So mußte er rasch das Wasftrban- und Werkmeistercxamen machen, um sodann mit seinem Bruder Christian das väter­liche Baugeschäft zu übernehmen. Während des Kriegs führten die Gebrüder Schuster den Nagoldcr Kirchbau aus. 1870 wurde dem Entschlafenen in Stellvertretung des da­maligen Oberamisbautechinkers ein Teil des Bezirks über­tragen. Als 1873 der ganze Bezirk in Erledigung kam, wurde er zum Oberamtsbaumcister gewählt. Am 17. Juni 1875 vermählte er sich mit Klara Sauttcr, Tochter des Kaufmanns und Conditors Sautter. Er be­gleitete lange Zeit den Posten als Sekretär des Gewerbe- Vereins, wie er auch viele Jahre als Zeichenlehrer au der hiesigen gewerblichen Fortbildungsschule lhätig war. Diplome von verschiedenen Ausstellungen sind Zeugniss- seines Fleißes und Geschickes. 1881 saß er in der Jury der Landesgewcrbe- ausstcllung. In Bezug auf feine berufliche Thätigkeit sei erinnert au den Anfang der 80er Jahre, wo er unter dem Ministerium Hölder als Mitglied der.Kommission zur Aus­arbeitung einer neuen Bauordnung thätig war. Er hatte hernach eine ganze Reihe jüngerer Kollegen ins Amt einzu- führen. Der Verehr mg und Hochachtung seiner Kollegen, die in wichtigen Fragen seinen erfahrenen Na! zu schätzen wußten, gab eine Kranzspende vom Verein der Oberamts- baumcister Ausdruck, deren Vorstand durch Krankheit ver­hindert war, persönlich zu erscheinen. In Anerkennung seiner Verdienste verlieh ihm der König 1898 den Krsnen- orden. Auch auf politischem Gebiet entfaltete er einen regen Eifer, insbesondere bei den Reichs- und Land:agswahlen. Nahm er doch eine Vertrauensstellung zu den langjährigen Vertretern des Bezirks, dem Landgerichrsrat Freiherrn v. Gültliugeu und Präsident v. Luz, ein. Nach deren Ab­gang zog er sich auch wegen erster Anzeichen seines Leidens von öffentlich eingreifender Thätigkeit zurück. Aber auch in den parteipolitischen Friedenszeiten war er bemüht, die Beziehungen der deutschen Partei zu den Wählern nicht abbrechen zu lassen. Nicht unerwähnt soll bleiben, d«ß er ein großer Bismarckverehrer war. Durch feine beinahe 30jähr ge Thätigkeit als Oberamtsbaumeister erlangte er eine gründliche Kenntnis aller Verhältnisse des Bezirks. Kein Steg noch Weg, kein Haus und keine Familie blieben ihm fremd. Dankbar sei ihm hier nachgcrühmt seine gemüt­volle Anteilnahme an allen, die er draußen im Bezirk kannte, vor allem auch an den Betagten, Kranken und Gedrückten.

Von edelstem Kunstgeschmack beseelt und auch hierin mit den herrlichsten Gaben ausgestaltct war es ihm ein Lebens­bedürfnis, in seiner Familie die Kunst gesiegt zu wissen. Er durfte noch die Freude erleben, in seinen Kindern die Talente für Mal- Musik- und Dichtkunst sich schön entfalten zu sehen und genoß im Kreise seiner Familie manch schöne Stunde.

Zu rühmen ist auch sein Interesse für die geschichtlichen Erinnerungen des Bezirks, seine Pietät vor allen geschicht­lichen Gedenkzeichen bis zum Kleinsten, die er zu erhalten und zu sammeln suchte, da sich ihm an jedes eine Fülle ererbrer und persönlicher Erinnerungen bis hinauf in Ur­großvaters Zeiten haftete. Sein Wunsch, sich nach Nieder­legung des Berufs, in Ruhe der Aufzeichnung dieser Fülle von Bildern der persönlichen, orts- und bezirksgeschicht- licheu Vergangenheit zu widmen, ist nicht in Erfüllung ge­gangen. Mit ihm ist eine lebendige Chronik von Stadt und Amt hingezangen; denn soviel wie er wußte niemand; und niemand konnte so wie er mit so viel Laune und so viel Liebe von solchen Dingen erzählen. Ehre seinem An­denken !

