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Tübingen.
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81. Jahrgang
Grscheint täglich «tt NuSnahm« de» Ton«» und Festtage.
Pret» vierteljährlich hin 1 mit rrSg,»«
loh» l.so^r.imBeztrtr- ««d 10 irw-Bert ehr 1 . 2 S im übrige»
Württemberg l.sv MonatSabonuemrnt» »ach Verhältnis.
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Isernspracher Ar. KV.
Asernfprecher Ar. LS.
Auflage LLS0.
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Mit dem Plauderstübchrn und
Gchwäb. Landwirt.
^ 21
Hlagold, Ireitag den 25. Januar
1907
A«tlicheS.
Die OrtSbehörde»
werde» uuter Bezugnobme auf de» Erlaß des K. Ober« rekrntteruugSratS vo« 6. Javuar b. I. (Min.'Amtkbt. Nr. 1, «. 11) beauftragt tu der Stammrolle des Jahrgangs 1887/1907 bei Ausfüllung der Spalte 5e (Gewerbe »der Staud des Vaters) de» hauptsächliche» odrr allriutgeu Beruf des Vaters sowrit angängig geuau zu bezeichueu (z. v. landw. Lagiöhuer, Bäckergesells, Zlgarreuarbeiter, Haud- luugSreiseuder u. s. w.)
JaSbesosdere ist bei Arbriteru und Taglöhueru der« jeoige SlrbettS- oder Geschäftszweig anzugebrv, tu welche« fle stäadig oder meistens arbeite» (ob iu Landwirtschaft, bei Forst«, Garten«, Bau«, Eisenbahn«, Lhauffre-, Hafen-, Kanal« arbeite» u. s. w.)
Nagold, de» 24. Ja». 1907.
K. Oberamt. Ritter.
Die neue kaiserliche Verfügung,
daß »ach Länder» uud Provinze» beuauute Schiffe «-glichst lu Zakavft von Mannschaften besetzt werde» solle», die au» diese» Läaderu ober Provinze» gebürtig stad, hat zweifellos viele» für sich und ist auch für Württemberg von großem I trresse. Scho» hente kau» »au au Bord uusrrer Kriegsschiffe vie Beobachtung mache», daß die Ranaschasttteile iu eine» nähere» Berkehr zu trete» snchru, die aus desselbe» Städte», Provinze» oder Länder» stad, war ziemlich uatür« lich erscheine» muß, da diese Leute et« heimatliches Gefühl bindet, ihre Lebeusgewohnhetteo, ihre Sprachdtalelte »sw. vsa selbst ei« engeres Baud ziehe». Neuer ding» gibt «au uu« ja uusrreu Schiffes «ehr Lev» je die Name» von Länder», Pcoviuze» oder Städte», wie Elsaß, H-ffea, Preuße«, Pommern, Echteste», Schleswig-Holstein. Schwabe», Berlin, Lübeck, Hamburg, Stuttgart, Danzig, Königsberg usw. »sw. Und da liegt es wohl sehr nahe, die Kommandierungen der Mauuschasteu möglichst iu de« obige» Sinve erfolge» zu lass:», wenn eS wohl auch anSgeschloffru erscheine» muh, daß stch eine derartige Maßnahme je vollständig wird durch- führe» lasse», indem z. B. au Bord des Linienschiffes „Schwaben", nur aus Württemberg gebürtige Maurrschafuu kommandiert werden dürft-u. Live iu der Hauptsache derart zusammeugesetzte Brsatzaug wird zweifellos bet de« richtige» Seist dahin zu strebe« suchen, hervorragende Leist« unges tu den verschiedene» Disziplinen zu erziele», da «au i« richtigen Erfassen de» HelmatpatrtotlSmuS stch «tt dem Schiff zu eine» verwechseu weiß, das eben durch stmen Name» schon ei» Stück der engere» Heimat repräsentiert. Rehr denn je scheint hieriu eine Gewähr zu liege», daß uuter de» Schiffe» desselben LerbaudeS elue Ntvalschaft bestehe» wird, das beste zu sei». Aber noch über diese» eugeu Kreis der Sch ffrbesatzuug hat di« neue Ber- füguug eine Bedentaug. Erhält z.«. die „Schwades" de» KaiserprelS für die vorzüglichste» Schußleistuuge», so wird Württemberg diese Auszeichnung gewiß mit einem erklär« ltcheu Stolz empfiideo, dev» dieser Kais«preis wurde ja
