Union «itzuwikeu und danach zu trachten, künftig Ruhe und Frieden «us der Haidinsel auftecht zu erh^' .u. Der Staats- Minister wies schließlich in bestimmter W rse die Behauptung zurück, daß der Standpunkt der Regierung lwu dynastische» Jutereffe» beeinflußt sei. — Am Mittwoch ist in der ersten Kammer eiu Antrag eiugebracht morden, der Reichstag solle sich bereit erklären, die ReichSakte aufzuhebeu und so in die Auflösung der Union rinzuwilligen und Norwegen als ssuveräseu Staat auzuerkeuuen.
Der Krieg zwischen Rußland und Japan.
Japan «acht «ene Schiffsbestellnrrge».
Land»«, 30. Juni. Die japanische Regierung beauftragte eine Firma in England mit dem Bau zweier weiterer Schlachtschiffe, die eiu Deplazement von 19000 Tonnen haben sollen.
Dle Belagerung van Wladiwostok beginnt.
Tokio, 30. Juni. Die 6. und 7. japanische Armee hat sich auf dem halben Wege zwischen Kiriu und Wladiwostok vereinigt, um gemeinsam die Belagerung Wladiwostoks vorzunehmeu.
Gages-Weuigkeiten.
Ans Stadt und Land.
Nagold, 1. Juli.
Znr Jüngliugsvereinssache. Unter dieser Spitzmarke wird in der Reich-Post zunächst der segensreichen Tätigkeit unserer Herrn Stadtpfarrers zur Hebung und Förderung des JüngliugSvereiuSweseuS gedacht, Wetter der Bortrag des Herrn Schulrat Dr. Frohumeyer über »Johannes Soßuer" eingehend gewürdigt und am Schluß des Artikels folgender Jdeengaug entwickelt:
Sollte er wirklich nicht möglich sein, durch derartige Borträge das religiöse Gemeiudelebeu auch außerhalb der kirchlichen Gottesdienste zu stärken? Haben sich doch bei diese« ersten Vortrag viele nicht zum JünglingSvereiu gehörige Semeindeglieder und namentlich auch viele Zöglinge des SchullehrersemiuarS eingesunken. Freilich erscheint eS augestchts der immer frecheren und immer allgemeineren Angriffe auf die evangelischen Lehre und Kirche — und zwar weniger von der katholischen Kirche als von nur noch äußerlich unserer Kirche augehörigeu, aber' innerlich ganz von ihr abgefallenen Professoren und Zeitungsschreibern?— auch dem Berichterstatter dringend geboten, daß der Kampf gegen solche Angriffe nicht mehr bloß de» au bestimmte Libelstellen resp. an ihren Predtgttext gebundenen und wenigstens in den Städten vielfach überbürdeten Geistlichen überlaffen bleibt, sonder» besonderu, nicht bloß glaubeuSsesten, sonder« auch wissenschaftlich befähigten und mit dem neuesten Stand der christlichen Apologetik bekannten Männern anvertraut wird, die als Wauderredner in jedermann zugänglichen Volksversammlungen die Schwäche der sogenannte« „wissenschaftlichen" Beweise gegen die heilige Schrift und gegen den „alten Glauben" besonders in allen mehr als das Land vom Gift des »iderchristlichen Zeitgeistes angesteckten Städten enthüllen. Allerdings dürfte in eine« paritätischen Staat das oberste Ktrcheuregimeut an der Führung und Leitung eines solchen direkten öffentlichen Kampfes sich durch verschiedene Rückfichten verhindert sehen — obgleich ja nicht gegen die katholische Schwesternkirche, sondern gegen Angriffe auf die beiden Kirchen gemeinsame christliche Glaubensartikel gekämpft werden soll und eS sich ja nur um einen zur Rettung deS christlichen Glaubens für unser Volk uns aufgedrungeneu BerteidiguugSkampf handelt. Selbstverständlich müßte die Honorierung dieser Wauder- reduer durch freiwillige Beiträge erfolgen. Wir geben diesen Gedanken Ausdruck und wären erfreut, wenn sie irgendwo aus fruchtbaren Boden fallen und zu Taten führen würden.
Die Landjäger haben die Erlaubnis erhalten, bei dienstlichen Verrichtungen eigene, in ihrem Besitz befindliche Fahrräder zu verwenden, wenn nicht im einzelnen Fall die Möglichkeit der Benützung eines billigeren Beförderungsmittels, namentlich der Eisenbahn, gegeben ist. Für die Benützung der eigenen Fahrräder kann eine Abnutzungsgebühr von 30 iZ für die Stunde bis zum Höchstbetrag von 1 50 H für den Tag in Anrechnung gebracht werden.
