sei er dagegen nicht. Er wisse, daß dir Pomologen gegen die Sache seien, da sie dadurch an ihrer Kundschaft verlieren. In feinem Bezirk seien herrliche Pflanzungen entstanden durch junge Bauernsöhne. In 8 Tagen könne ein Kurs beendigt werden, wenn man in jedem Oberamt 1 oder 2 Lehrer einberuse, der dann später seinen Kollegen die Praxis bribringe. — Präsident Payer: Der Antrag gehöre eigentlich zu Kap. 81. — Gröber: DaS sei richtig, dann bekemmr man aber nur noch einmal eine Debatte. — kirne: Man möge in den Antrag die Worte ausnehmen „in Kap. 84 Tit. Sb". — Kultminister Dr. ». Weizsäcker: ES werde doch gut sein, auch dir kath. Bolksschulseminare zn berücksichtigen. Deshalb müsse Kap. 87 Titel 3 b genannt werden. — Präsident Payer: So gehe es, wenn man den Pfad der Tugend verlasse. (Heiterkeit.) Man möge die Sache doch zurückstellen, die Herren «erden dann dir Redefreiheit nicht mißbrauchen. — DaS HauS ist einverstanden.
Hages-Meuigäetten.
A«r Äta-t «vL La«-.
Nagold, I. April.
Steuererhebung vom 1. April 1901 an. Auf Grund des § 114 der VerfassungSurkunde sind dir Steuererhrbrkaffen ong«w:.sen worden, sämtliche für daS Elatrjahr 1900 verwilligten direkten und indirekten Steuern und Steuerzuschlägr in den durch daß Finanz« gksrtz vom 27. Juli 1899 beziehungsweise durch die in« zwischen ergangenen Steuergesetzr bestimmten Beträgen vom 1. April d. I?. an und, wofern eine andere Verfügung nicht früher ergeh.-n würde, bis zum 81. Juli 1901 auf Rechnung der neuen Verwilligung nach den bish-ngrn Normen einstweilen fortzuerhebrrr.
Postverkehr. In der Zeit vom 31. Mä z bis 7. April d. I. wird die Zulässigkeit der Versendung mehrerer Pakete mit einer Paketadresse sowohl i« deutschkn Wechselverkrhr als im innern württ. Verkehr aufgehoben.
Aufnahmeprüfungen. An der hiesigen Latein«, sowie an der Realschule fanden letzter Tage die Aufnahmeprüfungen durch Prof. Brettschneider aus Stuttgart statt. An der Prüfung zu erstgenannter Schule beteiligten sich 7 Schüler, die sämtlich ausgenommen wurden; zur Aufnahme in letztgenannte Schule hatten sich 24 Schüler gemeldet, von denen 4 zurückgewiesen wurden.
Stuttgarter Pferdemarkt. Für die Beförderung von Pferden von und nach Stuttgart wird über die Dauer d«S diesjährige» Stuttgarter Pferdemai k!S die Frachtorrgünsti- gung eingeräumt, daß für die Sendungen nach Stuttgart in der Zeit vom 18. bis 23 April, für di- Sendungen ab Stuttgart in der Zeit vom 22. bis 27. April, am 29. und 30 April, sowie am 1. Mai d. I — jr einschließlich — die bei Benützung von Personrnzügen vorgesehene Anrechnung des 50°/«igen Zuschlags unterbleibt. Auch ist die Beförderung von Pferden nach Stuttgart ausnahmsweise am Sonntag den 21. April d. I. gestattet.
Stuttgart, 29. März. Der König hat hrute eine hieher entsendete außerordentliche großbrittannische Mission, bestehend auS dem Botschafter Eul of Mount Edgcumbe, dem Admiral Sie Michael Culme-Teymour, dem Oberst Vikconnt Downe, dem Major the Hovorable I. Sc. Aubya und dem Sekretär Philipp SomerS-CockS ESquire in Audienz empfangen, um ein Schreiben des Königs Eduard VII. von Großbrittannien und Irland, Kaiser von Indien, entgegenzunehmen. in welchem daS Ableben der Königin Viktoria und die Thronbesteigung de- Königs notifiziert wird.
r. Neuenbürg, 29. Mä z. In Dietlingen sollte der in den zwanziger Jahren stehende Taglöhner I. König wegen DiebstahlSverdacht in Haft genommen werden, doch zog er den Tod vor, indem er soviel Schnaps trank, daß er an Alkoholvergiftung starb.
