Gages-Weuigkeiten.
Aus Stadt und LM.
Nagold, 16. Mai.
8! «»fführ»», »er «arl-schül-r. (Mttgettelt.) Ein« würdige» Abschluß der Schtllerfeier wollen wir die a« letzte» Souotag abend in der Se«t»arturn-alle stattgehabtr Aufftthruug der füusaktige» Schauspiels »Die Karlsschüler" »es»«, »achde« schon a« verflösse»» Dienstag di« gleich» Dilettant» des Turnvereins «it 3 liebenswürdigen Da»» darch Darstellung eines Teils dieses Schauspiels ihr Können i« beste» Lichte hat» lencht» last«. Mit diesem Schauspiel, dessen Eiuftndier« überaus groß« Fleiß sowohl seitens der Mitwirken-» als auch des Regisseurs erfordert«, hat» sich die Darsteller eine Aufgabe zngeumtet, die für hies. Verhältnisse keine kleine, ja fast zu große war. Und sie haben diese Aufgabe vor dem von hier und auswärts überaus zahlreich erschien»» Publikum in einer Weise gelöst, die allseittge Bewunderung und ungeteilt« Beifall erntete »nd aber auch verdiente. Das Stück selbst ist aus Wahrheit und Dichtung zusammen- gestellt und wickelt sich unter der Despotie-Herrschaft des Herzogs Karl von Württemberg i« Jahr 1782 ab. Vs ist et» Zeit- nud Sittenbild ungeschminkter Art und zeigt auf der ein» Sette den versuch der Knechtung uud die schließlich« Flucht des damals 23 Jahre alt» Dichters Friedrich Schiller »ach Mannbei«, d« in frömmlrrischer Demut und Devotion erscheinend» General Rteger, Kommandant« des Hoheuasperg, sowie den eifer-und ränkesüchtig» Kammerherru und Hauptmann Silberkalb, uud aus der ander» Sette die für Schwer eiutretende de« Herzog in morganatischer Lhe angetraute Gräfin Franziska von Hohenheim, der» Freundin uud furchtlose Verbündete Generali» Rieger nud der» allerliebste Pflegetochter Laura, der Mythe «ach einer nahen Blutsverwandten des Herzogs. Fünf Karlsschüler, worunter namentlich Anton Koch, genannt Spiegelberg, bilden die Getreuen Schillers. Sergeant Bleistift, das Faktotum des Herzogs, ein geriebener Mensch und dessen Sohn und herzoglicher Huudejuuge, Christof, genannt Nette, erreg» durch ihr originelle» Austrete» die Heiterkeit der Zuhörer. Dieses Schauspiel war so recht dazu angetan, de» große» Jdeendichter Schiller, dessen Arbeit dem nach bürgerlicher Freiheit sehnende» Menschentum, Hohe« und Ideale« gewidmet war, als genialen und unerschrockenen, aber auch gemütvolle» Mann in Erinnerung zu bringen. Sämtliche Rollen waren gut »erteilt, und wurd» gut gespielt, möge eS uns deshalb erlassen werde», die Namen der Darsteller hier aufzuführ» oder einzelne derselben mit besonders dankbaren Rolle« herauSzugreisen. Allen, die sich um das Zustandekommen dieser Aufführung verdient gemacht Hab» rinschl. Regisseur uud Lurnvrreins- leitoug gebührt Dank und Anerkennung, so auch au dieser Stelle gerne zum Ausdruck gebracht wird. Möge der Turnverein in seinem Bestreben, Ideale zu pflegen, fortfahr»; die Sympathien des Publikums dürsten ihm dadurch gesichert -leiben. — Lobend erwähne» wollen wir noch die Stadtkapelle, die mit hübschen Piecen die Zwischenpausen auSgefüllt hat, und den Wirtschaftsführer Dürr (z. Köhlerei) der gutes Getränke zum Ausschank brachte. Dank sei auch dem K. Seminarrektorat für freundliche Ueberlassuug der Turnhalle.
fEs hätte fich gut gi«acht, wenn UN» eine Erläuterung sdi» Stück» v o>r der Aufführung behuf» Aufnahme zur Verfügung gestellt worden wäre. Nach der Aufführung hätte dann ein bloße» Eingehen auf die Darsteller bezw. die Wiedergabe ihrer Rollen und die Danksagung für ihre Aufwendung an Müde und Zeit erfolgen können, (vgl. Bericht über die Aufführung der «Räuber" in Tübingen im Echw. B. No. 132.) D. R.)
