V». N«chrg«»s.

Anflnge LSSV.

Gkfcheint täglich »it Ausnahme der Sonn- und Festtage.

Preis vierteljährlich hier 1 mit Träger­lohn imBezirks- «nd 10 tcm-Berkehr 1.L6 »«, im übrige« Württemberg 1.88 ^ Monatsabonnements nach Berhältnts.

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Jevrrspvechsv Wie. LS.

Aevrrsprechen Mv. LS.

Anjeigen-Bebühr f. d. Ispalt. Zelle a«S gewöhnl. Schrift oder deren Raum bei Imal, «inrülkung 10 bei mehrmaliger entsprechend Rabatt.

Mil dem Plauderstübche» und

vchwäb. Landwirt.

216 Uagokd, Samstag den 16. SepLemöer

1905

Vom 15. bis 25. Sept.

haben alle Postboten und Briefträger den Auf­trag und die Verpflichtung, für das mit dem 1. Oktober beginnende neue Vierteljahr das AbonnementSgeld für denGesellschafter" entgegeuznnehmeu undjdie Bestellung unentgeltlich und endgültig zn vollziehen.

Wer noch nicht auf denGesellschafter" abonniert ist und dessen Zustellung vom 1. Okt. an durch die Post wünscht, braucht nur eine an das Postamt adressierte Karte unfrankiert in den Briefkasten zu werfen, dann erscheint der Briefträger an einem der nächsten Tage und holt das AbonnementSgeld im Hause des Be­stellers ab.

Roosevelt über den russ.-jap. Friedensvertrag.

Wie sich die Frkf. Ztg. aus Paris telegraphieren läßt, hat der Korrespondent des Petit Paristen in Portsmouth auf seiner Heimreise eine Unterredung mir dem Präsidenten Roosevelt gehabt. Der Präsident sprach sich sehr frei über seine Rolle bei den Friedensverhaudlungen aus.

Was dis Frage der Kriegsentschädigung betrifft, so fällt die Ehre des diplomatischen Sieges ganz und gar Herrn Witte zn, denn es ist unstreitig ein großer Sieg. Der Sieg wäre weniger groß gewesen, wenn die Japaner rascher be­griffen hätten, daß sie nicht auf diesen Punkten bestehen durften. Ich wußte bereits, daß die Russen niemals eine Kriegsentschädigung zahlen würden und ich habe es den Japanern in allen Tonarten wiederholt. Wen« Sie in Mos­kau wären, sagte ich zu den Japanern, so wäre dir Forder­ung verständlich, aber Sie find nicht in Moskau. Nehmen wir selbst an, Sie setzte» den Krieg noch ein ganzes Jahr lang fort, opferten eine weiters halbe Milliarde Dollars vud eine halbe Million Mensche», eroberten Sibirien, so werden Sie doch nur einen weißen Elefanten haben, mit dem nichts anznsaugen ist. Aber die Japaner hielten an ihrer Forder­ung fest in der Hoffnung, daß Witte zuletzt doch nachgeden werde. Wenn sie, wie ich den Japanern riet, früher ver­zichtet hätten, so Härten sie sich ungeheure Sympathie er­worben und der diplomatische Sieg wäre ihnen zugefallen.*

Präsident Roosevelt sprach sich dann noch sehr optimistisch über die Zukunft Japans aus.

Ichglaub?,* sagteer,daßdie Japaner, ausdauernd, arbeitsam, intelligent, wie sie find, sehr rasch in die Wege der Zivilisation und der modernen Industrie eiülcnl?« wer­den. Auf wirtschaftlichem Gebiet wird Japan in Ostafien und anderswo ein gefährlicher Rivale sein. Ans dem chi­nesischen Markte namentlich, wird Amerika, England und Deutschland mit einem stark?« Gegner zu rechnen haben. Als Militärmacht, M Seemacht nr.d bald such M Jndn- strie- und Kommerzialgroßnracht hat Japan alle Mittel, um sich rasch zu entwickeln. Der Kawpt Mischen den japa­nischen Fabrikanten auf der einen Seile und den ame- rikauischkn. englischen und deutschen Fabrikanten aus der andern Seite, wird bald beginne».

Komische Hlsberfichl.

