ung für die neue Heereserweiterung den Betrag von 200 Millionen erheblich übersteigen dürfte.

Aus San Nemo wird derM.Z." gemeldet, daß der Kronprinz heute Vormittag mit dem Erbprinzen und der Ecbprinzessin von«Meiningen und dem Prinzen Heinrich im offenen Wagen über die dicht belebte Promenade und sodann den Berigoweg hinaufgesahren ist, auf dessen Höhe am Rondel er für einige Zeit aussticg. In einem zweiten Wagen folgten die Majors v. Lynker und v. Kessel und Dr. Howell. Das Wetter war mild und sonnig; das Aussehen des Kronprinzen war vortrefflich. Dis Störung in seinem Befinden kann jetzt als völlig gehoben betrachtet werden.

Straßburg, 18. Jan. Instrumentenmacher Karl Strsißguth ist gestern abend 8Ve Uhr auf dem Bahnhofe, als er von seiner Geschäsls- filiale in Ranzig zurückkehrte, verhaftet worden. Der verhaftete Kanzlist Diez war lautFrkf. Ztg." im betriebstechnischen Bureau der Reichseisen- bahncn angestellt. Er ist geständig, Mililärfahrpläne und ähnliche für den Fall einer Mobilmachung bereit gehaltene Aktenstücke gegen Geld an Frank­reich verraten zu haben. Diez, der ein geborener Rheinbayer ist, steht in den Fünfziger Jahren; vor dem Kriege hat er einige Jahre in Frankreich zugebracht, wo seine Kinder verheiratet sind. Die Ehefrau des Diez wurde ebenfalls verhaftet. Ferner wurde verhaftet unter dem Verdachte des Landes- Verrats der Sohn des Bierbrauers Wagner in Mutzig. Das Städtchen Mutzig liegt im Kreise Molsheim; vor dem Kriege befand sich daselbst eine Gswehrfabrik, die für den französischen Staat arbeitete. An verschiedenen anderen Orten des Elsaß haben, wie dieLandeszeitung" meldet, Haus­suchungen stattgefunden. In Mühlhausen ist dem Direktor der Gasfabrik, H. Naurice, ein Ausweisungsbefehl zugestellt worden. Der Ausgewiesene, der Nationalfranzose ist, hat zur Regelung seiner Geschäfte eine Aufenthalts­frist erhalten. Die Gasfabrik ist das Eigentum einer Pariser Gesellschaft, welcher vor einer Reihe von Jahren die Konzession bis zum Jahre 1905 gegeben worden ist.

Ein neuer italienisch-französischer Zwischenfall. Kaum zeigte sich in Folge der versöhnlichen Haltung der italienischen Regie- die Hoffnung auf eine baldige gütige Beilegung des Zwischenfalles von Florenz, so taucht ein neuer Konflikt auf, welcher nicht verfehlen wird, dem Haffe, den die französischen Blätter gegen Italien predigen, neue Nahrung zuzuführen. Wie nämlich aus Paris berichtet wird, sollte am Mittwoch nachmittag der französische DampferSt. Pierre" in Nizza in den dortigen Docks Korn abladen. Der Ausladeplatz war jedoch von italienischen Dampfern besetzt. Der Hafenkommandant befahl, daß dieselben abfahren sollten, aber sie weigerten sich und erklärten, sie hätten das Recht, noch einen Tag liegen zu bleiben. Der Hasenkommandant wollte hierauf an Bord steigen, aber ein italienischer Matrose hißte die italienische Flagge auf dem Gangbord auf. Der Hafenkommandant nahm infolge dessen ein Protokoll auf und berichtete an den italienischen Konsul. Die Pariser Blätter werden nicht säumen, aus diesem Vorfall Kapital zu schlagen. Was übrigens die von den französi­schen Blättern erhobene Behauptung betrifft, die Konsuln sämtlicher Mächte in Florenz hätten gegen das Verfahren Italiens Protest eingelegt, so trit diesem mit gewohntem Applomb betriebenen Schwindel die offiziöseRifocma" entgegen, indem sie jene Behauptung für unwahr erklärt. Frkf. I.

Afrika.

Aus Suakin wird berichtet: Am Morgen des 17. Jan. vor Sonnenaufgang griff die den Engländern verbündete ägyptische Streitmacht, im Ganzen etwa 500 Mann, das Lager Osman Digma's bei Handub an, überrumpelte dieRebellen" und nahm von dem Lager nebst den darin be­findlichen Kriegsvorräten Besitz. Der englische Oberst Kitchtner wartete mit seinem berittenen Korps einige Kilometer im Rücken der Angreifer das Er­gebnis des Kampfes ab, in der Hoffnung, den Osman Digma fangen zu können, falls der Ueberfall gelingen sollte. Als nun aber die Angreifer die Geschlagenen verfolgten, nahm eine andere Schar Rebellen, welche mit Mu-

Jm Gegenteil, Fräulein Elfe, Sie haben mir einen großen Genuß gewährt. ^ Darf ich Sie nun bitten, mir einige Lieder zu begleiten?"

