sowie auch größere Abhandlungen, wie: Ausstellung von Lylektypommöbeln, Holzbearbeitungsmaschinen, Schreinergenossenschaften, Herstellung von Linoleum u. s. f. Würden die Handwerker fleißiger ins Gewerbeblatt schauen, dann wüßten sie mehr von dem, was der Staat zu ihrer Förderung veranstaltet und sie könnten manche solcher Einrichtungen sich mehr zu Nutzen machen.
7) Nicht unterlassen will ich, noch zu betonen, daß die Kgl. Zentralstelle durch Vorträge die Gewerbetreibenden zu fördern sucht. Der gewerbliche Wanderlehrer spricht z. B. über „Die historische Entwicklung der Möbel", „Wohnungskunst", „Die moderne Richtung" u.s. w., je mit Lichtbildern. Andere, nicht allein für den Schreiner bestimmte, aber doch auch zu wissen nötige Dinge behandeln folgende Themas: „Was fördert die Konkurrenzfähigkeit des Handwerks?", „Handwerkergenossenschaften", „Kapitel aus dem Handwerkergesetz", „Ausbildung der Lehrlinge und Fortbildung von Geselle und Meister", „Motoren und Kleingewerbe" rc.
IV. Geldunterstiitznngen.
u. Seitens der K. Zentralstelle. Zur Unterstützung kleingewerblicher Unternehmungen, sofern dadurch allgemeine Volkswirtschaft!. Interessen gefördert werden. Hierher gehören erstens jene Beträge, welche den gewerblichen Genossenschaften zur Bestreitung der Kosten der ersten Einrichtung gewährt werden. Auf einen Beitrag können aber nur eigentliche Genossenschaften (im Sinne des Reichsgesetzes) rechnen. Und da sind es gerade einige Schretnerge- nossenschaften, welchen diese Mittel bisher zum Teil zuge- floffen sind. Zweitens sind Beiträge an gewerbliche Vereinigungen vorgesehen, welche Veranstaltungen im Interesse des Kleingewerbes treffen. Bedacht wurden schon von solchen Vereinigungen hervorgerufcne Rohstoffvereine und Handwerkergruppen, welche sich zur gemeinsamen Beschaffung und Benützung von Maschinen entschlossen haben (z. B. in letzter Zeit die Vereinigung der Holz verarbeitenden Gewerbe in Winterbach im Remstal) 500 und die Werk- und Rohstoffgenoffenschaft der Schreiner in Hatterbach 2500
d. Seitens der König Karl-Jubiläumsstiftung. Wie es der K. Zentralstelle nicht möglich ist, den einzelnen Handwerker durch Zuwendung von Geldern zu unterstützen, so sind auch die Mittel der obengenannten Stiftung nur für Vereinigungen von mehreren Handwerkern bestimmt, welche gemeinsam Maschinen anschaffen und benützen. Es haben deshalb namentlich eigentliche Genossenschaften Beiträge zu erhoffen.«
So erhielt die Werk- und Magazingenofsenschaft der Schreiner, Glaser ec. in Mergentheim einen Beitrag von 2000 die Werkgenossenschaft der Schreiner in Heidenheim insgesamt 3000 ^ rc. Ja, es muß konstatiert werden, daß der größte Teil der aus der König Karl-Jubi- läumsstiftung verwilligten Beträge von jeher hauptsächlich Schreinervereinigungen zugute kam, was folgende Zahlen beweisen. Jährlich wurden aus dieser Stiftung bisher im ganzen etwa 9000 ^ verteilt, davon fielen auf Schreiner und verwandte Gewerbe: 1897: -^6450.— 1898:4080.— 1899:6600.-1900:7040.-1801:6200.— 1902:9040.—
Wir sind am Schluffe unserer Abhandlung angelangt und hoffen gezeigt zu haben, einmal wieviel die württ. Regierung zur Förderung des Schreinerhandwcrks immerfort tut, zum andern wie viel Gelegenheiten, dem strebsamen Schreiner geboten sind, mit staatlicher Hilfe vorwärts zu
kommen. ^ , 5 s
Dr. Hernr. Zwiesele.
KoMische Hieberficht.
Dem Reichstag wird in der nächsten Gesetzgebungspe- riode ein Entwurf vorgelegt werden, welcher die Grundsätze über Aufnahme- und Aufenthalsverhältnisse von Geisteskranken in Irrenanstalten, sowie die Entlassung aus denselben reichsgesctzlich regelt.
