folgenden Bahnstationen ausgegeben: AlLheim-Rexingen, Altshausen, Biberach, Bieringen, Bondorf, Ditzingen, Ehingen a. d. D., Ehnigen bei Böblingen, Ergenzingen, Eutingen, Eyach, Fischingen, Gärtringen, Gündringen, Herrenberg, Hochdorf, Horb, Kilchberg, Leonberg, Meckenbeuren, Mühlen, Munderkingen, Nagold, Nebringen, Niedernau, Nufringen, Renningen, Reutlingen, Rottenburg, Schafhausen, Tübingen, Weilderstadt. Bei Lösung der Fahrkarten für die Hinfahrt ist der Schalterbeamte behufs Kennzeichnung der Karten mit dem Rückfahrtstempel besonders darauf aufmerksam zu machen, daß die Fahrt zum Zwecke des Hopfenpflückens gemacht werden soll. Für Kinder im Alter bis zu zehn Jahren wird eine besondere Taxermäßigung nicht gewährt. Die Benützung von Schnellzügen ist auch gegen Nachzahlung nicht gestattet.

Vom Tage. Mit dem ersten warmen Maitag kommt auch schon die Meldung vom Fassen zweier Bienenschwärme durch Privatier Moser und Bahnwärter Lohr er. Die frühen Schwärme sind dem Bienenzüchter die willkommensten, wie denn auch das Sprich­wort sagt:

Ein Schwarm im Mai gilt ein Fuder Heu

Ein Schwarm im Jun ein fettes Huhn

Ein Schwarm im Jul nicht einen Federspul.

Daß Herr Privatier Moser mit seinen 76 Jahren so eifrig und fleißig der Bienenpflege obliegt ist ein erfreulicher Beweis dafür, welch große Anregung der Imker durch seine Völker bekommt. Möge es immer so bleiben zum Segen des Bezirks.

Lt. Teckenpfronn, 27. Mai. Die Obst aus sichten sind in unserer Gegend im Allgemeinen noch recht gute. Die meisten Bäume beginnen erst jetzt recht zu blühen. Die Saat steht überall sehr schön und muß, weil sie zu »last ist, gegipfelt werden; man konnte daher gestern Leute in Menge an dieser Arbeit sehen. Die in unserer Gegend sonst sehr üppig stehenden Maiglöckchen sind dieses Jahr sehr zurück. Viele sind bei der kalten Witterung erfroren. Aermerc Kinder, welche dieselben sammelten und in Büschelchen verkauften, verdienten dadurch immer ein schönes Stück Geld.

Herrenderg, 26. Mai. Der Brandstifter Ulrich hat nun auch die vorsätzliche Brandstiftung an dem Feldhäus­chen der Witwe Beerstecher und an der Scheuer des Glaser Bührer eingestanden. Dadurch sind jetzt sämtliche seit Januar beinahe, regelmäßig alle drei Wochen hier aus­gebrochenen Brände Dank der unermüdlichen Bemühungen der Herren Untersuchungsrichter und der hiesigen Landjäger­mannschaft aufgeklärt.

Horb, 24. Mai. In Sachen des Schweizers Blatt gegen'den Freiherrn v. Münch ist Termin zur Fortsetzung der mündlichen Verhandlung vor der Zivilkammer des K. Landgerichts Rottweil bestimmt auf 26. Juni d. I. nachm. 3> Uhr.

r. Tübingen, 26. Mai. Der württ. ärztliche Landes­verein hält am 29. Juni seine Jahresversammlung hier ab. Mit dieser Ausstellung ist eine Ausstellung von Apparaten und Instrumenten verbunden.

r. Tübingen, 26. Mai. Vorgestern nacht gegen 11 Uhr wollten eine Anzahl italienische Erdarbeiter und Maurer den Dcrendinger Bahnübergang bei geschlossener Barriere überschreiten. Bereits hatten einige derselben die Barriere frei gemacht, als Weichenwärter Hang hinzukam und ihnen dieses Treiben verbot. Anstatt demselben Folge zu leisten, sielen sie gemeinschaftlich über den Weichenwärter her und schlugen ihn zu Boden, sodaß er momentan die Besinnung verlor. Die Laterne hatten die wüsten Gesellen schon vor­her zerschlagen, sodaß Haug sich im Dunkeln befand. Als nun Haug um Hilfe rief, kamen Eisenbahnbedienstete herbei und befreiten ihn von fernen Angreifern. Haug ist ziemlich schwer am rechten Arm, sowie an der Schulter und im Gesicht verletzt, so daß er in ärztliche Behandlung genommen werden mußte. Die der That Verdächtigen sind bereits interniert.