Ich würde das nicht wagen, Herr Doktor."

Ich bitte darum, mein Fräulein?"

Es thut mir leid, Ihre Bitte abschlagen zu müssen."

Die Tante hatte versucht, sich in's Mittel zu legen, doch Else war standhaft geblieben und der Doktor, nicht an Widerspruch gewöhnt, war an seinen Platz zu- rückgckehrt und hatte sich bald wieder in eine Unterhaltung mit der alten Dame vertieft.

Er hatte wohl bemerkt, daß das junge Mädchen erwartet hatte, er werde mehr in sie dringen; doch das zu thun, erlaubte ihm seine Würde nicht.

Am folgenden Tage hatte er sie jedoch wieder aufgefordert, und wieder eine abschlägige Antwort erhalten.

Ich könnte es nicht wagen, Herr Doktor, Sie werden sich eine ältere Dame aussuchen müssen."

Ach, das war's! Diejunge Dame" hatte sie beleidigt. Das war eine Entdeckung für den Doktor. Er hatte fast gefürchtet, sich hier auf dem Lanve bei der alten Tante zu langweilen, aber jetzt konnte er sich ja amüsieren. Und er that es redlich. Bei jeder Gelegenheit behandelte er die arme Else als Kind, und diese haßte ihn daher bitter.

Und dennoch interessierte ihn der kleine Trotzkopf, und immer und immer wieder suchte er sie zu bewegen, mit ihm zu musizieren. Doch stets umsonst.

Und heute hatte sie ihm Bewunderung eingeflößt, als sie ihm so ruhig ins Gesicht sagte, daß sie ihn hasse, es war ihm ja gleichgiltig, welche Gefühle sie für ihn hegte, ja gewiß es war ihm gleichgültig. Aber merkwürdig! Während seines ganzen Spazierganges verfolgten in die blitzenden Augen, und immer wieder klangen die Worte in sein Ohr:Ja Herr Doktor, ich hasse Sie!"

Bei seiner Rückkehr fand er die Damen schon am Theetisch seiner harrend.

Gustav, hier ist ein Brief für Dich", rief ihm die Tante entgegen.

Der Doktor nahm ihn.Ach, aus der Residenz, den habe ich schon lange er­wartet!" Rasch erbrach er das Schreiben und las einige Zeilen.

nition reichlich versehen war, im Rücken der Sieger das Lager der Aegypter ein, infolge dessen letztere zum Rückzuge gezwungen wurden und Oberst Kitchtner mit seinen Berittenen den Rückzug der Bundesgenossen decken mußte. Bei dieser Gelegenheit wurde Kitchtner durch einen Schuß in den rechten Kinn­backen verwundet, während eine Kugel den Major M'Murdo am Knie traf. Die Wunden sollen nicht gefährlich sein. Osman Digma entfloh auf einem Kameel nach den ersten Schüssen.

Wages-WeirigkeiLen.

Calw, 23. Jan. Um der hiesigen Kleinkinderschule eine pekuniäre Unterstützung zukommen zu lassen, haben sich mehrere Musikoerständige ver­einigt, zu diesem Zwecke ein Konzert zu veranstalten. Dasselbe findet am nächsten Donnerstag abend im Drei ß'schen Saale hier statt und wird das Programm im nächsten Blatt bekannt gegeben werden.

In der Nacht vom Samstag auf Sonntag brach in Stammheim Feuer aus, das den Dachstock eines von 3 Familien bewohnten Hauses verzehrte, während das noch stehen gebliebene durch Wasser stark beschädigt wurde. Der energischen Thätigkeit der Stammheimer Feuerwehr ist es zu verdanken, daß die anstoßenden Gebäude, die sehr bedroht waren, vom Feuer verschont blieben. Von den 3 Familien ist eine nicht versichert.

(Amtliches.) Im Vollmachtsnamen Seiner Majestät des Königs haben Seine Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm am 2. Januar 1888 die erledigte evangelische Helferstelle in Calw dem Stadtvikar Hermann Eytel in Stuttgart gnädigst übertragen.

