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Bei diesen Erörterungen wird übersehen, daß nur die Kriegs- invalidtn, d. h. die infolge Kriegsdienstbeschädiguxg als Invalide anerkannten an den Wohlthaten des Gesetzes teil­zunehmen berechtigt sind. Der Nachweis der KriegSdienst- beschädigung allein genügt nicht für den Anspruch auf die durch da» Gesetz gewährten Zuschüsse, sondern diese Beschä­digung muß als die Dienstunfähigkeit begründend b.im Ausscheiden festgestellt und dienstlich anerkannt sein. Das Kriegsinvalidengesetz ist als Einzelgesetz für Kriegs- invaliden anzusehen. Die Beseitigung einiger Unbilligkeiten und Härten wird bei der nächsten sich darbietenden Gelegen­heit angestrebt werden.

Eine Unterstützung von 120 ^ jährlich erhalten solche bedürftige Veteranen, d. h. Kriegsteilnehmer, welche infolge Krankheit und Altervollständig und dauernd erwerbs­unfähig" sind. Der von den Konservativen im Reichstag eingebrachteAntrag Nißler" verlangt, daß die Unterstützung nicht erst bei völliger und dauernder Erwerbsunfähigkeit gewährt, sondern wie beim Arbeiterinvalidengesetz sobald der bedürftige Veteran nicht mehr '/s des ortsüblichen Taglohns verdienen kann. Im neuen Etat sind für Unter­stützungszwecke 6 Millionen Mark mehr als seither ausgesetzt.

Bon den englischen Zeitungen ist die Rede des deutschen Reichskanzlers mit gemischten Gefühlen ausgenommen worden und namentlich die kräftige Zurückweisung der Chamber- lainschen Beleidigungen hat in dem sonst keineswegs über­mäßig empfindsamen Albion vielfach verstimmt. Die Times veröffentlichen einen Artikel, in welchem sie Chamberlain hinsichtlich dessen Auslassungen über das deutsche Heer ver­teidigen und nachzuweisen suchen, daß Chamberlain nicht beabsichtigt habe, die Gefühle der Deutschen zu verletzen. Sie erklären weiter, daß die Hinweise des Reichskanzlers Grafen v. Bülow in seiner Reichstagsrcde auf die betreffen­den Auslassungen Chamberlains alle diejenigen, welche freundlichere Beziehungen zwischen dem englischen und dem deutschen Volk herbeiwünschen, enttäuscht hätten. Der Daily Telegr. schreibt:In den Ausführungen des Reichs­kanzlers war nichts enthalten, wa» die englische Empfind­lichkeit hätte verletzen können. Jedermann hier ist ein­verstanden niit der beredten Verteidigung des Stolzes, mit dem Deutschland auf sein Heer blickt. Hoffen wir, daß der Zwischenfall damit erledigt ist." Daily Chronicle sagt: Chamberlain wird gut thun, wenn er bei seinen Reden das Ausland aus dem Spiel läßt. Standard führt aus, die Deutschen hätten nicht ein Monopol des Patriotismus. Morning Post schreibt:Die europäische Sicherheit, welche Deutschland durch seine Stärke und durch den Drei­bund erlangt hat, hat es in den Stand gesetzt, sich kühn in eine Weltpolitik einzulafsen." Die radikalen Blätter sehen in Bülows Rede eine Lektion Chamberlains für seine indis­kreten Mißgriffe in der auswärtigen Politik, worüber sie Genugthnung empfinden.

Parlamentarische Nachrichten.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 9. In». Fortsetzung. Abg. Richter, (fortfahrend), (frris. Votksp) Er sei gegen eine eventuelle Erhöhung der Bier- und Tabaksteuer. Die geschäftliche Krise sei zweifellos verstärkt worden durch daS Börfenzefetz und durch den Differenz-Einwand. Bezüglich deS Defizits ist Redner der Meinung, daß das Haupt­übel darin liege, daß kein selbständiger Reichsfinanzminister da sei. Die Matrilularbeiträge wüßten beibehalten werden. Beim Militär- Etat müßten Ersparungen gemacht werden. Die Ausgaben für die Kolonien bez ichnet Redner als zu bedeutend, dagegen würden nähcrliegende Reformen vernachlässigt. Die einzige Rettung aus der gegenwärtigen Kr fis sei die Zurückkehr der alten preußischen Tradition der Sparsamkeit.

