Jahr i« Bezirk von Privaten und Genossen­schaften bezogen wurden.

Die Herren Lrtsvorsteher werden hienach ersucht, von den Vorständen, resp. Rechnern der Darlehenskassen­vereine und Molkereigenossenschaften, sowie von Privaten in ihren Gemeinden, welche, soviel bekannt, Kunstdünger be­zogen haben, zn erheben, wie viel Zentner je der einzelnen Kunstdüngersorten, zu welchen Preisen und von welchen Firmen, resp. Verbänden im verflossenen Jahr in ihren Gemeinden bezogen wurden.

Die gemachten Erhebungen wollen in kurzer Form schriftlich dem Unterzeichneten mitgeteilt werden.

Nagold, den 18. Januar 1902.

K. Oberamt. Ritter.

Die Schultheitzenämter

wollen spätestens bis 23. d. M. hicher Mitteilen, wie viel Militärpflichtige ihrer Gemeinden von den Jahren 1900, 1901 und 1902 sich bei der heurigen Musterung im Bezirk zn stellen haben.

Nagold, den 18. Januar 1902.

K. Oberamt. Ritrer.

Amtliches. Seine Königliche Majestät haben am 17. d. M. allergnädigst geruht, den Gerichtsnolar Karlein in Calw seinem Ansuchen gemäß in den bleibenden Ruhestand zu versetzen.

Sotitische WeöerstlHL.

Von der preußischen Regierung ist dem Landtag ein Gesetzentwurf zugegangen, nach welchem die Landespolizei­behörden berechtigt sind, zur Verhinderung der Verunstalt­ung landschaftlich hervorragender Gegenden Reklameschilder und sonstige das Landschaftsbild verunzierende Aufschriften und Abbildungen außerhalb der geschlossenen Ortschaft n zu verbieten. Der Maatsanzeiger meldet: Staatsminister v. Dielen, der um die Jahreswende an einer heftigen Lungen­affektion erkrankt war, muß von neuem das Bett hüten und konnte an der ersten Beratung des Staatsbaushalts­etats im Abgeordnetenhaus nicht teilnehmen.

Im preußischen Abgeordnetenhaus wurde gestern die

Polendebatte fortgesetzt. Abg. Sieg (natl.) erklärte, dem Deutschtum im Osten liege jeder Gedanke an eine hetzende Thätigkeit fern, gehetzt werde nur ans polnischer Seite. Abg. v. Thiedemann (köiis.) führte aus, die Erregung über die deutsche Unterrichtssprache könne nur von außen hineingetragen sein. In der Schule müssen die Schul­disziplin und die staatlichen Vorschriften maßgebend sein. Er sei dem Herrn Ministerpräsidenten dankbar für seine gestrigen Erklä­rungen und freue sich, daß mau auf die Regierung nach langer Zeit wieder mit festem Vertrauen blicken könne. Abg. v. Czarlinski «Pole, bemerkte, nicht die Polen Hetzen, sondern die Deutschen. Die polnische Agitation bezwecke, den Polen Muttersprache, Sitten und Gewohnheiten zn erhalten, das sei eine nationale Pflicht. Minister des Innern von Hammerstein wendete sich gegen den Vorredner. Ter Leitstern der Sokolvereiue, der Gedanke an die Wiederaufrichtung Großpolens, der Haß gegen das Deutschtum liege dem Polen tief in der Seele: er begleite ihn von der Wiege bis zum Grab. Die Regierung werde dafür sorgen, daß deutsch oben bleibe. Abgeordneter Kopsch (srs. Vp.) erklärte, seine Partei sei bereit, zur Wahrung des Deutschtums an positiven Maßnahmen alles zu unterstützen, was unter Wahrung der berechtigten Eigentümlichkeiten der polnischen Bevölkerung geeignet sei, die deutsche Sprache und deutsche Kultur in jenen Landesteilen zu heben.

Tie bayrische Abgeordnetenkammer hat gestern die Be­ratung des Postetats fortgesetzt. Im Verlauf der Debatte wurde vom Minister Grafen Crailsheim die Errichtung einer Postfachschule zugesagt. Weiter erklärte der Minister, die Abschaffung des Ankunftsstempels sei bereits mehrfach erwogen worden. Sie würde eine Erleichterung des Dienstes darstellen jund sei auch thatsächlich während der Weihnachten und Neujahrszeit schon mehrfach ausgeübt worden. In normalen Zeitn könne man den Ankunfts­stempel nicht gut abschaffen. Die Zurückweisung der Lehrer vom Postdienst sei kein Eingriff in deren persönliche Frei­heit. Der Staatsdienst sei doch noch kein Objekt der Ge­werbefreiheit. Die Abschaffung des Sonntagsnachmitiags- dienstes würde er begrüßen, allein er glaube nicht, daß es möglich sei. Ueber die Revision des Gehaltsregulativs könne er eine endgiltige Antwort nicht erteilen, da diese Frage das gesamte M.uisterium betreffe und daher in erster Linie der Finanzminister berufen sei.

