Wiederaufnahme der französisch-russischen vchutoenverhandtutluen
TU. Paris, ^>. ^t-ez. Die sranzüsijchr Delegation für die französisch-russische» Lchui-enverhaudtungen hat am DienS» ta» ^a,liutt»onen erhalten, wonach bei Wiederaufnahme der Verhandlungen Ense Januar die Frage der Entschädigung -er in Rußland an ihrem Privateigentum geschädigten französischen Staatsangehörigen angeschnitten werden soll.
Sowjetrussischer Köder für Frankreich.
TU. Paris, 28. Dez. Die Sowjetregierung beabsichtigt, wie versichert wird, der französischen Negierung eine neue Note zu übermitteln, die die Mitteilung enthalten soll, das» Rußland aus seine aus dem Vertrag von Amerikas zusteheu- -en Rechte verzichte, -en^Vertrag als solchen jedoch aner- kenne und bereit sei, Frankreich in allen Marokko, und ins» besondere die mternationale Tangerzone betreffenden Fragen zu unterstützen.
Man darf in dieser neuen Note der Sowjetregierung die Absicht erblicken, -er französischen Regierung eine Höflichkeit zu ernretjen, von der die Sowjetregierung sich Vorteile für die Zukunft verspreche. _
Woldemaras über die polnisch-iiluuijchen Verhandlungen
TU Berliu, 28. Dez. Wie ein Berliner Blatt aus War. schau meldet, veröffentlicht der „Kurier Warczawska" Aeußerungeu des litauischen Ministerpräsidenten Woldema» raS über die polnisch-litauische» Verhandlungen. Ein vo... ständiges Bereinigen der Streitsrage werde nach seiner Ansicht viel Zeit ln Anspruch nehmen. Er, Woldemaras, warte zunächst eine polnische Initiative ab, die sich seiner Met. nung nach auch auf die Wilnafrage beziehen müsse Diese Krage halte er nach wie vor auf Grund des letzten Völker- buudsratsbeschlusseS für^offen, wobet er sich auch auf die frühere Anerkennung des litauischen Anspruches aus Wilna durch die Sowjetregierung beziehe. Wenn Polen die Verhandlungen auf eine Revision des heutigen Zustandes in Wilna nicht auSdehneu wolle, so werde der Komplex der polnisch-litauischen Streitfragen noch nicht zu regeln sein.
Ein jugoslawischer Dreibund-Borschlag
TU. Wien, 28. Dez. DaS »Neue Wiener Tagblatt" meldet aus Belgrad: Der Führer der serbischen Agrarier und ehemalige Gesandte in Wien, Javanowitsch, der bereits mehrmals im Parlament für eine Neuorientierung der jugoslawischen Polillk im Sinne einer Annäherung an Deutschland cingetreten ist, veröffentlicht nunmehr in seinem Par- tetblatt eine eingehende Begründung seines Standpunktes, wobei er aus die Nützlichkeit einer germanophilen Politik htn- weist. Er erkennt die großen wirtschaftlichen Interessen Deutschlands und Jugoslawiens an und erklärt, -aß die bet- den Staaten sich gegenseitig größere handelspolitische Kon- -essiouen cinräumen müßten. Auch die vcrkehrSpolitischen Bedürfnisse DeustchlandS stünden in keinem Gegensatz zu den jugoslawischen Interessen. Die Stabilisierung des demokratischen Regimes i» Deutschland werde auch auf die Sta- bilisierung der Lage auf dem Balkan von Einfluß sein. Durch den Abschluß eines Dreibundes zwischen Deutschland. Rußland und Jugoslawien, dem der französisch-jugoslawische Freundschaftsvertrag nicht im Wege stehe, könnte die Lage in Europa neu orientiert und gefestigt werden.
Die Außenpolitik Griechenland
Tll Berlin, 28. Dez. Nach der Meldung eines Berliner Blattes aus Athen berichtete der Außenminister Michalako- pulos im letzten Ministcrrat über seine Verhandlungen im Ausland. Vor Pressevertretern hob der Minister die Besserung in der außenpolitischen Lage Griechenlands hervor.
Die gläserne Welt
52 Roman von Otfrid v. Haustein.
Ter Geilen»rat ist sehr ernst.
„Wir n issen nicht, was dieser Kasten enthält, sehr, sehr tr»ahrscheinlich nichts als Phantasterei. Ich glaube nicht daran, daß es seinals möglich sein Miro, oiese furchtbare Eriindung zu machen. Ich glaube unv hasse es nicht, denn wenn es geschieht: Ihr Traum hat Ihnen gezeigt, was 0er Eriolg sein würde. Unsägliches Elend. Furchtbarer Missbrauch, der Verlust jeden Vertrauens.