r. Tübingen, 26. Mar. Die Ausschußfitzung des Schwäb. Albvereins findet am Sonntag den 8. Juni im Waldhorn zu Plochingen statt. Am darauffolgenden Sonn­tag wird dann im gleichen Lokal die Mitgliederversammlung abgehalten. Hauptgegenstand der Tagesordnung bildet die Etatsberatung.

r. Mägcrkingen, 24. Mai. In dem zur Gemarkung Erpfingen gehörenden, an die sog. Schlößleswälder angren­zenden Wald wurden dieser Tage Mädchenkleider gefunden. Dieselben lagen so beieinander, als ob sie die Besitzerin an Ort und Stelle abgelegt habe und bestanden aus Ober- und Unterkleidern, Tüchle, Hemd und Strümpfen, Schuhe waren keine dabei. Im Kleid fand sich ein Päckchen mit Lappen, Zwirn und Nadeln, wie die in Dienst gehenden Landmädchen es von daheim mitnehmen. Der Größe der Kleider nach kann die Besitzerin etwa 1617 Jahre zählen. Trotz an- gestellter Nachforschungen konnte bis jetzt nichts ermittelt werden, ob hier ein Unglücksfall oder ein Verbrechen vorliegt. In der Umgegend wurde niemand als vermißt gemeldet.

r. Böblingen, 27. Mai. Gestern nachmittag wurde in der Sonne dahier eine zahlreich besuchte Bezirksversamm­lung des Bundes der Landwirte abgehalten, zu der sich auch Vertreter der konservativen und Deutschen Partei ein­gefunden halten. Zunächst wurde die Wahl eines Bezirks­vorsitzenden und dessen Stellvertreters vorgenommen. Dann hielt Redakteur Dr. Wolf einen 1'/- ständigen eingehenden Vortrag über Zolltarif und Handelsverträge, welcher die lebhafte Zustimmung der Anwesenden fand. Fr. Aichele- Löblingen leitete die Versammlung. In Sindelfingen im Hirsch fand abends noch eine Mitgliederversammlung des Bundes statt, zu der sich auch Mitglieder des konser­vativen Bürgervereins eingefunden hatten.

Stuttgart, 24. Mai. Die Kommission des Abgeordneten­hauses für Gegenstände der inneren Verwaltung trat heute vormittag zu einer Sitzung zusammen und befaßte sich u. a. mit der Amtsblatkfrage. Die Kommission beschloß, daß zwecks Wetterbehandlung dieser Frage Erhebungen darüber

angesiellt werden sollen, wie viel Verträge mit den Amts­korporationen bestehen, wie viele Existenzen durch.Aufhebung der Amtsblatt-Eigenschaften vernichtet werden würden und welche Entschädigungen für die Aufhebung etwa zu gewähren wären.

r. Stuttgart, 26. Mai. Heute vormittag wurden infolge Ausströmens von Gas in der Jakobsschule mehrere Schulkinder betäubt, so daß der Unterricht für einen Teil der Schüler zeitweilig unterbrochen werden mußte. Das alsbald mit ziemlicher Bestimmtheit aufgetretene Gerücht, daß mehrere der betäubten Kinder erstickt seien, bewahrheitet sich glücklicherweise nicht. Untersuchung ist eingeleitet.