DaS Rücktrittsgesuch de- «ngarische» Mini­sterpräsidenten Fkjervaiy ist vom Kaiser Franz Joseph an­genommen und das Kabimtt einstweilen mit der Fortführung der Geschäfte beauftragt worden. In Oesterreich hatte mau Bedenken wegen des Programms FejeivaryS, da mau glaubt, daß die Einführung des allgemeinen Wahlrechts tu Ungarn wcrtgehende Folgen für die Gestaltung der politischen Verhältnisse auch in der österreichischen Reichs­hälfte nach sich ziehen würde.

In Holland wird von der Regiernng ei«

neuer Zolltarifentwurf ansgearbeitet, der hauptsächlich Luxus­artikel stärker belastet. Höhere Zölle sollen vor allem auf Zigarren und fertige Kleider gelegt werden. Die Einfuhr von fertigen Kleidern ans Preußen «ach Holland erreicht einen W-rt von etwa 8 Millionen Gulden.

Die Verhandln»-«« zwischen Schwede» »nd

Norwegen waren ins Stocken geraten, find aber jetzt wieder ausgenommen worden. Die Lage wird von den leitenden politischen Kreisen Schwedens als sehr ernst angesehen, denn man verlangt in Schweden um jeden Preis, daß Norwegen das schwedische Frtedeusprogramm annimmt, das

unter anderen Forderungen auch die Schleifung der Grenz­befestigungen enthält, und Norwegen sträubt sich begreiflicher­weise dagegen, seine südliche Ostgrenze allen Schutzes zu entblößen, da daun die Hauptstadt Cyristianta ganz wehrlos einem feindlichen Angriff von Schweden oder von einer anderen Macht, die mit der Union kn Krieg verwickelt werden könnte, preisgegeben sein würde.

Die Depntiertenwahle« in Spanien find am Sonntag ziemlich rnhig verlassen. Immerhin ereigneten sich auch einige der sonst in weit größerem Maßstab vorge- kommeneu Zwischenfälle. Bei einem Zusammenstoß zwischen Katholiken und Republikaner» in Valencia wurden ein junges Mädchen gerötet und mehrere Personen verletzt. Weitere Ruhestörungen fanden in Jeres, Arcss, Lorca, Baena, Toledo, Baeza und Saragossa statt, doch ist die Orbriunf überall wieder hergestellt. Vielfach wußten Personen ver­haftet werden, die unrechtmäßigerweise ihre Stimme abgebe» wollten. Soweit sich bis jetzr übersehen läßt, sichern die Wahlen der Regierung eine erhebliche Majorität in den nächsten Cortes. Bisher find folgende Ergebnisse bekannt geworden: Gewählt find 140 Ministerielle. 64 Konservative, 23 Republikaner, sechs Unabhängige, zwei Regioualisten, drei Karlisteu.

Gages-Weuigkeiten.

Bus Stadt Md Saud.

Nagold, 16. September.

Volksfest. Die Frist für die Anmeldung der Pferde zur Vorführung und zum Wettrennen ist bis Montag verlängert worden. Für das Rennen find bekanntlich 3 erste Preise L 150 »st, ferner je 3 zu 100, 50 und 25 »st ansgesetzt worden; für die SinzelvorfÜhrung je 3 zu 100, 75, 50 nud 25 »«; für die Sammelvorsührung 3 zu 50 und 2 zu 25 »st.

Hevrenderg, 15. Sept. Zn de« BahsbauTübingen- Herr enb erg werde» gegenwärtig Vermessungen vorgenom- men. Der hiesige Bahnhof, dessen Anlage dann 4 weitere Geleise erhält, wird umgrbaut werden, dessen Kosten auf ca. 100 000 veranschlagt find. In nächster Zeit sollen die Grunderwerbungen stattfiuden.

Grö«dach, 14. Septbr. Endlich soll unserer viel- beklagten und vielbesprochenen Wasserkalamität ein Ende bereitet werden. Die bürgerlichen Kollegien beschlossen die Anschaffung eines Hilfsmotors und übertrugen die ganze Angelegenheit zwecks prompter Regelung der Wafferfrage Oberbaurat Edmann in Stuttgart. A. d. T.

