nicht Nichtakademiker Vorgesetzte von akademisch Gebildeten werden können. Schmidt-Maulbronn erwidert den Vorrednern. Domkapi­tular Stiegele steht in der Schulaufstchtsfrage eine Tangierung des VeMssungsrechts, was Kultminister v. Weizsäcker entschieden be- strMt.

Stuttgart, 6. Nov. Die Volksschulkommission der Ab­geordnetenkammer nahm heute mit 12 gegen die 4 Stimmen des Zentrums den Antrag Hieber an, wonach als Bezirks- schulauiseher im Hauptamte in der Regel Schulmänner oder Geist­liche, welche der Konfession der ihnen untergebenen Schullehrer an­gehören, bestellt werden sollen. Angenommen wurde ferner der Antrag v. Sandberger, abgelehnt dagegen die Anträge Hildenbrand und Schmidt-Maulbronn.

Tagss-Weuigkeiten.

Aus Stadt md Land.

Nagold 6. November.

Unglücksfall. Von einem schweren Schicksalsschlag wurde die Familie des Unterhändlers Günther hier be­troffen. Der erst zum Militär eingerückte Sohn Friedrich fiel gestern Morgen in der Kaserne in Stuttgart aus dem Fenster; er verstarb an den Folgen des Sturzes. Von seinem Oberleutnant und Kompagnieführer ist an die untröstlichen Eltern ein herzliches Bedauern und innnige Teilnahme aus­drückender Brief eingetroffen, worin der Verstorbene als braver und eifriger Soldat geschildert wird, den man sehr gerne hatte, auch habe er sich gegenüber Kameraden wieder­holt ausgesprochen, daß er gerne Soldat sei. Ueber den Hergang des Unglücksfalls ist noch nichts bekannt.

Eisenbahnsache. Dem Schw. M. wird geschrieben: Das Ausliegen von Karten auf den Eisenbahnstationen der württ. Eisenbahnstationen ist in der Weise eingeleitet, daß daS Stat. Landesamt die auf Pappe aufgezogenen Karten der Eisenbahnverwaltung zur Verfügung stellt und letztere für das Anstiegen der Karlen an geeigneten Orten sorgt. In Aussicht genommen sind zunächst alle größeren Zweig- nnd Endstationen, sowie alle diejenigen Stationen, die einen bemerkbaren Touristenverkehr haben.

Neue Volksbibliotheken. Die Gesellschaft für Ver­breitung von Volksbildung hat im Laufe- dieses Jahres, von Anfang Januar bis Ende September, wiederum 1126 Volksbibliotheken mit 34,616 Bänden begründet und unter­stützt. Seit Anfang 1897 bis Ende September d. I. hat die Gesellschaft insgesamt an 3894 Bibliotheken 157,141 Bände unentgeltlich abgegeben. Die für diesen Zweck in demselben Zeitraum aufgewandten Barmittel belaufen sich auf über 180,000 ./d. Dazu kommen sehr erhebliche Bücher­schenkungen, die mit zur Verwendung gelangt sind. Seit dem vorigen Jahre hat die Gesellschaft auch 252 Wander­bibliotheken von je 50 Bänden errichtet, die alljährlich er­neuert werden. Die Wanderbibliotheken eignen sich besonders für kleinere Gemeinden. Die Bücher werden aus dem etwa 1500 Nummern umfassenden Katalog der Gesellschaft von den betreffenden Gemeinden vollständig unbeschränkt aus­gewählt und im nächsten Jahre bis zum 1. Juni an die Geschäftsstelle der Gesellschaft zurückgesandt. Diejenigen Gemeinden, die die Bibliothek fortsetzen wollen, wählen dann wiederum eine neue Kollektion von 50 Bänden aus den Katalogen der Gesellschaft aus. Das Neue dieser Wander­bibliotheken den bisherigen vereinzelt bestehenden ähnlichen Einrichtung^ gegenüber besteht darin, daß jede Gemeinde völlig freie Hand in der Wahl der Bücher behält. Ein­gehende Informationen über die Begründung von Volks­bibliotheken erteilt, die Kanzlei der Gesellschaft, Berlin dlVV., Lübeckerstraße 6. An diese Stelle sind auch die Gesuche um Unterstützung zu richten.

Wörnersberz, 5. November. . BZ der gestern vorge­nommenen Schultheißenwahl wurde Gutsbesitzer Joh. Gg. Frey mit 18 Stimmen zum Ortsvorstand der hiesigen Ge­meinde gewählt.

