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Amts- unck Anzetgeblatt für äen Oberamtsbrzirk (alw.

Nr. 305

Freitag, den 30. Dezember 1927

Die Luftfahrt im besetzten Gebiet

Bedingte Freigabe für den deutschen Luftoerkehr

TU Köln, 80. Dez. Die Rheinlandtommission hat die Lustfahrt sreigegeben, wenn die in einer Verordnung vom 17. August 1020 festgesetzten allgemeinen Bedingungen be­achtet werden. Für jedes Ucberfliegen des besetzten Gebie­tes muß die Genehmigung der Rhclnlandkommissivn cin- geholt werden. Diese wird für die Handelslinien erteilt durch Beglaubigung der von der Relchsregiernng oder von den Landesregierungen in Ausführung des NcichsgesetzcS vom 1. August 1022 erteilten Genehmigung. Diese Beglau­bigung erfolgt auf den Namen der Unternehmungsgesell­schaft und mit Gültigkeit für bestimmte Zeit. Für die übri­gen Luftfahrten lautet die Genehmigung auf den Namen deS Lustfahrers und hat je nach den Fällen für eine oder mehrere Reisen Gültigkeit. Die Gesuche um Genehmigung oder Beglaubigung müssen Namen, Vornamen, Staatsange­hörigkeit des FahrerS, die wesentlichen Merkmale des Luft­fahrzeuges, seine Nationalität, Eintragungsnummer, Un­terscheidungszeichen, die Fahrtlinie und den wahrscheinli­chen Zeitpunkt deS Uebersliegens, unter Umständen auch ge­plante Landungen angeben. Ferner, ob das Luftfahrzeug mit Einrichtung für drahtlose Nachrichtenübermittlung ver­sehen ist. In diesem Falle ist die Stärke der Einrichtung, die Wellenlänge und Sendungsart anzugeben. Das Ueber- sltegen der Artillerieschiebstände Griesheim, Bellingen im Kreise Bitburg und Ludwigswinkel ist verboten. Wird die Genehmigung oder Beglaubigung verweigert, so ist der Grund anzugeben. Verboten ist die Beförderung von Waf­fen, Kriegsmunition, Sprengstoffen, giftigen Gasen und Brieftauben.

Ein Uuterstaatssckrctarlat für die französische Flugfchisfahrt.

TU. Berlin, 30. Dez. Nach der Meldung eines Berliner Blattes aus Paris beschloß die französische Regierung die Wiedererrichtung eines Unterstaatssekretariats für die Mug- schiffahrt.

Französische Hetze wegen des Reichswehreiais

TU Paris, 80. De». Die französische Presse beschäftigt sich fortgesetzt unter Hinweis auf deutsche Pressestimmen mit dem Budget des Reichswehrministcriums, wobei der Frie­denswille Deutschlands und beispielsweise durch den Temps die korrekte und loyale Durchführung deS Versailler Ver­trages durch Deutschland in Krage gestellt werden. Der Temps" bezieht in den Haushalt des Reichsmehrmtnisteri- umS auch die Ausgaben für die Schutzpolizei, Subventionen an die Rüstungsindustrie, für die Ertüchtigung und für histo- rische und geographische Zwecke <0 ein und kommt so zu einer Gesamtzisser von 000 Millionen Goldmark. DerJn- transigeant" spricht von Bndgetverschleierungen, muß aber anerkennen, baß der Prozentsatz von 7,2 für das Reichs» wehrministerium im Verhältnis -um Gesamtbudget nicht sehr hoch erscheine.

Die Berechnungsart desTempS" trägt den Stempel der Tendenz an der Stirn. Durch derartige Kunststücke können auf baS Konto des deutschen Retckswehretats beliebige wei­tere Posten gesetzt werben. Jur übrige» sollte es auch dem TempS" bekannt sein, daß Deutschland lediglich durch das durch den Versailler Vertrag ihm aufgezwungene Sülüncr- system gezwungen ist, solch hohe Summen für seine Reichs­wehr auSzugeben.

Der Haushaltsplan 1928 im Reichstag

Mitteilung der Reichsratsbejchlüsse

TU. Berlin, SO. Dez. Am Donnerstag ist der endgültige Entwurf des Haushaltsplanes für 1028 dem Reichstag zu- gegangcn. Zunächst werden die Beschlüsse des Reichsrates mitgeteilt, die an Mehraufwendungen gegenüber dem Vor- schlag der Neichsregierung 31 200000 bringen. Davon entfallen 20 Millionen aus eine einmalige Beihilfe für die wirtschaftlich und kulturell besonders bedrängten Grcuzge- biete im Osten und Südosten. Weitere 0 Millioen für die bedrängten westlichen Grenzgebiete. Diese Mehrkosten sollen aufgebracht werden durch Abstriche am Wehretat, vor allem durch Zurückstellung deS Baues des Panzerschiffes A sS3 Millionen) und durch Verzicht ans eine Reihe von Neu­bauten für Finanzämter. Die Begründung des ReichSratS zu den Aenderungen und die Stellungnahme der ReichS- regierung dazu sollen nachgereicht werden.