:: Pfcmrigsporkassr. Dieselbe hatte im letzten Geschäfts­jahr sehr befriedigende Resultate. Die Zahl der Einleger betrug 450; die Summe der Einzahlungen 3700,66 Mark; zurückerhoben wurden 1540,78 Das Gesamtguthaben

der Einleger beträgt 13748,78 Die Kapitalien sind teils bei Privaten gegen hypotbekarische Sicherheit, teils bei der Württb. Svarkaffe, teils bei der Oberamtssparkasse, an­gelegt. Ein Zuwachs des Grundstockes, der 531,99 Mark aufweist, konnte diesmal nicht verzeichnet werden, da den Einlegern 4°/« ZinS gutgeschrieben wurde. In Betreff des Einzugs der Gelder soll künftig ein einfacheres Verfahren (Anwendung von Marken) eingeführt werden. Die hies. Jugend wird wiederholt eingcladen, von dieser nützlichen Einrichtung noch mehr Gebrauch zu machen.

Walddorf, 17. April. In verschiedenen Blättern kommt die Meldung, daß bei dem Gewitter am Sonntag der Blitz in ein hiesiges Wohnhaus geschlagen und dasselbe eingeäschrrt habe. Da dies aber nicht der Fall ist, so muß hier eine Verwechslung mit Walddorf O.A. Tü­bingen vorliegen oder die Meldung auf einem Irrtum be­ruhen.

t. Tcinach, 16. April. Am Montag und gestern besuchten viele Lehrer und Geistliche mit ihren Schülern, zumeist Konfirmanden, unfern Badeort. Von hier aus ging die Wanderung meist hinauf nach Zavelstein und weiter nach Calw und Hirsau; auch die reizende Burg­ruine Waldeck wurde besichtigt. Besonders der gestrige Tag war sehr günstig zu einem Schülerausflug. Vor­mittags war cs angenehm kühl zum Marsch; mittags gab's zwar beim Ersteigen steiler Höhen und unbeschatteter Wege reichlichen Schweiß, als die Sonne ihre kräftigen Strahlen niederscyickte; umso köstlicher aber erwies sich der Gang in kühlen Wäldern, die würzige Tannenluft aushauchlen. Safti­ges Grün, durchwoben von lieblich gefärbten Frühlingsblumen, ergötzten die Augen der jugendlichen Wandcrscharen, die manches frohe Lied erschallen ließen.

Calw, 15. April. Heute starb hier im Alter von 74 Jahren nach längerem Leiden Kaufm. Emil Georgii. Der Dahingeschiedene war eine durch seine Geschäftstüchtig­keit geachtete und in weiten Kreisen bekannte Persönlichkeit.

Neben Buchhandel und Lad.ngeschäft bekleidete cr die Kassierstelle der Spar- und Vorschnßbank. Des öftern wurde cr in den Bürgerausschuß und Gemeinderat berufen, auch war er viele Jabre lang Kommandant der freiwilligen Feuerwehr, Borstr.nd des Turnvereins, des Verschönerungs- Vereins, der Bürgergesellschaft, Vorstand des Naroldgaus der württ. Turnerschaft und Mitglied des Kreisausschusscs.in den letzten Jahren Ehrcnvorstand oder Ehrenmitglied dieser Vereine. Auch ampolitWenLebenbetciligtesichdrrVerstorbene in lebhafter Weise. Er war Führer der Demokratie, vertrat den Bezirk im Landtag von 1868 - 1870 und trat auch später mehrmals als Kandidat für den Reichsrag und Landtag uns. Wegen seines offenen Karaktrrs und seines freundlichen, dienstbereiten Wesens war er in allen Kreisen bclirbt; sein Andenken wird hier in Ebren behalten werden.

