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Dejeuner Teil genommen, herzlichst verabschiedet hatte, ging die „Hohenzollern" um 41/2 Uhr in See. Es erfolgte ein abermaliger Salut der russischen Flotte, welche sich in Paradestellung befand und von welcher die preußische Nationalhymne ertönte. Zahlreiche Privatdampfer geleiteten die „Hohenzollern" unter fortwährenden Hurrahrufen. Frkf. I.
Hages-Weuigkeiten.
* Calw , 25. Juli. Durchwandern wir gegenwärtig unsere Wälder, so erfreuen uns prächtige Blumen und die herrlichen Früchte der Heidel- und Himbeersträucher. Diese Beeren gewähren ein gesundes, erfrischendes Nahrungsmittel und laden von selbst durch ihr schönes Aussehen zum Verzehren ein. Ebenso verlockend ist aber der Anblick einiger andern Pflanzen und Früchte, die besonders den Kindern verführerisch erscheinen und oft wegen Unkenntnis ihrer schlimmen Eigenschaften begierig genascht werden. Es sind die Giftpflanzen, die in unfern Wäldern häufig Vorkommen. Unter Gebüsch, an schattigen, feuchten Plätzen glänzt uns die Einbeere entgegen, ein einfaches Pflänzchen mit 4 grünen Blättern und einer blauschwarzen Beere von der Größe einer Kirsche. Eine schöne, aber sehr giftige Beere; genieße sie daher nicht! Stolzer und höher erhebt ihr Haupt die ganz gefährliche Belladonna, auch Tollkirsche oder Teufelsbeere genannt. Sie erreicht eine Höhe von 1—2 Meter, hat kurzgestielte, eiförmige Blätter, eine glockenförmige, dunkel geaderte Blumenkrone und glänzend schwarze Beeren. Das in diesem enthaltene Gift (Atropin) bewirkt die Erweiterung der Pupille. In Italien wird aus den Beeren Schminke bereitet, daher der Name Belladonna, d. h. schöne Frau. Auf Schutthaufen und an Wegen, an Hecken und Zäunen wächst das schmutzige Bilsenkraut. Es verrät schon durch seinen widerlichen Geruch, daß man nichts Gutes von ihm zu erwarten hat; alle Teile dieser Pflanze, besonders aber die Wurzel und die Samen verursachen nach dem Genuß Schwindel, Wahnsinn und Tod. Am Waldrand, an Gräben und > Teichen begegnen wir dem Wasserschierling. Seine Wurzel hat Aehnlichkeit mit Sellerie oder Pastinake; sie ist hohl, die Querwände geschieden und angefüllt mit einem gelblichen, schnelltötenden Safte. Schon die Aus- dünstung der Pflanze erregt Schwindel; auch den Tieren ist der Genuß äußerst schädlich. Durch seine karminrote Färbung erregt noch der Fliegen- schwamm unsere Aufmerksamkeit. Jetzt, in wenigen Exemplaren vorhanden, findet er sich im Herbst zahlreich in unfern Wäldern. Der Stiel ist unten verdickt, gefüllt oder hohl: der rote Hut trägt weiße Warzen. Er ist sehr giftig; bekanntlich wird der Absud des Pilzes oder die in Milch gelegten Teile gebraucht, um die Fliegen zu vergiften. — Wir möchten alle Eltern und Lehrer ersuchen, die Kinder vor dem Genuß dieser Pflanzen wiederholt zu warnen. ihnen dieselben zu zeigen und auf ihre schädlichen Eigenschaften aufmerksam zu machen. Wir lesen ja leider jedes Jahr von Vergiftungen und Todesfällen, die in Folge des Genusses der angeführten Pflanzen eintraten. Bei einem Vergiftungsfall muß man vor allen Dingen die Entfernung des Giftes zu bewerkstelligen suchen und zwar durch ein Brechmittel, dessen Wirkung noch durch Kitzeln des Schlundes befördert werden kann. Auch säuerliche Getränke und namentlich Weinessig können als sehr zweck- mäßige Mittel gereicht werden. Es ist selbstverständlich, daß sofort die Hilfe des Arztes in Anspruch genommen werden muß.
* In voriger Woche wurde in Hirsau der Zimmermann K. beerdigt, welcher sich auf der Bühne seines Hauses erhängt hatte. Ein Korrespondent des „Schwäb. Wochenbl." schreibt hierüber, daß dessen Leichenbegängnis nicht nur, wie in solchen Fällen üblich, ein höchst einfaches war, sondern auch der Totengräber und der Schreiner noch besonders ihr Teil Mißachtung beitragen zu müssen glaubten, indem sie den Toten im Sarg verkehrt, also auf's Gesicht, gelegt hätten und ferner um eine garantierte Wirksamkeit dafür zu erzielen, damit der Verstorbene den Insassen des Hauses nicht noch als Geist erscheine, ihn verkehrt zur Thüre hinaus und schließlich auf dem Kirchhof unter
„Du bist voreilig, meine Beste. Die Anschuldigung, welche Du gegen mich aussprichst, hat weder Kopf, noch Fuß. Wenn die Baronin mir Etwas gelten würde, so hätte ich sie jm Kafs Anglais nicht allein zurückgelassen, sondern hätte den Mut gehabt, ihr zur Seite zu stehen. Du aber hast mir noch vollständig zu erklären, wie es gekommen ist, daß jener Herr Dich zum Souper eingeladen hat."
