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gebracht worden ist. Am Nachmittage stiegen Ballons in die Lüfte und am Abend beschloß ein gemütliches Tanzvergnügen die Festfeier von Sedan zu Teinach, für die sich Herr Direktor Stark den Dank der vielen Badegäste in hohem Maße erworben hat.

Wildbad, 3. Sept. Gestern Nachm, versammelten sich hier etwa 100 Turner aus den umliegenden Turnvereinen, um dem zur Zeit hier weilenden Geschäftsführer der deutschen Turnerschaft, vr. meä. Goetz, Reichstagsabg. von Lindenau, eine Huldigung darzubringen. Unter den Klängen der hiesigen Feuerwehlkapelle und dem Vorantritte der zu dieser Feier ebenfalls hieher gekommenen HH. Theodor Georgii von Eßlingen, Ehrenvorsitzender der deutschen Turnerschaft, und Emil Georgii von Calw, Vorstand des Nagoldgaues, zog der stattliche Zug vor die Wohnung von vr. Goetz, wo Vorstand Rometsch von hier dem Gefeierten ein donnerndes Gut Heil ausbringen ließ. Goetz dankte mit frischen kernigen Worten und brachte sein Hoch, bezugnehmend auf die Sedansfeier, dem Kaiser und der deutschen Einheit. Das hierauf veranstaltete Schauturnen auf dem Turn­plätze, an welchem sich Goetz trotz seiner 62 Jahre mit Eifer beteiligte, und das Bankett im Gasthaus zum kühlen Brunnen verliefen aufs Schönste.

Stuttgart, 4. Sept. Der langjährige Generaladjutant des Königs, von Spitzemberg, ist heute Nacht in Bad Weißen­burg gestorben.

Als Nachtrag der imSchwäb. Wochenblatt" kürzlich stattgefundenen Haussuchung teilt das genannte Blatt mit, daß am Montag eine Vorladung vor den Untersuchungsrichter bei dem K. Amtsgericht erfolgte, wo dem Re­dakteur dieses Blattes eröffnet wurde, daß die polizeiliche Beschlagnahme die richterliche Sanktion erhalten habe und daß das beschlagnahmte Material an den Untersuchungsrichter beim großherzoglich badischen Landgericht Kon- stanz abgegangen sei. Die gegen die Beschlagnahme der Geschäftsbücher bei der K. Staatsanwaltschaft am Dienstag eingelegte mündliche Beschwerde hatte zur Folge, daß der Vertreter der K. Staatsanwaltschaft erklärte, eine Beschlagnahme der Geschäftsbücher sei überhaupt nicht in den Intentionen der K. Staatsanwaltschaft gelegen gewesen. Der Herr Staatsanwalt tele­graphierte denn auch sofort an das Landgericht Konstanz betreffend Rückgabe der Bücher. Dieselben sind am Donnerstag eingetroffen und wurden sofort ausgehändigt. Zugleich wurde die Mitteilung, daß sämtliches sonstige beschlag­nahmte Material wieder von Konstanz nach Stuttgart zurückgesandt und von hier aus die Untersuchung alsdann weitergesührt werde.

Schorndorf, 4. Sept. Die Vorbereitungen auf die Künkelin - fei er schreiten der Vollendung zu. Die Festhalle, welche bis auf einige Malereien fertig ist. zeigt sich nun als ein sehr zweckmäßiger und geschmack­voll ausgestatteter Raum. Am nächsten Mittwoch abend soll bei der Probe­aufführung zum erstenmal die elektrische Beleuchtung, welche durch die- linger Maschienenfabrik erstellt wird, versucht werden. Zum Festspiel am 6. sind sämtliche Eintrittskarten vergriffen, und die vielen Bestellungen, welche von allen Seiten einlaufen, müssen für die Aufführung am nächsten Sonntag vorgemerkt werden. Um der Einwohnerschaft auch Gelegenheit zu bieten, das Festspiel zu sehen, werden bei der Probeaufführung am Mittwoch außer den Schulen auch anderweitige Personen zu ermäßigtem Eintrittsgeld eingelassen.

Aalen, 2. Sept. Für das vom 3. bis 6..Sept. dauernde Manöver der 54. Brigade ist das Magazin hierher verlegt. Fleisch, Brod, Kaffee, Gries, Fleischkonseroen, Gemüsekonserven, Holz, Heu, Stroh u. s. w. werden für die einzelnen Truppenteile auf Wagen hier,abgeholt. Im hiesigen Schlachthaus wurden von der Feldmetzgerei 7 Ochsen im Gewicht von 4042 Ztr. geschlachtet. Das Fleisch kam in die Turnhalle und wird dort vermögen.

