französische Ministerrat beschloß, mir bewaffneter Macht einzuschreiten, falls der Sultan von Marokko den französischen Plänen in Marokko weiteren Widerstand leistet. Infolge des Befehls des französischen Gesandten in Tanger, daß sämtliche Franzosen, der Konsul einbegriffen, Fez sofort verlassen sollen, beschlossen die übrigen diplomatischen Vertreter ebenfalls, den Angehörigen der von ihnen vertretenen Staaten die Heimsendung der Frauen und Kindern zu befehlen und den Männern die Heimkehr anzuraten. Die Konsuln wurden autorisiert, Fez zu verlassen, sobald es ihnen notwendig erscheine. Allgemein wird befürchtet, Frankreichs Entschluß werde einen diplomatischen Bruch veranlassen, so daß andere Mächte genötigt würden, Schutz- maßregeln zu ergreifen. Es verlautet, Frankreich entsende die Mittelmeerfiotte nach Tanger.
Der Ausstand in Deutsch-Südwestafrika.
Berti», 28. Dez. Nach einer Meldung des Generals v. Trotha vom 27. ds. wurden durch Patrouillen am 11. Dez. südwestlich von Otjihangwe und am 22. Dez. in den Bergen östlich von Brakwater Hererobanden überfallen. Mehrere Hereros fielen, 2 Gewehre wurden erbeutet. Am 22. Dezember griff Oberleutnant Streitwolf mit Leutnant Usedom und 12 Mann eine Hererowerft bei Okatjisiko an. Der Feind eröffnete das Feuer und die Werft wurde erstürmt. wobei 16 Hereros fielen.
Berti», 28. Dezbr. Nach einem Telegramm aus Windhuk ist am Typhus gestorben: Reiter Ernst Esser von Neckargemünd. Im Gefecht bei Kös gefallen: Gefreiter Alois Kemmler, geb. 2. Mai 1880 zu Pfersee, früher 2. württ. Jnf.-Reg. Nr. 180. Ferner ist gefallen im Gefecht am Hudup Reiter Ferdinand Gustus.
Windhuk, 28. Dez. An Typhus gestorben: Reiter Hermann Dimke, früher Feldart.-Reg. Nr. 56; Reiter Ernst Schnitze, früher Jnf.-Reg. Nr. 41. Im Gefecht bei Kös gefallen: Reiter Philipp Grönninger, früher Feldart.-Reg. Nr. 15. Im Gefecht am Hudup leicht verwundet: Leutnant Frhr. v. Maitzahn, früher Garde-Greu.-Reg. Nr. 3, Sergeant Julius Alex, früher Jnf.-Reg. Nr. 12, Sergeant Karl Scholz, früher Jnf.-Reg. Nr. 71.
Der Krieg zwischen Rußland Md Japan.
Die Lage i« der Mandschurei.
Petersburg, 37. Dez. Bon hier wird berichtet, daß Rußland neue ungeheure Anstrengungen in der Mandschurei in die Wege leitet. Der Eisenbahnmintster und der Minister der öffentlichen Baute» beraten Mittel und Wege, Truppe» und Proviant auf dem Wasserwege in die Mandschurei zu befördern. Kuropatkin wird 600000 Mann erhalten, deren Basis zwischen Wladiwostok und Chardin sein wird, wo ungeheure Vorräte an Lebensmittel und Kriegsmaterial auf- gestapelt werden. Die Gesamtzahl der russischen Streitkräfte soll nötigenfalls auf 800 000 Mann erhöht werden.
Der russische Kriegsplan besteht darin, die rechte Flanke der Japaner mit einer ungeheuren Uebermacht zu umgehen. Die Russen werden Militärbahnen anlegen, welche sie bei ihrem weiteren Borrücken befestigen werden. Im jüngsten Ministerrat, welcher in Zarskoje Selo stattfand, wurde beschlossen, auf keinen Fall zurückzugehen, um den Krieg im Lause des Sommers zu beenden.
Berlin, 29. Dez. Aus Petersburg meldet das B. T.: Nemirowitsch Dantschenko telegraphiert aus dem Hauptquartier Kuropatkins folgendes: Im letzten Monat ist Ku- ropatkiu ordentlich jung geworden; er vertraut fest auf die Zukunft. Genau so steht er mir vor Augen wie damals auf den grünen Bergen vor Plrwna. „Möge man uns nur mehr solcher tüchtigen Soldaten schicken wie in letzter Zeit* sagte Kuropatkin. „Wir werden unsre Arbeit hier
schon machen. Sehen Sie sich alles einmal ordentlich an, wie sich alles seit dem Herbst in der Lage der Armee verändert hat. Schreiben Sie ruhig darüber! Berichten Sie die reine Wahrheit. Es gab eine Zeit, wo diese Wahrheit uns unangenehm war, aber nützlich ist sie uns immer gewesen. Jetzt fürchten wir keine Wahrheit mehr, obwohl gewisse Mängel noch vorhanden sind, doch bin ich mit der gegenwärtigen Lage mehr als zufrieden."