au Lord der „Schwaben" tu ber Hauptsache »tt einer
schwäbischen Brsatzang erworben. Mit welcher Freude uud welchem gerechte« Stolz wurde die Nachricht von der Beschießung der Takafort» durch deu „Iltis" tu ganz Deutschland ausgenommen! Die „Jlti»"-Besatzuug war iu aller Mund! Mau denke uun, daß z. B. die „Stuttgart" eivst derart iu Aktion trete» würde. Die Stuttgarter uud «tt ihueu da» gesamte Schwabenlaud hätte» ihren Nuteil au der Heldentat. U?d so lassen stch ans den verschiedenen Gebiete« viele Vorteile für diese ueue verfügnug ausühren. Die ueseu Mannschaften werden stch leichter au die uuge- vohuteu Verhältnisse au Bord grwöhue», wen» fie unter deu alte» Leuten vielfach Freunde uud Landsleute fiidev. Auch bet Beurlaubungen wird mau unseren Marinemauu- schäften gewiß ein größere» Jäter,sse al» bisher entgegen« bringe«. Denn erscheint der grb. Schwabe mit seine« Baud „S. R. S. „Schwaben" as der Mütze iu seinem Heimat»« ort, bau» wird «au «ehr wie jetzt bestrebt sei», über dir „Schwaben", ihren Dienst, ihre Reifen afv. Nähere» zu erfahren; die Bilder der Schiffe werde» ia ihre« ideellen Wert gewinne i — der Kreuzer „Berlin", der jetzt t« Berliner Rathause i» Bilde eiueu Plctz gefunden hat, gibt ei»e» deutliche» Beweis hierfür— und größere Kreise werde» au deu Geschicke» der Schiffe rege» Anteil uehmeu. Diesem Bestrebe» wird jetzt auch in der Flotte durch die ueue Ber« süguug Rechnung getragen werde», ohne eiue« Partikn- lartSmuS Borschub zu leiste».
Die Reichstagswahlen.
"WerMume Heute kein Wähler seine Wahlpflicht.
Gs gilt dev Ehre des deutschen Wutertundes!
. Nagold, 23 Januar.
* Neich-t«sKvähl*rvers«««I««g. ««Mittwoch abeud sprach der Kandidat der LolkSpartel, bisheriger NeichStagStegSabg. Schweickhardt i« „Rößle" zu großer Lersammluug. Des Vorsitz hatte Herr Sägewerkbefitzer Carl Reichert, welcher die Aaveseudeu begrüßte uud dem Herr» Kaudldatru das Wort erteilte. Dieser schilderte kurz die Borgäuge, die deu 13. Dez. mit der Reichstags« austösuug herbeisührteu, glaubte auf eine Entwkcklaug seine» Programms verzichte» zu könne», da »och gar nicht brkauut sei, was i« ueurv Reichstag vorkomme uud gab deu Wähler» Gelegenheit zur Beurteilung seiner Tätigkeit t« letzten Reichstag. Redner vteS aus die allgemeine Reichs- »ozufriedeuheit, den Mangel ou Bertrauru zur Regteruug uud dle von letzterer geschaffne Jsolieruug DrutschlavdS hiu. Das „persöaliche Regiment" habe bet verschiedenen Nuläffeu (Marokko) i« Ausland verstimmt. SW Verstim
mung zwtsche« England »so Demschlaud bestehe nicht, wie