Hei den heim, 31. Aug. Der bekannte Petrefaktenhändler Acciser Pharion in Steinheim verkaufte vor einigen Tagen an das mineralogische Institut der deutschen technischen Hochschule zu Prag (Joseph Wentzel) und

den Assistenten Dr. Bauder am K. K. geologischen Institut der deutschen Universität zu Prag eine ziemliche Anzahl Versteinerungen von Tieren (Rhinoceroszähne, Rehgeweihe, Rehkiefer, Fische, Schnecken und Muscheln), welche er erst in letzter Zeit wiederholt in seiner Sandgrube vorgefunden hatte. Die betreffenden Herren waren selbst bei Herrn Pharion und besich­tigten seine Sammlung.

Rottweil, 31. Aug. In welch ausgedehntem Maße das Geschäft in der hiesigen Pulverfabrik betrieben wird, beweist der Umstand, daß gegen­wärtig gegen 800 Arbeiter (inkl. Bauarbeiter) dort beschäftigt sind; eine zu den neu errichteten Magazinen führende Drahtseilbahn wird in nächster Zeit fertig gestellt werden.

Owen, 31. Aug. Eine unheilvolle, kaum glaubliche Kunde durch­eilte heute abend 5 Uhr unser Städtchen:Maurer Mütsch ist von Friedrich Stein erstochen!" Alles eilte der Unglücksstätte (Faig'schen Mühle) zu, immer noch der Hoffnung lebend, es könne nicht sein. Aber leider war es so! Da lag der in den 40ziger Jahren stehende Mann, Vater von 7 Kindern, den gutgezielten Stich in der linken Brust, das Auge gebrochen, an seinem Leich­nam die klagende Witwe mit ihren nun verwaisten, unversorgten Kindern sitzend. Ein Schrei des Unwillens ertönte von aller Lippen und wäre der Mörder im Augenblick in ihre Hände geraten, wer weiß, was geschehen wäre!? Hr. Stadtschultheiß Kauderer war gleich zur Stelle, verfügte die sofortige Verhaftung des Mörders, der in eine Scheune am entgegengesetzten Orte seiner Schendthat sich geflüchtet hatte, und ließ ihn von handfesten Leuten in sicheren Gewahrsam bringen.

Ravensburg, 3. Sept. Gestern brachte ein Bauer, der in der Nähe von Waldburg ein bescheidenes Anwesen besitzt, zu Uhrenmacher Erb ein Neuwieder Lotterielos mit der mißmutigen Bemerkung, was es denn auchmit dieser Lotterieg'schicht" sei. Es stellte sich heraus, daß auf dieses Los der erste Gewinn gefallen ist. Dem überglücklichen Mann rannen Thränen aus den Augen und aus den Schilderungen über seine Lage erfuhr man, daß das Glück dem Manne zu gönnen ist. Uhrenmacher Erb ist be­auftragt, den Gewinn, einen Brillantschmuck, zu 30,000 ^ angeschlagen, zu verkaufen.

Friedrichhafen, 3. Sept. Durch die unaufhörlichen Regengüsse in den letzten Tagen sind die Zuflüsse zum Bodensee abermals über die Ufer getreten und der See um 70 om gestiegen. In Rorschach fiel am Samstag nachmittag um 4 Uhr ein Wolkenbruch; die Feuerwehr wurde alarmiert, um mit Brettern, Sandsäcken u. s. w. dem Wasser einen Damm entgegenzusetzen. Im Gebirge hat es stark geschneit, Säntis und Scesaplana sind weit herunter weiß.

Breslau, 3. Sept. Das seit voriger Woche in der ganzen Provinz anhaltende starke Regenwetter hat allenthalben Hochwasser zur Folge. Die meisten Gebirgsflüsse sind bereits aus den Ufern getreten; bei Glatz sind mehrere Orte durch die Neiße. überschwemmt. Auch die Oder bei Ratibor steigt rapid und hat den höchsten Uferpunkt erreicht.

Hamburg, 2. Sept. General Boulanger traf gestern Abend hier ein. Er bleibt einen Tag hier und beabsichtigt alsdann die Kopenhagener Msstellung zu besuchen. Von dort wird er nach Schweden und Peters­burg gehen.

Wevmifchtes.

Berlin, 31. Aug. Aus Schleswig werden demBerliner Tagbl." einige heitere Episoden berichtet, die den Prinzen als echten, wetterfesten Seemann zeigen und es erklärlich machen, daß die Herzen unserer wackeren Blaujacken höher schlagen, sobald vonihrem Prinzen Heinrich" die Rede ist. DieOlga" lag draußen in der Kieler Buch in Dienst; Prinz Heinrich

Wärme die Partei Bianka's nimmt, ja, die gegen Dich erzürnt ist, aber trotzdem nichts davon wissen will, daß die Gräfin von Listrac wieder die Bühne betrete. Sie rechnet da­rauf, daß Du sie daran hindern wirst, indem Du Dich mit Deiner Gattin wieder aussöhnst, in welchem Fall sie Dir Alles verzeihen will, was, wie ich recht gut weiß, von nicht ge­ringer Bedeutung für Dich ist, indem ihr Erbe zu sein Dir nicht gleichgültig kein kann."

