wird ein Entwurf vorgelegt werden, um die größten Uebel- stände zu beseitigen. Was das Heerwesen anbetrifft, wird die Verlängerung des 1904 ablaufenden Quingueunats um 1 Jahr vorgeschlagen: zwei Entwürfe werden das Versor­gungswesen von Offizieren und Mannschaften des Heeres, der Marine und der Schutztruppen betreffen. Auf sozialem Gebiet wird ein Entwurf belr. ein Schiedsgericht für Handlungs­gehilfen angekündigt; ferner Novellen zur Börsen- u. Stempel- gesctzgcbung und ein Reichsgesetz zur Bekämpfung der Reblaus­gefahr. Der Bundesrat ist mit der Lösung der Frage der Ent­schädigung unschuldig erlittener Untersuchungshaft beschäftigt, eventuell gelangt eine Vorlage an den Reichstag. Was die Schutzgebiete betrifft, so wird der Eisenbahnbau Dar-es- SalaamMrogoto den Reichstag aufs neue beschäftigen. Sodann gedenkt die Thronrede der freundlichen Beziehungen zu allen Mächten. Die mazedonische Frage berührt das Reich erst in zweiter Linie, der Kaiser hat aber mitgewirkt, ernsteren Verwicklungen vorzubeugen. Endlich wird der Begegnung des Kaisers mit dem Zaren und dem König von Italien gedacht und die Zuversicht aus Erhaltung des Friedens ausgesprochen.

Berlin, 3. Dez. Winterfeld-Menkin eröffnet als Alters­präsident die Sitzung und beruft zu Schriftführern die Abg. Him­burg, Krebs, Pauli und Hieber. Die Feststellung der Beschlußfähig­keit des Hauses findet alsdann durch Namensaufruf statt. Während derselben teilt der Präsident mit, daß an Vorlagen eingegangen sind: Der Etat, der Etat für die Schutzgebiete, das Handelsprovisorium mit England und der Gesetzentwurf betr. Abänderung des Finanz­wesens des Reichs. Der Namensaufruf ergibt die Anwesenheit von 311 Abgeordneten. Das Haus ist also beschlußfähig. Schluß der Sitzung 3 Uhr. Nächste Sitzung morgen 2 Uhr mit der Tagesord­nung: Wahlen des Präsidiums und der Schriftführer.

Berlin, 2. Dez. Der Reichstag wird, nachdem er fich am 4. Dez. konstituiert hat, erst am 9. Dez. wieder eine Plenarsitzung abhalten. Da der 8. Dez. ein katholischer Feiertag ist, sollen der 5. und 7. Dez. für Fraktionssitzungen und die Vorbereitung auf den Etat frei bleiben. Die Etats­beratung beginnt wahrscheinlich erst am 10. Dez.

Berlin, 3. Dez. Die sozialdemokratische Reichstags­fraktion wählte den bisherigen Fraktionsvorstand, bestehend aus Bebel, Meister, Pfannkuch und Singer, wieder und be­schloß, bei der Wahl des Reichstagsprästoiums Singer als ersten Vizepräsidenten, Fischer und Schippe! als Schrift­führer vorzuschlagen. Es wurde ferner beschlossen» zwei Interpellationen einzubringen, nämlich betr. der Wurmkrauk- hett der Bergarbeiter und betr. der Verfolgung ostpreußi- scher Sozialdemokraten wegen Hochverrats gegen Rußland und Beleidigung des Zaren.

r. Karlsruhe, 3. Dezbr. In der gestrigen 1. Sitzung des badischen Landtags find folgende Interpellationen bezw. Anträge etngegangen. 1. Aus welchen Gründen ist die Ge­nehmigung zu Klosterniederlaffungen nicht erteilt worden? 2. Die Kammer möge die Regierung ersuchen, im Bundes­rat dahin zu wirken, daß eine Aufbesserung der Vergütung für militärische Quartierleistung gegeben werde.

Tcrges-HleuigkeiLen.

Au» Stadt uud Land.

Nagold, 4. Dezember.