Bi der ach, 30. März. Dem Vorstand des hiesigen Gewerbkvrreins, Schreinermeister Uebel, wurde dir Verdienstmedaille d«S Krouordrns verliehen.
r. Waiblingen, 30. März. Gestern starb hier der euch in weiteren Kreisen bekannte Südafrikareisende Dr. Schlichter nach kurzer Krankheit.
r. Heilbronn, 30. März. In der letzten GrmeindrratS- sihung wurde «in Antrag auf Abschaffung deS Schul«
putzen hat? Die „Putzstunde als Erzieherin" hat gewiß ihre Bedeutung, aber da läßt sich gewiß ohne Müh- ein Ersatzmittel finden, bleibt ja dem Putznfer der Soldaten auch immer noch die bisherige Uniform neben der neuen. Mögen sich auch noch andere Bedenken und Schwierigkeiten in den Weg stillen, sie müssen überwunden werden. Das ist aus den eingangs erwähnten Gründen in einem Staate, der die allgemeine W-h Pflicht eingrführt hat, mit doppeltem Nachdruck zu fordern.
Welche Farbe nun für dir ZukanstSuniform als die zweckmäßigste zu bezeichnen ist, soll hier nicht weiter untersucht werden. DaS kann nur durch praktische Versuche dargethan werden und wir dürfen in dieser Beziehung zu den entscheidenden Behörden daS vollste Vertrauen haben. ES ist eine braune Farbe genannt, dann auch eine graue. Die letzter« LeSart erscheint uns als die glaubwürdigere. Ob nicht ein kleiner Zusatz von Grün, wie bei den Röcken unserer Fmstbeamten, die richtige Mischung sein würde? Jedenfalls wird die vielgenannte Khakifarbr nicht gewählt werden; hat fie sich doch nach den Zeugnissen englischer Blätter in Südafrika, was daS erwünschte Verschwinden im Gelände arbetrifft, keineswegs bewährt. Ganz richtig bemerkte vor kurzem die Army and Navy Gazette dazu, daß sich nicht für alle Kriegsschouplätzr die gleiche Uniformfarbe empfehle. In Indien ist man beispielsweise mit dem Khaki durchaus zufrieden. Wir wissen nicht, ob die Versuche bei unS schon abgeschlossen sind. Jedenfalls stellt die Ausstattung unserer Truppen in China mit der neuen Uniform eine wirksame Probe in großem Maßstabe dar.
geldeS an Volk-- und Mittelschulen abgelrhnt. Vor Jahren war dieser gleiche Antrag angenommen worden, aber die K. Regierung hat der Abschaffung dir Genehmigung versagt.
Grrichtrsaal.
Tübingen, 29. März. (Echwnrgericht.) Wegen Verbrechens deS versuchten Totschlages (St.-G.-V. 88 212, 43) hatte sich gestern zu verantworten der 1882 in Hagelloch, OA. Tübingen, geborene und wohnhafte Maurer Ernst Wilhelm Lutz. Derselbe war angeklagt, er Hobe zu Hagelloch am Sonntag den 3. März d. I. nachts zwischen 11 und 12 Uhr auf der OrtSstraße dem Maurer Karl Heller von da unter dem AuSrufe: „Dich ersteche ich!" mit seinem geöffneten Taschenmesser einen lebensgefährlichen Stich in die rechte Bauchgrgend versetzt, so daß der Dickdarm zweimal durchlöchert wurde, und er habe diese Handlung vorsätzlich, jedoch nicht mit Uebrrlrgung auSgesührt. N rchdem die Geschworenen die Frage nach gefährlicher Körperverletzung bejaht hatten, wurde der Angeklagte vom Schwurgericht Hiewegen zu der Strafe von 1 Jahr und 10 Monaten Gefängnis verurteilt. DaS zur That benutzte Messer wurde eingezogen. Obmann der Geschworenen war Mechaniker E. Bühler-Tübingen. — Bei verschlossenen Thüren kam ferner gestern laut T. Chr. zur Verhandlung die Strafsache gegen den verheirateten 55 Jahre alten Eisengießer Jakob Friedrich Stall aus Freudenstadt, wohnhaft in Reutlingen, angrklagt wegen einer Verbrechens im Sinne der 88 177, 43, verübt an seiner 20jährigen Stieftochter. Er wurde zu der Gefängnisstrafe von 1 Jahr und zum Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 3 Jahren verurteilt. Obmann der Geschworenen war Konditor Schrenk von Mösfingen.