Du bringst mich zur Verzweiflung mit Deinen Worten. Ich kann nicht als «in Bittender zu meiner Frau gehen!"

Aber Du kannst ihr leicht zufällig begegnen. Die Gräfin begiebt sich täg­lich zur Probe in das TkMtre Lyrique. Ich an Deiner Stelle würde mich bei dem Portier dieses Gebäudes informieren, zu welchen Stunden die Proben stattfinden, und dann die Gräfin beim Ausgang erwarten."

Um auf offener Straße mit ihr eine Scene zu haben? Das wäre eben so absurd als lächerlich."

Ich würde es im Gegenteil als die vortrefflichste Gelegenheit ansehen, die Gräfin anzusprechen, da Du bei einem etwaigen Besuch, welchen Du ihr abstatten wolltest, jedenfalls nur verschlossene Thüren finden würdest. Mag sein, daß sie sich anfangs weigert. Dich anzuhören, aber Du weißt besser als ich den Zorn einer Frau zu beschwichtigen, welche Dich obendrein liebt."

Und Du wähnst, es genüge ein so gewagter Schritt und einige sanfte Worte, um sie zu veranlassen, daß sie die Vergangenheit vergesse, daß sie dem Theater ent­sage und wieder an meiner Seite lebe? Du vergißt, daß Bianka einen eisernen Willen besitzt. Wenn sie einmal einen Entschluß faßt, so pflegt sie nie und nimmer von demselben abzugehen. Wenn sie es sich in den Kopf setzte, die Bühne abermals zu betteten, so wird Nichts auf Erden im Stande sein, sie davon abzubringen."

Wetten wir um irgend einen Schmuckgegenstand, drn der Verlierende Frau von Benserrade zu Füßen legt! Ich behaupte, daß, wenn Du klug zu Werke gehst, die Gräfin Alles thun wird, was Du verlangst."

Sie wird ihre Bedingungen stellen," meinte Listrac, nur halb überzeugt.

Darauf mußt Du allerdings gefaßt sein und ich rate Dir, Dich denselben zu fügen."

Du redest, wie der Blinde von der Farbe. Es ist kein Vergnügen, sich der

Oberherrschaft einer beleidigten Frau unterordnen zu müssen. Dein Rat dürfte mir teuer zu stehen kommen und Du täuschest Dich, wenn Du wähnst, daß meine Lage eine besonders angenehme sei."

Immerhin angenehmer, als wenn Du öffentlich gebrandmarkt und dem Elend preisgegeben bist."

Dem Elend? So weit sind wir denn doch noch nicht!"

Ich wünsche es, mein Freund! Aber es läßt sich doch wohl nicht in Abrede stellen, daß Du eine schwere Geldschuld hast und weder Geld, noch Kredit besitzest. Wo willst Du in den nächsten achtundvierzig Stunden die Summe auftteiben, welche Du benötigst?"

Juliette wird mir dieselbe nicht verweigern, wenn ich sie darum bitte."

Ich rate Dir noch einmal, den Versuch nicht zu machen, von ihr jene Summe zu entlehnen. Die gute Baronin ist allerdings sehr in Dich verliebt, aber nicht so weichen Gemüts, wie die Gräfin von Listrac. Der Sinn für Opferfähigkeit geht ihr vollständig ab und sie wird sich nie die geringste Entbehrung auferlegen um Deinetwillen. Ueberdies kann ich Dich nur nochmals versichern, daß sie im Moment keine disponiblen Gelder zur Verfügung hat."

Sei ruhig, ich werde mich keinem Refus aussetzen!"

Und Du wirst daran sehr gut thun; tausendmal besser, mit der Gräfin von Listrac verhandeln. Wenn sie Dir nicht verzeihen und sich versöhnen will, so mache ihr, wie gesagt, den Vorschlag, daß sie Dir hunderttausend Franks auszahle, wo­gegen Du Dich verpflichtest, keine Einsprache dagegen zu erheben, daß sie auf der Bühne singt. In Deinem Interesse aber würde ich Dir raten, die erste Vereinbar­ung vorzuziehen."

Frau von Benserrade würde aber dann unbedingt mit mir brechen."

Was Dir einfällt! Sie bedauert jetzt schon den übereilten Schritt, den sie gethan hat, und würde um so lieber in die früheren Beziehungen zurückkehren, als es sich bei ihr nicht im entferntesten darum handelt, mit Dir zu brechen- Uebrigens bist Du heute nicht in der Verfassung, einen fröhlichen Abend mit ihr zuzubringen. Soll ich Dich ersetzen? Ich verpflichte mich, ihr Vernunft beizubringen."

(Fortsetzung folgt.)