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'Aotttische Wcrchvrchten.

Berlin, 5. Dez. Reichstag. In der heute fortgesetzten zweiten Beratung des Militäretats erklärte Kriegsminister Bronsart v. Schellen» darf auf eine Anfrage Rickerts, daß die Abänderung der bestehenden Bestimmungen über die Militärgerichtsbarkeit bereits im vorigen Jahre in Angriff genommen gewesen sei; es habe sich aber herausgestellt, daß eine Revision vor dem Abschluß der schwebenden Neuerungen auf dem Gebiete des Zivilstrafprozesses nicht thunlich und ein Gesetzentwurf deshalb noch nicht vorzulegen sei. Was die Stellung der verabschiedeten Offiziere zu der Mili­tärstrafgerichtsbarkeit anlange, so halte er es für angemessen, die mit Pension Entlassenen ständen auch jetzt nicht unter derselben. Die Abgeordneten von Bernuth und Rickert stellen einen weiteren, auf die Angelegenheit bezüglichen Antrag in Aussicht. Auf Antrag Hammachers bezüglich der geplanten Militärpostanstalt in Berlin erwidert der Kriegsminister, die­selbe vermittele zur Sparung von Kosten schon lange Jahre den Verkehr der Berliner Truppenteile untereinander, welcher jährlich an 300,000 Postsen­dungen betrage. Es handle sich um keine neue Anlage, sondern um eine andere Organisation der bestehenden Einrichtung. Boeckel (Antisemit) regt die Beseitigung des schmarotzerhaften Zwischenhandels durch die Lieferan- ten an. Der Kriegsminister sagt die Erkundigung betreffs der von Boeckel erwähnten Einzelfälle zu. Uebrigens sei die Truppenverpflegung durch Magazine bei weitem überwiegend und die Einrichtung der Menagekommissto­nen vorzüglich. Richter meint, die Armeeoerwaltung müsse dort kaufen, wo es am billigsten und am besten sei. Der Kriegsminister erllärt, die gemachten Erfahrungen mit direktem Kauf vom Produzenten seien bis­her die besten gewesen. In der weiteren Debatte, an welcher sich auch Rickert, v. Kardorff beteiligten, erklärt Kröber (Demokrat), daß in Bayern oft die Ernte einregne und Getreide vom Ausland für Militär­zwecke bezogen werden müsse. Dies sei Grund genug, die Getreidezölle auf­zuheben. Nach einer Debatte über Berliner Wahlaffairen, an welcher Stöcker, Richter und Boeckel teilnehmen, schließt die Diskussion. Das Ordinarium der Militärverwaltung wird bewilligt, das Haus vertagt sich bis Donnerstag mittag. Tagesordnung: Erste Lesung der Alters- und Jnvalidenversorgung.

Berlin, 6. Dez. DieNordd. Allg. Zig." weist darauf hin, daß die Behauptung, deutsche Offiziere halten sich als Spione in Frankreich auf, eine Mythe sei, der jede, auch die geringste thatsächliche Unterlage fehle; sie führt demgegenüber die Namen von 13 französischen Offizieren der aktiven französischen Armee auf, welche in die Zeit vom 22. Sept. bis 17. Nov. aus Deutschland ausgewiesen wurden, wohin sie angeblich gekommen waren, um Sprachstudien zu machen. Hiezu geselle sich noch der Oberst Stoffel, welcher in Nähe der Grenze historische Studien über Cäsars Krieg gegen die^Her- manen vornehmen wollte. DieNordd. Allg. Ztg?' bemerkt schließlich:Die französischen Offiziere sind, wie wir wissen, maßgebenderseits darauf aufmerk­sam gemacht worden, daß ihre Anwesenheit in Deutschland nicht erwünscht ist. Wir hoffen, sie werden diesem berechtigten Wunsche sich künftig gefügiger zeigen, als seither geschehen."

Auges-Wenigkeiten.

(Amtliches.) Laut Bekanntmachung des Ev. Konsistoriums wurde für hervorragende Treue und Leistungen in der Schule mit einem Prämium bedacht: Schullehrer Gärtner in Altbulach.

(Amtliches.) Von der evangelischen Oberschulbehörde wurde am 23. November die Schulstelle in Bronnholzheim, Bez. Crailsheim, dem Schullehrer Köngeter in Hornberg, Bez. Calw, übertragen.