In der französischen Artillerie sollen neue Geschütze eingeführt werden. Im Beisein des Kriegsministers und des Generalgouverneurs Jonnart wurde in Bourges die von Hauptmann Tournier erfundene 340 Millimeter-Kanone, so
wie das von Hauptmann Duckest erfundene 68 Millimeter- Berggeschütz den letzten eingehenden Proben unterworfen. Sie sind angeblich vollkommen befriedigend ausgefallen. Generalgouverneur Jonnart wird als Deputierter in der Kammer für die Bewilligung eines ausreichenden Kredits eintreten, damit die algerischen Truppen alsbald die Tour- niersche Kanone erhalten.
Die italienische Regierung trifft schon jetzt Vorbereitungen für den in der zweiten Hälfte des Oktober zu erwartenden Besuch des Zaren. Sie hat sich nach Unterhandlungen mit einflußreichen Sozialistensührern die Gewißheit verschafft, daß keinerlei feindliche Kundgebungen gegen den Zaren stattfinden werden. Sie verständigte die Sozialisten- sührer davon, daß alle diejenigen, die während der Fahrten des Zaren pfeifen sollten, sofort verhaftet würden, wenn sie auch Abgeordnete seien. Man versichert, daß die russische Kaiserin ihren Gemahl begleiten wird. Die Flottenschau findet im Hafen von Neapel statt. Der Zar wird den Papst am 23. Okt. unter Einhaltung des bekannten Zeremoniells besuchen.
Nachrichten aus Konstantinopel zufolge soll die Türkei zum Zweck der Niederwerfung des makedonischen Aufstandes sich eifrig rüsten; man glaubt, daß der Sutan zur Unterdrückung des makedonischen Aufstandes zum Krieg gegen Bulgarien entschlossen ist. Man hofft jedoch, daß Oesterreich und Rußland den Krieg verhindern werden. — Im Dorf Welschani in Makedonien wurden 2 orthodoxe Priester von türkischen Soldaten gehenkt. Einem anderen Geistlichen wurden die Ohren abgehauen. Die Erregung der muselmanischen Bevölkerung ist sichtlich im Wachsen und kann jeden Tag zu einem explosiven Ausbruch führen. Die türkischen Blätter veröffentlichen auf höhere Weisung zum erstenmal detaillierte Schilderungen der von den Insurgenten an mohammedanischen Frauen und Kindern begangenen Grausamkeiten und versehen dieselben mit so ungewohnten Glossen, daß hieraus die Absicht, auf die breiten Massen zu wirken und dieselben scharf zu machen, deutlich hervortrttt. Die türkischen Offiziere, vom General bis zum Leutnant, drängen nunmehr offen zum Krieg gegen Bulgarien, den, wie sie sagen, Europa der Türkei gestatten müsse, um eine unhaltbare Lage zu beseitigen und weit Schlimmeres zu vermeiden.
Die makedonische Organisation in der Hauptstadt Bulgariens erhielt sehr schlimme Nachrichten aus dem Monastir- gebiet. Türkische Truppen legten durch Feuer alle Dörfer in den Kasas Resen, Ochrida, Strnga, Kruschewo und Dibre in Schutt, zerstörten Klöster und Kirchen und zündeten die Wälder an, wo die geflüchtete Bevölkerung unterging. Die in den Dörfern gebliebenen Menschen wurden niedergemetzelt. Die Konsuln in Monastir halten sich in ihren Häusern eingeschlossen. Die makedonische Organisation verbreitet eine spezifizierte Denkschrift über die türkischen Greueltaten und droht mit Repressalien, wenn Europa nicht einschreitet.
Gages-Hleuigkeiten.
Aus Gtadt Nld Land.
Nagold, 9, September.
„Einst und jetzt." Aus den Artikel in Nr. 173 des Gesellschafters drängt es mich einige Worte zu erwidern;
Zunächst ist es sehr dankenswert, wenn der Herr Verfasser den a l l g e m e i n e n Wunsch nach einer Sedanfeier zum Ausdruck bringt; und daß „das ganze Volk Fest- teilnehmer sein m u ß" ist gewiß ein schöner Gedanke. Allerdings bezweifle ich, daß „das ganze Volk" sich an einer Feier auf dem Marktplatz oder Stadtacker, mit welcher der Herr Verfasser sich begnügen würde, beteiligt; bei uns Deutschen gehört eben leider zu jeder Feier Alkohol. So hat der Sängerkranz des Militär- und Veteranenvereins Nagold wie im vorigen Jahr so auch in diesem schon die nötigen Vorbereitungen getroffen, um ein Waldfest abzuhalten. Zu dieser Feier will er die ganze Bevölkerung einladen und in patriotischen Männerchören, musikalischen Darbietungen unsrer Stadtkapelle und vielleicht einer Ansprache die Gemüter erheben und erinnern an jene große
hervor und zeigten in ihren zwei Abteilungen die seine, schöne Stirn und noch feiner und schöner, überhaupt war das ganze Angesicht trotz der frischen und gesunden Farbe unsäglich fein und rein, was durch die groben Kleider, die sie gewöhnlich an hatte, noch eher gehoben als gefährdet wurde.
