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noch gut ab, obwohl niemand im Hause sich befand, den Gefangenen zu befreien; mit aller Macht stemmte sich dieser gegen die Wände seines Arrests und nach manchem Schweißtropfen, hervorgetrieben teils durch die Todesangst, teils durch die große Anstrengung, gelang es ihm, den Kasten auseinander zu drücken und das goldene Licht des Tages wieder zu schauen, worüber der Befreite selbstverständlich nicht wenig erfreut war und wozu ihm auch unser Glückwunsch hiemit ausgesprochen seil
Ellwangen, 19. Jan. Dieser Tage ereignete sich in Pfahlheim, wie die „Jagst-Zeitung" meldet, folgender Unfall. In der baufälligen Scheuer des Grünbaumwirts Wohlfromm war man mit Dreschen mittels einer Dreschmaschine beschäftigt, als Vorübergehende die Arbeiter darauf aufmerksam machten, daß das Gebäude mit Einsturz drohe. Kaum gesagt, ging dasselbe auch schon aus den Fugen und mit knapper Not konnten die darin Beschäftigten ins Freie eilen, als auch schon die Scheuer krachend in sich zusammenstürzte, eine mächtige Staubwolke aufwirbelnd. Von dem Sturz wurden zwei Stück Vieh getötet, mehrere andere stark beschädigt. Die Feuerwehr rückte zur Hilfeleistung aus.
Kirchheim am Ries, 18. Jan. Die Oekonomiegebäude des ehemaligen hiesigen Kloster der Cisterzienser-Nonnen sind jetzt als Bierbrauerei der hiesigen Staatsdomäne eingerichtet. Hier ereignete sich gestern ein großes Unglück. Die Frau des Brauereigehilfen verließ auf kurze Zeit ihr Wohnzimmer, um Brot zu holen. Als sie zurückkam und die Thür öffnete, drang ihr ein starker Rauch entgegen. Ihre beiden Kinder, ein Mädchen von 1 Vs Jahren und ein Knäbchen von 3 Monaten, fand sie in ihren Bettchen erstickt. Eine mit Holz gefüllte Kiste neben dem Ofen w^r verbrannt. Das Feuer wurde gelöscht, ehe das Gebäude ergriffen wurde.
Ulm, 18. Jan. Als eine Mahnung zur Vorsicht möge nachstehender Unfall Erwähnung finden. Dieser Tage machte sich, wie der „Schw. B." schreibt, in einer hiesigen Brauerei ein 20 Jahre alter Mälzer an der in Bewegung befindlichen Gerstenputzmühle zu schaffen, um das Räderwerk zu ölen. Während er nach einem Schmierloch sah, erfaßte ihn der Transmissionsriemen an der Blouse und zerrte ihn gegen den Cylinder der Putzmühle. Bei dem Versuche, sich frei zu machen, brachte der vom Riemen Ergriffene die linke Hand in das konische Getriebe der Putzmühle. Auf sein Geschrei kamen einige Mitarbeiter zu Hilfe. Dieselben trafen den Unglücklichen nahezu entkleidet vor dem Cylinder stehen; die Transmission hatte ihm fast sämtliche Kleider vom Leibe gerissen. An der in dem Triebwerk steckenden Hand waren zwei Finger zermalmt und die übrigen Teile derselben so zerquetscht, daß die Aerzte dem alsbald ins städtische Krankenhaus verbrachten jungen Mann die Hand abnehmen mußten.
Karlsruhe, 19. Jan. Gestern vormittag wurde an einer Frau in der Wielandstraße hier ein äußerst frecher Raub verübt. Ein Mann, der in ihre Wohnung eindrang, bedrohte sie zunächst mit einem Stellmeffer, wenn sie ihm ihr Geld nicht gebe, betäubte sodann die Frau und deren Hund durch rasches Vorhalten eines wahrscheinlich mit Chloroform oder einem ähnlichen Stoffe getränkten Tuches, schnitt ihr den Zopf ab und nahm den Inhalt ihres Geldtäschchen. Der Angreifer wird folgendermaßen beschrieben: 36—40 Jahre alt, 1,70—1,71 Meter groß, mager, bartlos. Kleidung: hellgrauer Sackanzug, ohne Ueberzieher, Plüschmütze. Trug Uhrkette mit 20.-Pf.-Stücken, schwarze Ledertasche in Quartform. Besitzt Stellmesser, wahrscheinlich Fläschchen mit Chloroform oder dergl., spricht den Dialekt von Karlsruhe und Umgebung, hat das Aussehen eines Kolporteurs oder dergl. Der großh. Staatsanwalt bittet in einer öffentlichen Aufforderung dringend um schleunigste Mitteilung aller Anhaltspunkte, die zur Ermittelung der Person des Thäters führen können, und um sofortige Bewirkung der Festnahme desselben.