Tübingen, 30. März. Schwurgericht. Bor den Geschworenen stand gestern im 12. Fall der ledige Bauführer Christian Johann Pfeiffer von Wildbad, welcher beschuldigt ist, in der Nacht vom 12. zum 13. Februar auf den Schlaffer Wilhelm Eitel daselbst einen scharfen, gutgezielten Revolverfchuß abgegeben zu haben. Dir Kugel versagte infolge glücklicher Umstände ihre Wirkung, indem fie am vierten Rippenknorpel de- Eitel abprallte und nnr eine Quetschung der Weichteile und unerhebliche Verletzungen zur Folge hatte. DaS Schwurgericht erkannte auf eine Strafe von drei Monaten Gefängnis und rechnete «inen Monat der erlittenen Untersuchungshaft ein, entließ hierauf auch den Angeklagten aus der Haft. — Der Schlaffer und Eisenbahnarbeiter Johann Glunz, 26 Jahre alt, auS Oberbaldinge» in Baden, ist deS Verbrechens de» versuchten Totschlags angeklagt, weil er am Sonntag den 24. Febr. 1901 zu Remmingsheim, OA. Rottenburg, nach einem vora Sgegangenen Wortwechsel ohne weiter» Veranlassung hiezu dem Erdarbeiter Paule au» Böhmen mit dem Taschenmesser sieben Stiche beibrachte, wovon drei ohne Folgen waren, während die übrigen vier Stiche den Paule an der linken Seite, am Hal», an den Schultern und insbesondere der letzte Stich so schwer in die rechte Schulter traf, daß das Messer in der Wunde stecken blieb, und nur mit großer Gewalt und unter den heftigsten Schmerzen des Gestochene» wieder entfernt werden konnte. Der Angeklagte wurde dem Anträge de» Staatsanwalts entsprechend zu zwei Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt. — Damit endigten dir Sitzungen dieser Quartals. Der Vorsitzende dankte den Geschworenen für ihre treue Mitwirkung und entließ fie in ihre Heimat.
r. Neuenbürg, 29. März. In dem Beleidigungsprozeß deS sozialdemokratischen Kandidaten WaSner gegen Hrn. Tüthler auS Wildbad, welcher erster«« in Form einer Anfrage bei einer Wahlversammlung vorgeworfen hatte, er sei schon wegen Betrugs gerichtlich bestraft, wurde hrute nachmittag da» Urteil des Schöffengericht» dahin verkündet, daß Güthlrr freigesprochen wird, während der Kläger WaSner sämtliche kosten und auch die dem Beklagten erwachsenden notwendigen Auslagen zu bezahlen hat.
r. Rottweil, 3l. März. (Schwurgericht.) Gestern hatte sich der 19jährige Joseph Mayer, Gipser von Wettingen O«. Horb, wegen Totschlags zu verantworten. Derselbe kam am 10. Januar d. I. mit dem Rudolf Edel von Börstingen auf der Straße in Streit wegen einer Liebschaft mit dessen Schwester und verletzte den Edel derart mit seinem Taschenmesser, daß Edel nach kurzer Zeit daS Leben verlor. Der Angeklagte leugnete vollständig die Täterschaft; er wurde jedoch wegen Körperverletzung mit nachgefolgtem Tode für schuldig gesprochen und wurde zu 3 Jahren 6 Monaten Gefängnis verurteilt.
r. Ulm, 30. März. Vom hiesigen Kriegsgericht wurden gestern die 2 Ulanen deS UlanrnregimentS 20 in Ludwigsburg, Karl Wahl von Zwarenber- und Emil Bantle von Aichhalden, OA. Oberndorf, «egen Fahnenflucht im Komplott abgeurteilt. Der erstere erhielt 1 Jahr S Monate, der zweite 1 Jahr 5 Monate Gefängnis zuerkannt.
r. Ulm, 30. März. Ein hiesiger Privatier, der einem hiefigen RechtSanwalt an» Anlaß eine? Hundespektakel» oorain pnbiieo in einer Wirtschaft den „schwäbischen Gruß* zugerufen hat, wurde gestern vom Schöffengericht «egen Beleidigung zu 40 Geldstrafe, Bezahlung der Kosten und Anschlag des Urteils am Rathaus verurteilt. Die Sache hätte mit einer Revokation erledigt werden können, wenn der RechtSanwalt nicht zugleich Reserveoffizier wäre.
Leipzig, 30. März. Di« Strafkammer verurteilte den 16jährigen Laufburschen Th Sri gen und 14jährigen Schulknaben Kr oft, welche, wie berichtet, am 16. Febr. den Laufburschen Otto auf gräßliche Art ermordet und beraubt hatten, zu 15 bezw. 12 Jahren 1 Monat Gefängnis. _
Aus den Schnitt der neuen Bekleid» agsst ick? ko-nml eS nicht an, die Hauptsache ist. daß sie zw-ckmäßig und bequem sind. Man darf wohl ermatten, daß der Litewka nicht der steife, Hohr Kragen unseres jetzisen Waffrnrockes, sondern etwa ein Umlegekragen gegeben wird.