„Bedarf es wirklich noch einer Erklärung?" stieß sie leidenschaftlich aus. „Hätte ich irgend Etwas im Schilde geführt, dessen ich mich zu schämen Ursache gehabt, würde ich dann versucht haben, den Salon zu betreten, in welchem Du Dich mit jener Frau aufhieltest? Würde ich mich nicht vielmehr verborgen haben, anstatt verlangen. Dich zu sprechen?"
Der Graf lächelte.
„Das ist endlich einmal ein vernünftiges Argument. Weshalb hast Du es nicht von allem Anfang an gesprochen?"
„Weil ich überall nicht daran dachte, mich zu verteidigen!"
„Es kam Dir nur darauf an, mich zu beschuldigen, ohne Beweise für meine Schuld zu haben? Es wäre also die ganze Angelegenheit nur ein Mißverständnis gewesen?"
„Du weißt dies selbst!" flüsterte sie, ihn gerade anblickend.
Der Graf zog die Hand seiner Frau an seine Lippen.
„O, ich habe Dich also endlich wieder, mein Georges!" rief sie voll tiefer Bewegung , die jedoch von ihm durchaus nicht in dem gleichen Maße geteilt wurde. „Nun denn, ja, ich habe Unrecht gehabt, ich hätte dem Geschwätz Madame de Marvejols' kein williges Ohr schenken und Herrn von Moulieres vor die Thür setzen sollen. Aber ich hatte nun einmal den Kopf verloren und mein Fehler ist es, daß ich über die Maßen eifersüchtig bin. Ich liebe Dich gar zu sehr! Nicht war. Du verzeihst mir?"
Nun war sie es, die um Verzeihung bat. Es läßt sich doch fürwahr nichts Blinderes denken, als die Liebe.
„Ich hoffe. Du wirst Dich nicht mit Herrn d'Artige schlagen?" fügte sie unvorsichtigerweise hinzu.
Anwendung von Gewalt den Sarg in ein zu knapp bemessenes Grab gezwängt haben. Nach uns zugegangener Mitteilung haben die Verwandten auf jene Notiz hin die Vernehmung des Schreiners und Totengräbers angestrebt, sollen jedoch an der zunächst zuständigen Stelle keiner Geneigtheit begegnet sein. Die Sache dürfte, sofern sie wahr, für die Urheber dieser verkehrten Anstalten nicht ohne Nachspiel bleiben.
Wildbad, 21.Juli. Seine Hoheit der Herzog Ernst von Sachsen- Alt e n b u r g mit Gefolge und Dienerschaft ist gestern zu längerem Aufenthalte hier angekommen und hat im Hotel Klumpp Wohnung genommen. Die Zahl der Kurgäste hat heute die Zahl 3400 überschritten. Letzten Donnerstag gab die Geigenvirtuosin Therese Tua im Konversationssaale ein Konzert. Der Saal war dicht besetzt und die Künstlerin wurde nach jedem Stücke durch rauschenden Beifall belohnt.
— (Der Stuttgarter Liederkranz) hat auf der letzten Station seiner Sängerreise, in Innsbruck, sich die allergrößten Ehren geholt. Die Verleihung von Ehrendiplomen an den Vorstand Herrn Steidle und den Dirigenten Prof. Förstler wurde schon erwähnt. Nach Ueberreichung derselben bot der Bürgermeister von Innsbruck Dr. Falk dem Liederkranz als dem „ältesten und einem der berühmtesten Sangesvereine Deutschlands" einen warmen Wilkommen. Nach ihm sprachen die Vorstände von Inns- brucker Gesangvereinen, Steidle dankte für die ihnen erwiesene Ehre mit einem Hoch auf Innsbruck und seine Liedertafel. Bei dem Konzert im „Adambräu" am Dienstag abend, wo das Musikkorps des Jnfanterie-Regi- ments Herzog von Württemberg mitwirkte, wurden die Stuttgarter für ihre Leistungen, besonders für das „Muß i denn, muß i denn zum Städtele naus" und andere Volkslieder mit Beifallsbezeugungen überschüttet. Zum Schluffe wurde das „Deutsche Lied" von Kalliwoda gemeinschaftlich gesungen. Die Besichtigung der Sehenswürdigkeiten Innsbrucks, ein Ausflug auf die Lanser Köpfe und ein Zusammensein in Igels füllten den Mittwoch aus, an dem manche der Stuttgarter Sänger Innsbruck, wo der Liederkranz nach dem Ausspruch seines Vorstandes einen fürstlichen Empfang gefunden, bereits wieder verlassen hatten.
