Kanzler vorbei, wenn je ein solches bestanden habe. Wenn die Königin von England, welche von jeher „uno Ki-sncko msriouse ckevant 1'Kternol" gewesen sei, d. h. am Stiften von Heiraten ihre Freude gehabt habe, nach Berlin komme, so werde der für den Augenblick zurückgelegte Kampf von neuem anfangen. Kaiser Friedrich Habs der Allmacht des Ministers genug und er habe dies den letzteren mehrfach fühlen lassen.
Paris, 9. April. In einem Briefe B o u l a n g e r 's an die Wähler des Departements Dordogne sankt derselbe für die großartige Kundgebung ihres Patriotismus. Es handle sich hier nicht mehr um einen Mann, sondern um das Vaterland, dessen Würde und Zukunft. Der Wahlkreis habe gezeigt, daß er nicht geneigt sei, sich von einem Parlament mit Beschlag legen zu laßen, dessen Unfruchtbarkeit die Republik zum Gespött Europas gemacht habe. Die gestrige Wahl habe die Notwendigkeit der Kammerauflösung und der Verfassungsrevision bestätigt. Das allgemeine Stimmrecht ist unser Herr; es ist aber unerträglich, wenn Politiker ohne Achtung dasselbe zu ihrer» Diener machen wollen. Die Wirkung der gestrigen Wahl sei ungeheuer, ich ersuchte Sie nicht um Ihre Stimmen, da ich mich verpflichtete im Nord-Departement 'zu kandidieren. Nächsten Sonntag werden die Stimmen dieses Departements zusammen mit den Ihrigen eine neue, bezeichnende Protestkundgebung bewirken. Sie werden nur Männer wählen, welche wie ich eine nationale, republikanische Politik ohne Kompromiß und Schwäche unterstützen. Die Stunde ist gekommen, wo alle Franzosen ohne Unterschied der Provinzen sich vereinigen müssen zu dem alleinigen Zweck der Größe des Landes.
England.
London, 10. April. Für oie Ueberschwemmten in Norddeutschland empfing der Lordmayor gestern 2000 Mark von dem Prinzen von Wales. Die Gabe war begleitet von einem Schreiben, in welchem der Prinz seine Befriedigung über die Bildung des Hilfsfonds ausdrückt. 6000 Mark wurden von Rothschild und 10 Ö00 Mark von der Firma Schröder gespendet.
Gcrges-Weuigkeiten.
Stuttgart, 11. April. Von einem in Kanada lebenden Reut- linger ist dieser Tage ein prächtiges Elchtier-Geweih seltener Größe hier eingetroffen. Das Geweih inkl. Naturkopf wiegt 60 Pfund, ist abnormer Art und 5—600 M. wert. Für Jagdfreunde ist dasselbe auf einige Tage bei Wirt Hauser zum wilden Jäger, Bandstraße 3, ausgestellt.
Balingen, 9. April. Allgemeine Entrüstung erregt, nach dem „Vlksfr.", eine in den letzten Tagen verübte Beschädigung mehrerer Grabdenkmale auf hies. Friedhof. Da auch das zu Ehren der Frau Dr. Nösler erstellte Denkmal beschädigt ist, wollen viele in dieser rohen Handlung einen Akt der Rache erblicken, doch ist auch die Annahme, das man es hier mit einem übermütigen Bubenstreich zu thun habe, nicht ausgeschlossen, um so weniger als das Röslerdenkmal das am wenigsten beschädigte ist. Nach dem Thäter wird eifrig gefahndet.
Heidenheim, 9. April. Bei einer Kälte von — 14 « 0.- froren gestern hier eine Menge Wasserleitungen ein. Weil die Besitzer glaubten, im April komme derartige Gefahr nicht mehr, waren sie nicht vorsichtig genug und stellten das Wasser ab. Auf Spaziergängen konnte man gestern erfrorene und verhungerte Bachstelzen und Schwalben finden. Die letzteren Singvögel kamen erst in voriger Woche, hätten aber besser gethan, aus unserer Gegend noch fortzubleiben.
Wurmberg, 6. April. Unser Rathaus wäre in voriger Woche durch die Schuld eines Stromers beinahe in Brand gesteckt worden. Derselbe wurde abends in angetrunkenem Zustand in das mit dem Rathaus verbundene Arrestlokal eingeliefert und warf dort seinen durchnäßten Rock
ist für den jungen Herrn ein Billet vom Pfarrhofe gekommen mit der Weisung, dasselbe im Falle Ihrer Rückkehr sofort zu übergeben."
Richard riß den Brief auf, überflog hastig die Zeilen desselben und erklärte dann unmutig, derselbe enthalte eine dringende Abendeinladung, welcher er leider folgen müsse, da zwei Herren abgesagt hätten und er zur Kompletirung einer Partie notwendig sei.