Wie in der Natur der Siche liegt, wird die Einführung der neuen Uniform für das Reichsheer — außer zu Versuchszwecken — erst erfolgen, wenn die B-stände der alten zu einem großen Teile oufgebraucht sind. Aber ebenso selbstverständlich ist, daß nich gesoßtem Entschlüsse so bald wie möglich ein« volle Kriegsgarnilur hergrstrllt und nirdrr- gelegt wird. . Wünschenswert wäre dann freilich, daß auf di? eine oder die andere Weise unsere L u!e an den neuen Anblick gewöhnt würden, damit sie nn Kriege di« Kameraden vom G.gner z« unterscheiden lerne». Ist dieser ähnlich gekleidet, so stehen allerlei unliebsame Verwechslungen zu besorgen.
Au» den vorstehenden Ausführungen ergiebt sich endlich noch, daß die Kosten der N usrung keines«'!)» erschrecklich Hohr sein werden. DaS Schreckgespenst schrumpft bn näherer Betrachtung ganz und gar zusammen. Wären loäier nicht zwei verschied-ne Uniformen neben einander zu erh Uten, so würden sich die Kosten sogar niedriger stillen; -grstchtS deS „Dualismus" aber dü ften st« auf der Höh- a >n heute bleiben. Glücklicherweise verhält es sich mit den Un.so-'men nicht, wie mit Kanonen und Flinten, di« du ck Einfühlung eines neuen MustnS ohne weiteres zu altem Ett n werden.
Bremen, 31. März. Da» Urteil im Prozeß kost ist am SamStag gefällt worden und lautete auf Freisprechung dr» Angeklagten. Die kosten wurden der Staatskasse auferlegt. Bekanntlich war der auS Pilsen stammende Angeklagte beschuldigt, feine Braut ermordet zu haben; er war in derselben Sache von einem früheren Schwurgericht in Bremen zum Tode verureilt worden.
NMsches Reich,
Stettin, 30. März. Der deutsche Kronprinz traf um 10 35 Uhr von Berlin hier ein uud wurde am Bahnhofe vom Oberpräfidenteu, der Generalität und Polizeipräsidenten und den Mitgliedern deS AufstchtsrateS de- „Vulkan" empfange». Der Kronprinz bestieg sofort den om Bollwerk liegenden RrgierungSdampfer und begab sich nach der Werst deS „Vulkan" in Bredow. Hier fand um llss, Uhr der Stapprllauf deS für den Norddeutschen Lloyd erbauten Dopptt-Schrauben-Schnelldampfrcs „Kronprinz Wilhilm" statt.
Varzin, 3l. ML?z. Dem Fürsten H.-rbert Bismarck ist ein gesunder Sohn geboren worden. Das Befinden der Fürstin, geborenen Gräfin Hoyos, ist ein durch«»» befriedigendes. Der ältest« Sohn, der am 25 September 1897 geboren wurde, hat sich seitdem in erfreulichster Weise entwickelt.
Berlin, 31. März. De? p eußische Kriegsminister Hit geqen den verantwortlichen Redakteur des Vorwärts, des H.uptparteiblatteS der deutschen Sozialdemokratie, wegen der Mitteilung vom 6. Dezember, wonach bei einem Streifzug der Kolonne KettrlerS 22 Boxer zum Tod verurteilt worden seien, Strafantrag gestillt
Berlin, 3l. März. Die Standorte für di« in der deutschen Armer neu einzurichtenden Maschinengewehrabteilungen find folgende: Potsdam für die Garde- maschinrngrwrhrabteilunz, an der Ostgrenze Ottelsburg und Culm, an der Westgrenzr Bitsch. Dir fünf bewilligte« ESkadronS Jäger zu Pferde werden in Posen garnifonieren. Die Benennung „ Jäger zu Pferde" bleibt trotz dieser Zusammenlegung unverändert.
