Hricheim

1 'coliiag, Mittwoch, Donnerstag und. Samstag.

Auflage 1950 Preis vierteljährl. hier mit Trägerlohn 90 im Bezirl 1 außerhalb d. Bezirks 1 ^ 20 ^/. MonatsabonnementS nach Verhältnis.

Der GchlMtkk

Amts- und Anzeige-Natt s8r den Oberamts-Bezirk Nagotd.

74. Jahrgang.

Insertion?-Gebühr f. d. einspaltige Z. .le aus gewöhn!. Schrift oder deren Baum br, einmalig. Einrückung 9 bet mehrmalig, je 6

Gratisbeilagen: DaS Plauderftübchen und

Schwäb. Landwirt.

Amtliches.

Die K. Ortsschulirrspektorate

werden ersucht, die Militärlisten bis 25. ds. Mts. hieher eivzusenden. Auch haben dieselben am 2. Dez. hieher zu berichten (event. Fehlbericht zu erstatten), wie viele Lehrer an dem Zählgeschäft bei der Volkszählung beteiligt waren. Altensteig-Dorf, 14. Nov. 1900.

K. Bezirksschulinspektorat: Schott.

ZUM Erntedankfest. --4-

Erntezeit ist Freudenzeit. Am Erntedankfest soll Freude die Grundstimmung einer christlichen Gemeinde sein und besonders in einem Jahre, das durch Gottes Segen und Güte ein so fruchtbares geworden ist. Wie viele bange Sorgen hat die reiche Ernte von Tausenden genommen; fie hat aber auch vor allem wieder den wankend gewordenen Mut und die Arbeitssreudigkeit des Landmannes aufgerichtet und mit neuen Hoffnungen ihn erfüllt. Und der Segen, der dem einen Stande unseres Volkes zu teil geworden, wird auch für viele andere Mitchristen zu einer Quelle des Glücks und der Zufriedenheit werden.

So haben wir alle, groß und klein, Veranlassung, am Erntefest unsere Herzen zu erheben. Und dos ist das Zeichen eines Christen, eines wahrhaft frommen Menschen, daß ihm alles Anlaß wird, sein Auge nach oben zu erheben: der reiche Segen so gut wie der geringe. Aus allem entnimmt er den Fingerzeig, daß die Natur nicht für ihn die Schöpferin sein soll, wie vielen in unserer materialistischen Zeit dünkt, sondern daß ihr allein durch di« göttliche Macht das Leben eingehaucht wird. Es waltet überall ein heiliger Wille, nicht blindem Zufall dient die Welt. Der Christ bleibt nicht auf halbem Wege stehen, bleibt nicht in den natürlichen Dingen stecken, weder in guten noch in bösen Tagen, sondern ruht nicht eher, als bis er sich hindurchgerungen hat zum Herzen des himmlischen Vaters. Gott zu danken für den Segen der Natur im letzten Jahre u. ihm vor allem zu danken dafür, daß die Natur nur ein Mittel ist in seiner Hand zu viel höheren Zwecken, die er mit uns vorhat das ist der Zweck des Erntedankfestes!

Der deutsch-amerikanische Handel.

Mac Kinley, der wiedergewählte Präsident der Ver­einigten Staaten von Nordamerika, hat sich immer als ein eifriger Anhänger des Schutzzollsystems gezeigt, und seit seiner Amtsthätigkeit, wie zumal auch in der Zeit vor seiner Präsidentschaft, hat er wiederholt Schutzzolltarife dem ame­rikanischen Kongresse unterbreitet, die geeignet waren, den europäischen Handel mit Nordamerika schwer zu schädigen. Das Ideal der goldgierigen Nordamerikaner in Bezug auf ihre Handelspolitik besteht offenbar darin, möglichst wenig fremde Ware nach Amerika hereinzulaffen, dafür aber alle anderen Länder mit amerikanischer Ware zu überschwemmen. Mit dieser Art Beutepolitik werden nun aber die Amerikaner auf die Dauer kein Glück haben, da verschiedene europäische Staaten, zumal auch Deutschland, den Plan haben, auch die Einfuhr amerikanischer Handelsartikel durch höhere Zölle zu erschweren. Die Vereinigten Staaten von Nordamerika werden daher wohl auch eine gewisse Mäßigung in ihrer Hochschutzzollpolitik eintreten kaffen müssen, wenn sie ihren Handel auf der Höhe erhalten wollen.

