patriotischen Liede geschlossen würde. In einer Stunde könnte alles vorüber sein; aber man hätte eine patrio- tische Tat vollbracht und die Flamme nationaler Begeisterung bei sich und andern aufs neue angefacht. Sollen wir Deutsche denn wieder in das alte charakter­lose, internationale Weltbürgertum zurück­sinken? Davor behüte uns Gott und ein pietät­voller, deutschnationaler Sinn!

r. Böblingen, 4. Sept. Unter dem Vorsitz des Kom­missärs der KreiSregierung Ludwigsburg, Amtmann Schöller, tagten gestern die Bäckermeister des hiesigen Oberamlsbezirks und erhoben den Antrag zum Beschluß, eine Zwangsinnung zu gründen.

r. Tübingen, 4. Sept. Um das Interesse der schul­pflichtigen Jugend sür Blumenpflege zu erregen, wurden dieses Frühjahr an der evangelischen Mädchenvolksschule von Universitätsgärtner Schelle 230 Pflänzchen hauptsächlich Ableger verteilt. Die Mädchen sollten die Pflänzchen pflegen. Gestern mittag waren nun die Stockpflanzen aufgestellt. Das Ergebnis war ein überraschend günstiges, sofern fast durchweg die Mädchen mit Fleiß sich ihrer Aufgabe unter­zogen hatten. Universttätsgärtner Schelle hielt nach der Besichtigung eine Ansprache und teilte Preise aus. Im kommenden Frühjahr soll auch in der Knabenvolksschule ein derartiger Versuch gemacht werden.

Reutlingen, 2. Sept. Gegenwärtig werden, dem G.- A. zufolge, am Turm der Marienkirche die Renovierungs- arbeiten der Wasserspeier vorgenommen, welche durch die Länge der Jahre stark gelitten haben. Da die Straße sehr belebt und die Gefahr für die Arbeit in schwindelnder Höhe sehr groß ist, wurde der Turm mit einem Drahtnetz um­geben. Diese gefährliche Arbeit wurde von Schieferdecker­meister Otto Petz in Tübingen ausgeführt.

r. Rottweil, 4. Sept. Die Leiche des seit 27. August vermißten 30 Jahre alten ledigen Bauern Rupert Mager von Hausen OA. Rottweil, Sohn des 79 Jahre alten Christian Mager von dort, wurde heute in der Efchach aufgefunden. Rach den obliegenden Umständen scheint Mager den Tod selbst gesucht zu haben. Der Verlebte zeigte Spuren von Geistesgestörtheit.

Tuttlingen, 4. Sept. Die Wahl des Stadtvor­stands ist auf den 19. d. M. festgesetzt.

Deutsches Reich.

Berlin, 1. Sept. Bei prächtigem Wetter fand heute vormittag auf dem Tempelhoferfrlde die Herbstparade statt. Um 9 Uhr traf der Kaiser ein. Er war an der Kaserne des 1. Garde-Dragonerregiwents zu Pferde gestiegen, mit der Uniform des 1. Garderegiments zu Fuß mit dem Mar­schallstab in der rechten Hand, in Begleitung des Groß­herzogs von Sachsen-Weimar, des Fürsten von Waldeck- Pyrmont und des Herzogs von Koburg mit Gefolge. Die Prinzen waren bereits ln ihr Regiment ekigeireteu. Sodann fand ein zweimaliger Vorbeimarsch der Truppen statt. Nach Schluß der Parade ritt der Kaiser an der Spitze der Fahnenkompagnie nach dem Schloß.

Bamberg, 2. Sept. Der 15jährige Bauernsohn Georg Türk von Traustadt hatte sich, als er eine Herde Rinder zur Weide trieb, die Kette um die Brust gelegt und wurde von den ausbrechenden Tieren zu Tode geschleift.

Lindau, 2. Sept. Gestern stieß man dahier, als man unter einem Hause einen Keller graben wollte, in kaum 'Z m Tiefe auf ein vollständig wohlerhaltenes Skelett eines jungen Mannes von etwa 1,70 m Länge. Die Zähne zeigten sich noch von vorzüglicher Beschaffenheit. Sachver­ständige nehmen an, daß das Skelett schon 200 Jahre alt sei. Weil sich an der Fundstelle und in weitem Umkreise niemals eine Begräbnisstätte befand, erscheint der Fund, zumal auch keinerlei Sargüberrestc sich vorsanden, geheim­nisvoll.