Stuttgart, 5. Dez. Programm, betreffend die Entlassung der Ständeversammlung am 7. Dezember 1888. Am 7. Dezember, vormittags

11b/j Uhr versammelt sich die hier anwesende Versammlnng in dem Sitzungs­saals dee Kammer der Abgeordneten. Daselbst finden sich zu derselben Zeit die Mitglieder des Staatsministeriums und des Geheimen Rats ein. Für diesen Tag bezieht die hiesige Stadtreiterkompagnie die Wache in dem Stände­haus. Die Gallerten in dem Sitzungssaals werden um neun Uhr eröffnet. In besonderem Aufträge Seiner Königlichen Majestät werden Seine Königl. Hoheit Prinz Wilhelm die Ständeversammlung entlassen. Wenn alle Mitglieder der beiden Kammern versammelt sind, wird eine Deputation be­zeichnet, welche Seine Königliche Hoheit den Prinzen Wilhelm am Eingänge de« Ständehauses zu empfangen die Ehre hat. Seine Königliche Hoheit Prinz Wilhelm werden Sich um 12 Uhr in das Ständehau« ver­fügen. Wenn Seine Königliche Hoheit sich dem Ständehaus genähert haben werden, gehen die städtischen Deputationen Höchst-Denselben bis zum Eingang des Hauses entgegen und geleiten Seine Königliche Hoheit in den Sitzungssaal. Prinz Wilhelm nimmt vor dem Throne Aufstellung; rechts von demselben die Mitglieder des Staatsministerium» und Geheimen Rats, links die obersten Hofcharchen, die sich in Seiner Königlichen Hoheit Gefolge befinden. Der Präsident des Staatsministeriums holt nunmehr die Befehle Seiner Königlichen Hoheit ein und verliest das Königliche an die Stände gerichtete Entlassungsreskript. Hierauf werden Seine König­liche Hoheit Höchst-Jhre Rede halten. Seine Königliche Hoheit verlassen unter der vorbezeichneten Begleitung den Saal und schließen damit die Sitzung und den Landtag. (W. Staatsanz.)

Stuttgart, 5. Dez. Gestern abend halb 9 Uhr schlug die Feuer­glocke auf dem Stiftskirchenthurm an. Feuerwehr und Publikum strömten nach der Hohenheimerstraße, wo im Hinterhause der Mohl'schen Villa, in der Wohnung des Schriftstellers Dr. Schmidt-Weißenfels, ein Gardinenbrand entstanden war, den eine umgefallene und explodierte Petroleumlampe ver­ursacht hatte. Als die Feuerwehr kam, war das Feuer durch Hausbewohner und Nachbarn gelöscht.

Hofjagd. Am Montag wurde im Stadtwald und Hildrizhauser

Revier nach derTüb. Chr." die erste Hosjagd abgehalten. Erschienen

waren 16 Jagdgäste Sr. K. Hoheit des Prinzen Wilhelm, welche in seltener Weise vom Glück begünstigt waren. Gleich beim zweiten Trieb kam ein stattlicher weißer Edelhirsch, ein Achtender, zur Strecke, welchen Lieutenant Brand mit einem Blattschuß niederstreckte. Das weitere Ergebnis waren 2 Füchse, 12 Hasen und 1 Reh.

An der K. Universität Tübingen befinden sich im laufenden Winterhalbjahr 1228 Studierende, worunter 906 Württemberger und 322 Nichtwürttemberger.

Cannstatt, 3. Dez. Eine Schwindelei frechster Art wurde dieser Tage hier von einem Gauner ausgeführt. Sprachen da ein hiesiger Metzger- meifter und sein Nachbar mit einander über das Vieh und dessen Kaufpreis. Ein gerade unweit davon sich befindlicher Bursche hörte, wie der Metzger sagte, daß ihm von einem Schmidener Bürger ein Kalb anqetragen worden sei, welches er demnächst zu holen gedenke. Da der Metzger auch den Namen des Bauern in Schmiden nannte, so hatte unser Jndustrieritter leichtes Spiel und machte sich sofort daran, seinen schnell gefaßten Plan auszuführen. Nach einer starken Stunde schon stellte er sich dem Schmidener Bauern vor, indem er sich als von dem betreffenden hiesigen Metzgermerster abgeschickt ausgab, das Kalb abzuholen. Bis zu 50 dürfe er ihm bieten, die er, nämlich der Bauer, selbst noch am gleichen Tage hier abholen könne. Unter solch günstigen Bedingungen ging dieser den Handel sofort ein und lieferte dem Gauner sein Tierchen aus, der auch bald mit demselben hier ankam, es aber durchaus nicht demjenigen Metzger überlieferte, der es be­stellt hatte, sondern dasselbe an einen andern seiner hiesigen Kollegen für 34 und eine Flasche Wein verkaufte. Das Geld strich der Bursche ein, trank mit großem Behagen seinen Wein und machte sich dann auf und da­von. Aber auch der Bauer von Sch. machte sich noch am nämlichen Tage

Und ich bemerke auch, daß sie Ihnen nicht sonderlich willkommen ist."

Das ist wahr," versetzte Mr. Egerton, Mut fassend.Ich hatte in Bezug auf Natalie ganz andere Absichten. Ihre Schönheit und ihr Name geben mir das Recht, auf die glänzendste Partie für sie zu hoffen".