Dort herrschte sie unbeschränkt, dort war kein Raum für die Großen dieser Erde, mochten es Könige oder Kaiser, Königinnen oder Kaiserinnen sein. Diese standen ihrem Empfinden nicht nahe genug. Nicht einmal deren Bilder wollte sie im Hause haben, wenn cs auch Geschenke an ihren Gatten waren. Sie mochten ihren Platz an den leeren Wänden des Museums in Schönhausen finden, wo ich sie auch angetroffen habe, unter ihnen die englische Königin Viktoria. Von gekrönten Häuptern befand sich nur ein Bild in Friedrichsruh, ein Geschenk Lenbachs: der alte Kaiser Wilhelm.

Der Fürstin Bismarck mäßige Ehrfurcht vor bloßem Rang, selbst vor dem königlichen, schien mir um so bemer­kenswerter, als der Fürst, wie ich schon einmal erwähnt habe, selber bis zum letzten Augenblicke immer ein ausge­sprochenes. Gefühl dafür gehabt hat, was man königlichem Blute schuldig ist. Er machte niemals den geringsten Unter­schied zwischen Leuten verschiedener Lebensstellung, wenn sie unter seinem Dach zusammenkamen; aber ein regierender Großherzog oder königlicher Prinz war doch immer etwas ganz Besonderes in semen Augen. Es war dies die wahr­scheinlich über sein Wollen hinausgkhende natürliche Folge seines ererbten starken monarchischen Gefühls.

Nicht so bei der Fürstin.-^ Sie hätte eine Republikane­rin sein könrien, zwar keine von angelsächsischer Rasse, son­dern eher das Weib eines schlichten Schweizer Bürgers. Sie war sogar frei von jener verzeihlichen Eigenliebe, die sich im Sonnenschein eines königlichen Lächelns wohl fühlt.

(Forts, folgt.)

Stuttgart, 4. Nov. Jerusalemverein. Der Verein versammelte seine Mitglieder und Freunde gestern abend zu einer gelungenen Feier im Ev. Saal. Die beiden Redner des Abends konnten als Teilnehmer an der Einweihung der Erlöserkirche im Jahr 1898 aus eigener Anschauung sprechen; auch stand eine Reihe guter Lichtbilder zur Ver­fügung. Prälat D. v. Sandberger ließ im Anschluß an Ps. 122 die Freude der israelitischen Festpilger Mitempfin­den und zeigte, wie durch die christlichen Jahrhunderte hin­durch eine Sehnsucht nach dem heiligen Lande geht, wie aber das Heil nicht an den Besuch der heiligen Stätten ge­bunden ist. Die Wahrnehmungen an ihnen weisen auf ernste Aufgaben hin, welche gerade den 1400 evangelischen Christen Jerusalems gestellt sind. Was durch die Evan­gelischen geschieht, wurde sodann von Stadtdekan Ober- konsistorialrat Dr. v. Braun mit sichtlicher Liebe aufge­führt. Das syrische Waisenhaus, von dem Württemberger Schneller gegründet, unterrichtet arabische Knaben und läßt sic ein Handwerk lernen; die Kaiserswerther Diakonissen nehmen sich der Mädchen an; die Brüdcrgemeine hat ein Asyl für Aussätzige, der Johanniterorden eine gastfreund­liche Herberge; die sogen. Jernsalemsstiftung versorgt die evang. Schule und Kirche Jerusalems; der Jerusalemverein endlich treibt sein Missionswerk unter der arabischen Be­völkerung in Bethlehem, Bet-Djala, Bet-Sahur und Hebron; auch steht er den aus dem Tempel ausgetretenen evang. Gemeinden in Haifa und Jaffa bei, deren Pfarrer Schlaich und der eben jetzt dahin abgehende Lehrer Warth Würt­temberger sind. Ende Mai ist den deutschen Wohlthätig- keits- und Unterrichtsanstalten in der Türkei die staatliche Anerkennung und damit Befreiung von Zoll- und Grund­steuerabgaben zu teil geworden.

Rothenberg, 4. Nov. Der den Besuchern der Grab­kapelle wohlbekannte Schloßverwalter Kilgus ist in den Ruhestand getreten, nachdem er 37 Jahre lang treu seines Amtes gewaltet hat. Zu seinem Nachfolger wurde der seitherige Schloßdiener Röhm bestimmt.

r. Zuffenhausen, 6. Nov. Vorgestern wurden im Gast­haus zum Jungen Lamm hier aus einer verschlossenen Kom­mode 340 ^ gestohlen. Der Verdacht fällt auf 2 Burschen, die sich zwischen 5 und 6 Uhr abends mit einem Frauen­zimmer in der Wirtschaft aufhielten und wovon sich einer zeitweise aus dem Lokal entfernte. Das zum Oeffnen be­nützte Stemmeisen ließen sie am Thatort zurück. Von dem Thäter hat man noch keine Spur.