Sollen mir die Erfindung prüfen? Wer weiß, ob mir dann noch die Kraft haben, sie zu begraben. Tas Nichtigste tmire, — dort nn Kamin lodert ein Feuer. Walle« wir Apsxirat und Schrift ungeprüft dort den Flammen übergeben?"
Wieder einige Minuten des Kampfes.
Severin Magnus ist totenbleich. Tann sagt er mit leiser Stimme.
„Ich glaube, für die Welt ist es das beste."
Ter Geheimrat nickt.
„Und ich glaube, auch für uns, Herr Dollar."
Er nimmt das kleine Kästchen und das Buch und wirkt beides auf die lodernden Holzklöhe des großen Marinor- ka»i i S.
Einen Augenblick ist es, als ob Tr. Severin Magnus hinzlislürzen wollte — ihn hindern, dann stehen die beiden Männer schweigend nelvneinandcr und sehen zu. wie die phatastische Erfindung des Nadio-Cerebrators ungeprüft von den Flammen verzehrt wird. Langsam verglimmen die letzten Funken.
Ter Gcheimrat steht auf.
Vor ihm sieht Tr. Severetn Magnus. Er hat beide Hände auf die Lehne eine« Armsessels gestützt und steht
Griechenland sei, als es sich «och unter einer Diktatur befand, von de» Großmächten tn einer Weise behandelt worden, die stark an die Art erinnerte, mit der sie mit der alte» Türket verkehrte«, als noch die Kapitulationen in Kraft waren. Die neue griechische Regierung habe sich jedoch erfolgreich geweigert, sich auf diese Bahn drängen zu lassen. Die ausmäritge Politik r.e jetzigen griechischen Regierung sei eine nationale Politik und nicht die Politik einer Partei. Sie bewerbe sich um die Frenudschast und die Sympathie der drei große» Mächte, an deren Seite das Land gekämpft habe. Sie wünsche ferner normale, wenn nicht freundschaft- tche Beziehungen zu den früheren Feinden und wolle dem Handel alle Erleichterungen gewähren. Griechenland suche den Frieden, weil es Vertrauen zum Völkerbund habe, könne es keine Abkommen treffen, die als gegen irgendeine» großen oder kleinen Staat gerichtet aufgefaßt werden könnten. Dies habe er Chamberlatn, Briand und Muffoliut aus- einaudergesetzt. Abschließend wies der Minister auf die Beilegung der Meinnngsversrhtevenheitcn zwischen Griechenland und Frankreich tu der Frage der Kriegsschulden hin.
Aus aller Welt
Drei Bahnarbeiter bet einer Explosion schwer verletzt.
Wie die Nelchsbahndirektion mitteilt, wuraen drei Arbeiter vom Bahnbetriebswerk Weiden in etuer Unter- standshütte des Bahnhofsgebäudes Weiden vermutlich durch Explosion einer Knallkapsel nicht unerheblich verletzt. Tie Explcsiondursache konnte bis jetzt noch nicht fcstgestellt werden, da die Verletzten noch nicht vernehmungsfähig und Zeuge» nicht vorhanden sind.
Beim Schmücken des Wcihuachisbaumes verunglückt.
Wie et» Blatt aus Kassel meldet, ereignete sich dort et» schweres Unglück beim AuSschmücken eines Weihnachtö-- baumes tn einem Hause der Waisenhausstraße. Als der Baum fertig geschmückt war, wollte man die Kerze» an- zünöen, um sich von der richtigen Verteilung zu überzeugen. Im gleiche» Augenblick erfolgte eine schwere Gasexplosion. Dabei wurde die 12jährtge Tochter der Familie Dreschmami sofort getötet und ihre 14jährige Schwester so schwer verletzt, daß st« mit lebensgefährlichen Verbrennungen dem Landes- krankenhauS zugefiihrt werden mußte. Die Wohnung wurde sofort polizeilich gesperrt; die Untersuchung ist im Gauge.
Mißglückter Raubllberfall auf einen Geldtransport.
Aus Leipzig wird gemeldet: Am zweiten Weihnachtsseier- tag wurde auf der Straße von Alt-Dösen nach Probstheida das Gcldtransportauto der Leipziger Straßenbahn von zwei maskierten Räubern überfallen. Einer der Verbrecher erbat sich zunächst den Schlüssel. Als das abgelchnt wurde, rief er: „Hände hoch!" Der Beifahrer des überfallenen «utos schoß sofort auf ihn. Trotz seiner Verletzung geriet der A igcschoffene mtt dem Beifahrer ins Handgemenge, während der zweite Verbrecher auf seine» Gegner, den Chauffeur, mit einem Gummiknüppel losging. Infolge des Mißlingens des UeberfallS und aus Angst vor hinzukommenber Polizei flüchteten die Räuber mit einer Kraftdroschke. Das sofort alarmierte Ueberfallkommando konnte jedoch bald die beiden Verbrecher festnehmen.
