große Anzahl von Mitgliedern in einer sogenannten freien Gruppe unter dem Vorsitze des Abg. Buhl eingehende Vorbesprechungen an der Hand des Gesetzentwurfs gehalten, wodurch manche Frage geklärt worden, aber ebenso auch manche Schwierigkeit in ihrer vollen Tragweite herausgetreten ist. Höchst erfreulich ist das Interesse, das von den verschiedensten Lebensstellungen aus für diese Vorlage bethätigt wird und auf ein Gelingen dieses hochwich­tigen Werkes hoffen läßt. Die nationalliberale Partei des Reichstags tritt nunmehr in die förmliche Beratung der Vorlage ein. In der Sitzung der Budgetkommlssion des Reichstags am 3. Dez. wurden die Forderungen des Heeresetats für Adjutanturoffiziere und Offiziere in besonderen Stellungen (darunter 60,000 für die Feldmarschälle Graf Moltke und Graf Blumenthal,) in gleichen die Mehrforderungen für die Geld- und Natural- Verpflegung genehmigt und schließlich das ganze Ordinarium nach längerer, rein sachlicher Behandlung glatt und unverändert bewilligt. Die Vorlage über die Stärkung, namentlich bessere Bespannung, und die Vermehrung der Artillerie ist nach der Köln. Z. nunmehr bald zu erwarten. Das Blatt fügt bei:Ob der von den Blättern gemeldete Besuch des Grafen Waldeisee in Frtednchsmh damit zusammenhängt, wissen wir nicht. In dieser Vorlage, deren Inhalt zwischen 40 und 50 Millionen bedeuten soll, ist aber ebensowenig etwas dringend Besorgniserregendes zu finden wie in den letzten russischen Truppenverschiebungen." Der Abg. Bayha hat Urlaub für 14 Tagen wegen Familien- und geschäftlicher Rücksichten erhalten.

Berlin, 4. Dez. Der Afrikareisende Wiß mann hat sich heute auf Wunsch des Fürsten Bismarck nach Friedrichsruh begeben, um dem Reichskanzler in Sachen der Emin Pascha-Expedition Bericht zu erstatten.

Gages-Weirigkeiten.

(Amtliches.) Laut Bekanntmachung des evangel. Konsistoriums wurde u. and. Lehrern uns Lehrerinnen für hervorragende Treue und Lei­stungen mit einem Prämium bedacht: Unterlehrerin Jlg in Calw.

Stuttgart, 3. Dez. DerStaatsanzeiger" meldet aus Nizza: Das körperliche Befinden des Königs seit seiner Ankunft ist ein leidliches. Die günstige Herbstwitterung gestattete den Genuß der Luft am Meeresgestade, welcke den Atmungsorganen des hohen Patienten zuträglich ist. In den letzten Tagen kündigte sich der Winter durch heftigen Sturm und sta,k^ Regengüsse, verbunden mit Hagel, an. Eine leichte Ver­dauungsstörung, an welcher der König in letzter Zeit litt, ist im Rückgang begriff n.

Stuttgart, 3. Dez. Zur 25jährigen Feier der Ankunft I. K. H. der Frau Herzogin Wera am Königlichen Hof in Stuttgart fanden sich gestern zahlreiche Gratulanten >m Hause der hohen Frau ein. Briefe, Tele­gramme, Geschenke aller Art, besonders Blumen, kamen in Fülle. Seine Majestät der König hatte schon Tags vorher an die Frau Herzogin ein Telegramm gesandt. Eine Deputation des Ulanen-RegimentsKönig Karl", dessen zweiter Chef Ihre Königl. Hoheit ist, übergab ein Album und wurde zum Frühstück geladen. Während desselben brachte die Kapelle des Regi­ments der Frau Herzogin ein Ständchen; Ihre Kais. Hoheit erschien am Fenster, um den Musikern zu danken, die darauf mit Hochrufen auf Ihre Kais. Hoheit abzo^en. Zur Festtafel, welche abends halb 6 Uhr stattfand, waren nur die nächststehenden Personen geladen; auch Ihre Majestät die Kö­nigin nahm an derselben teil. Heute vormittag fand nach dem Gottes­dienste in der russischen Kapelle ein Tedeum statt, und abends 9 Uhr bringt der Liederkranz der hohen Frau eine Serenade im Schloßhof dar.

In Eßlingen ist Stadtpfleger Weith zum Stadtschultheißen gewählt worden.

Ebingen, 1. Dez. Die Generalversammlung des landwirtschaft­lichen Vezirksvereins tagte gestern in Balingen und wurde beschlossen, 300

Nach eingenommener Mahlzeit begab sich Natalie in den Salon, wohin ihr die beiden Herren bald folgten. Sie saß am Klavier und spielte träumerisch, als Mr. Farquhar an ihre Seite trat.