Die Augen waren sehr groß, sehr dunkel und sehr glänzend, sie schauten den Menschen, wenn sie aufgeschlagen waren, sehr offen an, u. waren, wenn sie sich niederschlugen, von den langen, holden Wimpern demütig bedeckt. Die Lippen waren rot und die Zähne weiß. Ihre Gestalt zeigte selbst jetzt, da sie saß, die dem Antlitz entsprechende Größe und war schlank und sanft gebildet.
Herr Tidurius, da er sie so angesehen hatte, wandte sich wieder um, tat sein Buch wieder auf und zeichnete weiter. Aber er zeichnete nicht mehr gar lange, sondern sagte halb zu Maria zurückgewendet: „Ich höre heute lieber auf.
Er steckte den Stift in die Hülse, welche an dem Zeichenbuche angebracht war, tat das Buch zu und schnallte es zusammen; er steckte die Sachen die herumlagen, zu sich und stand auf.
Maria erhob sich ebenfalls aus dem Gesteine, in welchem sie gesessen war, und richtete ihr Körbchen zusammen. Dann gingen sie er sein Zeichenbuch unter dem Arme, sie ihr volles Körbchen an der Hand tragend, miteinander fort. Sie gingen von der Wand nicht gegen die Straße zu, sondern gegen den Wald, weil sie Tiburius bis an die Stelle begleiten wollte, wo ihr Pfad in dem Dickicht
seitwärts lenkte, um gegen den Hügel zu gehen, aus dem das Haus ihres Vaters stand.
Als sie an der Stelle angekommen waren, blieben sie stehen und Maria sagte: „Lebt recht wohl und vergeht nicht übermorgen zeitig genug zu kommen; denn jetzt stehen die Erdbeeren in den Thurschlägen unten, wohin es viel weiter ist. Ihr könntet ja dann auch wieder einmal zu dem Vater mitgehen, ich richte euch beiden die Erdbeeren zurecht, daß ihr sie cßt. Jetzt gute Nacht."
„Gute Nacht, Maria, ich werde kommen," antwortete Tiburius und wandte sich gegen seine Wand zurück.
Sie aber vertiefte sich zwischen den Zweigen und Stämmen der Tannen.
Herr Tiburius kam an dem Tage, wie er versprach, sie aber war schon da und wartete aus ihn. Da sie seiner ansichtig wurde, lachte sie und sagte: „Seht, Ihr seid doch zu spät gekommen, ich bin heute genau nach unserer Uhr sortgegangen und bin früher eingetroffen als Ihr. Jetzt müßt Ihr mit mir in die Thurschläge hinuntergehen, und dann müßt Ihr mit zu dem Vater und müßt von den Erdbeeren essen."
Tiburius ging mit ihr in die Thurschläge, er blieb dort so lange sie Erdbeeren pflückte, ging dann mit ihr zu ihrem Vater «nd aß die Erdbeeren, die sie den Männern auf die gewöhnliche Weise herrichtete, während sie die ihrigen auf einem abgesonderten grünen Schüsselchen aß.
Allein Herr Tiburius war von jetzt an viel scheuer u. schüchterner als zuvor.
Zeit unsrer Veteranen und an die Entstehung unsres deutschen Reichs. Der Sängerkranz hofft dabei auf zahlreiche Beteiligung und glaubt nicht nur dem Wunsch des Herrn Verfassers, sondern auch dem weiter Kreise entgegenzukommen.
Geburtsfest der Königin. Für die am 4. Oktbr. d. I. zu begehende gottesdienstliche Feier des Geburtsfestes der Königin ist vom König als Predigttext die Schriststelle gewählt worden: Psalm 17, 5: „Beweise deine wunderbare Güte, du Heiland derer, die dir vertrauen."
Altensteig, 7. Sept. Ein Braubursche wurde gestern abend bei Streithändeln in den Rücken gestochen. Der Verletzte mußte in das Spital verbracht werden, doch ist sein Leben nicht in Gefahr. _
Herrenberg, 6 . Sept. Zur Zeit grassieren die Masern in der hiesigen Kinderwelt; doch verläuft die Krankheit bis jetzt gutartig. — Der verheiratete Müller Kapp von Nufringen, der einen Streit schlichten wollte, wurde von dem 20jährigen Maurer Kraiß von Kuppingen mit 4 Messerstichen traktiert. Die Verletzungen sollen jedoch nicht lebensgefährlich sein.