Stuttgart, 21. Juli. Der Verein der Hundefreunde hat auf seiner gestrigen Versammlung beschlossen, für das diesjährige Volksfest eine Vorführung von Hunden im Schwimmen und Apportieren aus dem Wasser zu veranstalten. Es sind drei Prüfungen für große, mittlere und Jagdhunde, sowie ein Dauer- und Wettschwimmen für Hunde aller Größen in das Programm ausgenommen, und wenn's wahr ist, selbst ein „Kinderretten". Es sind Ehrengaben und Geldpreise im Wert von 25 bis 150 ^ ausgesetzt. Schauplatz der Produktionen wird der Platz oberhalb der Eisenbahnbrücke bei Cannstatt sein.
Stuttgart, 24. Juli. Brieftaubenflug. Am gestrigen Sonntag konnte endlich nach achttägigem Warten der Brieftaubenwettflug ab Metz abgehalten werden. Nach einer Metzer Depesche sind daselbst die 75 Tauben früh 5 Uhr 30 Minuten ausgelassen worden. Die Luftlinie Metz— Stuttgart beträgt 247 Kilometer. Die beiden ersten Tauben, Eigentum von N. L. Löbstein hier, trafen 8 Uhr 27 Minuten und 8 Uhr 48 Minuten hier ein; es ist dies eine Leistung, welche noch nie erreicht sein dürfte. Die dritte Taube, Eigentum von Bäckermeister Wörnle, traf 9 Uhr 2 Minuten ein, bald folgten in kurzen Intervallen die übrigen Tauben und zwar als vierte eine von Fabrikant Mahle, als fünfte und sechste zwei von Wörnle, als siebente wieder eine von Mahle. Das Preisgericht hatte wieder bei Volk, früher Kobersche Weinwirtschaft, Hauptstätterstraße, seinen Sitz aufgeschlagen. Dorthin mußten die Tauben sofort nach dem Eintreffen in den Schlägen verbracht werden. Die Preisverteilung dürfte wieder im Herbst, im Anschluß an das Stiftungsfest des Vereins der Vogelfreunde, erfolgen.
Eßlingen, 17. Juli. Wenn von anderwärts schon über ein schlechtes Bienen-Jahr, über schwache Honigernte geklagt worden ist, so können wir, schreibt die „Eßlinger Zeitung", von hier das Gegenteil berichten. Unsere
„Du scheinst Dich ja sehr lebhaft für ihn zu interessieren!" meinte der Graf, aufs Neue stirnrunzelnd.
„E r ist mir vollständig gleichgültig, aber ich will nicht, daß D u Dein Leben aufs Spiel setzest, ganz abgesehen davon, daß dieses Duell ein Wahnsinn wäre, denn Herr d'Artige hat Dir Nichts zu Leide gethan. Befasse Dich also nicht weiter mit ihm. Wir werden ihn nie mehr Wiedersehen. Für mich existiert jetzt nur das Eine, daß ich Dich fast verloren hätte, daß ich Dich aber nun wieder gewonnen habe und daß Du jetzt mein bist und bleibst auf immerdar!"
„Doch nicht, da ich Paris verlassen muß."
„Paris verlassen! Uns trennen! Nimmermehr! In einigen Tagen schon sollst Du Niemanden mehr einen Heller schulden. Ich werde zu meinem Notar gehen und ihn beauftragen, unser Palais zu verkaufen. Er sagte mir erst in voriger Woche, daß er einen trefflichen Käufer wisse. Nebenbei braucht der Rechtsanwalt nie zu erfahren, weshalb ich es verkaufe. Ich werde ihm sagen, daß wir Paris verlassen, um in Italien, in der Schweiz, kurz, wo immer Du es willst, leben!"
„Bist Du wirklich verblendet genug, nicht zu glauben, daß, wenn wir so handeln, schon morgen ganz Paris wissen wird, daß ich Nichts besitze und Du Dich Deines Palais nur entblößt, um meine Schulden zu bezahlen? Man würde mit Fingern auf mich weisen. Nein, lieber will ich mich selbst verbannen, als uns solcher Schmach, solchem Elend preisgeben!"
„Das Elend habe ich einst kennen gelernt und ich schwöre Dir, Georges, daß, > mit Dir vereint, ich selbst davor nicht zurückschrecke! Was uns betrifft, so braucht ! von Elend noch lange keine Rede zu sein. Uns bleibt nach Allem immer noch ein ^ bedeutendes Vermögen und sollte dies selbst für uns nicht ausreichen, so kann ich ' stets zum Theater zurückkehren. Meine Stimme hat Nichts verloren und es wird ! mir keine Schwierigkeiten bereiten, in Frankreich oder im Auslande ein Engagement zu finden, das unsere Einkünfte verdreifacht!" !
„Ich zweifle nicht daran," versetzte er mit bitterem Spott, „der Name einer Gräfin de Listrac auf dem Theaterzettel würde Wunder wirken!"
(Fortsetzung folgt.)