di« Besuche der deutschen Stadtoberhäupter und der Vertreter der Presse in England brwtrseu hätten; inwieweit aber Verstimmung zwischen Oaket uud Neffe hrreiosptelteu, lasse er dahingestellt. Statt dessen würde nach seiner Au- ficht eiue großzügige Verkehrs Politik daß europäische Gleichgewicht am beste» erhalten uud besestkaev. Setue An sichte« über Zollpolitik keuoe «ao vo» Wahlkampf 1933 her; der Zolltarif habe unser» Bauer» jene Borteele nicht gebracht, dagegen hätte» stch die Schattenseite» gezeigt — teure Lebeuspreise, teure Futtermittel. Dabei ze ge der Etat ei» betrübendes Bild; die ReichSschuldeu hätte» u« 26b Rill. Mk. zugeuommeu. Er dürfe daraus Hinweise», daß er als Mitglied der Bu^getkommisftou «itgearbettet habe au der Gesundung d:r F uauzeu; aber so leicht sei dies nicht zu machen, wie rS dtr Sozialdemokratie betreibe, welche sich der Abstimmung enthalte uud ueuerdisgS de« ganze» Etat ablrhne. Mau habe der Lolttpartet vorgrworse», daß sie gegen kletaere Forderaugeu de» Regierung gestimmt habe; dieser Borwurf sei ungerechtfertigt, deu» die Volts- Partei fei zwar vorsichtiger geworden, habe aber bewilligt, was für et» schlagfertige» Herr und für eiue starke Flotte notwendig sei. Der Militärttat habe i« Jahr 1902 573 Rill, i« Jahre 1906 638 M.ll. *6, der Marineetat 88 bez». 120 Mrll. betragen; ebenso bade die Volks- Partei 21 M ll Festungsbauteu und 80 Mtll. für Witw«n> und Watseuversorguug schon tu der Kommission bewilligt. Die Bolkspartei habe die Soldateamißtzaudlungeu gegeißelt, infolgedessen seien diese auch erheblich zurückge- gangen, st« seien gegen da» »ertuschnagSsyste« vorgegangru auch bet der Kolouialpotitik. Bet Lewrlligaug größerer Summen für Heer und Flotte stelle dtr Bo .kSpartet folgende Forderungen: 1) Der Reichstag dürfe stch nicht aus lauge Jahre festigen lasser-; e» dürfe nicht ein Plan bis zu« Jahre 1920 festgesetzt werden; sondern von einer Legislaturperiode zur andern müsse neu beschlossen werden. Jeder Reichstag solle sein Recht haben, dar nicht beschnitten werden dürfe. 2) Zar Anfbtivgvvg der Mittel feie« die Großindustriellen tu erster Linke herauzuziehru; der Exvort betrage 11 Lausend Mill. Mark i« Jahr. Die BolkS- Partei habe deshalb den Antrag aus eine Reick Sver- mögeoSsteoer gestellt mit der Maßgabe: Wer 100 000 vermözen habe solle bo »er 1 Rill, habe. 500 Steuer zahlen; leider sei sie bei der Abstimmung in der Minderheit geblieben; die Qrtttuvgssteuer und die Frachtsteuer seien wohl gefallen, da eS doch eine starke Belästig- ung der Geschäftsleute gewesen wäre, wenn jede Qrittuvg über 20 «tt einer Stenermarke beklebt werden müßte. Die Bolkspartei habe gestimmt.sür die Erbschaftssteuer, nur Hütte fie durchweg progressiv gestaltet werden müssen uud nicht von 1 Mill. ^tz aufwärts an gkeichbleibeud, ferner für die Tautiemevsteurr, die Automobilste«» »ud die Bier- firner; aber gegen dl« LrrkehrSsteueru. Er persönlich sei für Verbilligung de» Verkehrs und rin Antrag Lteschisg habe verhindert, daß die Verbilligung wegfalle. Mau sage wohl die Bolkspartei habe die Einführung der 4. Klaffe be ämpft; " »brr «i»t: die Bartei bade aber für den 2 Pfg.taris
Kann«.
Roman von Heinrich Sienkieviez.
Autorisierte Uebersetzung auS dem Polnischen von E ttrickmryrr.
(Fortsetzung.) (Nachdr. oerb.)
Dritte» Kapitel.