Dagegen wird für etwaigen Schaden, den dar Fahrrad durch den Gebrauch erleidet, keine Vergütung gewährt.
Die Wiener lästige Bühne, welche morgen nachmittag i« Kurhaus Waldlust auftrttt, gastierte in Karlsruhe 60mal, in Konstanz 80mal mit großem Erfolg; die uns vorgelegteu Zeugnisse bestätigen ein wirklich künstlerisches Personal.
Nagoldbad. ES sei an dieser Stelle aufmerksam gemacht, daß das Wasser der Nagold die seltene Wärme- temperatur von 17° L hat; wenn die Hitze so anhält, dürfte sich diese Temperatur noch steigern.
r. Alteusteig, 30. Juni. Die hiesige Stadt kaufte 51 ar Areal auf dem, eine prächtige Aussicht gewährenden Schloßberg um 8200 Der Platz soll zu VerschöneruugS- zwecken angelegt werden. — Anläßlich deS am 8. und 9. Juli d. I. hier stattfindeudeu SchwarzwaldvereiuStags rüstet sich die Stadt, die Gäste würdig zu empfangen. In der ganzen unteren Stadt werden Trottoirs angebracht und auch die Hausbesitzer find bemüht, den Häusern eiu festliches Aussehen zu geben. Der Stadtgemeiude erwachse» durch die Trottoiranlage sehr bedeuteuve Kosten. Die Arbeiten werden nächste Woche beendigt sein.
Herrenberg, 28. Juni. Der Gemeinderat hat die Beerdigungskosten für die Familie Nuoffer auf die Stadt
kaffe übernommen. — Im „Gäuboten" erscheint ein ausführlicher Bericht über den Brand. ES wird dargelegt, daß mau allgemein glaubte und daß auch de« Feuerwehr- kommaudanten u«d dem Oberamtmanu von verschiedenen Sellen wiederholt versichert wurde, die Familie Nuoffer und insbesondere die Kinder seien gerettet. Aber selbst wen« mau die Familie Nuoffer noch t« brennenden Hause ver- vermutet hätte, wäre a« ihre Rettung nicht mehr zu denken gewesen. Man hätte höchstens die Leichen herausholen können, die- aber nur unter Gefährdung deS Lebens der Feuerwehrleute. — Der Vater Nuoffer sei, nach der Lage seiner Leiche auf dem Brandschutt zu schließen, wahrscheinlich im Bett liegend erstickt und verbrannt. Die Vermutung, daß Nuoffer beim Nachhausegeheu ein Zündholz angezüudet habe, um sich die Treppe hinauf zu leuchten, und daß er dieses dann weggeworseu und dadurch den Brand verursacht habe, sei nicht widerlegt, aber auch nicht ohne weiteres berechtigt. In der Brandnacht sei Nuoffer, der tagsüber wie immer fleißig seinem Berufe nachgegangeu. um halb 1 Uhr nach Hause gekommen, wenn auch angeheitert doch nicht berauscht.
Schönmünzach, 30. Juni. Mit dem 1. Juli d. I. wird die Stelle des SteuerwächterS. die in unserem Grenzdorfe seit langer Zeit bestand und deren Träger früher der GrenzzoHer hieß, aufgehoben und nach Besenfeld verlegt. Infolge dieser Neuordnung scheidet aus unserer Mitte Herr Steuerwächter Nill, ein pflichteifriger, freundlicher Beamter, der sich in den Jahren seines Hierseins die allgemeinste Wertschätzung erworben hat und den darum die besten Wünsche auf seine neue Stelle in Psalzgrafeuweller begleite«.
r. Stuttgart, 29. Juni. Die gestern abeud stattge- fnndene Vollversammlung der Flaschner- und Justallateur- zwaugsinnung hat beschlossen, mittels Reverses jeden Meister in Konveutialstrafe zu nehmen, der den von den Gehilfen eingereichten Tarifvertrag unterzeichnet. Diese Maßregel wird die Arbeitniederleguug der Gehilfen zur Folge haben.
r. Tübingen, 39. Juni. Der Diener an der Anatomie wachte bei dem Mittagessen im Gasthaus die Bekanntschaft eines unbekannten Radfahrers, der dann gleich drei Kuverte bestellte. Ans einmal sah er aber nach seinem angeblichen Sportsfreunde. Anstatt aber mit diesem das Mahleinzunehmen, verschwand derselbe mit dem neuen Fahrrad des AnatomiedienerS.
r. Leonberg, 29. Juni. Der 40 Jahre alte Bauer Albrecht von Gebersheim hies. Oberamts hat sich heute i« Gemeindewald erhängt. Sein gestriger Versuch, sich im Stall zu erhängen, wurde durch seine Verwandten vereitelt. Der Grund der Tat scheinen schlechte finanzielle Verhältnisse zu sein.