Der Kampf «m Port Arthur.
Die Erstürmung des Forts Erlnugscha«.
Tokio, 29. Dez. Von der Armee vor Port Arthur wird gemeldet: Der linke Flügel und das Zentrum haben am 28. Dezember 10 Uhr vormittags die Brustwehr iu der Front de- Fort- Erlnugscha« in die Lnft gesprengt. Dann wurde die Brustwehr mit Sturm genommen und unter dem Schutze von schweren Geschützen und Feldgeschützen trotz des feindlichen Feuers Verteidigungsanlagen errichtet. Um 4 Uhr nachmittags stürmten und besetzten wir im inneren Fort die Linie der schweren Geschütze und gingen bis zur Kehle des Werkes vor, von wo sich der Feind nach hartnäckigem Widerstand schließlich zurückzog. Um 7 Uhr 30 Minuten abends war das Fort Erlnugscha» in unsere« Hände«.
Tokio, 29. Dez. Die Verluste der Japaner bei der Einnahme des Forts Erlungschan werden auf 1000 Mann geschätzt.
* *
London, 28. Dez. Einem bei den Lloyds eingegangencu Telegramm aus Batavia zufolge ist heute nachmittag bei Anjes an der Suudastraße ein Kriegsschiff gesichtet worden, welches die japanische Flagge führte.
Gages-WeuigKeiten.
Aus MM Md Lsud.
Nagold, 3V. Dezember.
Die Landes-Berfammlmrg der Deutsche« Partei wird, wie bereits gemeldet, am Sonntag den 8. Jan. 1905, vormittags 11 Uhr in den Stadtgartensälen zu Stuttgart abgehalten werden und zwar mit folgender Tagesordnung: Einleitende Ansprache des Landesvorüands Professor Dr. Hieber, M. d. R. u. L. Die Arbeiten und Aufgaben deS Landtags von Landtagsabgeordnrter v. Gest. Reichspslitik und Reichstag vom ReichstagSabg. Patzig- Berlin. Geschäftsbericht der Partei vom Geschätsfihrer Dr. Fester. Die Deutsche Partei und Landwirtschaft vom Landtagsabg. Guoth.. Beschlußfassung über den Antrag Feuerbach betr. Anträge aus der Versammlung. Am Samstag den 7. Jan., nachmittags ist Sitzung des weiteren Landesausschuffes in den Sälen deS Stadtgartens. Ebenda werden die Stuttgarter und die von auswärts bereits eingetroffenen Parteimitglieder am Samstag- abend zusammen- kommen.
—r. Berneck, 29. Dezbr. Bei der am 27. und 28. ds. Mts. stattgehabten Bürgerausschußwahl haben von 64 Wahlberechtigten 34 abgestimmt. Gewählt wurden die bisherigen Mitglieder: Johannes Stoll, Dreher mit 30, Nikolaus Steimle mit 27, Johannes Bauer. Zimmermann mit 26 und Johann Ehret, Maurer mit 24 Stimmen. Als Ersatzmann wurde Johanms Grosthans, Kaufmann aus- 2 Jahre mit 24 Stimmen gewählt.
— t. Ebhanse«, 28. Dez. Bei der gestrigen Bürgerausschußwahl stimmten von 206 Wahlberechtigten 109 ab. Gewählt wurden: Johs. Feuerbacher Schmiedmeister, Ehr. Hauser Schreinermeister, Fried. Ottmar, Schuhmacher und JohS. Kalmbach Schreinermeister. Die Gewählten gehörten bisher schon dem Bürgerausschuß an. Ihre Wieder
wähl beweist, daß sie das volle Vertrauen ihrer Wähler genießen. — Das Ergeh' der Viehzählung ist folgendes: Pferde 20 St., R 457 St., Ziegen 28 St., Schweine 98 St., Gänse 22'. St., Enten 300 St., Hühner 1665 St. An Rindvieh ist gegenüber der letzte« Zählung eine Zunahme von 40 Stück zu verzeichnen; erheblich zu- genommen hat auch die G^ flügelzahl.