Calw, 17. April. Seit Sonntagfrüh wird ein seit wenigen Tagen hier wohnhafter, etwa 27 Jahre alter größerer Herr vermißt. Da vermutet wird, daß demselben ein Unglück zugestoben ist, wird ersucht, an die Redaktion d. Calw. Wo- chenbl. zweckdienliche Mitteilungen gelangen zu lassen, die An­haltspunkte über dessen Verbleib geben könnten. Für diesen Fall ist eine Belohnung von 100 ^ ausgesetzt.

r. Horb, 16. April. Vergangene N chr 11?/- Uhr wurde im hies. königl. Oberamt cingeb ochen. In den: Zimmer des Amtmanns warfen die Diebe (man spricht von 6 Mann) den dort befindlichen Geidschrank mm Fechter hinaus. Durch das Aufschlagen erwachte der Oberamtmann Stiefenhofer und feuerte nach den Flüchtlingen. Trotz eifrigen Suchens seitens der Landjägermannschaft und der Polizei fehlt bis jetzt noch jede Spur der Einbrecher.

r. Freudenstadt, 15. April. Hier tritt mit großer Bestimmtheit die Nachricht aus, daß Kommerzienrat Mauser in Oberndorf, der Abgeordnete für den 8. Reichstagswahl­kreis, ein Mandat nicht mehr awiehmcn werde.

Degerloch, 15. April. Die 40jährige led. Botin von Birkach, Heim, wurde heute Vorm. 10 Uhr im Walde in der Nähe von Kleinhohenheim durch einen Schuß und mehrere Stiche getötet. Als Thäter wird ein junger Birkacher angegeben, welcher das Verbrechen aus persönlicher Rache begangen haben soll. Die Staatsanwaltschaft und die Gerichtskommission begaben sich heute Nachmittag an den Thaiort. Der Thäter, der bis zur Stunde noch nicht ergriffen wurde, hat auf die Heim zuerst einen Schuß ab­gegeben, und dann ihr 7 Messerstiche beigebracht. Wie man in Birkach erzählt, habe der Vater des mutmaßlichen Mörders, ein Witwer, der Heim das Heiraten versprochen.

Stuttgarl-Birkach, 15. April, lieber den oben erwähnten Mord an der Bötin Heim von Birkach wird dem Schw Merkur gemeldet, daß der Thatort am sogenannten König- fträtzle, an einer Waldböschung unweit der Landstraße zwi­schen Kleinhohenheim und Degerloch unterhalb des Exerzier-, Platzes sich befindet. Blutüberströmt lag dort die auch in Stuttgart wohlbekannte 40 Jahre alte Bötin Karoline Heim ans Birkach ermordet. Die Frau ist an jedem Markttag von ihrem Wohnort nach der Residenz gegangen, und es muß ihr im Walde aufgclauert worden sein. Der 24jähr. Schuhmacher Koch aus Birkach hatte ihr offene Rache ge­schworen, weil die Frau Heim den Vater des Koch angeb­lich zur gerichtlichen Anzeige gebracht hatte. Der Mörser hat auf sein Opfer einige Schüsse aus seinem Revolver ab- geseuert, die jedoch nicht tödlich getroffen haben; alsdann hat er die Frau am Ort der Thal noch mit einem Messer traktiert, und ihr mehrere Stiche in Hals und Brust bei­gebracht, die dann auch den Tod vollends herbeiführen halfen. Der Mörder ergriff hierauf unverzüglich die Flucht und ist brs heute abend noch nicht ermittelt. Ans die tele­fonische Benachrichtigung an das hiesige Stadtpolizeiamt und an die Staatsanwaltschaft begaben sich heute Vormittag 11 Uhr Staatsanwalt Walser, Polizeikommissar Raible und Kriminalinspektor Enderle an den Thatort. Frau Heim war gestern in Birkach und hat heute ftüh ihren gewohnten Botengang angetreten. Die genaue Stunde des Vorkomm­nisses ist bis jetzt noch nicht festgeftellt, doch erfahren wir aus Birkach, daß der von dem scheußlichen Rachegedanken durchdrungene Thäter die Frau schon von Birkach aus un­bemerkt verfolgt habe, bis er dann in unmittelbarer Nähe der Domäne Klein-Hohenheim von einem Hinterhalt aus auf die Ermordete feuerte.