lver vergessen bat.
sein Postabonnement zu erneuern, werfe umgehend eine an das Postamt adressierte Bestellkarte unfrankiert in den Briefkasten. Die Post läßt dann den Abonnementsbeitrag sofort einziehen.
r. Nentlinge«, 30. Juni. DaS Kind des Glasers Renuivger in der Lederstraße starb, nachdem es in einen Kübel heißen Wassers gefallen war und sich verbrüht hatte.
r. Oberndorf, 28. Juni. Der seit dem 9. dS. M. vermißte ledige Metzger Ehr. Kamerer wurde gestern im Harzwald tot aufgefunde«. Er hatte seinem Leben durch Erhänge» ein Ende gemacht.
Ba« Nuheftein, 28. Juni DaS Ausstchtsgerüst auf dem Schliffkopf (1056 Meter über dem Meere) ist wieder zugänglich, aber nur notdürftig in Stand gesetzt; wiewohl eS ohne Gefahr wieder bestiegen werden kann, dürfte doch dem bad. Schwarzwaldverein schon in zwei Jahren nur ein Turmbau in Steinen, woran eS ja in der Nähe nicht fehlt, erübrigen. Mit den bisherigen Kosten dreimaliger Wiederinstandsetzung hätte man bei Einrechuung des Wertanschlags der vom badischen Pionierbataillon 1891 ausgeführten erstmaligen Instandsetzung fast auch sofort einen Bau in Stein (oder Eisen) ausführen können.
t. Eßlingen, 28. Juni. Gestern nachmittag stürzte der im hiesigen Hospital untergebrachte 85 Jahre alte Insasse Georg Eisenmann 2 Stock tief so unglücklich herab, daß er sofort tot war.
r. Köngen, 30. Juni. Gestern abeud zwischeki 5 und 6 Uhr ertrank oberhalb der Mühle beim Baden im Neckar der 12 Jahre alte Sohn des Schreinermeisters Bühler.
Schwenningen, 30. Juni. Einen schrecklichen Tod erlitt hier der schon bejahrte Landwirt David Westhauser. Beim Austragen des Oberbad. Grenzboten fiel er in eine nicht genügend gedeckte Jauchegrube und fand so den Tod durch Ertrinken.
r. Friedrich-Hafen, 29. Juni. Herzog Albrecht und seine 6 Kinder stad zu kürzere« Besuch der kgl. Majestäten um 6 Uhr 30 Min. gestern nachmittag hier eingetroffen. Im Auftrag des Königs wurden die hohen Herrschaften vom Flügeladjutanten Freiherrn von Tessin am Bahnhof empfangen. In der Umgebung des Herzogs war der persönliche Adjutant Graf Degenfeld sowie eine zahlreiche Dienerschaft. Von hier aus dürfte die Reise nach Gmunden zu den Großeltern erfolgen. Geradezu rührend war der Anblick der munteren Kiuderschar und die Erinnerung au die hochselige Herzogin.
r. Ravensbnrg, 29. Juni. Ein älterer Sauer au» Weingarten stieg gestern vormittag aus der hiesigen Station in deu Schnellzug, der nach FriedrichShafe« geht. Er wollte jedoch nach Tettnang fahren und hätte htezu deu Personeu- zug benützen müssen. Als der Schnellzug in Weißenau nicht auhielt und der Bauer seinen Irrtum bemerkte, wollte er aus dem Wagen springen, woran ihn aber die übrigen ! Paffagiere hinderten. Er beruhigte sich auch so ziemlich.
Kurz vor der Station Meckenbeuren erholt er sich wieder, riß die Türe auf und sprang aus dem in voller Fahrt befindlichen Zug hinaus. Er erlitt mehrfache Arm- und Beinbrüche und so schwere innere Verletzungen, daß er wohl schwerlich mit dem Leben davonkommeu wird.
Deutsches Reich.
r. Pforzheim, 29. Juni. In Huchenfeld wurde gestern eine Frau bei« Heumachen vom Blitz erschlagen. , Der Mann und der 12jähr. Sohn wurden ebenfalls vom Blitz getroffen, aber nur betäubt.
r. Pforzheim, 38. Juni. Die gestrige Generalversammlung der Aktiengesellschaft für Bijouterie und Ketten- fabrikatio» Rodi und Wienenberger genehmigte sämtliche Anträge der Verwaltung und setzte die Dividende auf 10°/. fest. In den Ausstchtsrat wurde Rechtsanwalt Moritz Strauß-Karlsrnhe neugewählt.
f. Stühkinge«, 39. Juni. In dem schweiz. Grenzort Hallan (KL. Schaffhauseri) erschlug der schwer betrunkene Zimmermaua Stamm seine schlafende Ehefrau mit einer schweren scharfkantigen Eisenstauge. Nachher schnitt sich der Unhold die Kehle durch.
