verleihen möge, daß es im Krieg wie im Frieden sich stets bewähren möge, wie bisher. Er schließe in den Trink, sprach die Truppen des 3. Armeekorps rin, die mit defiliert seien, insbesondere sein Leib-Grenadierregiment.

Die Leistungen der englischen Kavallerie in Süd­afrika werden von den eigenen Fachmännern im allgemeinen recht abfällig beurteilt. Diese Waffengattung hat die auf sie gesetzten Hoffnungen nicht annähernd gerechtfertigt. Ein­stimmig find die militärischen Kritiker der Ansicht, daß die berittene Kolonial-Jnsanterie. nicht nur die kapländische, sondern auch die kanadische und australische, weit nützlichere Dienste leistete und ihren Platz ungleich besser ausfüllte, als die regulären Kavallerieregimenter, welche den Stolz deS Durchschnittsengländers bilden. Die Führung seitens der Offiziere war mangelhaft, die Leute verstanden ihre Tiere weder im Sattel richtig zu behandeln, noch sie den Feld- zugsverhältnifsen gemäß zu versorgen; dazu kam die viel zu schwere Belastung von Mann und Roß.

Ausland.

Ein Attentat auf den Kaiser von Oesterreich soll beabsichtigt gewesen sein. Nach einer Meldung der fran­zösischen Blätter aus Narbonne wurde ein dort aus Bue­nos Aires eingetroffener Anarchist Guiappa verhaftet. Die Verhaftung geschah auf die Anzeige eines Reisegefährten, daß Guiappa einen Anschlag gegen den Kaiser von Oester­reich plane.

Die seit dem Frühjahr in Oesterreich errichteten Wetter­schießstationen haben sich, wie aus einer dem Ackerbau- ministerium in Wien übermittelten Nachricht hervorgeht, glänzend bewährt. Ueberall dort wo Wetterfchreßstationen errichtet wurden, ist ihre Nützlichkeit überzeugend hervorge­treten. Es wurde eine Verminderung der Hagelschäden um nahezu 60 Prozent festgestellt.

Wien, 4. Sept. Der hiesige Korrespondent desBerl. L.-Anz." erfährt aus bester Quelle: Oesterreich-Ungarn und Italien bleiben unverrückt auf der Seite Deutschlands und werden unbedingt alle Schritte des Berliner Kabinets mit­machen. An Wiener maßgebender Stelle glaubt man, daß Rußland Angesichts der ablehnenden Haltung der anderen Mächte seinen Vorschlag wesentlich modifizieren oder viel­leicht ganz fallen lassen werde.

Wien, 5. Sept. Unter dem Vorsitz des Kaisers fand heute Mittag ein Ministerrat statt, an dem Goluchowski, Kallay. Körber und Gzell teilnahmen. Szell kehrte abends nach Budapest zurück.

In Frankreich, Paris ausgenommen, macht sich eine lebhafte Bewegung gegen die Verlängerung der Meltaus- stellung bemerkbar. Die Geschäftsleute in der Provinz be­klagen sich über die Stockung der Geschäfte; der Zug der Touristen richtet sich nach der Hauptstadt zum großen Scha­den der Gastwirte und die ansässige Einwohnerschaft selbst spart, wo sie nur kann, sogar am gewöhnlichen Lebensbedarf, um die Ausstellung besuchen zu können. Alle Welt ist miß­vergnügt.

Antwerpen, 4. Sept. Der DampferStuttgart" mit 120 aus China zurückkehrenden deutschen Soldaten, darunter mehrere von den bei Taku Verwundeten ist heute früh 8'/, Uhr hier eingetroffen. Die Damen der hiesigen deutschen Kolonie hatten ein Komitee gebildet, welches an die Soldaten Tabak, Cigarren und Chokolade verteilte und den Ojfizieren Blumensträuße überreichte. Die Ankunft derStuttgart" hatte eine große Menge Neugieriger nach dem Hafen gelockt.

Bukarest, 2. Sept. Im Verlauf der jüngsten Ver­höre der vom bulgarisch-macedonischen Reoolutionskomitee als Werkzeuge gebrauchten Mörder wurde festgestellt, daß Sarafow den letzteren schriftlich Befehl gegeben hatte, den König Karl unmittelbar vor dem makedonischen Auf­stande, der für das Frühjahr beschlossen war, zu er­morden.

