. Hegler als 1. Vorstand.
r. Reutlingen, 11. April. In der letzten Sitzung des Gemeinderats wurde die Frage der Polizeistunde erörtert. Im Sinne eines, von Polizeiamtmann Häußler erstatteten Referats, wurde die Einführung der Polizeistunde nach längerer Debatte abgelehnt. Das Stadtpolizeiamt hatte in seinem Gutachten insbesondere darauf aufmerksam gemacht, daß zwingende Gründe für eine Wiedereinführung der Polizeistunde nicht vorliegen und die Stadt gegenüber anderen Städten, in denen auch für den Schluß der Wirtschaften und Cafös keine bestimmte Zeit vorgeschrieben sei, doch keine Ausnahmestellung einnehmen könne. — Dem Gemeinderat wurde Mitteilung davon gemacht, daß ein Gesuch der Stadtverwaltung um Erhöhung des Staatsbeitrags für die Lehrergehalte an der Oberrealschule mit der Begründung, daß der Etat bereits ausgestellt sei, vorerst abschlägig be- schieden wurde.
Rommelshausen, 10. April. Ein grausiger Fund wurde im Brunnen des Hauses für Schwachsinnige hier gemacht. Im Sommer vorigen Jahres machte ein Zögling einen Selbstmordversuch, weil er nicht in eine andere Anstalt versetzt werden wollte. Kurz nachher verschwand er spurlos. Anläßlich einer Brunnenreparatur wurde nun am Montag die Leiche des Vermißten im Bmnnen gefunden. Merkwürdigerweise ist in der Anstalt niemand erkrankt, obgleich das Wasser des Brunnens täglich in der Anstaltsküche verwendet wurde.
den, aber er zieht sich doch immer mehr in die Arbeiterwohnung zurück, wo der Alltag und Sonntag durch die Tätigkeit so sichtbar getrennt sind, und wo man für die Festtage ein eigenes Gewand hat und es haben muß. Im allgemeinen neigt die Tendenz zur Sonderung der einzelnen Räume, jedes Zimmer dient einem eigenen Zweck, und dadurch wird auch jede Art der Möbel spezialisiert. Im Wohnzimmer herrscht ein allgemeiner Charakter, hier finden Sofa, Sofatisch und die bequemen Polsterstühle Platz, das Klavier gehört gewöhnlich hierher und ein geschlossener Bücherschrank, während Aufbewahrungsmöbel ausgeschlossen find. In Damenzimmern sind die Formen leichter, es ist weniger auf ständigen Aufenthalt eingerichtet und zugleich als Besuchzimmer gebildet. Die Stühle sind gemacht, um hier- und dorthin getragen zu werden, die Ruhebank steht schräg im Zimmer, der große Tisch fehlt, und es treten an seine Stelle mehrere kleine Tischchen; der Schreibtisch ist für Gelegenheitsarbeit eingerichtet, und der Bücherschrank umfaßt nur die besondere Lektüre der Hausfrau. Im Arbeitzimmer dominiert der Schreibtisch, der schwer, groß, praktisch und ein wirklicher Platz zum Arbeiten ist. Es wechseln offene Bücherständer mit großen Schränken, worin die kostbareren Exemplare aufbewahrt werden. Die Stühle um den Rauchtisch find solide, bequeme Ruhesessel. Das Eßzimmer vermeidet alles Üeberflüssige. Dort hat das Büffet seinen Platz, der Aufbewahmngsort für Glassachen, Wein usw. Stumme Diener, Frühstückstischchen und der große Eßtisch mit den besonders gesonnten Stühlen. Das Mobiliar des Schlafzimmers ergibt sich mit den Betten, Kleiderschränken und Waschgerätschaften von selbst. Diese scharfe Trennung der Gebrauchszwecke ist den Künstlern nun bei ihrer Arbeit zu statten gekommen, und sie haben unt
r. Geislingen a. St., 11, April. Ueber den Verlauf des Unglücks in Gingen, wo am Äonntag abend ein 37jähr. Flaschner von hier, vom Zug überfahren und getötet wurde, werden verschiedene Darstellungen gehört. Tatsache dürste es jedenfalls sein, daß es dem Manne übel war und daß er sich, da der Wagen überfüllt gewesen sein soll, auf die Treppe der Plattform setzte seine Hutschachtel vor sich haltend. Der Verunglückte soll nun zwar vom Schaffner und von einem Passagier, einem hiesigen Oberpostassistenten, aufgefordert worden sein, sich in den Wagen zu begeben, ohne dieser Aufforderung Folge zu leisten. In Gingen scheint dem Manne die Hutschachtel entfallen zu sein und bei dein Versuche, sein Eigentum wieder zu erlangen, kan, er unter die Räder.
Ravensburg, 9. April. Der 11jährige Knabe eines benachbarten Gutsbesitzers fand auf der Straße, wie er vorgab, einen Revolver. Er machte sich mit der Waffe zu schaffen, diese entlud sich und der scharfe Schuß ging dem Jungen in den Unterleib. Er verschwieg die Sache und legte sich zu Bette. In der Nacht bekam er furchtbare Schmerzen. Der herbeigeholte Arzt fand den Zustand des Schwerverletzten äußerst bedenklich.