Ladengeschäfte. Das konsumierende Publikum wird darauf.aufmerksam.'gemacht, daß an den drei Sonntagen vor dem Weihnachtsfest die Ladengeschäfte je von mittags IS bis abends 7 Uhr geöffnet sind.

Haiterbach, 3. Dez. Bei der gestern hier abgehaltenen Gememderatswahl haben von 315 Stimmberechtigten 240 von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Die höchste Stim­menzahl erhielten: Stadtpfleger Knorr 208 St., Wagner und Gemeinderat Rapp 194 St., Bürgerausschußobmann Mich. Helber 109 St., Flaschner und Gewerbevereinsvor­stand Brezing 91 St. und Phil. Schumacher, Färber 88 Stimmen.

Calw, 2. Dez. Die Kriegervereine des Bezirks haben ihrem früheren Bezirksobmann. Herrn Rektor Haug in Freudenstadt als Zeichen der Dankbarkeit für dessen ver­dienstvolles Wirken einen schönen Regulator übersandt. In der Bahnhofstraße gab es heute morgen um 9 Uhr einen starken Auflauf von Menschen. In Speßhardt riß sich gestern ein Stier los und konnte nicht mehr eingc- fangen werden. Das Tier war ganz wütend geworden und trieb fich in der Nacht auf dem Feld u. im Wald herum. Von dem Eigentümer verfolgt sprang es hierher und lief durch die Bahnhofstraße, wobei eS einige Personen um­rannte und leicht verwundete. Da ein Ergreifen des Tieres nicht möglich, sondern Gefahr für das Leben der Paffanten zu befürchten war, so entschloß man sich zur Tötung des Tieres. Hr. Julius Dreiß schoß das Tier mit einem Meisterschuß durch die Stirne, so daß es sofort tot umfiel; dadurch wurde weiterem Unglück vorgebeugt.

Stuttgart, 1. Dez. Mit dem Bau des Bismarckturms der hies. Studentenschaft auf dem Gähkops ist gestern be­gonnen worden, nachdem dieser Tage von einem ungenann­ten Stifter dem Baufonds eine beträchtliche Zuwendung ge­macht worden war, daß die zum Bau erforderlichen Geld­mittel in Höhe von 42,000 ^ nunmehr vorhanden find. Der Turm wird die stattliche Höhe von 20 m erhalten und voraussichtlich bis zum Schluß des nächsten Sommersemesters fertiggestellt sein. Die Ausführung der Arbeiten ist dem Baugeschäft Nagel hier übertragen worden.

Stuttgart, 3. Dez. Nach einer längeren Betrachtung Zur Schulnot" wurde kürzlich imMerkur" von ärzt­licher Seite eindringlich vor den Folgen allzu vieler Hausaufgaben für die Schüler gewarnt. Rascher als wir und wohl auch der Verfasser jenes Artikels gehofft

haben, ist von einem dankenswerteu Versuche, in dieser Richtung zu helfen, zu berichten. In der Stuttgarter Friedrich-Eugens-Realschule hat, wie wir hören, die Mehr­zahl der Lehrer beschlossen, den Versuch zu machen, ohne schriftliche häusliche Ausarbeitungen (d. h. also mehr oder weniger selbständig zu Hause zu fertigende größere Arbeiten wie Aufsätze, Uebersetzungen, Rechnungen und dergl.) aus­zukommen. Das soll natürlich kein Ausschluß jeder schrift­lichen Arbeit sein; es wird auch in Zukunst von der Feder Gebrauch zu machen sein bei kleinen Aufgaben zur Wieder­holung und Einübung des in der Schule behandelten, zur Unterstützung des Gedächtnisses, insbesondere zur Einprä­gung von Wortbildern u. a., aber die großen Arbeiten, die den Schülern nach der angestrengten Schularbeit den not­wendigenFeierabend" rauben, sollen versuchsweise unter­lassen werden. Vom Erfolg wird dann das weitere Ver­fahren abhängen. Alle Freunde unsrer Jugend werden diesen Versuch aufs freudigste begrüßen.

r. Stuttgart, 3. Dez. Das in der Nacht zum 1. d. M. infolge von Salzsäurevergiftung ins Marienhospital ver­brachte Dienstmädchen ist gestern abend gestorben.

r. Eßlingen, 2. Dez. Bei der gestrigen Gemeinde­ratswahl wurden 6 Gemeinderäte gewählt. Von denselben stehen auf dem Zettel des demokratischen Volksvereins 4, aus dem des Bürgerbundes 1, und aus dem der Sozial­demokratie 3.