Ans Baden, 29. Juni. In Eschelbach starb gestern ei» 15 jähriges Mädchen an Genickstarre; ein anderes Mäd- cher im gleichen Alter liegt an der gleichen Krankheit hoffnungslos darnieder.
Elberfeld, 27. Juni. (Die Verteilung der Schillerbücher) haben die katholischen Rektoren nach dem „Wuppertaler Volksblatt" auch trotz einem besonderen Befehl des Schulrats Boodstein abgelehnt. Daraufhin hat sich der Schnlrat, wie die „Neuesten Nachrichten" für Elberfeld Mitteilen, entschlossen, sich direkt an die Eltern der Kinder zu wenden und sie zu ersuchen, die Bücher in Empfang zu nehmen.
Kiel, 28. Jult. Admiral von Köster wurde heute zum Großadmiral befördert. Der Kaiser ließ durch Flottenfignal der Marine diese Ernennung Lekanntgebeu, worauf das Flottenflaggschiff „Kaiser Wilhelm II." und die übrigen Flaggschiffe 19 Schuß Salut feuerten.
Stettin, 29. Juni. In Peuslin stürzte bei einem Gewitter die Kirche ein. Der Küster und zwei Kinder wurden getötet und mehrere Personen gefährlich verletzt
Ausland.
Paris, 29. Juni. Von zuverlässiger französischer I Seite verlautet, daß Ministerpräsident Rouvier in der i neuerlichen Unterredung mit dem deutschen Botschafter, ! Fürsten Radolin, die formelle Ueberzeuguug gewann, daß Deutschland die berechtigten Interessen Frankreichs in Marokko in keiner Weise beeinträchtigen wolle und den lebhaften Wunsch hege, die Marokkofrage so bald als möglich erledigt zu sehen.
Lansanne, 27. Juni. Nach der Lausanner „Revue" hat sich eine Fiuanzgruppe gebildet zum Bau einer Zahnrad- uud Dampfbah« zwischen Chamonix und dem MontanverS, um deu Besuch deS „Eismeers" zu ermöglichen. Das Ge- sellschaftskapital ist 1600000 Fr. auf 3200 Aktien, von denen 2330 öffentlich zur Subskription ul xari aufgelegt werden. Gesellschastssttz ist Annemaffe, Sitz der Verwaltung Lausanne. !
Petersburg, 30 Juni. An Stelle deS Großfürsten Nikolajewitsch ist der Generalleutnant Ostrogradoky zum Gsneralinspekteur der Kavallerie eruanat worden. Im St. Petersburger Hafen, wo ein Polizeiosfizier ermordet wurde, erfolgten dieser Tage Massenwerhastungen volu Arbeitern.
Rewyork, 29. Juni. In Watkinsville (Georgien) stürmte eine Schar Maskierter das Gefängnis und führte acht Neger und einen Weißen fort, welche der Ermordung und der Beraubung eines alten Farmerpaares angeklagt, sowie der Vergewaltigung einer weißen Frau beschuldigt waren. Die Gefangenen wurden in einer Reihe aufgestellt und daun niedergeschoffen; acht von ihnen wurden getötet und einer stellte sich tot, worauf die Lyncher sich entfernten.
Die Meuterei in der russischen Flotte.
Petersb«rg, 29. Juni. Hier verlautet. Vizeadmiral Krieger sei gestern abend «it vier Linienschiffe» van Sewastopol »ach Odessa in See gegange», wo sein Eintreffen heute abend erwartet wird; er hat Befehl, die Besatzung des Fürst Potemkin auszufordern, sich zu ergeben ! und nötigenfalls das Schiff mit der meuternden Besatzung in Grund zu bohren und in Odessa die Ruhe wieder herzustellen.
London, 30. Juni. Dem „Daily Expreß" wird " aus Odessa telegraphiert: Der „Potemkin" liegt auf der Reede mit auf die Stadt gerichteten Geschützen. Die Leiche deS au Bord des „Potemkin" getöteten Matrosen liegt auf dem Kai und Tausende vou Aufrührern ziehen daran vorüber und schwören Rache. Desgleichen stehen neben ihm Signal- wachen, auf deren Zeichen hin das Bombardement der Stadt beginnen würde. Der Hafena-miral erbot sich, als Geisel an Bord de- „Potemkin" zu gehen, um die Stadt zu retteu. Die Meuterer haben auf dieses Anerbieten noch nicht geantwortet. In deu Straßen knattern die Salven der Kosaken, Der angerichtete Schade» wird auf S« Millionen berechnet.