Das tonangebende schweizer Blatt, der in Bern er­scheinende Bund vergleicht in einem Artikel die deutsche und die englische Kriegführung und kommt dabei zu dem Schluß daß die deutsche Heeresleitung in Frankreich sichin wahr­haft glänzendem Licht" gezeigt habe, während man das Berfahren der englischen Heeresleitung gegenüber den wehr­losen Burenfrauen und Kindern und dieschroffe, brutale Abweisung der angebotenen ärztlichen Hilssexpedition aus der Schweiz und anderen Ländern" nur tadeln könne. Der Bund bemerkt, daß namentlich das Verhalten der deutschen Heeresleitung gegenüber den in Straßbnrg einge­schlossenen und den Schrecken der Belagerung preisgegebenen Frauen und Kindern in der ganzen modernen Kriegsge­schichte als bisher unerreichtes Beispiel einer humanen Kriegführrng dasiehe. Diese Frauen und Kinder durften bekanntlich von einer Schweizer Hilfsmisfion aus der be­lagerten Stadt herausgeholt werden, obgleich dadurch die Uebergabe der Stadt ^in die Ferne gerückt wurde. Man kann bei dieser Gelegenheit daran erinnern, daß die Buren unter General Joubert den in Ladysmith belagerten Eng­ländern gestatteten, die Frauen und Kinder an einen sichern Ort zu bringen.

Parlamentarische Nachrichten.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 17. Jan. Tagesordnung: Gesetzentwurf über Ver­legung der deutsch-dänischen Grenze. Rechnungssachen Interpellation Albrecht betr. Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit.

Ter Gesetzesentwurf betr. die Verlegung der deutsch-dänischen Grenze wird ohne Erörterung angenomen. Nachdem sich Graf Posa- doivsky zur Beantwortung bereit erklärt hat, begründete Aby- Zubeil, (Soz. Dem.) die sozialdemokratische Interpellation, wie die Regierung den Folgen der wirtschaftlichen Krise insbesondere den Ar b e i t e r e n t l a ss u n g e n, zu begegnen gedenke. Zubeil fordert u. a., daß die Einzelstaaten auf Anregung des Reiches sofort die Mittel zur Linderung der Not zur Verfügung stellen und ihrer­seits wieder einen Truck auf die Kommunen ausüben. Notwendig sei ein Reichsarbeilsamt und eine fortlanfende Arbeiterstatistik, ins­besondere auch über die Beschäftigung ausländischer Arbeiter im Inland. Staatssekretär Posadowskp erklärt: Sobald sich die Krise in^ ihren Folgen für die Arbeiter bemerkbar machte, habe ich von sämtlichen verbündeten Regierungen und sämtlichen Reichs- ressvrts eine Auskunft über den Stand des Arbeitsmarktes erbeten. Der im laufenden Monat datierte Bericht der preußischen Regierung besagt: Am stärksten ist durch den Rückgang der Konjunktur die Nietallindustrie betroffen worden. Ferner befinden sich in bedrückter Lage die Zement-, Thon- und zum Teil die Textilindustrie, stellen­weise auch die Papier- und Garnfabrikation, endlich auch das Bau­gewerbe. Die Betriebsnnternehmer zeigen sich vielfach bemüht, Arbeiler- entlassungen zu vermeiden, zumal es in ihrem eigenen Interesse liegt, die alten Arbeiter zu behalten.

Ter Abg. Hitze (Ztr.l sagt, Posadowsky sehe die Lage zu opti­mistisch an. Die Verhältnisse liegen doch recht trübe. Redner wünscht Einsetzung einer Notstandstommissivn, welche die Verhält­nisse gründlich prüfen und die Hilfeleistungen regeln soll. Die Arbeitsnachweise müssen mit den Materialverpflegungsstativnen verbunden werden. Tie Kartelle und Syndikate haben ihren Einfluß auf die Preisbildung gemißbraucht. Die Frage der Arbeitslosen­versicherung muß schließlich gelöst werden. Gothei:: (freist Ver.) meint gleichfalls, Posadowsky habe die wirtschaftlichen Verhältnisse etwas zu rosig dargestellt. Die Landwirtschaft stehe mit de::: indu­striellen Aufschwung oder dem Rückgang in keinem Zusammenhang. Wir haben trotz der höchsten Getreidepreise industrielle Krisen gehabt. Die Börse trägt nicht Schuld an dem wirtschaftlichen Notstand. Wäre in Preußen die Kanalvorlage angenommen worden, so wäre reichliche Arbeitsgelegenheit vorhanden gewesen. Wenn man die Ueberzeugung hätte, mit dem Zolltarif ebenso günstige Handelsver­träge abzuschließen, wie wir sie jetzt haben, dann würde' der Unter­nehmungsgeist wieder rege sein. Nicht Verteuerungspolitik müssen wir einschlagen, sondern die Politik für die Erleichterung, des Ver­kehrs. Tie Weitcrberatung wird nach 6 Uhr auf morgen vertagt.