Lieben Sie die Musik, Miß Egerton?" fragte er, sich vorneigend.

O, sehr," versetzte sie,obwohl ich selbst am Instrument nur eine Stüm­perin bin."

Wirklich? Verzeihen Sie, daß ich mir erlaube, daran zu zweifeln, obwohl ich sonst von Ihrer unantastbaren Wahrheitsliebe überzeugt bin. Ihr Gesicht ist, ich möchte sagen, ein musikalisches, Ihre Stimme ist reinster Wohllaut. Sie werden also zugeben, daß ich einige Berechtigung für meine Annahme habe."

Natalie lächelte leicht.

«Sie schmeicheln mir, Mr. Farquhar."

Keineswegs; ich spreche nur meine Gefühle aus. Schmeichelei verrät, daß ihr Gegenstand noch noch nicht vollkommen ist. Sie müssen also wohl zugeben, daß es meinerseits unmöglich wäre, Ihnen zu schmeicheln."

Wie artig! Wahrlich, Mr. Farquhar, Sie sollten sich erinnern, daß ich keine Londoner Schönheit bin, welche an solche Komplimente gewöhnt ist und sie auch nach ihrem wahren Werte zu schätzen weiß. Ich habe mein ganzes Leben auf dem Lande zugebracht und bin daher geneigt, zu glauben, daß die Leute Das auch meinen, was sie sagen."

Mr. Farquhar verriet in keiner Weise, daß er Etwas von dem leichten Spott, der in ihrer Aeußerung lag, merkte.

Es ist Schade, daß Sie nicht eine Saison in London zubringen können; die Gesellschaft würde Ihnen gewiß zusagen, denn Sie sind ganz dazu geschaffen, als ein Stern in derselben zu glänzen."

Natalie fand an dieser aufdringlichen Art, ihr zu schmeicheln keinerlei Gefallen; da sie aber gegen den Mann, der ihren Vater so sehr in seiner Gewalt hatte, nicht unartig sein wollte, unterdrückte sie die abwehrende Antwort, die ihr auf den Lippen schwebte, und begann, um eine weitere, derartige Unterhaltung zu vermeiden, zu spielen und zu singen.

als Beitrag zur König-Karl-Jubiläumsstiftung sofort zu verwilligen. Beson­ders hervorgehoben zu werden verdient aber, daß der Geflügelzuchtverein Balingen beantragte, es sei schreiendes Bedürfnis, zu Gunsten der insekten­fressenden Vögel auf vermehrte Heckenanlagen auf den Feldern, sowie auf Aufhängung von Nistkästchen hinzuarbeiten. Ferner wurde bemerkt, daß aufVerminderung der Sperlinge und anderer schädlicher Vögel" mittels Aussetzung von Schußgeldern hingewirkt werden müsse.

Berlin. Die Kaiserin Friedrich hat, wie dieNordd. Allg. Ztg." meldet, in der Birkbuschstraße in Steglitz für ca. 100,000 -M ein Grundstück zur Errichtung einer wohlthätigen Stiftung ankaufen lassen. In diesen Tagen sind von den Baumeistern die nötigen Messungen vorgenommen worden. Im Frühjahr soll der Bau beginnen. Wie verlautet, soll es ein Aufnahmestift für verwahrloste Mädchen, nach einer anderen Version, ein Ausbildungsinstitut für Krankenpflegerinnen werden.

