Ausland.

Wie«, 1b. Mai. In der Schottenbastet-Gaffe nächst dem Schotteriug fand heute gegen Mittag in der Wiener Niederlage der Compagnie franzaise du Celluloids eine große Explosion statt, beider etwa 50 Personen meist schwer verletzt wurden. Ts folgten einander mehrere Explosionen. Gleich durch die erste Explosion wurden die Fenster zertrümmert und die Flammen und dicker Qualm drangen aus die Straße, wo mehrere Personen durch Len Luftdruck zu Boden geworfen wurden. Die Feuerwehr drang mit großer Bravour in die brennenden Räume und versuchte des Feuers Herr zu werden. Bei den außeror­dentlich schwierigen Löfchversucheu trugen der Feuerwehr- iugenieur Chytil und drei Wehrmänner Verletzungen davon. DaS Fruer entstand in einem Magazin, das seit Sonnabend abend geschloffen war und erst heute gegen mittag geöffnet wurde. Dreißig Personen waren so schwer verletzt, daß sie fort transportiert werden mußten, viele leichter Verletzte flüchteten und begaben sich nach Hause.

Kattotvitz, 15. Mai. Trotz der wärmeren und ste­tigen Witterung nahm im Stadt- und Landkreise Kattowttz die Genickstarre nicht ab, souderu erreichte mit 50 Neuer- kraukungen und 32 Todesfällen in vergangener Woche die Höchstzahl. Der Bestand betrug am Schluß 155 Erkrank­ungen.

Paris, 15. Mai. Der Ministers hat im Prinzip beschlossen, eine Abordnung nach Berlin zu senden, um die Regierung bei der Hochzeit des deutschen Kronprinzen zu vertreten. Die Zusammensetzung dieser Sondergesaudtschaft wird iu einer der nächsten Sitzungen des Ministerrates be­schlossen werden. Die Regierung wird erwägen, ob diese Mission ausschließlich auS Mtlitärpersonen oder ob sie aus Zivilpersonen gebildet werden soll, denen eine gewisse An­zahl von Vertretern der Armee beigegeben werde.

Riga, 16. Mai. Gestern abend 11 Uhr warfen in der Nähe des Grisemberges unbekannte Personen eine Bombe gegen einen Polizelkommiffär und 2 Polizisten. Der Kommisffär und ein Polizist wurden schwer verletzt, der zweite Polizist, der zunächst uuverwundet geblieben war, wurde, als er die Täter verfolgte, von diesen durch Re- volverschüffe getötet. Der andere verletzte Polizist ist eben­falls seinen Wunden erlegen.

Ueber die Judeuhetze i« Shitomir werden russi­schen Blättern, wie wir einem Petersburger Telegramm des Daily Telegraph" entnehmen, folgende Einzelheiten gemel­det: Die Hetze begann am vorigen Samstag um 5 Uhr nachmittags in der Pawlikowskaja-Straße, wo die ärmsten Juden wohnen. Zweihundert Strolche marschierten plötz­lich durch die Straße, warfen die Fenster ein und schleu­derten Steine auf die Paffanten. Man benachrichtigte die Juden im Zentrum der Stadt und eine Anzahl derselben kam, um ihre Glaubensgenossen zu verteidigen, aber der Polizeipräfekt, Kosaken und eine Kompagnie Soldaten ver­sperrten ihnen den Weg. Vor den Augen der Polizei wurde der Schriftsteller Selzer, als er den Polizeipräfekten beschwor, den Gewalttätigkeiten ein Ende zu machen, niedergeworfen. Die Strolche wollten daraus einen jungen, durch setue Wohl­tätigkeit bekannten Juden usmenS Gottesmann ermorden, allein der Poltzeipräfekt rief ihnen zu:Ihr müßt ihn nicht anrühren!" und er blieb unverletzt. Nach vierstündigem Handgemenge wurden einige Führer der Ruhestörer verhaftet, dann aber, nachdem man ihre Namen notiert hatte, wieder sreigelaflen. Am Sonntag morgen wurden die Juden wieder angegriffen und diesmal versuchten die Patrouillen die Ruhe­störer zu zerstreuendurch Zureden", als sich eia unglücklicher Zwischenfall ereignete. Nach der jüdischen Version erschaffen einige Strolche, welche aus Juden zielten, durch Zufall den Polizeiinspektor Kurjarow, der als Anstifter der Judenhetze galt. Darauf fielen die Ruhestörer mit Wut über die Juden her, welche weder von dem Militär noch von der Polizei beschützt wurden. Ein Jude wurde vor den Augen der Soldaten und Polizisten geschlagen und dann zum Tode getrampelt. Mittlerweile wurden in einem anderen Vororte jüdische Häuser zerstört und 9 Inden ermordet. Tausende von Inden haben keine Wohnung und nichts zu essen. Die Getöteten find in so bestialischer Weise verstümmelt, daß uur ein Student, namens Weinstein, hat identifiziert werden können. Im Hospital befinden sich 57 Verwundete, von denen 50 schwer verletzt find. In dem ärmsten Stavtteil, Podol, find alle jüdischen Häuser ausgeplündert.