Horb, 15. Sept. Zur Zeit werden oberhalb des- Güterbahnhoses Kieselsteine ausgebaggert, durch Maschinen zerkleinert und durch elektrische Kraft in Rollwagen in die Höhe gezogen, nm oberhalb der Zufahrtsstraße direkt in die Eisenbahnwagen verladen zu werden. Diesen Morgen nun brach beim Aufzug eines Rollwagens das eiserne Seil und der Wagen stürzte in die Tiefe. Der untenstehende, ver­heiratete Taglöhner Jakob Schanz, Vater von 4 unmünd­ige» Kindern, wurde bis zur Unkenntlichkeit zermalmt und war ans der Stelle tot. _

Stuttgart, 1b. Sipt. LandeLversaLAlung dcr

Wirre Württembergs. Im Stadtgarteusaale versam­melten sich gestern nachmittag die Gastwirte Württembergs, um zunächst zur Frage der Abschaffung der Landes- karten Stellung zu nehmen. Der Wirtsverein Heilbron« hatte beantragt, die Versammlung wolle sich für die Besei­tigung der LaadeSkarteu aussprechen. Schick-Heilbroun, der den Antrag begründete, erblickt in dem Fortbestehen namentlich eine Schädigung des Logierwesens. Uaeinge- chränkte Unterstützung fand der Antrag Heilbron» nur vom Mrtsverein Aalen. Zahlreiche andere Vereine, so die von Stuttgart, Reutlingen, Tübingen, Göppingen, Ulm rc. spra­chen die Ueberzeuguug aus, daß die Vorteile, welche die Laudeskarten den Wirten bringen, die Nachteile weit Lber- wiegen. Andere Stimmen aus der Versammlung gaben >er Anficht Ausdruck, daß der WirtSverband von einem Eingreifen in dieser Angelegenheit absehen solle. Zuletzt vurde der Beschluß gefaßt, wonach sich die Versammlung ür die Beibehaltung der LaudeSkarteu anSspricht und an die Regierung die Bitte richtet, sie solle im Falle der Beseitigung der Laudeskarten für ein anderes Verkehrsmittel Sorge tragen. Diese Wünsche sollen in die Form einer Eingabe gekleidet werden, die von besonder? Beauftragten an maßgebender Stelle persönlich überreicht wird. Ein weiterer Punkt, der die Versammlung beschäftigte, traf lie Fleischnot. G.R. Thenrer, der die Haltung der Reichsregiernug in Sachen der Fleischnot einer Kritik unter­warf, betonte, daß durch eine Eingabe lediglich nichts erreicht würde. Sr halte eS für zweckmäßiger, auf die Abgeord­neten einzuwirkeu, daß diese auf dem Wege der Interpella­

tion im Parlament helfend eiugretseu. Der Vertreter von Gmünd unterstützte diese Anregung. Tübingen «achte Stutt­gart den Vorschlag, die Wirte der Landeshauptstadt solle« mit einer Erhöhung der Preise für Fleischspeisen vorangehe«. Erst dann sei den Wirten in der Provinz ein angemeffeuer Preisaufschlag möglich. Broll-Stuttgart wandte sich gegen die Speisehäuser der christliche» Bereinigungen, die durch äußerst niedrige Preise die Gewerbetreibenden schädigen. Auch der Verein von Ulm ließ durch seinen Delegierten die Stuttgarter Wirte gleichfalls auffoi.rn, beispielsweise Mit­tagessen zu 1 »tv künftig mindestens um 20 zu erhöhen. Ballusf-Caunstatt legte der Versammlung eine Resolution vor, wonach sich die Wirte Württembergs der allgemeine« Protestbewegung gegen den Fleischwucher «»schließen und die Oeffnung der Landesgreuzeu für ausländisches Vieh fordern. Nachdem noch Schramm-Stuttgart sich gleichfalls mißbilligend über die niederen Preise der Bereinshäuser aus­gesprochen u»d Rummetsch-Stuttgart zur Solidarität ans­gefordert hatte, wurde die Resolution Balluff einstimmig angenommen.