Berlin, 18. Jan. In der fortgesetzten Besprechung der Inter­pellation betr. Maßregeln gegen die Arbeitslosigkeit hob der Gras Kanitz (konst) besonders die schwierige Lage der Eisenindustrie her­vor. Die Zahl der Vagabunden in Deutschland betrage 200 000. An der Krise trage unsere Wirtschaftspolitik Schuld, die auf Kosten der Landwirtschaft aufgebaut sei, ferner auch die Syndikate. Redner sprach sich gegen eine Arbeitslosenversicherung aus. Wir seien schon überreich mit sozialen Lasten versehen. Das wirksamste Mittel gegen die Arbeitslosigkeit sei die Umgestaltung der Handelspolitik und die Sicherung der deutschen Arbeit gegen die' ausländische Konkurrenz. Wer den neuen Zolltarif bekämpfe thne den Arbeitern keine guten Dienste. Hofmann - Dillenburg (natl.) empfiehlt die Ausgestaltung des Arbeitsnachweises und eine Versicherung gegen Arbeitslosigkeit aus der Grundlage der genossenschaftl. Organisation.

Wnrttembergischer Landtag.

r. Stuttgart, 17. Jan. Die Kammer der Standesherrn er­ledigte in ihrer heutigen Sitzung die Forstorganisationsgesetzvorlage. Mit ganz geringen Ausnahmen, welche besonders die Handhabung des neuen Forstpolizeigesetzes berühren hat sich die erste Kammer den Beschlüssen der zweiten Kammer angeschloffen. Es ist nun die Hoffnung vorhanden, daß mit der Einführung dieses Gesetzes bald begonnen wird.

r. Stuttgart, 17. Jan. Die Kammer der Abgeordneten beriet heuteporm. in dreistündiger Sitzungden Gesetzentwurf betr. Abänderung des Ausführungsgesetzes der Zivilprozeßordnung. Es handelt sich um die Abkürzung des Widerspruchstermines gegen einen gemeinde- gerichtlichen Zahlungsbefehl von zwei Wochen auf eine Woche und um die Art der Vollstreckung im gemeindegerichtlichen Schuld­klageverfahren. In längerer Debatte sprachen sich sämtliche Redner mit Ausnahme des Abg. Hang, der eine Verlängerung der Zahlungs­frist wünscht, für die Annahme des Gesetzentwurfes aus. Rembold- Gmünd zieht seinen Antrag auf Verweisung an eine Kommission zu­rück, nachdem der Ministerpräsident, Haus;mann-Gerabronn u. v. Geß diese für unnötig erklärt hatten. In der nun folgenden zweiten Lesung wird Absatz 1 des Entwurfes debattelos angenommen. Absatz 2 wird nach längerer Debatte, an der sich Frhr. v. Breit­schwert, Nieder, Haußmann-Gerabronn, der Ministerpräsident, Schick, Röder, und Frhr. v. Seckendorf beteiligten, in der Fassung des Abg. Nieder angenommen, desgleichen Abs. 3 nach der Vorlage, Abs. 4 wird unter Ablehnung eines Antrags Nieder genehmigt, ebenso Abs. 5 nach kurzer Debatte. Zu Abs. 6 liegen em Antrag Schick und ein Antrag Rembold vor, die beive abgelehnt werden. Abs. 6 und 7 sowie Einleitung und Schluß des Gesetzes werden sodann genehmigt. Bei der Schlußabstimmuug wird das ganze Gesetz einstimmig angenommen. Nächste Sitzung: Samstag '/zll Uhr. Tagesordnung: Abänderung des Umsatzsteuergesetzes 1. und 2. Beratung.