Abg. v. Kardosf creichsp.i hofft, daß rs dem Schatzsekretär gelingen «erde andere Einnahmequellen als Bier und Drbak zu finden. Redner ist ebenfalls für Ersparungen bei den Festungs- dauten und kommt zum Schluß auf die Not der Landwirte zu spachen.

»bg. Schräder (freis. Vergg ) drückt seine Aenugthnung über die Zurückweisung Chamberlains aus und trilt für Ein­führung di,ekler Reichesteuer ein, welche wohl im Stand; sein dürste, der finanziellen Kalamität des Reiches abzuhelfcn.

Berlin, 1l. Jan. Präsident Graf Ballestrem eröffnet die Sitzung um 1 Uyr 20 In der fortgesetzten Etatsberatung führt Baisermann (n.l.) aus: Die Nationalliberalen find mit der Einschränkung der K«mn isfionsberaNrnqen über den Etat ein­verstanden. Die V.rjchkchlerunz des Etats hängt zweifellos mit der allgemeinen wirtschaftlichen Depression zusammen. Die Ueber- wi d-ng dieser Krisis dlu sie längere Zeit beanspruchen; wenn aber von den öS Millionen betragenden Defizit 35 Millionen aus An­leihe genommen und nur 24 Millionen dr rch Mairikularbeiträge gedeckt werden sollen, so ist das eine unsolide Finanzgebarung. Aus die Zuschußanlrihe von 25 Mill. können die Nationalliveralen nicht offne weuereS eingehen. Preußen und Bayern können frei­lich eine Erhöhung der Matrikulaebeitrage tragen, aber die kleinen thüringisch n Staaten würden schwer leiden. Eine Finanzresorm ist notwendig. Tie Natioualliberalen haben gegenüber den direkten Reichssteueiu wie Reichs-iikommen?- und Reichserbschasts- steuer niemals einen direkt ablehnenden Standpunkt eingenommen. Redner verw.ist>. die R-rchsfinanz esorm auf die Mehrrinnahmen, die durch den neuen Zolltarif zu erwarten seien, und b-tont die Notwendigkeit, die Fra ;e der Diäten für die Reichstagsmitglieder zu regeln, ferner Eisenbahnen in unseren Kolonie» zu bauen. Die Nationalliberalm sind für die Weiterentwicklung des Heeres, be­sonders der Bcrkehrstrupprn, und wünschen bezüglich d:r Militär­justiz, sensationell« Fälle wie in Mörchingen und Insterburg in voller Oeffrntlichkeii behandelt werden. Daß di: verb. Regierungen -ine Sammelstrlle für die »rbeiirrflatistik einreichken, begrüßen wir freudig. Auch ein, rrichSgrsetzliche Regelung der Frage der gewerblichen Kinderarbeit und zur Sicherung der Forderungen der Bauhandwsrker sei dringend erwünscht. Aus d.m Gebiete der Poflverwaltung sei die Haltung Würt­tembergs in der Frage der Einheiismark, erfreulich. Redner bespricht ferner die Chinaexpedition, die Wegnahme der astronomischen Jnstrumenir, di» Chamberlainschen Aeußerungen, deren etwas schnellere Zurückweisung durch die Regierung seine Freunde gewünscht hätten, und die auswärtige Politik, welche große Anforderungen an die Vorsicht und Weisheit unserer leitenden Staatsmänner stellt. Er schließt: Sollte die Wahlparole 1903 sür oder gegen erhöhte Kornzö lle sein, so werde daraus die Sozialdemokrat!« den größten Vorteil ziehen. Möge die Ver­abschiedung des Zolltarif» baldigst gelingen. (Lebhafter Beifall bei den Nalionalltberalen.) Kolonialrat Elübel bestreitet gegen