AuS Gerbte«. Eine in ibrer Art gewiß einzige Defraudationsaffäre bildet in Belgrad den Gesprächs­

stoff. In dem Dorfe Pozarewatsch hatte der Steuerbeamte Swetoltk Nikolajewitsch über 20 000 Frks. defraudiert. Rechtzeitig von einer bevorstehenden Kaffenrevifion unter­richtet gelang es aber dem Defraudanten, von seinem Bruder, de« bekannten Abgeordueteu, das Geld für 24 Stunden zu entlehnen. Die Kommission kam, fand die Kaffe iu Ord­nung und zog befriedigt ab. Am selben Abend gab der Beamte das Darlehen zurück. Die Sache kam bald heraus, aber ohne daß seitens der Behörden irgend welche Schritte unternommen wurden. Gemütliche Zustände!

Tschifrr, 15. Mai. Ein aus Niutschwang heute hier eingetroffener Dampfer berichtet, daß ein japanisches Trans­portschiff durch Ausstößen auf eine Mine im Golf von Petschili gesunken sei und daß dieser Unfall gleichzeitig mit dem Sinken des Transportdampfers Shcyntsu-Maru sich ereignet habe.

Ein badisches Landesgewerbeamt.

Mit dem 1. Mat d. I. ist in Karlsruhe eine neue staat­liche Behörde, ein badisches Laudesgewerbeamt iuS Leben getreten, dem gemäß einer soeben erschienenen laudesherr­lichen Verordnung die Leitung und Beaufsichtigung der aus die Förderung des Gewerbes und der auf das gewerb­liche, technische und kaufmännische Unterrichtswesen be­zügliche« Angelegenheiten obliegen wird. Die Oberaufsicht führt daS Ministerium des Juueru; ausgenommen hiervon ist die Karlsruher Technische Hochschule, deren Angelegen­heiten wie bisher dem Geschäftskreise des Unterrichtsmini­steriums verbleiben. Dem LandeSgewerbeamt, das sich in zwei Abteilungen gliedert l. Förderung des Gewerbes, II. Unterrichtswesen gehören als Mitglieder an: 8 von den vier Handwerkskammern gewählte Vertreter, 3 vom Ausschuß des Landesverbandes der Gewerbe- und Hand- werkervereinigrmge» gewählte Vertreter, 1 gewählter Ver­treter des badischen Kuustgewerbevereins, 2 Vertreter der Gewerbe und unselbständig beschäftigten Personen, welche von den Geselleuausschüffen der Handwerkskammern aus dem Kreise der Personen gewählt werden, welche in den zur Handwerkskammer gehörigen Betrieben unselbständig be­schäftigt sind, sowie eine Anzahl im Gebiete des Gewerbe­wesens sachverständiger Persönlichkeiten, welche vom Ministe­rium des Innern ernannt werden; deren Zahl soll jedoch ein Drittel der gewählten Mitglieder nicht überschreiten. Die Geschäftsleitung besorgt ein Direktor, dem noch beson­dere Beamte zur Seite stehen. Als beratende Kollegien sind der Abteilung I der Laudesgewerberat und der Abteilung II der Landesgewerbeschnlrat beigegeben. Letzterer besteht aus den der Abteilung II des Landesge­werbeamts als Mitglieder beigegebenen Beamten und außer­dem aus einer Anzahl außerordentlicher Mitglieder, welche auf die Dauer von 3 Jahren vom Ministerium ernannt werden. Seine Aufgabe ist eS, das LandeSgewerbeamt iu allgemeinen Angelegenheiten des gewerblichen, technischen und kaufmännischen Unterrichtswesens sachverständig zu be­raten, insbesondere über organisatorische Frage» aus dem Gebiete dieses Unterrichtswesens, sowie über wichtigere auf den Lehrplan der gewerblichen, technischen und kaufmänni­schen Unterrichtsanstalten bezügliche Fragen Gutachten ab- zugebeu. Auch kann den außerordentlichen Mitgliedern und den vorübergehend beigegebenen sachverständigen Persönlich­keiten die Visitation einzelner dieser Unterrichtsaustalten übertragen werden.