Mainz, 3. Sept. Dem Mörder Detrois wurde heute früh 6'/, Uhr von Staatsanwalt Dr. Friedrich die Mit­teilung von seiner morgen früh stattfindenden Hinrichtung gemacht. Detrois nahm die Nachricht weinend aber doch

hin n. sagte:Seht, da habt Ihr Euch kein Körbchen oder anderes Gefäß zum Sammeln der Beeren mitgenommen wartet ich will Euch helfen.*

Nach diesen Worten zog sie ein Messer aus der Tasche ihres Röckchens, ging ein kleines Hügelchen, auf dem eine junge, weißstämmige Birke stand, empor und löste von dem Stamme mit geschickten Schnitten ein Viereck aus der Rinde, das so weiß, so kräftig und so zart war, wie ein Perga­ment. Mit dem Viereck ging sie wieder zu Tiburis, schnitt aus dem Gebüsche, das neben ihm war, einige schlanke Zweige ab, putzte sie glatt aus, tat in die zarte Rinde einige Schnitte u. machte so aus dem Vierecke u. aus den Zweigen eine niedliche Tasche, welche nicht nur recht schön die Erd­beeren aufzunehmen fähig war, sondern auch noch den Vor­teil hatte, daß sie auf den durchzogenen Zweigen wie auf Füßen stand.

So," sagte Maria,da habt Ihr jetzt ein Körbchen, pflückt fleißig hinein, ich werde indessen auch in dem meinigen ungesäumt nachfüllen, u. wenn Ihr fertig seid, u. etwa ein zweites braucht, so dürft Ihr nur rufen."

Sie ging von ihm weg wieder auf ihren Platz und förderte ihr Werk Tiburius auch.

Als sie so viel hatte, wie sie gewöhnlich zu sammeln pflegte, ging sie zu Tiburius und sah, daß er sein winzig kleines Körbchen auch beinahe voll hatte. Sie wandte sich nach einigen Seiten, um zu suchen, damit er doch auch sein Gesäß voll habe. Dann brachte sie ihm die gefunde­nen auf grünen Blättern und füllte sie ihm in sein Rinden­täschchen.

gefaßt auf. Im Laufe des heutigen Tages wird der Vater des Unglücklichen eintreffen; die Hinrichtung vollzieht Scharf­richter Brandt aus Gotha.

Kassel, 2. Sept. Der Rendant der Spar- und Vor­schußkaffe zu Berleburg wurde verhaftet. Er soll 60,000 Mark veruntreut haben.

Köln, 4. Sept. (Submissionswesen.) Das Ver­dingungswesen für Leistungen und Lieferungen zu städtischen Bauausführungen ist einer eingreifenden Aenderung unter­zogen worden. Danach sollen bei größeren Ausführungen die einzelnen Arbeiten getrennt und mit so ausgedehnten Lieferungsfristen ausgeschrieben werden, daß auch kleinere Meister mit Erfolg sich beteiligen können. Zu engeren Verdingungen und zu den jährlichen Unterhaltungsarbeiten sollen die ortsansässigen tüchtigen Handwerksmeister und Firmen in geeigneter Abwechselung ausgefordert bezw. heran- gezogen werden. Bei der öffentlichen Verdingung soll der Zuschlag die Tüchtigkeit und Leistungsfähigkeit des Unter­nehmers sowie die Angemessenheit des Preises, nicht die unbedingte Niedrigkeit des letzteren, zur grundlegenden Voraussetzung haben.

Straßburg, 2. Sept. Zu der Spionageaffäre in Ars a. d. Mose! erfährt die Metzer Ztg., daß zwei Granaten auf der VesteKronprinz" verschwunden find und nach Pagny geschafft wurden, von wo aus sie nach Paris geschickt wur­den. Dir Granaten sollen erst zwei Tage vorher auf der Veste angekommen sein. Die Schuldigen haben ein Ge­ständnis abgelegt. Sechs Depotarbeiter, ein Vizefeldwebe! und ein Segeant wurden unter dem Verdacht verhaftet, diese Granate neuester Konstruktion und einen Zünder an Frank­reich ausgcliesert zu haben.

Merseburg, 3. Sept. Der Kaiser brachte bei der heutigen Tafel im Ständehaus folgenden Trinkspruch aus:

Ich heiße die Vertreter der Provinz Sachsen und der Altmark von Herzen willkommen. Ihre Majestät die Kai­serin und ich freuen uns von Herzen, einmal wieder hier zu sein. Wie sollte es auch anders sein! Spricht doch Merseburg unser Herz an als ein gutes Stück ewiger deutscher Erde. Und der Empfang, der uns heute seitens der Merse­burger zuteil geworden ist, hat die guten, warmen patrio­tischen Gefühle in lohenden Flammen zum Ausdruck gebracht. Erinnerungsreich ist der Boden, den die Herren bewohnen und bebauen und ertragreich zugleich. Sehen auf der einen Seite von den Hügelu Tangermündes die kaiserlichen Türme herab auf den Wasserspiegel, als Zeugen des Anfangs eines großen Gedankens, eines Hellen Kopfes unter den deutschen Kaisern, so grüßen auf der andern Seite die Türme Wit­tenbergs den Strom, wo der größte deutsche Mann für die ganze Welt die größte befreiende Tat getan hat und die Schläge seines Hammers aufweckend über die deutschen Ge­filde schallen ließ. Es kämpfte hier der erste deutsche König Heinrich I. gegen den Uebermut seiner östlichen Nachbarn, hier wurde er in seiner schlichten kernigen deutschen Gestalt der Begründer der deutschen Ritterlichkeit. So grüßt uns von ferne das goldene Kreuz der Wartburg, auf der eine der herrlichsten deutschen Frauen erblüht ist, die je den Kranz der deutschen Frauen geziert hat. So ist cs wohl erklär­lich, daß in den Herzen der Bewohner dieser Provinz die Geschichte eine große Rolle spielt, daß die Gefühle für deut­sches Wesen und deutsche Art und für das Königshaus von Geschlecht zu Geschlecht sich fortcrben. Ich wünsche der Provinz von ganzem Herzen fortschreitendes Blühen und Gedeihen in ihrer Entwickelung, Helle, klare und zielbewußte Köpfe unter ihren Bewohnern und Gottes Segen zu ihrem Gedeihen und Blühen. Sachsen und die Altmark hurrah! hurrah! hurrah!

Ausland.

Wien. 3. Sept. Der N. Fr. Pr. wird aus Serbien gemeldet, daß die an der Verschwörung gegen das ermor­dete Königspaar unbeteiligten Offiziere nunmehr entschieden verlangen, daß die Verschwörer im Interesse des Ansehens der Armee den ordentlichen Militärgerichten ausgeliefert und gesetzlich bestraft werden, widrigenfalls sie mit einem Massen­austritt aus der Armee drohen.

So," sagte sie,nun haben wir beide unsere Geschirre voll, und jetzt gehen wir."

Sie gingen nun wieder in derselben fast lächerlichen Art zurück, wie sie hereingekommen waren, nämlich durch Gestrüpp, Farnkräuter und Steine, ohne Weg, das Mädchen voran und Tiburius in dem grauen Rocke hinter ihr. Sie führte ihn mit derselben Sicherheit wieder auf seinen Wald­steig zurück, mit der sie ihn zu den Urselschlägen hinabge­führt hatte.

Als sie zu der Stelle kamen, wo die Wege sich trennten, sagte sie:Ihr könnt jetzt da zu der Andreaswand hinaus­gehen, da habt Ihr näher in das Bad, ich gehe wieder links durch den Wald nach Hause. Laßt Euch Eure Erd­beeren wohlschmecken. Ihr könnt auch Zucker dazu nehmen, sogar auch Wein. Wenn Ihr wiederkommt, nehmt ein Messer mit und macht Euch ein viel größeres Körbchen, als das heutige ist. Wollt Ihr mit mir sammeln gehen, so kommt nur wieder übermorgen: ich gehe jeden zweiten Tag, so lange das jetzige schöne Wetter dauert; wenn es einmal regnet, so sind in dieser Jahreszeit alle Erdbeeren verdorben, und ich gehe nicht mehr hinaus. Jetzt lebt recht wohl."

Lebe wohl, Maria," antwortete Tiburius.

Sie ging, ihr Körbchen mit dem weißen Tuche im Waldesdämmer gerade so tragend wie neulich, auf ihrem Wege links, Tiburius ging rechts und fuhr dann, sein Erd­beerkörbchen im Wagen vor sich herhaltend, in den Badeort zurück.

Wien, 3. Sept. König Eduard ist heute mit einem Hof-Separatzug über Passau nach London abgefahren. Auf dem Westbahnhose küßten sich bei der Verabschiedung der Kaiser und König Eduard zweimal und drückten sich wieder­holt mit großer Herzlichkeit die Hände.

Mailand, 2. Sept. Der Ausbruch des Vesuvs hat sehr an Heftigkeit nachgelassen. Die Anziehungskraft für die Fremden hat aber eher noch zugenommen, da es jetzt möglich ist, sich gefahrlos dem Berge zu nähern. Der An­blick, besonders vom Corso Victor Emanuel her, ist immer wunderschön, sowohl bei Tage als bei Nacht. Man glaubt, daß der Berg in seinem jetzigen Zustande relativer Ruhe eine gewisse Zeit, vielleicht vierzehn Tage, verharren wird, um dann aufs neue ein größeres, aber immer ungefährliches Schauspiel zu gewähren.

Budapest, 3. Sept. Der König ist abends hier einge­troffen und Morgen werden die Bemühungen, eine Klärung der Lage herbeizuführen, fortgesetzt. Als erster wird Graf Khuen empfangen, worauf die Liste und Reihenfolge der vom Monarchen zu empfangenden Politiker festgestellt wird. In erster Reihe dürften die Grafen Csaky und Apponyi und Weierle zur Audienz erscheinen.