— t.' Ebhanse«, 29. Dez. Am zweiten Weihnachtsfeiertag hielt im Zrichensaa! der Jungsrauenverein seine Christbaumfeier, die einen religiösen Charakter hatte. Ansprachen, Gesänge und auch fröhliche Vorträge aus dem Leben füllten die Abendunterhaltung aus. — Am gleichen Abend gab der jüngere Gesangverein eine gesellige Unterhaltung mit Gesang, humoristischen Vorträgen und GabeS- verlosung im Gasthaus zur Sonne. H
-t. Ebershnrbt, 29. Dez. Der Militärverein «- anstaltete am Stcphanstag abends im Gasthaus z. LaMl eine gesellige Unterhaltung mit Gesangsvorträgen und GabH- verlosung. Die bürgerlichen Kollegien, die der Verein erß- geladsn hatte, nahmen vollzählig an der Abendunterhaltung teil, die durchaus gemütlich verlief.
Calw, 28. Dez. In den letzten Tagen ist hier eine Eisbahn hergestellt worden. Sie befindet sich außerhalb des Bahnhofs am rechte» Nagoldufer und erfreut sich schon jetzt einer fleißgen Benützung.
r. Schönrgründ, OA. Freudenstadt, 29. Dez. Gestern wurde der Schuhmacher Ferdinand Schrei von Schönmünzach von einem Langhoizwageu überfahren und auf der Stelle getötet.
Stuttgart. Was in unserer Reichshasptstadt alles passieren kann, das Zeigt wiederum recht deutlich das neueste Stückchen, die Gründung eines Lehrlingsvereins, worüber ein Berliner Blatt schreibt: „Was man in Süddeutschland „Lausbnben-Verein" nennen würde, ist in Berlin geschaffen worden. Um Nämlich einem „längst und dringend gefühlten Bedürfnis" abzuhelfen, ist ein — Lehrlingsverein mit eigenem Vereiusorgan begründet worden. Der Redakteur und Expedient des Mattes sowie eine durchweg aus Lehrlingen bestehende Preßkommisfio» wurde von der Versammlung gewählt. Der MitgliedsSeitrag wurde auf 25 Pfg. monatlich festgesetzt. Die Versammlung leitete der Bortrag eines hiesigen jüdischen Rechtsanwalts ein. Ei» Teil der Lehrlinge war in Begleitung der Eitern erschienen, denen das selbstbewußte Auftreten ihrer SsuMlinge „sittliche Befriedigung" verursachte, lieber den Titel der Vereinszeitrmg haben wir nichts gehört, wir schlagen „Der Lausbub" vor. Natürlich sind die Macher auch hier die bekannte Sorte Kapitalisten in Verbindung mit den Herrn Genossen. Insbesondere soll von dieser Seite dahin gewirkt werden, daß die Gesellen die ihnen uriterstelltensLrhrlinge gut behandeln. Man kann die Seele nicht früh genug vergiften, und darum ist dieser Verein vielleicht nur eine Zwischenstufe zum „Hosenmatz-Verein".
Reutlingen, 28r Dez. Die bürgerlichen Kollegien haben in ihrer heutigen Sitzung dir Aufnahme einer 3'/»- prszentigen Anleihe im Betrag von 800 000 beschlossen. Davon entfallen suf den Neubau einer Realschule 446 000 Mark, auf den Beitrag zum Bahnhofumbau 224 000 und ans Grunderwerbungen 130006 in dem letzteren Posten ist der Betrag für die Erwerbung des alten Oberamts in Höhe von 60000 ^ mit inbegriffen.
Als ein Eriuueruugszevche« a« Vas Jlsfelder Brandnnglück hat das Heilbronner Hilfskomitee eine Plakette Herstellen lasten, die daS Liebeswerk, das in umfassender Weise jenem Unglück folgte, sinnbildlich darstellt: vor dem brennenden Jlsfeld tritt zu einer der vom Unglück betroffenen Familien eine edle Frauengestalt, den Unglücklichen hilfsbereit die Hände entgegeustreckend. Die Plakette,,
Der Gesellschafter erscheint vom 1. Januar ab täglich!
Fenster, in das von den Rädern gepeitschte Master hinan s- schauend. Seifert lehnte sich in seinen Stuhl Drück ui ad schien bald keine andern Gedanken zu haben, als iiie Formen der Rauchwolken, die er langsam von sich bliiH, zu studieren.
! »Gut, Herr," begann nach einer kurzen Weile der- Rechtsanwalt, langsam vom Fenster znrücktrrtend, ich „glaube mit der nötigen Offenheit nicht viel Lei Ihnen zu wagen» Es handelt sich um einen Rechtsfall, der gerade in der' Gegend von Alabama spielt, wo füi Sie der Boden jetzL etwas zu heiß ist, als daß Sie ihn betreten könnten, falls Sie etwa den Verräter von dem zu spielen gedächten, was beabsichtigt wird. Auf der andern Seite hoffe ich Jhmn für die Unterstützung der Sache einen Gewinn verbürgen zu können, der vielleicht Ihre Erwartungen übersteigt, wenn Sie der Mann sind, den ich brauche» und den ich iri Ihnen vermute. Ich will Ihnen ehrlich gestehen, daß, akz ich Set Ihre» Eintritt in das Boot von Ihrer Verlegenheit hörte und Sie erkannte, mir es fast scheinen wollte, als habe daS Schicksal mir recht absichtlich in den Weg geworfen, was mir gerade fehlte."