Der kunäwirtksckiaftkicke Consumverein,
der am 27. Dez. v. I. in der Plenarversammlung des landwirthschaftlichen Bezirksvereins gegründet worden, erfreut sich einer von Tag zu Tag wach, senden Betheiligung, und mit Recht. „Vereinte Kraft macht stark" ist ein Grundsatz, der sich zu allen Zeiten in allen möglichen Verhältnissen des Lebens bewährt hat, der aber erst in dem letzten Jahrzehnt in den landwirthschaftlichen Kreisen in der jetzt vorliegenden Form der Consumvereine zu
einer Anerkennung und Durchführung gekommen ist, die einen ganz überraschenden Umfang angenommen hat. Nach den Vorgängen in Hessen, dem eigentlichen Heimathlande der Consumvereine, hat Baden den Gedanken praktisch aufgefaßt und es bestehen jetzt dort in mehr als 200 Gemeinden derartige Vereine zum Nutzen und Frommen aller Betheiligten. Und was wollen denn diese Vereine, die sich seit einigen Jahren auch in Württemberg, vorerst freilich noch vereinzelt, eine Stätte gesucht und gefunden haben? Die Antwort auf diese Frage gibt der erste § der jetzt im ganzen Bezirke ver- breiteten Statuten des landw. Consumvereins Calw: Zweck des Vereins ist
1) gemeinsame billigste Beschaffung von Bedürfnissen der Haus- und Landwirthschaft in bester Qualität,
, 2) gemeinschaftlicher Verkauf von Produkten des landwirthschaftlichen
Betriebs,
3) Schutz der Mitglieder gegen Uebervortheilung.
Dieß sind in der That Vortheile genug, um jeden Zweifel an der Noth- wendigkeit und dem großen Werthe der Consumvereine für die Landwirthe auf einmal zu beseitigen. Freilich haben diese Vereine auch ihre Gegner, dieß sind aber nur Gegner aus Interesse, nemlich die Düngerfabriken und die Händler, denen natürlich mancher bisher bezogene Nutzen entgeht. Während der einzelne Landwirth nemlich, wenn er z. B. künstlichen Dünger oder Samen irgend einer Art bezieht, dem Fabrikanten oder Kaufmann den festen Preis bezahlen muß, wie er in der Preisliste steht, gelingt es den Consumvereinen dadurch, daß sie die großen leistungsfähigen Fabriken zur Concurrenz aufrufen, Preise zu erzielen, wie sie der Einzelne niemals genießen würde, wovurch den Mitgliedern der Vereine natürlich viele Tausende erspart bleiben. Am allerschlimmsten ist der einzelne Landwirth, der sich vielleicht durch das Eintrittsgeld von 1 abhalten läßt, dem Consum- verein beizutreten, dann daran, wenn er sich von einem hausierenden Händler, der ihm auf jede Art, natürlich durch lauter unwahre Behauptungen Mißtrauen und Abneigung gegen den Consumverein einzuflößen bemüht ist, künstlichen Dünger aufreden läßt, der natürlich schon wegen des vom Hausirer für sich selbst gemachten Aufschlags um viele Prozente theurer ist, als der vom Consumverein seinen Mitgliedern gebotene Dünger, bei einer Untersuchung auf seinen Gehalt aber ohne Zweifel als viel minderwerthiger und darum auch aus diesem Grunde als viel zu theuer sich erweisen würde. Denn eben darin liegt der weitere große, nicht hoch genug anzuschlagende Vortheil der Consumvereine, daß sie nur Maaren der bestmöglichen Qualität unter ihre Mitglieder bringen, indem sie mit den Lieferanten präzise Verträge über den Preis und die Qualität der zu liefernden Düngersorten abschließen, diese durch die Versuchsstation in Hohenheim untersuchen lassen und bei geringerem, als dem garantirtkn Gehalt die von der Versuchsstation festgestellten Abzüge machen. Wer aber als Einzelner seinen Bedarf da oder dorther bezieht, steht, da er in den seltensten Fällen in der vorgeschriebenen Weise dazu kommt, seinen gekauften Dünger untersuchen zu lassen, dem Lieferanten meistens schutzlos gegenüber.