Eisenbahnunglück zwischen Rathenow und ttögelin.
Der Personenzug der Branbcnburgischen Stadtbahn ent- gleiste zwischen Rathenow und Kügeltn mit drei Personenwagen und einem Packwagen, wovon 2 Personenwagen umstürzten. Die Ursache war ein Bruch der Weichenznn- gen-Verbinbungsstelle einer Anschlußweiche. Soweit festgestellt ist, wurden 1 Person schwer und mehrere andere Personen leicht verletzt. Der Schwerverletzte ist dem Stadt. Krankenhaus Rathenow -»geführt worden, während die Leichtverletzten die Reise mit einem Ersatzzug fortsetzen konnte».
vor sich nieder. In seinem Gesicht ist Verzagtheit. Aber der starre Egoismus, die Brutalität, Vas Rücksichtslose ist aus diesen Fügen gewichen.
Ter Geheimrat richtet sich auf. Er tritt auf Severin Magnus zu und streckt ihm die Hand entgegen.
„Herr Tr. Severin Magnus, mein Oberarzt und erster Assistent, hat beute vormittag einen Ruf als Professor an die Universität Marburg bekommen. Wollen Sie zu mir kommen, wollen Sie mein erster Vertreter und Berater sein? Ich habe mir schon manches durch den Kopf gehen lassen. Änch Ihre Gedanken mit dem Fernarzt der Zu- kunit. Ich glaube, Herr Toktor, wenn wir beide zusam- mcnarbciten, wir werden keinen Aiadio Eerebrator erfin- den, aber wir können so manches ausbauen, nicht zum Verderben, sondern zuin Heil unv zum Nutzen der Mensch- heit."
„Tas ist Ihr Ernst, Herr Geheimrat?"
„Vor einer Ctnnve hätte ich anders gesprochen. .Jetzt glaube ich> Sie zu kennen."
Isolde und Erika haben lange warten müssen. Jetzt sehen sie, wie der Vater das Haus betritt — nicht astein.
„Meine Kinder» Herr Tr. Severin Magnus, den ich soeben meinem Sanatorium als Oberarzt und ersten Assi- stellten verpflichtet habe, wird mit uns speisen." Isolde traut ihren Augen nicht.
Severin beugt sich über ihre .Hand und drückt einen Kuß auf ihre Finger. Dann sieht er sie an. ruhig, ernst und warm. Erika Mindert sich, wie ist es gekommen, daß auch sie in diesem Augenblick keine Furcht und keinen Abscheu vor diesem Manne empfindet?
Nun ist es wirklich Winter geworden. Weihnachten
El»»e vkldßbertraguug Berltu-Moska« gelungen.
Wie aus Moskau gemeldet wird, teilt die Svwjetregle« rung mit, daß von Berlin nach Moskau eine Btldübertra- gung seitens der Firma Telesuukeu stattgesunden hat, die ausgezeichnet verlausen sei. Die Sowjetregierung werde Anfang nächsten Jahres Verhandlungen mit dieser Firma über den Abschluß eines Vertrages über die Bildübertrag,mg Moskau-Berlin aufnehmen. In nächster Zeit soll die Nück- ttbertragung von Moskau nach Berlin stattfinden.
Der Weltumsegler Kircheis ans der Elbe eingetrosfe».
Nach zweijähriger Abwesenheit ist der Weltumsegler Kapitän Karl Kircheis mit seinem Segelkutter „Hamburg" auf der Elbe elngetroffen und beim zweiten Feuerschiff vor Anker gegangen . Kapitän Kircheis trat im Januar 1020 seine Wcltnmseglung von Hamburg aus an, die ihn über Spanien durch das Mittelmeer nach Indien, Sumatra, Borneo, Siam, den Philippinen, China und Japan führte. Bo» dort ging eü in 53 Tagen nach Honolulu. Ueber San Franziska, Mexiko und durch den Pairamakanal führte die Reise sodann nach -er Ostküste Amerikas und dem letzten überseeischen Hafen Neuyork. Von hier aus wurde am 16. November d. I. die Rückreise nach dem Kanal angetreten, der nach schweren Winterstürmen in 18 Tagen erreicht wurde. Hier hielten jedoch Gegenwinde die „Hamburg" einige Tage auf. Im ganzen wurden 34 OM Seemeilen zurückgelegt. Kapitän Kircheis und seiner Mannschaft wurde im Stadttheater in Cuxhaven ein würdiger Empfang bereitet. Wenn es die Etsverhältnisse auf der Elbe gestatten, wird di« Weiterfahrt nach Hamburg erfolgen.