Stuttgart, 26. Mai. Infolge ungenügenden Kamin­zugs hat sich bei der mit Koks gefeuerten Calorifere-Luftheiz- ung in einigen Klaffen Kohlenoxidgas gebildet, wodurch sich namentlich in einer 2. Mädchenklaffe Uebelbefinden, Kopf­weh, Schwindel, Erbrechen, und bei 5 Kindern Bewußt­losigkeit einstellten. Der sofort herbeigerufene Arzt Dr. Gmelin hat die Behandlung der erkrankten Kinder, die sich an der frischen Luft alsbald wieder einigermaßen erholt hatten, übernommen. Er konnte nach etwa ft« Stunde konstatieren, daß eine Gefahr nicht zu befürchten sei. Die andern Kinder, die weniger betroffen waren, wurden nach Hause entlassen. Ebenso wurde der Unter­richt in den weiteren Klassen, die vom gleichen Heizkörper erwärmt werden, geschlossen. Stadtarzt Dr. Gastpar be­sucht der Reihe nach alle Kinder der gefährdeten Klasse, um die Eltern über die richtige Behandlung zu unterrichten.

Reutlingen, 23. Mai. lieber den Betrieb der Gön- ninger Bahn wurden in der Amtsversammlung lebhafte Klagen laut. Derselbe habe nicht nur am Sonntag, sondern auch am Montag wieder einmal alles zu wünschen übrig gelassen, überhaupt sei der Zustand seit der Betriebseröffnung nichts weniger als erträglich. Auch über den Betrieb der Strecke Kleinengstingen-Gammertingen wurden Klagen geäußert. Vor allem scheine der Unterbau nicht solid genug zu sein. Aus der Mitte der Amtsversammlung wurde angeregt, der Gesellschaft kategorisch zu erklären, daß man seinerzeit die Gelder nur unter der Voraussetzung bewilligt habe, daß der Betrieb der Bahn ein geordneter, nicht aber ein solch mangelhafter sein werde, wie er sich jetzt darstellt. Auf Antrag des Vorsitzenden wird alsdann beschlossen, die Gesellschaft ernstlich zu ersuchen, dafür zu sorgen, daß in den Betrieb der Gönninger Bahn mehr Ordnung gebracht wird, da man sonst gezwungen wäre, bei der konzessionieren­den Oberbehörde Beschwerde zu führen.

Von der Eyach, 23. Mai. In Jmnau sollte am Donnerstag letzter Woche ein nach kurzer Krankheit ver­storbener 14jähriger Knabe beerdigt werden. Im letzten Augenblick jedoch traf vom Gericht das Verbot der Be­erdigung ein, wozu, wie verlautet, die ärztliche Behandlung den Anlaß gab. Heute mittag fand die gerichtliche Sektion der Leiche statt.

r. Ebnat, 23. Mai. Die Halsbräune tritt hier wieder auf, weshalb die Impfung bis auf weiteres verschoben worden ist.

r. Waldsee, 25. Mai. In Mühlhausen hies. Ober­amts verunglückte ein lediger Metzger dadurch, daß ihm beim Probieren seines neuen Revolvers der Schuß zu früh losging. Die Kugel drang ihm in die linke Hand und mußte durch den Arzt entfernt werden. Im Neubau des hies. Kgl. Amtsgerichts ist eine Stockung eingetreten, da­durch hervorgerufen, daß der Bauleiter es versäumt hatte, die nötigen Gesimssteine rechtzeitig zu bestellen. Der Bau erleidet dadurch eine Verzögerung von mindestens 6 Wochen. Es mußten wiederholt Arbeiter, meist Italiener entlassen werden.

r. Vom Bodensee, 24. Mai. Auf den bayerischen, württembergischen und badischen Eisenbahnen kursieren Heuer erstmals im Sommerfahrplan sog. Eilzüge. bei welchen kein Schnellzugszuschlag erhoben wird. Allerdings sind es dieser Versuchszüge noch wenige; in Württemberg nur 7, in Bayern geaen 20, in Baden etwa 25, wovon allein auf der Linie Konstanz-Schaffhausen 8 Eilzüge (in jeder Richtung vier) verkehren. Man hofft, daß die gänzliche Abschaffung des Schnellzugzuschlags nunmehr in ganz Süddeutsch land in nicht zu langer Zeit erfolge.

r. Mnrrhardt, 26. Mai. Lt. Neckarztg. ereignete sich im nahen Fronsbach gestern ein schwerer Unglücksfall. Die 16 Jahre alte Mina Wahl vom Thäle Gem. Kirchenkirn­berg befand sich gestern früh auf dem Fußwege nach Frons­bach, als nach 7 Uhr im Walde oberyalb Fronsbach eine Tanne, von Holzmachern gefällt, stürzte und das Mädchen, das eben vorbeiging, so traf, daß sie schwer verletzt und bewußtlos ins hief. Krankenhaus verbracht werden mußte. Das Bewußtsein war bis gestern abend noch nicht zurückgekehrt. Ihr Zustand ist sehr ernst. Ob jemand eine Schuld trifft, konnte vorerst nicht festgestellt werden.