Zwei oder drei Tage nach der Beerdigung MlkolatS kam mein Later, den «an telegraphisch vo» de« Todesfall benachrichtigt hatte, von seiner Reise zurück. Ich zitterte vor Augst bei de« Gedanken, er könne «eine tu Hiustcht ans Hanna getroffenen Anordnungen widerrufen. Meine «hunug sollte stch auch bis zu eine« gewissen Grade erfüllen. Mein Vater lobte mich für meinen Eifer uud die Gewissenhaftigkeit, mit welcher ich «eine Pflichten zu erfüllen bemüht war. Er schien stch über «etae Handlungsweise sogar za freuen, veuigftraS wiederholte er öfter»: „Unser »lut, ganz unser Blut!" »a» er nur zu sagen pflegte, venu er besonders zufrieden mit mir war — er hatte ja keine Ahnung davon, wie wenig uneigennützig «ein Eifer war. Im übrigen wollten ihm »eine Anordnungen nicht recht gefallen, vielleicht war die Hanptursach« hiervon der etwa» übertriebene Bericht von Madame d'AveS; dmu seit jener Nacht, iu der ich mir über «eine Gefühle klar geworden war, hatte ich «ich allerdings bestrebt, Hanna gewissermaßen zur Hauptperson im Hause zu machen. Hauptsächlich mißfiel «eiue« Vater der ErztehuvgSplao,
nach de« sie dieselbe Bildung wie «eine Schwefterv erhalte» sollte.
„Ich mache nicht» rückgängig uud mische «ich nicht ein, denn dir» ist Sache deiner Mutter," sagte er zu mir.
„Sie soll bestimme», wie fie e» für richtig hält. Mau muß wohl erwäge«, wa» für da» Rädcheu selbst da» Beste tft."
„Aber, Vater, VUbuug kau» doch uiemal» schaden l Wie oft habe ich da» an» deine» eigeueu Runde gehört!"
„Ja, de« Mauve nicht. Ihm ebnet Btlduug deu Weg uud mit ihrer Hilfe kam er sich eine entsprechende Stelluug erwerben. Let deu Frauen liegt die Sache auderS; bei einer Frau muß die Bildung ihrer Stellung augepaßt werden, der Stellung nämlich, die fie km spätere» Leben riuurhmen wird. Solch ein Rädcheu wie Hanna braucht nur eiue mittelmäßige Bildung, fie braucht weder Frau- zöstsch «och Rüfik und ähnliche Dinge zu verstehen. Mit einer mittelmäßige» Bildung wird Hauua viel eher einen paffeudeu Raun stade», vielleicht einen Pächter . . ."
„Later!*
Er sah «ich erstaunt an.
„Was ist dir?"
Ich muß krebsrot geworden sein; »ein Gesicht brannte wie Feuer; e» war mir schwarz vor den Angru. Der Gedanke au eine Heirat HanuaS mit eine« Pächter schien mir im Hinblick auf «ein Leben, auf «eine Hoffnungen und Pläne ein solcher Frevel zu sein, daß ich eine» AaSruf der Entrüstung nicht hatte «ute; drückt» können.
Dieser Frevel mußte «ich n» so tiefer schmerz», al»
eS «ein Vater war, der ihn ausgesprochen hatte. Wie ein
Meltau fielen dies« Worte auf «eine» jagevdltche» Glauben, e» war der erste Druck, den da» Leben, die WirkiichktU auf die Gebilde »einer Phantasie auSübte, eine j »er frühe» Enttäuschungen, gegen die wir uv» im späteren Lebe» durch PesstmiSmn» uud Uaglaube« verschanzen. Wie rin glühendes Eisen bei der vrrührnug mit eine« Waffertropfev aufzischt uud diesen in Dampf verwandelt, so ist rS auch mit dem Meuschevherzeu. Unter der ersten kalten Berührung der bitteren Wirklichkeit zuckt e» schmerzlich zusammen, doch eiueu Augenblick später sacht diese Wirklichkeit selbst die Glnt auf» neue au.
Jene Wort« meine» Vaters schlugen mir eine Wände und zwar eine Wnude eigener Art; ich empsaud neben de« Schmerz eine Art Widerwillen, aber nicht gegen «einen «ater, sondern gegen Hanna. Doch «tt Hilfe de» der Jagend eigene« WidersprachSgristeS Verbannte ich dieses Gefühl schnell uud für immer aus »einer Seele. Mein Later konnte sich zwar meine Aufregung nicht «Hären, schrieb st« aber eine« übertriebenen, «einem Alter ent- sprechenden Pflichtgefühl ,». da» ihn nicht nur nicht ärgerte sondern das ihm gtfiel uud seine Abneigung gegen eiue höhere Ausbildung Hannas wesentlich milderte.
ES wurde beschlossen, daß ich au meine Matter, die noch länger i» AaSlaud veile» mußte, schreiben und fie bitten soll«, eine endgültige Entscheidung über Hauua zu treffen.
(Fortsetzung folgt.)