über d«n -«strigrn Ausführungen Richtrrs die Versumpfung der Usambarabahn. Der «ahnbau müsse jetzt den Kernpunkt unserer Thätigkeit in den Kolonien bilden, »bg. von Dziembowski (Pole) ergeht sich in Klagen über die Polrnpolitik der preußischen Regierung und bestreitet das Bestehen einer großen polnischen Agitation. (Vizepräsident Graf Stoiber« unterbricht den Redner, da seine Ausführungen nicht in den Reichstag gehörten.) Redner führt weiter aus, daß eS das erwachte VokSgewifsen sei, das in allen Ländern gegen die preußischen Polenpolitik protestiere. Eigentümlich berühre es, daß offiziös bemängelt worden sei. daß der galizische Statthalter im dortigen Landtag di; preußische Polen- politik erörtern ließ, ohne einzufchreiten. Am 10. Dez. 1901 habe ab;r im Reichstage Abg. Sattler die inneren galizischen Verhältnisse eingehend besprochen, ohne daß vom Bundesratstische Einwendungen hiergegen erhoben worden seien. Staatssekretär v. Posadowsky entgegnet, daß es nicht Sache d?s BundeSrats sei, darüber zu bestimmen, was im Reichstage erörtert werden dürfe. DaS gehöre zur Kompetenz des. Präsidenten. Nus die polnischen Beschwerden über die preußische Politik werde an der zuständigen Stellen, im preußischen Landtage, eine «ntspechende Antwort er­teilt werden. Abg. Lisbermann von Tonnenberg (Antif.) fordert schleunige Maßnahmen zur Besserung d-r Lage der Militärve eranen. Die Börsengesetzgebung müsse verschärft und dabei festgestellt werden, welcher Zusammenhang zwischen den letzte» Bankkrachen und der Börse bestehe. Dringend notwendig sei eine Reform des Bodenrechts. Redner bespricht ferner die auswärtige Politik in Verbindung mit dem englisch-südafrikanischen Kriege. Redner nennt den Minister Chamberlain den verachteten Buben, den Gottes Erdboden trägt. (Ordnungsruf des Präsidenten). Reichskanzler Graf Bülow weist in schärfster Weise die Art des Vorredners zurück, von der Tribüne des Reichstags einen fremde» Minister zu beschimpfen. (Lebhafter Beifall links.) Er bedauert, daß der Vorredner daS Heer eines Volkes beleidigt Habs, mit dem wir in Frieden und Freundschaft leben, und in dem -S auch Leute gebe, die zu sterben verstehen. (Lebhafter Beifall.: In der Sache Chamberlain habe es einer offiziösen Pole für die deutsche Presse nicht bedurft. Eine andere Haltung England gegenüber werde er sich von Liebermann nickt aus­drängen lassen. Abg. Oertel (Kons.) verlangt energischeren Schutz der deutschen Missionen in Transvaal. Völlig begreiflich sei, wenn die allgemeine Entrüstung über Chamberlain auch im Reichstag gröblichere Formen angenommen habe. Auf dem süd­afrikanischen Krieg werde ein Fluch lasten, auf denen, die ihn her­vorgerufen, auf denen, die geduld.fi, daß er mit beispielloser Grau­samkeit geführt wurde. (Lebhafter Beifall». Hierauf wird e n Vertagungsantrag angenommen. In den persönlichen Bemerkungen erklärt Abgeordneter Liebermann, er habe sich mit Bewußtsein den» Ordnungsrufe ausgesetzt, damit endlich die wahre Stimmung des Volkes einmal an der Stelle gehört werde, wohin sie gehört. Ich beuge «ich aber dem Ordnungsrufe. Geschützt «erden und müssen die alten deutschen Soldaten gegen die Gleichstellung mit Räuberbanden und Diebsgestndel; denn daß die englische Armee größtenteils daraus besteht, ist doch offenbar. Morgen mittag 1 Uhr Fortsetzung.