Deutsches Reich.

Berlin, 24. Mai. Der Schah von Persien wird mit großem Gefolge am 29. Mai gegen 6 Uhr abends in Pots­dam eintreffen und in der königlichen Orangerie Wohnung nehmen. Der Kaiser wird den Gast auf dem Bahnhof empfangen und nach der Orangerie begleiten. Bei dem Empfang werden auch die in Berlin und Potsdam anwesen- Prinzen des königlichen Hauses sowie die Generalität zu­gegen sein. Eine Ehrcn-Kompagnie des Garde-Jäger-Ba- taillons sowie eine Eskadron der Garde du Corps wird auf bezw. vor dem Bahnhofe Ausstellung nehmen.

r. Jspringe«, bei Pforzheim, 25. Mai. Dem neuan- gestellten Jagdaufseher von hier, der in letzter Zeit ver­schiedene Wilddiebe festgenommen hatte, wurde dieier Tage abends ein junges lebendes Reh in den Hausflur gelegt. Das kleine Tierchen halte einen Zettel um den Hals

hängen, auf dem zu lesen stand: Bitte, nehmen Sie sich dieses Waisenkindes an, sein Vater wird bald Nachkommen Brötzinger Wald Nr. . .

r. Villingcn, 27. Mai. Vorgestern abend 8.38 Uhr wollte sich der hier stationierte Reserveführer Wehrle auf den schon im Gange befindlichen Zug aufschwingen, ver­fehlte aber das Trittbrett und fiel so unglücklich auf die Schienen, daß er von den nachfolgenden Wagen totgedrückt wurde. Wehrle hinterläßt eine Witwe und 2 Kinder.

Heidelberg, 25. Mai. Die Sozialdemokraten stellten den Stadtverordnetenvorstand Gg. Pfeiffle aus Mann­heim als Kandidaten für den 12. badischen Reichtagswahl­kreis auf. Pfeiffle kandidierte bereits 1898.

Zweibrücken, 26. Mai. In Lingenfeld wurde der Polizeidiener Daewing und der Gemeindeschreiber Gallen­stein wegen Unterschlagung amtlicher Gelder verhaftet. Der Polizeidiener machte einen Selbstmordversuch.

Bad Nauheim, 26. Mai. Die Königin von Würt­temberg weilte heute hier zum Besuche ihres Vaters, des Prinzen Wilhelm von Schaumburg-Lippe, der hier die Kur gebraucht. Nach einer Rundfahrt empfing die Königin den Arzt ihres Vaters, Dr. Bittelmann, und besichtigte die Sprudel. Abends reiste die Königin wieder ab.

Aus Rcuß ä. L., 25. Mai. Ein Systemwechsel soll in Reuß ä. L. infolge des Wechsels der Regentschaft ein- treten. Der hiesige Staatsminister v. Meding, den man zu den welfischen Gesinnten zählt, wird den Braunschw. N. Nachr. zufolge, am 1. Oktober aus dem reußischen Mini­sterium und Staatsdienste ausscherden.

Erlangen, 21. Mai. Heute früh nach 6 Uhr langte im hiesigen Bahnhof ein Extrazug an, dem als einziger Passagier in großer Erhabenheit ein Einjährig-Freiwilliger entstieg. Der dermaßen beförderte hatte, wie der A. Abztg. gemeldet wird, in Hof seinen Zug versäumt, und kam dadurch in Gefahr, zu spät zum Dienst zu kommen. Darum der Exta- zug, der den geängstigten Einjährigen auch pünktlich an das Ziel brachte; das Btllet zu dieser Fahrt soll ziemlich teuer gewesen sein.

r. Weinheim, 26. Mai. In Hohensachsen wurde die Frau des früheren Straßenwarts Reinhard in ihrem Weinberg erstochen aufgefunden. Der der That verdächtige Ehemann wurde verhaftet und gestand nach längerem Leug­nen, daß er nach vorausgegangenem Wortwechsel seiner Frau mit einem Taschenmesser einen Stich in den Hals versetzt habe, wodurch die Schlagader durchschnitten wurde und der Tod alsbald eintrat. Nach der That flüchtete der Mörder in den Wald, kehrte aber schließlich nach Hause zurück, als wenn nichts geschehen wäre.