„Ich Du mußt allerdings gehen und das ist recht Schade, Richard," sprach Mary. „Ich hätte so gern den heutigen Abend mit Dir zugebracht, nun muß ich darauf wohl Perzicht leisten."
Da sowohl Herr von Roden, als auch Richard nicht zugegen waren, durfte Fräulein Grey mit den Kindern an dem Nachtessen Teil nehmen. Sie waren Alle Heller; selbst Karoline's Lippen umspielte mitunter ein Lächeln; es war dies seit dem Unfall, welchen sie in London gehabt, zur Seltenheit geworden.
Es war eine schöne Nacht, obwohl sich keine Sterne am Himmel zeigten; Frieden und Ruhe lagen über der Landschaft und Mary benützte alsbald die Gelegenheit, um hinauszueilen und an einem stillen, abgelegenen Plätzchen von dem Geliebten zu träumen.
Noch nicht weit war sie gegangen, so vernahm sie plötzlich Schritte hinter sich.
„Das muß Richard sein!" sagte sie sich. „Wie zeitig er zurückkehrt.'"
Sie war eben im Begriff, den Namen des Bruders zu rufen, und hätte dem ganzen Lebensschicksal damit eine andere Wendung gegeben. Doch gerade als sie die Lippen öffnen wollte, stand sie jählings wie angewurzelt. Sie sah eine Gestallt, jener ihres Vaters gleich, welche in geringer Entfernung von ihr rasch auf das Sommerhaus zueilte, in bessern Eingang eben ein zweiter Schatten erschien.
Zwei Männer, — gerade wie sie dieselben schon einmal gesehen hatte, nicht hier, sondern fern von hier, an jenem unvergeßlichen Abend, an welchem sie zum ersten Mal mit Hugo von Westland zusammengetroffen war. Ja, es waren zwei Männer, keine Täuschung war möglich.
Mit pochendem Heizen stand sie eine Sekunde lang da, dann eilte sie geräuschlos vorwärts, indem ihre bebenden Lippen flüsterten: „Es muß sein — um Hugo's willen!"
zum Trockenen auf den eingeheizten Ofen, an dem' dieser bis zum Morgen lichterloh brannte. Im Schrecken warf der Mensch den Rock auf den Boden, der nun ebenfalls anfing zu brennen. Durch den überhandnehmenden Qualm am Schreien verhindert, wußte er sich nur durch lautes Pochen vernehmlich zu machen, was von Nachbarn in der Frühe des Charfreitags nur zufällig vernommen wurde. Immerhin war es noch Zeit, den Brand im Entstehen zu unterdrücken. Der Stromer sieht seiner gerechten Bestrafung entgegen und es dürfte ihm die überstandene Angst künftig zur heilsamen Warnung dienen.
Biberach, 7. April. Gestern abend zwischen halb 9 und 9 Uhr ertönten während eines heftigen Schneegestöbers die Glocken vom Turme und die Hornzeichen der Feuerwehr, um anzuzeigen, daß in der Stadt selbst ein Brand ausgebrochen sei. Es brannte in der Scheuer des Gasthauses zum „grauen Bäre n", die mit Heu, Stroh und anderen leicht brennbaren Stoffen überfüllt war und dem Feuer reiche Nahrung bot. In wenigen Minuten hatte dasselbe auch die daneben liegende Scheuer des Gasthofes zu den „drei Mohren" ergriffen, aus welcher die Pferde und einiges Geschirr nur mit Mühe gerettet werden konnten. Nun erschien aber auch schon die Mannschaft der freiwilligen Feuerwehr mit ihren Geräten auf dem Brandplatze, welcher es auch gelang, in kurzer Zeit des Feuers Herr zu werden, seine Weiterverbreitung zu verhindern und die Nachbargebäude wirksam zu beschützen. Schon um 9 Uhr war keine weitere Gefahr mehr vorhanden. Die städtische Wasserleitung erwies sich bei dieser Gelegenheit als äußerst vorteilhaft. Ueber die Entstehung des Brandes haben sich bis jetzt keine Anhaltspunkte geboten; doch wird Brandstiftung vermutet.
Konstanz, 10. April. Der Mörder Gr ein er von Jmmendingen ist heute morgen 7 Uhr im Gefängnishof durch das Fallbeil hingertchtet worden.