Heilbronn, 4. November. Die deutsche Partei hielt heute nochmals angesichts der nahenden Stichwahl zwischen Oberbürgermeister Hegelmaier und dem Sozialdemokraten Rosenwirt Schäffler eine Versammlung. Der Vorstand, Rechtsanwalt Dr. Köstlin, wies nach einer Begrüßung da­rauf hin, daß sich die Lage nunmehr wesentlich geändert habe. Nunmehr könne kein Zweifel darüber sein, daß man gegen die Sozialdemokratie Stellung nehmen müsse. Dieses Gebot sei ein ganz dringendes, da müssen alle Rücksichten schwinden. Das sei auch die Ansicht der Stuttgarter Partei­leitung. Unterdessen sei auch ein Schreiben eingelaufen vom Vorstand des Bundes der Landwirte, in welchem die Leitung der deutschen Parteifreundlich ersucht wird," für den Kandidaten des Bauernbundes einzutreten. Der Aus­schuß schlug vor, folgende Erklärung zu erlassen: ... Die Sozialdemokratie verweigert grundsätzlich der Landwirtschaft jeden, auch den kleinsten Zollschutz, der Regierung die Mittel zur Verteidigung der wichtigsten Güter unseres Volkes, und sie gesährdet durch ihren rücksichtslosen Kampf gegen die bestehende Ordnung die Grundlage des ganzen Staats- und Volkslebens. Die Herrschaft dieser radikalen Partei wäre ein Unglück für unser ganzes Vaterland. Die deutsche Partei hält es daher für ihre Pflicht, auszusprechen, daß bei der bevorstehenden Stichwahl alle Rücksichten zurück­treten müssen gegenüber der Bekämpfung des sozialdemo­kratischen Bewerbers, richtet an ihre Freunde und Gesinnungs­genossen die dringende Aufforderung, alles aufzubieten, um

Vermischtes.

Invalidenversicherung. Nach einer gerichtlichen Ent­scheidung haftet der Arbeitgeber für Einklebung der Bei­tragsmarken. Ein Arbeitgeber hatte es unterlassen, seinem Dienstverpflichteten die Marken fristgerecht einzukleben; bei Eintreten der Jnvalididät wurde trotz nachgeholter Einkleb­ung einem Anspruch aus Invalidenrente nicht stattgegeben, da aus dem rechtzeitigen Beibringen der Beitragsmarken der Anspruch auf Rente entspringe. Sowohl das Altcrs- und Jnvalidenverstcherungsgesetz vom 22. Juli 1889, wie auch das Jnvalidenversicherungsgesctz vom 13. Juli 1899 verpflichten den Dienstgeber zum rechtzeitigen Einkleben der Beitragsmarken in ausreichender Höhe und erforderlicher Anzahl. Demgemäß habe der säumige Dienstgebpr die Dienst­verpflichtete in gleicher Höhe schadlos zu halten, wie ihm durch die Landesvcrsicherungsanstalt eine Invalidenrente , Härte Zugebilligt werden müssen. Ueber deren Höhe ob­walte kein Streit und ebensowenig über die Vorbedingung der Invalidität nach J.-V.-G. § 15.

(W. Gdeztg.)

Tie Titelwnt. Die Kölnische Volkszeitung schreibt: Vor längerer Leit ging als eine gute Illustration zu der in Süddeutschland vielfach bedenklich grassierenden Titel­wut die Standesbezeichnung durch die Blätter, mit der sich eine biedere Nürnberger Schönheit in einem Badeorte als Ochsenmaulsalatfabrikantentochter" angab. Heute können wir einige hübsche Gegenstücke dazu in Titeln finden, die wir den standesamtlichen Nachrichten in Nr. 235 und 238 des Würzburger Generalanzeigers entnehmen. Wir finden daselbst neben einemMaschinenhausgehilfenkind" und einem

die Wahl eines sozialdemokratischen Abgeordneten zu ver­hindern. Unsere Losung lautet also:Gegen den sozial­demokratischen und für den nationalen Kandidaten! Dieser Vorschlag des Ausschusses wurde zum Beschluß erhoben. Des weiteren wurde beschlossen, in eine geräuschvolle Wahl­agitation nicht einzutreten und sich an den Wahlkosten nicht zu beteiligen. Dem Ausschuß wurde es überlassen, weitere Schritte zu thun, sofern solche nötig werden sollten.

r. Plochingen, 6. Nov. Im nahen Köngen hatte sich der dortige Bürger Wißt vor etwa 3 Wochen entfernt. Obwohl seine Angehörigen seither nach ihm gesucht hatten, konnte derselbe erst vorgestern im Neckar ertrunken aufge­funden werden. Gegen Wißt war ein gerichtliches Verfahren anhängig, was sich derselbe so zu Herzen nahm, daß er den Tod im Wasser suchte.

r. Rottwcil, 6. Nov. In Dotternhausen wurde laut Schwarzw. Volksfreund der dortige Briefträger A. Eckstein wegen Unterschlagung von Postanweisungsgeldern in Haft genommen und in das Amtsgefängnis hier verbracht.