Diez a. d. Lahn, 24. Mai. Die Königin Wilhelmine von Holland und ihre Mutter treffen Ende Juni auf Schloß Schaumburg zur Erholung ein uud wollen den Sommer über dort verweilen.

Bühlerthal, 26. Mai. Der Besitzer des Hotels Wieden- felsen, oberhalb der Gerlelbachwasserfälle, hatte amPfingst- fonntage folgende originelle Speisekarte: Regenwurmsuppe, Regenbogenforellen mit Pfingstkartoffeln, Regenmollen ge­dämpft, mit Sonnenblumen und Kitzelbohnen garniert, Wasserenten nach Falb Art, Schnee-Eier mit Rahmsauce und als Nachtisch: Wechselfieber. Für Pfingsten 1902 leider sehr zutreffend.

Bochum, 21. Mai. In Bismarck wurde der Arbeiter Stephan Schweickert von seinem Bruder im Streite durch Messerstiche lebensgefährlich verletzt. Der Thäter wurde verhaftet.

Coblenz, 22. Mai. Einen scherzhaften Druckfehler leistet sich der Coblenzer Generalanzeiger in Nr. 56. Er teilt seinen Lesern mit, daß Miß Roosevelt in diesem Jahre weder nach London noch nach Berlin kommen wird.Der Präsident glaubt, seine Tochter sei bei ihrer großen Tugend den Anforderungen, die der Aufenthalt in London und Berlin an sie stellen würde, nicht gewachsen."

Hamburg, 26. Mai. In Krümmel bei Geesthacht explodierte heute einer der Schuppen der Nobelschen Dynamit­fabrik, der Nitroglycerin enthielt. Ein Chemiker und fünf Arbeiter wurden getötet.

Ausland.

r. Aus der Schweiz. 21. Mai. Bei dem kürzlich vor­gekommenen Eisenbahnunfall in St. Gallen (Entgleisung des Schnellzugs MünchenMailand), der um ein Haar verhängnisschwer geworden wäre, fehlte auch ein komischer Zug nicht. Ein deutscher Herr, den sein offenbar sehr ge­sunder Schlaf trotz der Katastrophe nicht erwachen ließ, erkundigte sich gegen 2 Uhr nachts aus seinem Coupee heraus etwas ungeduldig, ob denn der Zug nicht bald weiter fahre.

Brüssel, 24. Mai. Die Regierung des Kongostaates teilt mit, daß ihr Dampfer Stanley-Ville bei Axim an der afrikanischen Westküste gestern Abend gescheitert und in zwei Stücke gebrochen und verloren ist. Mannschaft und Passa­giere wurden vom Dampfer Sobo der Asrican Steamship Company gerettet.

Lemberg, 20. Mai. Auf dem Gutshof Wizsenka bei Janow hat der 40 Jahre alte Gutsbesitzer Franz von Stanek, der als mehrfacher Millionär galt, aus einem sechs­läufigen Revolver seine schlafenden drei Kinder und hierauf seine schöne junge Frau erschossen. Er richtete die Waffe auch gegen sich, fehlte zuerst, traf sich aber dann mit einem Jagdgewehr mitten durch das Herz. In einem zurückge- laffenen Briefe giebt Ritter von Stanek an, daß ihm der ungünstige Kauf des Gutes Stanestie, das dem Grafen Clemens Dzieduszycki gehörte, zur Verzweiflung brachte und in den Tod getrieben habe. Seine Familie im Elend zurück­zulassen habe er nicht über das Herz bringen können. Für das Gut Stanestie bezahlte Stanek vor einigen Monaten zwei Millionen Kronen. Er war Verwaltungsrat der