Der Haß zwischen Rumänen und Bulgaren hat be­reits zu einem blutigen Zusammenstoß geführt. Der­selbe erfolgte, so erzählt dirCorr. Hung.", in der ungarisch­rumänischen Grenzstation B ercierovo und es gab 2 Tote und zahlreiche Schwrrverwundete. Am 28. August kam mit dem Nachtzuge eine auS 18 bulgarischen Gärtnern be­stehende Reisegesellschaft aus Budapest in Bercierovo an, um von dort ihre Heimreise fortzufetzen. Da der Zug hier einen längeren Aufenthalt hat, begaben sich die Bulgaren in das der Station zunächst gelegene Wirtshaus, wo meh­rere rumänische Bauern tranken, unter welchen sich auch ein Pope befand. Die Bulgaren hatten sich still in eine Ecke gezogen; allein der Pope haranguierle die Bauern, indem er ihnen laut zurief:Lasset sie nicht über unser Land nach Hause reisen, es find einberusene Soldaten, die gegen uns marschieren werden!" Die Menge fiel nun mit Stöcken und Fäusten über die Bulgaren her. die sich zur Wehr setzten und die Messer zogen, worauf der Pope seinen Leuten zudonnerte:Stecht sie nieder, bevor sie Euch er­morden!" Die Bulgaren retirierten auf die Straße hinaus, die Rumänen eilten ihnen nach und nun begann ein blu- tigrr Kampf, der geraume Zeit «ährte, bis eine Abteilung rumänischer Infanterie anrückte, bei deren Anblick die Bul­garen die Flucht ergriffen und sich über die ungarische Grenze retteten. Die Rumänen wollten ihnen auch dorthin folgen, sie wurden jedoch von der ungarischen Grenzwache zurück- getrieben. Unter den auf ungarischen Boden geflüchteten Bulgaren befanden sich 9 Schwrrverwundete, 2 Bulgaren Namens Vazul Murkov und Sava Tzulorov starben wäh­rend der Flucht. Die ungarische Behörde ließ die Flücht­linge zu Schiffe weitertransportieren; die beiden Toten wurden nach Vercier-w» überführt, wo sie begraben werden sollen. Die rumänische Behörde hat die Untersuchung ein- geleitet, welche feststrllte, daß es auch bei den Rumänen

einige Tchwerverwundete und zahlreiche Leichtverwundete gab. Der Pope konnte von der rumänischen Behörde nicht mehr eruiert werden.

London, 5. Sept. Prinz Heinrich von Preußen, der zum Besuch der Königin von England hier eintraf, hatte vor seiner Weiterreise nach Balmoral eine lange Unterredung mit dem hiesigen deutschen Botschafter.

Bei der englischen Armee fängt man jetzt an, mit veralteten Einrichtungen in der Uniformierung aufzu­räumen. Nachdem bereits vor Jahresfrist auf persönliche Initiative des Herzogs von Connaugth die britischen Ge- neralstabsoffiztere mit einer menschenwürdigen Kopfbedek- kung nach preußischem Muster versehen worden sind, sollen jetzt auch allmählich die gemeinen Soldaten an Stelle der vor hundert Jahren eingesührten unsäglich komisch aus­sehenden kleinen Keppts, die den Kopf durchaus nicht schützen und unpraktisch sind, eine Mütze in deutscher Fa- con, also mit breitem Deckel und Schirm, erhalten, und zwar werden zunächst die Fußgarden hiermit ausgerüstet. Damit verschwindet eine der Eigenheiten in der Equipierung des britischen Soldaten.

Washington, 1. Sept. Die amerikanische Regierung hat eine Bekanntmachung erlaffen, wonach die Pest in Glasgow ausgebrochen ist und sämtliche Schiffe, die von dort kommen, einer Quarantäne unterworfen werden.

Die Revolution in dem südamerikanifchen Freistaat Venezuela ist beendet. Am Geburtstag des Befreiers Bo- livar verkündigte der Telegraph dem Land die frohe Bot­schaft, mit welcher der General Castro die völlige Wieder­herstellung des Friedens bekannt giebt. Die Gefangennahme des Revolutionschefs General Hernandez und die Amnestie- Erklärung der Castroschen Regierung haben den vorherge­sagten Erfolg gehabt und Venezuela endlich wieder friedli­chen Zuständen zugeführt. In seinem Manifest appelliert der General Castro an den Patriotismus der Venezolaner und fordert alle ohne Unterschied der Parteien auf, mitzu­wirken an der Friedensarbeit, die durch die Bürgerkriege angerichteten Schäden vergessen zu macken und das Land sobald als möglich wieder verfassungsmäßigen Zuständen zu- zuführen. _

Vom südafrikanischen Kriegsschauplatz.

London, 4. Sept.Daily Mail" meldet aus Prä­tori a. daß die Burenabteilung, welche sich vor Buller nach Lydenburg zurückziehen mußte, 1000 Mann stark ist und 4 große Geschütze besitzt. Das Blatt hebt hervor, daß das Gebiet sich vortrefflich zur Verteidigung eigne, daß aber die Buren nicht zahlreich genug seien, um diese Stellung zu behaupten.