Urach, 14. Septbr. Der in weiten Kreisen bekannte Besitzer des Gaßhoss zum Faß, Joseph Schneller, ist an einem Herzschlag gestorben.

r. Göppingen, 15. Sept. Der 38jährige, verheiratete Fabrikant Christian Haffner von hier wurde heute unter dem Verdacht mehrfacher SittlichkeiSverbrechen verhaftet und ans kg!. Amtsgericht eingeliesert.

r. Ban der rantze» Alb, 14. Septbr. Ein ge­lungenes Schildbürgerstückcheu ereignete sich unlängst auf den sonst selten in ihrer Ruhe unterbrochenen Gefilde« der rauhen Alb: Hatte da ein Schäfer aus dem Unterlaude ans unseren sutterreichen Gründen die Schafweidc, welche sich zur einen Hälfte auf württembergischeS zur andern auf hohemollerisches Gebiet erstreckte, ans mehrere Jahre gepach­tet. Unser guter Schäfer mußte nun aber wie es scheint, aus früheren Zeiten etwas auf dem Kerbholz gehabt haben, dessen er sich auch wenn gleich ungern wohl noch zu erinnern schien. Den« als eines schönes Tags der württ. Gerichtsvollzieher sich dem Bereich unseres guten Hirten in unverkennbarer Absicht näherte, fand letzterer es geraten, sein wandelndes Vermögen schleunigst jenseits der schwarz- weißen Grenzpsähle in Sicherheit zn bringe« und so dem dienstbeflissenen Beamten ein Schnippchen zu schlage«. Ge­nau ans dieselbe Weise behandelte er einige Tage später den preußischen Bollstreckungsbeamteu. bedachte dabet aber nicht, daß er seine Schafe bei« Rückgang auf württ. Gebiet de« schon eine Stunde laug im Gebüsch versteckten, und Hand in Hand mit seinen preußische« Kollegen arbeitenden württ. Gerichtsvollzieher in. die Falle trieb. Unser guter Schäfer saß nun selbst am tiefsten tu der Klemme, denn einen Rück­gang gab eS nun für ihn und seine Schafe nicht mehr und er »achte kein besonders vergnügtes Gesicht, als er außer der Haupisnmme und den Zinsen noch etwa 20 »6Gebühren und Kosten an die beiden Beamten bezahlen mußte, die er sich durch seinen wie er zuvor meinte äußerst pfiffigen Streich selbst auf diese Höhe hinaufgeschraubt hatte.

Deutsche» Reich.

Pf-rzh-i«, 13. Septbr. Der Streik im städtischen Gaswerk kann insofern als beendigt angesehen werden, als das Werk erklärt, genügend Arbeitskräfte zu haben und die Streikenden nicht mehr einzustellen braucht.

Heidelberg, 15. Sept. Ein Extrablatt der Heidel­berger Ztg. meldet: Der verhaftete Ludwig Ueberle gestand, daß er am 25. Juli nachmittags zwischen 2 und 3 Uhr den am 4. August an der BiSmarckS-Sänle ermordet auf- gefundeuen Peter Kunz aus Pforzheim erschossen habe.

Dar«stadt, 14. Sept. Die Nachricht, der Kaiser von Rußland werde sich mit seiner Familie demnächst zu längerem Aufenthalt nach Darmstadt begeben, entbehrt nach hiesigen sichere« Meldungen der Begründung.

Katzenelnbage«, 14. Sept. Kaiser-Manöver. Die Partei derRoten* ging über Nacht zurück, bis in die Gegend von Katzenelnbogen. Die ganze Nacht hindurch herrschte Regeuwetter. Die Straßen und daS ganze Ma­növerterrain find dadurch sehr schwierig geworden. DaS blaue* Korps griff von Südwesteu aus daS in einer Ver- eidigungSstelle nordöstlich von Katzenelnbogen stehende rote* Korps an und wurde zurückgeschlagen. Der Kaiser, die Kaiserin, der Kronprinz, die Prinzessinnen Friedrich Karl von Hessen und Adolf zu Schaumburg-Lippe, sowie andere Fürstlichkeiten wohnten dem Gefecht zu Pferde bei.

BreSla«, 14. Sept. In Lzenstochau brannte die Zelluloidfabrik von Laundau nieder. Nach derSchl«- ischen Ztg.* werden neun Personen vermißt. Sechs verkohlte Leichen find geborgen. Mehrere Personen wurden verwundet.