Eßlingen, 3. Dez. Durch Kaufvertrag vom Gestrigen ging die frühere Tuchfabrik auf der Maille hier, zusammen 21 a 79 gm Gebäude nebst Hosraum samt der vorhandenen Wasserkraft um den Preis von 133,500 ^ auf Herrn Herm. Bauer, Ingenieur in Stuttgart, über.

r. Gmünd, 2. Dez. Bei der gestrigen Gemeinderats­wahl haben von 2145 Wahlberechtigten 1879 von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Gewählt wurden 4 Kandi­daten deS Zentrums und 1 der vereinigten Gegner.

r. Tuttlingen, 3. Dez. Die Schuhfabriken haben zur Zeit einen guten Geschäftsgang zu verzeichnen. Die Arbei­ter find vollauf beschäftigt und der Absatz der Waren ist ein zufriedenstellender.

r. Ellwangen, 2. Dez. Vorgestern morgen wurde der ledige Taglöhner Anton Weitenauer von der Oelmühle bei Rotenbach auf dem Weg von Eggenrot zur Oelmühle er­froren aufgefunden.

Herrenald, 3. Dez. Dieser Tage ist eine künstlerisch bedeutsame Arbeit zu Ende geführt worden: die Reno­vierung des Grabmals Markgraf Bernhardt I. von Baden in unserer Kirche. Großherzog Friedrich von Baden ließ das Werk im Lauf dieses Jahres durch die Gebr. Mezger in Karlsruhe unter Leitung von Professor Ratzel aus­führen. Das großartige Denkmal beschreibt Paulus in seinen Kunst- and Altertumsdenkmalen. Die Erneuerung ist vorzüglich gelungen, bildet einen einzigartigen Schmuck in unserer restaurierten Klosterkirche und wird noch mehr als seither eine Anziehung sein. Die fehlenden ornamen­talen Teile find in Sandstein erneuert oder ergänzt, das ganze Denkmal nach den ursprünglichen Spuren in patinier- ter Art bemalt mit teils kräftigen, teils zarten Farben­tönen und so die viel erwogene Frage der Wiederh erstellung in glücklichster Weise gelöst.

r. Ulm, 2. Dez. Die hiesige Polizei nahm vorgestern auf dem Hauptbahnhof den Viehhändler Ellinger von Göp­pingen fest, der einem dortigen Metzger den Betrag von 200 unterschlagen und damit das Weite gesucht hatte. Ellinger hatte sich vom Fuß bis zum Kopf neu gekleidet und war noch im Besitz von 45

GerichlSsaal.