—r. WUdberg, 15. Mai. Der Fischerei-erein «oberes Nagoldtal" hielt gestern nachmittag unter dem Vorsitz von Oberamtmaun Ritter im Schvarzwaldbräuhaus seine Frühjahrsversammlung ab. Sie war vou etwa 40 Mitgliedern besucht. Zuerst statteten dieselben der unter
Leitung von Architekt Fr. Schiüenhel« stehenden, i« Schloß veranstalteten sehr interessant» gewerbliche« und ZetchenauS- stelluug der Privat-Vauschule ein» Besuch ab, wobei »amentlich die trefflichen Zeichnungen der Schüler großes Lob ernteten. Hernach war d» Fischern Gelegenheit gegeben, d« reich» Kischbestaud der Nagold zu bewundern, wie er fich dort zeigt. Waldmeister Mangold lieb «it dem sog. Wurfgar» mehrere Ftschzüg« «ach», die teilweise von Erfolg gekrönt waren. Zu den Verhandlungen i« Schwartwaldbräuhau- war auch der Vorstand de» Lalwer vrudervereiu», Herr Regierungsrat Boelter, erschien». Da bei de« am 21. d. M. in Ul« stattfindend» Württ. Fischerettag, zu dem der Schriftführer als Vertreter entsendet wird, der Laude-verein eingeladen »erde» soll, seine Hauptversammlung im Juni 1906 in Nagold abzu- halt», so bestand die gestrige Tagesordnung hauptsächlich darin, ei» Programm für diese» Fest vorläufig sestzustellen, damit der Vertreter unsere» Vereins in Mm etwas zu biete» vermag. Es soll mit dem Fischerettag 1906 in Nagold eine größere Fischereiausstelluug veranstaltet »erd», wes- halh der Vorstand die Fischzücht« des Bezirks jetzt schon ermahnte, darauf Bedacht zu nehme«. Es wurde beschlossen, alle wetteren Schritte in der Angelegenheit de« Ausschuß des Verein» zuüberlass», derinder kommend» Herbstversammlung darüber referieren wird. D» Schlnß der gelang«» versa««, lang bildete wie üblich ein solennes Fischessen, zu de» unser rühriges Mitglied Herr Louis Rentschler in Nagold in dankenswerter weis« die Fische gratis geliefert hatte. Die Versammlungen nuferes Fifchereivereins werden immer gern de- sucht, well auf deuselben .Greifbares" gebot«» wird, «nd so könnt» gestern 5 neue Mitglieder ausgeuomm» werde», so daß es derselben unumehr 87 find. Ein vom Schrift- führ» «usgearbektrter Borttag über .Angelsport" wurde zurückgestellt. Petri Hellt
-t. Ghhemf-», 16. Mai. Seit einig» Jahr» herrscht hier eine rege Baulust. Neben größeren baulich» veräudrr- ungen an älteren Häuser« gewähr» die Neubauten dm hiesigen und auswärtige» Bauhaudwerker« vollauf Beschäftigung. Im Bau begriffen find gegenwärtig 5 neue Häuser. Luch wird demnächst Mühlebefitzer Kempf mit der Erstellung tiueSEltkttirttätswerkSzuKrastüberttag«»gs-u.Bele«chtuugs- zwecken beginnen.
Uuterjettiuge», 15. Mai. Der 16jährige Brösamle, Sohn deS Gemeiuderats, wurde bei« Treib» des Göpel» von eine« Pferd derart an den Kopf geschlagen, daß ärztliche Hilfe in Anspruch genommen »erd» mußte.
