Uro. 10S.
«3, Jahrgang.
Amts- mul Intekkigenzökatt für äen Aeziesi.
Erscheint Dienstag, Donnerstag L Samstag.
Die Einrückungsgebühr beträgt 9 H p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.
Donnerstag, äea 6. September 1888.
Abonnementspreis halbjährlich 1 80 H, durch
die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in
ganz Württemberg 2 70
Amtliche Mekanntrncrchurrg.
Bekanntmachung,
betreffend die Uoßsperre für die Uagold und den Zinsbach.
Nach hohem Erlaß der K, Regierung für den Schwarzwaldkreis vom >1. August l. Js. ist für die N a g o l d und den Zinsbach bis zum .5. September d. I. Floßsperre angeordnet worden.
Dies wird hiemit zu öffentlicher Kenntniß gebracht.
Calw, 4. September 1888. K. Oberamt.
Supper.
politische Wcrchrrichten.
Deutsches Reich.
Berlin, 3. Sept. Die Abreise der fürstlichen Gäste des kaiserlichen Hofes und die Teilnahme des Kaisers an den Manövern in der Mark bringt es mit sich, daß Berlin selbst noch einige recht stille nachsommerliche Wochen durchzumachen hat. Bemerkt wird der gleichzeitige Aufenthalt des deutschen Gesandten in Athen und des Kronprinzen von Griechenland. Der erstere wurde gestern vom Kaiser in Audienz empfangen, der letztere machte heute Besuch im Marmorpalais. Daß die Kaiserin Friedrich mit ihren Töchtern noch in Friedrichskron verweilt, ist bekannt. Da der Kronprinz von Griechen, land bereits seit Wochen in Berlin lebt, fehlt es natürlich nicht an allerlei Vermutungen. — Die Kaiserin Viktoria Augusta wird, wie man hellte erfährt, bereit« vor der Abreise des Kaisers nach dem Süden, sich nach Primkenau begeben, um dort noch einige Zeit ihrer Erholung zu leben. Gegen Ende Oktober wird das kaiserliche Paar wieder zurückkehren und dann, wie es heißt, in Charlottenburg residieren.
— Nach dem „Frkf. Journ." hat sich die Vermutung, daß die Prinzessin Sophie, Schwester des Kaisers, mit dem griechischen Thronfolger sich verloben werde, bestätigt und bereits macht die „Nordd. Mg. Ztg." darauf aufmerksam, daß die Verbindung die freund, lichen Beziehungen unseres Herrscherhauses zu verschiedenen anderen erhabenen Fürstengeschlechtern in erfreulicher Weise zu erweitern und zu befestigen ge- eignet sei. — Die Kaiserin Augusta trifft am Montag, den 10. d. M., zu längerem Herbstaufenthalt in Baden-Baden ein.
Berlin, 3. Sept. Die Verlobung der Prinzessin Sophie mit dem Kronprinzen Constantin von Griechenland erregt allenthalben die freudigste Teilnahme. Nach den schweren Schicksalsschlägen, welche in diesem ereignisreichen Jahre auf das Herrscherhaus niederfuhren, freut man sich doppelt der frohen Ereignisse, welche sich nun in der kaiserlichen Familie ab- lösen. Das ungeteilte Interesse der Bevölkerung wendet sich heute, wie erklärlich, der jugendschönen, fürstlichen Braut zu. Prinzessin Sophie Do. rothea Ulrike Alice ist 18 Jahre alt. Wie noch in tiefschmerzlicher Erinnerung steht, beging sie einen Tag vor dem Hintritt ihres edlen kaiserlichen Vaters ein trauriges Geburtsfest. Mit Prinzessin Sophie vermählt sich das vierte und vorjüngste der sechs lebenden Kinder des Kaisers Friedrich und der Kaiserin Victoria. Kronprinz Konstantin ist nicht ganz zwei Jahre älter als seine Braut. Er wurde am 21. Juli' (2. August a. St.) 1868 zu Athen geboren. Der jugendliche Thronfolger, welcher eine überwiegend deutsche Bildung genossen hat, liegt bekanntlich seit längerer Zeit in Deutschland wissenschaftlichen und militärischen Studien ob. Er führt den Titel eines Herzogs von Sparta und ist Lieutenant in einem Infanterie- Regiment. _
^ Gcrges-Weuigkeiten.
-s Tein cc.ch, Badhotel. Der Erinnerungstag an Sedan wurde auch hier in schönster Weise gefeiert. Schon am Morgen weckten Böllerschüsse die Gäste und der Choral: „Nun danket alle Gott" weihte die frühe Stunde. Vikar Traub hielt die Festpredigt, welche die hohe Bedeutung des Tages hervorhob. Bei dem Mittagessen im Badhotel au dem auch der Kriegerverein Teil nahm, brachte Direktor Stark das Hoch auf Kaiser Wilhelm II. aus, bei dem er auch in treffenden Worten der Heimgegangenen beiden Kaiser Wilhelm I. und Friedrich III. gedachte. Professor Kr afft von Bonn a/Rh. ließ im Gedächtnis an das große und weltgeschichtliche Ereignis bei Sedan Moltkeund Bismarck leben. Dann aber wurde von Direktor Stark in schwungvoller patriotischer Rede auch unseres Landesherrn des Königs von Württemberg würdig gedacht. Professor Oesterlen von Tübingen brachte den Dank den Frauen und Jungfrauen dar, die unermüdlich sich der Pflege der Verwundeten im Jahre 1870/71 hingegeben. Den Höhepunkt erreichte die festliche Stimmung, als Herr Pirazzi aus Offenbach aus seinen gesammelten Dichtungen „Zum Herbste des Lebens", den Festprolog der deutschen Siegesmale mit Begeisterung vortrug, der zur Einweihungs-Feier des Nationaldenkmals auf dem Niederwald (28. Sept. 1883) zum Vortrag
Jeuilleton.