Stuttgart, 12. April. Die Zählung des Geflügels am 1. Dezbr. 1900 in Württemberg ergab 237,556 Gänse, 181,531 Enten, 2,479,777 Hühner, zusammen 2,898,864 Stück. Infolge der Geflügelcholers sind im Jadre 1901 eingegangen oder getötet worden: 315 Gänse, 212 Enten, 12,056 Hühner und 37 Tauben. Betroffen wurden im ganzen 221 Gemeinden und 1339 Gehöfte mit einem Be­stand von 1377 Gänsen, 1131 Enten, 18,864 Hühnern und 1119 Tauben. Die meisten Gehöfte (790) wurden im Neckarkrcis, die wenigsten (115) im Jagstkreis betroffen. Nachdem vom 1. bis 30. Juni der Verkauf von Geflügel im Umherziehen verboten war und vom gleichen Zeitpunkt ab eine strengere Kontrolle über die Geflügelcholera geübt wurde, trat eine merkliche Abnahme der Seuche ein.

Stuttgart, 14. April. Dem Umbau des Bahnhofes Stuttgart gehen Erwägungen und Studien darüber voraus, ob sich für Stuttgart besser ein Durchgangsbahnhof eigne oder ob ein Kopfbahnhos herzustellen sei. Man hat über diese Frage verschiedene erfahrene Techniker um ihr Gut­achten angegangen. Diese haben die Frage, ob das Durch­gangssystem dem Kopfbahnhofe vorzuziehen sei, reiflich er­wogen. Man kommt jedoch, wie auch in Leipzig, zu dem Ergebnis, daß ein Kopfbahnhos sowohl für das Publikum als für den Betrieb vorteilhafter und namentlich in Stutt­gart darüber nicht hinwegzukommen sei. Zur Information über die verschiedenen Bahnhofbauten neuester Art ist zur Zeit auch eine Kommission aus Leipzig unterwegs, die Er­fahrungen über den Betrieb und die Vor- und Nachteile der

großen Ccntralbahnhöfe wie München, Köln, Dresden re. sammelt, um sie bei dem demnachstigcn Umbau d:r Leipziger Bahnhöfe zu verwerten.

Balingen, 14. April. Müllerverband für Würt­temberg und Hohenzollern. Die jährliche Sektionsoer- sammlung für den Schwarzwaldkreis und Hohenzollern fand am 13. April d. I. hier im Hoiel Roller statt. Der Vor­sitzende K. Hahn-Reutlingen eröffnete die Versammlung mit der Aufforderung, die dem Verband noch fern stehenden Kollegen zur Mitarbeit auszufordern. lieber die Verhält­nisse in der Knndenmüllcrri und die Bemühungen des Ver­bandes, hier eine Besserung zu erzielen, referierte Hiller- Siutigart. Bei der eingehenden Besprechung dieser Frage kam zun: Ausdruck, daß der erste Schritt zur Besserung der Verhältnisse die Einigkeit der Kollegen sei, an der es leider noch vielfach seble. An dem Ausbau der Organisation müsse deshalb mit aller Energie weiter gearbeitet werden. Heller - Stuttgart berichtete sodann über die Zoll-, Tarif- mid Stenerfragen. K. Hahn-Reutlingen hob die Wichtigkeit und Notwendigkeit einer verschiedenen Tarifierung von Ge­treide und Mehl noch - besonders hervor. Störk-Bingen be­gründ te noch die Notwendigkeit einer Umsatzsteuer für Groß­mühlen, die Einkommenssteuer könne hier der besonderen Verhältnisse wegen nickt genügen. Folgende Resolution wurde hieraus einstimmig angenommen:Die am 13. April d. I. in Balingen versammelten Müller des Schwarzwald­kreises und Hohcnzollerns halten im Interesse der einhei­mischen Müllerei sowie der Landwirtschaft eine Erhöhung der Getreidezölle, wie sie das Gesamtkollegium der landwirt- schaftichcn Zentralstelle in Stuttgart beschlossen hat, für ab­solut notwendig. An Mchlzoll ist minimal das 2V-sache des eingeführten Getreidezolles fcstzulegen. Zur Erhaltung der Binnenmüllerei ist ferner eine verschiedene Tarifierung von Mehl und Getreide, die Einführung der progressiven Umsatzsteuer für Großmühlcn und Aufhebung der Zollkrcdite unumgängliches Bedürfnis. Gewählt wurden: als Vor­sitzender K. Halm-Reutlingen, als Ausschußmitglieder bezw. Ersatzmänner Ersele-Ebingen, Kayser-Pfrondorf, Schmid- Snlz, Vollmer-Aistaig, Störk-Bingen.

r. Riedlingcn, 16. April. Gestern vormittag verun­glückte lt. Riedlinger Ztg. Herr Boßler z. goldenen Rose aus sehr bedauerliche Weise, indem der Deckel der Brannt­weinbrennerei-Einrichtung zurücksprang und der siedende In­halt sich ihm über Brust und Arme ergoß, so daß er an schweren Brandwunden darniederliegt.

