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chem ihr als Bremser bediensteter Sohn das Wächterhäuschen passieren sollte. Die Frau hielt einen Korb in der Hand, in welchem sich das Essen für ihren Sohn befand. So wartete sie immer auf ihn, so oft er in die Station ein« fuhr. Nur selten konnte sie mit ihm sprechen; ein rascher Gruß und die Mutter, das ließ sie sich einmal nicht nehmen, reichte ihm stets mit einer Behendigkeit, die sie durch lange Uebung erlernt, den Speisekorb empor. Ein Gruß nur und ein liebevoller Blick, in welchem all das Glück und der Stolz der alten Leute sich wiederspiegelten, dann ein Gegengruß, das war Alles, und der Zug brauste weiter. Und so sollte es auch heute sein. Allein der Personenzug hatte sich diesmal ein wenig verspätet und der Bahnwächter und seine Frau warteten voll Ungeduld auf die Ankunft desselben. Endlich war der Zug in Sicht und die Mutter bereitete sich vor, ihrem geliebten Sohn den Korb zu reichen; eben als der Zug einfuhr, hielt sie den Korb frohlockend empor wie eine Siegestrophäe ihres wackeren Mutterherzens; und der alte Vater stand neben ihr. In ihrer Freude bemerkten sie gar nicht, daß auf dem Geleise, an welchem sie standen, der in der Richtung nach Wien ver« lehrende Zug daherbrauste. Die Lokomotive erfaßte die alten Leute; ein leichtes, wimmerndes Geräusch und Beide befanden sich unter den Rädern der Maschine. Ein Schrei des Entsetzens ertönte von beiden Zügen her, denn die Passagiere derselben hatten das schreckliche Unglück mit angesehen, ohne helfen zu können. Auch der unglückliche Sohn mußte das Entsetzliche mit ansehen, ohne daß es ihm möglich gewesen wäre, den geliebten Eltern in ihrer Todesnot beizuspringen; die Pflicht hielt ihn mit eherner Gewalt auf seinem Posten zurück. So fuhr denn der unglückliche Bremser in die Nacht hinaus.

London, 1. Dez. Auf der Insel Wight herrscht so milde Witte­rung. daß in Ventnor nicht nur Primeln, sondern auch Rosen, Geranien, Fuchsien und Heliotropen blühen und auf den Feldern die Lämmer weiden.

WevrnifcHles.

Die Ziehung der Lotterie zu Gunsten des Baues eines Krankenhauses der barmherzigen Schwestern in Stuttgart, welche heute statt­finden sollte, ist mit Genehmigung des Ministeriums des Innern auf den 15. Januar verschoben worden und die Ziehung der Lotterie des württem- belgischen Kunst Vereins findet nunmehr am 22. Januar 1889 statt.

Gesinnungsadel. In Neuhäusel (Böhmen) fand vor einigen Tagen eine Hochzeit statt. Die Braut war eine arme Waise, deren Mitgift durch Sammlung milder Gaben aufgebracht werden sollte. Man hatte dem Bräutigam 200 fl. zugesagt, aber nur 80 fl. zusammen gebracht. Als dem Bräutigam am Tage der Hochzeit dies in Anwesenheit der Gäste mitgeteilt wuide, weigerte er sich, zur Trauung zu gehen; alles Zureden war frucht­

los, bis einer der Gäste, ein resoluter Mann, vor den Widerspenstigen mi* der Drohung hintrat:Jetzt gehen Sie aber gleich zur Trauung, sonst hau* ich Ihnen zwei Ohrfeigen über« Gesicht!" Dieses Argument wirkt* und der Edle ging fromm wie ein Lamm zum Traualtar. Ob er aber die Frau um 80 fl. ebenso lieben wird, als er die um 200 fl. geliebt hätte- muß dahingestellt bleiben.

20,008 Schachteln Schweizerpillen sind von dem Verfertiger, Apotheker Ri ch. Brandt in Zürich, im vergangenen Jahre an Unbemittelte gratis ab­gegeben worden. Stets von Neuem fordert Herr Apotheker Rich. Brandt auf, daß sich arme Leidende an ihn wenden sollen, um die heute in fast jeder Familie als Haus­mittel in Gebrauch befindlichen Schweizerpillen zu erhalten.

Calw.

Lan-rvirlhschaftlicher BeMsverein.