Frewßeieftadt, 15. Mat. von de« schon gemeldeten UuglückSfall gibt der .Grenzer" folgende Darstellung: Ein schrecklicher Unglück ereignete sich gestern abend an der Einbiegung der ZufahrtS- in die Stuttgarterstraße. Eine Gesellschaft vou 6 Herren wollte vom Gasthof zur Sonne aus nach Alteusteig zurückfahren. Die Pferde strebten dem Bahnhof zu, während der Kutscher sie rasch nach link» lenkte, wobei der Wagen vollständig umkippte, und zwar so, daß die Räder oben waren. Die Insassen wurden hiuauSge- schleudert. Ein junger, verheirateter Mann, Werkführer Baier bei Lutz und Weiß, stürzte rücklings ab, wobei er fich einen Schädelbruch zuzog, an dessen Folg» er nach einer halb» Stunde verschied. Stadtbaumeister Henhler von Altensteig trug eine Schulterverrenkung davon, die andere» wurde» mehr oder weniger, jedoch nicht lebenSge- jährlich verletzt. Inwieweit den Leuker, der nur eine Hand hat, eine Schuld trifft, laßt fich nicht beurteilen. An der Sperre saß neben dem Kutscher eine zweite Person. Das Fuhrwerk gehört dem Fuhrhalter Schneider von Alteusteig. Der tödlich verletzte hinterläßt eine kinderlose Wüwe.
r. Stuttgart, 12. Mai. Der kaiserliche Kommissar der freiwillige« Krankenpflege, Fürst zu SolmS-Baruth, hat vou dem Kommandeur unserer Schutztruppeu in Südwestafrika, Generalleutnant v. Trotha, ein Schreiben erhalten, in dem e» heißt: .ES ist mir ein Bedürfnis, im Namen der mir unterstem» Trupp» für die zahlreichen Spenden
zu dank», die als Liebesgabe» aus dem Baterlande gesandt «erd«. Neben der Verpflegung d» Truppen von Zeit zu Zeit »«geführt, sowett eS die großen Travsportschwlertgkett« zuließ» — von den» mau fich im allgemeine« in der Heimat wohl »och keine ganz zutreffende Vorstellung «acht—, find sie de« einzeln» «ine aufumuternde Freude, ein Beweis, daß seiner in der Anne gedacht wird. Sie werden daher stets sehr willkommen sei«, und ich hvffe, daß es immer »ehr «nd «ehr geling» wkd, trotz der sich entgegenstelleu- d» Hindernisse, auch deu vorderst» Spitz» in reichlicherer «eise als es bisher möglich war, diese Gaben zu,«führen. Auch für die Hllfstättgkeit de» Rot» Kreuze» uud der ihm angegliedertrn Vereine sowie der Ritterorden, welche dt« Versorgung uud Wege der Lerwuudet» uud Krank» wesentlich unterstützt», möchte ich hier aufrtchtigst dank«. Es würde »ich fr»», wenn d» Geber« im fernen Baterlande von dies» mich »nd die Trupp« beseelend» Gefühl» Kenntnis gegeben werde« könnte." Möge dieser Dank nicht verfehl», dir für unsere brav» unter groß» Mühsal» kämpfende» Trnppeu so sehr erwünscht« Hllfstättgkett erneut auzureg».
r. Gt»1tg«»t, 15. Mat. Der Volk-Witz hat fich uw» auch der Schillerseier bemächtigt. Auf de» alt« Schloßplatz war au eine« städtische», de« Schtllerdeukmal gegenüberliegend» schön geschmückt« Hause in groß» Lette» die Aufschrift angebracht .Er war unser." Man erzählt sich jetzt, daß in den Räum» über dieser Aufschrift tu früher» Jahren fich nicht» andere» befand» habe als da» — Ge- rtchtsvollzieheramt.
r. Ne»tli»gr», 13. Mat. Ein internationaler Schwindler, der vou Nizza uud Monte Carlo au» junge deutsche Mädchen durch verführerische Angebote tu deutschm Zeitung» ins Ausland lockt oder sie um BermittlmrgSgebührm beschwindelt «nd fich für ein» Hauptmann oder eine» Doktor ««»gibt, soll jetzt, infolge der Anzeige einer hier Seschädig- teu, von den deutsch» Behörden und Gerichte« verfolgt uud ««schädlich gemacht werde«.
r. Stentlirrge«, 15. Mai. Die «ahn Reutlingen— Gönning» erzielte im Jahre 1904 97774 Einnahme» (1903 93397 ^). die »«»gaben belief» fich auf 64492 somit Ueberschuß 33282 ^ wovon 8293 de« Erneue» rungSreservefoudS zugewiesm wurden. Der Betriebsconffi- zleut berechnet fich zu 66,98 Prozent (1903 73,55 Proz.) Zuschuß zu 4'/. Prozent ^ 37180 (^t 45787) bis Ende 1907. Es ist begründete Aussicht vorhanden, daß im laufenden Jahr der Güterverkehr eine Zunahme erfahr» wird.