Anschließend wird baS Zahlenmaterial des Etats gegeben. In 20 Anlagen sind die Einzelhaushalte beigefügt.

Das Arbeilsprogramm des Reichskabinetts

Besuch des Ncichsjustigministcrs in Schlesien.

TU. Berlin, 30. Dez. Wie derLok.-Anz." hört, wird am 31. Dezember eine Mtnistcrbcsprechung über Bcrwaltungs- resormen stattsinden. Dann wird bas Kabinett eine längere Pause, etwa bis zum 10. Januar cintreten lasten, da erst um diese Zeit der Reichswehrminister und der Rcichsarbcits- mtnister nach Berlin »nrückkehren werben. Der Reichs, justizminister wird die Pause benutzen, um auf 5 Tage, bis zum 7. Januar, nach Schlesien zu sahren.

Ein polnisches Schwindelmanöver

Angebliche deutsch-litauische Anleiheverhandlungen.

TU Warschau, 80. Dez. Die polnische AgenturAjencia Telcgrasiczna Expreß" bringt eine Nachricht aus Kowno, wonach zwischen Woldemaras und dem deutschen Gesandten in Kowno schon vor mehreren Tagen geheime Verhandlun­gen über eine deutsche Anleihe an Litauen geführt worden sein sollen und zwar soll die litauische Landwirtschaft eine deutsche Anleihe in Höhe von 2 Millionen Lit erhalten. Fer­ner sollen einige litauische Firmen Wrchselkredite zu gün­stigen Bedingungen erhalten. In der Meldung wird sodann erklärt, daß diese Verhandlungen nicht nur eine wirtschaft­

liche Annäherung zwischen Deutschland und Litauen zum Zweck Härten, sondern gewissermaßen die Verzögerung der Verhandlungen der litauischen Negierung mit Polen er­klärten.

An den zuständigen Reichssteüen ist von gegenwärtig ge­führten Verhandlungen über eine deutsche Anleihe an Li­tauen nichts bekannt. Im übrigen aber ist der Zweck der polnischen Meldung aus der Schlußbemerkung bereits voll ersichtlich. Wenn die polnisch-litauischen Berhandlnngeli. die nach den bisherigen Erklärungen WoldemaraS wenig Aus­sicht auf Erfolg haben, scheitern sollten, dann will man von polnischer Seite Deutschland die Schuld daran in die Schuhe schieben. Einer solchen Verdächtigung kann nicht energisch genug entgegengetreten werden.

Roch kein polnisch-litauischer Grenzvcrkehr.

TU. Kowno, SO. Dez. Dt« litauische Telegraphenageutur meldet: Die Auslandsprcsse verbreitet ans polnischer Quelle die Nachricht, daß der Verkehr über die litauisch-polnische Demarkationslinie sreigegeben worden sei. Diese Meldung ist erfunden, denn in den Beziehungen zwischen Litauen und Polen kann sich nichts ändern, solange keine Verhandlungen stattgesnndrn haben nnd keine Verständigung in diesen Kragen erzielt ist.

Keine Verständigung in der Tangerfrage?

Ein sran-ösischö Dementi.

TU Paris, 3o. Dez. Die Meldungen, wonach -wischen Frankreich und Spanten in der Tangersrage eine Einigung erzielt worden sei, wird von zuständiger srauzvstscher Seite dementiert. Weiter wird erklärt, - die Verhandlungen über die Organisation der Polizei in Tanger writergehen.

Der spanische Botschafter bei Brianb.

TU. Paris, SO. Dez. BriauL empfing im Lause des vor­gestrigen Nachmittags Len spanischen Botschafter Quinoned de Leon. Wie von gut unterrichteter Seite verlautet, bezog sich die Unterredung auf eine baldig« offizielle Wiederaus- nähme der sranzösisch-spanischen Verhandlungen über ein neues internationales Statut in Tanger. Zwischen England und Frankreich besteht die Vereinbarung, daß nach dem Zustandekommen einer Verständigung über diese Frage zwischen Frankreich und Spanien auch Italien zu den Ver­handlungen herangezogen werden soll.

vezugepreto:

llnderLiauldOSoidpiennig« wöchentlich mit Oägeriohn Polt - öezugspreis 40 Sold­pfennig» ohne vestellgeld

Schluß der Anzeigen­annahme S Uhr vormittag»

Zn Häkle- häl^eer S»w«U begeht kein Nnlpnxh «ulüeseeung äer Lev»», »äer auf ktiäizehkmi äe» oeruH-preye»

Zernsprecher Nr S

verantwort. Schriftleitung: Friedrich Hanr> Scheel« Druck und Verlag der A Velschldger'schen vuchdruckerei.