New-Jork, 4. Sept. Hier ist ein englischer Dampfer eingetroffen, welcher von St. Helena kommt. Der Kapitän desselben erklärt«, daß die Buren auf der Insel St. Helena mit ihrer Verpflegung und Behandlung sehr zufrieden seien. General Cronje werde öfters vom Gouverneur zur Tafel eingeladen.

London. 4. Sept. Aus Maseru 3. Sept. Lady- brand ist von den Burenkommandos unter Fourie, Gobler, Lemmer und Maffebrock, sowie 200 Kundschaftern mit dem Chef des Ausklänmgsdienstes Theron eingeschlossen. Die britische Garnison verbrannte ihre Vorräte, um einer Weg­nahme vorzubrugen. Wenn die Stadt genommen würde, wäre die Lag« der Garnison kritisch. General Hunter eilt schleunigst zum Entsatz herbei.

London, 4. Sept. Aus Kapstadt wird gemeldet: Die militärischen Operationen im Norden und Westen Transvaals werden lebhaft fortgeführt. Oberst Plumer hatte 2 Gefechte mit den Buren am Rooikop und erbeutete 100 Gewehre, 40 000 Patronen und einige Vorräte. Am 31. August versuchten die Buren erfolglos die Wasserwerke von Johannesburg zu zerstören. General Hart überraschte sie dabn und jagte sie in die Flucht. In derselben Gegend wurde eine Abteilung Dewets unter großen Verlusten ge­schlagen. Dem Vormarsch der Kolonial-Dioiston nach Zeerust und Krügersdorp wird ein heftiger Widerstand entgegengesetzt. Der Feind erlitt schwere Verluste.

Aus Belfast wird vom 2. ds. telegraphiert: General Baden-Powell ist am Samstag von Pretoria nach Kapstadt abgereist.

London, 4. Sept. Das Reuter'sche Bureau meldet aus Badfontain vom 3. ds.: General Buller griff die Buren gestern auf den Höhen an, die Lydenburg beherrschen. Botha mit 2000 Buren befand sich beim Feind, der den ganzen Tag den Paß hielt. Bei Annäherung der englischen Kavallerie eröffnet« der Feind aus 3 Geschützen schweren Kalibers und einem Schnellfeuergeschütz das Feuer. Die Engländer besetzten mit reitender Artillerie eine Stellung auf dem rechten Flügel, von wo der Rückzug vor Eintritt der Dunkelheit unmöglich war. Die Geschütze der Buren feuerten den ganzen Tag. In Anbetracht dessen, daß die Engländer sich iw Thalkeffel befanden, hatten dieselben außerordentlich aeringe Verluste. Die britische Infanterie auf dem linken Flügel griff gleichfalls die Buren an, welche hinter den Wafferläufen verborgen waren.

London, 4. Sept. Eine Depesche des Lord Roberts auS Belfast vom 3. Sept. besagt: Da General Buller bei dem Vormarsche auf Lydenburg die Buren direkt vor der Front in einer starken Stellung vorfand, die er nicht umgehen konnte, sandte ich heute eine Kolonne ab, um ihn zu unterstütz rn. Am 2. Sept. wurde von den Buren auf der Petrusburglinie ein Eisenbahnzug, mit dem Truppen befördert wurden, zum Entgleisen gebracht.

Belfast, 4 Sept. Lord Roberts berichtet über ver­schiedene schon bekannte Gefechte und sagt, daß kleine Kom­mandos. die hauptsächlich zu Dewets Abteilung gehören,

in der Nähe von Johannesburg eine lebhafte Tätig­keit entwickeln. Eine Abteilung Kolonialkavallerie marschicte von Zeerust nach Krügersdorp durch einen sehr mißvergnügten Distrikt. Die Abteilung bestand mehrere Gefechte. Die Verluste der Engländer betragen zusammen 60 Mann; die Verluste der Buren sind schwer.

Maseru, 5. Sept. Die Garnison von Ladybrand zählt 150 Mann und hat keine großen Geschütze. Sie liegt in Verschanzungen. Die Buren, 20003000 Mann stark, verfügen über 10 Geschütze. Die Garnison schlug bereits 2 Angriffe der Buren ab. Die Ankunft der briti­schen Entsatzkolonne wird heut« erwartet.

Kapstadt, 5. Sept. Die ZeitungOnsland" bespricht die Annexion Transvaals und erklärt, daß man zwar ein Land annektieren, aber nicht die Herzen der Bevölkerung erobern kann und daß die Partei der Afrikander sich von Tag zu Tag verstärken werde. Die Annexion habe nur dann Dauer und Wert, wenn dieselbe durch eine mächtige Armee gewährleistet werde.

Die Krisis in China.