Stuttgart, 9. Jan. Steuerkommisfiou. In der heutigen Sitzung wurden die gestern bei Art. 12 unerledigt gebliebenen Fragen nach mehrstündiger Debatte zum Austrag gemacht, und zwar wurde die Ausnahme von Bestimmungen über die Berechnung d.s Jahreseinkommens und die Behandlung der AuSftände durch Annahme folgender Anträge beschlossen: eines kombinierten Antrags G-öber-v. Ow (mit 9 gegen 6 Stimmen), wonach bei Steuerpflich­tigen, d e ordnungsmäßig Bücher führen, der Reinertrag auf Grund der Bücherabschlüsse mit der Maßgabe zu berechnen ist, daß der Wert des Betriebskapital am Ende des Rechnungsjahrs gegenüber dem Wert am Anfang desselben in Anschlag zu bringen und eins hiebei sich ergebende Vermehrung der Einnahmen einer Verminde­rung der abzugsfähigen Ausgaben zuzurechnen ist. Zur Frage der Ausstände wurde mit 13 gegen 2 Stimmen ein Antrag Gröber angenommen, dahingehend: Bei der Berechnung des Jahresein­kommens find Forderungen m Einnahme zu stellen; uneinbringliche Forderungen dürfen abgrsetzt werden. Die Seiden angenommenen Anträge treten als Abs. 3 bezw. als Ziff. 5 a neu hinzu. Hierauf wurde Ziff. 1 mit einer redaktionellen Aenderung. Ziff. 2 unver­ändert angenommen. Morgen geht di« Beratung des Artikels weiter.

Stuttgart, 10. Jan. In der heutigen Sitzung der Steuer­kommission beantragte Gröber zu Artikel 12 folgende neue Bestimmung: Die zum Unterhalt des Steuerpflichtigen und seiner Familienangehörigen verbrauchten Erzeugnisse des eigenen land- ui d forstwirtschaftlichen Betriebes und (wie nachträglich hinzngefügt wurde) die für diese Zwecke auS dem Betrieb bezogenen Leistungen sind bei Berechnung des Einkommens aus diesen Quellen zum Selbstkostenpreis in Einnahme zu stellen. Nach längerer Debatte darüber, ob eine solche Vorschrift, über die an sich kein Zweifel besteht, überhaupt ausgenommen und welcher Pre s zu Grund ge­leit werden sollte, wurde der Antrag, .jedoch mit Ausschluß der Wortezum Selbstkostenpreis" mit 9 gegen 7 Stimmen angenom­men; hierauf wurden die ebengenannten Worte mit 11 gegen 4 Stimmen abgelehnt, ebenso deren von Locher beantragte Ersetz­ung durchnach dem Berkaufswert zur Zeit des Verbrauchs" mit 7 gegen 6 Stimmen, und dafür auf Antrag des Frhr. v. Ow mit 10 gegen 6 Stimmen eingesetzt: »nach örilichrn Mittelpreisen." In Ziff. 3 wurde noch eins kleine Einschaltung gemacht und im übrigen der Rest des Artikels ohne »eitere Debatte genehmigt.

Sodann stellte Gröber zu Art. IS mehrere Anträge, teils redaktioneller, teils materieller Natur. Darnach ist bei der Berech­nung des Jahreseinkommens (gewerblicher Unternehmer) der Stand des Anlage- und Betriebskapitals am Schluffe des Geschäftsjahres gegenüber dem Stande am Anfang desselben mit in Anschlag zu bringen. (ES folgt dann noch eine Bestimmung über Vermehrung und Verminderung). Dieser Antrag wurde mit 9 gegen 4 Stimmen angenommen. Ferner wnrde auf Antrag Gröbers auch hier eine Bestimmung über die Entnahme von Waren u. s. w. auS dem Geschäft getroffen, und zwar mit allen gegen eine Stimme, dabei sollen, wie mit 8 gegen 5 Stimmen beschloss«», wurde, Waren und Leistungen zum Selbstkostenpreis veranschlagt werden. Endlich wurde bestimmt, daß Vergütungen an Teilhaber von Erwerbsgesrll- schaften für Mühewaltungen in deren Interesse den Gewinnanteilen dieser Teilhaber hinzuzuziehen sind. Die Vorschrift über die Kauf­leute, die Handelsbücher führen, wurde etwas geändert. Im Uebriren wurde der Entwurf genehmigt; jedoch soll, wie M'l 7 gegen 6 Stimmen gemäß einem Antrag des Frhr. v. Ow beschlossen winde, in dem Artikel .Beschäftsgewinn" durchweg »Reingewinn" grsogt werden.