101. Jahrgang

Tages-Spiegel

Die deutsche Lnstsahrt im besetzten Gebiet ist von brr Rhein- landkommission bedingt freigegeben worden.

Der Haushaltsplan des Reiches für das Jahr 1S28 ist zu, samme« mit den Abändernngsbeschiüssen des ReichsratS dem Reichstag -«gegangen.

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lieber die Besoidnngsnenordiinng der Reichsaugestellte» wird voraussichtlich morgen entschieden werde».

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Nach Meldungen ans Washington dementiert man dort die Absicht Amerikas, das Reparationsproblem gemeinsam mit der internationale« Schnldcnfragc anszurolle«.

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Die Mordtat an dem italienische» Vizekonsul Coccto in Rußland hat sich als einfacher Raubmord heraus»«stellt.

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In Johannisbnrg wird offiziell angekündigt, daß »« Anfang des Jahres 1028 Versnchsftügc von Luftschiffen -wische« Großbritannien «nd Südafrika unternommen werde« solle», um die Möglichkeiten für di« Errichtung eine- regelmäßigen Luftschifsdienftes ansznprobiere«.

Amerika und das Reparationsproblem

Washington dementiert.

TU. Ncuyork, 30. Dez. In Washington wird die Nach» richt von einer veränderten Haltung der amerikanischen Re­gierung in der NeparattonS- nnd Kriegsschuldensrage kl­ein französischer Versuchsballon bezeichnet. Es wir- daraus hingewiese», daß die amerikanische Regierung schon im Hin­blick auf die Wahlen keinesfalls ihre bisherige Politik ändern könne. Nach wie vor seien die Krage« der Kriegsschulden und der Reparationen für Amerika von einander unabhän­gige Probleme. Parker Gilbert, der bisher bei Verwandten weilte, dürfte in de» kommenden Tagen Besprechungen mil den höchsten Stellen in Washington führen. In den erste« Tagen der nächsten Woche wird Parker Gilbert mit den füh. renden Finanzleuten Neuyorks verhandeln. Am 0. Januar wird er direkt nach Berlin abreisen.

Die Landesverteidigung Belgiens

Die Aufgaben der Kommission znm Studium der militärischen Reorganisation.

TU Brüssel, 30. Dez. Die vom Ministerium für natio­nale Verteidigung ernannte Kommission zum Studium der militärischen Reorganisation Belgiens trat zu ihrer ersten Sitzung zusammen. In der Eröffnungsrede führte de Broc« quevtlie ans, daß die belgische Militärfrage durch folgende Tatsachen bedingt sei: 1. durch die in unmittelbarer Nähe der Grenzen liegenden Jndustrteunternehmungen «nd S. durch die mangels Trnppenformationen und Material unverteidigten und einer Invasion ofsenliegcnden Grenzen.

Der Präsident der Kommission wies darauf hin, daß bei allen Lösnngsvorschlägen in erster Linie die Sicherheit deS Lan-eS zu berücksichtigen sei. Eine Verminderung der Dienstpflicht komme nicht in Frage, salls sie für die Ver­teidigung -es Landes von Nachteil sei.

In der nächsten Sitzung wird der GeneralstabSches «ine Erklärung über die gegenwärtige Stärke der belgischen Armee abgebcn. Die Kommission hofft, ihre Arbeiten noch vor Ostern zu beenden.

Wirbelstürme und Überschwemmungen in Italien

Heftiger Wirbelstnrm über Civitavecchia.

TU. Rom, 80. Dez. Ueber Ctvitavecchia hat am Mittwoch ein heftiger Wirbelstuyn gewütet, der In der ganzen Stad» und im Hafen großen Schaden angerichtet hat. Ein Segel­schiff soll mit der ganzen Besatzung untergegangcn sein. Gleichzeitig wütete et» heftiger Wirbelwind in den La­gunen von Venedig.

Springslnt ln Neapel.

TU Rom, M. De». Gestern überschwemmte di« Hafen- imartter« von Neapel eine Springflut, die den steinernen Kai vom Grandhotel bis -um Hotel Savoy zertrümmerte. Im Hasen selbst wurden »wet Frachtdampfer von der An- kerkcttc gerissen und schwer beschädigt, ebenso auch die Lan­dungsbrücke. Die Springflut, die deu Charakter eines Meer­bebens hatte, reichte bis nach Poz-uoi nnd richtete auch dort schwere Schäden au. Verschieden« Personen wurde» verletzt.