Schramberg, 15. April. Bei der heutigen Stadtschult­heißenwahl hat Amtmann Vollrnar (Kandidat des Ztrs.) mit 6 Stimmen Mehrheit gesiegt.

r. Ulm, 15. April. Am nächsten Mittwoch wird der neue kommandierende General, Exc. v. Hugo, der Kom- pagnicbesichtigmig des Jnf.-Regts. 120 auf dem Lerchenfeld anwohnen. In einer am Samstag stattgehabten außer­ordentlichen Generalversammlung der Ulmcr Ge­werbebank wurde dem Vorstand und Aussichtsrat zu Bei­trägen für wohlthätig?, gemeinnützige und humanitäre Zwecke die Summe von 1000 ^ jährlich zur Verfügung gestellt, auch dem hiesigen Gewerbeverein zur Förderung seiner Ver­einszwecke jährlich 300 ^ verwilligt. Vorgestern abend entluden sich über dem Blauthal und in den Holzstocken mehrere Gewitter mit strömendem Regen; die Vegetation macht jetzt rusche Fortschritte; der Blütenansatz der Obst­bäume ist vielversprechend; die Saaten stehen sehr schön.

r. Ulm, 15. April. Der Brieftaubenverein Co­lumba hier verfügt Heuer über einen Bestand von 600 Tauber?, welche im Kriegsfall den Militärbehörden zur Verfügung stehen. Für Heuer stad 3 Touren vorgesehen, und zwar für alte Tauben nach Posen 650 km, nach Metz 294 km, für diesjährige junge Tauben nach Nürnberg 150 km. Wettflüge finden 8 im Mai, Juni, Juli und August statt. Eine Ausstellung besonders schöner und guter Brieftauben, welche mindestens 300 km geflogen sind, ist für nächstes Jahr in Aussicht genommen.

Gerichtssaal.

r. Ulm. 16. April. Der Unteroffizier Paul Arndt von Göppingen, jetzt in Gmünd, der vom 19. Jan. bis 24. Februar wegen Mord-Verdachts in Untersuchung saß, stand gestern wiederum vor dem Divisionsgericht, weil er während seincrHaft den Calfaktor Pöppke veranlaßt hatte, gegen das Versprechen von 3 ^ einen an Arndts Eltern gerichteten Brief durch« zuschmuggeln. Der Mann übergab aber den Brief vor- schnftsgemätz dem Aufseher. Der Brief wurde nicht vor­gelesen, obwohl die Verteidigung es nochmals nahelegte; er enthält eine Stelle, die von Arndt durch dickes Ueber- streichm mit Tinte unleserlich gemacht worden war und trotz vhotographischen und chemischen Versuchen nicht mehr entziffert werden konnte. Der Angeklagte Arndt wurde wegen Bestechung zu 7 Tagen Gefängnis verurteilt, die durch die Untersuchungshaft als verbüßt erachtet werden.

Deutsches Reich.

Berlin, 14. April. Die Abendblätter enthalten spalten­lange Berichte über die Einzelheiten von der Gewalt des heutigen Gewitters. Die Feuerwehr mußt in vielen Fällen die Bewohner von Kellerwohnungen in Sicherheit bringen, darunter in der Wiege auf den Fluten schwim­mende Kinder. In manchen Straßen waren sämtliche Keller überschwemmt. Die Straßen standen teilweise mehr als fußhoch unter Wasser, die tiefergelegenen wiesen einen Wafferstand'von einem Meter auf. In vielen Geschäften wurden die Schaufenster von den Wasiermaffen eingedrückt. Außer den gemeldeten mußten noch eine Anzahl Häuser ge­räumt und gestützt werden, weil eine Einsturzgefahr vorlag. In der Gerichtsstraße sind 2 Häuser eingestürzt. Mittags erschien Oberbürgermeister Kirschner, um die Unglücks-