(Nachdruck verboten')
Lieben und Leiden.
Roman aus der Pariser Gesellschaft von A. du Moisgobey. (Autorisierte deutsche Uebersetzung.)
(Fortsetzung.)
„Ich möchte bezweifeln, daß Dir Das gelingen würde. Frau von Listrac wird zur Geltung bringen, daß — verzeihe, wenn ich mich unumwunden ausdrücke — Du sie pekuniär zu Grunde gerichtet hast, daß sie wenigstens den dreiviertel Teil ihres Vermögens geopfert habe, um Deine Börsendifferenzen auszugleichen. Sie wird somit behaupten, daß Du sie nicht daran hindern könntest, ihr seltenes Talent zu verwerten, um so weniger, als sie sich durch Deine Schuld gezwungen sehe, von Dem zu leben, was sie sich mit Hilfe jenes Talents verdienen könne. Die öffentliche Meinung wird auf ihrer Seite sein und dieselbe dürfte nicht ermangeln, die Richter wesentlich zu beeinflussen, wenn es so weit käme, daß der Fall denselben vorgeträgen - würde. Ich zweifle nicht daran, daß der Urteilsspruch somit zu Gunsten der Gräfin von Listrac ausfiele, ganz abgesehen von dem ungeheuren, Aussehen erregenden Skandal, welcher die natürliche Folge dieser öffentlichen Behandlung wäre. Die Presse würde sich desselben bemächtigen und in dem Club bildete er das Gespräch des Tages. Ich brauche Dir wohl nicht zu verhehlen, daß man ohnehin Nichts weniger als wohlwollend gegen Dich gesinnt ist, und die Stimmung wird sich wesentlich verschlimmern, wenn gewisse Einzelheiten an den Tag kommen, die bis jetzt verborgen blieben. Frau von Listrac war so großmütig, über die Ursachen zu schweigen, welche ihr eine Scheidung als wünschenswert erscheinen ließen; zwingt man sie aber, sich gegen Angriffe zu verteidigen, so wird sie zweifellos sprechen."
Der Fälscher erbebte, er hatte die Anspielung gar wohl verstanden.
„Es bleibt mir also Nichts übrig, als mir eine Kugel durch den Kopf zu jagen!" sprach-er mit heiserer Stimme. „Wenn das das Mittel ist, welches Du zögerst mir zu nennen —"
„Du vergißt, daß ich Dein Freund bin; Deine Lage ist peinlich, aber nicht Hoffnunglos. Willst Du einen guten Rat entgegennehmen?"
Der Graf nickte stumm.
„Nun denn, nach meinem Dafürhalten giebt es zwei Wege, durch welche Du Dich aus der Verlegenheit ziehen kannst. Wie hoch ist die Summe, welche Du benötigst?"
„Um meine Schuld zu bezahlen und die Mittel in der Hand zu haben, Revanche zu üben, brauche ich jedenfalls etwa hunderttausend Franks.
„Weshalb kannst Du nicht Deine Frau um diese Summe bitten?"
„Du scheinst wahnsinnig geworden zu sein!"
„Durchaus nicht. Frau von Listrac muß eben so viel daran gelegen sein, wie Dir, einen Prozeß zu verhindern, der ihr eheliches Unglück an das Tageslicht bringt. Andererseits will sie die künstlerische Karriere von Neuem betreten, in der sie sich einst ein Vermögen gemacht. Ich bin überzeugt, daß sie eine anständige Summe zu bezahlen bereit wäre, damit Du ihr die Ermächtigung erteilst, jedweden Bühnenkontrakt abschließen zu können."
„Du rätst mir also in dürren Worten, ihr meine Zustimmung zu verkaufen?"
„Ja. Das ist es, was ich Dir raten möchte."
„Und noch vor wenigen Augenblicken meintest Du, das Gericht werde finden, daß sie meiner Zustimmung nicht bedürfe, meintest Du, sie Hab- fürchterliche Waffen gegen mich in Händen?"
„Das glaube ich auch jetzt noch, aber die Annahme, daß es ihr wiederstrebe, von diesen Waffen Gebrauch zu machen, gehört doch auch in das Bereich der Möglichkeit. Vielleicht zieht sie es vor, ein Geldopfer zu bringen, jedenfalls ließe sich der Versuch wagen, sie zu demselben zu bewegen, und wenn Du Dich dazu entschließest, so schwöre ich Dir, daß Niemand davon erfahren soll, selbst Frau von Benserrade nicht. Ich werde Dein Geheimnis wahren."
Georges de Listrac stöhnte dumpf auf.
„Du verlangst Unmögliches von mir!" stieß er zwischen den Zähnen hervor.
„Nun," versetzte Moulisres, scheinbar gutmütig, „so giebt es schließlich noch einen andern Weg, der Dir besser zusagt. Die Marquise de Maroejols weiß Alles, was geschehen ist. Deine Frau hat Deine Kousine besucht, welche mit sehr vieler