Bondvrf, 8 . Septbr. Mit einem Bauaufwand von 36000 hat hier die Stadtverwaltung Stuttgart eine Fäkalstoffdüngergrube hergestellt, welche dieser Tage dem Betriebe übergeben wird. Der Gesamtgehalt ist 18000 Hektoliter.
r. Tübingen, 7. Sept. Zu Tode gestürzt ist vorgestern Nacht der 26 Jahre alte ledige Schieferdecker Gustav Bergmann, geboren zu Brennersgrün, Kreis Saalfeld in Thüringen, seit April bei Schieferdeckermeister Pretz hier beschäftigt. Derselbe wollte unzweifelhaft sich zu einem Mädchen begeben, stieg zu diesem Zwecke an der Rückseite des in der Neckarhalde gelegenen Hanfes, die Fruchtei genannt, hinauf, verlor aber oben das Gleichgewicht und stürzte auf das Pflaster herunter, wo er mit gebrochenem Genick tot liegen blieb. Die Leiche wurde in das Sektionsloka! des städtischen Spitals überführt.
r. Cannstatt, 7. Sept. Heute vormittag wurden dir Plätze für Wirtschaften über das heurige Volksfest versteigert. Die Vertreter der Stuttgarter und auswärtigen Brauereien, die jedes Jahr die größeren Plätze pachten, hatten dieses Jahr ein Abkommen getroffen, sich nicht zu überbieten und für den Platz nicht mehr als 300 ^ zu bezahlen. Die Versteigerung dieser Plätze, die in sonstigen Jahren in einem in lebhaften Uebergeboten geführten Kamps bestand, ging dieses Mal ruhig vor sich. Es wurden nicht mehr wie 300 geboten gegen 600 und 800^ im Vorjahr. Die städtische Kommission verweigerte die Genehmigung und so mußten die größeren Plätze zum zweiten Mal versteigert werden. Die zweite Versteigerung ergab das gleiche Resultat, wozu bie Kommission die Genehmigung gleichfalls nicht gab. Nach Uebersiukunft bezahlten die Ersteigerer nachträglich 400 für den Platz. Die kleineren Plätze wurden zum Teil etwas teurer als im Vorjahr, es wurde bezahlt von 170 .^—305 Im ganzen gingen 10,800 ^ ein gegen 11,600 im Vorjahr. Von bekannten Brauereien werden wieder erscheinen, Vereinigte Brauereien Stuttgart- Tübingen, Brauerei Englischer Garten, Brauerei Frank, Hofbräu München.
. r. Balingen, 8 . Sept. Der Holzhändler Johannes Zi'mmermann von Frommem, dessen Haus kürzlich niederbrannte, ist wegen Verdachts der Brandstiftung verhaftet worden.
Heilbronn, 6 . Sept. Unter der Bezeichnung „Erwerbsund Wirtschaftsgenoffenschaft" hat sich eine große Anzahl hiesiger Bäckermeister zusammengeschlossen um alle für dm Bäckereibetrieb in Betracht kommenden Rohprodukte, wie Mehl, Holz, Eier, Butter, Margarine usw. gemeinschaftlich zu beziehen.
r. Heidenhcim, 7. Sept. Vorgestern abend brannte in Ochseuberg das Haus des Schuhmachers Elser ab. Die Entstehungsursache ist unbekannt.
r. Oehringen, 5. Sept. Gestern nachmittag brach in dem Wohnhaus des Bäckers I. Stephan in Neuenstein ein
Er erschien jedesmal, wenn sie sich in dem Walde zusammen bestellten; sie gingen miteinander herum wie zuvor; aber er war zurückhaltender als sonst, er umging mit Aengstlichkett das Wörtchen du, daß er es nicht zu oft sagen mußte, und manchmal, wenn sie es nicht bemerkte, sah er sie verstohlen von der Seite an und bewunderte einen Zug ihrer Schönheit.
So verging der letzte Teil des Sommers, und es erschien der Herbst, an welchem es gerade ein Jahr war, daß er sie kennen gelernt hatte.
Da geschah es eines Abends, daß dem Herrn Tiburius unter den vielen Gedanken, die ihm jetzt seltsam und ohne daß er oft ihren Ursprung kannte, in dem Haupte herumgingen, auch der kam: „Wie wäre es, wenn du Maria zu deinem Weibe begehrtest?"
Als er diesen Gedanken gefaßt hatte, wurde er fast aberwitzig vor Ungeduld, denn es war ihm als müßten alle, unverheirateten Männer des Badeortes den heißesten und sehnsüchtigsten Wunsch haben, Maria zu ehelichen. Er war heute nicht bei ihr und ihrem Vater gewesen; wie leicht konnte einer in der Zeit hiuansgefahren sein und um sie geworben haben. Er begriff den Leichtsinn nicht, mit welchem er den ganzen Sommer an ihrer Seite gewesen war, ohne diesen Zweck in das Auge gefaßt und Mittel zur annähernden Verwirklichung desselben eingeleitet zu haben.
(Fortsetzung folgt.)