r. Stuttgart, 17. Jan. Heute erfolgte nach längerer Debatte in der Steue'rkommission die'Beschlußfassung zum Tarif und zwar wurde ein bei Eröffnung der Sitzung vorgelegter gemeinschaftlicher Antrag der Volksparteilichen und der Zentrumsmitglieder, welcher in den Hauptzügen festgestellt war, in fernen Ziff. 15 mit 12 gegen 3 Stimmen in der Ziff. 6 mit 11 gegen 4 Stimmen angenommen, Derselbe lautet:

1.) von 500 bis 500 Mk. je Stufen von 150 Mk. Steigerung des Steuersatzes bis zu 2'/, Prozent 2.) von 500010000 Mk. und zwar a) von 50007000 Mk. ie Stufen von 200 Mk. Steigerung des Steuersatzes bis zu 3 Prozent b) von 700010000 Mk. je Stufen von 300 Mk. Steigerung des Steuersatzes bis zu 30, Pro­zent 3.) von 1000020000 Mk. je Stufen von 500 Mk. Steigerung des Steuersatzes bis zu 4 Prozent 4.) von 2000050000 Mk. je Stufen von 1500 Mk. Steigerung des Steuersatzes bis zu 4'/z Pro­zent 5.) 50000100000 Mk. und zwar u> von 5000070000 Mk. je Stufenvon 2000Mk. Steigerung des Steuersatzes bis zu 4'///§, b) von 7000010000 Mk. je Stufen von 3000 Mk. Steigerung des Steuer­satzes bis zu 5 Prozent 8.) von 100000200000 Mk. je Stufen von 5000 Mk. Steigerung des Steuersatzes bis zu 6 Prozent. Von Nr. 4 an zu prozentuieren.

Damit war ein von Frhr. O w gestellter Antrag ebenfalls er­ledigt, welcher besagte: Dem Entwurf zuzustimmen mit der Aenderung, daß bei Einkommen von 100000 Mk. und mehr die Progression von 4,5 Prozent an derart fortgesetzt wird, daß bei 200000 Mk. einschließlich und mehr der Einheitssatz der Ein­kommensteuer für je IM Mk. 5 Mk. beträgt.

Stuttgart, 18. Jan. Tie volkswirtschaftliche Kommission der zweiten Kammer genehmigte heute die Bahnen Welzheim-Schorn­dorf und Tübingen-Herrenberg.

Tages-Neuigkeiten.

Aus Stadt und Land.

Privattelegramm des Gesellschafter.

Nagold, 20. Febr. 6 Uhr 58 Min. vorm. Stuttgart. Heute »acht 12Uhr brach im Dachraum bes

Kgl. Hostheaters Feuer ans; das Gebäude brannte vollständig aus. Der König und die Prin­zen des Kgl. Hauses waren auf dem Brandplatz anwesend. Menschenleben kamen nicht zu Schaden.

9 Uhr vorm. (Teleph. Mitteilung): Die freiwillige Feuerwehr ist soeben eingernckt; die Berufsseuerwehr ar­beitet noch ans dem Brandplatzc. sNäheres folgt/s

Stuttgart, 17. Jan. Wie ich vernehme, steht in der Angelegenheit der Einheitsmarke eine Verständigung in Aussicht. Es schweben Verhandlungen, welche noch nicht völlig zum Abschluß gekommen sind, indes die Absicht der Regierung erkennen lassen, die bekannten budgetrechtlichen Bedenken in befriedigender Weise aus dem Wege zu räumen. Wie es heißt, wird sich heute ein Ministerrat mit der Angelegenheit beschäftigen.

r. Stuttgart, 17. Jan. Heute abend 6 Uhr ereignete sich bei der Bahnhofstraße ein Straßenbahnunsall, der leicht hätte bedenklich werden können. Aus den von der Prag kommenden Straßenbahnwagen fuhren die Pferde eines leeren Latrinenwagens von vorne seitwärts so auf, daß der Straßenbahnwagens ührer von der Deichsel zur Seite ge­schlagen und der Vorderperron des Straßenbahnwagens ziemlich stark beschädigt wurde. Der Straßenbahnwagen konnte zur Wsiterfahrt nicht mehr benützt werden. Die Passagiere des letzteren kamen mit dem Schrecken davon.

Rottweil, 17. Jan. In der Rechtssache des Schweizers Blatt gegen den Frhrn. tz. Münch hat, wie die Schw. B.-Z. hört, gestern die Erledigung des in der letzten Ver­handlung der Zivilkammer erlassenen Beweisbeschlusses in Anwesenheit der Parteianwälte (v. Münch selbst war nicht erschienen) stattgefunden.

r. Tübingen, 18. Jan. Der Bankier Dompert von Göppingen befindet sich lt. Tüb. Ehr. in der Augenklinik der Universität, wo ihm dieser Tage die ihm Kops sitzende Kugel entfernt wurde. Die letztere hat ihren Weg durch den vorderen Teil des großen Gehirns genommen und sich in der Nähe der linken Augenhöhle festgesetzt. Die Operation verlief glücklich. Das Befinden des Patienten ist, wenn man die Schwere der Verletzung in Betracht zieht, bis jetzt kein ungünstiges.

