feindlich waren, und sich erst eines anderen besonnen, als sich die Ueberlegenheit der englischen Waffen endgiltig er­wiesen hatte.

Italien und die Türkei.

Konstantinopel, 6 .N 0 V. Die türkischen Behörden lieferten dem italienischen Geschwader-Chef im Roten Meere mehrere zu den Seepiraten gestoßene Masauhanen aus und ver­anstalten eine Razzia auf weitere. Der Sultan ließ die römische Regierung ersuchen, das Geschwader von dem türki­schen Hasen zurückzuziehen. Eine Antwort hierauf ist noch nicht erfolgt.

Konstantinopel, 7. Novbr. Auf das Verlangen der Pforte, daß die italienischen Kriegsschiffe aus der Midibai zurückgezogen werden, ehe die Seeräuberangelegenheit weiter verhandelt werde, erwiderte die italienische Regierung, zuerst müßten die früher vereinbarten Bedingungen erfüllt werden, nämlich die Zahlung einer Entschädigung und die Ausliefe­rung der Piraten. Die Frist hierzu wurde neuerdings bis zum 15. November verlängert. Die Türken sind über das Vorgehen der Italiener sehr besorgt und erklären, die Ge­fangennahme der Piraten sei schwierig und langwierig. Sie befürchten, die italienische Aktion bezwecke, durch ein längeres Verweilen in der Midibai irgendwelche Aspirationen an der Küste von Arabien zu realisieren. Die Türken bestreiten jetzt die Landung eines italienischen Detachements in der Midibai und behaupten, der Versuch sei infolge der Anwesen­heit von türkischen Truppen unausgeführt geblieben.

Konstantinopel, 8 . Novbr. Das neuerliche Ultimatum des Kommandanten des italienischen Geschwaders im Roten Meere läuft am Montag ab. (Nach römischen Meldungen ist dasselbe bis zum 15. November verschoben worden.) Der Kommandant will, wenn bis dahin seine Forderungen nicht erfüllt sind, zu effektiven Maßnahmen schreiten. Die Türkei erklärt es jedoch für unmöglich, die italienischen Forderungen bis dahin zu erfüllen. In Folge der vorzeitigen Beschießung, die sich nicht bloß auf Midi, sondern auch auf zwei weitere Küstenplätze erstreckte, ist die Bevölkerung 50 Kilometer weit ins Land geflüchtet. Wie verlautet, hat die Türkei die freundschaftliche Intervention zweier Großmächte in Rom nachgesucht.

Vermischtes.

Elend der Landwirte in Rußland. Dem deutschen Landwirt entnehmen wir: Auch in diesem Jahre hat die Ernte im europäischen Rußland in mehrfacher Beziehung bittere Enttäuschungen gebracht. Die Regenlosigkeit in den Monaten Mai, Juni und Juli war es im Süden dieses großen Reiches, Hagelschlag der empfindlichsten Art in den der Verwaltung des Großfürsten Sergius in Moskau unterstellten Provinzen, massenhaftes Auftreten von Raupen in den Gegenden der oberen Wolga waren es, welche den Landmann nicht froh werden ließen. Jetzt wird als die ärgste Kalamität an den bäuerlichen Wirtschaften der Fut­termangel und der dadurch erzwungene Verkauf des Viehes zu Spottpreisen empfunden. Das gilt besonders für das Dongebiet und für die Gouvernements Tamboff, Woronesch, Tula, Orel und sogar Wilna und Witebsk. Zu diesen wirtschaftlichen Mißständen gesellt sich noch ein anderer: der Mangel an Verpflegungsmilteln. Es ist eine weit­verbreitete irrige Ansicht, daß die Genußmittel und die Ge­brauchsgegenstände des Volkes in Rußland unerhört billig seien. Infolge der Abgaben an die Krone hat um nur ein Beispiel zu bringen der Russe für Thee 304 Pro­zent, für Tabak 687 Prozent mehr zu bezahlen als der deutsche Konsument. Während weiter der Ausländer das Petroleum accisefrei kaust, muß der Russe eine namhafte Abgabe für den Gebrauch an den Staat zahlen. So schrei­ben die Mosk. Wedom.:Zur Winterzeit sind unsere Bauern gezwungen, zu Hause zu sitzen und die Daumen zu drehen oder sich auf dem Ofen umherzuwälzen, da sie nichts haben, um die Hütte zu erleuchten. Sie wären froh, wenn sie eine Beschäftigung hätten, da ihnen vom langen Liegen alle Glieder schmerzten, aber Petroleum fehlt. Aus derselben Ursache können sich die Schüler nicht für die Schule vor­bereiten." Im diesjährigen Juliheft der Preuß. Jahr­bücher wird das auf dem bäuerlichen Gemeindebesitz, der die Hälfte des russischen Reiches ausmacht, herrschende Elend in ergreifender Weise geschildert. Es wird dargelegt, wie dort kein Unternehmungsgeist aufkommen kann und wie Regierung und Kirche Zusammenwirken, und die Bauern auf demselben niedrigen Niveau der Geisteskultur zu erhal­ten, auf dem sie immer gestanden haben. Schon jetzt kann die Kirche ihre Gemeinde nur mit Hilfe der Polizei Zusam­menhalten, und dennoch findet ein Abfall zu den Sekten,