Schönheit und Stellung zählen in unserm berechnenden Zeitalter, in der das Geld eine Großmacht geworden ist, vor der sich alle Menschen beugen, verzweifelt wenig," unterbrach ihn Farquhar in unverhohlen geringschätzigem Tone.Es ist rsi sehr unwahrscheinlich, verzeihen Sie meine offene Sprache, daß Miß Eger­ton einen besseren Antrag bekommen wird, als den Meinen. Ich bin reich, ja, sehr reich und was die Vereinbarungen im Geldpunkt betrifft, so sollen Sie mich äußerst freigebig finden. Ueberdies," und er schaute den alten Mann durchdringend an,würde ich, wenn ich Ihre Tochter heirate, anstatt auf die Rückzahlung des Geldes zu dringen, das Sie mir schulden und das Sie, wie ich sehe, ganz unfähig sind, zurückzuerstatten, Ihnen eine schriftliche Zusage ausstellen, es nicht zurückver­langen zu wollen, so daß Sie für Zeit Ihres Lebens Herr über die Eg^rton-Güter bleiben könnten."

Diese Eröffnung verfehlte, wie Farquhar es vorausgesehen hatte, ihre Wirkung nicht. Mr. Egerton's größte Furcht in den letzten Jahren war die vor dem Zeit­punkt gewesen, welchem er sein geliebtes Heim verlassen und es fremden Händen würde übergeben müssen. Tag und Nacht hatte ihn dieser Gedanke gepeinigt. Er wußte, daß Farquhar die Macht hatte, jeden Augenblick die Pfändung vvrzunehmen, und daß keine Rücksicht, noch Güte ihn daran verhindern würde, wenn sein Vorteil es erheischte. Aber hier zeigte sich ein Ausweg, eine Lösung aller Schwierigkeiten, wenn nur Natalie einwilligen wollte.

Er atmete tief und schwer auf. Die Erleichterung, zu wissen, daß, so lange er lebte, er die Geldbedrängnisse, die ihn so namenlos gequält hatten, nicht mehr kennen sollte, war allein schon ein mächtiger Beweggrund, ihn den Worten des Mannes ihm gegenüber geneigt zu stimmen; aber es gab noch einen viel stärkeren, der ihn veranlaßte, in Farquhar'» Vorschag zu willigen, und das war die Thatsache, daß sein Sohn nie etwas davon zu erfahren brauchte, welchen Streich er begangen hatte,

und daß er, so lange er lebte, die Achtung und das Ansehen, welches seine Familie stets genossen hatte, nicht zu verlieren brauchte. Die Versuchung war gar mächtig und er erlag ihr.

Ich sehe nicht ein, warum Sie meine Tochter unter diesen Bedingungen nicht heiraten sollten," sagte er endlich leise.Ich will ihr Ihren Vorschlag Mit­teilen und hören, was sie dazu sagt!"

An Natalie's hochsinniges, vornehmes Wesen dachte er nicht; eben so wenig daran, daß sie sich ein Ideal geschaffen haben konnte, dem dieser Mann, der jetzt um sie warb, keineswegs entsprach. Nein, an nichts Derartiges dachte er jetzt. Seine Rettung lag in den Händen seiner Tochter; das war Alles, was sein Sinnen und Trachten ausfüllte. Und er zweifelte nicht an Natalie's Bereitwilligkeit. Keine Stimme flüsterte ihm zu, daß Liebe um alle Reichtümer nicht feil ist, daß es seines Kindes Lebensglück war, welches er zum Opfer forderte! . . .

5. Kapitel.

Als Adrienne Marchmont die Schule in der entlegenen Straße Brüssel's für immer verließ, um sich unter den Schutz von ihres Vaters Jugendfreund zu be­geben, thaten sich ihr die Pforten eines ganz neuen Lebens auf, und zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren wußte sie wieder, was es heißt, geliebt und gepflegt zu werden.

Sir Ralph nahm ein französisches Kammermädchen für sie auf und obwohl es dem jungen Mädchen, das seit ihrer frühesten Kindheit daran gewöhnt gewesen war, sich selbst zu bedienen, nicht angenehm war, urplötzlich ihrer alten Gewohnheit entsagen zu müssen, fügte sie sich bald darein, als sie sah, daß eS der Wunsch des Baronet sei, sie wie eine junge Dame von Stellung behandelt zu sehen.

Sir Ralph besaß eine Villa am Strande des Mittelmeeres und begab sich zuerst mit seinem jungen Schützling dorthin; er hatte hier eine Pastorswitwe als Haushälterin angestellt, und diese sollte während seines Aufenthaltes in der Villa zugleich Adrienne's Duenna sei.

(Fortsetzung folgt.)

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