Göppingen, 16. Jan. Zum Fall Dompert schreibt der Hohenstaufen: So wie sich die Sache bis jetzt übersehen läßt, dürften für die nicht bevorrechtigten Gläubiger etwa 20°/° herauskommen und zwar ohne Einrechnung der vor­aussichtlich noch anfallenden Lebensoersicherungsverträge.

r. Göppingen, 17. Jan. Ein in der Nacht von gestern auf heute in der Wirtschaft zum Schockensee vorgekommener Mord erregt hier großes Aufsehen. Das Mädchen wurde in dem in der Nähe der Wirtschaft befindlichen See er­drosselt aufgefunden. Die Staatsanwaltschaft war heute vormittag behufs Ermittlung des Thatbestands bereits an Ort und Stelle. Nähere Anhaltspunkte fehlen noch.

i-. Göppingen, 18. Jan. Unter dem dringenden Ver­dacht, den Mo r d an dem Dienstmädchen Frey begangen' zu haben, wurde deren Geliebter, der Unteroffizier Arndt, Schreiber beim hiesigen Meldeamt verhaftet. Derselbe vermag sein Alibi nicht einwandsfrei nachzuweisen. Falls die Verdachtsmomente ausreichen, wird derselbe vor das Kriegsgericht gestellt werden. Ein Geständnis hat Arndt bis jetzt noch nicht abgelegt.

r. Hall, 16. Jan. In der Nacht vom letzten Sonntag auf Montag brach in dem Falk'schen Hause in Kupferzell ein Brand aus, welcher jedoch bald gelöscht wurde. Auch wurde hiebei ein Ueberzieher entwendet. Der vom Unter­suchungsrichter hier deswegen steckbrieflich verfolgte Glaser­geselle Christian Merz von Kupferzell wurde heute vormittag in Brannsbach durch den dort stationierten Landjäger fest­genommen und in das hiesige Amtsgerichtsgefängnis ein­geliefert.

r. Ulm, 17. Jan. Es ist der Firma I. Bcck u. Söhne, mechanische Schäftefabrik hier, die in Zahlungsschwierigkeiten geraten war, nicht gelungen ein Arrangement mit ihren Gläubigern zu erzielen, weshalb gestern, lt. amtlicher An­zeige, das Konkursverfahren über diese offene Handelsge­sellschaft eröffnet wurde. Die Ueberschuldung soll eine be­deutende sein.

r. Ulm, 17. Jan. In der gestrigen Sitzung der bürger­lichen Kollegien wurde eine wertvolle Schenkung des Hrn. Oberstudienrats Dr. Pressel in Cannstatt, der Ulmer Bürger ist, entgegengenommen, es sind Kopiem des vor etwa 30 Jahren im Barfüßer-Kirchle aufgesundenen Credo-Bildwerks, die einst vom Maler Dürr, dem bedeutenden Restaurator kirchlicher Altertümer, angefertigt worden sind. Die Zahl der Arbeitslosen ist auch hier nicht klein; umso dankbarer wird es begrüßt, daß vom preuß. Kriegsmini­sterium die Erstellung eines weiteren Walldurchbrnchs gegen Osten in der Verlängerung der Wielandstraße und zwar in voller Straßenbreite genehmigt worden ist. Es wird mit diesen Erdarbeiten schon heute begonnen werden.

r. Friedrichshafen, 18. Jan. Zum Andenken an die verstorbene Frau Marie Pischek haben lt. Seeblatt die Hinterbliebenen derselben für die Armen der Stadt beider Konfessionen die reiche Gabe von 500 ^ übergeben.

Deutsches Reich.

Pforzheim, 18. Jan. Gestern abend um 10 Uhr wurde der Kaufmann und frühere Bijouteriefabrikant Paul Klett hier wegen Unterschlagung von Mündelgeldern durch die Kriminalpolizei verhaftet. Eine Stunde später erschien seine Frau auf dem Polizeibureau und berichtete, daß ihres Wissens ihr Mann Gift bei sich trage. Als darauf ein Schutzmann mit dem Gefängnisaufseher in der Zelle Klett's nachsah, fanden sie diesen bereits entseelt vor. Er hatte sich mit Cyankali vergiftet, das er in seine Hose eingenäht, hatte.