Bo» de« Kilver«, 13. Mat. Die Nachfrage nach eingemachtem Kraut ist so stark, daß dieselben von den Sauerkrautfabrtk» nicht völlig befriedigt werde« kann. Letztere find genötigt, größere und kleinere Partien von Privaten aufzukaufen. Das Auspflauz» der Krautsetzlinge hat bereit» begonnen. Ein Beruhauser Bürger erlöste a«S Krautsetzliugen den hohen Betrag von 400
Aale«, 15. Mai. Durch den Leichtsinn deS hiesig» Korrespondenten eine- Stuttg. Korresp.-BureauS sehen wir uns in die Lage versetzt, die Nachricht von dem Selbstmord der Frau des Schneiders »alluff hiermit zu widerruf». Die Frau hat bei einem Zwist mit ihrem Manne nur gedroht fich zu erhängen, diese Drohung aber nicht auSgeführt.
r. Elllvarrge«, 15. Mat. Am Mittwoch abend wollte der Söldner Jos. König vom BirnhäuSle au der Steige «ach Elleubrrg den Postwagen, den er mit einem Begleiter auf Schloß Ellwang» bestiegen hatte, verlass», wobei er so unglücklich abstürzte, daß er einen Schädelbruch erlitt, der roch in derselben Nacht den Tod Königs zur Folge hatte. (Jpf- n. Jagstz.)
r. Ul«, 13. Mai. Die 51 Jahre alte Händlerin Theresia Probst von Söflingen ist eine unverbesserliche Betrügerin. Sie beschwindelt hauptsächlich Kausleute, den» sie weismacht, daß sie von irgend eiuer bekannten Herrschaft geschickt ist. um Waren zum Ansehen zu holen. Natürlich erhalten die betr. Geschäftsleute weder die Waren noch Zahlung. Auch geht sie zu Familien, bei denen sie weiß,
zeugt. Ich kan» mir nicht denken, daß das historisch berühmte Gebälk des Tempels vou Jerusalem stärkere Erdern verwendet hat, als dieser Neubau. Die Schnitzereien der Balkeuköpfe und Füllung» find von-höchster Kunstvolleudung, uud Steinarbetten, Dach- uud Borgalerien von höchster Solidität und Breite der Aulage. Das Allerheiligste nähert fich der Vollendung uud zeigt schwarzen Lack «it Beschlag von vergoldeter Bronze. Jeder einzelne Stück ist so durch- gearbeitrt und fertig, daß inan fich nicht genug satt daran sehen kann. Eine eigentümliche Sache lag da im Vorrau«. ES waren starke, armdicke, schwarze Seile, etwa 8 Stück, in Touncnform bis zu Mannshöhe zusammeugedreht, die aus von Gläubig» geopferten Menschenhaaren bestanden. Später sollen sie dazu verwendet werden, die großen Glocken zu schwingen. Der Zudraug der Betenden jetzt schon an dem noch nicht fertigen Tempel war außerordentlich stark.
Kioto hat etwa 3000 Tempel. Ich habe weder die Absicht, sie alle zu sehen, noch auch mehr als rin paar zu beschreiben. Einer ist aber immer schöner als der andere: Treppenaufstiege, Weiher »it Lotosblume, Pagoden, Tore, Borhöfe, Feststraßen und Steiulaternen, drei Tempel übereinander und dabet der Blick in die Tiefe auf das vergoldete Kioto; der Klang der Glocken und der GongS, die Züge frommer Pilger, das alles hat einen Duft von Weihrauch, Buße uud Vergebung. Da ist kein Kasteien und Droh», da ist alles Heiterkeit, Zufriedenheit und Glück. ES ist der Mühe wert, es selbst zu sehen! Die Kaiserin ist die Tochter eines Daimio unweit Kioto und hat einem Tempel mehrere Bilder geschenkt, die mit Vorliebe gezeigt werden.