Im deutsch-amerikanischen Handel müssen uns nun am meisten die Handelsumsätze der letzten zehn Jahre interessieren, weil wir daraus am besten ersehen können, wie unsere Handelspolitik gegenüber Nordamerika zu gestalten ist. Es betrug nach Dollars berechnet in diesem Zeitraum Nord­amerikas

Einfuhr aus

Ausfuhr nach

Deutschland

Deutschland

1889

81.742,546

68.001,594

1890

98,837,683

85,533,312

1891

97,316.383

92,795,456

1892

82.907,553

106.521,553

1893

86,210,203

83,578,983

1894

69.387,905

92,357,163

1898

81,014,065

92,052,753

1896

94,240.833

97,897.197

1897

111,210,614

125,246,088

1898

69,697,378

155,039,972

1899

84,242,745

165,772,279

Neuerdings blieb die deutsche Ausfuhr nach Nord­amerika steigend. Im EtatSjahr 1899/1900 betrug allein der Export des Generalkonsulatsbezirks Berlin 57.174.563 Dollars (gegen das Vorjahr mehr 8,203,461 Doll.) und im dritten Quartal 1900 bezifferte sich trotz der Vorbe­reitungen für die Wahlen die Erhöhung für ganz Deutsch­land auf l'/i Mill. Doll. Insgesamt ergab der Waren- verkehr zwischen den Vereinigten Staaten und Deutschland für das Jahr 1899 einen Urberschuß zu Gunsten der Ver-

Nagol-, Samstag -ru 17. November

einigten Staaten von 71,529,496 Doll, gegen einen solchen

von 85,342,594 Doll, in 1898, 14.035.474 Doll, in 1897 und 3,656,364 Doll, in 1896.

Während der Zeit 1889/1899 zeigte nur in drei Jahren der Handelsverkehr mit Deutschland eine Bilanz zu Un­gunsten der Union. Im Ganzen hat Amerika während der zehn Jahre für ca. 200 Mill. Doll, mehr Waren nach Deutschland geliefert, als von dort bezogen. Hieraus ist zu ersehen, welch großes Interesse gerade die Vereinigten Staaten an einem ungestörten Güteraustausch mit Deutsch­land haben, wobei insbesondere zu berücksichtigen ist, daß der Fabrikatexport der Union für 1899 mit 380,3 Mill. Doll, den vorjährigen um 72.8 Mill. Doll, überstiegen hat. Deutscherseits ist den Vereinigten Staaten gegenüber seit 70 Jahren die Meistbegünstigung praktisch grübt worden.

Deutscher Reichstag.

Berlin, IS. Nov. Eingegangen ist die Interpellation der Sozialdemokratie über die 12,000 Mark-Angelegenheit.

Bei Erledigung der Tagesordnung :WahldeSPräsidiumS und der Schriftführer findet Zettelwahl statt unter Namens­aufruf. Abgegeben werden 294 Stimmen, darunter 26 weiße. Die giltigen 268 fielen auf Graf Ballestrem. (Bravo-Rufe.)

Graf Ballestrem erklärt, die Wahl annehmen zu wollen und nimmt den Präfidentensitz wieder ein.

Hages-MeuigLeiten.

A«s Stadt und Land.

Nagold, 16. November.