Stuttgart, 21. Jan. (Landgericht.) Gestern vormittag standen Friedrich Leipold von Feuerbach, dessen Ehefrau Johanna und sein Sohn Emil, letzterer noch nicht 18 Jahre alt, vor der Strafkammer. Bei den­selben wohnte seit Oktober v. I. ein Schuhmacher, der zu Martini, als er die Miete bezahlen wollte, auch sein Guthaben für gelieferte Schusterarbeit in Abrechnung zu bringen versuchte. Die Rechnung machte 7 80 H, aber

der Hausbesitzer wollte nichts davon wissen, dagegen erschienen am 15. Nov. die 3 Angekl. nach einander teils in, teils vor der Wohnsitze des Schuh­machers und verlangten von ihm, daß er die Wohnung räume. Emil Lei- pold hob die Küchenthüre des Schuhmachers aus und trug sie auf die Straße hinunter. Vater und Sohn hoben dann noch vier Fenster aus, so daß die Wohnung bis abends bei Kälte, Regen und Schnee offen stand. Wegen Hausfriedensbruch wurde der Vater zu 10, der Sohn zu 4 Tagen Gefäng­nis verurteilt, die Mutter wurde fceigesprochen.

Neckarsulm, 19. Jan. Falsche 20-Markscheine kursieren nach der N.-Ztg." zurzeit im Bezirk. Ein Bauer aus Tiefenbach wollte am letzten Sonntag bei Kaufmann Leitz in Gundelsheim mit einem 20-Markscheine seine Rechnung begleichen, erhielt denselben aber sofort mit dem Bemerken, daß der Schein unecht sei, wieder zurück. Der Schein, welchen der Bauer von einem Schweinehändler, ohne Bedenken, daß derselbe falsch sei, an Zahlungs­statt in Empfang genommen, ist nicht so fein anfühlbar als die echten, die Farbe ist schwärzer, der Reichsadler ist schwarz statt dunkelgrün, die Schrift nicht so deutlich, die Worte Zwanzig Mark nebst Nr. 581927 und die linken Münzzeichen mit Adler sind ausfallend hellrot gedruckt, auch ist der Schein um 2 Millimeter höher als die echten.

Seitin gen, 17. Jan. Wißbegierde ist eine nette Eigenschaft, sagt derH. B.", nur muß man bei Befriedigung derselben auch hübsch vorsichtig sein, wie zu seinem Schaden ein ehrsamer Bürgersmann dahier erfahren. Genannter hätte gerne gewußt, wie ein sogenanntes Trogschloß beschaffen ist; um sich hierüber die gewünschte Aufklärung zu verschaffen, zündete er sich ein Licht an und stieg mit demselben kühn hinein in den Trog; langsam läßt er den Deckel abwärts gehen, da o Schmerz! löscht das Licht aus, der Deckel schlägt zu und der Arme sitzt in der eigenen Falle gefangen rings von düsterer Nacht umgeben! Glücklicherweise lief das Abenteuer

Wirklich!" rief er aus,das ist über meine Erwartung. Ich bewarb mich um eine Stelle in der Hauptstadt und nun wird mir eine solche am dortigen Gym­nasium angeboten."

Und Du nimmst sie an?"

Gewiß Tante."

So weit fort?"

Aber es war nicht die Rätin, die die letzten Worte gesprochen. Erstaunt blickte sie auf Else, die tief errötend sich über ihre Arbeit neigte. Was hatte sie nur gedacht, sich diese Worte entschlüpfen zu lassen!"

Der Doktor war aufgesprungen.

Elle, was liegt Ihnen daran, ob es weit fort ist, Sie hassen mich ja!"

Sie blickte auf, sie wollte es bestätigen, aber die Stimme versagte ihr.

Else" fuhr er fort,wiederholen Sie es, daß Sie mich hassen, wiederholen Sie es, ich will es hören!"

Er war ganz nahe an sie herangetreten und sah sie fast herausfordernd an. Da regte sich der alte Trotz in dem jungen Mädchen.

Sie wollen es hören? Gut, Herr Doktor, Sie sollen es hören! Ich hasse Sie!"

Ach! Weshab bedauem Sie es dann, daß ich so weit fort will?"

Bedauern? Ich freue mich ja darüber, freue mich von ganzem Herzen, daß Sie in die Residenz gehen; denn von dort werden Sie wohl nicht so bald zu den Ferien zurückkommen."

So, so! Also Freude soll das ausdrücken? Nun, es klang fast wie Bedauern; doch man kann sich ja irren. Es thut mir nur leid, Fräulein Else, daß ich Ihnen die Freude verderben muß. Die Stelle ist nicht augenblicklich, sondern erst nach den Herbstferien anzutreten, und da es mir hier so gut gefallen hat, so möchte ich wohl wenn Tante es erlaubt diese vierzehn Tage wieder hier zubringen; namentlich aus dem von Ihnen angeführten Grunde: da ich ja später wohl nicht so bald hierher zurückkommen werde. Darf ich, Tante?"

(Schluß folgt.)