Tübingen, 30. Nov. Strafkammer. Der Bauer P. P. Neu in Rottenburg machte am 20. Okt. bei dem dor­tigen Postamt eine Posteinzahlung, worunter sich ein fal­sches Einmarkstück befand. Ueber die Herkunft dieses Geld­stückes verhört, erklärte Neu, er habe seine Hopfen an den Händler Ullmann verkauft und unter dem Erlös habe sich das dem Postamt übergebene Einmarkstück befunden. Der Falschmünzer konnte nicht ermittelt werden. Das gefälschte Geldstück mit der Jahreszahl 1887 und dem Prägestätte­zeichen A wurde eingezogen. Auf seiner Reise aus dem Arbeitshaus Baihingen in seine Heimat Altensteig wurde der Metzger Friedrich Sailer in Rottenburg auf dem Bettel betreten und vom dortigen Schöffengericht zu 30 Tagen Haft verurteilt, auch wurde erkannt, daß Sailer wiederum der Landespolizeibehörde zu überweisen sei. Letzteres gefiel ihm nicht, er legte deshalb Berufung ein, die aber gestern als unbegründet verworfen wurde. Wegen Vergehens der gefährlichen Körperverletzung wurde der ledige Fabrikar­beiter Karl Debach in Nürtingen zu der Gefängnisstrafe von 2 Jahren und zur Kostentragung verurteilt. Der An­geklagte befand sich zu Besuch seiner Braut in Frickenhausen. Ebendort geriet er abends mir zwei Italienern in Wort­streit, wobei ihm der Italiener Visioli eine Ohrfeige versetzte. Nunmehr versetzte Debach dem Italiener Maurizi einen Messerstich in den Unterleib, der, wie ein zweiter Stich in die Brust für Maurizi lebensgefährlich war. Der Verletzte ist jetzt außer Lebensgefahr. Das Schutzvorbringen des Angeklagten, er habe in Notwehr gehandelt, fand durch die Zeugenaussagen keine Unterstützung. Als Dolmetscher war Südfrüchtehändler Stefan Sorovia hier zugezogen.

Eine Bestie in Menschengestalt hatte sich vor dem Schwurgericht Amberg (Bayern) in der Person des 26- jährigen verheirateten Häuslers Georg Marx zu verant­worten. Der Unmensch hatte am 26. Aug. d. I. ein 15- jährigeS Dienstmädchen, das er auf der Straße traf, einen Waldweg geführt und zu vergewaltigen versucht. Als es Widerstand leistete, erwürgte er es, trat ihm mit den Stiefel­absätzen auf dem Kopf herum, schlitzte ihm mit dem Regen­

schirm den Leib auf und spießte die Leiche, der er mit dem Schirm seitlich den Hals durchstieß, förmlich an den Boden fest. Vorher hatte er feinem unglücklichen Opfer noch die Barschaft von 30 iZ und eine Zuckerdüte aus der Tasche genommen. Der Angeklagte ist auch dringend verdächtig, eine Scheuer angezündet und sein eigenes erstgebornes Kind getötet zu haben. Das Urteil lautete auf Todes strafe und 10 Jahre Zuchthaus.

Hamburg, 1. Dezbr. Wegen Verbrechens wider das keimende Leben hatte sich vor dem hiesigen Schwurgericht eine ganze Anzahl Frauen und Mädchen zu verantworten. Eine von ihrem Mann geschiedene Frau Steigner hier hatte einAtelier" eingerichtet, das zurHeilung von Frauen­leiden" dienen sollte. Den mehr oder weniger verfänglichen öffentlichen Anpreisungen folgte ein starker Zulauf, sodaß die gewissenlose Frau über ein hohes Jahreseinkommen ver­fügte. Sie wurde von den Geschworenen unter Ausschluß mildernder Umstände schuldig befunden und zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt. Fünf Angeklagte erhielten sechs Monate Gefängnis, die übrigen wurden freigesprochen.

Deutsche» Reich.

Berlin, 1. Dez. Arbeiter-Terrorismus. Der Maschinen­arbeiter M. aus Charlottenburg, ein gut empfohlener, tüchtiger, ruhiger und fleißiger Mann, weigerte sich, dem sozialdemokratischen Verbände beizutreten und mit zu streiken. Nach Beendigung des Streiks erhielt M. Arbeit in der Weißenseer Holzbearbeitungsfabrik. Von den übrigen Ar­beitern wurde nun M. in jeder Weise drangsaliert. Seine Maschine wurde in Unordnung gebracht, die Schmierlöcher wurden vernagelt, die Bandsägenblätter verschränkt, die Hobeleisen zerschlagen, so daß es ihm schließlich unmöglich war, dort weiterzuarbeiten. M. gab deshalb seine Stellung nach 10 Wochen auf und erhielt bei der Firma Klapproth und Hoppe Arbeit. Dort wiederholt sich derselbe Vorgang. Die organisierten Arbeiter wollten M. ntchr im Betriebe dulden. M. müßte abermals weichen, trotzdem die Arbeit­geber warm für ihn eintraten und auch der Polizeipräsi­dent sich des Mannes, der eine Familie mit sechs Kindern zu ernähren hat, annahm und diesen Fall dem Minister vortrug.