Bremen, 30. März. DaS Reichsmarinramt übertrug der Akliengestllschast W.ftr den Bau von zwei kleinen Kreuzern der sogenannten Gazelleklaffe. Dir Schiffe find vorzugsweise für den ausländischen Dienst bestimmt. Tie erhalten nur ein Panzerdeck, da sie nicht bestimmt find, in dr» Kampf mit größeren Panzern einzugreife«, sondern der Schlachtflo te nur als Aufklärer dienen sollen. Ihre Bestückung besteht nur ouS Mittelartillerie, daS schwerste G schütz ist dis 10,5 ew-Dchnrllfeuerkasonr. Das Hauptgewicht ist auf die Schnelligkeit und ein großes Kohlen- füssungSvermögen gelegt, wodurch fie von den Kohlenstationen, die daS Deutsche Reich ja nur in sehr beschränkter Zahl besitzt, unabhängig werden.
Posen, 31. März. Die Strafkammer verurteilte den früheren Redakteur der polnischen Wochenschrift Prora, Alfons KaniewSki, wegen Aufreizung zu Grwaltthätigkeiten, begangen durch einen Artikel, in dem auSgesührt wurde, Preußen sei nur durch Hinterlist und Verrat groß geworden, zu zehn Monaten Gefängnis und zu den Kosten.
Metz, 30. März. Zur Mörchingsr Offizierstragödie, die vor dem hiesigen OberkttegSgericht erneut verhandelt wurde, wird folgendes gemeldet: Dem Vernehme» nach hat nicht nur der Angeklagte, sondern auch der Ge- richtshrrr, kommandierender General Graf Haeseler, gegen das erstinstanzliche Utteil, welche- bekanntlich auf 12 Jahre Zuchthaus und Ausstoßung auS dem Heere lautet, Berufung eingelegt, Graf Hässeler hält dies Urteil für zu milde und will Todesstrafe über den Angeklagten verhängt habe». Vor L-öffnung der Sitzung am L8. dS. wurde der Angeklagte hecringeführt. Oberleutnant Rüger ist ein schlanker, hochgewachsener Mann von jugendlichem Aussehen; er ist blond und trägt einen Schnurrbart. Sein Aussehen ist gedrückt. Unter den Zruzm befindet sich auch sein Bruder, der Oberstabsarzt Rüger vom Infanterieregiment Nr. 144, ein großer, kräftiger Mann.
Metz, 31. März. Rüger wurde zu sechs Jahren Zuchthaus und Ei-rferKuAg auS dem Heere vrrmtnlt.
Mannheim, 31. März. Der 6. deutsche HandlnngS- gehilfentag wird am 8. April hier abgehalten. Nach den
Kleine Chronik.
Seltenes Glück hatte Fabrikant K. in Friesenheim (A. Lahr). Er gewann in der Baden-Badener Pferdelotterie ein Pferd und in der Donaueschinger eine Einspännerchaise.
EineVeteranin der Krankenpflege von 1870/71. Mit militärischen Ehren begraben wurde in Saarlouis die Witwe Beaumont, ged. Maaß. Am 6. August 1870 hatte sich die jetzt Verstorbene aus eigenem Antri-b auf daS Spicherer Schlachtfeld begeben, um unter Lebensgefahr die deutschen Verwundeten zu pflegen. Daher schmückte ihre Brust daS Ber dienstkreuz für Frauen und Jungfrauen, die sich im Feld ausgezeichnet haben, and die Kriegsmedrille von 1870/71; so hat sie daS Begräbnis mit militärischen Ehren redlich verdient.
Abnormität. In der Pariser medizinischen Gesellschaft wurde eine Mißgeburt männlichen Geschlecht» vorgestellt, di« weder Arme noch Beine hat. Dieser Rampfmensch stammt auS dem asiatischen Rußland und ist daS 15. einer Familie von 16 Kindern.
Die neuen italienischen Briefmarken werden die biS- h-rige Wertscala beibehalten. Sie tragen daS Bild des König» Viktor Emanuel III im Profil, daS von reicher Blumenornamentik umrahmt ist. Der Wert wird unter dem Bilde de' König» mit einer deutlich geprägten Zahl angegeben. Die Briefmarken im Werte von 10 Cent werden hellgrün, von 20 Cent orangefarben, von 25 Cent türkisblau sein. Ende April »erden die ersten Marken in den Handel kommen.
DaS Land der Eisenbahnunfällr. Di« meisten Eisrnbahn- unfälle derWelt finden in Rußland statt. Statistisch ist erwiesen, daß durchschnittlich von ein:r Million Reisender dreißig Personen getötet oder verletzt werden.
Untreue Beamte. Nach dem plötzlich erfolgten Tode de» EhefSdrs Odeffaer Zollbezirks, des wirklichen StaatSrateS Iwanow, sind Unterschleise im Betrage von mehreren Millionen Rubel entdeckt worden. Zahlreiche Beamte wurden verhaftet. Segen dieselben ist eine gerichtliche Untersuchung eingeleitet.