TKges-Ueuigkeiten.

Ans Stadt und Land.

Nagold, 11. Januar.

Vom Schwarzwaldverein. Eine der wichtigsten Auf­gabe« die dem württ. Schwarzwaldverein in nächster Zeit gestellt sind, läßt sich zusammenfassen in dem Wort Höhenwege". Es ist wohl den meisten Mitgliedern be­kannt, daß nach einheitlichem Plane Wege und Wegbe- zcichnungen durch das ganze Gebiet des Schwarzwaldes geschaffen werden sollen. Born nördlichen Ende unseres herrlichen Gebirges, von Pforzheim, werden zweiHöhen­wege" nach dem Süden führen, der eine der schon fertig

gestellt ist, vorwiegend auf dem westlichen-badischen, der andere auf dem größtenteils württembergischen-östlichen Teil des Schwarzwaldes. Zu diesen Höhenwegen werden nun von Osten wie von Westen Zugangswcge bezeichnet werden, so daß sich auch in dieser Richtung durchgehende Wanderungen auf einzigartig schön und einheitlich bezeich- neten Wegen ermöglichen lasse«. Wie das alle- im Einzelnen ausgeführt ist und noch namentlich im württ. Schwarzwald durchgeführt werden soll, darüber hat am letzten Sonntag im prächtigen Saale des Kurhauses Waldeck in Freuden­stadt vor überaus zahlreicher Zuhörerschaft der Schöpfer der ganzen Sache, Herr. PH. Bussemer aus Baden-Baden, einen überaus lehrreichen und anziehenden Vortrag gehalten, der allgemeine Begeisterung hervorries. Etwa zweihundert Photographien in größerem Formate führten den Anwesen­den die schönsten Punkte, die sich ans diesen Wanderungen finden, vor Augen. Ein Mitglied des hiesigen Bezirks­vereins, das dem Vortrag anwohnte, machte sich Notizen um auch den Nagoldern Vereinsmitgliedern davon zu be­richten, dachte aber «ach dem Vortrage, besser als ein Be­richt wäre der Originalvortrag mit Karten, Photographien u. s. w. und eine Besprechung mit Herrn Bussemer hatte besten gütige Zusage zur Folge, noch in diesem Monat auch in Nagold einen Vortrag zu halten. Die hiesigen Vereinsmitglieder können sich also in etwa 14 Tagen einen genußreichen Abend versprechen. Die nähere Anzeige wird noch erfolgen.

Vom Turnverein. Am nächsten Sonntag den 19. ds. Mts. wird der Turnverein einen Ausflug zu Fuß nach Wildberg machen; es ist nur zu wünschen, daß zu dieser hübschen Tour auch die entsprechende Witterung eintrifft und daß sich dann auch zahlreiche passive Mitglieder mit Familien anschließen. Wem es zum Gehen zu weit ist kann ja fahren. Am Samstag den 25. Januar abends wird das Fastnachtskränzchen abgehalten werden.