Militär-GenesungSheim. Am 1. April 1901 soll das durch Umbau des früheren Kurhauses Waldrck erstellte Militär-Genesungshrim des württ. ArmeecorpS seiner Bestimmung übergeben werden. Ursprünglich war die Be­endigung der Bau- und Einrichtungsarbeiten auf 1. Dez. vorgesehen, aber die Einhaltung dieses Termins erscheint heute unmöglich und wird die gänzliche Fertigstellung wahr­scheinlich erst Mitte Dezember sich vollziehen. Gegenwärtig ist man mit der Regelung des Abwassers der Anstalt und der Entwässerung des gegen den Bahndamm hin in einer Länge von 100 m und einer Breite von 60 m sich erhebenden Exerzierplatzes beschäftigt. Für das Abwasser wird eine Kläranlage mit Röhrenleitung verwendet, die unterhalb der städtischen Brunnrnstube im Kreuzerthal in den offenen Wassergraben ausmündet. Zur Auffrischung des Abwassers wird der Ablauf der Waldquelle Jakobsbrunnen verwendet. Auch die Entwässerung geschieht mittels Drainage. Im Nebengebäude Hot bereits ein Feldwebel, der zum Haus- vermalter bestellt ist, seine Wohnung bezogen. Weiter be­finden sich in diesem Gebäude noch Räume für 56 Mann. Eine ganz erhebliche Erweiterung hat das ehemalige Kur- Haus durch «inen umfangreichen Anbau und Aussetzen eines weiteren Stockwerks erfahren. Ueber den Oekonomieräum- lichkeiten befinden sich in diesem Neubau rin luftiger Tchlaf- saal mit anstoßender Veranda sowie ein Tagesraum zum Aufenthalt der Mannschaften, zur Abhaltung von In- struktionsstunden u. s. w. Im alten erweiterten Bau find neben zahlreichen Krankenzimmern die Räumlichkeiten für den Arzt und den Offizier eingerichtet. In dem Türmchen über dem Dach des Hauptgebäudes wird nächster Tage durch Uhrmacher Günther von hier «ine Turmuhr mit Schlagwerk eingesetzt. Es können in dem unter Leitung des Bauführers Schneider vom Garnisovsbauamt Ludwigsburg erstellten Genesungsheim bis zu 60 Mann untergebracht werden. Unsere Stadt tritt dann in dis Reihe der württ. Garnisons- orte, allerdings mit einer nicht kriegstüchtigen Besatzung.

Unglücksfall. Auf schreckliche Weise verlor heute vor­mittag auf dem Calwer Bahnhof ein jüngeres Mädchen das Leben. Als der 7 Uhr 34 Min. abgehende Zug bereits in starkem Lauf sich befand, versuchte ein Mädchen trotz der Warnungsruse der Umstehenden in den zweitletzten Wagen einzusteigen. Sie kam jedoch zu Fall und geriet unter die Räder, wobei sie gräßlich verstümmelt wurde; der Tod erlöste sie alsbald. Nach der bei ihr Vorgefundenen Fahrkarte war Nagold ihr Reiseziel; sie stand bei Apotheker Wieland in Calw in Dienst und war von Unterjettingen gebürtig, wo fie nachmittags einem Leichen­begängnis anwohnrn wollte.

Viehseuchen. Aus der amtlichen Nachweisung über die Viehseuchen im Deutschen Reich am 31. Okt. ds. Js. geht hervor, daß in Württemberg zu diesem Zeit­punkt weder die Schweineseuche noch die Schweinepest herrschte. Dagegen hatte die Maul- und Klauenseuche ins­besondere den Donoukreis schwer heimgesucht; die Krank­heit verteilte sich auf 6 Oberämter, 18 Gemeinden und 109 Gehöfte. Zunächst kam sodann der Schwarzwald, kreis mit 4 Oberämtern, 7 Gemeinden und 12 Gehöfte. Im Neckar- bezw. Jagstkreis waren 2bezw. 3 Oberämter,

MS.

2 bezw. 3 Gemeinden und 4 bezw. 3 Gehöfte von den Seuchen betroffen.

Vom Tage. Am Güterschuppen auf dem Bahnhof wird demnächst ein zweites BerladegeleiS an die dortige Rampe gelegt. Das Geleis ist bereits auf Eisenfchwellen montiert. ^ -