Vermischtes.

Wie starb Ludwig der II vo« Bayer« ? Im

Anhang der soeben bet Hermann Walther, Berlin, erschie­nenen, von HauS Leuß herausgegebeuen Memoiren des ehemaligen Chefredakteurs derKreuzzeitung" Freiherrn von Hammerstein, werden neue Aufschlüsse über den Tod des Königs gegeben. Hammerstein bezieht sich auf sorg­fältige Umfragen, die eia, Aristokrat unternommen hat, der alsbald nach dem Tod des Königs von Bayern gereist war, um das Dunkel über den Anlaß dieses Todes aufzuhellen. Im übrigen bezieht er sich auf Personen aus der nächsten Umgebung des Königs, die gleich ihm nicht daran zweifelten, daß König Ludwig auf die hier geschilderte Weise umge- kommen ist und nicht als Selbstmörder. Der Bericht des Gewährsmannes Hammersteins lautet:Wenn König Lud­wigs erschütterndes Ende auch keine Augenzeugen gehabt hat, so leben doch einige wenige Menschen, die das Vor­haben des Königs gekannt haben, das zu so tragischem AuS- gang führte. Sie kannten eS. weil eS im Zusammenhang

stand, mit einem Plan zur Befreiung des Königs, zu dessen Ausführung sie Maßregeln getroffen, und von dem sie dem König trotz dessen Isolierung Kenntnis g^'ben hatten. Nach den Mitteilungen eines dieserVerschworenen" muß der König verunglückt sein, weil er den geplanten Flucht­versuch etwa eine Viertelstunde zu früh unternommen hat. Er hat die Ankunft von zwei ihm fignalifierteu Booten, die ihn bei der bekannten Bank im Garten des Schlosses Berg aufuehmen sollten, nicht abgewartet. Vielleicht hat er an­genommen, daß die Boote auf irgend eine Weise verhindert seien, und ist ans diesem Grund selbst ins Wasser gegangen, vielleicht hat er gehofft, auf diese Weise Blutvergießen zu verhindern; denn die Mannschaft im Boot wollte nötigen­falls etwaige Begleiter, Wächter des König- Niederschlagen. Jedenfalls hat der König versucht, ohne Hilfe der Boote zu dem ihm stgualisterten Wagen zu gelange», der zu seiner Aufnahme bereit stand, und für den Relais au den nötigen Stationen bestellt war, zunächst in Königsdorf. DeS Königs Fußspuren im schweren Letteugrund des Sees gingen zuerst geradeaus. Wo das Wasser tiefer wurde, wauvteu sich die Spuren nach links, augenscheinlich um die den Park ab­schließende, hier eine Strecke iu den See hinelnreichende Plankenwaud zu umschwimmen, trotzdem Gudden (des Königs Arzt), wie dessen Spuren bewiesen, weiter links als der König diesem ins Wasser nachgeeilt war. Hätte der König nicht Flucht, sondern Selbstmord beabsichtigt, so wäre er nicht dem Dr. Gudden entgegen, sondern in der ursprüng­lichen Richtung weiter ins Wasser gegangen, weil er dann das tiefe Wasser schneller erreicht hätte. Offenbar hat Dr. Gudden dem König den Weg um die Planke abgeschnitten, und es ist in dem bis an die Brust reichenden Wasser zum Zugreifen und zur Abwehr gekommen. Infolgedessen* find beide verunglückt unter Wasser geraten; der König viel­leicht etwas später als der Arzt, der im Gefühl seiner uu- geheurrn Verantwortlichkeit bei dem Versuch, jenen von seinem Vorhaben abzuhalten, ein Opfer seines Dienstes geworden ist; der König mag wohl auch beimRingen" schon Wasser eingenommen haben und dann hat ihm der zähe Letten die Füße gefesselt, ihn scstgehalten; so ist der König, der aufS äußerste erschöpft gewesen sein muß, unter Wasser geraten. Auch erfolgte oer ganze Vorgang bald nachdem König Lud­wig eine reichliche Mahlzeit eingenommen hatte, was doch schon beim Baden zu einer Katastrophe führen kann. Einer der Männer, die nach dem Unglückssall das Wasser unter­suchten, hat kaum die Füße wieder frei bekommen können. Nach alledem wird man sage« müssen: das Ende war kein freiwilliges, Ludwig II ist verunglückt, als er an der Stelle des ParkeS, die für den ihm signalisierten Befreiuugsplau am günstigsten war, und um die ihm sigualisterte-Zeit einen Fluchtversuch unternommen hatte." _

Landwirtschaft, Handel und Verkehr.