Brand in der Triester GemSlbegallerie.
DaS «Neue Wiener Tagblatt" meldet aus Trist: In der hiesigen Gcmüldegallerie brach infolge Kurzschlusses et» Großfeuer aus, durch bas wertvolle Gemälde tm Werte von MO OM Lire vernichtet wurden.
Schreckenstat eines Angewiesenen.
Wie ein Berliner Blatt aus Paris meldet, hat sich am Heiligen Abend in einem Vorort von Nizza . >,e furchtbare Bluttat ereignet, der 5 Personen zum Opfer fielen. Ein 22sähriger Armenier, dessen Braut sich von ihrem Verlobten trenne» wollte, schlug aus Rache die Mutter, die Schwester und einen kleinen Bruder seiner Verlobten mtt der Axt nieder, verletzte einen anderen Knaben mit einem Revolver- schuß, stach dann seine Braut mit einem Messer tot »nd jagte schließlich sich selbst eine Kugel tn den Kopf,
Die Wcihnachtsfeicrtage iu England. -
Die Weihnachtsfetertage find tu England nach de» bisherigen Meldungen ohne größere Unglücksfälle verlaufen. Das sehr schlechte Wetter^Regen und Schnee, der sich sofort tn Master verwandelte, hielt das Publikum in den Häusern zurück. Der für Weihnachtsgeschenke tn London allein aus- gegebene Betrag von 1800 Millionen Mark liegt um etwa IM Millionen Mark über dem Durchschnitt. Im ganzen Lande übersteigt er die durchschnittliche Ausgabe um etwa 250 Millionen Mark.
, Weihnachten in USA.
Am ersten Weihnachtsfelertag sind in Neuyork 11 Personen an Alkoholvergiftung gestorben. Fünf Todesfälle sind auf de»' Venuß von vergifteten Rum, die übrigen sechs auf den L uß von Holzspiritus znriickzuführen. — Nach der Erklärung eines medizinischen Sachverständigen sind auch in anderen Städte» der Vereinigten Staaten zur Weihnachtszeit besonders große Mengen Holzspiritus beschlagnahmt worben.
Bombenanschläge gegen amerikanische Bankhäuser in Buenos Aires.
Gegen zwei nordamertkanische Bankhäuser in Buenos Aires, die First National City Bane und die Bane of Boston, wurden Bombenattentate verübt. Durch dte Explosionen wurden zwanzig Personen schiver verletzt.
kam. Kommerzienrat Hölderlin hat große Gesellschaft. Tie Autos stehen in langen Reihen vor seiner Villa. Auch Geheimrat Milanius mit seiner Familie ist dort und Dr. Severin Magnus. Schüchtern steht Ulrich Gerlach, dev jüngste unter den Ingenieuren der Hölverlinwerke. unter den Gästen. Schiver ist eS ihm, sich zurechtzufinöen unter den Menschen der Großstadt. Er sitzt und lauscht dem Konzert, das dem Abendessen vorhergehr. Er blickt auf. Nicht weit von ihm lehnt an einer Säule ein Mädchen» schlank ist sie uns zartgliedrig. dunkel ihr Haar, das ein schmales Gesicht umrahmt. Ein paar dunkelrote Blüten schmücken ihr Haar und diinklrot ist das Seidenkleid, aus dem ihre zarten, etwas bräunlich getönten Arme und ihr junger Hais emporsteigen. Das alles sieht Ulrich Gerlach kaum. Aber er sieht zwei große, braune, etwas träumerische Augen, und — diese Angen tauchen gerade in diesem Augenblick in die seinen. Er fühlt, wie ein Leuchten jetzt in seinem eigenen Blick liegen muß — dann sieht er das Mädchen erröten und sich abwenden.
Erika Milanius!
Es ist während der Tafel. Kommerzienrat Hölderlin schlägt an das Glas. „Ich habe die Ehre, meinen verehr« ten Gästen mitzuteilen, daß mein einziger Sohn Wernek sich gestern am Weihnachtsheiligenabend mit Hildegards oer einzigen Tochter des Herrn Generaldirektors Bern- hardi von der Hamburger Telesunken-A -G.. verlobt hat." Ein Schein der Besri.dignng liegt über seinem Gesicht. Tie Verlobung ist gleichzeitig der Schlußstein langer Verhandlungen, die den Fusanimenschluß beider Werke zum Inhalt haben. Ein bitteres Lächeln liegt um den Mund von Isolde Milanius. Sie sieht Hildegard Bernhardt neben ihrem Bräutigam stehen. Eine geputzte Kokette. — Sie wird es vielleicht leicht nehmen, daß Werner Hölderlin seine akl-u bekannten Romacre neben ihr weiterlebt. —