r. Ravensburg, 5. Nov. Bei dem Oekonomen Stein­häuser in Eckers Gemeinde Baienfurt kam ein lebendiges Kalb mit zwei Köpfen zur Welt. Dasselbe befindet sich wohl.

r. Göppingen, 5. Nov. Heute nachmittag 4 Uhr er­eignete sich beim Bankier Schuler'schen Garten ein gräßliches Unglück. Der 63jährige Adlerwirt Schlienz von Birenbach wurde beim Fällen eines großen Baumes gerade als er vorüberging von letzterem so unglücklich getroffen, daß er tot vom Platze getragen werden mußte. Der Aufforderung des Gartenbesitzers, er möchte weitergehen, hat der Unglück­liche leider keine Beachtung geschenkt.

r. Ulm, 6. Nov. Das Stadtschultheißenamt Stutt­gart hat für den 10. November eine allgemeine Zählung der Arbeitslosen in den größeren Gemeinwesen Württem­bergs angeregt. Die Stadt Ulm wird sich mit zahlreichen anderen Gemeinden hieran beteiligen. Das Statut der Krankenkasse der Fleischerinnung fand in gestriger Sitzung des Gemeinderats Annahme und wird befürwortend an die K. Kreisregierung geleitet. Gestern wurden von den bürgerlichen Kollegien die Baulinie und Profile zur zweiten Donaubrücke vorläufig genehmigt. Von der Brücke aus sind zwei direkte Zuführungsstraßen zur Stadt geplant, die erst durchzubrechende Bockgasse und die Heimstraße. Am Ufer entlang wird eine Straße nach Oken geführt. Einen glücklichen Fischzug hat gestern die Firma Gebr. Käßlocher ausgeführt. Sie fing in der Donau 2 Rotfische, von denen der eine 15 Pfd., der andere 40 Pfd. wog.

Gerichtssaal.

Stuttgart, 5. Nov. Verwaltungsgerichtshof. Der Ver­waltungsgerichtshof verhandelte heute in der Berufnngs- sache. der Bezirkskrankenkasse Alten steig gegen die Be­zirkskrankenkasse Nagold betr. Ersatzforderung einer Dif­ferenz von 8,77 ^ nach 8 57 Ä desKrankenversicherungsgcsetzes. Die prinzipielle Frage war hierbei: Hat ein Mitglied einer Krankenkasse, wenn nach einem schon vorher eingetretenen Krankheitsfall die Leistung der Kasse an Krankengeld er­höht wird, von-dem Zeitpunkt des Eintretens der Erhöhung an Anspruch auf die höhere Entschädigung? Die Kranken­kasse Altensteig war von der Kasse in Nagold ermächtigt, an ein erkranktes Mitglied der letzteren die Entschädigung auszuzahlen. Auf Verfügung des Ministeriums des Innern wurde nun mit Wirkung vom 1. Jan. 1902 ab der orts­übliche Tagivhn von bisher 1,70 auf 2 ^ festgesetzt, wodurch auch das Krankengeld, das statutengemäß die Hälfte dieses Taglohns beträgt, sich von 85 auf 1 ^ pro Tag erhöhte. Da das betr. Mitglied schon am 21. Nov. 190! erkrankte, weigert sich die Krankenkasse Nagold, die von der Kasse Altensteig, welche vom 1. Jan. 1902 1 ^ pro Tag

Wagenaufschreiberskind" außer vielen andern noch einen Grundbuchanlegungskommissar", eineAgenturvorstands- witwe" und einenBürgerspitalrentamtmann". Gauz be­sonders imponiert uns aber eineWurstwarengeschästs- inhabersfrau" und schließlich einWohlthätigkeitsstiftungs- administrationsdiener."

Was man alles braucht. Die in München erscheinenden Fliegenden Blätter für Sport-HumorDas Schnaufer!" veröffentlicht folgenden poetischen Rat für Automobilfahrer:

s' Nötigste.

Wannst Schnauserl willst fahr'n Därfst as Geld z'erst nöt spar'n,

Denn a Wagerl muast Ham Und umsunst krieagft dös kam.

Hernach brauchst a Benzin,

Do liegt Alles d'rin,

Und a Kurbel zum Dreh'n A sunst thuats nöt geh'n. .

A Elektrizität

Muast Ham sruah und spät Und a Zündkerz dazua,

brauchst spät und fruah.

Vier luftg'füllte Reif,

Brauchst a, fest und steif,

A Schmieröl und a Geld.

Sunst kimmst nöt durch d'Welt.

Lcderhosen und Wamms Brauchst aa, Alle ham's,

Nacha brauchst Kapp' und Brilln Und a Wengerl festen Will'n;

Aber Geduld brauchst grad gnua Bald'st stecken bleibst, Bua!