Stuttgart, IS. Mai. (Landesproduktenbörse.) In der abgelausenen Woche war für Getreide die Stimmung recht fest. Argentinien und Rußland haben die Forderungen für Weizen er­höht. Der Bedarf hat sich etwas gebessert und die Kauflust ist da­durch reger geworden.

Es notieren per IVO Kilogramm frachtfrei Stuttgart je nach Qualität und Lieferzeit: Weizen, würtl., (neu) 19.25-19.60 frän­kischer (neu) 19.S0-2V.2S Ulka 18.7519,00 Laplata 19.00

bis 19.25 Amerikaner.-. Kalifornier.-.

Kernen Oberländer 20.5000.00 Unterländer 19.KV19.75 Dinkel 12 SO13.00 Roggen, württ. 15.5016.00 russischer

16.2516.60 Gerste, württ..-. Pfälzer nominell)

.-. Tauber.-. Elsäßer.-, ungarische

. Hafer, Oberländer neu 15,2516.60 Unter­länder, , ^ Mais Mixed 12.75Laplata ge­sund 18.5014.00

Mehlpreise per 100 Lx inkl. Sack: Mehl Nr. 0: 29,00 bis 30,00 Nr. 1: 27,00 bis 28,00 Nr. 2: 25.50 bis 26.60,

Nr. 3: 24,00 bis 25,00 Nr. 4: 21,00 bis 22.00 Suppen­grieß 29 ,00 bis 30,00 Kleie 9.75 _

Literarisches.

Das Land ohne Armut". Von Dr. Ehr. Labor. (1.00.) Verlag von Edmund Demme, Leipzig. Verfasser, ein erfahrener National-Oekonom, beleuchtet nicht nur die Ursachen der Armut, sondern er gibt auch Mittel und Wege an, wie die Armut aus der Welt zu schaffen. Das Buch dürfte die größte Verbreitung finden.

Vorrätig in d er «. «r »«tosr'schen Buchhandlung. _

Briefkasten der Redaktio«.

F. M. B. Ihre Reiseskizzen werden wir gelegentlich zum Abdruck bringen; besten Dank für freundliche Zuwendung. Wegen der Fremdwörter k:irre Sorge, da wir nicht nur über genügcnd Sprachkenntniffe verfügen, sondern auch Land und Leute in Italien auS versönlicher Anschauung kennen.

Druck und Verlag der G. W. Zaise r'schen Buchdruckerei (Emil Aaiser) Nagold. Für die Redaktion verantwortlich: K. Paur.

Are Stadtgemeinde Nagold

IW- verkauft

am Freitag den IS. Mai

uv Puyreisich -Mx

im Distrikt Lemberg und Distrikt Killberg Abteilung Butteumühle:

30 Haufen ungebundenes Laub- und Nadel-Holz-Putzreis nebst etlichen Reis-Flächeulosen.

Zusammenkunft nachm. S Uhr am Lemberg bei den Bierkellern.

xXen- ^

Oeiiobelte ökeiciiseife Lais solche ossreikgemsssestsLsusgiebigskeV/ssciimittel

^Ntii.pscUete ä nui- IS k-k. --

^Ilkinigs sisbl-iksnten:

scirkuiksnix ivicmkiinac»

z«« Eiereinlegen empfiehlt nebst genauer Gebrauchsanweisung HuAolä. U«Ii. I

Württ. Kursbuok.

Eisenbahn-». Postverbinbunge« in Württemberg v. HohenMrr« Mit einer Eisenbahnkarte vo» Mittel-Europa und einer Eiseubahnkarte vo« Südwest-Deutschlaud. Sommerfahrdienst 1905. Gültig vom 1. Mat an. Klein Oktavformat. Preis 60 Pfg. Vorrätig in der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung.

8

!

klitr-fskeplsn

«eaoklen sosbea.

SV

L-

Vorrktig in äsr

L»Lr 8 vv' 86 tttzii Luchhandlung.