besonders zu den evangelisch gesinnten Sinndisten statt. Können die Bauern erst alle lesen und schreiben, so wird der Abfall durch keinerlei Gewaltmittel aufzuhalten sein, es sei denn, daß die byzantinische Kirche sich an Haupt und Gliedern umwandle. Und das kann sie nicht. Die Geist­lichkeit hat ganz Rußland mit einem Netz von Volksschulen überzogen, die aber, wie jedermann weiß, nur auf dem Papier bestehen. In den meisten wird Unterricht überhaupt nicht erteilt, sondern die Kinder arbeiten höchstens gelegent­lich auf dem Felde des Popen; in anderen werden einige Gebete und Kirchengesänge auswendig gelernt, aber in dem einen wie dem andern Falle gehen die Zöglinge aus der geistlichen Volksschule als Analphabeten hervor. Die Kirche kann nicht anders handeln, wenn sie sich selbst erhalten will, die Autokratie kann es nicht; also haben wir in abseh­barer Zeit keine geistige Hebung des russischen Bauern­standes zu erwarten, sondern es bleibt bei der bisherigen Unbildung, der bisherigen unrationellen Landwirtschaft für mehr als die Hälfte des Reiches und bei der bisherigen Armut.

Landwirtschaft, Handel und Verkehr.

Nagold, 8. Nov. Mo st 0 bstm arkt. Zugeführt wurden 10 Ztr. Tafelobst per Ztr. 8

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Herbstnachrichten.

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Eßtingen, 6 . Nov. Ges.-Kelter: Vorrat 50 Hl., dar­unter einige gute größere Reste. Preise nicht gestiegen. Verkauf langsam. Käufer sind eingeladen.

Fellbach, 7. Nov. Mittelfeld 95100 Bergwein 120130 ^ je pro 3 Hl. Noch ziemlich Vorrat. Verkauf stockt. Preise gesunken. Käufer erwünscht.

In 100,000 Familien und an deutschen Hofhaltungen wird Meßmer' s Thee täglich getrunken; ihm werben Güte und Prcis- würdigkeit stetig neue Freunde. Die Meßmer'schen Thee-Packete ü 60, 80 Pfennig u. s. w. tragen Firma und Preisaufdruck. Nach­ahmungen wetze man zurück.

Man muß sich selbst helfen und nicht den Schuster mit un­gerechten Borwürfen plagen. Derselbe mag noch so gutes Leder nehmen und es muß doch hart und brüchig werden, wenn man nicht selbst die Stiefel rationell behandelt. das vorzüglichste Leder­konserviermittel ist dasSchuhfett Marke Büffelhaur"; es macht die Stiefel weich, dauerhaft und wasserdicht, gestattet auch deren Glanzwichsen jeden Tag.

Warum soll man Kathreiners Malzkaffee verwendend

Weiler alsZusatrzumBohneukaffce die­sen weitaus bekömmlicher macht und dem Getränk einen milden, besonders ange­nehmen Geschmack verleiht. Das ist tausendfach erwiesen und von allen er­fahrenen Hausfrauen anerkannt.

Wie sollen Wiesen behandelt werde», »m Höchft- erträge liefern zu können?

(Fortsetzung.)