Shanghai, 4. Sept. Der Spszialkorrespondent der Frkf. Z." meldet: Der deutsche Gesandte v. Mumm hat gestern mit den Herren o. Goltz und v. Bohlen ohne militärische Begleitung die Chinesenstadt von Shanghai besucht und bei der Rückkehr dem Taotar einen Besuch ab- gestattet. Sie wurden nirgends belästigt. Das beweist einerseits den Mut der deutschen Herren und deutet anderseits darauf hin, daß die Bevölkerung friedlich gesinnt ist und nicht mehr an Unruhen und Beschädigungen denkt. Als der Taotai hörte, daß deutsche Truppen landen werden, war er sehr bestürzt. Ec beruhigte sich aber wieder, als ihm gesagt wurde, die Truppen würden nicht auf chinesischem Territorium landen.

London, 4. Sept. Reuter erfährt: Man ist ernst­lich besorgt über das Ausbleiben von Nachrichten aus Peking und über die Unmöglichkeit, mit den Gesand­ten in Verbindung zu treten, wofür man bis jetzt keinen Grund kennt. Die telegraphische Verbindung ist, wie angenommen wird, aufs Neue von den Chinesen unter­brochen. Bezüglich der Haltung der geflohenen chinesischen Behörden herrscht absolute Unkenntnis.

Shanghai, 3. Sept. Der von seiner Transvaal-Be­sprechung her alsalter preußischer Offizier" sehr geschätzte Spezialkorrespondent derFrks. Z." meldet, im Jingtsethale wird die Lage bedrohlich, da aus allen Orten Unruhen ge­meldet werden und überall Aufregung herrscht. Waffen und Munition wurden der Bevölkerung auf dem Jangtse zugeschickt und zwar aus dem Arsenal von Wusung vor der Nase der europäischen Kriegsschiffe. Ein deutsches Ge­schwader und das TruppenschiffBatavia" werden erwartet. Wusung hätte genommen werden können, wenn das deutsche KanonenbootJaguar" hier gewesen wäre. Jetzt ist die Sache gefährlich, da die Bevölkerung des Jangtsethales auf­stehen und alle Europäer ermorden würden. Selbst unser KreuzerSeeadler" in Hankow wäre gefährdet. Die Un­ruhen im Jingtsethale werden allgemein Jntriguen der Engländer zugeschrieben. Die hier abgehaltene Parade der indischen und französischen Freiwilligen machte einen tiefen Eindruck, ebenso die gestrige Landung der frz.Truppen.

Berlin, 4. Sept. Der 2. Admiral des Kreuzergeschwa- ders meldet aus Taku vom 3. Sept.: Das Vorkommando unter Major Falkenhayn ist eingetroffen.

London, 5. Sept. Urber die Belagerung der Ge­sandtschaften in Peking erzählen die ersten am 3. Sept. in Tientsin eingetroffenen Europäer, meist Zollbeamte, noch das Folgende: Ehe die Belagerung angefangm hatte, hatte die Gesandtschaft Englands einen riesigen Vorrat von Wein und Spirituosen, namentlich Champagner und Whisky, so­wie von Reis eingelegt. An Fleisch war jedoch nur Pferde­fleisch verfügbar, und mit der Milch in Büchsen war es bald vorbei, obwohl sie für Kinder und die Kranken Vor­behalten wurde. Die Ermordung des deutschen Gesandten v. Ketteler war gewissermaßen der Anlaß zur Rettung der übrigen Europäer, indem sie die verräterisch? Haltung der Chinesen klar darlegte. Die Europäer berieten gerade, ob sie das Angebot der Chinesen, ihnen sicheres Geleit nach Tientsin zu geben, annehmen sollten. In Folge der Er­mordung des deutschen Gesandten lehnten sie das Angebot ab und zogen sich in die Gesandtschaften zurück, nachdem sie erst noch eine Anzahl Läden mit Reis geplündert hatten. Das Verhalten der Schutztruppen war äußerst tapfer, und zwischen den verschiedenen Nationalitäten und Rangstufen herrschte das herzlichste Einvernehmen.

New-Iork. 5. Sept.Newyork Herald" meldet aus Honkong vom 3.: Einflußreiche Eingeborene sprechen die Ansicht aus, daß die fremdenfeindliche Bewegung in den südlichen Provinzen Chinas einen Charakter annimmt, welcher über die Macht der Behörden hinausgeht. Sie sagen einen furchtbaren Ausbruch der Bewegung binnen Monatsfrist voraus.

Der Reichspostdampfrr des Norddeutschen Lloyd Sachsen", mit welchem sich Graf Waldersee mit seinem Stabe nach China begiebt, wird aus seiner Ausreise fahr­planmäßig folgende Häfen anlaufen:

Genua.21. August.

Neapel ..... 22.

Port Said . .. . 26.

Suez .27.

Aden.31.

Colombo .... 7. September.

Penang.11.

Tingapore .... 13.

Hongkong .... 18.

Shanghai .... 22.