Gerichtssaal.
Stuttgart, 10. April. Wegen Wechselfälschung und Betrugs wurde heute der Kaufmann Emil Truchseß, bis vor kurzem Mitinhaber eines hiesigen Glaswarengeschästes, zu einem Jahr acht Monaten Gefängnis verurteilt. Der Angeklagte hatte, um die Geschäftsanlage von ^ 400 000 als Mitinhaber seiner Firma leisten bezw. aufrecht erhalten zu können Wechselfälschungen in großem Umfange begangen, indem er auf wirkliche oder erdichtete Kunden Wechsel zog und diese mit falschem Akzept versah. Teilweise waren allerdings die Gezogenen Schuldner der Firma, aber in geringeren Beträgen. Die Fälschungen wurden von dem Angeklagten dadurch verdeckt, daß er die fälligen Wechsel vor dem Verfalltage ausfing und durch neue ersetzte. Auf diese Weise wurden von ihm nach und nach mehr als 300 Wechsel in Höhe von insgesamt 391000 gefälscht, von denen aber nur 120 000 nicht eingelöst worden sind. Als der Angeklagte snicht mehr aus und ein wußte, stellte er sich selbst der Staatsanwaltschaft. Geschädigt sind vier hiefige Banken, welche die Wechsel diskontierten, sowie der Mitteilhaber des Geschäfts der sein ganzes Privatvermögen verloren hat.
Deutsches Reich.
Berlin, 11. April. Der Lok.-Anzeiger teilt min Die Fahrgeschwindigkeit der kaiserlichen Automobile ist beträchtlich herabgemindert worden. Man wird mit Recht annehmen, daß hiefür die zahlreichen in Berlin und Umgegend sowohl, wie auch auswärts vorgekommenen Automobilunfälle entscheidend gewesen sind.
Berlin, 11. April. Ein an das Romanhafte grenzendes Vorkommnis hat die Bewohner eines Hauses der König- grätzerstraße in Schrecken gesetzt. Dort versuchte ein 18jähr. Arbeiter aus Charlottenburg einen dänischen Kaufmann durch Revolverschüsse zu töten, nachdem dieser sich geweigert hatte, dem Attentäter, der eine schwarze Maske vor dem Gesicht trug und ein die Todesstrafe androhendes Schreiben überreichte, die Summe von 500^ auszuhändigen. Der schwerverletzte Kaufmann stürzte sich mit dem letzten Rest seiner Kräfte auf den Erpresser, wobei dieser durch einem Revolverschuß selbst kampfunfähig gemacht wurde. Der Täter wurde verhaftet und als Polizeigefangener einem Spital zugeführt.
Berlin, 11. April. Aus Petersburg wird dem Lok.-Anz. gemeldet: Als der Großfürst Nikolai Niko- la jewitsch und sein Bruder Peter gestern nacht mit einem Extrazug aus Zarskoje Selo nach Petersburg zurückkehrten, bemerkte ein Wachtposten 18 Werst von Petersburg entfernt
sicherem Instinkt das Charakteristische aus dem Konstruktiven und Zweckmäßigen abzuleiten gewußt. Soweit es geht, ist immer das unbedingt Sachliche zum Ausgangspunkt genommen worden. Das reicht nun allerdings nicht sehr weit. Bei dem Bau einer Segelyacht, eines modernen Kutschwagens, eines Schiebkarrens, vermag das rein Sachliche viel reinere, charakteristischere Formen zu produzieren, weil die Zwecke dieser Gegenstände klarer und unzweideutiger und die Widerstände, die durch die Konstruktion gebrochen werden sollen, mehr elementarer Natur sind. Darum ist eine mit möglichster Leichtigkeit konstruierte Equipage, ein Segelschiff, das auf höchst zulässige Geschwindigkeit und Stabilität hin gebaut ist, ohne daß etwas Künstlerisches hinzukommt, schön. Der Zweck und seine logische Erfüllung schaffen die Form. Nun hat ein Stuhl, ein Tisch, ein Bett zwar auch einen bestimmten Zweck zu erfüllen und ist an eine Konstruktion gebunden; aber diese Zwecke drängen nicht mit mathematischer Konsequenz auf eine einzige mögliche Form hin, sondern lassen viele Spielarten zu. Und weil das der Fall ist, richtet der Möbelkünstler die Kräfte, die durch mangelnde Zweckforderung frei werden, auf jenen zweiten, mehr abstrakten Zweck, der darin besteht, ob das Möbel für ein Wohnzimmer oder für einen Damensalon bestimmt ist, und er versteht es, indem er doch immer konstruktiv bleibt die Konstruktion artistisch abzuwandeln und dem Charakter des Zimmers entsprechend zu variieren. Ein leichter Stuhl fürs Damenzimmer und ein schwerer Sessel für das Herrenzimmer werden prinzipiell gleichartig aus dem Notwendigen abgeleitet, aber dadurch, daß die verschiedene Verwendungsart zum Nebenmotiv wird, entstehen doch zwei ganz verschiedene Stühle. Was so zur reinen Sachlichkeit hinzutritt ist Kunst.