Laut Bekanntmachung im Landw. Wochenblatt ist spätestens am 10. Dec. das richtig gestellte Verzeichniß der Mitglieder des landw. Bezirksvereins nach Stuttgart einzusenden, damit die Postliste für den Bezug des landw. Wochenblatts rechtzeitig angefertigt werden kann. Es werden deshalb alle diejenigen, welche vom 1. Januar an das landw. Wochenblatt zu beziehen und damit in den lanvw. Bezirksverein ein­zutreten wünschen, aufgefordert, ihre Anmeldung spätestens am 8. Dec. mündlich oder schriftlich bei dem mitunterzeichneten Vereinssekretär Horlacher zu machen. Spätere Anmeldung hätte zur Folge, daß das Wochen­blatt erst vom 1. Juli 1889 an geliefert würde.

Austritts-Erklärungen können überhaupt nur auf den 8. Dec. erfolgen und hätte das Versäumen dieses Termins die unabwendbare Folge, daß der Beitrag für das ganze nächste Jahr bezahlt werden müßte.

Die Herren Ortsvorsteher werden freundlichst ersucht, auch ihrerseits zur rechtzeitigen Richtigstellung des Mitgliederverzeichniffes dadurch beizutragen, daß etwaige Änderungen durch Todesfall oder Wegzug bis zum 8. Dec. dem Vereinssekretär angezeigt werden.

Calw, den 28. Nov. 1888. Der Verein svorstand

Supper.

E. Horlacher, Secr.

^sanöwirtfekastk. Tonjumverein Takw.

Um den Bezug von Torfstreu und Torfmull zu ermöglichen, sollten weitere Bestellungen sofort erfolgen.

Als anerkannt ausgezeichnetes Kraftfutter empfehlen wir getrocknete Biertreber zu ^ 6. pr. Ztr.

Der Vorstand: Kugo Wau.

Bekanntmachungen über Einträge im Handelsregister.

I. im Register für Eiuzelfirmen.

1.

Gerichtsstelle,

welche die Bekanntma­chung erläßt.

2.

Tag

der

Eintragung.

3.

Wortlaut der Firma;

Ort der Hauptniederlassung und der Zweigniederlassungen.

4.

Inhaber der Firma.

5.

Prokuristen;

Bemerkungen.

K. Amtsgericht Calw.

1888 ^

1. Dezember.

I. N. Demmler, Spezereiwaren und Konditorei,

Calw.

Hermann Marquardt, Konditor in Calw.

Z- U.: Amtsrichter Fischer.

Calw.

Fahrnis-

Versteigerung.

In der Verlassenschaftssache des Johannes Beißer, gewes. Tuch« machers hier, kommt die vorhandene Fahrnis, bestehend in:

Mannskleidern, Betten, Leinwand, Küchenge­schirr, Schreinwerk, Faß- u. Bandgeschirr, Vorräten an Most, Holz, und Steinkohlen, allerlei Hausrat, 16 Hühnern und einem

großen Quantum Mehl, am nächsten Montag, den 10. d. Mts., von vormittags 9 Uhr an, gegen Barzahlung im öffentlichen Auf­streich zum Verkauf.

Den 4. Dez. 1888.

Kgl. Gerichtsnotariat.

Liegenschafts-

Verkauf.

Aus dem Nachlasse des Tuchmachers Johannes Beißer hier kommt am

Montag, den 10. Dez. 1888, vormittags 11 Uhr, das vorhandene zweistockigte Wohnhaus mit Gemüsegarten in der Haaggasse, sowie ein 'Acker am untern grünen Weg, 35 s 47 qm im Meß haltend, mit ewigem Klee angeblümt, zur Versteiger­ung. Der Brandversicherungsanschlag des Hauses beträgt 6,860 Es ent­hält 5 Wohnungen mit je 1 Küche. Ohne die eigene aus 4 Zimmern, Küche u. s. w. bestehende Wohnung des Ver­storbenen, wurden bisjetzt jährlich 320-^ Miete bezogen. Das Haus ist in gutem, baulichen Zustand und sommerlich ge­legen.

Ratsschreiberei.

Haffner.

Calw.

Keennkokz-Veekauf

am Dienstag, den 11. d. M. au« den Stadtw. Tan­nenbusch und Spickel 74 Rm. Nadelholz, Scheiter, Prügel und Anbruch, 200 Stück gebundene Nadel-

7

holzwellen, 6 Haufen Nadelreisig und 13 Flächenlose Nadelreisig.

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Gemeinderat.

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