Wien, 2. Dez. Heute ist der Tag, an welchem Se. Majestät der Kaiser Franz Josef vor vierzig Jahren, als Jüngling von 18 Jahren, den Thron seiner Väter bestieg. Bekanntlich hat der Monarch den Wunsch kundgegeben, es möchte der Gedenktag nicht durch rauschende Feste gefeiert werden; er wies darauf hin, daß es seinem Wunsche am besten entspräche, wenn man den Bürgersinn durch gemeinnützige Spenden bewähren wolle. Der edlen Absicht des Fürsten folgten mit Begeisterung Länder, Städte, Korporationen und Private, und so wird denn der 2. Dezember 1888 für alle Zeiten ein Born der Wohlthätigkeit werden. Wir erwähnen an solchen Spenden die Stiftung von 100.000 fl. der niederösterreichischen Handels­und Gewerbekammer; die Galizische Karl Ludwig-Bahn hat einen Beitrag von 20,000 fl. für humane Zwecke gespendet; Baron Hirsch widmete 12 Millionen Franks zur Verbesserung des Volksschulunterrichts und zur Unter­stützung des Handwerks und Ackerbaues in Galizien und in der Bukowina. Andere reiche Private haben für wohlthätige und gemeinnützige Zwecke ent­sprechend beigesteuert. Die Stadt Wien hat eine Denkschrift zum 2. Dezbr. erscheinen lassen, bei der hervorragende Schriftsteller mitgewirkt haben: so Hamerling, v. Zeißberg, Weiß, v. Radler, M. Wirth, Glossy, Hannack, Zimmmermann, v. Lützow, v. Falke, Hanslick, Speidel, Richter und Uhl. Das prächtige Werk umfaßt über 1100 Seiten. Die Blätter enthalten Fest­artikel, welche hervorheben, daß im Jahre 1848 das Reich von blutigen in­neren Kämpfen zerwühlt, von äußeren Gefahren bedroht, in seinen Funda­menten bebte und schwankte, der Thron selbst von Stadt zu Stadt wandern mußte. Aufgabe des Kaisers war, in schweren Kämpfen des Reiches innere Ruhe und äußere Machtstellung zu sichern, und dann an die Stelle des Met- ternich'schen Absolutismus eine auf konstitutionellen Grundlagen ruhende Mo­narchie zu setzen. Dieses Riesenwerk der Ueberleitung der verschiedenen Erb­länder und Völker zu einem auf verfassungsmäßiger Grundlage auferbauten Gemeinwesen bleibt der größte Ruhmestitel des Kaisers Franz Josef. Mit besonderem Dank darf auch die ungarische Nation des Kaisers und Königs gedenken, der ihr die langersehnte Freiheit und Selbständigkeit in reichem Maße zu teil werden ließ. Auch die Pflege der Kunst und Wissenschaft ließ sich der Kaiser stets angelegen sein; wie sehr Wien unter seiner Regierung sich verschönert hat, und wie sehr der Kaiser selbst als Bauherr dazu tuige- tragen, ist allgemein bekannt. So hat Franz Josef Oesterreich-Ungarn aus schwerer Bedrängnis und innerer Ohnmacht errettet und durch edle Künste verschönt und veredelt und seine Völker sind einstimmig in dem Wunsche, es möchte dem erlauchten Herrscher noch lange vergönnt bleiben, im Kreise seiner Angehörigen und seiner Nationen als der liebevolle Vater seiner Unterthanen zu walten.

Aus Prag wird geschrieben: Nächst der Bahnstation Brandeis am Adler befindet sich ein Wärterhäuschen. Dort standen am 25. Nov. abends der Bahnwächter und seine Frau; sie erwarteten den Personenzug, mit wel-

Sie besaß eine selten-schöne, wohlgebildete Altstimme und sang mit gleich so viel Geschmack, als mit künstlerischer Auffassung, und Mr. Farquhar, welcher hinter ihr stand und ihr die Noten umblätterte, war von ihrem Gesang eben so entzückt, wie von ihrer leuchtenden Schönheit.

Er war überhaupt ein Bewunderer weiblicher Schönheit im Allgemeinen; aber er sagte sich, daß er nie zuvor ein Weib gesehen hatte, das ihn so zu fesseln ver­mochte, wie die Tochter Egerton's.

Ich danke Ihnen," sagte er, als sie geendet hatte.Sie haben mir in Wirklichkeit einen hohen Genuß bereitet; ich werde es mein Leben lang nicht vergessen."

Natalie stand von ihrem Sitz auf und begab sich an die Sette ihres Vaters, der aus der gegenüberliegenden Ecke des Salons sie und den Gast sehr aufmerksam und wie es schien, mit einiger Unruhe beobachtete. Obwohl sie es sich nicht recht zu­gestehen wollte, war dem jungen Mädchen die Art und Weise, wie Mr. Farquhar sie mit seinen kalten, grauen Augen anschaute, keineswegs angenehm. Es lag etwas Forschendes, Durchbohrendes darin, und sie blieb den ganzen Abend an der Seite ihres Vaters, um den Gast zu verhindern, sie wieder mit seinen plumpen Schmeichel­reden zu überhäufen.

Der Salon, in welchem sie sich befanden, war ein prächtiges Gemach, was seine Größe und Höhe betraf, und die Einrichtung hatte einst sehr gut dazu gepaßt; aber selbst Mr. Egerton's graue Haare verkündeten nicht so deutlich den im Ver­lauf der Jahre eingerissenen Verfall, als diese farblos gewordenen Stühle, Sofas und Teppiche.

Mr. Farquhar nahm gar wohl die Spuren längst verblichenen Glanzes wahr.

Das ist gerade ein Zimmer, wie ich es mit Vergnügen neu Herrichten möchte," bemerkte er.Ich habe in London eine neue Einrichtung aus blauweißen Möbeln in meinem Hause, die in den dortigen, engeren Räumen viel zu groß erscheint, welche aber prächtig hierher passen würde."

(Fortsetzung folgt.)