^ Walddors, 15. Nov. Die schon lange die Gemüter in Atem haltende Wasserleitungsfrage ist jetzt entschieden; nachdem zwei Jahre verflossen find seitdem sie in Behandlung genommen wurde. Es giebt allerdings jetzt noch Gegner dieser wohlthätigen Einrichtung; glück- licherweise ist man aber auf dem Rathauswafferfreund- lich" gestimmt geworden. In einer Sitzung der bürger­lichen Kollegien wurde beschlossen, die Entscheidung der Angelegenheit in die Hand der Bürger selbst zu legen und unter diesen eine Abstimmung vornehmen zu lassen. In einer Versammlung legte der Ortsvorsteher die finanziellen Verhältnisse des Orts klar und schilderte dieselben als durchaus nicht ungünstig. SchulhauS- und Straßenbau« schuldrn, die über 45,000 ^ ausmachten, sind in einer Zeit von 5 Jahren aus 1600 reduziert worden. Durch Bau einer Wasserleitung, führte der Ortsvorstrher aus, werden die örtlichen Finanzen daher in picht übermäßiger Weise in Anspruch genommen. Es wurde dem auch, nach­dem sich kein Gegner zum Wort gemeldet, die Erstellung einer Wasserleitung beschlossen. Ob ein Anschluß an Egenhausen oder an die Schwarzwaldwafferversorgungs- gruppe am vorteilhaftesten ist, muß noch untersucht werden. Möge die Arbeit bald in Angriff genommen werden können, damit im nächsten Spätjahr die Leitung in Betrieb kommt.

Stuttgart, 15. Nov. Ministerpräsident und Staats^ minister a. D. Freiherr v. Mittnacht ist vom Gemeinde­rat zum Ehrenbürger der Stadt Stuttgart gewählt worden.

Untermusbach, OA. Freudevstadt, 15. Nov. (Korr.) Der von hier gebürtige Musketier Nußk.ern, der als Frei­williger bei der 8. Kompagnie des 3 ostafiatischen Inf.- Reg. stand, ist gestorben.

Heilbronn. 15. Nov. Die Rathaustreppenfrage ist nun endlich gelöst, nachdem der renitende BürgerauS- schuß so einsichtsvoll war, nochmals dem gesamten Kostsn- voranschlag für den Rathausneubau, der von ihm nach­träglich beanstandet worden war, seine Sanktion erteilt hat. Er mußte aber zuvor durch die Erklärung beruhigt werden, daß künftig alle städtischen Arbeiten nur an an­sässige Geschäftsleute vergeben werden.

Laudtagswahlev.

Oberroth, 14. Nov. Schultheiß Weller-Oberroth (Kandidat des Bauernbundes) hat seine angenommene Kan- didatur für den Bezirk Gaildorf abgelehnt.

Als Kandidaten wurden ferner ausgestellt: Göppingen: christl. Grwerkschaftssekrelär Neumayer aus Stuttgart. Heidenheim: Kommerzienrat Albert Hartmann, Böb­lingen: Traubenwirt Breitling, (kons.), Vaihingen a. E.: Redakteur Körner aus Stuttgart (B. d. L.)

Nratsche» Leich.

Berlin. 14. Nov. Der Kaiser reiste heute nach­mittag zu einem Jagdausslug nach Schlesien.

Berlin, 14. Nov. In einer Anlage der Denkschrift zum 3. Nachtragsetat wurden die Gesamtkosten, di« durch den Seetransport der Truppen und Materlalien für das ostasiatische Ixprdinonscorps bis 25. Okt. 1900 entstanden stad, auf 27,282.500 beziffert.

Berlin, 15. Nov. Finanzminister Dr. o. Miquel Vizepräsident des preußischen Staatsministeriums, erschien, letzthin abends beim Reichskanzler Grasen Bülow und verweilte etwa 2 Stunden bei ihm. Vermutlich hat es sich hierbei um eine eingehende Aussprache über die schwebenden Fragen der Reichspolitik und der preußischen Politik zwischen den beiden maßgebenden Persönlichkeiten in der preußisch-deutschen Gesawtregierung gehandelt.

Berlin, 15. Nov. Zur Erhöhung der Betriebs- sicherhei auf den preußischen Eisenbahnen ist in Aussicht genommen, die den Lokomotivführern und Heizern auferlegte Verpflichtung, sich während der Fahrt vom Zu­stande des Zuges und dem Vorhandensein des letzten Wagens zu überzeugen, auch auf die Zugführer und Bremser aus- zudehnen.

Berlin. 15. Nov. Wie verlautet, ist der Kaiser entschlossen, den Reichstag aufzulösen, falls derselbe die Mittel zur kräftigen Vertretung der deutschen Interessen i» China oder gar die Indemnität für die bisherigen Ausgaben verweigern sollte.

Ausland.

Paris, 15. Nov. Der Figaro schreibt über die Thron­rede des Kaisers Wilhelm: Es wäre geradezu unmög­lich, sich unter den gegenwärtigen heiklen Umständen besser