Nach der Mitteilung eines Abendblattes herrscht unter den Soldaten des hiesigen Infanterieregiments große Ent­rüstung wegen der bereits bekannt gewordenen Zurückhaltung über den 1. Oktober. Viele Soldaten erklärten, über diesen Termin hinaus den Gehorsam zu verweigern.

Paris, 3. Sept. Verschiedene Blätter beschäftigen sich mit der den Brüdern Daurignac im Gefängnis Mummenden Behandlung. Sie tragen keine Sträflingklcider und essen nicht die Gefängniskost, sondern lassen Speise aus dem Kasino holen. Auch empfangen sie Besuch. Die Blätter fragen, aus welchem Grunde den großen Dieben Bevor­zugung zu teil werde.

New-Aork, 1. Sept. Die mexikanische Regierung hat den Eisenbahnverkehr zwischen Tampico und Monterey (Gold­küste), eine Strecke von mehreren 100 englischen Meilen, einstellen lassen, weil in diesem Gebiet das gelbe Fieber ausgebrochen ist. Der Staat Texas hat eine strenge Qua­rantäne gegen alle Herkünfte aus Mexiko angeordnet.

Newyork, 2. Sept. Die Beamten des Geheimdienstes nahmen einen Irrsinnigen fest, der mit einem Revolver in Roosevelts Garten betroffen wurde.

New-Uork, 3. Sept. Das KanonenbootSkorpion" kollidierte bei der Einfahrt in die Marinewerft mit einem Schleppdampfer und wurde noch in den Pier bugsiert, wo es sank. Der an Bord weilende Admiral Parker und die Mannschaft konnten an Land springen.

Vermischtes.

Südwein-Schwindel.

DerGeschäftswehr" entnehmen wir folgendes zur Warnung für unsre Geschäftsleute:

Der äußerst redegewandte Reisende der Vienna Metro­politan Bodega Sasvari u. Cie., Malaga-Wien XI/I be­suchte Anfang Juli d. Js. ein kleines Viktualiengeschäft in

.(Hauptartikel: Milch und Flaschenbier), um seine

Weine- anzubieten. Der Mann wollte nichts davon wissen, da er diesen Artikel nicht führe und er bei ihm aüch nicht gesucht werde. Das rührte denHerrn" aber gar nicht; er redete dem Betreffenden, da er anders sein Ziel nicht er­reichen konnte, nunmehr ein, er solle ihm nur erlauben, ihm einige Proben zuschicken zu dürfen, ihm diese Erlaubnis aber bescheinigen.

Der Reisende schrieb einige Zahlen nieder alles andere war bereits ausgefüllt und ließ den Vertrauens­seligen, der immer der Meinung war, es handle sich um einige kostenfreie Proben, unterschreiben, um dann schneller als er gekommen war aus dem Lädchen zu verschwinden.

Die hinzugekommene Frau fragte hierauf ihren Maun, was er nun unterschrieben habe, worauf derZettel" ge­meinsam gelesen wurde. Es war eine Bestellung über je 20 Liter Rüster, Meneser, Medizinal-Ungarwein, ungar. Portwein und Tafelausbruch ohne Angabe des Literpreises

Da sie ihn so ankommen sahen, und da die Ge­schichte, wie er mit einer Birkenrindentasche Erdbeeren- sarnmeln gegangen und dann so zurückgefahren sei, sich auch in die nächsten Häuser verbreitet hatte, gab es wieder viel lustiges Gelächter: Tiburius aber wußte nichts davon, er ließ sich gegen Abend von seinem Diener sehr schöne Teller geben, und die gesammelten Erdbeeren. Er nahm keinen Wein dazu.

Von nun an war er noch zweimal mit ihr. Das erste­mal machte er sich wirklich mit seinem Messer, das er mit­nahm, eine ziemlich große Tasche aus Birkenrinde, die er zur Hälfte mit Erdbeeren voll las; das zweitemal hielt er doch diese Beschäftigung für zu kindisch und saß, während Maria ihre Erdbeeren pflückte, mit einem Buche auf einem Stocke und las.

Er ging dieses letzte Mal auch wieder mit zu ihrem Vater und saß in seinem ewigen grauen Rocke, den er licb- gewonnen hatte, geraume Zeit mit dem Manne auf der Bank vor dem Hause n- d redete mit ihm; denn der Tag war sehr schön, und die Hei Moune legte ihre Strahlen so warm auf die Mittagfiite des Hauses, daß sogar die Fliegen um die zwei Männer scherzten und lustig waren, als wäre es mitten im Sommer. Dann ging er allein, weil er jetzt den feinen Pfad über den Hügel hinab schon wußte, auf die Straße und zu seinen Pferden.

(Fortsetzung folgt.)