Homöopathischer Verein. (Mitgeteilt.) Der ausge­schriebene Vortrag des Hrn. Dr. Haehl aus Stutt­gart über das Herz, seine Krankheiten und deren Heilung, begleitet von Demonstrationen an einem eigens sür diesen Zweck nach der Natur hergestellten zerlegbaren Modell war so zahlreich besucht, daß im Hirschsaal samt Nebenzimmer jedes Plätzchen besetzt war. In 2stündiger fesselnder Rede beschrieb Redner die Beschaffenheit des Herzens und den Blutkreislauf, die ungeheure Arbeitsleistung dieses Organs, um sodann aus die Krankheiten desselben überzugehen, die durch Gemütsbewegungen, Infektionskrank­heiten, erregende Getränke und Tabak, mangelhafte Er­nährung, Fettsucht, asthmatische Anfälle, Nieren-, Magen-, Darm-, Milz- und Leberleiden wie auch durch Vererbung entstehen. Er unterschied 2 Gruppen von Herzkrankheiten: 1) solche die durch Veränderungen am Herzmuskel oder seinen Klappen entstehen organische Herzkrankheiten und 2) solche, die lediglich funktionelle Störungen deS Herzens darstellen nervöse Herzkrankheiten. Was die Heilung betrifft, so wird briefliche Behandlung ohne voran­gehende genaue Untersuchung als ein Unding erklärt und dem Kranken die Befolgung der Ratschläge seines Haus­arztes ernstlich angeraten. Dieselben werden sich erstrecken auf Ruhe bei organischen, auf Bewegu«g bei funktionellen Störungen, frische Luft, Diät, vernünftige Kleidung, Ver­meidung von Gemütsbewegungen durch aufregende Lektüre, Zorn, Schreck, auch plötzliche Freude, auf Berufswahl, Ehe (die Herzkranke nicht ohne ärztlichen Rat eingehen sollen). Bäder, Arzneimittel, von denen je mehrere für fieberhafte, rheumatische Fälle, für organische und Funktionsstörungen, für Verkalkung der Arterien, sür Fälle mit gleichzeitigen Unterleibsbeschwerden oder Limgenleiden angeführt wurden. Die klare, populärwissenschaftliche Darstellung des Redners, der sich eines vornehme», von jeder Polemik gegen seine allopathischen Kollegen freien Tons befleißigte erntete reichen Beifall.

Die Faschingszeit wird Heuer von sehr kurzer Dauer sein, denn der Fastnachtsdienstag fällt schon auf den 11. Febr. Das Osterfest fällt bereits auf den 30. März, das Pfingst­fest auf den 18. Mai.

k. Ebhansen, 12. Jan. Unsere Nachbarorte Ebers­hardt und Warth werden demnächst die Wohlthat einer Telephoneinrichtung erhalten. In kommender Woche wird bereits mit den nötigen Vorarbeiten begonnen werden. Fernsprecheinrichtungen werden im Gasthaus z. Lamm in Ebershardt und im Gasthaus z. Hirsch in Warth an­gebracht werden. Als weitere Orte, die in nächster Zeit Aussicht haben, Anschluß an das allgemeine Telephonnetz zu erhalten, werden Effringen, Schönbronn und Noth­felden genannt.

Walddorf, 11. Jan. Die Einrichtung unserer Wasser­leitung wird jetzt in beschleunigtem Tempo betrieben. Vor Weihnachten war man allem nach geneigt, die Arbeiten ein­zustellen und die Wiederaufnahme derselben auf's Frühjahr zu verlegen; aber die ungewöhnlich milde Januarwitterung gestattete die Fortführung. Jetzt sind die Arbeiten so weit gediehen, daß heute für etwa ^/s des Orts die Leitung eröffnet werden konnte. In voraussichtlich 3 Wochen wird die Leitung im ganzen Ort fertiggestellt sein.

Warth, 8. Jan. (Mitgeteilt). Am 6. Januar nachm. 2 Uhr fand in der hiesigen Kirche ein von Schullehrer Mitschelen arrangiertes Konzert statt. Dasselbe zeigte aufs neue, was auch unter bescheidenen Verhältnissen auf dem Lande musikalisches geboten werden kann. Eingeleitet wurde das Konzert durch eine Orgelsonate von Finkh. Sodann folgten in abwechslungsreicher Reihenfolge gemischte Chöre, Männerchöre, gemischte Quartette, Soli und Duette mit Orgel, Violine und Cello, von auswärtigen und hiesigen Kräften ausgeskhrt, ferner Terzette für Frauenstimmen,

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