Straßburg, 7. April. Strafkammer. In der Nacht vom 29. zum 30. Jan. d. I. wurden die Studenten Karl Genter, Josef Haal und Camille Sexauer in der Mezgergasse von mindestens 8 jungen Leuten hinterrücks überfallen und mit wuchtigen Stockschlägen niedergehauen. Am besten kam dabei Haal weg, der nur eine leichte Verletzung erlitt, Genter und Sexauer aber waren durch die Stockschläge so betäubt, daß beide etwa 10 Minuten lang bewußtlos auf der Straße lagen. Genter, dessen Anzug vollständig ruiniert wurde, mußte eine Woche in der Klinik zubringen und war etwa 3—4 Wochen an seinen Studien verhindert. Von den Thätern konnten nur 3 ermittelt werden und zwar der 18 Jahre alte Goldschmiedlehrling Camille Götz, der 19 Jahre alte Schlosser Lucian Schmitt und der 17 Jahre alte Kommis August Baumeister, von denen Lucian Schmitt inzwischen das Weite gesucht hat. Es konnten daher nur Götz und Baumeister zur Verantwortung gezogen werden. Das Gericht konnte angesichts der Rohheit der Angeklagten und des hinterlistigen Ueberfalles mildernde Umstände nicht zubilligen und verurteilte einen jeden derselben zu einer Gefängnisstrafe von 4 Monaten. ^
— Aus dem Ueberschwemmungsgebiet der Weichsel und Nogat wird gemeldet: Mit großer Strenge wird gegen die Piraten und überhaupt gegen Jeden vorgegangen, der sich nicht legitimieren kann, wenn er im Jnudationsgebiet betroffen wird. Dennoch sind die frechsten Diebstähle an der Tagesordnung. Es sind nicht nur Wäsche, Betten und Getreide den Leuten aus den Häusern geholt worden, sondern ein Gauner nahm aus dem Exerzierhause am Hellen Tage zwei Rinder, welche einem Besitzer aus Schwans- I dorf gehörten, und wollte sie an einen Händler verkaufen, als noch rechtzeitig I der Eigentümer hinzukam. Zwei Männer erboten sich, einem eben landenden I Ueberschwemmten beim Foctschaffen der geretteten Sachen behilflich zu sein. I Die Biedermänner verschwanden mit drei Seiten Speck. Die Böte dürfen I nicht des Nachts ohne Wächter gelassen werden. Die Diebe sprengen selbst Ketten. Fast jeden Tag treffen Leichen von Menschen in Särgen, die eines natürlichen Todes gestorben sind, ein. So von Zeyer vorgestern sieben
Auf der Besitzung ihres Oheims hatte sie eine peinliche Situation durchgemacht, die lebendig in ihrem Gedächtnis war; sollte sich hier vielleicht eine ähnliche Scene abspielen und noch tragischer eingreifen in das Drama ihres Lebens? Wenn diese Männer hier miteinander sprachen, wenn sie sich bei Namen nannten, so konnte sie vielleicht erfahren, worin jenes Geheimnis bestehe, dessen Vorhandensein sie zwar längst vermutet, über welches sie aber keinerlei Gewißheit erlangt hatte.
Sie wußte nur zu gut, daß, wenn irgend eine Schande mit dem Namen Roden verwoben sei, ihr Vater dieselbe um jeden Preis geheim halten werde; sie aber wollte und mußte wissen, ob sie Hugo ein Unrecht zufügte, indem sie sich ihm vermählte; sie mußte erfahren, ob es wirklich ihr Vater sei, der nächtlicherweile, einem Diebe gleich, hier in seinem eigenen Park umherschlich.
Da — in diesem Augenblick vernahm sie eine Stimme aus der Richtung des Pavillons, in dessen unmittelbarer Nähe sie sich jetzt befand.
„Du warst also der Erste!"
Die Worte an sich bedeuteten nicht viel, aber trotzdem erfüllten dieselben Mary's Herz mit Schrecken, denn es war zweifellos, daß Derjenige, welcher dieselben sprach, kein Anderer als ihr Vater war!
Aus der Finsternis klang nun eine zweite Stimme herüber:
„Der Erste, ja, bin ich es denn nicht immer?"
Allerbarmer! Auch die zweite Stimme erkannte das Mädchen und zwar als diejenige des Mannes, welcher in jener inhaltsschweren Nacht mit Karoline zusammengetroffen war, nachdem er zuvor mit ihrem Vater im Bootshause eine Unterredung gehabt hatte. Bei dieser furchtbaren Entdeckung war es Mary zu Mute, als habe sie eine tödliche Wunde erhalten, es bemächtigte sich ihrer das Vorgefühl, daß irgend Etwas geschehen müsse, was sie von Hugo trennen würde.
Unwillkürlich entsann Mary sich, wie bestimmt ihr Vater geleugnet habe, auf der Besitzung ihres Oheims oder sonst wo mit irgend Jemandem heimlich zusammengekommen zu sein; und nun — ?
Da drang abermals Herrn von Roden's Stimme an ihr Ohr.
(Fortsetzung folgt.)