Seifert blies etmn wohlgelungenen Ringe! in die Luft. „Ich bin vollständig bereit, zu hören, wenn Sie mich Ihres Vertrauen- wert galten," sagte rr, „und dann wird es sich ja wohl zeigen» ob das Schicksal recht gehabt hat —jedenfalls würden A ie äußerst edelmütig handeln, Menu Sie, um iu keiner Art einen sanften Zwamg auSjUÜbm, mein Fahrgeld bis Ner^-OrleanS hinunter, vor unsrer weikren Besprechung d nichtigen wollte» "
Der andere sah ihn einen Augenblick mit sonderbarem Gefichisausdrucke an. „Schüchtern find Sie nicht, Herr, und scheinen Ihren Vorteil beim SSopse fasten zu können," sagte er dann. „Was aber, wenn ich nichts zahle, ehe wir nicht miteinander ins Klare gekommen find, damit ich doch weiß, wofür ich mein Geld gebe?"
„Ihre Sache, Herr," erwiderte Seifert achselzückend und erhob sich langsam. „Sie sind z» mir gekommen und haben mir ein Geschäft angeboten, nicht ich zu Ihnen — ich habe Ihnen meine erste Bedingung gesagt, unter welcher ich nach Umständen vielleicht mich mit Ihnen verständigen kann, und Sie sollten meine Gründe dafür würdigen — gefällt Ihnen das kleine Wagnis nicht — nun gut, so brechen wir ab."
„Und wie denken Sie in VickSbnrg Ihr Fahrgeld zu bezahlen, und von dort weiter zu kommen?"
„Das ist doch meine Sache, lieber Herr. Sie scheinen mich noch immer für den Strolch Seifert, oder wke Sie ihn nannten, halten zu wollen; was wissen Sie denn von meinen Verhältnissen?"
„Schön!" lachte der Rechtsanwalt auf; „ich sehe, rs ist schlecht handeln mit Ihnen, und muß ich mein Vertrauen wagen, so kann es allerdings auf ein paar Dollars nicht ankommen." Er zog ein wohlgrfülltes Taschenbuch aus seiner Tasche und legte einige Banknoten auf den Tisch. „Hier» legen Sie Ihre Hand daraus und lösen Sie Ihren Fahrschein selbst, damit ich nicht wieder eine Verwechselung in dem Namen begehe."
Im SchankranwL wurden. Stimmen last, dtzekür des
kleinen Zimmers öffnete sich, und mehrere Reisende traten ein, gefolgt von dem Buswärter, der einen der Tische abputzte und ein Spiel Karten darauf legte.
„Bleiben wir noch hier, oder gehen wir aufs Verdeck, wo sich ganz ungestört weiter reden läßt?" fragte Murphy dem die Störung angenschcknlich ungelegen kam.
„Ich gehe mit Ihnen," sagte Seifert halblaut, die erhaltenen Banknoten zusammenlegend, — „Sie haben mir mit Jbrem Gelds eine Arbeit erspart, sonst hätte ich mir meine Reisekosten von diesen Herren hier bezahlen lasten mästen. —
Es war ein prachtvoller Tag, welcher dis beiden aus dem Vorderdeck empfing, und an beides Seiten der Brustwehr saßen und lehnten Gruppen von Reisenden, um die frische Luft zu genießen. Murphy faßte zwei Rohrsessel und trug sie nach dem vordersten Ende des Schiffes, wo ein Belanschtwerden unmöglich war und jeder sich Nahende sofort bemerkt werden wußte.
„Denken Sie sich folgenden Fall," begann der Rechtsanwalt mit halsgedämpfter Stimme, nachdem sich beide niedergelassen hatten. „Ein alter Mann stirbt auf einer Reise im Hause eines Freundes. Der Tote hat bei Lebzeiten allerhand sonderbare Geschäfte betrieben, und so findet sich unter seinen Papieren, die eine« gar nicht unbedeutenden Nachlaß ausweisen, auch eine Notiz über einen alten Befitztitel. lautend auf ein großes Stück Land in Alabama, den der Verstorbene auf irgend eine Weife erworben hat. Ich mutz Ihnen dabei sagm. daß die Grundbesitzverhältniffe