Fragt man mm, wie denn die Düngung der Wiesen zu geschehen habe, so tritt hier selbstverständlich die Düngung mit Stallmist zurück. Der Stallmist gehört auf den Acker, indem er da am besten zur Geltung kommt, auf den Wiesen wird derselbe besonders durch Compost in bester Weise er­setzt. Wirklich guter Compost eignet sich ganz vorzüglich zur Wiesendüngung, und in guter Beschaffenheit und aus­reichenden Mengen rechtzeitig im Herbst nicht erst im Frühjahr aufgebracht, zeigt er fast überall die vorzüg­lichsten Erfolge. Leider aber ist guter Compost nur schwer in ausreichenden Mengen zu schaffen, und müssen deshalb geeignete künstliche Dünger an seine Stelle treten. Deren richtige Benutzung, in Verbindung mit der Regelung der Feuchügkeitsverhältnisse der Wiese, hat auch überall die glänzendsten Erfolge gezeigt, und gelten dieselben deshalb heute auch als eins der wichtigsten und sichersten Mittel, höhere zugleich wertvollere Futtermassen zu erzielen. Wie beim Acker, so gilt es nicht weniger auch bei der Wiese, durch die Düngung volliM Ersatz für die in den Ernten entzogenen Pflanzennährstoffe zu liefern, und geschieht dies in bester Weise durch die Düngung mit Kaimt und Tho­masschlacke, die beiden Dünger, welche Kali, Phosphorsäure und Kalk, also gerade die Nährstoffe, welche den Wiesen durch die Ernten hauptsächlich entführt werden, in der ge­eignetsten Form und zugleich in billigster Weise wieder zu­führen. Bei der Benutzung dieser Dünger ist zuerst daran sestzuhalten, daß die fortgesetzte Zufuhr nur eines der ge­nannten Dünger nicht ausreicht, um dauernd reiche Ernten zu erzielen. Die Wiesenpflanzen bedürfen zu ihrer vollen Ausbildung verschiedener Nährstoffe, sowohl Phosphorsänre wie Kali mu> Kalk. Wohl zeigt in manchen Fällen die Zufuhr von Kaimt oder auch von Thomasschlacke allein guten Erfolg, doch sino dies nur Ausnahmen und bleibt der Rückschlag sicher nicht aus. Die Notwendigkeit der öfteren kräftigen Düngung mit Kainit crgicbt sich schon aus dem hohen Kaligehalt des Wiesenhmcs, und ist der Boden von Natur aus schon arm an Kali, wie z. B. der Moor- und Sandboden, und wird demselben nicht durch Bewässerung Kali zugemhrt, so muß das Entzogene selbst­verständlich durch die Düngung ersetzt werden. Hier wird es sich empfehlen, die ersten 2 oder 3 Jahre sehr stark mit Kainit zu düngen, bis zu 5 und 6 Zentner pro Morgen, um so einen Vorrat an Kali im Hoben zu schaffen; für die Folge genügen dann als regelmäßiger Ersatz des im Heu entzogenen Quantums 2 bis 3 Ctr. pro Morgen. Da die Wiesenpflanzen weniger Phosphorsäure als Kali nötig haben, zudem der Prozentgehalt an Phosphorsäure in der Thomasschlacke höher ist, als der Prozentgehalt an Kali im Kainit, so bedarf es zur Düngung mit Thomas­schlacke geringerer Mengen, wie von Kainit. Immerhin aber wird es sich als richtig erweisen, die Düngung nicht zu sparsam zu bemessen, indem einmal die meisten Böden sehr arm an Phosphorsäure sind; das Bewässerungswasser den Wiesen keine Phosphorsäure zuführt; außerdem aber die in der Thomasschlacke zugesührten Quanten nicht sämt­lich von den Pflanzenwurzeln berührt, also auch nicht aus­genommen werden. Man gebe deshalb auch bei der Tho­masschlacke während der ersten Jahre eine Düngung von 3 bis 4 Zentner pro Morgen, man kann dann später das Quantum auf die Hälfte verringern. Man kann eine sogenannte Vorratsdüngung auch um so unbedenklicher geben, als die Phosphorsäure sowohl wie auch das Kali vom Boden absorbiert, festgehalten werden, also eine Gefahr vor Verlusten nicht vorliegt. Für die kräftige Düngung mit Thomasschlacke auf Wiesen spricht aber auch noch der Um­stand, daß dieselbe reiche Mengen von wirksamem Kalk enthält, deshalb nicht nur durch ihren Gehalt all ^bos« phorsäure, sondern auch durch ihren Kalkgehalt wirkt. End­lich berücksichtige man auch wohl, daß durch die Düngung mit Kainit und Thvmasschlacke der im Wiescnbod n meist massenhaft vorhandene Humus zersetzt, dadurch der Stick­stoff desselben löslich und wirksam wird. Hierdurch und zugleich durch die befördernde Entwicklung von Klee und Leguminosen, überhaupt der sogen, stickstoff-sammelnden Pflanzen, wird die Zufuhr des teuren Stickstoffs in Form von Stickstoffdüngern meist überflüssig, trotzdem werden die Ernten verdoppelt.

(Schluß folgt.)

Druck und Verlag der G. W. Zais er'scheu Buchdruckerei (Srwl Zaiser) Nagold Für die Redaktion verantwortlich : K. Baor.

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