Diese Ausführungen sollten genügen, um den landw. Consumverein zum populärsten Verein in den landwirthschaftlichen Kreisen zu machen und ist gewiß gerade jetzt, da die Verträge mit den Lieferanten meist schon abgeschlossen sind, die Mahnung an alle Landwirthe des Bezirks berechtigt: „Tretet dem Consumverein bei!"
Gemeinnütziges. Die rationellste Behandlung der Schuhe und Stiefel ist es, wenn solche wöchentlich 1 bis 2mal mit „Schuhfett Marke Büffelhaut" eingefettet werden. Zu diesem Zweck reinigt man abends das Leder mit einem feuchten Schwamm oder Lappen, trocknet es mit einem Tuche ab und reibt dann sofort mit einem Bürstchen wenig Fett gleichmäßig ein. Wer die Stiefel matt will, braucht am andern Morgen nur mit einer trockenen Bürste einigemal darüber zu fahren; wer sie glänzend liebt, lasse die Wichse etwas dicker nehmen, als wenn schon eine Wichseschicht darauf liegt. Wasserdichte, stets weiche Stiefel, auch große Ersparnis am Schuhzeug sind das Resultat solch rationeller Behandlung der Fußbekleidung. Das echte „Schuhfett Marke Büffelhaut" ist nicht offen, sondern nur in Blechbüchsen zu haben, deren Deckel mit der Schutzmarke „Büffelhaut" bedruckt sind. Hieraus ist wegen der vielen minderwertigen Nachahmungen wohl zu achten. Die Verkaufsstellen des Bezirks werden in nächster Zeit bekannt gemacht. Ln-§r»8 zu beziehen von Gustav Harfner in Stuttgart.
Amtliche Skkllnntmachllngen.
Martinsmoos.
Wirtschafts-, Ziegelei- und GSter-
Berkauf.
Aus der Verlaffenschaftsmasse des Johannes Klink, Zieglers und Sonnenwirts dahier, kommen am
Donnerstag, den 2. Jebruar 1888, vormittags 11 Uhr, in dem Rathaus zu Martinsmoos erstmals im öffentlichen Aufstreich zum Verkauf:
Ein 2stock. Wohnhaus, die Wirtschaft z. „Sonne" mit dinglicher Wirtschaftsgerechtigkeit und 2 gewölbten Kellern,
,Eine 2stock. Scheuer mit Stallungen,
Eine Istock. Ziegelhütte mit Wasch- und Backhütte,
4 b» 89 a 78 qm in der Nähe dieser Gebäulichkeiten gelegene Gärten, Aecker und Wiesen,
alles zusammen taxiert zu 16,300 1 bü 47 s 08 qm Nadelwald auf der Markung Hornberg,
taxiert zu 1650 olL
Der jeweilige Eigentümer dieses seither mit bestem Erfolg betriebenen Ziegeleianwesens hat das Recht, aus dem auf der Markung Martinsmoos
gelegenen Gemeindewald Moos im Meßgehalt von 166 k» Lehm für sich zu beziehen, gegen die Verpflichtung, den Bürgern dieser Gemeinde zu ihrem Bedarf Ziegel, Backsteine und Kalk zu einem zum Voraus festgesetzten, sich nach den sonst üblichen Preisen richtenden und diesen wenig nachstehenden Anschlag abzugeben.
Dem Käufer des Anwesens ist Gelegenheit gegeben, einen größeren Vorrat halb- und ungebrannter Ziegelwaren und ca. 10,000 St. Ziegelbretter käuflich zu erwerben.
Teinach, den 21. Januar 1888. K. Amtsnotariat.
Schmid.
Revier Stammheim.
Auh- und Arenrchokzverkauf
Diens« nag, den 31. sJanuar, vormittags 10 Uhr, auf der Station Teinach aus Kentheimerberg, Hirschbach, Baiersbach, Glattsteig, Dickemerschlößle und vom Scheidholz:
7 Eichen mit 5 Fm., 1 Rm. Navel- holzspälter, 4 Rm. eichenes, 72 buchenes, 7 aspenes und birkenes, 323 Nadelholzbrennholz; 230 eichene und aspene, 950 buchene, 200 Nadelholzwellen geb., ferner ungebundene, zum Teil Streureis, ca. 5000 Wellen.
Günstige Abfuhr nach Calw und Wildberg.
Zusammenkunft zum Vorzeigen vormittags 8 Uhr für Calw bei der Waldbrücke, für Wildberg beim Dickemerhof.