r. Pforzheim, 2. Dez. Beim Rangieren fuhr gestern abend auf der Station Rottenbach eine Zugsabteilung aus den in die Station einfahrenden PforzheimWildbader Personenzug 669. Verletzt wurde niemand, der Material­schaden ist bedeutend. Der Unfall ist auf falsche Weichen- stellung zurückzuführen.

r. Mannheim, 1. Dez. Wegen Zahlungsschwierigkeiten hat sich der im 66. Lebensjahr stehende Wilhelm Stock, Inhaber des Bank-Kommissions- und Speditionsgeschäfts L. Lederle in Ludwtgshafen erschossen.

Herbolzheim, A. Ettenheim (Baden), 2. Dez. Heute früh 7 Uhr entgleiste der von Ringsheim kommende Schnellzug Nr. 7 in der Nähe der Kiesgrube. Die Ma­schine und einige Wagen sind umgestürzt. Der Heizer ist tot, der Lokomotivführer schwer verwundet. Einige Reisende sind, leicht verletzt.

München, 30. Novbr. Der Fuchsmühl er Forst­rechtstreit wird nun endlich zur Ruhe kommen. Mehrere Forstrechtler von Fuchsmühl wollten gegen den Freiherrn von Zoller wegen Nichtanerkennung ihrer Rechte Klage stellen und gleichzeitig eine Immediateingabe an den Prinz- Regenten richten. Wie nun verlautet, sind von sehr ein­flußreicher Seite Schritte getan worden, um eine friedliche Erledigung der Streitpunkte mit möglichster Anerkennung der Ansprüche der Rechtler herbeizuführen.

München, 1. Dez. Der Antrag des Ausschusses der Kammer der Reichsräte, die Soldatenmißhandlung be­treffend, lautet: Es sei in der Erwägung erstens, daß der Herr Kriegsminister erklärte, er werde den Soldatenmiß- handlungeu mit aller Strenge entgegentreten und in den dazu geeigneten Fällen die Entfernung der beteiligten Offi­ziere aus dem aktiven Dienst beantragen, die Kapitulation der Unteroffiziere aber, welche solcher Verfehlungen sich schuldig machen, lösen, zweitens daß gegen den Beschluß der Abgeordnetenkammer sowohl gewichtige rechtliche als formelle Bedenken bestehen, über diesen zur Tagesordnung überzugehen.

Halle a. S-, 2. Dez. Wie der Saale-Ztg. aus Bibra gemelvet wird, hat die Bohrgesellschaft Sauer in der dortigen Gegend ein großes neues Kalilager erschlossen. Dasselbe wurde in einer Größe von ca. 400 Meter crbohrt. Das Oberbergamt Halle ist sofort von dem Funve benachrichtigt worden.

Köln, 2. Dez. In einem hiesigen erstklassigen Hotel wurde heute nachmittag 6 Uhr ein Mord und Selbst­mord verübt. Ein feingekleideter Herr aus Paris, der seit gestern mit einer Berliner Dame dort logiert und mit­tags noch mit seiner Begleiterin gespeist hatte, erschlug mit einem Hammer die Dame und entleibte sich alsdann durch einen Schuß in den Kopf. Die Beweggründe sind unbekannt. Aus den Vorgefundenen Briefschaften ging hervor, daß der Mörder aus Paris hierhergekommen war. Seine Familie wurde durch die Kriminalpolizei von dem Verbrechen ver­ständigt. Die Identität der Berliner Begleiterin ist noch nicht scstgestellt.

Ausland.

Paris, 30. Nov. Es gilt als sicher, daß die Regier­ung eine Interpellation, betr. die Revision des Dreyfus- ProzesseS, nicht annimmt, indem sie sich auf die Tages­ordnung vom 7. April stützt, die die Affäre auf das ge­richtliche Gebiet verwies. Die radikalen Blätter wünschen zumeist, daß die Revision die Gerichte allein beschäftige;