Mehrere tausend Jahre ließen fich die Mikado» in Kioto anbeteu — sie müssen fich dabei unglaublich gelang
weilt haben. Eine hohe, aber durchaus keine FestuugSmauer umschließt die weite Fläche de» heiligen Palastes. Mit der größten Spannung betritt man diese» Stück Himmel auf Erden. Mit der größten Verwunderung schreitet man weiter, und mit einer Art komischer Enttäuschung verläßt «an diese Bur- der Macht Gotte» hienieden. Es liegt ja ein hoher Sin» auch i« ShintuiSmuS: allen Glanz, alle Bequemlichkeit als eitel auzusehen, nur im Spiegel der Wahrheit die einzige Erkenntnis zu suchen. Da» Haupt des ShintuiSmuS, der Mikado selbst, bedarf deS Schmuckes nicht, auch hat er kein« Gebrauch davon gemacht und saß bis zum Jahre 1868 hier in einer Bedürfnislosigkeit, die nahe an Armut streift. Zwei Stunden bi« ich durch alle Räume promeniert, habe alle Höfe, alle Gebäude und Gärten gesehen und den Eindruck behalten, als wäre ich in eiuer Schäferei eines mecklenburgischen Gutsbesitzers umhergegangen. Vor 40 Jahre« brannte der alte Palast nieder und wurde durch diesen neuen ersetzt, der im Stil deS alten aufgerlchtet ist.
Die Anordnung ist symenetrisch. Einem Haupttor der Umfriedigung gegenüber steht der große Palast. Eine Mitteltreppe führt direkt nach dem Prunksaal, in dem der Thron steht. Letzterer ist eine Art viereckiger Betthimmel aus weißer Seide. Auf einem erhöhten Podium steht ein sehr unbequemer Stuhl, dessen Lehne keine Füllung hat. Rechts und links davor ein paar kleine Tischchen, einen Fuß hoch, und neben diesen zwei greuliche Pinscher aus Porzellan mit Kristallaugen, die so grimmig drriuschaueu, daß dem Nahenden alle übelu Gedanken bei dem Anblick vergehen solle«. Damit der letztere nicht zu dichte „ran kommen" darf, ist vor de« Thron so etwas vorgelegt, auf das dteGeschenke abgefetzt werden können. Im Hintergründe deS Thrones ist eine Reihe von Bildern
alter chinesischer Weltweiseu, zu denen ich, wie der Groß- herzog vou Weimar zu Gustav Freytag, sagen könnte: „ES hat mich sehr geehrt, einen so berühmten Schriftsteller kennen zu lernen. Was haben sie doch gleich geschrieben d" Der ganze Palast ist von »«lackierte« rohen Holz durchgeführt, enthält keinerlei Schmuck uud nur weiße Papierwände zum Verschieben. Neben dem Palast stehen 2 andere größere Häuser, uebeu denen 4 kleinere ihren Platz gesunden haben. Au den Umfassungsmauern befinden fich Galerien für Bedienstete. So werden Fronten, Höfe und Plätze gebildet, die da, wo ein grüser Baum steht und ein Ententeich angebracht ist, Garten genannt werden. Aeußerlich ist alles Fachwerk, mir weißem Kalk gestrichen uud sämtliche Dächer find Strohdächer. Die ganze Anlage steht, wie gesagt, wie eine sehr ordentliche Schäferei aus, und ich kann eS dem guten Mikado gar nicht verdenken, wenn er leichte« Herzens diesen geheiligten Schafstall verlassen hat. Der große Äud'euzsaal wird Seiryoden und das Studierzimmer O Gakumonjo ge. annt. Daß man übrigen» auch sonst hier zu wohnen verstand, bezeugt eiu alter Daimiopalast Nidjo, der, von Mikado annektiert, in den Dachkachel« noch das Wappni der Daimio, in jedem anderen Schmuck aber die Chrysanthemum, daS Wappen de» Mikado, trägt. Dieser Palast ist wieder durch imposante Grautt- befestigungen zu einem sehr starken Platz gemacht und «it ganz besonderer Pracht und Kunst auSgestattet. DaS glattgeschliffene, unlackierte Cedernholz ist reich mit vergoldeten Bronzebeschlägen geschmückt. Nur an den kassetierten Decken sieht man lackierte Hölzer. Die Tapeten, die Schiebetüren find meist Goldgrund und tragen Kampf- nnd Siegesbilder in den Festräumen, Jagdszeuen in den Räumen für Männer